Falsche Aufdrucke auf Danziger Marken.

Spezialprüfer heraus!

Es ist angesichts der Flut der auf die Sammlerwelt in den letzten zwei Jahren anstürmenden Brief-markenneuheiten und besonders der vielen oft mit den einfachsten technischen Hilfsmitteln gedruckten Provisorien von Monat zu Monat schwieriger geworden, sich über die einwandfreie Echtheit von Postwertzeichen gewisser Gebiete schlüssig zu werden. Wer schon früher in den „guten alten Zeiten“, da noch die Sachsen-3-Pfennig-Marke unter 100 Mark wertete das Prüfungs-gebiet ein umfangreiches und kaum von einem einzelnen noch so gut unterrichteten philatelistischen Sachverständigen zu bewältigen, so hat es seit dem Erscheinen der sogenannten Nachkriegsmarken alle Grenzen gesprengt. Immer dringender stellte sich daher die Notwendigkeit heraus, dass einzelne selbst ganz kleine Gebiete innerhalb der Briefmarken herausgebende Länder nur von sehr erfahrenen (meist einheimischen!) Spezialisten und Prüfern bearbeitet werden mussten.
Wir möchten uns heute einmal an Hand eines Beispiel mit den falschen Aufdrucken auf Danziger Marken beschäftigen, und da erheben sich – was natürlich auch für alle anderen Länder gilt – folgende drei Hauptfragen:
1. Welche Marken wurden bisher tatsächlich gefälscht?
2. Welches sind die Merkmale der Fälschungen?
3. Wer sind die Fälscher?
Diese Fragen verdienen durchaus einmal in der Öffentlichkeit behandelt zu werden, denn bis jetzt ist die Sammlerwelt in Danzig und auch anderswo, trotz der vielen einzelnen in der Fachpresse zer-streuten Veröffentlichungen noch viel zu wenig darüber aufgeklärt worden. Im Falle Danzig mit dem wir uns an dieser Stelle beschäftigen wollen, ist die erste Frage durch zahlreiche Beiträge vor allem auch in der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ wohl zur Genüge geklärt. Jeder Sammler, der gewohnt ist, die einschlägige Literatur aufmerksam zu verfolgen, muss heute wissen, welche Marken in der Hauptsache von Danzig gefälscht wurden. Weit schwieriger ist aber, wie sich auf Grund von Erfahrungen in der letzten Zeit herausgestellt hat, das Problem, das wir etwa in folgenden Satz fassen möchten: „Ist es möglich, Aufdrucke auf Danziger mit völliger Bestimmtheit als echt oder falsch zu bezeichnen oder kann in gewissen Fällen nur mit mehr oder minder großer Wahrscheinlichkeit die Echtheit des Aufdruckes festgestellt werden?“ – Jedenfalls lässt eine uns bekannt gewordene Tatsache (ein sehr bekannter und erfahrener deutscher Markenprüfer bezeichnete Stücke der Danziger Innendienstmarken zuerst als falsch, erkannte dann aber 14 Tage später die gleichen Marken als echt) darauf schließlich, dass ein positives Ergebnis einer Prüfung nicht immer so leicht erreicht werden kann. Einen ganz ähnlichen Fall haben wir übrigens jüngst auch in Berlin mit sehr geschickt gefälschten Sachsen-3-Pfennig-Marken zu verzeichnen gehabt.
Ein einzelner Prüfer, und sei er auf seinem eigensten Gebiet auch noch so unfehlbar, kann sich infolge widriger Umstände auch einmal leicht irren. Es wäre daher sehr zu erwägen, ob man nicht von Vereinswegen in jeder größeren Stadt mehrere sachverständige Herren, etwa drei bis vier, zu einer Prüfungskommission einzelner Spezialgebiete zusammen berufen könnte. Die Autoritäten dieser Prüfungsstelle wäre wohl weit weniger bestritten, als die eines einzelnen Prüfers und würde sicherlich auch über die einzelne Stadt hinaus allgemein in der Philatelistenwelt Anerkennung und Würdigung finden.
Um einen praktischen Anfang zu machen, rufen wir heute in der „Briefmarken-Rundschau“ alle Prüfer einzelner Länder oder Ländergruppen, die ihr Spezialgebiet genau studiert haben, auf, uns ihre Adresse und alle notwendigen Einzelheiten zur Sache mitzuteilen.
Wir bringen bereits in unserer heutigen Ausgabe an erster Stelle des Anzeigenteiles eine kurze Auf-stellung der bekanntesten Prüfer einzelner Gebiete und werden bemüht bleiben, die Liste so vollständig als möglich zu gestalten und alle a.W. auch dauernd zur praktischen Orientierung der Sammlerwelt veröffentlichen.
Im Anschluss an unsere Ausführungen möge hier eine Arbeit eines bekannten Danziger Sachver-ständigen, speziell über Fälschungen von Danziger Provisorien folgen. – Gleichzeitig bitten wir aber in erster Linie alle Danziger ernsten Philatelisten, die als Prüfer von Danziger Marken schon Erfahrungen gesammelt haben, uns mit geeigneten Angaben im Interesse der Allgemeinheit an die Hand zu gehen.
Erst wenn die Öffentlichkeit in Danzig und darüber hinaus wirklich weiß, der als tüchtiger Prüfer wirklich in Frage kommt, werden die Zweifel über falsche Danziger Marken aufhören oder doch wenigstens auf ein Minimum reduziert werden.
G.O.K.

Danzig