Ostwalds Farbenlehre und die Philatelie

Unser geschätzte Mitarbeiter, Herr K.Burgerz, Tegernsee, bittet uns um Aufnahme der folgenden Seiten, denen wir im Interesse der Klärung der Frage, ob die Ostwald-Farbenkunde für die Philatelie in Betracht komme, gerne Aufnahme gewähren. Wir verweisen auch auf den heutigen Artikel von E. Marré, und es sind uns weitere sachverständige Beiträge zu diesem zeitgemäßen Thema im Interesse der Sammlerwelt willkommen. Redaktion der „Briefmarken-Rundschau“
Unter obigen Titel befasst Herr Kurt Siebenfreund in Ausgabe 30 der „B.R“ sich mit meinem Aufsatz über Farbentafeln und empfiehlt! Mir zum Schluss das Studium der Ostwaldschen „Farbenfibel!“ Wie der Verfasser auf die Idee kommt, dass mir dieses Werk unbekannt sei, entzieht meiner Beurteilung, es könnte nur auf Grund einer sehr oberflächlichen Kenntnis meiner schon früher über Farben erschienenen geschehen sein; in meiner im Jahre 1917 erschienenen Arbeit „Über Farbenbezeichnungen in der Philatelie“ befasste ich mich schon mit dem Ostwaldschen Werk und bewies, dass seine Aufstellung eine rein willkürliche und für uns wertlos ist, auch das Unlogische und Unstatthafte einiger seiner Bezeichnungen führte ich dort an.
Was uns Philatelisten not tut, ist eine Vereinfachung und eine verständlichere Bezeichnung der Farben, derart, dass jeder Sammler dieselben ohne weiteres verstehen und auf seine Liebhaberei anwenden kann. Auch der Künstler braucht dasselbe, und gerade die Künstler waren es auf dem Münchener Farbentage, die sich in schärfsten Gegensatz zu Ostwald und seiner Farbenkunde setzten – kein Wunder, da auch die sonstigen Ansichten des Geheimrats über Kunst jeder Beschreibung spotten. (Er behauptet z.B., dass ein Rembrandt, wenn er ausgemessen, beschrieben und photo-graphiert sein, ruhig zerstört werden könne und die Welt dann nichts an ihm verlieren würde!)
Es bestätigt sich immer wieder das alte Sprichwort „Schuster, bleib’ bei deinen Leisten!“ Nur ein Goethe konnte sich erlauben, dieses Prinzip zu durchbrechen – er hat über Farbenlehre, Bedeutendes geschrieben. Die Epigonen aber sollten sich damit begnügen, sich auf ihren besonderen Spezialgebieten zu betätigen und das über Farbe den Fachleuten, den Künstlern, zu überlassen.   A. Bungerz

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