Etwas uber Farbenbezeichnung in der Philatelie

Bekanntlich gibt es Menschen, die Farbenblind sind. Die Farbenblindheit kann nun vollständig sein, wobei alles grau erscheint, aber partiell nur für gewisse Farben blau-gelb, rot-grün. Aber auch bei anderen, die von Natur nicht so stiefmütterlich bedacht worden sind, stößt die richtige Bezeichnung einer Farbe manchmal auf recht erhebliche Widerstände. Die Farbenchemie in der bekanntlich Deutschland eine monopolartige Stellung inne hat, hat für die Farben wissenschaftliche chemische Namen; der Maler, der die Farben bearbeitet, benutzt meistens ebenfalls die chemischen Namen. Würde man den Briefmarkensammlern einen Katalog mit solchen Farbenbezeichnungen vorsetzen, so würden wohl die wenigsten etwas damit anzufangen wissen.
Für die Briefmarken benutz man daher viel einfachere Bezeichnungen, aber auch bei dieser Verwendung gibt es noch Verwirrung genug. Vor einigen Tagen erstand ich mir den Danziger Briefmarken-Katalog. Ich möchte nur einige Farbenbezeichnungen daraus herausgreifen. So soll Danzig I 20 Pfennig lilablau, 2,50 Mark purpurlilarot, die Umrandung der Kogge 5 Mark tiefschwarz, die Mitte von 10 Mark olivschwarz, der Raster bei Danzig III soll violettblau (in Anzeigen liest man manchmal auch violettrosa) sein. Herr Ebel in Rössel hat über die sog. Gedenk- und Siegesmark von Allenstein einen Artikel veröffentlicht unter den Titel „Die berühmte Rotviolette“. Damit sind wir auch schon bei der Farbe angelangt, gegen deren Namen am meisten gesündigt wird: violett-purpurlila.
Was ist Purpur? Eine Farbe, die schon im grauen Altertum bekannt war und damals aus den Absonderungsprodukten der Purpurschnecken (murex) gewonnen wurde, heute durch Mischung gleicher Teile blau und rot zu gewinnen ist. Machen wir nette Mischungen, nehmen aber stufenweise immer weniger rot, so erhalten wir die Farben: purpurviolett – violett – blauviolett – violettblau und schließlich das reine Blau. Verringern wir nach und nach die die beigefügte Menge von Blau, so sich die Farben purpurlila – lila – rotlila – lilarot und endlich die reine Rot. Ein Lilablau, Violettrosa und rotviolett treffen wir in unsere Skala nicht an.
Die Bezeichnungen sind unlogisch. Die oben erwähnte 20 Pfennig ist also violettblau oder blauviolett (beide Schattierungen kommen vor), die 2,50 Mark ist rotlila in zwei Helligkeitsgraden (diese Farbe ist m.W. nur in der ersten Zeit am Schalter verkauft worden und ist, wie beim Saargebiet, die weit seltenere), und lilarot wieder in zwei Helligkeitsgraden, von denen vielleicht der dunklere purpurlila genannt werden kann. Purpur ist also eine Mischfarbe rot-blau; überwiegt blau, so nennt man sie violett (veilchenfarbig), überwiegt rot, dann lila (fliederfarben). Das lateinische Wort viola heißt das Veilchen und das französische le lilas der Flieder. Wer sich diese beiden Begriffe einprägt, kann die Farben nicht mehr verwechseln.
Nun, wie ist es mit den anderen Farben? Es gibt drei Grundfarben: blau – gelb – rot. Die anderen Farben können wir durch Mischung erhalten. Mischt man blau – gelb, so erhält man grün. Ja nachdem man mehr oder weniger blau oder aber gelb zugibt, erhält man folgende Stufenreihe: blau – grünblau – blaugrün – grün – gelbgrün – grüngelb – gelb. Aus einer Mischung rot – gelb ergib sich die Farbenskala rot – orangerot – rotorange – orange – gelborange – orangegelb – gelb.
Nun fehlt noch weiß und sein Gegenteil Schwarz. Physikalisch nennen wir den Körper weiß, der alle farbigen Bestandteile des Sonnenlichtes in gleichem Verhältnis unregelmäßig zurückwirft. Schwarz, wenn gar keine Strahlen zurückgeworfen werden, grau, wenn der Körper von allen Strahlen des Sonnenlichtes in dem selben Verhältnis eine größere Menge absorbiert, farbig, wenn nur gewisse Strahlengattungen zurückgeworfen werden.
Weiter gibt es noch sog. unreine Farben, wie braun, oliv, schiefer.
Mit diesen Farben kann vielleicht der Allgemeinsammler auskommen, nicht aber der Spezialist. Krieg und Umsturz hat uns aber eine solche Unmasse neuer Marken gebracht, dass die meisten Sammler, wenn sie irgend etwas Vollständiges zusammenbringen wollen, sich spezialisieren müssen. Nun hat der Krieg nicht nur in den Ententestaaten, sondern auch in Deutschland selbst oft Knappheit an bestimmten Farben entstehen lassen. Während die Germaniamarken 18 Jahre lang ohne nennenswerte Unterschiede immer im gleichen Farbenton erschienen sind, war es während des Krieges oft unmöglich, die benötigten Farben in der gleichen Güte und in der gleichen Zusammen-setzung zu liefern. Die Folge dessen waren alle möglichen Farbtöne, die der Spezialist alle zusammenzubringen sucht.
Um aus auch für alle diese Töne Bezeichnungen zu haben, benutzt man „hell, blass, matt, fahl, trüb, schmutzig,“ oder etwa „lebhaft, tief, satt“.
Außer diesen Bezeichnungen haben sich nach eine Reihe anderer, in den Briefmarkenkatalogen eingebürgert, die zum Teil eine den drei Reichen der Natur entlehnt sind, wie: lachsfarben, rehbraun, kirschrot, grasgrün, moosgrün, maigrün, kastanienbraun, ziegelrot, kupferrot, smaragdgrün, Stahlblau, schieferfarben, oder vom Küchenzettel, wie: milchblau, rahmfarben, fleischfarben, blutrot, weinrot, kaffeebraun, schokoladenbraun; auch Feuer, Wasser, Luft und Erde müssen mit ihren vorherrschenden Farben herhalten, wie feuerrot, wasserblau, himmelblau, erdfarben.
Einige Farben haben die Philatelisten auch von den Chemikern entlehnt, wie z.B. ultramarin, preußischblau, indigo und zinnober.
Außer den angeführten Farben gibt es in den Katalogen noch eine große Menge, doch genug damit. Die allzukleinen Unterschiede, die man heute manchmal herausfinden will, stand ja auch meist nur an großen Blockstücken oder ganzen Bogen festzustellen. Trennt man die einzelnen Marken los, so verschwinden diese zarten Unterschiede fast ganz. Trägt die Marke noch einen starken Stempel und hat ein paar Mal ein Wasserbad mitgemacht oder in der Sonne gelegen, so sind überhaupt keine Unterschiede mehr festzustellen. L.D.

Danzig