Archiv der Kategorie: Briefmarken Rundschau 1921

Unser Verein

„Ipoklu“
Internationaler Postwertzeichensammler-Klub. (Geschäftsstellen, Werbestellen und Tauschobleute im Freistaat Danzig und in Deutschland.) Die Korrespondenzstelle in Amberg 2 (Oberfalz) schreibt uns:
Der Druck der Satzungen für den Freistaat Danzig ist beendet und wir haben diese bereits an alle, die sie anforderten, zum Versand gebracht. An alle Sammler ergeht die dringende Bitte, sich wenigstens die Satzung unseres Vereins kommen zu lassen, damit sie sehen, dass wir wirklich ungemein viel Bieten. Der Zusammenschluss der Postwertzeichensammler ist unser erster Zweck, der Zusammenschluss zum Kampfe gegen Spekulation und Wucher in der Philatelie. Die Korres-pondenzstelle sendet auf Wunsch jedem Sammler, die im Freistaate Danzig oder Deutschland wohnt, die Satzungen und Aufnahmepapiere gratis und franko zu. Vereinsorgan für die im Freistaat Danzig wohnenden Mitglieder ist die Danziger „Briefmarken-Rundschau“, deren Abonnement zu besonders ermäßigten Preise für Danziger Mitglieder obligatorisch ist. Beiträge zum Klubwerden nicht erhoben, weder Aufnahmegebühr noch Jahresbeiträge.

Danziger Postkarten

Zwecks Unterrichtung der nicht in Danzig ansässigen Sammler geben wir hier noch einmal eine zusammenfassende Aufstellung der neuen Postkarten im Wappentyp – zwei weiße Kreuze, darüber Krone im farbigen achteckigen Schilde -, eingefasst von einem weißen achteckigen Schriftband, Wertziffer in den Ecken. Besonders zu bemerken ist dabei, dass die zuerst erschienene, einfach Karte zu 40 Pfennig ultramarin längere und schmalere, weiße Ordensritter-kreuze hat, als sie das amtliche Wappen des Freistaates Danzig aufweist. Dieser heraldische Fehler, der vielleicht bei einer Neuauflage des 40-Pfennig-Wertes noch verbessert werden dürfte (worauf Ganzsachensammler schon jetzt aufmerksam gemacht seien!) wurde bei den später erschienenen Kartenwerten schon derart korrigiert, dass bei ihnen die Kreuze wesentlich kürzer und gedrungener übereinander stehen. Verausgabt wurden bisher die
Postkarten: 20 (Pfennig) hellgrün (Inlandsverkehr); 40 (Pfennig) ultramarin (Verkehr mit Deutschland und Polen); 60 (Pfennig) karmin (Weltpostverkehr)
Antwortkarten: 30 + 30 (Pfennig) hellgrün; 40 + 40 (Pfennig) ultramarin; 60 + 60 (Pfennig) rot. Die 40 Karte mit Antwort zeigt bereits die kleineren Kreuze

Danziger Innendienstmarken

Die Nr. 29 der Leipziger Illustrierte Briefmarken-Journal bringt unter der Überschrift: „Danzig, die Innendienstmarken und anderes“ einen Artikel, der mehrere Irrtümer enthält. Der Name Innendienstmarke wurde den in Frage kommenden drei Werte gleich kurz nach der Ausgabe zwecks knapper Bezeichnung beigelegt und nicht erst dann, als sie bereits große Seltenheiten waren. Ein Teil der Marken ist tatsächlich auf Anordnung der Danziger Oberpostdirektion von Beamten zur Frankierung von Paketadressen verwendet worden. Die amtliche Auflage, die allerdings sehr klein war, hat die „Briefmarken-Rundschau seinerzeit veröffentlicht! Die geringe Auflage erklärt sich dadurch, dass nur die seinerzeit in Danzig noch vorhandenen Restbestände der 60-Pfennig, 1-Mark und 2-Mark-Marken überdruckt wurden….

Herstellungsarten der Briefmarken.

von
K.
Vieth.
III.

Hochdruck (Chemisch-mechanische Methode)

Die Zinkographie. Zur Herstellung einer Zinkogrphie-Druckplatte kann nur reines Zink in Platten von 1 ½ bis 3 Millimeter Stärke verwendet werden. Dasselbe muss vollkommen glatt sein, also keine Risse und Schrammen haben. Vor dem Aufbringen des Bildes wird die Platte mit feinstem Schmirgelpapier abgezogen und mit Schlämmkreide und Wasser entfettet. Das Bild kann dann entweder direkt aufgezeichnet werden oder umgedruckt. Zum direkten Aufzeichnen im Spiegelbilde benutzt man eine säurefeste Farbe: lithographische Tusche oder eine Harz-(Asphalt-)Lösung. Zum Umdrucke wird ein mit einer Kleisterschicht bestrichenes Papier benutzt, das dann mit Farbe, die sehr fett sein muss, bezeichnet wird da sich der Kleister und die Farbe nicht verbinden und die Farbe von den Papierfasern nicht aufgesogen werden kann, so gibt das auf die Zinkplatte gepresste Papier die ab. Von den Umdrucken gibt es zwei vollkommen verschiedene Arten: 1 die Auto-graphie und 2 Umdrucke von schon vorhanden Druckstöcken.
Bei der Autographie wird Selbstgeschriebenes druckbar gemacht, indem man mit fetter (Autographier-)Tinte auf gewöhnlichem Schreibpapier die Zeichnung macht und dann auf die Zinkplatte überträgt. (Näher darauf eingehen werden ich jedoch erst bei der Beschreibung der Flach-druckarten). Dagegen wird die zweite Art in der Philatelie viel angewendet. Man stellt einen „Urstock“ von einem Markenbilde her, druckt diesen auf Papier ab und überträgt den Abdruck auf eine andere Platte, mehrere derselben werden dann zu einem Markenbogen zusammengesetzt. Dieses bedeutet für den Zinkographen eine außerordentliche Arbeitserleichterung, denn während er z.B. wie bei dem Bogen der Danziger Pfennigwerte 100mal dasselbe Klischee herstellen müsste, hat er es nur einmal nötig, indem er eins anfertigt und dann die weiteren überdruckt. Das hierdurch dem Sammler viele Typenarten erspart bleiben, mag der „Typenjäger“ bedauern, der ernste Sammler dagegen freuen, denn dass sonst eine jede Marke eine besondere Typenart darstellen würde, wird wohl jedem einleuchten.
Der zweite Arbeitsgang besteht in der Ätzung“, die mit verdünnter Salpetersäure vorgenommen wird. Zunächst wird die Platte auf der Rückseite und an den Seiten zum Schutze gegen die Säure mit Schellacklösung bestrichen. Da sich nun die Säure nicht senkrecht, sondern schräg nach innen in das Metall einfrisst, so würden, wenn man eine hochprozentige Säuremischung nehmen würde, die feinen Punkte und Striche unterfressen werden und in kurzer Zeit verschwinden. Darum wird zuerst eine stark wässrige Säurmischung genommen und die Platte so lange darin gelassen, bis die feinen Partien hoch genug auf der Platte stehen. Dann wird sie abgespült, die betreffenden Stellen ganz mit Farbe bedeckt und die erhabenen Linien an beiden Seiten mit Farbe bestrichen. Würde die Säure sonst weiterfressen, so würde sie auch die dicken Striche untergraben. Hierauf komme die Platte in eine etwas stärkere Säuremischung und so fort, bis die größten Partien tief genug geätzt sind. Dann findet eine Nach- oder Reinätzung statt, bei der die durch das Ätzen entstandenen scharfen Kanten abgefressen werden. Dann ist die Platte druckreif.
Die Galvanoplastik wird zu zwei verschiedenen Zwecken verwendet: Erstens soll sie weiche (Kupfer-)Druckplatten widerstandsfähiger machen, indem sie zum Überzuge verwendet wird, und zweitens soll sie von einem Druckstocke mehrere herstellen, indem man den Überzug vom Stocke loslöst und aufklotzt. Die Herstellung des Überzuges erfolgt indem allgemein bekannten galvanischen Bade. Leider kann ich bei dem knappen Raume nicht näher auf das weitverzweigte Gebiet der Galvanostegie eingehen und verweise Interessenten auf das leichte Büchlein „Galvanostegie“, das in der Miniatur-Bibliothek als Nr. 178/74 erschienen und durch jede größere Buchhandlung oder vom Verlage Albert Otto Paul in Leipzig für 1,50 Mark zu beziehen ist.

Ein Stempel-Kuriosum der Freien Stadt Danzig.

Kürzlich lag uns eine Postkarte mit der merkwürdigen Abstempelung „Fürstenberg – Freie Stadt Danzig“ vor. Da es einen Ort dieses Namens im Freistadtgebiet bekanntlich nicht gibt, wandten wir uns um Auskunft an die zuständige Stelle und erhielten darüber von der O.P.D. für das Gebiet der Freien Stadt Danzig unter dem 9. November folgende interessanten Bescheid:
„Eine Berliner Stempelfabrik hat den für die Postagentur „Fürstenau (Freie Stadt Danzig bestimmten Aufgabestempel irrtümlich mit der Inschrift „Fürstenberg (Freie Stadt Danzig)“ versehen. Bevor das Postamt in Tiegenhof, das den Fehler beim Eingange des Stempels bemerkt hatte, den unrichtigen Stempel an den Lieferer zurücksandte hatte, hat ein Beamter des Postamtes widerrechtlich mit dem Stempel einen Abdruck auf die einem dann zugesandte Postkarte gesetzt. Gegen den Beamten, der gegeben hat, dass er sich einen Scherz haben erlauben wollen, ist das erforderliche verfügt worden.

Die Danziger Markenprüfungs-Kommission

Von
Th. Heimann, Vors. D. V. „Briefmarkenfreunde“, Danzig

Nachdem anscheinend alle interessierten Kreise zu diesem Thema ihre Ansichten mitgeteilt haben, gestatte ich mir, noch einmal hierzu das Wort zu nehmen. Die Erfahrungen haben gelehrt, dass es ein einfacher überdruckte Marken zu Prüfen, als solche, die mit einem Überdrucke versehen sind. Für die erste Art ist es den Prüfern vermöge jahrelanger Studien und ausreichenden Vergleichs-materials meist möglich, auch allein ein Urteil über echt oder gefälscht abzugeben. Es ist auch bekannt, mit welch großem Vertrauen die Sammler sich dem Urteil anerkannter Prüfer unterwerfen. Ganz anders ist die Lage übe den Überdruckmarken. Hier fehlt die Jahrelange Übung, hier fehlt vor allem das Vergleichsmaterial.
In einem Artikel wird nun angeregt, Spezialisten aller Danziger Vereine in eine Kommission zu wählen, um Parteilichkeit auszuschalten. Ich bemerke hier, dass es wohlwenig Sinn hätte, eine Kommission zusammenzustellen, wenn man auch nur mit einem Gedanken an dem Begriffe der Parteilichkeit haftet. Der Verein „Briefmarkenfreunde“ hat aus diesem Grunde die Kommission noch nicht in Tätigkeit treten lassen; auch ergaben sich sonstige ganz beträchtliche Schwierigkeiten. Da aber eine Prüfungsstelle tatsächlich dringend notwendig ist und der Verein „Briefmarken-freunde“ bereits mehrfach den Versuch gemacht hat, die am Orte bestehenden Vereine zu gemein-samer Tätigkeit zu vereinigen, was bisher leider erfolglos war, bitte ich hierdurch alle Sammler, die Spezialkenntnisse und evtl. Vergleichsmaterial besitzen, sich für diese Kommission zur Verfügung stellen zu wollen. Damit glaubt der Verein auch am besten Stimmen gerecht werden zu können.
Alle Vorarbeiten sind seitens des Vorstandes des Vereins im Gange. Ganz besonders anzuerkennen ist hierbei, dass die Danziger Oberpostdirektion, soweit es ihr möglich war, Vergleichsmaterial insofern zur Verfügung stellte, als einzelne der in Frage kommenden Werte photographiert werden konnten. Was nun die Stärke der Kommission anbetrifft, so halte ich eine aus drei, höchstens vier Sammlern bestehende Kommission für vollkommen ausreichend. In Zweifelfällen können immer noch ein oder zwei Kenner hinzugezogen werden, wie die Redaktion der „B.R.“ bereits erwähnte. Die Kommission wird dann erst nachweisen müssen, dass sie in der Lage ist, einwandfreie Urteile über die vorgelegten Objekte abzugeben. Erst wenn dies geschehen, könnte evtl. in einzelnen Fällen die Behörde das Urteil der Kommission einfordern.
Die in der letzten Zeit von einzelnen Prüfern für Aufdruckmarken abgegebenes Urteile bestätigen meine Ansicht, dass ein einzelner Prüfer nicht die Verantwortung übernehmen kann, ein endgülti-ges Urteil zu fällen. Bisher sind nur vereinzelte Fälle bekannt geworden, in denen Prüfer ein falsches Urteil abgegeben haben; aus vielen Zuschriften ist jedoch zu entnehmen, dass dies in weit größerem Umfange der Fall ist. Dies kommen wohl in der Hauptsache daher, dass diese Prüfer, wie ich bereits s.Zt. erwähnte, um des Lohnes willen prüfen. Derartiges wird durch die Kommission vermieden werden, denn sie wird eingehend begründen müssen, warum die vorgelegten Marken echt bzw. gefälscht sind. Zum Schlusse bemerke ich, dass diese Kommission sich auf alle Fälle einer undankbaren, zeitraubenden Arbeit unterzieht, die sie lediglich im Interesse der Sache und nicht zuletzt im Interesse Danzigs übernimmt.
Herzu will der Verein „Briefmarkenfreunde“ sein Scherflein beitragen und ruft zu reger Unter-stützung auf. Zuschriften werden an meine Adresse. Danzig, Englischer Damm 10b, oder an die Redaktion der „B.R.“ erbeten.
Rechtsanwalt Dr. Gust. Basch, Wien bringt in der Dezember-Nummer der „Postmarke“ dieses ersten österreichischen Fachblattes, auf Grund der Normen des österreichischen bürgerlichen Gesetzbuches sehr beachtenswerte Ausführungen, die wir im Interesse der Sache hier auszugsweise wiedergeben.
Wem steht der Ersatzanspruch zu? Unseres Erachtens nur jenem der dem Sachverständigen den Auftrag zur Prüfung der Marke erteilt hat. Hat er seither die Marke verkauft, so mag der Käufer ihn nach den Bestimmungen über die Gewährleistung belangen, der Prüfer selbst jedoch ist nur seinem Auftraggeber verantwortlich.
Wie weit reicht der Anspruch? Er wird im allgemeinen nur die eigentliche Schadloshaltung, das ist dem positiv erlittenen Schaden, umfassen. Ist jedoch der Schaden vorsätzlich oder durch auffallen-de Sorglosigkeit (dolus bzw. culpa lata) zugefügt worden so tritt hierzu der entgangene Gewinn. Der letztere Fall dürfte in der Praxis des Markenprüfers doch höchst selten eintreten, so dass sich hier dessen besondere Erörterung erübrigt.
Die Sache wird sich meist so gestalten. Jemand legt dem Prüfer eine Marke vor, erhält die Bestäti-gung der Echtheit und Unverfälschtheit und verkauft sodann die Marke als eine echte. Nachträglich ergibt sich, dass das Gutachten unrichtig war. Der Ersteher stellt ihm die Marke zurück und begehrt natürlich den dafür entrichteten Preis. Der Verkäufer der Marke kann vom Prüfer den Ersatz der ihm erwachsenen Auslagen verlangen.
Oder: Jemand legt eine Marke, ehe er sie verkauft dem Prüfer vor und erwirbt und bezahlt auf Grund des so eingeholten günstigen Gutachtens die Marke. Sie erweist sich später als gefälscht. Der Käufer setzt den Prüfer hiervon gehörig in Kenntnis. Beziffert seinen Schaden und begehrt nun von seinem Vormann die Rückgängigmachung des Kaufes. Kann er sie trotz prompter Anwendung der der Sachlage nach gebotenen Mittel (Einklagung u.dgl.) nicht erzielen – z.B. der Belange vermögenslos oder flüchtig -, so mag der durch das Gutachten Geschädigte vom Prüfer Ersatz des für die Marke bezahlten, angemessenen Preises, sowie der notwendigerweise aufgewandten Kosten verlangen, denn der Prüfer ist ihm nach den eingangs angeführten Normen hierfür haftbar. Unserer Meinung nach, ist mithin in solchem Falle die Ersatzpflicht des Prüfers in betreff des bezahlten Kaufsumme der Marke nur eine sekundäre; denn wenn der Ersteher der Marke in der Lage ist, den Preis vom Verkäufer wiederzuerlangen, erscheint er ja diesbezüglich nicht geschädigt.
Aus alledem ergibt sich, dass das Prüfen der Marken, der Aufdrucke, der Umrandung, der Stempel eine recht verantwortungsvolle Tätigkeit ist, und dass der Prüfer schon in seinem eigenen direkten materiellen Interesse, ganz abgesehen von seinem Namen und Ruf, zur größten Sorgfalt genötigt erscheint.
Besonders interessant können sich die Fälle gestalten, in denen der Prüfer nicht eine falsche Marke als echt bezeichnet, sondern umgekehrt durch die Erklärung, die Marke sei unecht oder verfälscht, einen des Anfragenden schädigenden Irrtum begeht. Grundsätzlich ist die Haftbarkeit des Sachver-ständigen in gleicher Weise wie bei der Echtheitserklärung einer falschen Marke gegeben; doch werden die praktischen Folgen des unzutreffenden Urteils regelmäßig einen anderen Charakter tragen.
Alles vorerwähnte setzt voraus, dass den Prüfer wirklich ein Verschulden trifft. Es können nun auch Fälle vorkommen, in denen ein Prüfungsgutachten nachher zwar als falsch erkannt wird, aber ein Kunstfehler des Prüfers, ein von ihm zu vertretendes Versehen oder Verschulden de Sachlage nach dennoch nicht erblickt werden kann. Ist solches durch haltbare Beweise dargetan, dann wird der Richter dem Prüfer auch keine Ersatzpflicht auferlegen können.
Auch geteiltes Verschulden kann in Frage kommen. Wenn jemand eine besondere kostbare Marke von einem anrüchigen z.B. als geschicktem Markenfälscher bekannten Person erkauft, ohne den Prüfer auf die bedenkliche Quelle aufmerksam zu machen und dadurch zu ganz besonderer, sozu-sagen misstrauischer Sorgfalt zu veranlassen, so kann sich hieraus die Annahme eines Mitver-schulden auf seiten des Käufers der Marke und eine entsprechende Aufstellung des Ersatzbetrages ergeben.

Bange machen gilt nicht!

In unserer Steuerpolitik beginnt sich, wohl meistens durch Übereifer, ein richtiger Spionagesystem zu entwickeln, das sich u.a. von lähmenden Einfluss auf das Vereinsleben erweist. Keineswegs soll hier irgendwelcher Steuerhinterziehung das Wort geredet werden… Für die private Handlungen seiner Mitglieder kann der Verein indessen keinerlei Verantwortlichkeit übernehmen und muss es daher auch ganz entschieden ablehnen, dem Staat diesbezügliche Spionagedienste zu leisten. Solche müssen aber darin erblickt werden, wenn z.B. der Verein den Finanzämtern Mitgliederverzeichnisse übergeben soll.
Dass aber einzelne Finanzämter, die derartige Forderungen stellen, damit ihre Machtbefugnisse überschreiten, ergibt sich aus einem Erlass des Herrn Finanzministers vom 1. Juli 1920, worin vor solchen und ähnlichen Übergriffen zur unnötigen Beunruhigung des Publikums gewarnt und aus-drücklich darauf hingewiesen wird, dass die Auskunftspflicht dritter Personen also auch die von Vereinen, nicht zur Aufdeckung bisher unbekannter Steuerfälle verwendet werden darf. Es wird daher, so heißt es in dem Erlass von dem erfordern allgemeiner Auskünfte darüber abzusehen sein, ob eine bestimmte Klasse von Personen, die weder im einzelnen namhaft gemacht, noch der Person nach erkennbar sind, bestimmte Rechtsgeschäfte eingeschlossen haben. Ebenso wird die aus ähnlichen Anlässen geforderte Aufgabe bestimmter Personengruppen untersagt, das ganz zweifellos auf Mitgliederverzeichnisse von Vereinen anzuwenden ist. Wenn daher der Verein auch verpflichtet ist, in einem etwa im Gange befindliches Verfahren über eine bestimmte namhaft gemachte Person ihm bekannt gewordene Tatsachen mitzuteilen, so werden wir uns doch ganz entschieden weigern, der Aufforderung um Überlassung allgemeiner Namensverzeichnisse nachzukommen und werden erforderlichenfalls dagegen den Beschwerdeweg an das Finanzministerium beschreiten.

Ein hochinteressanter Danziger Fehldruck

Ausgesprochene Fehldrucke sind bei den Danziger Marken, abgesehen von Plattenfehlern, bisher mit Ausnahme der Sternprovisorien zu 1 Mark ohne Unterdruck, und einiger Abarten, die mehr unter den Begriff der Makulatur fallen, so gut wie gar nicht zu verzeichnen gewesen. Nun aber legt uns Herr Mabrane, Danzig-Langfuhr, zwei Exemplare der Kogge-Marken zu 5 Pfennig, die mit noch zwei anderen Stücken, darunter einen stark lädierten, auf einem amtlichen Schreiben saßen und im Juni d. J. abgestempelt sind, vor. Sie haben an Stelle des schwarzen Hintergrundes in diesem Oval mit Schiff eine ausgesprochene Purpurfärbung. Da letzte unseres Erachtens unmöglich durch chemische Veränderung entstanden sein kann, dürfte es sich vermutlich um einen Fehldruck eines ganzen Bogens von 100 Stück dieser Marke handeln, die also orange (Rahmen) und purpur, statt orange und schwarz ist. Wir erbitten Mitteilungen aus unserem Leserkreise, ob noch anderweitig derartige Fehldrucke, die eine wirkliche Rarität darstellen würden, entdeckt worden sind.

Mangelhafte Drucke sind sonst gerade bei dem 5-Pfennig-Wert Kogge nicht allzu selten. Sie zeigte uns Landrath ein Stück, bei dem am Schiff die Flagge fehlt.
Die 70-Pfennig-Marke Danzig mit Schrägaufdruck ist übrigens auf dünnerem und ziemlich starken Papier beobachtet worden.

Gerichtliche philatelistische Sachverständige

Ein Streitfall der für die gerichtliche Sachverständigen Begutachtung von Briefmarken von grund-sätzlicher Bedeutung ist, wird in der Prager Presse veröffentlicht. Wir bringen ihn hier des allge-meinen Interesses halber im Auszug:
Ende Oktober d.J. wurde vor dem Landesgericht in Prag eine Klage des Herrn Amtsbüchler – Reichenberg gegen Herrn Fr. Sasek, Prag verhandelt. Beide Herrn sind Briefmarkenhändler. A. übersandte S. eine österreichische 10-Kronen-Marke mit dem Überdruck Posta Ceskoslovenska 1919“ auf Faserpapier und forderte für diese den Preis von 5000 Tschechokronen. Da der gerichtliche Sachverständige und bekannte spezielle Markenkenner dieser Überdruckmarken, Herr J. Leseticky in Prag nicht anwesend war, ließ Sasek die fragliche Marke durch den Sachverständi-gen Ing J. Sula prüfen, der sie als Falsifikat bezeichnete. Der Briefmarkenhändler Amtsbüchler verweigerte jedoch die Rücknahme und reichte gegen Sasek Klage auf Zahlung der 5000 Kronen ein. Die klagende Partei nahm sich als Privaten Kenner den ehemaligen Postmeister Herrn Hanus zur Hilfe, während die beklagte Partei als Sachverständigen Zeugen Ing.J. Sula bezeichnete. Das Gericht berief als ständigen gerichtlichen Sachverständigen für das philatelistische Gebiet beim Handelsgericht Prag, Herrn Leseticky. Das Verfahren in erster Instanz wurde nicht beendet, aus Gründen die mehr als merkwürdig erscheinen. Der Gerichtssachverständiger Leseticky erklärte nämlich, dass er sofort ein Urteil über das Streitobjekt angeben könnte, falls es ihm vorgelegt werde. Der von der klagenden Partei gestellt Sachverständige, Postmeister Hanus verlangte jedoch, dass ihm die Marke auf 14 Tage in seine Wohnung gegeben werde, damit er auf diese Weise Gelegenheit zu einer eingehenden Prüfung erhalte, worauf das Gericht auch einging.
Bei der zweiten Verhandlung am 5. Dezember d. J. bezeichnete der Gerichtssachverständige J.Leseticky die erwähnte Marke als Fälschung hinsichtlich des Überdruckes. Diese Begutachtung deckte sich also mit der des anderen, nicht gerichtlichen Sachverständigen Ing. J. Sula. Postmeister Hanus vertrat jedoch nach wie vor die Ansicht, dass der Überdruck echt sei. Ungeachtet des über-einstimmenden Urteile zweier kompetenter Sachverständigen, von denen der eine gerichtlich vereidigt ist, schloss sich der Gerichtsversitzende dem Antrage der Klagepartei auf Berufung eines Obersachverständigen an. Der Vertreter der Beklagten, Dr. Rix, selbst gerichtlicher Sachverständi-ger in philatelistischen Angelegenheiten erklärte, dass es einen dritten Spezialkenner und Prüfer dieser Marken überhaupt nicht gäbe, und dass über das gleich lautende Urteil zweier anerkannter Markenprüfer ein dritter Philatelist der nicht Spezialkenner auf dem Gebiete der strittigen Marke ist, nicht entscheiden könne. Da das Gericht dem Antrage der klagenden Partei, wie oben erwähnt, stattgab, beantragte Dr. Rix für die Beklagte gleichfalls einen Sachverständigen und zwei einen gerichtlichen. Die Verhandlung wurde vertagt und das Gericht wird entscheiden, wen es als Obersachverständigen vorladen will.
Da das Verfahren noch schwebt. Unterbleibt am besten jegliche Kritik. Immerhin wird es von allge-meinen Interesse sein zu erfahren, welche Entscheidung das Gericht hinsichtlich der Sachverstän-digenfrage getroffen hat. Denn es ist von prinzipieller Bedeutung über den Rahmen eines Einzel-falles hinaus, ob das Urteil eines gerichtlichen Sachverständigen durch die Beurteilung einer Person, die von einer Klagepartei als sachverständig angeführt wird, umgestoßen werden kann. Über den Fall wird nach beendeten Verfahren noch berichtet werden.

Herstellungsarten der Briefmarken

von
Karl Vieth
II.

Hochdruck (Mechanische Methode)

Nachdem wir einen Überblick über das Gesamtgebiet bekommen haben, wollen wir zu den einzel-nen Drucktechniken übergehen und kommen hier zum Hochdruck.
Der Holzschnitt ist sehr alt, schon im 6. Jahrhundert n. Chr. konnten die Chinesen Holztafeln, in welche sie Figuren einschnitten und dann abdruckten. In Deutschland wurde er ohne chinesischen Einfluss – im 14. Jahrhundert – erfunden. Zur Herstellung der Holzschnitte wurde Langholz (Birnbaum, Buche verwendet. Zum Schneiden gebrauchte man ein Messer aus Uhrfederstahl. Da jeder Strich von beiden Seiten geschnitten werden musste und das Langholz ein enges Aneinander-rücken der Linien nicht gestattete, war das Verfahren äußerst umständlich. Jetzt gebraucht man das Hirnholz des Buchenbaumes und den Stichel. Die geschliffene Holzplatte wird weiß grundiert und dann das Markenbild im Spiegelbild darauf gezeichnet oder gepaust und dann ausgestochen. Unter-arten des Holzschnittes sind die Photo-Xylographie und der Faksimileholzschnitt.
Hierauf folgt der Letterdruck (Typographie), er hauptsächlich zu Auf- und Überdrucken verwendet wird. Beim Letterndruck unterscheidet man drei völlig getrennte Arbeitsvorgänge: 1. Guss der Lettern, 2. Zusammenstellung der Lettern, 3. Abdruck. Eine Type, wie man die Lettern auch nennt, ist ein rechtwinkliges Metallstäbchen von etwa 2 cm Höhe, das oben erhaben einen Buchstaben trägt. Eine sinngemäß zusammengesetzte Anzahl Typen nennt man einen Schriftsatz oder kurz Satz.
Die Herstellung der Typen erfolgt folgendermaßen. Zunächst wird in weichgemachtem Stahl der Buchstabe verkehrt und erhaben eingeschnitten. Diesen Stempel nennt man Patrize. Die wiederge-härtete Patrize wird in eine Kupferplatte eingeschlagen, in welcher dann der Buchstabe richtig und vertieft steht. Diese Platte heißt Matrize. Von der Matrize werden dann in beliebiger Zahl Abgüsse in Schriftgießermetall genommen, die genau der Patrize gleichen.
Auch die Galvanoplastik wird zur Typenherstellung benutzt. Um den Typen eine größere Haltbar-keit zu verleihen, werden diese auch in neuester Zeit vernickelt oder verstählt. Wir kommen nun zum zweiten Arbeitsgang: dem Setzen. Die Typen werden geordnet in Kästen untergebracht, so, dass sie dem Setzer ziemlich nahe liegen. Dieser entnimmt nun nach dem Manuskript die einzelnen Typen und reiht dieselben von links nach rechts in den sogenannten „Winkelhaken“. Die Stellen, welche später weiß bleiben sollen, z.B. die Zwischenräume zwischen den Worten werden mit „Auschluss“ ausgefüllt. Typen, die keine Bezeichnung tragen und etwas kleiner sind. Dann wird vom Satz ein Abzug genommen. In dem alle Fehler gestrichen und verbessert und dann im Satz durch andere Typenersetzt werden. Der dritte Arbeitsgang: das Drucken erfolgt wie bei allen Hoch-druckkarten auf Tiegeldruckpresse, d.h. mit einer Druckfläche oder auch Rotationsmaschinen, d.h . mit zylindrischer Druckfläche.
Die Stereogypie ist, mit dem Letterdruck eng verbunden, heute eine der wichtigsten Druckprinzipe und bei der Zeitungsherstellung wohl unentbehrlich. Sie schützt hauptsächlich die Typen vor zu schneller Abnützung und es ist gleichzeitig nur ein kleiner Typenvorrat nötig. Der fertige Schriftsatz wird mit Papierbogen, die mit einem kleisterähnlichen Bindemittel bestrichen sind, bedeckt und die feuchte Papierdecke aufgedrückt, sodass sich die erhabenen Buchstaben tief eindrücken. Dann können nach dem Trocknen, ein oder mehrere Abgüsse von welchem später gedruckt wird, genommen werden. Die Typen sind also nur zur Herstellung stark geschont. Auch kann die Matrize für Rotationsmaschinendruck leicht gerundet werden. Die Buchdruckerkunst hat also einen Kreislauf beschrieben, indem sie wieder beim Tafeldruck angelangt ist, von dem sie vor fünf Jahr-hunderten ausgegangen war.

Nachschrift der Redaktion

Wir sind insofern mit den Ausführungen der obigen Zuschrift einver-standen, als auch wir es für erforderlich halten, eine Prüfungskommission für Danziger Marken möglichst aus Herren sämtlicher Sammlervereine des Freistaatgebietes zu bilden, natürlich nur insoweit, als das drei in Frage kommenden Vereinen wirklich erfahrene Kenner angehören. Es wird nach früheren Erfahrungen vielleicht einige Schwierigkeiten bieten, alle Danziger Vereine zu einer gemeinschaftlichen Tätigkeit nach dieser Richtung hin zu veranlassen, aber der Versuch dazu müsste unbedingt gemacht werden. Am zweckdienlichsten wohl vom Verein der Briefmarken-freunde Freistaat Danzig, der das Prüferproblem jetzt zuerst wieder aufgenommen hat. Wir nehmen an, dass der oben genannte Verein sich auch in seiner nächsten Sitzung dieser Frage beschäftigen und sie zur öffentlichen Erörterung stellen wird.
Nicht ganz derselben Meinung sind wir mit A.E.D. darin, dass eine Prüfungskommission aus sehr vielen Herren notwendig wäre. Allzu umfangreiche Komitees dieser Art leisten erfahrungsgemäß nicht immer die wünschenswerte positive Arbeit. Wir möchten dagegen auch wie vor für eine Viererausschuss erster Sachverständiger plädieren, dem aber von Fall zu Fall das Recht zustehen muss, drei weitere Herren, die mit dem Danziger Gebiete völlig vertraut sind, als Sachverständige in den Ausschuss zu wählen. Wir halten die Spalten unserer „Briefmarken-Rundschau“ weiter zur Erörterung des Themas offen.

Spezialisten

Man schreib uns aus dem Leserkreise: In der Nummer 48 der „Briefmarken-Rundschau“ brachten Sie die Mitteilung, dass der Danziger „Verein der Briefmarkenfreunde“ eine „Prüfungskommission“ gewählt habe. Vier anerkannte Spezialisten auf dem Danziger Markengebiet werden also eine für die Folge darüber entscheiden, welche Danziger Seltenheiten als echt oder gefälscht zu betrachten sind. Bei der außerordentlich schwierigen Beurteilung dieses Spezialgebietes halte ich aber die Kommission doch auch für zu klein. Im Interesse der Unparteilichkeit wäre es auch, wenn diese Kommission nicht nur aus Mitgliedern dieses einen Vereins, sondern aus Spezialisten aller Danziger Vereine zusammengestellt würde. Nur durch Zusammenfassung aller Spezialisten, denen natürlich auch die nötigen Hilfsmittel wie Messapparate, ganze Originalbogen und photogr. Vergrößerungen dieser Originale, sowie auch alle tatsächlich vorkommenden Fälschungen zur Verfügung stehen, wäre eine klare bestimmte Entscheidung über echt oder falsch zu erzielen. Es handelt sich hier natürlich nicht um Aufdrucke, die auf den ersten Blick als falsch zu erkennen sind, sondern um solche, die von Meistern auf diesem Gebiet hergestellt sind. Auch wäre ein Hand in Hand arbeiten dieser Kommission mit den zuständigen Behörden anzuregen.
A.E.D.

Die Jagd der Briefmarkenfälscher

Die in den Ausgaben Nr. 40 und 47 der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ erschienenen Artikel über Fälschungen haben nicht nur überall das allergrößte Interesse hervorgerufen, die haben auch – und das ist ja wohl auch die Hauptzweck – ungemein viel Anregung zur weiterten Inangriffnahme des Problems gegeben. So hat der Verein der Briefmarkenfreunde im Freistaat Danzig in einer letzten Vereinssitzung am Donnerstag eine eigene Prüfkommission gebildet, zu der vier erfahrene Danziger Herren als Spezialisten auf dem in Frage kommenden Gebiet durch Wahlen herangezogen wurden.
Durch Anzeigen in allen größeren philatelistischen Zeitschriften sollen ferner u.a. Besitzer von Danzig-Seltenheiten um Einsendung zur Prüfung dieser gebeten werden. Die Sammlerwelt kann also für die Folge mit größter Ruhe auf von dieser Kommission geprüfte und für echt befundene Stücke bauen. Aber nicht nur die Vereine, auch die Händler und nicht zuletzt auch die Polizei-behörde der Freien Stadt ist zur Zeit außerordentlich rege hinterher, um den Fälschern und ihren Mithelfern auf die Spur zu kommen. Zur Prüfung selbst liegt ja genügend echtes Vergleichsmaterial vor, was aber noch zum Teil fehlt, das sind die einwandfrei als falsch befundenen Marken. Es ist jedem Sammler wie Händler zu empfehlen, bei Kauf und Tausch von Danziger Seltenheiten diese auf jeden Fall nur bei Abgabe der Adresse des Verkäufers und mit Vorbehalt der Echtheit zu erwerben und bei Einsendung zur Prüfung genaue Angeben über Zeit des Kaufes Menge der Marken und die genaue Bezeichnung des Verkäufers beizufügen. Wozu diese Anregungen befolgt werden, dürfte auch das Misstrauen, das man im Auslande gegen die Danziger Aufdruckraritäten hegt, mehr und mehr verschwinden und wir zu gesicherten Zuständen auf diesem Gebiete kommen.

Unsere Vereine

Zu diesem mehr zeitgemäßen Thema schreibt der bekannte Philatelist und Fachschriftsteller P.Orth, Vorsitzender des fortschrittlich gesinnte Düsseldorfer Vereins für Briefmarkenkunde „Jan Wellen“, überaus zutreffend:
„Die meisten Philatelistenvereine, führen in der Regel eine sehr schädliche, abgeschlossene Sonder-leben, weil sich das Hauptinteresse ihrer Mitglieder nur beschränkt auf billiges Ankaufen und teures Verkaufen von Marken? Durch solche Einseitigkeit werden die Mitglieder jedoch im günstigsten Falle nur gute Scheinhändler, die aber selbst als solche aus Unkenntnis, machen Vorteile versäumen oder auf Schwindeltricks, die anderorts schon besprochen, aber ihnen selbst noch unbekannt sind, leicht hereinfallen. Den geistig regsame Philatelisten, die ihre Kenntnisse während der Zusammen-künfte mit anderen Sammlern, durch fachwissenschaftliche Aussprachen erweitern möchten, verleitet aber das ständige Schachern mit Marken sehr schnell die Teilnahme an Vereinssitzungen und macht letzteres durch das Fortbleiben solcher Mitglieder, die hauptsächlich philatelistische Aussprachen anregen und führen können, immer langweiliger und unfruchtbarer.
Für die Vereine ist es daher von größtem Nutzen, wenn das bisherige, meist sehr kümmerliche Vereinsleben mehr angeregt und durch neues Blut, d.h. durch Aussprachen fremden Philatelisten von Zeit zu Zeit etwas aufgefrischt würde! Und für den einzelnen Sammler ist es ebenfalls sehr interessant und zweckmäßig auch einmal von anderen Städten und von unbekannten Sammlern die vom eigenen Vereinsbonzen oft sehr abweichenden philatelistischen Anschauungen kennen zu lernen. Leider hat die deutsche Philatelie schon seit zwei Jahrzehnten keinen führenden Qualitäts-verein mehr. Auch die Deutschen Philatelistentage sowie ähnliche Veranstaltungen treten nur einmal im Jahr zusammen und haben denn zur eingehenden Erörterung aktuelle Fachfragen niemals genügend Zeit!

Die drei Druckprinzipe

Beim Hochdruck stehen die Punkte und Striche erhaben auf der Druckplatte. Die Tiefe des Grundes richtet sich nach der Größe desselben; liegt zwischen Punkten oder Strichen eine große farblose Fläche, so ist die Platte dort tiefer als bei kleinen. Wird nun über die Hochdruckplatte eine einge-färbte Walze geführt, so gibt diese nur an die erhabenen Stellen Farbe ab. Der Abdruck erfolgt entweder auf sogenannten Tiegeldruckpressen bei denen die Druckform eben ist oder auf den modernen schneller arbeitenden Rotationsmaschinen bei denen die Druckform zylindrisch gewölbt ist. Unterarten des Hochdrucks sind 1. Mechanische Methode (Plattenherstellung Hand der Hand allein: a) Holzschnitt, b) Letterndruck c) Stereograph, 2 Chemisch-mechanische Methode (Herstellung mit der Hand mit Hilfe von Säure): a) Zinkograph, b) Galvanoplastik. 3. Chemisch- photographische Methode (Herstellung mittels Fotographie und Säuren a)Foto-Zinkograpühie), b) Autotypia. Beim Flach- oder Steindruck ist das Wesen schwerer verständlich als beim Hoch- und Tiefdruck. Er beruht auf die Abstoßungmöglichkeit von Fett und Wasser. Die beiden (farbigen und farblosen Flächen liegen in einer Ebene. Die Zeichnung wird mit sehr fetter Kreise oder Tinte natürlich im Spiegelbild auf den Lithographie-) Stein übertragen. An diesen Stellen wird der Stein chemisch verändert, so dass diese beim Überziehen der übrigen mit einer Gummilösung dieselbe abstoßen. Eine andere Art ist die des Umdrucks; hier wird das Bild nicht direkt auf den Stein gezeichnet, sondern (richtigstehend) auf Papier mit besonderer Tinte, denn durch starkes Anpressen auf den Stein übertragen und dass später wie die direkte Zeichnung behandelt wird. Beim Abdruck wird die Gummischicht mit Wasser angefeuchtet, während die bezeichneten Stellen mit fetter Farbe einge-färbt worden. Der Abdruck findet auf besonderen Pressen statt, die den Buchdruckpressen ähneln, nur dass bei ersteren die Druckplatte festliegt, während diese sich bei den letzten bewegt respektive schwingt. Unterart des Fachdruckes sind 1. Chemisch-mechanische Methode a) Federmanie, b) Kreidemanier, c) Gravurmanier, d) Autographie 2. Chemisch-Photographische Methode: a) Licht-druck, b) Photolithographie Der Tief- oder Kupferdruck ist das Gegenteil vom Buchdruck. Hier sind die abzudruckenden Partien je nach der Tiefe, des Tones mehr oder weniger Tief in die Kupferplatte, die vorher poliert wurde, eingeschnitten. Die Platte wird dann mit elastischen Ballen mit kalter oder schwach erwärm-ter Farbe eingefärbt. Da aber immer ein schwacher Farbton auf den erhabenen Partien stehen bleibt, wird dieser mit Pottaschelösung entfernt. Ist die Platte eingefärbt und abgewischt, so wird sie mit einem Papierbogen und Filztuch bedeckt. Die Tiefdruckpresse besteht im wesentlichen aus zwei eng zusammenstehenden Walzen. Die obige Walze wird in Bewegung gesetzt und die Platte dazwischen geschoben. Da nun die unter Walze mitgenommen wird, natürlich umgekehrt wie die obere wird die Platte durchgezogen. Da der Druck, den die Walzen ausüben, sehr stark ist, so dehnt sich das Papier in geringem Maße aus und zieht sich dann sofort wieder zusammen, wodurch die von uns Philate-listen so geschätzte Weichheit des Tones entsteht. Unterarten des Tiefdruckes sind: 1. Mechanische Methode: a) Grabstichelmanier, b) Schabemanier 2) Chemisch-mechanische Methode: a) Radierung, b) Aquatintamanier 3. Chemisch-photographische Methode: a) Heliogravüre, b) Wood-burydruck.

Herstellungsarten der Briefmarken

von
K.
Vieth. 1.

Trotzdem sich Hunderttausende mit der Philatelie beschäftigen, trotzdem wie wohl keine zweite Liebhaberei ist, hat sich bis heute wohl kaum ein Zehntel aller Sammler jemals mit der Herstellungsweise seiner Lieblinge beschäftigt. Der tiefere Grund dieser Gleichgültigkeit ist nicht leicht zu finden; ein Teil aber liegt bei den Katalogen, die fast alle, statt die genaue Herstellungsart anzugeben, nur die drei Druckprinzipe Hochdruck, Flachdruck und Tiefdruck, angeben. Ich will auch nicht weiter darauf eingehen, sondern sogleich beginnen. Diese drei Bezeichnungen stammen von der Beschaffenheit der betroffenen Platte, mit der die Marken gedruckt werden.

Einfuhrfreiheit für nicht entwertete Briefmarken im Reiche

Alle Schranken fallen! – Nachdem durch Bekanntmachung des Reichswirtschaftsministers vom 22.Oktober 1921 die Einfuhr von entwerteten Briefmarken der Nr. 673 b des Statistischen Waren-verzeichnis freigegeben worden ist, wird nunmehr auch für nicht entwertete Briefmarken aus Nr. 658 durch eine in diesem Tagen im „Deutschen Reichsanzeiger“ zur Veröffentlichung gelangende Bekanntmachung das Einfuhrverbot aufgehoben.
Damit fällt erfreulicher- und vernünftigerweise auch die letzte Fessel, die schon seit Beginn des Weltkrieges den deutschen Briefmarkenhandel nebst dem Internationalen Tauschverkehr in Banden hielt. Wir weisen auf unsere neulichen Bemerkungen in Ausgabe 46 „Briefmarken-Rundschau“ hin und möchten hier auch einmal die Wichtigkeit der Aufhebung de Sperre speziell für das „ausländische“ Danzig betonen.

Sogenannte Danziger Probedrucke

In Ausgabe 39 der „Briefmarken-Rundschau vom 29. September, haben wir auf Grund zugegangener zugegangener Vermutung geäußert, dass es sich bei uns vorgelegter Germania-Marken zu 5 Pfennig blau, 10 Pfennig orange, und 30 Pfennig 50 rot mit dem schwarzem Über-drucke Danzig in der Type der Reichsdruckerei möglicherweise um Danziger Probedrucke erster Ausgabe handeln könne, die vielleicht irrtümlich in Berlin hergestellt worden wären. Von unserem ersten Gewährsmann erfahren wir dann, dass der bekannte Markenprüfer Max Thier in Charlotten-burg inzwischen begutachtet hat. Er schreibt darüber wörtlich: „Die drei Danziger Probedrucke sind echt, wie solche in Privathand kommen, ist mir aber nicht erklärlich -.
Nach dieser Auskunft müsste man fasst annehmen, dass die Reichsdruckerei derartige Probedrucke wirklich hätte anfertigen lassen. Wir sind nun aber heute in der Lage, feststellen zu können, dass dem ganz und gar nicht so ist, sondern man hat es vielmehr bei den erwähnten Marken mit durchaus wertlosen Erzeugnissen irgendeiner Spekulanten zu tun. Im Reichspostministerium sind in der Angelegenheit auf Grund unserer ersten Veröffentlichung umfangreiche Untersuchungen nach etwaigen Tätern angestellt worden, die nun beendet sind und deren Ergebnis das Rätsel der angeblichen Probedrucke soweit erforderlich aufklärt.
Der Präsident der Post- und Telegraphenverwaltung der Freien Stadt Danzig teilt uns dazu mit, dass nach den Ermittlungen des Reichspostministeriums Postfreimarken zu 5 Pfennig braun, 10 Pfennig orange und 40 Pfennig zweifarbig in der Reichsdruckerei nicht mit dem Aufdrucke „Danzig“ versehen worden sind. Ein Auftrag zum Überdrucken solcher Marken sei auch von Danzig aus nicht erteilt worden. Die in dem Aufsatz angeführten Freimarken wären mithin nicht als Probedrucke anzusehen, sondern wie wären Fälschungen, die keinen Sammlerwert besitzen.

Verstecke deine Sammlung sorgfältig; man wird schließlich glauben, dass sie sehr wertvoll ist.

Briefmarken-Spezialprüfer

Wenn man pessimistisch wäre, könnte man fast annehmen, die „Briefmarken-Rundschau“ habe in ein Wespennest gegriffen, als sie erstmalig in Ausgabe 45 das Markenprüfungsproblem kurz und sachlich beleuchtete und zur weiteren Erörterung stellte. In der Redaktion der „B.R.“ sitzen aber im Vertrauen gesagt, keine Schwarzseher, sondern nur philatelistische Optimisten, die zu allen Zeiten der, schon früher oft totgesagten Briefmarkenkunde noch ein langes und rüstiges Leben prophezeit haben.
Die Menge der Zuschriften wächst von Tag zu Tag. Wir möchten aber feststellen, dass es weit eher „nützliche Bienen“ sind, die nun in unermüdlichen Fleiß uns weitere Anregungen zu diesem Thema herbeischaffen. Sie sind ein Beweis dafür, welch großes Interesse diese philatelistische lebensnot-wendige Frage überall in Danzig, im Reich, ja im Ausland ausgelöst hat.
Heute nun greifen wir ein Gutachten und praktische Ratschläge heraus, die uns von holländischer Seite zugehen, und zwar schreibt uns ein sehr geschätzter Korrespondent:
„Ihre Anregung einer Prüfungskommission, d.h. eines Sonderausschusses von 3 – 4 Spezialprüfern geht auf den Kern de Sache ein und ist ungemein beachtenswert. Über den Nutzen einer solchen Sachverständigen-Kommission zur Prüfung von Postwertzeichen der Sammler- und Händlerwelt sind weiter keine Worte zu verlieren. Das ganze Gebiet ist eher so riesengroß und so umfangreich, dass eine zufrieden stellen „Beackerung“ nur von einer untereinander in Verbindung stehenden Gemeinschaft tatkräftiger Vereine in Angriff genommen werden kann. Auch hier muss aus praktischen Rücksichten in erster Linie der Spruch gelten: „In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister. Infolgedessen sollte ein einzelner Verein oder mehrere Lokalvereine einer Stadt sich anfänglich nur auf ganz begrenztem Gebiete (also z.B. die Postwertzeichen Danzigs) beschränken, um anerkannte und praktische Erfolge zu zeitigen. Die Anzahl der wirklich erfahrenen Prüfer einzelner Gebiet, ist erfahrungsgemäß selbst in einer Großstadt nicht immer so groß, dass man vor gewissenhafte Prüfer an einem Ort sind besser als ein Dutzend mittelmäßiger in verschiedenen Städten, wenn es gilt eine auch praktisch arbeitende Kommission zu bilden.
Auch in Holland ist die Sache u.a. bei der Gründung unseres „Bonds“ von Briefmarkensammler-vereinigungen, bereits zur Sprache gekommen, hat aber leider keine Ergebnisse gezeitigt.
Nur in England ist man auch hier, den übrigen Ländern schon voraus, da es in London ein Royal Expert Komitee (Königliche-Sachverständigen-Kommission)gibt, die in Markenprüfungsangelegen-heiten hervorragendes Ansehen genießt und deren Entscheidung in der angelsächsischen Welt für maßgebend erachtet wird. Es gibt ja leider, wie in der „B.R.“ schon erwähnt wurde, eine Anzahl einzelner Prüfer, die weniger in wissenschaftlicher Weise vorgehen, sondern ihr Urteil mitunter von allerlei äußerlichen Umständen abhängig machen. Vielleicht ist Ihnen der Fall es verstorbenen seinerzeit als Prüfer viel gerühmten Herrn Schlesinger in Berlin bekannt, der einen Satz eingesandter Briefmarken als falsch erklärte, dann sofort sein Urteil berichtige und die Marken mit seinem Echtheitsstempel versah, als einer der größten holländischen Briefmarkenhändler ihm erklärte, die Marken wären echt.
Jeder Prüfer, sowohl Sammler wie Händler, kann übrigens Spezialstudien nicht von allen, sondern nur von einigen Ländern machen, die ihm besonders interessieren, und nur auf diesem Gebiete hat dann sein Urteil Gewicht.
Eine Prüfungskommission, die ehrenhalber von einem Verein eingesetzt wird, hätte zuerst Sorge dafür zu tragen, dass ihr ein möglichst umfangreiches Vergleichsmaterial ihres besonderen Spezial-gebietes in unzweifelhaft echten Stücken (bei modernen Marken möglichst solche, die von der obersten Postverwaltung direkt zu Verfügung gestellt werden) jederzeit zur Hand ist. Niemand, der auf den Ehrennamen eines Philatelisten Anspruch macht und der in die Kommission gewählt wurde, wird sich auch weigern, seine eigenen, echten Briefmarkenschätze zu Vergleichungszwecken zur Verfügung zu stellen.
Sehr wichtig ist aber auch die finanzielle Seite der Frage, die etwa nachdem Muster „Royal Society“ geregelt werden könnte. Für alle Postwertzeichen, die geprüft werden sollen, wäre eine angemessen große Gebühr zu erheben, und das aus den einlaufenden Geldern angesammeltes Kapital müsste nach Abzug der Geschäftsunkosten für Stempel Photographien, Papier, Porto ausschließlich dem Zwecken der Prüfungskommission zugute kommen. Letzteres könnte dafür u.a. eine sehr nützliche Sammlung von Falsifikaten, die oft teuer bezahlt werden müssen, einrichten einschlägige Photo-graphien und Reproduktionen echter und falscher Marken erwerben und sich für einen Teil der Gelder die neuesten technischen Hilfsmittel eines Prüfers, die so kostspielig für den einzelnen sind, verschaffen.
Wenn ein Verein die Sache in die Hand nehmen will – und ich hoffe sehr, dass sich in Ihres sonst so rührigen Freien Stadt Danzig zuerst ein geeigneter Verein dafür findet -, so wird man vor allem unter den vorhandenen Kennern des gegebenen Spezialgebietes sorgsam Umschau halten müssen. Dann hängt alles von der Anzahl der Prüfer ab, die sich uneigennützlich bereit erklären, an der viel-leicht persönlich wenig dankbaren und mühevollen, an der großen Sache mitzumachen.

Etwas über Vereinsberichte

Nach einem Vortrag auf dem 18. Sammlertage zu Hannover.
von
Carl Beck, Berlin.

Die neueste Nummer der Briefmarkenzeitung „Vereinsorgan des N.N. Briefmarkensammlervereins in X“ ist erschienen. Zuerst greifen die Mitglieder mit einem Griff zu jenen Seiten, wo die Angebote stehen, nachher werden die Neuheiten gelesen, evtl. wirft auch der eine oder andere noch einen Blick in den Leitartikel, konstatiert noch, dass der letzte Vereinssitzungsbericht gebracht worden ist, und dann ist die neue Nummer für die meisten erledigt. Nur der Schriftführer des Vereins überprüft monatlich den Sitzungsbericht und freut sich, dass er diese Arbeit glücklich hinter sich gebracht hat. Denn Arbeit macht es zweifellos, aber mit der Arbeit allein ist es nicht getan. Es geht hier vor allem um den Inhalt, der Vereinsberichte, und da muss man leider feststellen, dass ein großer Teil ungefähr so aussieht: – Anwesend waren soundso viele Mitglieder: Grußkarten liegen ein von dem und dem; Neuheiten legten vor Herr X und Herr Y (welche Neuheiten wurden der staunenden Mitwelt nicht mitgeteilt. Zur Aufnahme vorgeschlagen Herr Z; aufgenommen wurde Herr T. die Mitglieder begrüßten ihn durch einen kräftigen Schluck. Es entspann sich ein reger Tauschverkehr. Herr B. legte Teile seiner großen Botokuden-Sammlung vor. Herr D. hielt einen sehr interessanten Vortrag über Ixland. Schluss der Sitzung ? Uhr
Das geht so mit löblicher Abwechselung durch hundert Sitzungsprotokolle hindurch. Derartige Berichte mögen einen hohen Reiz ausüben auf Mitglieder, die ein 50jähriges Vereinsjubiläum hinter sich haben und jede Aufregung vermeiden müssen, aber für den ernsthaften Philatelisten, der evtl. vor hat, als Mitglied in den oder jenen Verein einzutreten, wirken solche „Berichte“ abschreckend.
Die Berichte können nicht entbehrt werden, weil zu Wichtiges für den Verein, wie auch für die Versammlung enthalten, und sie sind notwendig, weil darin die Tätigkeit des ersteren niedergelegt ist und die Versammlung erfahren soll und muss, was getan worden und auch zu tun ist. Die Berichte, die in den Tageszeitungen veröffentlicht werden, geben nach außen Nachricht Leben des Vereins und Anregung zur Hebung und Förderung desselben.
Der Vereinsbericht hat also nach drei Seiten zu wirken, und muss um diesem gerecht zu werden, auch ein dreifaches Gewand erhalten; denn vieles was für den Verein taugt, ist nicht passend zur Veröffentlichung in der Fachzeitung, oder was für beide zur Aufnahme geeignet ist, passt nicht in die Tageszeitung.
Als Verhandlungsnachricht für den Verein also zur Aufnahme ins Protokollbuch, hat der Vereins-bericht alle Beschlüsse wörtlich und die Debatte in gekürzter Form zu erhalten; wurden Vorträge gehalten, so gehören ein knapper Inhalt sowie der Name des Referenten in die Verhandlungsschrift. Notwendig ist ferner die Zahl der Anwesenden, die Namen der Nichtentschuldigten und der Gäste. Der Bericht hat ferner zu enthalten: Neuanmeldungen, Austritte, Ehrungen, Sterbefälle, Nachrufe, Unternehmungen und deren Erfolge usw.
Auch freie Anträge sind im Verhandlungsbuch zu verzeichnen, denn es ist immer erfreulich, wenn aus dem Berichte hervorgeht, dass Anträge und Anfragen gestellt werden; die Art der Wahlen und das Ergebnis derselben muss ebenfalls aus der Verhandlungsschrift ersichtlich sein.
Soll die Verhandlungsschrift ein farbengetreues Bild vom Vereinsleben gehen, dann darf sie nicht aktenmäßig und in ermüdender Weise verfasst sein und vom sachlichen Standpunkte nicht abweichen.
Nun zu den Vereinsberichten für die Fachzeitungen.
Die Philatelisten interessiert es, zu erfahren, was in den Nachbarvereinen und Verbänden und auch in weiter entlegenen gearbeitet und geleistet wird, und aus diesen Grunde sind die Vereinsberichte auch in den Fachblättern zum Abdruck zu bringen. Falsch ist jedoch, wenn der Schriftführer des Vereins oder Verbandes einfach die Verhandlungsschrift in Abschrift dem Leiter des Blattes zur Veröffentlichung einsendet; der bei solchem Vorgange wird der Bericht zu lang und für die Mehr-zahl der Philatelisten ohne Interesse. Bei der Verfassung dieses Berichtes muss aus der Verhandlungsschrift gestrichen und wieder und wieder gestrichen werden.
Es wirft sich sonach die Frage auf: „Was muss zur Ausscheidung kommen?“
Die Antwort lautet: „Die Namen der Gäste und Vertreter der Behörden, die Festsetzung des Jahres-beitrages, Die Entlastung des Kassierers, minderwertige Wahlen und deren Ergebnisse, Beglück-wünschungen jeder Art, kurz gesagt! Alles, was andere Vereine oder Verbände wenig interessieren.
Für die Fachzeitungen ist aus dem ausführlichen Protokoll alles das zu entnehmen, was dazu beiträgt, den Verein zu heben und zu fördern. In diesem Berichte sind gute Auszüge aus dem gehaltenen Vorträgen aufzunehmen. Es genügt eine nicht wie vielfach üblich, nur das Thema und den Namen des Referenten anzugeben, dann den rauschenden Beifall und den Dank der Versamm-lung, da letzteres überhaupt für die Mehrheit belanglos ist, Wechselreden, die an den Vertrag anschließen, aufgestellte Leitsätze sind in kurzer Form in den Bericht aufzunehmen, geradezu wie gefasste Beschlüsse und gestellte Anträge.
Zum Schluss noch einige Worte über die Vereinsberichte für die Tageszeitung.
Nicht jede Sitzung oder Versammlung bietet geeigneten Stoff zur Veröffentlichung in den Tages-blättern. Die Presse ist ein Faktor, wenn es gilt, Stellung zu solchen Fragen zu nehmen, die das Wohl des Vereins, des Verbandes oder das Ansehen beider betreffen. Heißt es ungerechte Angriffe unserer Gegner abwehren, dass wird die Tageszeitung zu unseren Rednern zu wählen.
Bietet aber die Versammlung oder Sitzung keinen derartigen Stoff, dann verschone man die Schrift-leiter der Tageszeitungen mit Einsendungen, die für diese Blätter nicht passen und unsere Sache nicht stören.
Stoff für die Presse gibt stets die Hauptversammlung. Bei der Verfassung des diesbezüglichen Berichtes halte sich der Schriftführer an die bereits erwähnten Bestimmungen, d.h. er lasse Unwesentliches weg.
Das ist im großen ganzen das wichtigste über die Verfassung der verschiedenen Vereinsberichte.
Zu einem guten Vereinsberichts gehört ein guter Schriftführer, denn der Post verlangt manchmal Eigenschaften, vom Inhaber. Das Amt der Schriftführers ist mehr für Ältere geeignete, da diese Erfahrung im Berufsleben besitzen. Ferner muss derselbe gewandt im Stil, vertraut mit der Vereins-geschichte und über ein gerechter Kritiker sein, also kurz gesagt: ein ganzer Mann.
Gebt daher, dem Fähigsten der Fähigen die Schriftführung im Vereine oder Verbande und haltet denselben in Ehren; denn wie man von der Sprache des Menschen auf diesen, so schließt man vom Vereinsberichte auf den Verein.

Das deutsche Postwertzeichen-Einfuhrverbot aufgehoben

Nach dem “Reichsverordnungsblatt“ vom 23.Oktober d. J. ist das Einfuhrverbot von Postwert-zeichen in Deutschland aufgehoben worden.
Einfuhrgesuche der letzten Zeit enthielten bereits der Vermerk „Einfuhr gebrauchter Briefmarken frei“. Hieraus würde hervorgehen, dass die Einfuhr ungebrauchter Briefmarken vorläufig noch nicht ohne weiteres zugelassen ist, worüber wir hoffen, demnächst Näheres berichten zu können.
Immerhin ist schon die jetzt aufgehobene Bestimmung für davon Beseitigung ja auch die Danziger „Briefmarken-Rundschau“ immer wieder energisch eingetreten ist, für die internationale Sammler-welt hocherfreut und wertvoll.
Die Aufhebung des Verboten wird in erster Linie auch den bisher auch vielfach behinderten Brief-markenhandel und den Tauschverkehr zwischen dem Freistaate Danzig und Deutschland ganz außerordentlich beleben.
Wir machen vorläufig an dieser Stelle unsere geschätzten deutschen Inserenten auf die ungemein wichtige, auch ihnen zugute kommende Aufhebung des Verbotes ganz besonders aufmerksam

Redaktion und Verlag
Der „Briefmarken-Rundschau“

Echte oder unechte Provisorien ?

von
Th. Heimann,
Vorsitzender des Vereins „Briefmarkenfreunde“ Danzig.

Der wohl von vielen Sammlern begrüßte Artikel „Prüfer heraus“ in Ausgabe 45 der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ bestimmt mich, zum Thema meine Erfahrungen, die ich auf diesem Gebiete gesammelt habe, der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Ich beschränke mich auf die Beant-wortung der von der „B.R.“ gestellten Fragen und begründe eingehend meine Ansichten:
1. Welche Marken wurden bisher gefälscht? Ich habe Marken der Werte 2 ½ , 60 Pfenning 1 und 2 Mark gesehen, deren Aufdruck ich für gefälscht hielt.
2. Welches sind die Merkmale dieser Fälschungen? An den mir vorgelegten Marken zeigten sich folgende Merkmale: Bei der 2 ½ Pfennig-Marke bildete der obere Teil des „z“ in dem Worte Danzig eine gerade Linie, während das Original einen deutlichen Bogen (Schleife) zeigte. Ferner ist das „D“ bedeutend schlanker, als das der Originale. Bei den Dienstmarken, die nach meiner Ansicht auf lithographischem Wege hergestellt waren, fiel mir die peinliche Sauberkeit des Aufdrucks (die Verbindung der einzelnen Buchstaben) und der „Ausbalkungsstrich auf, der die Linie verdeckte, auch an den Enden unscharf ausgeführt war, Das Original zeigt eine gerasterte Linie mit glatten (scharfen) Enden.
3. Wer die Fälsche sind, das ist oft wohl die schwerste der zu lösenden Fragen und wird sich nur dann feststellen lassen, wenn ein Besitzer gefälschter Stücke die etwaigen Vorbesitzer so weit fest-stellen kann, bis man auf eine Person gerät, die mehrere Sammler oder Händler diese Marken verkauft hat, oder bis einer der Herrn Fälscher durch Überproduktion sich selber verrät.
4. Ist es möglich, Aufdrucke auf Danziger Marken mit völliger Bestimmtheit als echt oder als falsch zu bezeichnen, oder kann in gewissen Fällen nur mit mehr oder minder großer Bestimmtheit die Echtheit des Aufdrucks festgestellt werden?
Ich stehe auf dem Standpunkte, dass auch der gewissenhafteste Prüfer von Aufdruckmarken nie einen Eid darauf wird leisten dürfen, dass eine ihm zur Prüfung vorgelegte Marke echt oder gefälscht ist; es sei denn, dass die Fälschung so plump hergestellt ist, dass man sie auf den ersten Blick als falsch erkennt (z.B. das von Herrn J. besprochene Stück). Die Art der Druckzufälligkeiten der in Eile hergestellten Überdruckmarken lässt eine einwandfreie Benennung der eventuellen Kennzeichen nicht zu. Die Innendienstmarken finden sich ferner in so geringer Anzahl vor, dass man sich genau über einzelne Kennzeichen gar nicht klar ist. Um einwandfrei Danziger Fälschungen speziell der Werte 2 – 80 Pfennig mit Innendienst festzustellen, ist als erste Bedingung das Studium eines ganzen Bogens dieser Marken erforderlich. Man könnte hierdurch alle, auch die kleinsten Merkmale Absonderlichkeiten bezeichnen, die sich auf einem echten Bogen befinden und dann die zur Prüfung vorgelegten Marken mit einer einzelnen des Bogens vergleichen. Nur wenn man keiner der auf einem ganzen Bogen vorhandenen Merkmale bei den Prüfungsmarken findet, könnte man bestimmt annehmen, dass die Marken gefälscht seien. Man sagt nun oft, dass der Farbenton des Aufdrucks und der Durchschlag oder Abklatsch auf der Rückseite der Marken ein Kennzeichen für die für die Echtheit seien. Diese Annahme ist völlig falsch. Jedermann weiß, dass jede Farbe sich verändert, sei es durch Feuchtigkeit, Licht oder andere Umstände, aber auch beim Druck selbst ergeben sich mehr oder weniger starkes Auftragen der Farbe auf die Farbwalzen abweichende Töne einer Farbe, dieses besonders bei Schwarz und rot. Der Durchschlag ist eine typische Erscheinung des Buchdrucks, dessen Stärke sich ja nach der Beschaffenheit des Papiers und der Beschaffenheit der Farbe mehr oder weniger deutlich zeigt, oft aber auch gar nicht wahrzu-nehmen ist.
Auf starkem Papier wird sich ein Durchschlag nur dann zeigen, wenn der Firnisgehalt der Farbe groß ist. Aber auch je nach der Stärke der Farbe wird ein Durchschlag bei derselben Papiersorte verschieden sein. Als bestem Beweis für meine Ansicht führe ich folgendes an:
Sämtliche Danziger Überdrucke haben das Papier mit rautenförmigem Wasserzeichen und trotzdem zeigt sich bei einzelnen Bogen gar kein Durchschlag, während bei anderen Bogen ein schwacher bis ganz scharfer Durchschlag hervortritt. Der Durchschlag und Farbenton können also bestimmte Kennzeichen für die Erkennung der Echtheit nicht sein.
Ein Prüfer müsste nun Sammler oder Händler, Chemiker und Graphiker in einer Person sein, wenn er Marken prüfen wollte. Da man eine solche Person schwerlich finden dürfte, halte ich die Anregung der „B.R.“ eine Prüfungskommission zu bilden, für den richtigsten und einwandfreiesten Weg, eine Stelle zu schaffen, die maßgebend für die Beurteilung der Marken ist. Es wird hierdurch auch dem Unfug einzelner Prüfer gesteuert, die um des „Lohnes willen“ prüfen, ohne die Kenntnisse dazu besitzen.
Diese Kommission müsste Gelegenheit gegeben werden, ganze Bogen der Danziger Marken zu studieren, ihre Aufzeichnungen zu machen und nach diesen müssten die Mitglieder der Kommission gemeinsam die vorgelegten Marken beurteilen. Hoffentlich wird hierin schnell etwas getan, zum Besten der Danziger und der internationalen Sammlergemeinde.

Briefmarken-Spezialprüfer

Das in Ausgabe 45 der „Briefmarken-Rundschau“ angeregte, wichtige Problem der Prüfung von Marken hat der Redaktion eine große Menge von zustimmenden, teils sehr schmeichelhaften Anerkennungen eingetragen. Soweit darin die sachliche Seite des Themas behandelt wurde, werden wir in zweckentsprechender Anwahl alle praktischen Vorschläge und sachverständigen Erörterungen, beginnend mit der heutigen Ausgabe, an dieser Stelle bringen.
Wir erteilen in erster Linie dem verdienten Vorsitzende des Vereins „Briefmarkenfreunde Freie Stadt Danzig“, der als drucktechnischer Fachmann ungemein Beachtenswertes, namentlich an der Frage, ob eine durchaus sichere Beurteilung von Provisorien auf Echtheit möglich ist, zu sagen hat.
Es erheben sich aus einer in dieser Verbindung noch eine Anzahl neuer, Ausgabe 45 nur gestreifter Fragen, deren Erörterung und Beantwortung unbedingt zur Sache gehören; denn wir kommen mit allgemeinen Redensarten nicht um die Probleme herum, die u.a. der bekannte ungarische Philatelist Reflex in der neuesten Oktobernummer der vorzüglichen Budapester Fachschrift „Tabularium“ neuerdings zur Diskussion stellt. Wir fragen, ebenfalls mit dem genannten Autor:
1. Welche Garantie bietet der Prüfungsstempel auf einer Marke?
2. Ist das Prüfen von Marken Wissenschaft oder nur Scharlatanerie?
3. Hat der Prüfer moralische und materielle Garantie zu leisten, oder prüft er für gutes Geld ohne jedwede Haftung?
Erst kürzlich wieder ist ein Fall vorgekommen, da ein langjähriger, für durchaus zuverlässig gehaltener Prüfer wörtlich folgendes erklärt hat: „Das auf der Marke befindliche Prüfungszeichen stammt aus der ersten Zeit meiner Prüfungstätigkeit, ungefähr vor 20 Jahren; in dieser langen Zeit sind sehr viele, damals geltende Ansichten und Grundsätze als falsch erkannt worden. Es liegt ein Prüfungsirrtum vor, den ich bedauere, jedoch nicht ungeschuldet machen kann. Hoffentlich können Sie den dafür angelegten Ware zurückerhalten.“
Wenn man einen solchen Brief liest, so muss man sich unwillkürlich fragen, ob ein Sammler, der eine geprüfte und für echt befundene Marke vielleicht für eine große Summe erworben hat, nachträglich einen schweren Verlust erleiden soll, weil der Prüfer oberflächlich geurteilt hatte oder überhaupt des besonderen Gebiet nicht beherrschte. Der Prüfer darf doch nicht nur auf „gerade zur Zeit modernen“ Ansichten, Vermutungen oder Voraussetzungen beruhen, sondern es muss doch einen positiven Nutzen für den vertrauensvollen Sammler oder Händler ergeben. Eine von einem auf seinen Ruf haltenden Prüfer einmal gegebene Garantie muss für die Dauer sein, und der Prüfer oder mindestens die Versicherungsgesellschaft, bei der er eingeschrieben sein sollte, müsste auch die volle finanzielle Garantie übernehmen und gegebenenfalls Schadensersatz leisten.

Neue Fälschungen von „Danzig-Schrägaufdrucken“

von
Ingenieur Eugen B. Jantzen.

Dass Fälschungen von wertvollen Gegenständen – seinen es Antiquitäten, Banknoten, Edelsteinen, Marken und Münzen – immer noch nette Sümmchen abwerfen kann, haben nicht nur die zünftigen erwachsenen Herren Spitzbuben längst erkannt. Was läge z.B. dem unskrupellösen philatelistischen gelegenheitsmacher näher als die so beliebten Danzig II-Schrägdrucke in der Gesamtauflage etwas „zu erhöhen“?
Wenn’s einer „zum Privatvergnügen“ nur „für sich“ allein im stillen Kämmerlein betreibt“, um etwa seine künstlerische Ader als Buchdruckerlehrling zu betätigen, mag’s noch hingehen. Aber so „ideal“ denkt mancher unserer jugendlichen modernen Genies leider nicht, denn bei dieser Spezial-betätigkeit muss selbstverständlich das Klingendes oder wenigstens was Raschelndes heraus-springen. Also lustig drauf losgefälscht in „Danzig II“. Nebenbei bemerkt, ist nachstehender der dritte Fall „Danzig“, der dem Verfasser vorgelegen hat. Kein Wunder, ist doch mit dem in verhältnismäßig kleiner Restauflage seinerzeit erschienenen „Danzig-Schräg-Aufdruck ein recht aussichtsreiches Geschäftchen für den Fälscher zu machen – wenn er sein Geschäft versteht.
Der Michel-Katalog 1920 verzeichnet für den sogenannten kleinen Satz Danzig II 424 Mark (d.h. die 2, 2 ½, 3, 5, 7 ½, 10, 20, 30, 40, 50 und 80 Pfennig-Marke zusammen), der neueste „Michel 1921/22“ aber schon 567 Mark Prozentual weiter steigend dürfte der kleine Satz in zwei bis drei Jahren also vielleicht auf 800 bis 900 Mark zu stehen kommen.
Aber nun zum neuesten Fall der Danzig-Fälschungen, wie solche dem Unterzeichnenden vor etwa drei Tagen in die Hände gespielt wurden. Ein Danziger Herr B., der weder Markensammler, noch–Händler ist, wohl aber, wie heutzutage so viele Danziger für Söhne und Enkelkinder guter Bekannter im Reiche Danzig-Marken gelegentlich besorgen sollte, der auch wohl etwas vom Werte der Danzig II gehört hatte, kommt zufällig vor einiger Zeit aufs Hauptpostamt. Er will in der Hauptschalterhalle etwas besorgen und gewahrt nach Erledigung seiner Geschäfte eine kleine Gruppe von Leuten, die um einen 12 bis 14jährigen Jungen mit Schülermütze herumstehen und augenscheinlich eifrig schwarze Börsengeschäfte machen. Interessiert tritt Herr B. hinzu und erfährt, dass dieser Junge Danzig II Schrägdruck dort – eine kleine „Konkurrenz“ für die Post in ihrem eigenen Postgebäude – munter verkauft, und zwar immer ganze kleine Sätze von 2 bis 80 Pfennig (ohne die 50-Pfennig-Marke) für sage und schreibe nur 100 Mark! Bei diesem für Sammler geradezu ideal billigen Preise könnte selbst der bekannte dümmste Kartoffelbauer sein Geld wohl nicht besser anlegen, denn märchenhaft verzinst sich das Geld bei solch billigen Sätzen.
Und es wurde gekauft, rasend gekauft, so dass mein Gewährsmann zum Ankaufe solch schön-billiger Ware leider so ziemlich zu spät kam. Denn der letzte Satz wanderte soeben nach gegenseitiger Feilschen in die Brieftasche eines Herr in den besten Jahren. Der so stürmisch begehrte liebe konnte der starken Nachfrage nach Ware nur noch durch Abgabe einer einzelnen gestempelten 10-Pfennig-Marke begegnen: er erklärte aber, zu Hause noch eine Reihe von Danzig-Sätzen zu haben. Herr B. war natürlich hocherfreut über diese Botschaft und gerne bereit, gleich mitzugehen, um dort zu Hause bei dem Herrn Jungen die Marken in Empfang zu nehmen. Diese Eröffnung des Herrn B. schien dem geschäftstüchtigen Jüngling doch nicht opportun. Er ging zwar brav bis zur Ausgangstür mit, war dann aber wie ein Blitz um die nächste Straßenecke verschwunden, leider ohne seine Adresse zu hinterlassen.
Die 10-Pfennig-Marke blieb aber, wie weiland der berühmte Rückzipfel in Frau Potiphars Hand, in den Händen von Herrn B. glücklicherweise, ohne dass dafür die vereinbarte 5 Mark erlegt waren. Ganz verdutzt ob dieses tragischen Ausganges ging B. geknickt nach Hause. Immerhin aber in dem Bewusstsein, wenigstens etwas ganz billig erworben zu haben. Doch auch diese Freund war leider nicht ungetrübt; dann als dem Verfasser dieses Artikels die besagte Marke zur Begutachtung vorge-legt wurden, entpuppte sie sich als grobe Fälschung. Ein Laie aber auch schon ein Markenkenner, der zum Vergleich nicht sofort ein echtes Stück zur Hand hat, dürfte aber jedenfalls fast stets auf derartig staunend billige kleine Sätze Danziger reinfallen und sein gutes Geld loswerden.
Zum Nutz und Frommen derjenigen, die nicht alle werden und die immer nur ganz billig Marken kaufen wollen, sei die Fälschung der 10-Pfennig-Marke hier beschrieben.
Die erwähnte rosarote 10-Pfennig-Marke ist gestempelt, jedoch wohlweislich nur Fälschung ein ganz leicht entwertetes Exemplar ausgesucht, bei dem nur knapp ein Viertel der jetzt gebräuchlichen Brückenstempel (hier die Brücke genau waagerecht stehend auf der linken Seite der Marke sichtbar ist. Ortsbezeichnung oben ist bis auf dem letzten Buchstabe eines N und dahinter ein Bindestrich nicht erkennbar. Vom Datum steht nur eine „6“ als letzte Ziffer, also augenscheinlich stammte die einfache 10-Pfennig-Marke von einem 1906 entwerteten Schriftstücke. Das untere Segment der neueren Bückenstempel pflegt entweder Angabe des Postamtes und Schalternummer (z.B. * 1 k) oder Vorortbezeichnung z.B. Schidlitz resp.Gemeinde z.B. Kr. Danziger Höhe) zu enthalten. Die zum Vergleiche vom Verfasser herangezogenen Stempel von Orten im Freistaat Danzig mit einem N als Schlussbuchstaben z.B. Steegen, Hohenstein, Grebin usw. haben abweichende Drucktypen, also könnte der Kenner schon allein daraus die Fälschung erkennen. Nun zum eigentlichen Aufdrucke richtiger der Aufmalung auf die 10-Pfennig-Marke, dann tatsächlich ist diese mit Tinte aufgemalt oder Ausziehtusche aufgemalt. Das Wort Danzig in Lettern in einer Kombination zwischen Rund- und Schreibschrift weist folgende Fehler gegenüber den Originalen auf:
Das obere Kreisbogensegment des großen Anfangsbuchstaben D (gerade über der Spitze des S-förmigen Aufstriches) ist dünn und der rechts flache Kreisbogen ist dick beim Original fast horizontal verlaufende kleine Fußstrich des D verläuft bei der Fälschung in den rechten aufsteigen-den Segmentbogen; so dass also unten eine deutlich sichtbare scharfe Spitze entstanden ist (bei dem Original ein breiter weißer Zwischenraum). Das a ist im Verhältnis zur Breite zu hoch geraten, hat zu dünne Abstriche. Ebenso ist das zu hoch und dünn. Beim z wiederum ist das obere Häkchen zu dick (beim Original aus Punkt mit dünnen, gebogenem Striche bestehend), während umgekehrt die untere ovale Schleife bei der Basis des Wortes Danzig dünn anfängt und nach unten ganz dick aus-zulaufen (beim Original gerade das Gegenteil!) Das i ist ziemlich gut gelungen, nur im ganzen zu lang: das G dagegen ist in der ganzen Form etwas zu breit geraten und in der letzten langen Abwärtsschleife etwas zu krumm und viel zu dünn. Ein recht böser Reinfall ist dem Herrn Fälscher-lehr“jungen“ aber noch zum Schluss widerfahren, als da ist: Der am Fuße der Marke zum Ausblockieren des Wortes „Deutsches Reich“ befindliche Balken ist fast ein Millimeter zu dick geraten und sieht im Verhältnis zum Worte „Danzig“ ebenfalls fast ein Millimeter zu tief.
Was nun die Farbe des Aufdruckes anbetrifft, ist zu bemerken, dass diese bei der Fälschung ein tiefes Grauschwarz von älterer Schreibtinte oder Ausziehtusche ist (beim Original blauschwarze Druckfarbe mit einer Spur Ölzusatz). Da bei der Fälschung der Aufdruck „Danzig“ und der Blockierungsbalken der Hand gezeichnet ist und die mehr spitze sogenannte Zeichenfeder wohl die Papierfasern aufgerissen hat, ist die Farbe auf der Rückseite stark durchgeschlagen. (Rückseitiger Druck bei Originalen oder sogenannten „Abklatsch“ sehen ganz anders aus!) Die enge diagonale Schraffur des Blockierungsbalkens ist zu eng. Beim Original erscheinen meist sogenannte weiße Körnchen ähnlich einem Rasterdrucke, als Zwischenraum der vielen Diagonalstriche ein Zeichen, dass die pulverisierte Farbe verhältnismäßig trocken und etwas ölig mit dem Bindemittel Wasser oder Glyzerin auf die Druckwalze aufgetragen wurde, daher nicht so tief, wie bei rein wässeriger Tinte oder Ausziehtusche in die Papierfaser einziehen konnte. Also, liebe Briefmarkenfreunde, Augen auf beim Kaufe von Danzig-Marken mit Schrägdruck!
Zum Schlusse möchte ich alle reellen Markensammler und Freunde der Briefmarke einmal bitten, ihr Augenmerk auf das Treiben in der großen Schalterhalle des Hauptpostamtes I bei gelegentlichen Gängen dorthin zu richten. Seit langer Zeit wird dieselbe als „schwarze Markenbörse“ benutzt. Es dürfte sich also empfehlen, irgendeinen am Schalter sitzenden Postsekretär zu bitten, durch mehrere möglichst nicht uniformierte Beamte solche Gruppen „schwarzer Markenbörsianer“ unauffällig umstellen zu lassen, damit die Hauptattentäter und „Fälscherkönige“ nicht wieder ausrücken können, um sie endlich zum Segen der Postbehörde und der Sammlerwelt unschädlich zu machen.
Da mir für die verhältnismäßige Güte der Fälschung ein halbwüchsiger Schuljunge doch nicht kunstfertig genug erscheint, dürften vielleicht im Hintergrunde irgendwo dunkle Ehrenmänner arbeiten, die den Jungen nur als Vertreiben ihrer Machwerke benutzten.
Von den Fälschern geschädigte Sammler oder sonstige Interesseenten bitte ich, mir ihre kürzlich erworbenen Danzig-Schrägdrucke-Sätze (gegebenenfalls durch Vermittlung der Redaktion der „Briefmarken-Rundschau“ einzuliefern. Ich bin bereit, dieselben zu prüfen.

Moderne Briefschnüffelei – ein Erlebnis.

Ein geschätzter Leipziger Korrespondent schreibt uns:
Ihre Bemerkungen in der „Briefmarken-Rundschau“ Nr. 40 über amtliche Postwertzeichen-Ver-steigerungen in Berlin sind durchaus richtig. Der Staat will verdienen, andere sollen die Steuern bezahlen; wenn dagegen ein „Inländer“, wie wir uns ja hier in Leipzig wohl bezeichnen können, einmal einen Brief z.B. aus Memel bekommt, wie es mir selbst kürzlich passiert ist, und der betreffende Freund legt, um eine Freude zu machen, eine Briefmarke von Memel mit hinein, dann sträubt sich der Staat mit Händen und Füßen gegen die Auslieferung.
Tatsächlich ist mir ein solcher Brief beschlagnahmt worden. Die betreffende Behörde in Berlin, an die ich mich gewandt hatte, erklärte mir, dass die Auslieferung nur erfolgen könnte, wenn ich erstens eine Briefmarkenhandlung hätte, oder zweitens in einem Tauschverkehr stände und Tausch vorher übersandt hätte. Die dritte Möglichkeit, dass jemand einen wichtigen Brief schreibt und aus eigenem Empfinden eine Marke beilegt als Gegenwert für das Rückporto, wurde überhaupt nicht in Betracht gezogen, und auch mein Hinweis, dass die Marke ruhig beschlagnahmt werde könnte und mir wenigstens der Brief ausgeliefert würde, nützte nichts. Der Brief ist trotzdem mit Inhalt beschlagnahmt worden. Es ist schade, dass sich keine Vereinigung bereit findet, einmal dagegen Front zu machen. Es ist doch schließlich ein großer Unterschied zwischen Leuten, die gewerbs-mäßig Marken verkaufen und solchen, die ab und an einmal etwas geschickt bekommen. Glaubt der Staat etwa, dadurch die Einfuhr von Briefmarken einschränken zu können? Ich bin vielmehr der Meinung, dass die Leute, die derartig wertvolle Sachen „einführen“, lieber „mit einer kleinen Hand-tasche nach Köln fahren“, – dann verlohnt es sich wenigstens.
Was derartige Schikanen in Wirklichkeit an Zeit und Spesen dem Bürger wie dem Staate kosten, sei hier übrigens einmal „kaufmännisch“ rekapituliert:
1. Jemand, bis heute unbekannt, schickt aus einem rein deutschen Gebiet (so wird es uns täglich erzählt) nach seinem Stammlande, nämlich von Memel nach Deutschland eine Brief. In dem Briefe liegt eine Marke, Wert unbekannt, vermutlich zur Rückantwort, Benachrichtigung vom Zollamte, dass ein Brief aus Memel abzuholen ist. Bei acht Stunden Arbeitsleistung, Bezahlung 6 Mark je Stunde, entfällt auf den Zollbeamten 10 Minuten, den Eil-Briefträger (!) 15Minuten… 2,50 Mark
2. Um Zeit zu sparen, geht ein Laufboten zum Zollamte (25 Minuten 2,50 Mark
3. Er kommt, ohne den Brief erhalten zu haben, wieder. Der Brief wird geöffnet. Absender war nicht zu erfahren, weil eine „Briefmarke“ im Briefe liegt und nun erst Eine Einfuhrbewilligung vorgezeigt werden muss. Dem Zollamte mitgeteilt, dass zu solchen Spielereien keine Zeit vorhanden: Brief mag zurückgehen. Porto, Material, Arbeit. 2,40 Mark
4. Mitteilung vom Zollamte, Brief kann nicht zurückgehen, da eine „Marke“ darinnen:
soll mich an Außenhandelsstelle wenden, sonst Beschlagnahme. Porto und Arbeit 2,60 Mark
5. Gang zur Handelskammer, Formulare und Zeit 2,00 Mark
6. Brief wegen Einfuhr an A.G.N., Leipzig, Porto und Zeit 1,90 Mark
7. Mitteilung von A.H.St., dass Leipzig nicht mehr zulässig, nach Berlin gesandt, zweimal Porto und Zeit 3,00 Mark
8. Mitteilung von Berlin mit gedrucktem Zirkular: Einfuhr möglich a) wenn ich Markenhändler bin, b) wenn ich tausche, aber schon Material vorher versandt habe. Ein dritter Fall, dass jemand an jemand eine Marke für Rückporto oder sonst etwas mitschickt, darf von Staats wegen nicht vorkommen. Porto und Zeit 2,60 Mark
9. Anfrage beim Zollamt (ob Aushändigung ohne Marke möglich), abgelehnt, denn die Marke liegt im Brief. Absender nach wie vor unbekannt. Zeit und Porto 2,40 Mark
10. Nach 6 Wochen Aufforderung durch den Briefträger, den Brief mit Einfuhr-bewilligung abholen zu lassen, Zeit 1,00 Mark Nach weiteren 5 Tagen feierlich gesiegelte, schriftliche Erklärung des Zollamtes, dass Die „Briefmarke“ dem Reiche verfallen ist, wogegen binnen einem Monat beim Reichswirtschaftsgericht erhoben werden kann! Porto 1,20 Mark
1 Zolloberinspektor 5,00 Mark
1 Einschreibassistent 1,50 Mark
1 Briefträger 0,50 Mark
Summe an vergeudeten Kosten also 32,10 Mark
Nachschrift. Man soll nie ungerecht sein! Nachdem die Beschlagnahme feierlichst erklärt war, erhielt ich durch den Briefträger den Brief unversehrt ausgehändigt. Einlage:1 Briefmarke aus Memel ebenfalls unversehrt, amtlich verzollt. Zollkosten 1 Mark. Von der aufgemachten Rechnung gehen also 1 Mark als Vergütung an das Zollamt wieder ab.
Ich nehme also das Gesagte vollständig zurück und behaupte das Gegenteil.
G.I.

Falsche Aufdrucke auf Danziger Marken.

Spezialprüfer heraus!

Es ist angesichts der Flut der auf die Sammlerwelt in den letzten zwei Jahren anstürmenden Brief-markenneuheiten und besonders der vielen oft mit den einfachsten technischen Hilfsmitteln gedruckten Provisorien von Monat zu Monat schwieriger geworden, sich über die einwandfreie Echtheit von Postwertzeichen gewisser Gebiete schlüssig zu werden. Wer schon früher in den „guten alten Zeiten“, da noch die Sachsen-3-Pfennig-Marke unter 100 Mark wertete das Prüfungs-gebiet ein umfangreiches und kaum von einem einzelnen noch so gut unterrichteten philatelistischen Sachverständigen zu bewältigen, so hat es seit dem Erscheinen der sogenannten Nachkriegsmarken alle Grenzen gesprengt. Immer dringender stellte sich daher die Notwendigkeit heraus, dass einzelne selbst ganz kleine Gebiete innerhalb der Briefmarken herausgebende Länder nur von sehr erfahrenen (meist einheimischen!) Spezialisten und Prüfern bearbeitet werden mussten.
Wir möchten uns heute einmal an Hand eines Beispiel mit den falschen Aufdrucken auf Danziger Marken beschäftigen, und da erheben sich – was natürlich auch für alle anderen Länder gilt – folgende drei Hauptfragen:
1. Welche Marken wurden bisher tatsächlich gefälscht?
2. Welches sind die Merkmale der Fälschungen?
3. Wer sind die Fälscher?
Diese Fragen verdienen durchaus einmal in der Öffentlichkeit behandelt zu werden, denn bis jetzt ist die Sammlerwelt in Danzig und auch anderswo, trotz der vielen einzelnen in der Fachpresse zer-streuten Veröffentlichungen noch viel zu wenig darüber aufgeklärt worden. Im Falle Danzig mit dem wir uns an dieser Stelle beschäftigen wollen, ist die erste Frage durch zahlreiche Beiträge vor allem auch in der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ wohl zur Genüge geklärt. Jeder Sammler, der gewohnt ist, die einschlägige Literatur aufmerksam zu verfolgen, muss heute wissen, welche Marken in der Hauptsache von Danzig gefälscht wurden. Weit schwieriger ist aber, wie sich auf Grund von Erfahrungen in der letzten Zeit herausgestellt hat, das Problem, das wir etwa in folgenden Satz fassen möchten: „Ist es möglich, Aufdrucke auf Danziger mit völliger Bestimmtheit als echt oder falsch zu bezeichnen oder kann in gewissen Fällen nur mit mehr oder minder großer Wahrscheinlichkeit die Echtheit des Aufdruckes festgestellt werden?“ – Jedenfalls lässt eine uns bekannt gewordene Tatsache (ein sehr bekannter und erfahrener deutscher Markenprüfer bezeichnete Stücke der Danziger Innendienstmarken zuerst als falsch, erkannte dann aber 14 Tage später die gleichen Marken als echt) darauf schließlich, dass ein positives Ergebnis einer Prüfung nicht immer so leicht erreicht werden kann. Einen ganz ähnlichen Fall haben wir übrigens jüngst auch in Berlin mit sehr geschickt gefälschten Sachsen-3-Pfennig-Marken zu verzeichnen gehabt.
Ein einzelner Prüfer, und sei er auf seinem eigensten Gebiet auch noch so unfehlbar, kann sich infolge widriger Umstände auch einmal leicht irren. Es wäre daher sehr zu erwägen, ob man nicht von Vereinswegen in jeder größeren Stadt mehrere sachverständige Herren, etwa drei bis vier, zu einer Prüfungskommission einzelner Spezialgebiete zusammen berufen könnte. Die Autoritäten dieser Prüfungsstelle wäre wohl weit weniger bestritten, als die eines einzelnen Prüfers und würde sicherlich auch über die einzelne Stadt hinaus allgemein in der Philatelistenwelt Anerkennung und Würdigung finden.
Um einen praktischen Anfang zu machen, rufen wir heute in der „Briefmarken-Rundschau“ alle Prüfer einzelner Länder oder Ländergruppen, die ihr Spezialgebiet genau studiert haben, auf, uns ihre Adresse und alle notwendigen Einzelheiten zur Sache mitzuteilen.
Wir bringen bereits in unserer heutigen Ausgabe an erster Stelle des Anzeigenteiles eine kurze Auf-stellung der bekanntesten Prüfer einzelner Gebiete und werden bemüht bleiben, die Liste so vollständig als möglich zu gestalten und alle a.W. auch dauernd zur praktischen Orientierung der Sammlerwelt veröffentlichen.
Im Anschluss an unsere Ausführungen möge hier eine Arbeit eines bekannten Danziger Sachver-ständigen, speziell über Fälschungen von Danziger Provisorien folgen. – Gleichzeitig bitten wir aber in erster Linie alle Danziger ernsten Philatelisten, die als Prüfer von Danziger Marken schon Erfahrungen gesammelt haben, uns mit geeigneten Angaben im Interesse der Allgemeinheit an die Hand zu gehen.
Erst wenn die Öffentlichkeit in Danzig und darüber hinaus wirklich weiß, der als tüchtiger Prüfer wirklich in Frage kommt, werden die Zweifel über falsche Danziger Marken aufhören oder doch wenigstens auf ein Minimum reduziert werden.
G.O.K.

Der Zoppoter „Philatelisten-Klub“

hat in diesem Tagen in seinem Vereinslokal, dem Bahnhofs-Hotel und rechter regen Beteiligung seine erste größere Hauptversammlung abgehalten. Zum Vorsitzenden des Vereins wurde Herr Kunstmaler Badt, Dr. Zimmermann zum Stellvertreter und die Herren Badesekretär Sontowsky und Polizeikommissar Hoffmann als Schrift- und Kassenführer gewählt. Frau Buchhändler Gensch wurde mit der Leitung des Austauschverkehrs unter den Mitgliedern betraut. Der erste Abend der neuen Vereinssaison nahm einen alle Anwesenden hoch befriedigenden Verlauf. U.a. referierte Herr Badt in sehr sachlicher und unterrichtenden Weise über die Neuerscheinungen der letzten Zeit. – Die kommenden Vereinssitzungen sollen alle vierzehn Tage Dienstags abends im genannten Vereinslokal während des Winters stattfinden.

Danziger Aufdruck-Fälschungen

Die Danziger Strafkammer hatte sich dieser Tage mit einer sehr eigenartigen Angelegenheit zu beschäftigen. Ein hiesiger Oberpostsekretär hatte fünfzehn seltene Danziger Briefmarken mit Unter-druck zu einem sehr erheblichen Preise aus privater Hand erworben. Es stellte sich schließlich heraus, dass der Unterdruck auf den Briefmarken, die alle von gleichen Wert waren (es handelte sich um die 60-Pfennig schräg, die sogen „Innendienstmarke“), eine Fälschung handelte. Da der Hersteller nicht ermittelt ist, wurde ein Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft beantragte aus diesem Grunde lediglich die Einziehung der Briefmarken, die, selbst wenn sie zugefälscht gewesen wären, nur für den Innendienst bestimmt waren. Der Gerichts-hof lehnte jedoch die Einziehung der Marken ab und stellte dem Besitzer derselben anheim, die Marken von der Staatsanwaltschaft zurückzufordern. Es entsteht nun die Frage, ob die Staatsanwalt-schaft die Marken herausgibt, da es sich doch immerhin um offenbare Fälschungen handelt. Andererseits aber besitzen auch diese für Liebhaber und Spezialsammler einen nicht zu unter-schätzenden Sammelwert. – Ob die Entscheidung des Gerichtshofes aufrechterhalten werden und ob nicht vielmehr der Staatsanwalt dagegen erfolgreich Berufung einlegen könnte, ist zweifelhaft. Fälschungen kursierender Postwertzeichen – ganz gleich, ob es sich nur um Fälschungen des Aufdruckes und um „Innendienstmarken“ handelt – verfallen nach wiederholter reichsgerichtlicher Entscheidung der Einziehung. – Immerhin ist der vorliegende Fall auch für Philatelisten interessant genug, um einmal von rechtskundiger Seite eingehend beleuchtet zu werden. Die Redaktion der „B.R.“ wird demzufolge in einer der nächsten Ausgaben die Meinung eines sachkundigen Juristen an dem Thema bringen, und sie würde es sehr begrüßen, auch von anderer sachverständiger philatelistischer Seite diesbezügliche Erörterung zu erhalten.

Fehler in den neuesten Danziger Marken

Man schreibt uns: Die drei Briefmarken, die von der Post zum Besten der Jenkauer Anstalt herausgegeben sind, enthalten im unteren Teil die Worte:
Tuberkulose-Woche. Hier ist das „Tuberkulose als Eigenschaftswort gebraucht, dazu noch falsch, weil es dann „Tuberkulöse Woche“ heißen müsste. In richtiger Schreibweise müsste auf der Marke aber zu lesen sein: „Tuberkulosewoche“ oder „Tuberkulose-Woche“, je nachdem, ob es eine Woche ist zum Kampfe gegen die Tuberkulose oder ob es eine Woche zum Besten der Tuberkulose sein soll. Wenn man aber das Wort getrennt schreiben wollte, müsste es durch einen Bindestrich verbunden werden.

Danzig 5 Mark 1. – 2. Auflage?

Herr Wolfg. Folger, Marienburg schreibt uns zu diesem Thema: Angeregt durch die Ausführungen des Herrn H.D. in Ausgabe 4 der „Briefmarken-Rundschau“, wo Herr H.D. von den verschiedenen Längen des Aufdruckes der Danziger 5-Mark-Marke als Unterscheidungsmerkmal für die erste und zweite Auflage spricht, habe ich einen Bogen dieser 5-Mark-Marke einer eingehenden Prüfung unterzogen. Ich fand dabei beide Maße und zwei 14,5 Millimeter, das Kennzeichen der zweiten Auflage auf Marken 1, 5, 6, 11, 12, dagegen 15 Millimeter, welches Maß für die erste Auflage charakteristisch sein soll, auf den übrigen Marken. Danach könnten also die Ausmaße des Aufdruckes nicht zur Unterscheidung des Aufdruckes herangezogen werden.

Die Danziger Fürsorgemarken

die während de Tuberkulose-Fürsorge-Woche in drei Werten (wie bereits in Ausgabe 39 der „B.R.“ angekündigt), an sämtlichen Postschaltern mit einem Aufschlag zugunsten der Lungenfürsorge zu haben sein werden, bringen wir heute in der Abbildung des Typs. Der Georgsritter in schwarz plastisch aus dem Bilde hervor, während die Silhouetten der Marienkirche und des Rathausturmes im Hintergrund in leicht bräunlicher Tönung gehalten sind.
(Hier folget die Abbildung der Mi.Nr 91)
Die drei Wertzeichen sollen am Sonntag, den 16. d. M. zum ersten mal zur Verausgabung kommen. Die Wertzeichen, die zum doppelten Betrage des Neuwertes an das Publikum verkauft werden, gelten mit ihrem Nennwert von 30, 60 und 120 Pfennig zur Freimachung von Postsendungen auch im Verkehr mit Deutschland und dem übrigen Ausland, aber nur bis zum 30.November 1921. Ab 1.Dezember dürfen die Fürsorgemarken zum Freimachen nicht mehr benutzt werden. Ein Umtausch der Marken findet nicht statt.

Das Zünglein an der Waage

von
Georg Janek, Beuthen O.S.

Wie schwierig das vorgeschlagene Unternehmen ist, die unbedingte postalische Notwendigkeit einer jeden einzelnen Ausgabe sicher festzustellen, möge ein Beispiel vor Augen führen. Obwohl niemals auch nur der Gedanke aufgetaucht ist, dass Deutschland – dies Kind, kein Engel ist so rein – eine unreelle philatelistische Sache „drehen“ – könnte, liegen doch die Dinge hier zunächst nicht ganz klar.
Wir haben an den deutschen Reichs-Kupferdruck-Provisorien gleichzeitig eine Neuerscheinung der letzten Zeit, eine Nachkriegserscheinung und außerdem einen Überdruck- Von ersteren hört und liest man alle Tage, wie lohnend es sei, sie tüchtig zu sammeln. Nun, das ist uns ja allen gern gehörte Musik. Aber ist nicht hier vielleicht der Wunsch ein bisschen der Vater des Gedankens? Und wie steht es damit, wenn das Sammeln, das letzte seine größte Hausse erlebte, einmal abflaut? Wenn dann jene ihre Gewinne realisieren und abstoßen werden? Denn wozu es leugnen, bei allen Idealen ist die Briefmarke gerade in den letzten Jahren ein Gegenstand des Börsenspieles geworden. Und es gilt auch hier der triviale Satz: „Den Letzten beißen die Hunde.“
Sodann ist diese Ausgabe ein Überdruck. Zum Glück einer, der niemals gefälschte werden kann. Dazu fehlen nämlich die gleichen Marken ohne Überdruck. Bekanntlich hat die Reichsdruckerei einzig zum Zwecke des Überdruckes die drei Werte in Kupferdruck hergestellt, und daran ist dann auch die ganze Geschichte gescheitert. Mit anderen Überdruckmarken steht es schlimmer. Ein Heer von Prüfern ist ihnen und ihren Fälschungen auf den Leib gerückt, ausgerüstet mit allen Schikanen moderner Technik. Aber die Würde dieser Leute ist vielfach nur äußerlich: Es gibt heute viele Über-drucke, von denen kein Mensch mehr weiß, ob sie echt oder falsch sind. Nicht alle, bewahre, aber einige und nicht die billigsten.
Ich will vorausschicken, dass ich die Angaben, die hier folgen, größtenteils einem mehr zugegange-nen Schreiben des Reichspostministeriums entnehme, das in liebenswürdiger Weise zu allen diesbe-züglichen Fragen Stellung bezieht.
Wozu, fragt man, ist diese Ausgabe in die Welt gesetzt worden? Als sie erschien, gab es hinreichend Marken diese Werte in Offsetdruck. Aus welchem Grunde also die Aufdruck-Nachzügler?
Nun, der Grund ist der plötzlich stark gestiegene Bedarf an diesen drei Werten und diesem gesteigerten Bedarf konnte der umständliche Kupferdruck nicht genügen. Der Gedanke der Kupfer-druckmarken mit Überdruck war also zuerst da. Man druckte die bekannten Bilder in den neuen Farben, und es wäre soweit alles ganz schön gewesen. Da erkannte man plötzlich, dass dieses Verfahren, der starken Nachfrage nicht gewachsen war. Man stellte den Druck plötzlich ein und ging zum Gummidruckverfahren über. Bei dieser Massenanfertigung der Bogen mit je 50 Stück Marken im Buchdruckverfahren auf vorher gummierten Papier erfolgte die Zähnung in einem Arbeitsgange von derselben Maschine. Die Marken gelangten, was dringend nötig war, in großer Zahl in den Verkehr.
Erst jetzt wandte man sich den liegen gebliebenen Kupferdruckmarken zu. Diese waren, da ihr Druck zu 20 Marken auf dem Bogen mit der Handpresse erfolgte, noch nicht einmal gummiert und perforiert. Das wurde nachgeholt, und sie waren da. Rein zufällig kam es, dass der Wert zu 2,50 Mark beim Einstellen des Druckes in nur geringer Menge vorlag.
Niemand wird von der Reichsdruckerei verlangen, sie hätte die bereits gedruckten Marken vernichten sollen. Sie waren postalisch notwendig und nur infolge de geschilderten Zufälle blieb ihre Auflage eine so geringe. Wir haben eine sehr gute Markenreihe vor uns und die Zukunft wird das sicherlich bestätigen.

Danziger Nachlese

Ein hochoriginelles Kuriosum übersandte uns Herr Bruno Bock, Kalthof. Es ist ein Viererblock der Danziger 1 ¼ Mark-Marke (3 Pfennig Germania mit bordeauxrotem Aufdruck). Das Merkwürdige an diesem Viererblock ist, dass er augenscheinlich zweimal der Kontrolle beim Druck entging. Einmal nämlich sind in der Reichsdruckerei die ursprünglichen deutschen 3 Pfennig-Marken in diesem Viererblock bei den oberen beiden Marken unten und bei den anderen Marken oben stellen-weise unbedruckt, d.h. weiß geblieben infolge einer Splitterung und Faltung des Papiers. Und zweitens ist dann in Danzig auf den beiden unteren Marken des Viererblocks nur ein Teil des roten Aufdruckes links bzw. rechts über die braune Originalfarbe gedruckt worden, während die andere Hälfte der Aufdruckstypen plastisch auf dem rosa Rasterunterdruck (teile auch auf der gummierten Rückseite der umgebogenen Papierschichtecke stellt. – Wir müssen glauben, dass dieser Viererblock eine der merkwürdigsten Druckzufälligkeiten ist, die uns bisher bei den Danziger Marken zu Gesicht kamen. Er hat als solcher ein wirkliches Interesse in einer großzügig angelegten Danziger Spezialsammlung und Spezialisten werden seinen glücklichen Besitzer gewiss beneiden.

Danziger Fürsorge-Marken

Wie wir erfahren, beabsichtigt auch die Danziger Postverwaltung, sich in den Dienst der Tuberkulose-Fürsorge zu stellen.
In Aussicht genommen ist die Herstellung von drei besonderen Briefmarken zu 30, 60 und 120 Pfennig, die zum doppelten Betrage des Nennwertes an das Publikum verkauft werden sollen. Der hierdurch erzielte Mehrerlös wird der Tuberkulose-Fürsorge zugute kommen.
Die zweifarbigen Marken zeigen nach einem Entwurf des Danziger Kunstmalers Hellingrath den Ritter Georg, der den Drachen tötet (Symbolisch der Kampf mit dem gefährlichen Krankheits-erregers darstellend). Im Hintergrund sind skizzenhaft der Marienkirchturm und das Rathaus angedeutet. Die Marken zu 30 und 60 Pfennig erhalten normale Größe, die zu 120 Pfennig hat ein größeres Format (25 zu 30 Millimeter). Der Hintergrund ist bei sämtlichen Marken hellgrau, die Figur des Ritters bei den Marken zu 30 Pfennig grün, bei denen zu 60 und 120 Pfennig rot bzw. blau.
Die Marken sollen, wie wir erfahren, in nicht zu großer Auflage hergestellt und 14 Tage lang, beginnend mit dem ersten Tage der Tuberkulose-Fürsorge-Woche, an den Postschaltern verkauft werden.
In Anbetracht des guten Zweckes steht zu hoffen, dass die Marken reichen Absatz finden werden. Wir werden eine Abbildung und weitere Einzelheiten in nächster Ausgabe der „Briefmarken-Rundschau“ veröffentlichen.
Der in Deutschland bereits länger bestehende und bestens eingeführte Internationale Postwert-zeichensammlerklub „Ipoklu“ nimmt ab 15. September auch Postwertzeichensammler und Post-wertzeichensammlerinnen auf, die im Freistaat Danzig wohnen. Es ist dies für Sammler ein erfreuliche Nachricht, da besonders der Rundsendungsverkehr großartig zu werden verspricht. Im heutigen Anzeigestelle findet sich u.a. eine Anzeige, durch die vier Tauschobleute gesucht werden zur Verwaltung der vier verschiedenen Abteilungen. In Deutschland sind bereits seit längerer Zeit solche aufgestellt. Auch sonst bietet der „Ipoklu“ sehr viele Vorteile, ja dass der Beitritt angeraten ist. Alle Sammler erhalten auf Wunsch die Aufnahmepapiere und Satzungen, von denen eine eigene Auflage nur für den Freistaat Danzig gedruckt worden ist, gratis und franko. Postkarte genügt. Diese ist zu richten an die Korrespondentenstelle des „Ipoklu“ in Amberg 2 (Oberpfalz) Postlagerkarte Nr. 25. Es werden weder Jahresbeiträge noch Aufnahmegebühren für alle im Freistaat Danzig erhoben. Zum Vereinsorgan für alle im Freistaat Danzig wohnenden Mitglieder wurde die „Briefmarken-Rundschau“ der „Danziger Zeitung“ bestimmt.

Danziger Probedrucke

Zu unserer in Ausgabe 38 veröffentlichen Warnung von Danziger Phantasiemarken teilt uns ein gut unterrichteter Freund der „Briefmarken-Rundschau“ mit, dass tatsächlich die Werte zu 5 Pfennig dunkelbraun, 10 Pfennig orange, sowie die zweifarbigen 40 Pfennig-Mark der heutigen Germania-ausgabe in der Berliner Reichsdruckerei zum Teil wohl noch vor aber doch gleichzeitig mit der Originaltype Danzig schwarz überdruckt worden sind. Worauf dieses Versehen zurückzuführen ist, vielleicht auf einen Übereifer der Berliner Stellen oder einen falsch verstandenen Danziger Bestellung hin ist zweifelhaft. Jedenfalls sind volle Bogen der genannten Werte, ein ganzer Bogen der 10 Pfennig-Marke unserem Gewährsmann vorlag, mit der echten Type überdruckt worden.
Es handelt sich mithin bei der 5- und 10-Pfennig-Marke in den neuen deutschen Farben und der älteren doppelfarbigen 40-Pfennig-Wert mit schwarzem halbgotischen Überdruck Danzig um regel-rechte Probedrucke. Sie sind nicht in den Verkehr gekommen , und die schon Anfang Juni 1920 (nach der Ausgabe der ersten Danziger Marken von Stettin aus in den Briefmarkenhandel einge-schmuggelten einzelnen Stücke der zweifarbigen 40-Pfennig-Werte mit schwarzem Aufdruck Danzig waren ziemlich plumpe Fälschungen.
Wenigstens für diese drei Marken wollen wir daher unsere Angabe in Nr. 38, dass sie sofort gar keinen philatelistischen Wert hätten, berichtigen. Für Spezialsammler der Danziger Marken und ihrer Vorläufer sind diese Probedrucke von erheblichem philatelistischen Interesse, und jeder Sammler, der ein Stück davon besitzen sollte, wird ihren Wert zu schätzen wissen, wenn sie sonst auch für die Allgemeinheit nicht in Betracht kommen.

Das Zünglein an der Waage

von
Georg Janek, Beuthen O.S.
I.
Ein Vorschlag

Jeder denkende Kopf in der Philatelie ist sich wohl im klaren darüber, dass eine große Reform vonnöten ist, die den Erscheinungen der neuesten Zeit Rechnung trägt. Man hat den alten Karren gemächlich weiter geschoben, auch auf schwankenden Boden der letzten Jahre, und nun sitzt er fest.
Es muss einmal gesagt sein: Niemand war auf etwas Neues vorbereitet, jeder wurstelte weiter? Spät, sehr spät wagten sich Stimmen hervor und nur sehr schüchtern. Man fürchtete sich, den Schaden offen zu zeigen, den Deckel von dieser Büchse der Pandora zu haben. Indem man wähnte, das Übel nur zu vergrößern. Ich habe kürzlich an dieser Stelle die Auswüchse der Neuheiten-Philatelie beleuchtet; ich will, daran anschließend einen Vorschlag machen, der versucht, das Böse an der Wurzel zu fassen.
Welche Wege hat man bis jetzt eingeschlagen, um neue Möglichkeiten zu schaffen? Man sagte: Werde Spezialist. Diese Leute haben sich schon früher bewährt. Du sammelst ein Land oder ein Ländchen, da kannst du dich vertiefen, ungestört, und alles andere geht dich einen Quark an. Oder: Sammle von jedem Satz nur ein Exemplar mit dem typischen Bildzeichen. Du weißt, wie die Marke aussieht und es kann dir gleichgültig sein, ob du noch zehn oder zwanzig von der gleichen Sorte daneben hast, das besorgt schlimmstenfalls deine Phantasie auch. Mang schlug von sehr schätzens-werter Seite vor, nach den großen Zeitperiode zu sammeln, die der geschaffen hat. Jeder Sammler bilde sich über diese und ähnliche Erwägungen sein Urteil selbst.
Wenn man bedenkt, dass des Pudels Kern letzten Endes in dem Missbrauche der Briefmarke zu Spekulations- und Geldbeschaffungszwecken liegt, so ist es doch das einfachste, auch den Hebel anzusetzen, oder vielmehr den Besen. Diese Ausgaben, die die früher so reinen Gewässer zu einer Kloake versumpft haben, für sie ist kein Platz in unserem Album! Wozu haben wir die philatelis-tische Wissenschaft und Literatur? Vielleicht findet sich der Mann, der unbeirrt und streng unter-sucht, was Weizen und was Spreu ist.. Es ist keine letzte Aufgabe. Gewissenhaft und mit viel Takt ist hier jede Ausgabe auf die Waage zu legen und zu prüfen. Wir wollen nicht gar zu grausam sein. An erster Stelle als Gruppe I kommt die postalisch-unbedingt notwendige Marke. Als zweiter Stelle alle Jubiläums-, Verfassungs- und Erinnerungsmarken. Zuletzt die Rote-Kreuz-, Hochwasser- und Abstimmungsmarken. Alles, was übrig bleibt und wofür sich keine genügende Erklärung finden lässt, ist ein für allemal erledigt. Aber wie würde sich das Chaos lichten! Es unterliegt keinem Zweifel, wie ferne Staaten abschneiden würden, die sich rühmen, von ihrem Markenausgaben zu leben. Macht die Briefmarke wieder zu dem, was sie früher war und was sie ist, zum Postwert-zeichen! Gewiss hat sich auch ihre Zahl stark vermehrt, aber sie ist zu bewältigen. Und vor allen Dingen, es wäre erst wieder einmal Luft. Und für die Zukunft dürfte ein ganz gewaltiger Riegel vorgeschoben sein. Man würde den Sammler wieder respektieren und nicht als einen Mann betrachten, der nur dazu da ist, um geneppt zu werden.
Das ist der Nachteil des Systems, dass es sich mehr auf den ersten Schlag verwirklichen lässt. Umfangreiche Forschungen würden nötig sein, eine Korrespondenz müsste angebahnt werden, die bis in die Staatsarchive hineinführte. Und ohne Zweifel würde sich der Mann, der sich getraute, diesen Augiasstall auszuräumen vielfacher Anfeindungen aussetzen. Ich fürchte, er wird sich nicht finden. Träte er auf (und wer würde ihn von Sammlern nicht unterstützen), gewänne er Boden und Popularität, er wäre stark genug, auch die Kataloge in sein System zu zwingen. Viele würden ihm Dank wissen. Insbesondere wenn alle Untersuchungen knapp und klar in einem Werke gesammelt erreicht.
Wir haben es ja an den Entwicklungen der Notgeldindustrie gesehen, wohin es führt, wenn eine bedingungslose Nachfrage alle Hemmungen beseitigt und das Ganze zu einer Farce herabwürdigt. Auch dort sind es kleine Staaten, die „herausgeben“, und es bleibt abzuwarten, wie lange der Rummel auch geht, denn schon interessiert sich das Finanzministerium für diese recht eigenartiges Vorgänge. Für den Philatelisten sollten sie eine Warnung sein und alle die enger zusammen schließen, die das Briefmarkensammeln nichts ähnliches Gefahren aussehen wollen. Und deren werden Ungezählte sein.
In einem folgenden Artikel will ich für meinen Gedanken ein praktisches Beispiel geben.

Warnung vor Danziger Phantasiemarken

In letzter Zeit tauchen verschiedene Danziger Phantasiemarken mit dem bekannten Aufdrucke der Reichsdruckerei „Danzig“ der ersten Provisorien auf, die angeblich auch in der Berliner Reichs-druckerei mit echten Typen probeweise (?) gedruckt worden sein sollen. Es handelt sich u.a. um den Wert 10 Pfennig orange der Germaniaausgabe und um die ganze Serie der neuen Ziffernmarken des Deutschen Reiches, die von gewisser Seite mit „nur“ 800 Mark angeboten wird. Selbstverständlich haben diese Erzeugnisse absolut gar keinen Wert, aber unsere Leser außerhalb Danzigs seien immerhin vor diesen Produkten der Spekulanten auf die Leichtgläubigkeit der Sammler gewarnt.

E. Br. Frauenburg.

owohl Postanstalt 1 (Hauptpost) und 5 (Bahnpost) wie Postamt Langfuhr verwenden den Danziger Flugpoststempel. Wir können im Augenblick nicht feststellen, auf welcher Seite das Versehen liegt….

Sammlerleiden – Sammlerschmerzen

Dass man heute als Sammler seine Sammlung auf dem billigsten Wege vervollständigen will, wird einem kein Händler verdenken können, dass der Händler aber andererseits heute seine Ware zu besten Preisen an den Sammler bringen möchte, ist letztem auch nicht überzunehmen. Der Händler hat Unkosten und hohe Abgaben zu entrichten, das muss wohl berücksichtigt werden, aber der Sammler ist doch immerhin derjenige, der durch seine Käufe dem Händler erst den Verdienst schafft, und da kann es kein Händler einem Sammler missdeuten, wenn man sich vor Kauf erst von den Preisen überzeugt, die verlangt werden und die man doch mehr oder weniger mit den Preisen der Konkurrenten vergleichen will.
Leider muss man hierbei oft die Erfahrung machen, dass solche Preise nur widerwillig genannt werden, denn der Händler will sich nicht festlegen lassen, dass er teurer ist als sein Konkurrent. Keinem Sammler möchte es einfallen, die Preise in den einzelnen Handlungen zu vergleichen, wenn man nicht durch Erfahrungen wüsste, dass die Preisunterschiede für die gleichen Marken leider ganz gewaltig sind. Verkauft man mal nachher seine Sammlung, dann muss man leider hören, dass man damals, als man die Sachen kaufte, viel zu viel bezahlt hat, und wenn man mit den Sammlerkollegen zusammensitzt, hört man häufig auch, dass man das Stück da und da hätte billiger kaufen können. Endresultat: Ärger und Verdruss, und man sagt sich, das nächste Mal kaufe ich nicht wieder, ohne mich vorher anderweitig über die Preise orientiert zu haben.
Als Sammler stehe ich auf dem Standpunkt, dass den billigen Preis, den der eine Händler machen kann unbedingt auch jeder andere müsste machen können, sofern er als legitimer Briefmarken-händler sein Fach versteht. Aber was handelt nicht heutzutage alles mit Briefmarken! In den Fach-zeitungen unter- und überbietet einer den anderen, jeder will leben und jeder glaubt es richtig zu machen. Mir ist es häufig passiert, dass, wenn ich auf ein mir recht billig erscheinendes Inserat – wohlverstanden in den neuen Kriegsmarken – reagierte, ich eine Zuschrift erhielt, der ich es sofort ansah (und der Orthographie entnahm!) dass ich es nicht mit einem Händler zu tun hatte. Auch habe ich die Erfahrung gemacht und aus den Fachzeitungen ersehen, dass mitunter Frauen als vorge-schobene Personen sich mit solchen Briefmarkenhandel befassen. Es kann sich mit Briefmarken-handel befassen. Es kann kein ordnungsmäßig gemeldeter Händler demgegenüber kein reeller Konkurrent sein. Solange es leider Sammler geben wird, die die Offerten solchen Gelegenheits-händler beachten, wird es leider auch immer diese Parasiten geben. Hier hilft in erster Linie, dass die Fachzeitungen nur Inserate aufnehmen von Händlern mit Steuernummer, und nicht von jedem, der das Inserat einschickt und hoffentlich auch das Geld für dasselbe.
Weiter ist es mir passiert, dass wenn ich mir die Auslagen im Fenster einer Briefmarkenhandlung ansah, ich gleich umringt war von Schülern und anderen „Auchsammlern“, die mir Markenhefte zur Einsicht anboten und desgleichen Marken mit dem Hinweis, dass sie billiger seien, als der Händler im Laden usw. Ich bedaure natürlich jeden Sammler, der seine Sammlung aus solchen „Beständen“ ergänzt.
Es ist wohl das richtigste, wenn man Mitglied mehrerer Tauschvereine ist, jedoch nur von solchen, in denen der Tauschobmann die Gewähr dafür bietet, dass die Sache nicht zu sehr auf Kosten der Sammler von ihm als „Geschäft“ betrieben wird. Am praktischsten für jeden Sammler ist jedoch der persönliche Verkehr mit Sammlerkollegen an bestimmten Wochentagen, soweit solches in einzelnen Städten angängig ist. Nicht nur, dass man daselbst seine Marken ein- und umtauschen kann, man kommt auch mit Männern aus ganz anderen Kreisen zusammen, achtet seine Umgebung und kann viel lernen, und hoffentlich nie zum Nachteil. Am Sammlertisch sind wir alle gleich, einer freut sich über die Schätze des anderen und wird angespornt, ihm nachzueifern. An solchen Sammlerabenden muss auch der Obmann veranlasst werden, sein nächstes vorzulegendes Material man von der und der, von unparteilicher Seite namhaft gemachten Händlerfirma kommen zu lassen, denn Erfahrungen daran hat fast jeder, der sich längere Zeit mit den interessanten „Bildchen“ beschäftigt hat.
Für ganz verkehrt halte ich es heute nur auf Inserate zu tauschen. Erstens ist das nach dem Ausland eine sehr schwierige und umständliche Sache, und zweitens weiß man nie, an wenn man heran gerät und was man zurück erhält. Mir sind fünfzehn Sammler bekannt, die dabei sehr schlecht abgeschnitten haben, und nur ein einziger, der mit dem Tausche zufrieden ist. Vor allem ist es falsch, nach valutaschwachen Ländern zum Nominalbetrag zu tauschen. Valutastarke Länder aber wollen unsere Kriegsmarken nicht haben, die möchten nur Vorkriegsware! Man kann jeden Sammler nur abraten, „Erstsendungen“ zu machen, ich jedenfalls mache selbst auf die verlockensten Anzeigen hin keine „Erstsendungen“ mehr. Habe ich es doch auch erlebt, dass der „Tauschfreund“ sich diverse Marken zurückbehielt und sie „für das von ihm aufzuwendende Rück-porto“ an mich verrechnete. Deshalb ist es richtiger, tauscht am Sammlerabend und seht, was ihr tauscht, aber lasst die Finger von ungesehenen Sachen. Etwas anderes ist es, wenn man mit dem Tauschfreund vereinbart hat, was man gegenseitig einkaufen will, am besten an Hand eines für beide Teile bindenden Katalog.
Sehe jeder Sammler zu, dass er Anschluss an einen Sammlerverein findet, in dem der Tauschverkehr gepflegt wird. Man hat an solchen Zusammenkunftsabenden seine Freude und kommt über manche schlechte Stunde hinweg, von denen man heute genug hat. M.K.B.

Neue Danziger Portomarken

Zur Sicherstellung der Postgefälle beabsichtigt die Freistaatpostverwaltung wie wir hören, vom 1.Oktober d. J. ab eine reihe besonderer Portomarken oder gar nicht frei gemachten Postsendungen Verwendung finden sollen. Die O.P.D. folgt damit den Beispiele der Postverwaltungen der meisten anderen Länder, die diese Nachportomarken die Verrechnung sehr erleichtern und der Verein-fachung der postalischen Verkehrsordnung dienen.
Die neue Portomarken werden aus neun Werten zu 10, 20, 40, 60, 80, 120, 240, 400 und 500 Pfennig bestehen. Sie sind gedruckt in der Sauerschen Druckerei im bisherigen (deutschen) Format der Danziger Marken auf weißem Papier mit Waben-Wasserzeichen, Zähnung 14. Alle Marken sind in der nämlichen Farbe, lila, ausgeführt. Die Vorstellung zeigt in einem stehendem Hochrechteck (13 x 20 Millimeter) auf dem ausgefällten Hintergrund eine stilisiertes Danziger Wappenschild mit den beiden Kreuzen und der Krone. Die Strichelung des Schildes, das bekanntlich rot ist, wurde heraldisch richtig schraffiert, dagegen entspricht die mit dem obersten Kreuz verbundene Krone (kein Zwischenraum Kreuz und Krone) nicht ganz streng heraldischen Ansprüchen. Das Wappen nimmt den größeren Teil des Rechtecks ein, in dessen unterem Drittel in großen weißen, runden Ziffern ausgespart die entsprechende Wertbezeichnung steht. Links vom Wappenschild befinden sich in einer weißen Leiste die Inschrift „Vom EMPFÄNGER“ rechts, eingefasst von vier zu je zwei übereinander gestellten Quadraten das Schlusswort „EINZUZIEHEN“,
Im ganzen genommen macht das Markenbild, das ein wenig an gewisse frühere Stadtpostmarken erinnert, einen ziemlich ansprechenden Eindruck, doch ist zu bemängeln, dass auf den Marken völlig die Angabe des verausgabten Landes, also hier Danzigs, fehlt.
Wir werden in nächster Ausgabe der „B.R.“ Abbildungen der Markentype bringen.

Franz K. Puck

Die Putziger „Erinnerungsmarken“ sind rein private spekulative Erzeugnisse und amtlich nicht verausgabt. Das hindert nicht, dass einzelne Werte auf Brief durch „Gefälligkeit!“ eines Beamten abgestempelt existieren. Die deutschen Kataloge Senf, Michel usw. bringen die Marken nicht; in Polen werden sie allerdings zum Teil gesammelt und hoch bezahlt. Die „B.R.“ hat bereits im ersten Jahrgange mehrfach über diese Marken berichtet und wir verweisen sie auf diese Veröffentlichungen.

Richtigstellung

Aus einer Mitteilung über die neuen Danziger Dienstmarken, die in Ausgabe Nr 36 der „Briefmarken-Rundschau“ erschienen war, glaubten einzelne Angestelltenkreise den Vorwurf herauslesen zu sollen, das die Angestellten der Behörden sich der rechtswidrigen und missbräuchlichen Verwendung von allgemein gültigen Postwertzeichen schuldig machten. In einem Artikel „Dienstmarken und Agitationsbedürfnis“, der in Nr. 405 der „Danziger Zeitung“ vom 8.September 1921 erschien, ist bereits zum Ausdruck gekommen; dass nach unserer Überzeugung dem Verfasser jener Notiz eine kränkende Absicht vollkommen fern gelegen habe. Die Redaktion der „Briefmarken-Rundschau“ stellt auch ihrerseits fest, dass ihr bei Aufnahme dieser Notiz, die amtlichen Ursprungs war, nicht nur jede Absicht, sondern auch jedes Bewusstsein eines kränkenden Charakter der betreffenden gefehlt hat.

Der neue Michel-Katalog

(Bei diesem längeren Artikel habe ich nur den Teil abgeschrieben, der Danzig betrifft.)
In erster Linie dürfte natürlich alle Freistaat-Sammler die Bearbeitung Danzigs fesseln, die auf 5 ¼ Spalten in durchaus mustergültiger Weise und mit großer Sorgfalt gebracht wird. Es ist Grundsatz der Bearbeiter des Michel-Katalogs und des Redaktionskommitees, zu dem in erster Linie auch der unermüdliche Ernst Marré, unser geschätzter Mitarbeiter, gehört, die Katalogisierung der einzelnen Europaländer erst nach ausgedehnter Korrespondenz mit den zuständigen Sachverständigen und nach Heranziehung aller irgendwie verfügbaren literarischen und sonstigen Quellen zu bewirken. Was die Nettopreise für Danziger Marken anbetrifft, so sind diese dem Augenschein nach in sehr reiflicher Überlegung und unter Erwägung der Auflagenhöhe und aller sonstigen Umstände eingesetzt.
Um hier wenigstens eine kleine Beispiele, die in Danzig interessieren werden, anzuführen, sei bemerkt, dass Michel die 3 Mark der ersten Danziger Ausgabe jetzt sehr richtig etwas um das Doppelte höher als den ursprünglich selteneren 5-Mark-Wert schätzt, der wider erwarten später in einer neuen Auflage gedruckt und dadurch erheblich entwertet wurde. Die viel angefeindeten, aber auch von den meisten Sammlern so gesuchten „Innendienstmarken“ bewertet Michel wie folgt:
60 Pfennig lila 550 Mark, 1 Mark karmin 500 Mark, 2 Mark stahlblau 650 Mark. Diese Preise gelten für ungebrauchte Exemplare; für gebrauchte Stücke tritt noch ein Zuschlag von je 50 Mark hinzu. Es ist dankenswert, dass der neue Katalog gleichzeitig auch die amtlichen Auflagenhöhen nach der Veröffentlichung in der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ angibt, so dass sich alle Sammler selbst ein zutreffendes Bild über die wirkliche Seltenheit auch der sogenannten kleinen Werte zu 2, 2 ½, 3, 7 ½, 10, 30, 40, 50 und 80 Pfennig bilden können.
Was Abarten und Fehldrucke anbetrifft, so bringt Michel diese in ihren Haupttypen in weiser Auswahl, aber ausführlich genug auch für jeden Spezialsammler, der nicht in Heerspaltereien verfallen will. Den Fehldruck „Kogge im Feuer“ bewertet der Katalog mit 20 Mark ungestempelt und 25 Mark postalisch gebraucht. Den einzigen kleinen Fehler, den wir bei Durchsicht der klaren Danzig-Aufstellung entdeckten, ist die Angabe zum Schluss, worin es heißt: „Nummer 86 sind in größerem Format und durchstochen -, sie tragen auch einen farbigen Wellenuntergrund“. – Diese Anmerkung sollte richtig heißen: ab Nummer 86 größeres Format; die Markwerte weisen einen farbigen Rosettenuntergrund auf.
Wir möchten nun noch einige Worte der technischen Erstellung des neuen Kataloges widmen, die diesmal von der Spamerschen Druckerei in Leipzig in mustergültiger Weise bewirkt wurde. Schon der braunrote feste Leineneinband ist ein Fortschritt gegenüber dem Vorjahr und die weit größere Mannigfaltigkeit der Schrifttypen erleichtert ungemein die Übersichtlichkeit, die von jeher ein Vorzug der Michelschen Publikation war und so heute mehr als je ist. Der Preis von 15 Mark ist gegenüber der kolossalen Redaktionsarbeit und bei den hohen Kosten für Papier und den zum Teil sehr kniffligen Tabellendruck als ein ganz ungewöhnlich mäßiger unter heutigen Verhältnissen zu bezeichnen. Die vielen Anregungen und Forschungsergebnisse, die auf dem 409 doppelseitigen Seiten des Kataloges enthalten sind, werden seine Beliebtheit in diesem Jahre voraussichtlich noch um annähernd 50 Prozent gegen früher wachsen lassen. Was die Bearbeitung der einzelnen Länder anbetrifft, so müssen wir uns eine Besprechung dieser für später nach genauerem Studium vorbe-halten. Sehr begrüßt wird es nun den Philatelisten aber werden, dass auf dem einzelnen Seiten des Kataloges die neuesten Angaben über Adressen und Bezugspreise der internationalen Briefmarken-Fachblätter, Handbücher und der Spezialprüfer eingestreut sind. Eine vorzügliche Neuerung sind auch die knapp gehaltenen sachverständigen Winke für Sammler für Tausch, Erhaltung der Marken, Bewertung usw. während ebenfalls zum ersten Male bei vielen Ländern (so auch bei Danzig) die Ausgabedaten der Marken genannt sind.

Jagelsliste

– 1921 Nr. 2. Das Briefmarken-Handelshaus H. Jagels u. Co. Danzig, bringt in dieser 63 Seiten sarken Liste für eine zahlreichen Kunden eine erste Anzahl vorteilhafter Angebote. Namentlich wird die Preisbewertung der Freistaatmarken und vieler ihrer Abarten über Danzig hinaus interessieren. Es werden sodann Nachkriegsgmarken, aber auch viele 1914 verausgabter mittlere Marken darin angeboten.

Danzig

Der Vollständigkeit halber und um das Datum der Ausgabe festzuhalten, verzeichnen wir an dieser Stelle noch einmal einzeln die Werte der am 23. August erstmalig zur Ausgabe gesamten Dienstmarken, die durch schwarzen Aufdruck der Buchstaben D M auf den kursierenden Freistaat-marken der Wappenausgabe geschaffen wurden.
Dienstmarken; 5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 80 Pfennig, 1, 1,20, 2, und 3 Mark

Stempelwünsche

Im April kündigte die „Briefmarken-Rundschau“ an, dass am Postamt V in Danzig ein eigener Flugpoststempel in Gebrauch genommen werde, was auch am 6. Mai 1921 eintrat. Bald darauf meldete die „Briefmarken-Rundschau“, dass auch das Hauptpostamt in Danzig und das Postamt in Langfuhr eigene Stempel erhalten sollten. Seither sind Monate vergangen, aber von der Einführung der Stempel hat man nichts gehört. (O doch!) Sie sind seit Wochen im Gebrauch! d. Red.
Wenn nun der Postetat durch die Anschaffung der Stempel zu sehr belastet wird, ja werden die Philatelisten gern darauf verzichten, falls Danzig dem Beispiele des Deutschen Reiches folgen will. Ich erhielt unlängst zwei Briefe aus Berlin. Der eine war in Berlin C 2 aufgegeben. Die Marken waren mit dem Flugstempel dieses Postamtes entwertet. Der zweite Brief war in Charlottenburg aufgegeben und die Marken erhielten den dortigen Stempel (Ch.) 16.8.21 6 – 7 M). Auf dem Post-amt Berlin C 2 erhielt der Umschlag dann noch den Luftpoststempel dieses Postamtes (16.8.21 9 – 10 N). So kommt das Deutsche Reich den Sammlern entgegen. Ja, es geht sogar noch weiter, wie folgender Erlass des Reichspostministeriums kundtut:
„Vom 10. August an werden alle Flugpostsendungen, einschließlich der Pakete, von dem Postamte, bei dem ihre Flugbeförderung planmäßig endet, mit einem Stempelabdruck des Wortlautes: „Mit Luftpost befördert (Bezeichnung des Postamtes)“, in roter Farbe versehen. Die Stempelung erfolgt durch Kautschukstempel von viereckiger Form. Sie ist nicht als Ankunftsstempel, sondern lediglich als eine Bestätigung darüber aufzufassen, dass die Flugbeförderung tatsächlich stattgefunden hat.“
Die Postverwaltung braucht also nur anzuordnen, dass alle Ostdeutschen, die aus dem ganzen Freistaat auf dem auf dem Bahnpostamt in Danzig zusammenlaufen, dort noch auf dem Umschlage den Luftpoststempel erhalten. Alle Wünsche der Philatelisten sind dann befriedigt, und die Postverwaltung hat keine Ausgaben, denn nach de unlängst veröffentlichten Statistik über den Flug-verkehr Danzig – Königsberg – Memel zu schließen, dürfte dieser Verkehr kaum so umfangreich sein, dass ein eigener Beamter zum Abstempeln nötig wäre (? d. Red.) Zudem erhebt die Postver-waltung hier ja ein 20 Pfennig höheres Porto als das Reich, also dürfte es nicht unangebracht sein, für diese Gegenleistung zu verlangen.
Über die Danziger Stempelung wurde schon viel geklagt und ich will nicht nochmals ins gleiche Horn blasen. Ich möchte aber doch fragen, ob es wirklich nötig ist, dass jede Marke einen Vollstempel erhält, wie es hier in Danzig gebrauch ist. Wenn ich hier vier Marken eng aneinander klebe, so erhalten alle vier einen Vollstempel, d.h. die mittleren bekommen noch Teile der Nachbar-stempel, so dass die Marken bei den ohnehin schon hässlichen Stempeln vollständig unbrauchbar werden. In keinem Lande besteht mehr eine solche Vorschrift, auch nicht in Deutschen Reich, dessen Postvorschriften wohl in der Hauptsache auch hier noch in Geltung sind. Ich habe schon Dutzende von Briefen erhalten, bei denen zwei nebeneinander klebende Marken, nur einen Stempel hatten. Ich glaube der Postverwaltung ruhig versichern zu können, dass hier keine Marke zum zweiten mal verwendet wird, denn die Nachfrage der Sammler, nach gestempelten Marken ist größer, als die nach ungebrauchten.
Nach der Vollzugsordnung zum bisherigen Weltpostvertrag waren die Farben blau rot, grün für die Grundwerte des Weltpostvereins, 25 10, 5 Cent. Vorgeschrieben. Auf dem letzten Postkongress in Madrid wurden als neue Grundwerte 50, 30, 10 Goldcentimes eingeführt, diese Werte aber nur insoweit, als sie als Höchstsätze gelten. Im Übrigen sollte es dem Ermessen der Vereinsländer über-lassen sind, welche Gebührensätze sie im Auslandsverkehr anwenden wollen. Da die Länder mit schwachen Valuta sich nicht zum Gegenwert der Goldcentimes verstehen konnten, wurde bestimmt, dass jede Marken die Farben des Weltpostvereins haben sollten, die zur Freimachung eines einfachen Briefes (blau), einer Postkarte (rot) und einer den einfachen Gewichtssatz von 50 Gramm nicht übersteigenden Drucksache (grün) nötig ist. Nach dem augenblicklich geltenden Danziger Posttarifs müsste sein:
30 Pfennig grün Auslandsdrucksache bis 50 Gramm,
80 Pfennig rot Auslandspostkarte,
120 Pfennig blau Auslandsbrief.
Bei uns ist aber 15 Pfennig grün und 60 Pfennig rot, ist das ein absichtlicher Verstoß gegen die Bestimmungen des Weltpostvereins, oder hat sich Danzig an das Schlussprotokoll gehalten? Da heißt es: Da bei den in vielen Ländern augenblicklich vorkommenden Taxänderungen es nicht immer leicht ist, die in Betracht kommenden Postwertzeichen immer in den richtigen Farben auszu-geben, so wird es den Postvereinsländern freigestellt, von den Anwendung de Normalfarben für die Postwertzeichen nötigenfalls abzusehen.

Grundzüge des Poststrafrechts

von
Fritz Grube, cand.jur. Danzig
Postkontraventionen

Während die unlängst an dieser Stelle behandelten Markendelikte im Bereich des heutigen Post-strafrechts eine durchaus führende Rolle spielen, der die moderne Verkehrsentwicklung von den sogenannten Postkontraventionen nicht viel übrig gelassen. Man versteht darunter Zuwiederhand-lungen gegen postalische Einrichtungen, und zwar solche, die außerhalb des allgemeinen Straf-gesetzes in den besonderen Postgesetzen und Verordnungen geregelt sind, jedoch mit Ausnahme der Postbedefraudationen, d.h. der Portohinterziehung, von denen später die Rede sein wird. Die Post-kontraventionen sind in ihrer Mehrzahl bloße Übertragungen, gehören also zur Klasse der geringsten Straffälle, was nach der früheren Gesetzgebung indessen durchaus immer der Fall war. Wie schon erwähnt, ist in der Gegenwart der Postkontraventionen nur noch eine sehr bescheidene Rolle zugewiesen. Die Machtvolle technische Entwicklung der modernen Staatsverkehrsanstalten in Verbindung mit dem Erstarken der staatlichen Zentralgewalt haben den teilweise bis ins kleinste differenzierten kriminelle Schutz, dessen die Postanstalten in früheren Jahrhunderten bedurften, überflüssig gemacht. Die Autorität der Staatsverwaltung als der alleinigen Trägerin des Postmonopols und deren Unverletzlichkeit bildet einen so selbstverständlichen Faktor im Leben des modernen Kulturmenschen, dass dem Gesetzgeber die Aufgabe erspart bleibt, die Verletzung jedes einzelnen der zahlreichen Vorrechte der Posten und besonderen Strafandrohung auszustatten. Die allgemeinen Strafgesetze bilden heute einen ausreichenden Schutz auch für die Unantastbarkeit der postmäßigen Einrichtungen von einzelnen unten zu erwähnenden Ausnahmen abgesehen. Dass dies in früherer Zeiten nicht der Fall war, soll im folgenden an einigen Beispielen erläutert werden.
Die älteste bekannte Botenordnung in deutscher Sprache ist die von Löper im Archiv für Post und Telegraphie veröffentlichte Straßburger Ordnung von 1443,die den Namen „Die löffere“ d.h. die Läuferboten, trägt. Sie enthält bereits Strafbestimmungen gegen ungetreue Boten, indem sie mit der Drohung schließt: „und welcher Der vorgeschribenen Stucke geheiner verbreche, Der soll meinidig und erlose sind undkein dot niemer mesin noch werden und sol man dez zu oime libe und gut richten (richten) und rechtnerdigen.“ Wenn es sich auch bei der Straßburger Botenanstalt noch nicht um eine Post im neuzeitlichen technischen Sinne handelt, so ist doch in der vorstehenden Strafan-drohung die älteste deutsche poststrafrechtliche Bestimmung zu erblicken, die bisher aufgefunden worden ist.
Zu den ältesten noch vorhandenen Botenordnungen ist auch die Augsburger Ordnung von 1552 zu rechnen, die gleichfalls schon Strafbestimmungen, besonders für säumig Bogen enthält. Wichtiger sind indessen die Normen der im Jahre 1698 vom Kaiser Leopold erlassenen Reichspostordnung, die als erste organische Gesetz über das Postwesen anzusehen ist. Sie enthält mannigfache Anordnungen und Ermahnungen hinsichtlich der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Betriebes, richtet sich aber auch vielfach an das Publikum, u.a. mit dem Verbot von Gewaltätigkeiten gegen die Posthalter, denen diese öfters ausgesetzt waren, wenn sie infolge Pferdemangels außerstande waren, alle Reisenden zu befördern. Die Zurückbleibenden pflegten dann ihren Unwillen dadurch Luft zu machen, dass sie den Posthalter „mit dennen spöthlichsten schmäh und drohwortten, ja mit brüglen Degen und anderen gewöhr nicht ohne augenscheinliche Gefahr deß lebens und ärgerliche beschimpfung des Postwesens gewaltsamb überliessen“.
Schließlich sind alle Bestimmungen der Ordnung in einer allgemeinen Strafdrohung zusammen-gefaßt, die mit den Worten schließt: „Und gebieten darauf allen und jeden Churfürsten, Fürsten, Graffen ect., sodann allen Unseren Unterthanen und Getreuen ect., wieder sothene Postordnung nichts eigenmächtiges oder tättliches handeln oder führnehmen, noch dass andere zu thun verwilligen, gestatten oder befehlen, in keinerley Weiß noch Weg, als lieb einem jeden ist, Unsere und deß Reichs schwere Ungnad und Straff, und dazu ein pöen von zwanzig Marck löthigen Golds zu vermeiden. Diese Leopoldinische Postordnung wurde von den späteren Kaisern wiederholt erneuert und hat lange Zeit hindurch die gesetzliche Grundlage der kaiserlichen Taxischen Reichs-posten gebildet.
Besonders eingehend ist das Gebiet der Postkontravention bei der bandenburgisch-reußischen Staatspostanstalt zur Ausbildung gelangt. Als ältestes Gesetz ist hier die Post- und Botenordnung des kurfürsten Johann Sigismund vom Jahre 1614 zu erwähnen, die bis ins einzeln die Obliegen-heiten sowohl der Postbediensteten als auch des Publikums regelt und jede Zuwiderhandlung mit erheblicher Strafe bedroht. Auch hier wurde vor allem für die pünktliche Beförderung der Briefe gesorgt: „Es sollen die Botten alßbald nach empfangener abfertigung, ohne einiges seumen vortleuffen, welcher aber ueber eine Stundt, mit einer Post, sich nach der abfertigung allhie offhalten würdt, Der soll den andern Botten 4 groschen zunertrinken zugeben schuldig sein. Auch darzu mit gefengnuß, oder Anderes erster straffe der gebür nach gestraft werden.“
Eigenartig anzumuten und charakteristisch für die Gesetzessprache jener Zeit ist auch ein Erlass des General-Erb-Postamts in Berlin ais dem Jahre 1703, auch welchen die Reisenden welche „auf den Postwagen Taback zumiret und das Feuer in selbigen fallen lassen, nicht allein ihren Reisegefehrten an ihren Berder (Gepäck) Schaden zugefüget, sondern auch die Felleisen und andere Pacquete durchgebrannt werden, Männiglich hiermit verwarnet, des Tabackschmauchens aus den Postwagen sich zu enthalten, widrigenfalls der Contravenient den verursachten Schaden nicht allein doppelt erstatten, sondern auch überdem mit einer Abitra-Straffe belegt werden solle.“ Eine Verordnung von 1706 untersagt die scheinbar häufige Geflogenheit, den vielfach ergangenen Mandaten zuwider die Postwagen zur Belästigung der Reisenden mit ganzen oder halben Tonnen Bier oder Wein, auch Butter und anderen großen Packeten zu beladen. Schließlich verbietet ein Edikt von 1701 den Passagieren „den Postmeistern, Postwärtern und Postillonen bei Vermeidung nachdrücklicher Ahndung über zu begegnen, sie mit Tätlichkeiten und zu schimpfen, vielweniger sie mit Tätlich-keiten zu bedrohen oder gar mit Schlägen zu traktieren.“
In fast allen Postgebieten unter Strafe gestellt war auch die missbräuchliche Verwendung des Post-horns, das gleichsam als Hoheitszeichen der Postbedienten galt. Es bestimmt u.a. die Kurfütstliche Sächsische Postordnung von 1713: „Da Wir dergleichen Frevel und Ungebühr zu verstatten nicht gemeynet: Es soll das Posthorn zu führen und sich dessen zu gebrauchen, außer den Postillonen, keiner wer der auch sey unter keinerley Vorwand sich gelüsten lassen, bei Zehen Thaler, aber wenn es vermögende Leute aus Frevel thäten, bei Zwanzig Rheinische Goldgülden Strafe.“ Dass auch die heute noch bestehende weiter unten zu erwähnende Ausweichepflicht der Privatfuhrwerke den Posten gegenüber schon alten Datums ist, beweist die Schleswig-Holsteinische Postordnung vom Jahre 1712: „So ordnen demnach und wollen Wir hiermit ernstlich, dass von nun an in diesen Herßogthümer so balde wie der Postillon nur in das Horn stößet, und damit das Zeichen einer ankommenden Post gebietet, ein jeder sogleich er mag und seyn wer er wolle, ihm weiche und ausbeuge, folglichen auff keine Weise verhinderlich seyn, dass die Post also ihren geraden Weg ausfahren könne.“
Die ausgeführten Beispiele mögen genügen, um zu beweisen, eine wie weitgehende Strafrechtliche Regelung die Postkontravention in früherer Zeit gefunden haben. Wie schon eingangs erwähnt, gehört das Gebiet der Postkontravention im wesentlichen der Geschichte an. Nur mit wenigen Worten ist noch das geltende Rechts zu gedenken. Die hier heranziehenden Bestimmungen sind im Reichspostgesetz vom 18. Oktober 1871 enthalten, und zwar im dritten Abschnitt, der die besonderen Vorrechte der Posten behandelt. Von einiger Bedeutung sind nur noch drei Vorschriften, nämlich ersten das Verbot der Pfändung gegen die ordentlichen Posten, Extraposten, Kuriere und Estafetten, welch’ letztere inzwischen fortgefallen sind, die Verwirkung der Geldstrafe von einer bis zu 60 Mark, die Pflicht aller Fuhrwerke den Posten auf das übliche Signal auszuweichen und schließlich die Verpflichtung der Tor- und Brückenbeamten, die Tore und Schlagbäume schleunigst zu öffnen, sobald der Postillon das übliche Signal gibt, beides bei Vermeidung einer Strafe von einer bis zu dreizig Mark. Daneben enthält die Postordnung von 1900 noch einige Anordnungen über die Aufrechterhaltung der Ordnung, der Sicherheit und des Anstandes auf den Posten, in den Postlokalen und Passagierstuben. Im übrigen bestehen strafrechtliche Sonderverordnungen für Postkontraventionen nicht mehr.

Neue Danziger Dienstmarken

Dem Beispiel vieler anderen Staaten u.a. Deutschland und Polen hat es die Danziger O.P.D. für zweckmäßig erachtet, zur Freimachung der von Staats- und Gemeindebehörden ausgehenden Post-sendungen besondere Postwertzeichen (Dienstmarken) herauszugeben, die voraussichtlich vom Montag, den 29.d.M. ab in Danzig an einen Schalter des Hauptpostamtes und satzweise an das Publikum abgegeben werden dürfen.
Für Privatpost sind diese Dienstmarken nicht bestimmt und erstere dürfen mit ihnen auch nicht frankiert werden. Nachdem jetzt der Senat nach einem Antrag der O.P.D. die Herausgabe der Dienstmarken genehmigt hat, wird ihre Verwendung vorläufig im Bereich des Freistaates, sowie im Verkehr mit Deutschland, Polen und dem Memelland zulässig sein. Wegen ihrer Verwendung und Zufälligkeit im Verkehr mit anderen Länden schweben noch Verhandlungen.
Die mit den Dienstmarken freigemachten Postsendungen sind außerdem mit einem Abdruck des Dienstsiegels der einzelnen Behörden, die sich verwenden, zu versehen. Das Verfahren bietet den Vorteil, dass der rechtswidrigen und missbräuchlichen Verwendung von allgemein gültigen Post-wertzeichen durch Angestellte der Behörden für Dienstzwecke wirksam vorgebeugt und den Behörden eine Kontrolle erleichtert wird.
Als Dienstmarken sollen die Postwertzeichen der letzten Wappenjausgabe bis zum Werte von 3 Mark, die mit großen lateinischen Buchstaben D. und M., in schwarzen Farbenton überdruckt sind, benutzt werden. Die Dienstmarken sind im Wege der schriftlichen Bestellung aber durch legitimierte Boten in Danzig von der Hauptpostkasse des Postamtes 1, Langgasse, des Postamtes in Danzig-Langfuhr und das Postamts in Danzig-Neufahrwasser, außerhalb von Danzig den Hauptkassen bzw. Amtsvorsteher der in Betracht kommenden Postämter zu beziehen. In ländlichen Bezirken vermitteln die Landbriefträger den Bezug.
Das Verfahren soll., um den Behörden den Aufbrauch ihrer Postwertzeichen zu ermöglichen, vom 1. September ab endgültig in Kraft treten.

Farbenprobleme und ihre Lösungsversuche III

von
stud.phil. Ernst Marré, Leipzig

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich Gelegenheit, mich in Berlin mit Spezialisten über das Farben-problem in der Philatelie unterhalten zu können. Es waren in erster Linie unser Freund Bungerz wie auch der bekannte Mitarbeiter und Herausgeber von Richters „Deutschland Kriegsmarken, Herr Bütow, der mir auch einige Korrekturbogen dieses Werkes die Farbe betreffend zum Durchlesen überließ. Er erzählte auch von der Herausgabe einer Farbtafel aus Originalmarken, ähnlich der neuen englischen, die gewissermaßen den Normalmesser für philatelistische Farbenbezeichnungen darstellt. Dieses Standardwerk würde in den Händen verschiedener größerer Vereine gelegt werden (in verschiedenen Exemplaren), und somit jedem Sammler zur Verfügung stehen. Es wäre also hiermit ein Werk im Gange, das die größte Beachtung von seiten der einzelnen Sammler verdient. Herr Bungerz wiederum betone im besonderen, dass die Farbenbezeichnung der Nuancen nur in Betracht komme für Abarten und im übrigen der Katalog die einfache Bezeichnung z.B. grün, blau, gelb, blaugrün usw. bei fortlaufenden Nummerierung durchzuführen hat. Eine andere genauere Bezeichnung sei für den Sammler verwirrend. Seine Ansicht stimmt mit jener der Redaktion der Michel-Kataloge überein. Es handelt sich somit für eine praktisch zu gebrauchende Farbtafel, ebenfalls nach der Ansicht des Herrn Bungerz, nur darum, die typischen Farbtönen zu bestimmen.
Um noch nochmals um das Richtersche Werk zurückzukommen, auch in diesem wird also eine Farbtabelle, ganz besonders der typischen Aufdruckfarben der deutschen Kriegsmarken zu finden sein, die den Unterschied glänzend, rußig, rötlich, schwarz und matt an Originalmarken zeigt, auch die ebenfalls die Unterschiede von den verschiedenen Blau der 20 Pfennig usw. wiedergibt.
Bei der zu schaffende Farbtafel müssen aber ganz besondere Gesichtspunkt hervorgehoben und betont werden. Im besonderen müssen drei Hauptpunkte feststehen, nach denen man das Aussehen der in der Philatelie vorkommenden Farben zu beurteilen hat: 1. Farbton, 2 Helligkeitsgrad, 3. Farb-wirkung. Zu Punkt 1 kommt in Betracht das Aussehen der Farbe rot, blau, grün usw. und der Misch-farben z.B. blaugrün.
Was die Helligkeit der einzelnen Farben anbelangt, so ist diese abhängig von dem Auftragen der Farbe auf die Druckwalze. Je dicker die Farbe aufgetragen, desto tiefer (nicht dunkler) erscheint sie, je schwächer desto heller. Wir sehen also hieraus, dass die Helligkeit einer Farbe nicht mit ihrem Ton nichts zu tun hat. Es kommt nur darauf an, dass dieser Helligkeitsgrad erstens eine Stufenleiter bekommt, nach der eine Festsetzung (Benennung der einzelnen Stufen) zu erfolgen hat. Diese muss der Farbtafel beigegeben werden. Die schon erwähnt, handelt es sich bei Helligkeitsgraden im Druck um den Farbenauftrag resp. um beabsichtigte Aufhellungen die gewissermaßen – besonders wenn es sich um Mischfarben handelt – als Schutz gegen Nachahmungen – von Seiten der Fälscher hergestellt sind. Das gilt vor allem in der Neuzeit, die doch nicht soviel Wert auf die Geheimzeichen des klassischen Zeitalters der Briefmarken z.B. Zähnungsarten, Papierstärken Zeichnungsabarten usw. legt. Jedenfalls das also ist klar, dass man gerade in der Philatelie eine genaue Bezeichnung der Aufhellungen braucht.
Wir hätten für eine allgemein gültige Helligkeitsskala mit folgende Feststellung zu treffen;
– – – – – – – – – weiß c,
weiß – – – – – – – – – – e,
matt – – – – – – – – – – g,
hell – – – – – – – – – – i,
mittel – – – – – – – – – l,
– – – – – – – – – – – – – – n,
tief – – – – – – – – – – – p.
in dieser Abstufung würden alle mit – – – – – ausgefüllten Stellen den betreffenden Farbton z.B. blau darstellen. Bedenken wir, dass der oberste Helligkeitsgrad Weiß ist, so hätten wir hier die acht Stufen der kleinen Ostwaldschen Farbkörper zu seinen Abstufungen: a, c, e, g, i, l, n, p.
Für die praktische Ausführung dieser Helligkeitsabstufungen würde wohl am besten die Reihe weiß – grau – schwarz, also die Mittelachse des Ostwaldschen Farbkörper in Betracht kommen. Sie würde wohl am besten den Weißgehalt wiedergeben, die Schwarz durch jeden anderen Farbton ersetzt werden kann.
Nun zu Punkt 3. Bei der Farbart wäre zweierlei zu bedenken: A. Die Druckart Kupfer, (Tief-), Buch- (hoch-), Stein- (Flach-) Druck. B. die Wirkung der Farbe auf den Hintergrund (Farbe und Art des Papiers; handelt es sich um Lasurfarben auch noch die Wirkung der anderen Farbe.
Und dann weiter die Wirkung des Gummis und der etwaigen Einfluss der Witterung.
Diese letzten zwei Punkte dürfen im allgemeinen leicht (besonders der erstere) zu unterscheiden sein. Mit dem Augenblick, wo man sich über dem in Frage kommenden Augenblick, wo man sich über diese in Frage kommenden Punkte im klaren ist dürfte der Gebrauch einer Farbtafel auch bei dem Durchschnittssammler auf keine Schwierigkeiten stoßen. Im weiteren würde der Umfang einer solchen Farbtafel ein kleiner sein, denn mit 120 bis 130 Farben würden ja die hauptsächlichsten in Frage kommenden Farbarten (da ein Katalog durchschnittlich nur 80 bis 90 Farben unterscheidet) festgelegt sein resp., durch Kombinationen derselben sich alles weitere ergeben. In der von der technischen Leistung der Michel-Kataloge herausgegebenen Farbtafel, die erst offiziell in diesem Herbst der Öffentlichkeit übergeben werden soll, werden alle diese Gesichtspunkte und obigen Erwägungen ganz besondere Berücksichtigung erfahren. Die Manuskriptausgaben, – erst zum Teil nach diesen Gesichtspunkten bearbeitet, in Wasserfarben koloriert – befinden sich schon teilweise in den Händen der verschiedenen Sammler und Händler.
Was aber die Herausgabe einer derartigen Farbtafel an und für sich anbelangt, so muss man sich vor allem darüber im klaren sein, dass ihr praktischerer Nutzen vornehmlich darin besteht, dass die in ihr angegebenen Farbenbezeichnungen erstens mit denen des Katalogs und dann im weiteren mit denen des Albums übereinstimmen; genau nach den oben aufgestellten Grundsätzen S.h. nur dann werden die einzelnen Nuancen bezeichnet werden, wenn es sich um Abarten handelt, da sonst, wie im Katalog eine derartige genaue Durchführung für den Sammler nur verwirrend, aber nicht klärend wirken würde. Aus dieser Erwähnung geht ohne weiteres hervor, dass eine Farbtafel im Format des Katalogs als Anhang zu diesem, und dann weiter einige Blätter mit genau demselben Inhalte für das Album als Beigabe geschaffen werden müssen. Es liegt auf der Hand, dass nur ein derartig durchgeführtes Farbenhandbuch sich auf die Dauer halten und durchsetzen kann. Die philatelistischen Farbenskala hat nur dann Nutzen, wenn sie gewissermaßen eine Ergänzung des Katalogs und Albums ist; aber nicht nur Ergänzung, sondern durch das Wörterbuch der Farben in ihrer Übertragung in das Wort. Es war also klar, dass ein derartig grundlegender Gedanke geschützt werden musste. Und so hat in der Tat der Verlag des Schwaneberger Briefmarkenalbums und der Michelkatalog auf diese neue Kombination von Katalog, Album und Farbtafel das deutsche Reichspatent erhalten.

Ostwalds Farbenlehre und die Philatelie

Unser geschätzte Mitarbeiter, Herr K.Burgerz, Tegernsee, bittet uns um Aufnahme der folgenden Seiten, denen wir im Interesse der Klärung der Frage, ob die Ostwald-Farbenkunde für die Philatelie in Betracht komme, gerne Aufnahme gewähren. Wir verweisen auch auf den heutigen Artikel von E. Marré, und es sind uns weitere sachverständige Beiträge zu diesem zeitgemäßen Thema im Interesse der Sammlerwelt willkommen. Redaktion der „Briefmarken-Rundschau“
Unter obigen Titel befasst Herr Kurt Siebenfreund in Ausgabe 30 der „B.R“ sich mit meinem Aufsatz über Farbentafeln und empfiehlt! Mir zum Schluss das Studium der Ostwaldschen „Farbenfibel!“ Wie der Verfasser auf die Idee kommt, dass mir dieses Werk unbekannt sei, entzieht meiner Beurteilung, es könnte nur auf Grund einer sehr oberflächlichen Kenntnis meiner schon früher über Farben erschienenen geschehen sein; in meiner im Jahre 1917 erschienenen Arbeit „Über Farbenbezeichnungen in der Philatelie“ befasste ich mich schon mit dem Ostwaldschen Werk und bewies, dass seine Aufstellung eine rein willkürliche und für uns wertlos ist, auch das Unlogische und Unstatthafte einiger seiner Bezeichnungen führte ich dort an.
Was uns Philatelisten not tut, ist eine Vereinfachung und eine verständlichere Bezeichnung der Farben, derart, dass jeder Sammler dieselben ohne weiteres verstehen und auf seine Liebhaberei anwenden kann. Auch der Künstler braucht dasselbe, und gerade die Künstler waren es auf dem Münchener Farbentage, die sich in schärfsten Gegensatz zu Ostwald und seiner Farbenkunde setzten – kein Wunder, da auch die sonstigen Ansichten des Geheimrats über Kunst jeder Beschreibung spotten. (Er behauptet z.B., dass ein Rembrandt, wenn er ausgemessen, beschrieben und photo-graphiert sein, ruhig zerstört werden könne und die Welt dann nichts an ihm verlieren würde!)
Es bestätigt sich immer wieder das alte Sprichwort „Schuster, bleib’ bei deinen Leisten!“ Nur ein Goethe konnte sich erlauben, dieses Prinzip zu durchbrechen – er hat über Farbenlehre, Bedeutendes geschrieben. Die Epigonen aber sollten sich damit begnügen, sich auf ihren besonderen Spezialgebieten zu betätigen und das über Farbe den Fachleuten, den Künstlern, zu überlassen.   A. Bungerz

Farbenprobleme und ihre Lösungsversuche II

von
stud.phil Ernst Marré, Leipzig

Ehe wir das Gebiet der Ostwaldschen Farblehre vom Philatelistenstandpunkt aus anschneiden, müssen wir einen Exkurs in die wissenschaftliche Farbentheorie unternehmen. Als wissenschaft-liche Theorie kommt eben vor allem nur die Lehre von Ostwald in Betracht. Sie ist die modernste heute auf dem höchsten Punkt angelangt.
Der Ostwaldsche Farbkörper besteht aus den reinen Spektralfarben: gelb, kress, rot viol (violett), blau, grün. Diese klaren (reinen) Farben bilden eine geschlossene Reihe (Kreis). Jede dieser Farben vermischt sich nun nach oben mit weiß; es entstehen so die hellklaren Farben.
Desgleichen können sich diese (reinen) Farben auch mit Schwarz vermischen. Sie ergeben sich die dunkelklaren Farben. Somit entsteht ein Doppelkegel, dessen oberste Spitze weiß und dessen unterste schwarz bildet. Die sich vom Mittelpunkt am weitesten entfernenden Teile (die Ränder, an dessen die beiden Kegel zusammenstoßen) sind von dem reinen Farbenkreise gebildet. Zwei gegenüber liegende Farben sind Gegenfarben. Ihre Mischung ergibt grau. Somit ist die (senkrechte) Achse das Ergebnis aller dieser Mischfarben. Nämlich Grau. Diese Achse bildet auch gleichzeitig das Ergebnis der Vermischung von Weiß und Schwarz und somit die Norm für die Helligkeits-stufen. Innerhalb des Farbenkörpers liegen alle mit den verschiedenen grau gemischten Farben.
Die Bezeichnung der Farben geschieht folgendermaßen. Der kreis der klaren Farben ist in hundert teile eingeteilt und beginnt mit gelb, das die Bezeichnung 00 trägt, die Gegenfarbe davon ist ultra-marin. Da de gesamte Farbenkreis hundert Teile hat, so steht dieser Farbton von gelb um fünfzig Teile ab. Er trägt somit die Bezeichnung 50. Die Farbe mit der Ziffer 100 würde wieder der von 00 entsprechen und würde wieder gelb sein. Nun ist die Bezeichnung der Helligkeiten (gleichen Weißgehaltes) so gewählt, dass Weiß (an der oberen Spitze) aa trägt. Nimmt der Weißgehalt ab und vermischt sich somit Weiß mit einer klaren Farbe, so werden die durch den immer weniger werdenden Weißgehalt entstehenden Farben (hier Hellklar mit den weiteren Buchstaben des lateinischen Alphabet mit: cegelnp, benannt. Die Farbe, die die Bezeichnung p führt, ist diejenige, die wir als reine Farbe kennengelernt hatten. Dasselben wiederholt sich bei den schwarzen Gleichen. (Näheres siehe in dem „Farbkörper“ von Geheimrat Ostwald.)
Was die Farben braun und oliv anbelangt, so entstehen sie durch Vermischung von Rot und Schwarz, oder mit Gelb. Auch wird was für uns Markensammler vor allem von Wichtigkeit ist, die Bezeichnung von verschiedenen Schwarz erwähnt, je nachdem das Licht vollständig oder nur teil-weise verschluckt wird.
Uns ist also durch das wissenschaftliche Farblehre in der Tat ein Mittel in die Hand gegeben, mit einem Male gegeben, mit einem Male jede unrichtige Farbenbezeichnung von uns zu weisen. Nur bei die Sache eines großen Haken! Lieber Leser, ich frage dich: „Glaubst du, dass du dich in einem Katalog zurechtfinden kannst, in dem sämtliche Farben durch zwei Zahlen und zwei Buchstaben wieder gegeben sind?“ Ich, für meinen Teil glaube ja ich weiß schon jetzt, dass sich bei der Bequemlichkeit, die heute ganz allgemein um eine Bezeichnung dieser Art kümmern würden.
Also würde uns die Ostwaldsche Farblehre in der Praxis nur einen Strich durch die Rechnung machen. Der Schwerpunkt für uns Philatelisten ruht jedoch bei der Anordnung auf unser Gebiet auf einer ganz anderer Stelle. Das sind die Schlussfolgerungen, die Ostwald selbst aus seiner Lehre gezogen hat, nämlich die der erst von ihm gelösten, schwierigen Fragen der Farbenharmonie. Liest man als Philatelist seine Werke, so wird einem erst klar, dass die Markenkunde eine Wissenschaft und keine Spielerei ist.
Fragen wir uns, was bedeutet bei philatelistischen – allgemeinen Druckfarben überhaupt – „Farben“ das was Ostwald die Weißgleichen nennt? Es ist dasselbe, was wir sonst Intensität nennen! Sie entsteht durch stärkeres Auftragen derselben Farbe. Der Farbton bleibt derselbe. Ebenfalls werden Bezeichnungen wie rotgelb erst durch sie verständlich.

Zeitschriften – Rundschau

(Aus dem längeren Artikel wurde nur der Teil abgeschrieben, der auch Danzig betrifft.
Die Danziger „Briefmarken-Rundschau“, nach wie vor das einzige in deutscher Sprache jede Woche in sehr großer Auflage erscheinende und, wie mir nach den erhaltenen Anerkennungen wohl sagen dürfen, überall gern gelesene Fachblatt der Briefmarkenkunde, beginnt mit diesem Artikel eine neue Rubrik, in der namentlich alle Neuerscheinungen der philatelistischen Zeitschriftenlitera-tur verzeichnet und die bemerkenswertesten Aufsätze der internationalen philatelistischen Presse, die für jeden Briefmarkensammler von ständigen Wert sind, erwähnt werden sollen. In erster Linie möchten wir heute die Aufmerksamkeit aller ernsten Philatelisten auf die neue Zeitschrift des Vereins philatelistischer Literatursammler senden, deren erste Nummer am 20. Juli, wenn auch vorläufig noch nicht gedruckt, (sondern in guter, lithographischer Vervielfältigung verausgabt wurde. Sie nennt sich „Der philatelistische Bücherwurm“, erscheint unter Redaktion der Herren K. Bungerz, Tegernsee, und Carl Beck, Berlin. Er bezweckt, wie K.Bungerz im Vorwort ausführt. In erster Linie den Zusammenschluss aller Literatursammler und will über alle Neuerscheinungen auf diesem Gebiete unterrichten. Die erste Ausgabe enthält u.a. einen hochinteressanten lesenwerten Artikel Carl Becks „Über philatelistische Bibliotheken und einen Beitrag eines Redaktionskollegen „Die Bedeutung der philatelistischen Literatur“. Ferner finden wir einen sachlichen bibliographi-schen Literaturanzeiger über neue periodische und Buchliteratur, sowie eine Liste der Gründungs-mitglieder des Vereins, die 35 zum Teil sehr bekannte Namen umfasst.
Aus den letzten Monaten möchten wir heute an dieser Stelle nur einige Artikel von dauerndem Wert erwähnen, deren Lektüre besonders empfohlen werden kann. Wir verweisen da u.a. auf eine sehr gute Übersicht unseres geschätzten Mitarbeiters P. Neubrand über die bisherigen Danzier Marken die unter dem Titel „Danzig“ in Nr. 4 der von dem alten Markenkenner Louis Senf vorzüglich geleiteten „Die Post“ (Kehl a.Rh.). Ja Nr. 9 der „Sammlerwoche“ München, findet sich ein lesens-werter Artikel „Das Provisorium 20/75 des Saargebiets“ von Dr. E. Dub, und die vorzügliche Götznitzer „Philatelisten-Zeitung“ Altmeister K.E.Glasewalds enthält in Nr.23 außer den treffsicheren Zeilen des Herausgebers „Katalogwahnsinn“ einen beachtenswerten Beitrag von E. Gebbers „Reparierte Marke“.

Farbenprobleme und ihre Lösungsversuche

von
stud. phil Ernst Marré jr. Leipzig

Gerade in der allerjüngsten Zeit ist überall viel über Farben geschrieben worden, heute aber hat nicht mehr der Maler und Künstler allein das Wort, sondern auch der Physiker und selbst der Mathematiker wollen gehört werden. Daraus schon ergeben sich ohne weiteres ganz andere Forschungsresultate als man bisher in Betracht zog. Wohl kein Gebiet der philatelistischen Hand-werkzeuge ist in jüngster Zeit so in den Vordergrund getreten als die Durchführung der Farbbe-zeichnungen im Album und Katalog resp. überhaupt die bloße Bestimmung der Farben für den Sammler und Händler. Seit die Redaktion der Schwaneberger Alben und der Michel-Katalog sich mit diesem gewissermaßen dem „Problem der Probleme“ der Markenkunde zu befassen begann, ist aber ein Jahr verstrichen. Und doch erst in neuer und neuester Zeit sickert allmählich durch, dass auch andere Seiten sich hiermit beschäftigt haben. So berichtet in seinem „Echo de la Timbrelogie“ vom 1. April unter der Rubrik „Bibliographie“ von einer von Stanlay herausgegebenen Farbtafel, die den Namen „Stanlay Gibbons Couleur guide for Steam Collectors“ trägt. Es handelt sich in diesem Falle um eine Farbtafel, die nur die Grundfarben angibt; sie ist zusammengestellt aus billigem Marken auf Karton geklebt, und würde somit nur in Frage kommen, um dem Sammler Aufklärung zu geben über die verschiedenen Farbtöne, da sie auch in kleinen Umfange erscheint (45 verschiedene Farben in Marken).
Es wäre entschieden interessant, an Hand dieser englischen Farbenskala einmal näher zu untersuchen, inwieweit nun die einzelnen Kataloge in ihren Bezeichnungen voneinander abweichen. Würde man vielleicht so die Übersetzung der einzelnen Farben in die verschiedenen Sprachen bekommen? Wie viel spricht bei der Namensgebung erstens der Charakter des einzelnen Individuums mit, und dann weiter der der einzelnen Nationen. Jedoch das wollen wir dem Sammler selber überlassen. Das Gebiet ist zu interessant, um ihm seine eigenen Forschungesresultate hier auszuplaudern. Jedoch will ich, ehe wir diesen Punkt verlassen, noch einige Bemerkungen daran knüpfen. Sie betreffen die schon eingangs erwähnte Farbtafel der Redaktion der Michelkataloge. Diese wird zuerst in zwei, vielleicht auch in drei Sprachen erscheinen, in Deutsch und Französisch (Englisch). Als ein Manuskriptabzug derselben nach Frankreich geschickt wurde, stellte sich heraus, dass es fast unmöglich war, eine Übertragung der deutschen Bezeichnung ins Französische zu finden. Diese machte sich besonders geltend bei zusammengesetzten Farben. Erst den eingehenden Bemühungen des Kunstmalers Montadier, des Zeichners der Saargebiet-Landschafts-Serie, gelang es, passende französische Benennungen zu finden. Wir sehen also an diesem Bespiel wie schwierig es ist selbst für Fachleute, genaue Übersetzungen zu finden. So weicht also jeder Katalog in diesem Punkte von dem anderen ab. Vielleicht liegt die Möglichkeit einer einheitlichen Farbenbezeichnung nicht allzu fern. Die beste Möglichkeiten würde wohl die wissenschaftliche Bezeichnung der Farben sein. Diese wurde auch bereits von verschiedenen Seiten vorgeschlagen. Hier hätten wir in der Tat ein Hilfsmittel gefunden, das der Internationalität dient, – man bedenke z.B., dass bei einem Katalog somit das Ideal auch was die Farbenfrage anbetrifft verwirklicht wäre: einheitliche Preise, einheit-liche Numerierung, einheitliche Farben; also in der Tat wäre hier ein Standartwerk geschaffen. Hier fällt jedoch noch etwas andere in die Wagschale, und – leider gerade nicht zum besten! –
Der Sammler will Klarheit, Einfachheit. Was fängt er mit einer Bezeichnung an, die aus einer Zahl und zwei Buchstaben besteht. Also muss wohl leider dieser Gedanke für einen Katalog sollen gelassen werden; für ein Handbuch jedoch, wo es vor allem auf die Genauigkeit der Bezeichnung ankommt, da ist wohl dieses System vorteilhaft für die einzelnen Abarten, bedarf aber erst einer eingehenden Prüfung.
Auf die oben erwähnte Bemerkung in Champions „L’Echo d. i.T.“ erhielt dieses Haus von dem bekannten Spezialisten für griechische Marken, dem Herrn Georges Brunel, eine Zuschrift, die sich auf die Bestimmung de Farben der griechischen Marken bezieht (veröffentlich im „Echo“). Auch dieser Herr begrüßte mit großen Freuden das Erscheinen von der Stanlay Gibbonschen Farbtafel und wies darauf hin, dass in seinen Werken: „Histoire des timbree poste grecs“ sich eine Farbenbezeich-nung mit den für dieselben gültigen Farben gewöhnlicher Marken befinden soll, die für die griechischen Postmarken in seinem Handbuch Verwendung finden wird. Wir wollen dem Leser diese interessante Ausführung nicht vorenthalten, da sie auch im „Echo de la T.“ vom 15 April 1921 unter der Rubrik „le Question des Couleurs enthalten usw. Zugleich sehen wir daran, welches Interesse sowohl das In-, wie auch des Ausland an diesen Fragen nimmt. Die Frage nach der Bestimmung der Farben der Marken ist also ebenso aktuell wie international.
Wir bringen die französischen Farbenbezeichnungen, um auch den subjektiv französischen Bezeich-nungen Rechnung zu tragen.
1. braun (braun orange) 25 braun Spanien 1878.
2. brun (brun de Mars) I Mill., 1888
3. brun jaune sepia (colorée) 3 Pfennig Deutschland 1889
4. chocolat (sepia)colorée 80 C. Frankreich 1889,
5. brun rouge (Terre d’Italie brülée 5 Cent U.S.A. 1884
6. brun rouge léger(br. Rouge) 1 Lept. Nachpo. Griechenland 1902
7. bistre (ocre jaune) 10 C. Frankreich 1849 (1853).
8. bostre jaune (ocre jaune) 10 C. Frankreich 1863
9. bistre fcé (terre d’ombre naturelle 10 C. Frankreich 1853 (bistre f ?cé
10. vert fcé (vert de prusse 6 Pf. Bayern 1888
11. vert. tendre (vert. végétal) 2 Atts. Siam 1900
12. vert. vif. vert. végétal 5 C. Frankreich 1862
13. vert. émeraude (v. de sheele 5 C. Frankreich 1871
14. jaune d’or (ocre jaune) 10 C. Italien 1868
15. orange (rouge de naturnes) 40 C. Frankreich 1871
16. orange vis (grenadine) 5 Lept. Griechenland 1901
17. saumon (laque capucine) 15 C. Frankreich 1900
18. vermillon 9 Cent U.S.A. 1875
19. blau vis (bleu de prussé 20 C. Frankreich 1863
20. bleu tendre de prussé) 20 C Frankreich 1868
21. bleu marine 5 Cent, Chile 1901
22. indigo 25 Cent Schweiz1905 fcé
23. outremer léger (bleu intense) 25 C. Frankreich 1877,
24. lilas (viol de mars) 5 Lept. Griechenland 1896
25. viol clair (viol léger) 1 Penny R.S.Wales 1888
26. lilas brun (viol de cobalt) 1 Anna Brit. Indien 1872
27. lilas rose (geranium pále) 2 ½ Pence Großbritanien 1872
28. brun viol. (laque carminée 3 Sen Japan 1889
29. gris vert (gris condre) 5 Cent Italien 1868
30. rose carminé (laque garance). 80 C. Frankreich 1862
31. carmin vir (laque de végétal pàle) 10 Pa. Türkei 1901.
In der nächsten Ausgabe des « Echo » (Nr. 608 steht eine veröffentlichte Antwort, in der darauf hingewiesen wird, dass de Gedanke schon Arthur Mauryin – Nr. 199 des „Collecdioneur de Timbre“ – Poste vom Mai 1897 – erwähnt worden ist. Es handelt sich in diesem Artikel um eine genaue Bestimmung der Farbennuarcen, wie sie auch schon in den verschiedenen Gewerben üblich waren.
Herr Briefmarkenhändler Jagels i. Fa. Jagels & Co. Hundegasse 5 legt Wert auf die Feststellung, dass er zwar Mitglied der Fachkommission für Briefmarkenhandel bei der Fachkommission für Briefmarkenhandel ist, dem Ring der Postwertzeichenhändler Danzig jedoch nicht angehört.

Freie Stadt Danzig

Am Montag, den 1. August sind nun die bereits angekündigten hohen Ergän-zungswerte der endgültigen Briefmarkenreihe der Freien Stadt Danzig an den Postschaltern zur Ausgabe gelangt. Da die „B.R.“ schon die Ausgabe Nr. 25 eine Abbildung der neuen Wappen-zeichnung gebracht hat, erübrigt sich eine abermalige nähere Beschreibung. Immerhin ist nachzutragen, dass bei allen drei Werten Unterdruck und Wappen rot gehalten sind und das Rahmen-Rechteck einen schwarzen Arabesken-Aufdruck trägt. Die Löwen und Wappenfarben sind bei der 5-Mark-Marken grün, bei den 10-Mark-Marken blau und bei den 20-Mark-Marken schwarz. Alle Marken habengrauen Rosetten-Unterdruck. Die Marken besitzen nicht, wie es in der amtlichen Ankündigung heißt: gezähnte Perforierung“, sondern sind sägezahnartig durchstochen, da die betreffende Perforierungsmaschine kein anderes Trennungsverfahren und auch keine Umstellung auf kleinere Formate ermöglicht. Format weißes Papier, Wasserzeichen Waben.
Freimarken: 5 Mark grün, rot und schwarz, Unterdruck grau; 10 Mark Ultramarin, rot und schwarz, Unterdruck grau; 20 Mark schwarz, rot und schwarz, Unterdruck grau.
Als neu erschienen, aber noch nicht gemeldet, sind von Danziger Ganzsachen nachzutragen im bekannten Wappenmuster:
Postkarten: 20 Pfennig grün auf sämisch, 40 Pfennig ultramarin auf sämisch

Eklektizismus beim Markensammeln

Eine Anregung von
M.Büttner, Berlin

In der Philosophie nennt man Eklektizismus bekanntlich das Verfahren, aus den vorhandenen Methoden, Anschauungen und Richtungen das am besten, wahrsten und passendste Erscheinende auszuwählen und zu einem neuen System zu vereinigen. Warum sollte sich dieser philosophische Begriff nicht auch aufs Briefmarkensammeln anwenden lassen? Auslese scheint doch unter den heutigen Umständen, angesichts der stetig zunehmenden Hochflut von neuen Markenausgaben, der einzige Weg zur Rettung aus dem drohenden philatelistischen Zusammenbruch. Die Dingen liegen doch heute so, dass das Sammelwesen in der gegenwärtig üblichen Form auf dem besten Wege ist, sich selber das Grab zu schaufeln, im eigenen Fett zu ersticken, wie man zu sagen pflegt. Vor kurzem hat bereits Karl Bohnert im „Illustrierten Briefmarken-Journal“ mit Recht auf die aus dem gefährlichen Markenüberfluss drohenden Gefahren hingewiesen.
Wie mancher kleine Sammler und Anfänger hat schon, als man ihm den dicken Folianten des neuen Senf-Kataloges zeigte, mutlos die Flinte ins Korn geworfen. Der neue Katalog umfasst bereits etwa 50 000 verschiedene Marken. Seit seinem Erscheinen sind zahlreiche neue Ausgaben hinzugekommen, unausgesetzt arbeitet, ähnlich wie bei uns die Notenpresse, in so ziemlich allen Ländern die Markenpresse und überschwemmt die Sammler mit neuen Ausgaben. Hinzu kommen ferner die ungezählten Provisorien, Überdruckmarken und lediglich spekulativen Ausgaben, die in boshaftem Verein einen großen Teil der Sammler zur Verzweifelung treiben und zugleich die Philatelie selber immer mehr in den Ruf der Pedanterie. Kleinlichkeit und Kindlichkeit dringen.
Zum Teil ist diese Diskreditierung nicht ganz unberechtigt. Eine neue „Jagd nach dem Glück“, nach einem papiernem Stück, hat eingesetzt. Ein großer Prozentsatz der heutigen Sammler jagt fanatisch hinter jeder unwesentlichen Neuheit, jeder noch so problematischen Eintagsfliege, jeder winzigsten Abart mit wahrhaft bürokratisch-pedantischer Gründlichkeit her, als gehe es um das ewige Seelenheil. Mit anderen Worten: er bleibt eingebunden, an kleinen Äußerlichkeiten kleben, sieht nur bunte Oberfläche, ist womöglich noch dazu vom Vollständigkeitsteufel besessen und muss daher bei solcher Geistesverfassung bzw. Sammelauffassung naturnotwendig sein Leben lang unbefriedigt und unersättlich durch das riesige Labyrinth der Philatelie irren.
Aber auch der mittlere Sammler, der Nicht-Spezialist der vollständiger Sätze und des „Immer-alles-haben-müssens“ könnte heutzutage, wenn er in jeder Nummer seines Fachblattes die förmlichen „Armeen von Neuheiten“ aufmarschieren sieht, den Mut verlieren und meinen, er leiste Sisyphus-arbeit und schöpfe in das Fass der Danaiden.
Auslese, Beschränkung, Reform, Eklektizismus muss also heute die Parole lauten! Und hierfür möchten diese Zeilen in Ergänzung der Ausführungen K. Bohnerts, noch eine Anregung geben. Mit bewundernswert reicher Phantasie, Vielseitigkeit und Kunstfertigkeit hat der menschliche Geist seit Jahrzehnten durch tausend Künstlerhände die winzigen, zierlichen Bilderrahmen, die mir trotz alledem so lieben, mit westensvollem Inhalt erfüllt, mit bunten Gestalten belegt! Aber ist es darum lebensnotwendig, dass wir von jedem Markenmotiv, jedem abgebildeten Gegenstande krampfhaft alle existierenden Werte sammeln, dass wir unbedingt den vollständigen Satz haben müssen, auch wenn sich dessen einzelnen Marken bei völlig gleicher Zeichnung nur durch die Wertziffer und in der Farbe unterscheiden? Zählen haben wir ja in der Schule so leidlich gelernt, und die – sei sie noch so hübsche – bunte Farbenwirkung können wir ja in jedem Tuschkasten oder, wenn wir „moderne Kunst“ verehren, auf jedem Produkt unserer expressionistischen November-Maler genießen.
Aber nicht dieser farbige Abglanz, der äußere Schein der Dinge sollte doch dem ersten Sammler die Hauptsache sein, sondern das inner Wesen, die Vertiefung in dem Sinn, in die Markenseele! Was spricht die Marke, was erzählt sie, was zeigt sie uns? So wollen wir sie zuerst fragen, so soll sie unsere Phantasie befruchten! Dann erst, in weiten Abstand davon interessiere uns alles übrige. Was sie gekostet, wie die Farbe ist, warum sie heller, dunkler, geschnitten, gezähnt – das alles überließen wir am liebsten den Schwerfälligen, den Erdgebundenen, den Materialisten, den Materialisten, den Gründlichen, den Pedanten!
Man merkt schon, wohin diese Philippika steuern will. Von Massenwahn und Vollständigkeitswut möchte sie heilen und dafür das Lob des Markenindividualismus verkünden. Nicht ellenlange Sätze mit denselben langweiligen Gesichtern und Zahlen – die Vielgestalt, der bunte Wechsel des Lebens ist auch in der Philatelie unser Ziel. Varietas delektat! Möglichst viele verschiedenartige Marken-motive zusammenbringen, sollte also das neue Programm für unsere jungen Sammlernachwuchs lauten. Oder aber, auf eine kurze Formel gebracht: Weniger Materie, mehr Geist – weniger Pedanterie – mehr Phantasie!

Oswalds Farbenlehre und die Philatelie

Im Rahmen unserer Artikelserie „Briefmarkenkunde und Farbenbestimmung“ bringen wir heute Nachfolgende Zuschrift des bekannten und geschätzten Danziger Fachmannes, die ein neuer Beweis für das Interesse ist, das auch nichtphilatelistische Kreise an dem von uns zur Erörterung gestellten Problem nehmen. d.Red. d. B.R.
In dem Aufsatze von Alexander Bungerz über Farbentafeln finde ich eine Bemerkung über die Ostwaldschen Farbenbezeichnungen, der widersprochen werden muss.
Ich untersuche nicht, wie weit für den Briefmarkensammler die zweifelsfreie Bezeichnung der Farbtones einer Marke notwendig ist. Sobald man aber überhaupt einen Farbton zweifelsfrei Bestimmen will, gibt es augenscheinlich kein besseres Verfahren als das Ostwaldsche System.
Der Vergleich mit dem „Bimbam“ der Glocken ist ganz abwegig. Zur Bezeichnung der Töne benutzen wir nicht „Bimbam“, sonder die Töne des wohltemperierten Klaviers, dessen Tasten mit bestimmten Buchstaben bezeichnet werden. Das wohltemperierte Klavier enthält bekanntlich nicht alle in seinem Bereiche möglichen Töne, sondern nur eine Auswahl, die voneinander so weit unterschieden sind, dass ihr Unterschied vom menschlichen Ohr mühelos wahrgenommen werden kann. Genau so ist es mit den Ostwaldschen Farbentabellen. Auch sie enthält nicht sämtliche möglichen Farbtöne, ihre Stufen sind aber so klein, dass sie von einem ungeübten Auge nicht erkannt werden können. Für das geschulte Auge dagegen sind sie deutlich unterschieden und zum genauen Feststellen eines anderen Farbtones vorzüglich geeignet. Ostwald hat als erster nicht nur Reihen von reinen Farben aufgebaut, sondern hat auch dabei die Farbenänderungen berücksichtigt, die durch größere oder geringere Beimischungen von Weiß oder von Schwarz oder von Weiß und Schwarz entstehen. Seine Tabellen enthalten für jede reine Farbe alle Abtönungen die praktisch als verschieden erkennbar sind. Dass Ostwald diese Farbtöne nicht mit Phantasienamen belegt, sondern sie mit Zahlen bezeichnet, ist zweifellos richtig. Seine Zahlen sind zusammengesetzt aus einer Zahl, die die Stellung des reinen Farbtones im Farbkreis angibt, und zwei weiteren Zahlen, die den Anteil von Weiß und Schwarz in dem Mischton angeben. Eine Ostwaldsche Farbenzahl ist ein exakter Begriff.
Wenn der Verfasser darauf verzichtet, die Summe der Farbtöne auszusprechen, so tut er gut daran. Er würde sich eine überflüssige Mühe machen, da Ostwald alle praktisch möglichen und mit geschultem Auge unterscheidbaren Farben in ein übersichtliches und klares System gebracht hat. Das Ostwaldsche Farbensystem bedeutet für alle Berufe, die Farbtöne zweifelsfrei bestimmen müssen., ein unentbehrliches Hilfsmittel. Ich bin sicher, dass der Verfasser jenes Aufsatzes sich auch zu dieser Ansicht bekennen wird, sobald er die Ostwaldschen Arbeiten gelesen hat.
Zur ersten Einführung empfehle ich ihm die „Farbenfibel!“

Ring der Postwertzeichenhändler Danzigs

Nachdem sich erst kürzlich bei der hiesigen Handelskammer eine besondere Fachkommission für den Briefmarkenhandel gebildet hat, haben sich nun auch die einzelnen Danziger Briefmarken-händler unter dem obigen Namen zu einer festen Vereinigung zusammen geschlossen. Der neue Ring will allen Interessenten für den Briefmarkensammelsport Gewähr bieten, reell und preiswert einzukaufen. Daneben beabsichtigt er aber auch in zweifelhaften Fällen Auskünfte über die hiesigen Verhältnisse zu erteilen und will es sich angelegen sein lassen, namentlich auch auswärtigen Besteller vor Schäden zu schützen, die ihnen durch unvorsichtige Geldüberweisungen an wilde Spekulanten und dergleichen erwachsen können. Dem Ring gehören nur Danziger gehören nur Danziger eingetragene Händler an, die im übrigen mit der Fachkommission für den Briefmarken-handel bei der Danziger Handelskammer enge Fühlung haben. Außer den Mitgliedern der Fach-kommission sind in dem neuen Verband weiterhin als Vorsitzender Herr F. v. Neumann i. Fa. Danziger Briefmarkenspezialhaus; die Schriftführer Herr Rud. Gamper i. Fa. Karl Riedel & Gamper, und als Kassierer Herr Kurt Riedel i. Fa. Holtz & Giebeler. Weiter sind Mitglieder des Ringes die Herren Reiß und Vergin i.Fa. Reiß & Co. J. Giebeler i.Fa. Holtz & Giebeler; Karl Riedel i. Fa. Karl Riedel & Gamper, Heinrich Tosch, alle in Danzig und Herr v. Baggo, Danzig-Neufahr-wasser.

Die amtlichen Auflagen der Danziger Raritäten

Die Danziger „Briefmarken-Rundschau“ ist heute in der Lage, auf Grund amtlicher Angaben, nachstehend die genauen Auflageziffern der am 30. August 1920 herausgegebenen sogenannten „Aufbrauchausgabe“ d.h. der Marken des deutschen Reiches mit schrägem Überdruck Danzig, veröffentlichen zu können.
2 Pfennig hellgrau, Aufdruck blau Auflage 13 100
2 ½ Pfennig, dunkelgrau Aufdruck blau Auflage 9 900
3 Pfennig braun, Aufdruck blau Auflage 45 300
7 ½ Pfennig rotorange Aufdruck blau Auflage 26 000
10 Pfennig rot Aufdruck blau Auflage 77 000
30 Pfennig rotorange/schwarz Aufdruck kirschrot Auflage 18 900
40 Pfennig karmin/schwarz Aufdruck kirschrot Auflage 185 100
50 Pfennig violett/schwarz auf sämisch Aufdruck kirschrot Auflage 10 900
80 Pfennig karmin/schwarz auf rosa Aufdruck kirschrot Auflage 117 100
Die weniger seltenen gleichzeitig erschienenen Werte sind in folgenden Auflagen verausgabt worden:
5 Pfennig grün Auflage 1 362 600
15 Pfennig violett Auflage 606 500
20 Pfennig blau Auflage 793 600
25 Pfennig Auflage 670 800
75 Pfennig Auflage 1 476 900
Die Auflagen der sogenannten Innendienstmarken, verausgabt am 9. September 1920, betragen:
60 Pfennig violett, schräg Aufdruck blau Auflage 2 400
1 Mark rot schräg Aufdruck kirschrot Auflage 2 120
2 Mark blau Aufdruck oben und seitlich kirschrot Auflage 2 280
Es mag gleichzeitig dabei hervorgehoben werden, dass die wirklich in den öffentlichen Verkehr gekommen und an das Publikum abgegebenen Markenmengen bei den seltenen Werten erheblich kleiner sind als die Auflagenziffern. An das Berliner Reichspostmuseum, Bern und verschiedene andere offiziellen Stellen, sowie an die Mitglieder der damaligen Fremdenmission in Danzig sind 400 Satz der Verbrauchsausgabe und der Innendienstmarken seitens de O.P.D. zur Verteilung gelangt. Einen kleineren Posten der seltenen Marken, von denen keinerlei Nachdrucke erfolgt hat sich die O.P.D. für spätere Verwendung (wahrscheinlich auf dem Wege einer öffentlichen Verlosung) noch zurückbehalten.

Farbentafeln

von
Alexander Bungerz, Tegernsee

Der Wunsch, eine brauchbare Farbentafel zur Bestimmung der vielen verschiedenartigen Marken-farben zu besitzen, ist schon alt, seine ersten Ergebnisse fallen bereits in den Anfang der achtziger Jahre. Er ist auch sehr berechtigt, denn nur wenige Sammler vermögen dank ihrer genaueren Kenntnis der Farben, einen schwieriger zu definierenden Ton ohne Vergleichsfarben zu bestimmen. Es sind denn auch im Laufe der Zeit mehrere teils kleine, teils umfangreiche Farbtafeln erschienen, die dem Sammler die Feststellung der Farbe leichter machen sollen. Um es kurz vorweg zu sagen: Keine hat ihren Zweck erfüllt. Und um es ebenso kurz mitzuteilen: Keine wird ihn jemals erfüllen!
Die Sache ist nämlich nicht so einfach, und je mehr man sich mit ihr vertraut macht, desto schwieriger wird sie. Was bei flüchtigem Ansehen einfach schien, nimmt bei näherer Betrachtung immer kompliziertere Dimensionen an und wächst schließlich ins Riesengroße. Die Schwierigkeiten einer brauchbaren Farbtafel liegen in den beiden Worten; Druckfarbe und Papier.
Was unterscheidet zwei große Arten von Farben. Lasur und Deckfarben. Die ersteren „lasieren“, das heißt, sie lassen den Untergrund durchscheinen. Druckt man eine blaue Lasurfarbe auf ein gelbes Papier, so wird das Resultat nicht blau, sondern grün. Die zweite Art „deckt“ den Untergrund zu; das Resultat würde in unserem Falle also blau werden bzw. bleiben. Im großen und ganzen zeigen Laserfarben mehr den Charakter bunter Glasfenster, während Deckfarben stumpfer aussehen. Da nun also die gleiche Nuance in beiden Arten etwas anders wirken würde, wäre man gezwungen, zwei parallele Farbtafeln nebeneinander zu brachen, eine mit Lasur, die andere mit Deckfarben hergestellt.
Das Papier spielt für die Deckfarbe keine große Rolle, da ja zugedeckt wird. Desto mehr fällt es aber bei der Lasurfarbe ins Gewicht. Rein weißes Papier gibt es ebenso selten, wie reines Schwarz! Es hat fast stets einen Stich ins Graue, Gelbe, Rote, Grüne, Braune usw. Den Beweis kann jeder Leser dieses Blattes an den Ton der Zeitung an einem beliebigen „weißen“ Briefbogen und an einem Markenbogen anstellen. Nimmt er dazu noch zehn weitere Zeitungen oder Blätter, die alle auf weißem Papier gedruckt sind, so erhält er zehn weitere weiße Farbabarten. Eine Laserfarbe, auf diese verschiedenen Weiß gebracht, wird natürlich immer einen etwas, wenn auch wenig verschie-denen Charakter zeigen. Die Farbtafel müsste demnach um gerechten Ansprüchen zu genügen, auch auf Papier von verschiedenem Weiß gedruckt werden – sagen wir mal auf reinweiß, grauweiß, gelb-weiß und blauweiß -, wir können also schon auf fünf Paralleltafeln.
Dass dieses heute praktisch nicht durchzuführen ist, liegt wegen der ungeheuren Kosten klar auf der Hand. Die Sache ist aber noch bedeutend verwickelter; das vorstehend Gesagte war nur der Anfang. So gilt jetzt, die verschiedenen Farbtöne zu drucken. Nehmen wir das Beispiel wegen nur einmal purpur an. Purpur entsteht aus rot und blau. Nun gibt es von rot als hervorstehende Töne: Zinnober, karmin und die roten Erdfarben, wie englischrot, persischrot, pompesanischrot, venetianischrot, Terra, Pozzuoli, gebrannter Ocker usw. Von blau nehmen wir nur ultramarin und die Zyankali-verbindungen, wie preußischblau, Pariser Blau, Berliner Blau usw, sodann Cölinblau. Jeder von diesen roten und blauen Töne zusammengemischt, ergibt einen Ton, der auf der großen Skala von violett über purpur zu lila liegt. Aber wie verschieden ist jeder dieser Töne! Eine einfache und dabei einwandfreie Bezeichnung für die Menge der violettlila Nuancen zu geben, ist schlechterdings unmöglich das hätte nicht einmal Böcklin fertig gebracht, der doch von Farbe allerhand verstanden haben soll! Um wie viel weniger Ostwald, der es mit Bezifferungen versuchte! Das geht natürlich noch weniger an, denn „grau ist alle Theorie“, und mit Ziffern kann man keine Farbe bezeichnen, ebenso wenig wie man mit „Bimbam“ das Geläute der Glocken dem Leser zu Ohren bringen kann.
Die Summe von Tönen auszurechnen, die sich aus der Mischung der vorstehend verzeichneten Farben ergeben würde, überlasse ich einem Mathematiker. Und alle diese Farben und noch viel mehr müssten genannt werden, um einigermaßen den Begriff purpur mit seinen Schwankungen nach rot und blau hin klarzumachen, multipliziert mit den erwähnten vier Papierarten usw.
Es kämen dann die anderen Mischfarben erster Ordnung: Orange und grün; ferner die weiteren Mischfarben braun, oliv, schiefer, sowie die Reihe grau bis schwarz. Alles das zusammen genommen würde meiner oberflächlichen Schätzung noch ein paar Bände Lexikonformat ergeben. Um also einen Nutzen von dieser Farbtafel, die man eher einen Farbkasten nennen könnte, zu haben, müsste jeder Sammler dieses Werk besitzen. Und jeder Katalogherausgeben müsste Bezeichnungen ebenfalls nach demselben wählen. Nähme man dann eine einfache 10- oder 20-Pfennig-Marke zur Hand, so wäre es absolut nicht ausgeschlossen, dass man diese Töne noch nicht finden würde, weil z.B. bei dem dünnen Papier der Marke der etwas gelbe Gummi durchgeschlagen war, der der Marke einen derart gelben Schein verlieh, dass keine Farbtafel der Welt darauf vorbe-reitet sein konnte. Oder eine entsprechende Bezeichnung im Katalog für eine bestimmte Marke stimmt nicht mit dem zur Hand befindlichen Exemplar überein, weil die Marke von einen anderen Druckauflage stammt, die im Ton ein wenig anders geraten war!
Die Beispiele lassen sich beliebig vermehren. Sehen wir nun nach Kenntnisnahme des Geschilderten die schon vorhandenen Farbtafeln an, so erkennt man ohne weiteres, woran es liegt, dass sie den Ansprüchen nicht genügen: sie waren alle viel zu klein, zu wenig umfangreich. Ein von B.W. Marhurst herausgegebenes „Colour Dictionary“ bestand aus 10 Tafeln mit 40 Hauptdruck-farben, einem farbigen und einem graphischen Stern, welche den Übergang der Farben erläutern sollte. Im Text wurden die betreffenden Nummern der amerikanischen „Color Shart!“, die von der National Philatelica Society herausgegeben und von der American Bank Note Co 1884 gedruckt wurde zum Vergleich angeführt. Das Werkchen erschien 1899 bei Stanley Gibbons, London.
Die Firma Gebrüder Senf gab 1889/90 ihrem „Illustrierten Briefmarken-Journal“ 18 Farbtafeln mit, die je vier Farbtöne zeigten, aber keine Farbenbezeichnungen, sondern nur Ziffern trugen. Die von Hauptmann P. Ohrt herausgegebenen Germania Farbtafeln waren schon reichhaltig; sie erhielten 1873 Töne, erschienen 1906 und waren mit Farben von Berger & Wirth von J.J.Weber in Leipzig gedruckt. Sie waren ursprünglich als Vorlagen für den Buntfarbendruck bestimmt und enthielten infolgedessen Fabrikationsbezeichnungen wie Viktoria-grünlack 1 L., oder Ziegelrot 3,43 usw.
Die von Regierungsrat F. Genth herausgebrachte „Farbenstern“ ist wegen seiner unrichtigen Bezeichnungen unbrauchbar; die kürzlich von Ernst Marré herausgegebenen „Farbtafeln“ sind schon brauchbarer, wenn auch sie wegen der nur 128 Bezeichnungen zu klein sind.
Eine Lösung der Frage der Farbentafeln und der Farbenbezeichnungen überhaupt ist nur in der Vereinfachung zu finden. Nicht in der Spezialisierung; ich wies bereits in meinem Artikel „Über Farbenbezeichnungen in der Philatelie“ im „Illustrierten Briefmarken-Journal!“ 1917 darauf hin. Der Sammler interessierte sich ja bekanntermaßen für die Unterschiede der Farben gewöhnlich nur dann, wenn eine Marke in zwei Farbstufen vorkommt, von denen die eine billig, die andere aber selten ist, wie bei Preußen 1866 2 Silbergroschen; die gewöhnlich blaue ist häufig, die preußischblaue selten. Welche habe ich nun? Das ist die Frage, auf deren Beantwortung er natürlich auch ein Recht hat. Eine Farbtafel, die ihm also den Unterschied zwischen ultramarin und preußischblau in verschiedenen Graden de Helligkeit klar machen kann, genügt ihm für diesen Fall. In der Tat ist es für den Sammler ja auch völlig gleichgültig, ob eine blaue Marke in irgendeinem Satz in dem sonst kein blau mehr vorkommt, hallblau, milchblau, wasserblau, marineblau, lichtblau, delfterblau oder sonst wie bezeichnet wird. Nur da wo eine bestimmte Farbabart selten ist, muss eine genauere Bezeichnung Platz greifen. Handelt es sich hier nur um zwei oder drei verschiedene Abarten, so ist die Sache sowohl für eine Bezeichnung, wie eine Farbtafel ziemlich einfach. Bei mehr aber würde die Geschichte kritisch. Ich besaß z.B. in meiner Sammlung deutscher Kolonial-marken 20 verschiedene blaue 20-Pfennig-Marken von Kamerun 1897. Jede Farbe war von der anderen deutsch zu unterscheiden. Ihre Bezeichnung aber oder Abbildung und Auffinden in einer Farbtafel wäre unmöglich gewesen.

Briefmarkenkunde und Farbenbestimmung

Eine treffende und allen praktischen Ansprüche der Sammler gerecht werdende Farbenbezeichnung von Postwertzeichen – beispielsweise in der Fachpresse und in den Katalogen – gehört zu den schwierigsten, aber auch die wichtigsten Problemen der Philatelie. Die Lösung dieser Aufgabe ist seit Jahren immer wieder versucht worden, und eine restlose alle Teile und Anforderungen zufrieden stellende Normalformel zu finden, d.h. also in erster Linie die Schaffung einer idealen philatelistischen Farbentafel, wird wohl für immer – Ideal bleiben. Immerhin ist es doch au der Zeit uns geradezu ein Lebensinteresse der Briefmarkensammelwesens, erst einmal für die Praxis brauch-bare brauchbare Grundsätze und Farben-Normalen einzuführen, auf denen weitergebaut werden kann.
Die Redaktion der „Briefmarken-Rundschau“ hat einige der bekanntesten Sachverständigen auf diesem Gebiet gebeten, in Originalbeiträgen zu der angeschnittenen Frage Stellung zu nehmen und hofft damit eine ernste Philatelisten einen wirklichen Dienst erweisen zu können. Wir bringen hierunter zum Eingang einen durchdachten Artikel der heute wohl maßgebensten deutschen Autorität.

Danziger Marken und Großhandel

In der Juliausgabe der im Verlage Paul R. Schwerdiner, Berlin, erscheinenden „Preisnotierungen“, die über Angebot und Nachfrage auf dem Berliner Großhandelsmark für Briefmarken aufklärend wirken wollen, finden wir auch einige Angaben und engrospreisnotierungen. Es heißt da u.a. mit billigem Sarkasmus, den wir durchaus nicht unterschreiben können:
„Der Briefmarkenhydra Danzig wachsen immer neue Köpfe, kaum hat man für eine Serie mehrere Tausend festgelegt, so ist man schon gezwungen zwei neue Serien mit noch höheren Werten zu bezahlen. Wir müssen sagen gezwungen, denn merkwürdigerweise ist das Interesse der Sammler-welt für jede Neuerscheinung Danziger noch immer sehr groß.“
Redaktionell ist dazu zu bemerken, dass die Angaben nur insofern beachtenswert sind, als darin aus-drücklich festgestellt wird, dass das Interesse der Sammler für Danzig nach wie vor anhält; eine Erfahrung, die im Gegensatz zu anderen neustaatlichen Briefmarkenausgaben (Lettland, Polen usw.) auch von auch von anderer Seite in Deutschland vielfach bestätigt wird, während gewisse ausländi-sche Märkte z.B. die Schweiz und die Vereinigten Staaten, anfänglich mit Danziger Marken der weniger selteneren Werte durch Spekulanten übersättigt wurden. Irreführend ist aber jedenfalls die Angabe, dass man jetzt schon wieder gezwungen wäre, zwei neue Serien mit noch höheren Werten zu bezahlen. Vorläufig sind höhere Werte als 10 Mark noch gar nicht verausgabt worden, und die demnächst erscheinenden drei Ergänzungswerte enthalten auch nur den einen Wert von 20 Mark, der höher als dieser ist, für postalische Zwecke aber benötigt wird.
Nachfolgend möchten wir die Schwerbinerschen Engroshändlerpreise für Danziger Marken wieder-geben, obgleich sie uns zum Teil im allgemeine, namentlich was die ziemlich ausverkaufte Ausgabe 3 anbetrifft, zu niedrig erscheinen. Die genannte Firma notiert:
Danzig I epl. 28 Mark
Danzig II gr. Wertziffer. – Aufdruck 5/30, 10/20, 25/30, 60/30, 80/30 2,75 Mark, 60/75 á 0,90 Mark
Danzig III (Fahne) 5, 15, 20, 25, 75, Pfennig, 1, 1,25 2, 3, 5, 10 Mark = 32 Mark
Desgl. 2, 2 1/2, 3, 7 ½, 10, 30, 40, 50, 80, (9) 350 Mark
Danzig Dienst, drei Werte 1500 Mark, 1 – 10 violetter Unterdruck 30 Mark
Flugpost I epl. 2,80 Mark
Flugpost II epl. (5) 11 Mark
1921 „Kogge“ epl. 5 Pfennig bis 10 Mark (10) ungest.26 Mark gest. 30 Mark,
Wappen 5 Pfennig bis 3 Mark (14) á 13 Mark.

Danzigs Marken – Danzigs Kultur

Die „Briefmarken-Rundschau“ der „Danziger Zeitung“ hat sich seit der Zeit ihres Bestehens zahl-reiche Freunde auch in den Kreisen des Publikums erworben, die bisher nicht zu den Philatelisten gehörten, und bei ihnen Interesse und wachsenden Verständnis für die Briefmarkenkunde erweckt. Schreiber dieser Zeilen gehört zu denen, die früher aus dieser ganzen Angelegenheit sich gar nichts machte, jetzt aber mit Spannung jeder neuen Nummer der „Briefmarken-Rundschau“ entgegen sehen und sich von der ersten bis zur letzten Zeile mit Aufmerksamkeit durchlesen. Es ist sogar, was er früher von sich gar nicht für möglich gehalten hätte, ein klein wenig unter die Sammler gegangen und bemüht sich, eine leidlich vollkommene Kollektion aller Danziger Marken zusammen zubringen, was ja nachgerade, wenn man nicht rechtzeitig angefangen hat, auch gar nicht mehr so leicht und billig ist. So wenig er sich nun berufen fühlen darf, als bescheidener Anfänger auf einem so eng begrenzten Gebiet im allgemeinen als Philatelist mitzusprechen, so möchte ich doch der „Briefmarken-Rundschau“ bitten, ihm ein Wort zu verstatten eben bezüglich der Danziger Marken auch wenn es in etwas abweicht von dem, was er darin bisher gelesen.
Als die Zeit der Übergangsmarken mit dem alten Germaniatyp sich dem Ende zuneigte, wurde uns angekündigt, die ersten richtigen Danzier Marken würden originell sein und allen Ansprüchen genügen. Im November erschienen die Erinnerungsmarken zur Konstituierung des Freistaates. Aber sie erfüllen die geweckten Erwartungen nicht, oder doch nicht allerorten. Schwer ist es ja, über den Geschmack zu streiten, und im wesentlichen wird es sich bei den Markenbildern und –Farben immer um eine Geschmacksfrage handeln. Aber der Schreiber dieser Zeilen weiß, dass nicht nur er allein von den damaligen neuen Marken enttäuscht war. Er hatte geglaubt, etwas spezifisch Danzigeriches erwarten zu dürfen. Wir Danziger sind wahrlich berechtigt, auf die äußeren Schön-heiten unseres Stadtbildes uns etwas einzubilden. Wir dürfen uns mit Recht sagen, dass Danzig in seiner unvergleichlichen Architektur „Alle Städte Preußens überragt!“ wie die Inschrift an der Innenseite des Rathausportals kündet. Welch wirksameres Mittel aber, diese Schönheit aller Welt täglich zu verkünden, gäbe es, als tägliche tausendfältige Verbreitung von Danzier Bildern auf Briefmarken? Und wie nützlich zugleich in einer Zeit, wo wir, als selbständiges Staatswesen aufge-richtet und in die große Welt eingeführt, ein besonderes Interesse daran haben, unsere Eigenart der Welt zu zeigen und deren Augen mit Wohlgefallen zu erfüllen? Das gehört zu den Imponderabilien, die man nicht unterschätzen darf.
Nun kam der Koggen-Typ. Gewiss ist die Kogge eine schöne Erinnerung an die alte Hanseatenzeit. Aber mit der Gegenwart hat sich nichts zu tun, und sie ist ferner nicht entfernt, etwas Eigenartiges und für Danzig besonders Charakteristisches. Ein solches Erinnerungsbild kann jede See- und Handelsstadt mit mittelalterlicher Vergangenheit mit demselben Rechte sich zulegen. Damit haben wir uns von anderen in keiner individuell kennzeichnenden Weise ab. Aber schließlich handelt es sich bei dem Koggentyp wiederum nur um eine Provisoriumsmarke, und dann glaubte nun um so mehr, von der endgültigen, der Dauermarke etwas „wirklich Schönes“ erwarten zu dürfen. Sie kam endlich, aber mit ihr wieder eine Enttäuschung. Das Danziger Wappen – freilich, das führt kein anderer Staat und keine andere Stadt. Aber ein Wappen hat jede andere Stadt, jedes Städtchen auch, und solcherlei Wappen unterscheiden sich voneinander nicht viel mehr wie die einzelnen Blätter eines Kartenspieles. Und wenn das Danziger Wappen noch schöner wäre, als es ist, wenn es noch mehr von der Vergangenheit erzählt, wie die güldne Krone polnisch-kasimirianischen Angedenkens, von der nur die wenigsten etwas ahnen, das ist es nicht, was es sein könnte, wenn es als Markenbild der Jetztzeit etwas Besonderes über Danzig in der Welt verkünden wollte. Nicht unser Wappen kennzeichnet unsere Eigenart, sonder unsere Architektur mit ihren unübertrefflichen Schönheiten und beredten Zeugen für Danzigs Eigenart in Vergangenheit und Gegenwart. Zwei vor allem sind weithin leuchtende Wahrzeichen dessen geworden, was der Name Danzig besagt: Der Rathausturm und die Marienkirche. An unseren herrlichen Bildern fehlt es nicht, nicht um ganze Serien daraus formen zu können. Warum ist man den Markenschöpfern an diesen dankbarsten und selbstverständ-lichsten Objekten bisher noch immer vorübergegangen – denn bis eine Flugzeugmarke der letzten Serie mit ihrer Andeutung der Marienkirche kann kaum mitgezählt werden -, und warum hat man sie auch bei den nächsten Tagen zur Ausgabe gelangenden hochwertigen Marken abermals nicht verwandt? Statt dessen wieder nur Wappen, bereichert allerdings durch zwei Löwen mit perücken-haft stilisierten Mähnen“. Wir gestehen, Perücken flößen uns, selbst von Löwen getragen, leises Missbehagen ein. Wenn aber die „Briefmarken-Rundschau“ trotzdem mitzuteilen in der Lage ist, die neuen Marken seien „wirklich schön und ansprechend“, so wollen wir uns dessen gern getrösten. Wann sie uns nun das Recht einräumt, aus dem Ausbruck „wirklich schön“ zu lesen, dass sie das bisher an Markenbildungen in Danzig Geleistete selbst, wie wir, gar nicht für durchweg schön ansieht.
Nicht nur Form und Typ, sondern auch die Farben haben bisher mancherlei Anlass zur Kritik geboten, wenn auch hierbei wieder der Geschmack verschieden ist und keinerlei Geschmacksrichtung Anspruch auf den Besitz des wahren erheben darf. Es überwiegen bei weitem Mischfarben in allerhand Tönungen, braun-grau, grau-braun, grünlich, bläulich usf., auch richtiges „scheußlich-grau“ uns dem Schillerschen Kampf mit dem Drachen das Auge einer reinen, frohen klaren Farbe aus dem hehrsten Strahlenkranz der Natur, dem Regenbogen aus dem Prisma des Sonnenlichtes, der wahrsten Offenbarung und Summe aller Farben: Rot, orange, blau, grün, blau, indigo, violett. Warum statt solcher reinen Sonnenkinder diese allerhand verwerten Kreuzungen, Mischungen und Vergräulichungen? Dazu kommt eine unfrohe Verblassung in der Farbengebung. Nirgends Glanz und leuchtende Frische, statt dessen alles bei der letzten Serie aber auch alles matt, verglichen verschlissen. Man empfängt, möchte man sagen, den Eindruck des blutarmen, schwächlichen, saft- und kraftlosen, wie bei unterernährten Kindern, deren es heute ja leider nur zu viele gibt, kurz – das Unzulängliches. Die Offizin, der die Herstellung der Danziger Marken obliegt, hat sich ja erst jüngst auf diesen gewiss nicht leichten Druck einstellen müssen; aber sie würde gut daran tun, die Druckmethoden nach Möglichkeit und bald zu verbessern, um es dem Besten anderwärts gleich tun zu können Gewiss gibt es bei der heutzutage notwendigen Schnell- und Massenproduktion an Marken vielerorts Produkte, die der Kritik noch weit mehr Angriffsfläche zurückblickt. Aber Danzig, das auf eine so uralte Kultur zurückblickt und auch als selbständiger Staat in der Neuzeit kulturell auf der Höhe bleiben will, darf sich auch auf diesem Gebiete nicht mehr Unterstehenden vergleichen, sich nicht mit Mittelmäßigen, um nicht zu sagen Unterwertigem begnügen. Es muss, wie überall, so auch hier unter den Ersten zu marschieren und Hervorragendes zu leisten sich bestreben. Es handelt sich um ein gut Stück Ruf und Ruhm Alt-Danzigs. Lasse man es nicht ungenützt.! Dr. H.

Wie und weshalb sammle ich Briefmarken?

Wir bringen heute einen weiteren, der „Briefmarken-Rundschau“ zum Abdruck zur Verfügung gestellen zu dem Preisausschreiben der Firma Holtz & Giebeler, Danzig und zwar die mit dem dritten Preis ausgezeichneten Erich Schmidts (Alter 15 ½ Jahre):
Überall in der Welt gibt es Sammler, aber nichts wird so viel gesammelt wie Briefmarken. Auch unter den Jugendlichen hat dieser Sport eine große Anzahl Anhänger gefunden, von denen viele wohl nur durch die Ausgabe der unzähligen Kriegs- und Umsturzmarken hierzu veranlasst worden sind; soll mir das Sammeln aber wirklich Freude machen, so kommt es sehr darauf an, wie ich Briefmarken sammele.
Um mir ein Bild zu verschaffen, wie eine gute, richtig angelegte Markensammlung aussehen soll, suche ich mir in die Sammlung eines fortgeschrittenen Sammlers Einsicht zu verschaffen. An dieser kann ich mir ein Muster nehmen, wie ich meine eigene anlegen und behandelt soll. Es ist „ganz gut“, wenn ich mir zuerst eine Stammsammlung anlege. Ich werde dann bald merken, für welches Gebiet ich mir besonders begeistere. Dann hierauf habe ich bei der Welt eines Albums jetzt zu achten. Schon mancher hat die Freude am Sammeln verloren, wenn er sich ein für seine Zwecke unbrauchbares Album angeschafft hat. Ich muss mich von vorneherein daran gewöhnen, nur gute und unbeschädigte Marken in meine Sammlung aufzunehmen, da es einen schlechten Eindruck auf einen Kenner macht, wenn er beim Aufschlagen des Albums viele schlechte und schmutzige Marken vorfindet. Zum Befestigen der Marken darf kein Kleber oder andere flüssigen Klebemittel benutzt werden. Man befestigt sie mit Klebefalzen, und zwar so, dass die Werte jederzeit umgedreht und noch dünnen Stellen oder Zeichnungen untersucht werden kann. Ich werde auch bald sehen, dass die Briefmarken durch häufiges Berühren mit den Fingern nicht besser werden. Ich schaffe mir hierzu eine Pinzette an, die in jedem besseren Markengeschäft erhältlich ist. Wieder Handwerker sein Handwerkszeug braucht, so bedarf der ordentliche Sammler allerlei wichtige Hilfsmittel. Da gibt es außer den Klebefalzen und Pinzetten noch den Zähnungsschlüssel, eine gute Lupe, den Wasserzeichensucher und andere Instrumente, um die Marken in ihren Unterschieden und Kennzeichen zu untersuchen.
Wenn ich auch keine Spezialsammlung habe, muss ich doch etwas die Zähnungs- und Wasserzeichenunterschiede berücksichtigen. Es ist nämlich ein wesentlicher Unterschied im Preise, ob eine deutsche Reichs- und Koloniemarke kein Wasserzeichen hat, oder ob sie eine besitzt. Je länger ich sammle, desto mehr Verständnis bekomme ich für die einzelnen Marken.
Ich suche auch meine Sätze und Lände zu vervollständigen. Hierzu lasse ich mir von guten Firmen Auswahlsendungen schicken, unter denen ich immer gute und billige mir fehlende Marken finde. Habe ich viele doppelte Marken, dann trete ich mit Sammlern anderer Länder in Tauschverkehr, wo ich leicht Gelegenheit finde, meine Dubletten gegen gute andere zu vertauschen. Beim Markentausch in der Schule kann man auch manch gutes Stück bekommen, nur muss man sich vorsehen, nicht auf solche Marken hereinzufallen, die unter Schülern besonders viele Falschstücke umgehen. Es ist notwendig, dass ich mir so bald als möglich einen Katalog anschaffe, oder schenken lasse. Aus diesem kann ich dann jederzeit den Wert einer Marke oder meiner Sammlung feststellen und auch ersehen, welche mir erreichbar sind.
Die Gründe, aus denen gesammelt wird, sind sehr mannigfach und voneinander ganz verschieden. Manche sammeln deshalb, weil sie es bei anderen sehen und weil sie die Mode mitmachen wollen, andere wegen der mannigfachen Markenbilder und Zeichnungen, worin sie die exotischen Marken besonders auszeichnen. Vollständig verfehlt wäre es aber, wenn ich Briefmarken nur sammeln sollte, weil ich weiß, dass sie mit der Zeit im Werte steigen. Wenn ich am Sammeln und an meiner Sammlung wirklich Freude erleben will, so muss ich aus Liebe zur Sache tun. Für mich ist kein Einzelgrund maßgebend, sondern alle diese vereinen sich zu einem Ganzen. Mich interessiert eben alles, was mit Briefmarken zusammen hängt. Meine geographischen und geschichtlichen Kenntnisse werden dadurch auch erweitert. Habe ich eine schöne exotische Marke, dann schlage ich das betreffende Land auch auf der Landkarte auf. Verdankt eine Marke aber ein Satz irgendeinen geschichtlichen oder politisches Ereignis, den Ursprung, so ist es natürlich, dass ich mich mit diesem bekannt mache. Auf vielen Marken sind auch hervorragende Persönlichkeiten, Bauwerke, Landschaften, merkwürdige Tiere und Pflanzen abgebildet. Ein hauptsächlicher Beweggrund, diese Marken mit Vorliebe zu sammeln! Zu ihnen gehören besonders: die amerikanischen Kopfmarken, die interessanten Guatemala. Die bosnischen Landschaftsmarken, die Tier- und Pflanzenbilder auf den Marken der Insel Borneo und von Liberia. Auf den Europamarken interessieren mich wieder die verschiedenen Herrscherbilder und die Wappenzeichnungen. Es hat jedes Land eines, das seine Marken für den Sammler begehrenswert macht.
Da der Briefmarkenmarkt jetzt täglich überschwemmt wird mit Neuausgaben und Postkarten, muss der Sammler sich nicht von der allgemeinen Sammelwut der neuesten Ausgaben anstecken lassen. Man muss gerade das Land sammeln, dessen Marken augenblicklich nicht so begehrt sind. Wer aus Liebe zur Sache sammelt, der wird an seiner im Laufe der Zeit, durch eigenen Fleiß und Arbeit zusammengebrachten Sammlung mehr Freude haben, als derjenige, der sich von Händlern eine vollständige Sammlung angeschafft hat, in der Absicht, später damit Reichtümer zu erwerben.

Wie man Auswahlen behandelt

Ein amerikanisches Philatelistenblatt veröffentlichlicht folgende amüsante „Causerie“ über das heikle Thema der Auswahlsendungen:
Wenn du eine Auswahlsendung empfängst, sei, bitte so liebenswürdig, sie innerhalb von drei Jahren zurückzusenden. Aber wische erst etwas den Staub ab, bevor du den Umschlag auf die bringst, und da du vielleicht Marken im Werte von 50 Pfennig aus der Auswahlsendung behalten haben wirst, lege als Zahlung am besten irgendwelche von Briefen abgelöste, durch Zufall ungestempelt gebliebene Briefmarken ohne Gummi mit daran haftendem Papier bei. Sollte die Auswahl einen Wert von über 1000 Mark haben, so lasse nur ja nicht einschreiben. Eingeschriebene Briefe sind immer besonders auffallend und man darf einen ehrlichen Postbeamten nie in Versuchung bringen. Zerknittere ferner soviel als möglich die in der Auswahl enthaltenen Marken, denn damit zeigst du dem Händler, wenn du wenig gekauft hast, dass nur die schlechte Qualität der Marken die Ursache davon war. Gehe ferner auf das leere Feld ein Zeichen, am besten mit öliger Signierfarbe, die man für Postkartons gebraucht, und schreibe in das Feld: „Diese Marke habe ich genommen“; denn anderes wird beim Eigentümer der Auswahlsendung das leere Feld kaum auffallen, und er wird dir dann höchstwahrscheinlich den seiner Ansicht nach zuviel eingesandten Betrag für die nicht bemerkte entnommene Marke gutschreiben.
Bei der Rücksendung benutze nicht den beigefügten Umschlag der Auswahlsendung, sondern bemühe dich, einen Umschlag aufzutreiben, der um ein Drittel kleiner ist als das Auswahlheft, denn es macht doch bekanntlich großes Vergnügen, ein Heft etwa von der Größe 3 ½ zu 6 cm in den Umschlag von 2 zu cm hineinzuzwängen. Sobald du das Auswahlheft auf verschiedene Stellen geknickt und gefaltet hast (am besten ohne auf die eingeklebten Briefmarken zu nehmen), stecke das Heft in den Umschlag und lege letzteren unter die Matratze deines Bettes. Nachdem du drei oder vier Nächste darauf geschlafen hast, kann der Umschlag geschlossen werden und hat dann ungefähr gerade den Umfang, dass du ihn bequem in die Westentasche stecken kannst. Noch eins: schreibe vor allem deine Adresse nicht auf den Brief, denn das würde nur ein Zeichen der Eitelkeit gedeutet werden können und jeder x-beliebige Postbote braucht ja deinen Namen auch nicht zu lesen. Vor allem aber frankiere die Briefe ungenügend; das gibt mehr Gewähr dafür, dass der Besitzer auch richtig erhält.
Die Postverwaltung behandelt unzureichend frankierte Briefe mit besonderer Sorgfalt und die angewandte Methode wird dem Eigentümer der Auswahl nur umso größere Freude machen, wenn er Strafporto zahlen muss, da er sonst vielleicht später behaupten könnte, die Rücksendung überhaupt nicht empfangen zu haben.

Die neuen hochwertigen Danziger Marken

Die „Briefmarken-Rundschau“ ist in Erfüllung ihrer Zusage in Ausgabe 24 in der Lage, den Top der neuen hochwertigen Ergänzungsmarken zu 5, 10 und 20 Mark in einer Abbildung des 20-Mark-Wertes dem Leserkreise bereits heute vorstellen.
(Hier erfolgte die Abbildung der Mi.Nr. 88)
Der neue Wert zu 20 Mark. (als Unterschrift unter der Marke)
Zu erwähnen wäre nur noch, dass die wellenartigen Zierlinien des dunkleren Hintergrundes bei den bisherigen Probedrucken rot hervortreten. Gleichfalls rot wird auf alle Fälle das Wappenschild mit den beiden weißen Kreuzen und der weißen Krone sein. Weiß gehalten sind auch die Löwen und die großen Wertziffern oben, während die endgültige Farbengebung noch nicht feststeht.
Die drei neuen Werte dürften im Juli – der Tag der Ausgabe wird noch bekannt gegeben werden – an den Postschaltern zum Verkauf gelangen.

H.Kl…berg, Bremen. Danzig 60 Pfennig Provisorium mit voll gedruckten Querbalken über Deutsches Reich statt Gittermuster ist nur verschmierter Druck.

Fachkommission für Briefmarken-Handel der Danziger Handelskammer

Wie bereits in der „Briefmarken-Rundschau“ vom 18. April mitgeteilt, wurde von der Danziger Handelskammer in der 38. Vollsitzung eine Fachkommission für den Briefmarkenhandel genehmigt. Am Donnerstag, den 2 Juni fand nun zwecks Wahl der Vertreter für die vier in Danzig handelsgerichtlich eingetragenen Firmen (Karl Riedel T Gamper, Reitz & Co., Jagels & Co., Feller & v. Neumann sie erste Sitzung statt. Auf Grund einer geheimen Abstimmung wurde Herr Karl Riedel mit 5 Stimmen, Herr Waldemar Vergien mit 4 Stimmen in die Kommission gewählt. Den Vorsitz führt Herr Kaufmann Kurt Siebenfreund, Danzig. Die Tagesordnung für die nächste Sitzung ist: 1. Feststellung der gewerblich eingetragenen Händler in Danzig, 2 Klagen über „faule Danziger, 3 Verschiedenes.
Zur Erläuterung des Punktes 2 teilt uns Herr Karl Riedel mit, dass aus dem Reiche von Händlern, Sammlern und Fachzeitungen Klagen kommen, wonach einige Danziger skrupellos Bestellungen gegen Kasse voraus auf Danzig-Marken entgegennehmen oder große Inserate bestellen, ohne ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die Danziger reellen Händler warnen an dieser Stelle vor der-gleichen Praktiken und werden, wenn im einzelnen die Fälle auf Grund von Unterlagen geklärt sind evtl. die Namen der Leute bei denen überhaupt „nicht zu holen ist“, veröffentlichen.
Das Handels- und Bankhaus Semiatycki kommt für die Briefmarkenkommission nicht mehr in Frage, da es Mitte April seine Briefmarkenabteilung aufgegeben hat.

Mangelhafte Ausfuhrung postalischer Abstempelung

Vielfache Wahrnehmungen und Beschwerden deuten darauf hin, dass die Stempelung der Postsen-dungen in neuerer Zeit viel zu wünschen übrig lässt. Die Stempelabdrücke erscheinen undeutlich und kaum lesbar, die Abdrücke sind häufig verwischt und verschmiert und beschmutzen andere Sendungen. Das Übel ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, dass zuviel Stempelfarbe auf die Einfärbungseinrichtungen aufgetragen, der Stempel auch nicht gehörig gereinigt wird oder seine Inschrift zu stark abgenutzt ist. – An alle beteiligten Dienststellen, vor allem an die Amtsvorsteher, Aufsichtsbeamte und Stellenvorsteher – so schreibt das „Postnachrichtenblatt!“ ergeht sogar die dringende Aufforderung, dem Stempeldienst fortgesetzt die nötige Sorgfalt mit Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Stempelfarbe muss vor dem Gebrauche stark geschüttelt werden, sie ist nicht auf den Kissenbezug, sondern auf das darunterliegende Kissen in nicht zu großer Menge und zu geeigneter Zeit aufzutragen. Die Einfärbeapparate müssen häufiger durch Abschaben der darauf angesammelten Staub und Faserteilen gereinigt und nach dem Gebrauche verschlossen gehalten werden. Schadhafte oder abgenutzte Hand- und Maschinenstempel sind rechtzeitig instand zu setzten oder zu erneuern. – In Danzig zur Nachachtung empfohlen!

Danziger Marken mit Raster-Unterdruch

Nachtrag

In dem Beitrag unter obigen Titel in Ausgabe 20 der „Briefmarken-Rundschau“ vom 19. Mai ist versehentlich eine drucktechnische „Verhebung“ stehen geblieben. Es mut im 9.Abschnitt richtig heißen: „erste Ausgabe, grauer Unterdruck, Bogenspitze nach oben rechts (statt links), und die zweite Ausgabe, lila Unterdruck; Spitze nach unten links (statt rechts) gerichtet“.
Im allgemeinen ist bei einzelnen Marken der Unterschied der Rasterfarbe blassgrau, grünlichgrau (mitunter sogar ausgesprochen bläulich) äußerst schwierig, wenn überhaupt feststellbar. Wir glauben daher, dass selbst Spezialsammler, um sonst sehr leicht mögliche Irrtümer zu vermeiden, gut daran tun werden, die einzelnen Nuancen des grauen Rasters in de Sammlung nicht zu berück-sichtigen.
Seit Erscheinen unseres Artikels wurden der Redaktion nun noch verschiedene in der Tabelle fehlenden Provisorien mit Rasterunterdruck vorgelegt, woraus hier hervorgeht, dass nur die 1 Mark-Wert mit blassgrauem Unterdruck, Rasterspitze nach unten ferner derselbe Wert grünlichgrau in beiden Abarten (Rasterspitze nach oben und unten) sowie der 1 ¼-Mark-Wert blassgrau (Raster-spitze nach unten) nicht existieren dürften.
Die 2-Mark-Marke gibt es, wie wir uns nach Vorlage durch Herrn O.St. überzeugen konnten, übrigens ebenfalls mit schwachen Spuren eines doppelten violetten Rasterunterdruckes; sie dürften ebenso selten sein, wie der 2-Mark-Wert, Type 2 blassgrau, den wir heute nachträglich als ebenfalls verausgabt melden können.

Beforderung der Danziger Flugpostsendungen

In Danziger, aber auch in auswärtigen Sammlerkreisen wurde die Einrichtung der Danziger Post-verwaltung, für die neuen Flugpostmarken einen Flugpoststempel! In Gebrauch zu nehmen, freudig und dankbar begrüßt. Die Postverwaltung gab auch klare Bestimmungen über die Frankatur, die Abgangszeiten und über die Kenntlichmachung der Flugpostsendungen heraus, die von den Sammlern peinlich genau, von den Postbeamten bzw. Angestellten zum großen Schaden der Sammler selber nicht beachtet werden. Diesem Übelstande abzustellen, ist der Zweck dieser Zeilen und ich gebe der Hoffnung Ausdruck, dass die Postverwaltung Abhilfe schaffen wird.
Die Übelstände zeigen sich wie folgt:
Zwei von einem Absender zur Post gegebenen eingeschriebenen Briefe erreichten den Empfänger, der eine Brief mit Flugpoststempel, der zweite mit dem üblichen Danziger Stempel entwertet, trotzdem beide Briefe deutlich durch Rot- und Blaustift als Flugpostsendungen gekennzeichnet und vorschriftsmäßig bei dem Danziger Bahn-Postamt aufgegeben worden waren. Dieses ist bisher in 37 Fällen festgestellt worden. Hierbei wäre zu bemerken, dass den Sammlern durch die falsche Ent-wertung bedeutender Schaden dadurch zugefügt wird, dass solche falsche entwertenden Marken für den Philatelisten wertlos sind. Sehr viele Klagen kommen besonders aus den Danziger Vororten, sowie aus vielen Freistadt-Städten. Die Sammler dieser Orte möchte ich jedoch bitten, nun aber auch nicht zuviel von der Post zu verlangen. Es ist bekannt, dass nur solche Sendungen mit Flug-poststempel entwertet werden, die auf dem Bahnpostamt aufgegeben sind. Zu verlangen, dass nun in allen Orten Flugpostsendungen richt entwertet werden, ist einfach unmöglich, weil dadurch die Sendungen so verspätet würden, dass die Zeitdauer der Beförderung als mit Flugpost geschehen, mit der tatsächlichen Dauer nicht zu vereinbaren wäre. Hier müssen die unter sich einander helfen und ich bin überzeugt, dass jeder Danziger Sammlerfreund ihm übersandte Flugpostsendungen gern und richtig aufgeben wird. Natürlich ist mir eine richtige Ablieferung nur dann möglich, wenn oben genannte Missstände baldigst beseitigt werden. Th. Reimann, Danzig
O. St. Danzig.
Sie schreiben uns; „Ich besitze eine Danziger Zwei-Mark-Marke, ungestempelt mit violettem Raster-Unterdruck. Wie deutlich festgestellt werden kann ist der Raster-Unterdruck zwei mal auf den betreffenden Markenbogen gelangt, und zwar nicht gleichmäßig, sonder so, dass die Linien des einen Druckes mehrfach gegen diejenigen des anderen Druckes laufen. Wie ist eine solche Marke zu bewerten? An und für sich werden ja wohl die Marken mit Rasterdruck in absehbarer Zeit nach dem Ergebnis der Untersuchung über die Richtigkeit der Bögen im Raster überhaupt neu bewertet werden. Nach dem bisher wohl zuverlässigen Katalog für Danziger Marken (D-Katalog von Zeller & v. Neumann) wäre der jetzige Handelswert der normalen 2-Mark-Marke mit violettem Rasterdruck 8,50 Mark“ – Der doppelte Rasterunterdruck ist schwerlich weit interessanter, als die schwachen Spuren des Rasters auf gewissen Marken bzw. die unvollständig abgedruckten Raster. Sein Liebhaberwert ist natürlich schwierig zu bemessen, doch achten Sie vielleicht einmal auf den Preis, den Borek Braunschweig für einen ähnlichen Doppel-Unterdruck (im ganzen Bogen im Besitz der Firma) in seiner neuen Liste ansehen dürfte.

Wie und weshalb sammle ich Briefmarken

Die Danziger Briefmarkenfirma Holtz & Giebeler hatte die Liebenswürdigkeit, uns einige der auf ihr Preisausschreiben in Nr. 16 der „Briefmarken-Rundschau“ vom 23. April eingelaufenen Aufsätze zur Auswahl und zum Abdruck zur Verfügung zu stellen. Wir bringen heute verändert und unverkürzt den mit dem 3. Preis ausgezeichnete Arbeit eines 15jährigen Schülers und im Anschluss daran das nette Brieflein einer – dreizehnjährigen Lehrerstochter, die nach betonter eigener Angabe schon mit sieben Jahren – „Philatelistin“ war. d.Red.
Unter Sammeln verstehe ich das Zusammensuchen und Zusammentragen der einzelnen Sammel-objekte. Ich beschränke mich nicht nur darauf, mir Marken schenken zu lassen, sondern kaufe auch seltenere Marken, um meine Lücken zu schließen. Der Einkauf von Marken zur Ergänzung einer Sammlung ist für jeden Sammler notwendig, da man untere geschenkten Marken selten etwas Brauchbares findet, und man diese höchstens zu Tauschzwecken verwenden kann. Große Vor und Umsicht mache ich mir zur Pflicht, denn es ist heutzutage einfach widerlich wie gewissenlose Händler die Sammelfreudigkeit und die Unkenntnis der Preise ausnutzen, um ihre Taschen zu egoistischer Weise zu füllen. Mir wird regelrecht übel, wenn ich durch die Straßen Danzigs wandere und in fast jedem Gemüsekeller Marken ausgestellt sehe, die sich größtenteils, wahrscheinlich vor Ärger über die unverschämten Preise, krümmen. Habe ich doch Marken zu folgenden Preisen eingekauft gefunden:
1 Satz Memelgebiet 260 Mark
1 Satz Oberschlesien II 100 Mark usw.
Ist das nicht Wucher? Also solche Marken, wie man sie als bunte Angelhaken überall ausgestellt findet, sammel ich nicht. Ich sammele nur die Marken der Skandinavischen Staaten. Denn nur wenn man sich spezialisiert, kann man seine Sammlung allmählich komplettieren. Nur das Feinste von Feinen, unter genauer Berücksichtigung von Farbe, Stempel und der Zähnung der Marke wird zur Aufnahme in meine Sammlung für würdig befunden. Mit Vorliebe sammele ich Marken in Blöcken und Streifen auf echt gelaufenen Briefen und Briefstücken. Doch nehme ich auch postfrische Marken, soweit sie noch zu einigermaßen annehmbaren Preisen erhältlich sind; denn hier spricht das unfreundliche Fräulein Valuta ein sehr gewichtiges Wort mit. Untergebracht habe ich meine Marken in einem Borekalbum. Zum Befestigen der Marken benutze ich Falze bester Qualität, die derart beschaffen sein müssen, dass sie von den Marken, besonders von den Postfrischen Exemplaren leicht zu entfernen sind, ohne dieselben zu beschädigen.
Nun komme ich zu dem „Weshalb“. – Ja, weshalb sammele ich Briefmarken? Diese Frage zu beantworten ist nicht so einfach. Ich möchte sagen aus Interesse am methodischen Aufbau und aus Freude an den Marken an sich. Kein Sammelsport, seien es Münzen, Möbel oder Bilder, gestattet es, auf so engem Raume Objekte zusammen zu tragen, die von Werden und Vergehen, von Wesen und Wirken fremder Staaten so beredt Zeugnis ablegen wie gerade Briefmarken. Aber nicht nur rein ideelle Gründe machen das Markensammeln so anziehend, sondern auch materielle. Kein Sammel-gebiet hat einen so festen internationalen Marktpreis wie gerade die Briefmarke. Und es ist keine leere Redensart, wenn man sagt, das das Sammeln von Briefmarken eine gute Kapitalanlage ist. Die guten alten Marken, wie z.B. die Sachsen 3 Pfennig rot, sind besser als Gold; denn hätte ich mir 500 Mark in Gold gespart, so hätte ich, wenn ich es heute verkaufen würde cirka 15 000 Mark; bei der Sachsen 3 Pfennig, bei einem Einkauf von 500 Mark, wie ich vor sechs Jahren jederzeit zwei Exemplare dafür hätte bekommen können, 30 000 Mark. Also 15 000 Mark mehr. Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass es schade ist, dass hier in Danzig kein Verein für uns junge Sammler existiert; denn manch einer, der nicht recht weiß, wie er das Sammeln betreiben soll und so wahl- und ziellos zu Wucherpreisen Marken zusammenkauft, könnte dadurch viel Geld sparen und die Freude am Sammeln vertiefen. Heinz Müller, Danzig-Langfuhr Ich habe schon Briefmarken vor meiner Schulzeit gerne gehabt. Mein Vater hatte eine Briefmarken-sammlung und schenkte mir diese zu Weihnachten. Das sind jetzt schon 6 Jahre her. Onkel Johann war in einer Kolonie und hat uns viele Marken geschickt. Vater sagt, von den Marken kann man Geographie aber auch Geschichte lernen und das ist wahr. Ich weiß durch die Marken viel von den anderen Ländern. Vater erklärt mir jede Marke und ich höre ganz gern von anderen Ländern und anderen Menschen; deshalb sammle ich schon über sechs Jahre. Wenn mir Religion haben, weiß ich viel vom Heidentum zu erzählen; denn ich habe einen Bogen japanischer Briefmarken; da sind Götzenbilder und japanische Buchstaben drauf, die kann ich aber nicht schreiben. Geschichte hatte ich auch dabei gelernt. Ich habe noch Marken von Preußenkönigen; denn der König von Preußen wurde erst 1871 deutscher Kaiser. Es gibt auch Länder, die keinen Fürsten haben; diese nennt man Republik. Die Briefmarken erzählen mir auch, welches Land eine Republik ist. Die Marken, die ich jetzt sammle, werden von der Geschichte erzählen, wenn ich werde alt sein. Ich sammle auch, damit die jüngeren Menschen von den Marken das lernen, was ich gelernt habe. Ich habe Bekannte, die sammeln nur, um die Marken zu verkaufen. Ich tausche auch Briefmarken und habe auch schon verkauft, um mir andere zu kaufen. Ich habe mir auch schon etwas erspart. Jeden Donnerstag freue ich mich; da bringt Herr H., der mir Klavierunterricht gibt, die „Briefmarken-Rundschau“ der Danziger Zeitung mit. Da las ich das Preisausschreiben und habe hiermit geschrieben, warum ich sammle. Irma Rottke, Katzke beiGr. Trampken

Danzig

Die endgültige Briefmarkenreihe für das Gebiet der Freien Stadt Danzig, die dauernd an Stelle der bisherigen Provisorien und der Verfassungsausgabe treten wird, soll, wie die Redaktion der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ erfährt, voraussichtlich in den ersten Junitagen zur Ausgabe an den Postschaltern gelangen. Der Entwurf stammt von einem bekannten Danziger Künstler und wird das Danziger Wappen mit den Löwen als Schildhalter zeigen. Die Reihe soll eine ganze Anzahl verschiedener Werte, wie sie durch die neuen Portoerhöhungen erforderlich geworden sind, umfassen und in zwei Farben gedruckt werden. Alles Nähere über die einzelnen Werte usw. bringen wir in einer der nächsten Ausgaben der „Briefmarken-Rundschau“.

Danziger Marken mit Raster-Unterdruck

II. Lila Unterdruck

Am 1. November erschien die lila-Raster. Vorhanden ist dieser auf allen Werten mit der Spitze nach unten, ebenso mit der Spitze nach oben, sehr selten ist aber 1-Mark-Wert letzterer Type. Die Verteilung ziemlich gleichmäßig zu sein, denn bei den Werten 1 ¼, 2, 3, 10 Mark fanden sich bei einem Händler z.B. je 10 Bogen von denen je 5 mit der Spitze nach unten, je 5 Bogen mit der Spitze nach oben zeigten. Anders ist es bei 5 Mark. Davon sah man anfangs nur Spitzen nach oben, und erwähnter Händler besaß auch nur 10 Bogen davon.
Wenn die O.P.D. (siehe „B.R.“ vom 10. März sagt, dass die Post erst durch die „Briefmarken-Rundschau“ von den verschiedenen Stellungen des Rasters erfahren habe, und dass die Postverwal-tung daran unschuldig ist, so ist das sicherlich richtig; es ist damit aber auch nicht bewiesen, dass die Verschiedenheiten nicht absichtlich Mache sind. Wenn kann mit Sicherheit sagen, so nicht bei der Firm Sauer philatelistische „begabte“ leite waren, die so etwas aus eigener Machtvollkommen-heit geschaffen haben. Jedenfalls scheint bei dem letzten Drucken, nachdem die Postverwaltung einmal darauf aufmerksam geworden war, in den Druck des Rasters ein Schema gekommen zu sein und ab 1. November herrschte nicht mehr vollständige Anarchie, sondern es erscheinen z.B. 1. Mark auf 30 Pfennig und 1 ¼ Mark, Unterdruck lila, Spitzen nach links unten. Dann folgten aber die 2-, 3- und 5 Mark-Werte, Unterdruck lila mit den Spitzen nach rechts oben, und schließlich die 10 Mark, lila Unterdruck mit den spitzen wieder nach links unten.
Was übrigens den lila Rasterunterdruck betrifft, so konnte man bei den Marken des Einmarkwertes Stücke mit Unterdruckspitzen nach rechts oben erst in der ersten Hälfte des März dieses Jahres trotz vorherigen eifrigen Suchens feststellen. Es tauchten nämlich zu dieser einige Zwanzigerstreifen bestehend aus den beiden untersten Bogenecken von Einmark-Markenbogen auf, bei denen durch Bruch der untersten Klischeereihe des Umwertungsüberdruckes bisher nicht mehr auf dieser Reihe eine gerade waagerechte, sondern eine gebrochene, dachförmige Linie zeigte. Bei Betrachtung eines solchen Zwanzigerstreifens wurde auch entdeckt, das bis dahin angezweifelte Vorkommen von Marken des Einmarkwertes mit lila Unterdruck mit nach rechts oben gerichteten Unterdruckspitzen. Eine Nachfrage bei dem Verkäufer dieser Streifen brachte dann auch die durch bereits erfolgten Abreißen der Zwanzigerstreifen verkleinerten Bogen in den Verkehr. Einmarkmarken mit dieser Unterdruckspitzeneinrichtung mit lila Unterdruck sind recht selten; es dürften etwa 20 Bogen in den Verkehr gelangt sein.
Bei den übrigen Werten der Marken mit lila Rasterunterdruck verteilen sich beide Spitzenrichtungen gleichmäßiger so dass man hier einen Unterschied in der Bewertung beider Richtungen schwierig machen kann. Wir möchten aber mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass bei dieser zweiten Auflage mit lila Raster der 2-Mark-Wert (Spitzen nach rechts oben) sowie der 5-Mark-Wert (Spitzen nach links unten) die „selteneren“ sind.
Im Oktober 1920 gelangen an den Postschaltern auch etwa 200 Bogen des Einmarkwertes zum Verkauf, bei denen der Rasterunterdruck ganz fehlt. Diese Marken verdanken ihr Dasein einem Versehen in der Druckerei. Sie sind amtlich in der Druckerei nicht bestellt, haben aber ihres selteneren Vorkommens wegen einen höheren Handels- und Sammlerwert, der auf das Fünffache der Einmarkmarken mit grauem Unterdrucke zu bemessen sein dürfte. Sie sind als ausgesprochene Fehldrucke zu betrachten.
Entstanden durch drucktechnische Unaufmerksamkeit, kommt das gänzliche, aber teilweise Fehlen des Rasterunterdrucks auch bei einzelnen Marken bzw. Blockstücken der übrigen Markenwerte vor. Es sind bloße Zufälligkeiten. Während aber einzelne Bogen des Einmarkwertes die Rasterdruck-maschine überhaupt nicht durchlaufen haben oder auch zwei Bogen versehentlich übereinander liegend, zugleich durchgelaufen sind (daher dann der obere Bogen ohne Unterdruck blieb), scheinen einige andere Bogen sämtlicher Werte diese Maschine wohl passiert zu haben. Jedoch dürfte die Farbe auf der Farbewalze zu hart und trocken gewesen sein; aber es sind andere Druckzufälligkeiten eingetreten, denn man trifft größere Blockstücke sämtlicher umgewerteten Marken an, bei denen die Sichtbarkeit des Rasterunterdruckes verschieden ist, deren Aufzählung jedoch zu weit führen würde.
Sind keine Spuren des Rasterunterdruckes zu bemerken, so haben solche Stücke immerhin einen Kuriositätswert, doch kann selbst der Spezialsammlung in seiner Kollektion ruhig entbehren. Ihr Entstehen kann folgenden Grund haben: Ein Papier kann sich zufällig teilweise auf die Farbewalze aufgewickelt haben, diese zum Teil bedeckend. Wird nun aus Unachtsamkeit der folgende Bogen in die Maschine eingelegt bevor die Farbewalze gereinigt und neu mit Farbe versehen wurde, so konnte naturgemäß der Drucksatz von der mit Papier bedeckten Stelle der Farbenwalze keine Farbe erhalten, daher auch keine Farbe auf die entsprechenden Stellen des eingelegten Bogens übertragen werden und der Unterdruck dort fehlt.
Es kommen auch, jedoch äußerst selten, Stücke mit doppelten Rasterunterdruck vor. So meldete z.B. die Firma Borek in Braunschweig den Besitz eines ganzen Bogens des Fünfmarkwertes mit doppelten lila Rasterunterdruck. (Siehe Danziger Briefmarken-Rundschau Nr. 28/1920).
Nach der obigen Feststellungen scheint nur der 1-Mark-Wert beider Ausgaben einheitlich durchge-druckt zu sein, und zwar die erste Ausgabe, grauer Unterdruck Bogenspitzen nach oben links, und die zweite Ausgabe, lila Unterdruck, Spitzen nach unten recht gerichtet. Dies dürfte wohl, wie uns Herr O.St. Danzig schreibt, darauf zurückzuführen sein, dass man hier die von Berlin mit Überdruck gelieferten Marken genommen hat (30 Pfennig-Wert), dies jedenfalls von Berlin aus in guter, gleichmäßiger Verpackung geliefert wurden. Bei all den anderen Werten handelt es sich vermutlich um Restbestände, die in Danzig lagerten oder bei den Postämtern des Freistaates zur Einziehung kamen und daher anscheinend kreuz und quer gelegen haben, als sie zum Überdruck gelangten. Den Hauptteil der Marken werden wohl die auf der Oberpostdirektion noch lagernden Bestände abgegeben haben, und diese dürften dann das Gros der in einer Richtung bedruckten Bogen gebildet haben. In weniger eingezogene Bogen, desto weniger Abweichungen!
Es ist übrigens interessant festzustellen, dass die 1-Mark-Werte nicht weniger als fünf Druckvor-gängen unterworfen wurden: 1. und 2. der zweifarbige Druck der deutschen 30-Pfennig-Marke, 3. der in Berlin hergestellte Aufdruck „Danzig“, 4. der Rasterunterdruck und 5. der Stern-Aufdruck „Mark 1 Mark“.
Der größeren Übersichtlichkeit halber bringen wir zum Schluss eine von Herrn P.R. Danzig, entworfene und von der Redaktion ergänzte Aufstellung in Tabellenform in der die Kreuze die bisher festgestellten Abarten bezeichnen.
Rasterverschiedenheiten                                              I                      II
bei Danzig III                                                               Rasterspitzen nach
.                                                                                               oben               unten
1,- Mark      a) blassgrau                                                 X
.                      b) grünlichgrau
                     c) lila                                                                  X                        X
1 ¼ Mark   a) blassgrau                                                  X                        X
.                      b) grünlichgrau                                           X                        X
.                      c) lila                                                                  X
2,- Mark     a) blassgrau                                                   X
.                     b) grünlichgrau                                                                       X
.                      c) lila                                                                  X
3,- Mark     a) blassgrau                                                   X                        X
.                     b) grünlichgrau                                             X                        X
.                      c) lila                                                                   X
5,- Mark     a) blassgrau                                                    X                        X
.                     b) grünlichgrau                                             X                        X
                     c) lila                                                                   X
10,-Mark   a) blassgrau                                                     X                        X
.                     b) grünlichgrau                                              X                        X
.                     c) lila                                                                     X

Danziger Marken mit Raster-Unterdruck

I. Grauer Unterdruck

Rasterunterdruck ist bekanntlich der technische Ausdruck für den feinen wellenförmigen Unter-druck, der sich den Markwerten der „Sternausgabe“ und der „Danziger“ (III.) Ausgabe befindet. Dieser Rasterunterdruck der zuerst in blassgrauer, dann in grünlichgrauer und später aus technischen Gründen in lila Farbe erschien, sollte einen sicheren Schutz gegen Fälschungen bieten; ob er nun wirklich das Fälschen der mit einem solchen Unterdruck versehenen Marken sehr erschwert, ist eine Frage, die man nicht unbedingt bejahen möchte.
Die Tatsache aber, dass über das Vorkommen dieses Unterdruckes auf den verschiedenen Werten noch allgemein große Unklarheit herrscht und auch die in Spezialkatalogen und der Fachliteratur bisher veröffentlichten Angaben darüber unvollständig oder gar falsch sind, lässt sich nicht ableugnen. In diesem Dunkel einmal Licht zu schaffen, ist vor allem Aufgabe der Danziger „Brief-marken-Rundschau“. Die Redaktion der letzteren hat sich daher an die besten einheimischen Kenner der Danziger Marken gewandt und dankt es auch der liebenswürdigen Bereitwilligkeit und Mitarbeit dieser Sachverständigen – der Herren M.G., A.H., P.R., Fr.v. N., O.St., H…tz -, wenn sie heute in der Lage ist, zusammenfassend die philatelistischen Welt sachgemäß über dieses schwierige Gebiet zu unterrichten.
Aufmerksamen Beobachtern ist es nicht entgangen, dass die Spitzen des Rastunterdruckes einmal nach oben, das andere Mal aber nach unten zeigen. Die Markwerte mit Raster erschienen zuerst am 20. August 1920, und zwar war die Farbe des Rasters meist ein ganz zartes Blassgrau, das bei schwachen Drucken für das unbewehrte Auge leicht verschwand. Es wurden zuerst am 20. August 1920 herausgegeben:
1 Mark, auf 30 Pfennig, Unterdruck graugrün, Spitzen nach rechts oben;
2 Mark, Raster mehr blaugrau;
3 Mark, Raster blassgrüngrau;
5 Mark, Raster blassgrüngrau, und
10 Mark, Unterdruck grüngrau.
Da dieser Aufdruck sehr wenig erkennbar war, hat man wohl beim Weiterdrucken die Farbe etwas kräftiger gemischt, vielleicht ist die Änderung aber auch unbeabsichtigt entstanden. Bei diesen neuen Drucken, eine von Anfang September, zeigten sich zum ersten mal verschiedene Stellungen des Rasters; gefunden wurde der grüne Raster bei allen Werten, mit Ausnahme von 1 und 2 Mark. Von 2 Mark wurden jedenfalls beim ersten Drucke große Mengen gedruckt, und da die Marken für die Frankatur bei den damaligen Portohöhen wenig gebraucht wurden, blieben sie abgesehen von dem, was die Sammler kauften, liegen. Ein neuer Druck kam aber nicht in Frage.
Bei de 1 Mark liegt es vielleicht an dem wachsfarbenen Papier, dass der grüngraue Ton nicht recht erkennbar hervortritt. Spitze nach oben ist festzustellen bei grüngrau 1 ¼, 3, 5 Mark – Spitze nach unten 1 ¼, 3, 5, 10 Mark.
Die Spitzen des grauen Rasterunterdruckes zeigen, wie gesagt, in der Regel nach rechts oben; jedoch gibt es auch (mit Ausnahme des 1-Mark-Wertes) zahlreiche Bogen – etwa 1/5 der Gesamtzahl der Bogen mit grauen Unterdrucke -, bei denen die Spitzen nach links unten gerichtet sind. Diese Abweichung von der Regel verteilt sich im allgemeinen ziemlich gleichmäßig auf alle Werte. Die „selteneren“ sind jedoch wohl 2 Mark und 3 Mark, Spitzen nach links unten, und 5 Mark, Spitzen nach rechts oben.
Eine Ausnahme, wie schon erwähnt, machen die Marken des 1-Mark-Wertes. Es ist trotz vieler aufgewendeter Mühe noch nicht einwandfrei gelungen, eine Marke dieses Wertes mit grauem Unterdrucke mit nach links unten gerichteten Spitzen zu Gesicht zu bekommen. Man darf daher wohl behaupten, dass es diese Marke nicht gibt.

Was war vor den Briefmarken?

von
Dr. Lierau, Danzig

Da liegen sie vor mir, die altersgrauen oder vergilbten Briefe aus unserem Osten, auf starkem, gerippten Papier – ähnlich unserem heutigen Büttenpapier, nur weit besserem als dieses. Sie sind weit über 100 Jahre alt. Ihre Schreiber deckt alle der kühle Rasen. Auch sie haben einen Niedergang unseres Vaterlandes ohnegleichen erlebt, aber doch nicht im entferntesten so furchtbar und schmachvoll wie wir. Und welch ein Aufstieg folgte danach! Glückliche, beneidenswerte Menschen!
Die ältesten meiner Briefe stammen aus den Jahren 1780. Es sind Briefe an Private und amtliche Schreiben an Behörden und Private. Briefumschläge sind noch unbekannt. Die letzte unbeschriebene Seite des kunstvoll gefalteten und gesiegelten Schreibens trägt die Anschrift. Die Schreiben an Behörden tragen die Aufschrift „An Roi“ in zierlicher Schnörkelschrift. Dass folgt die nähere Adresse „Zum Departement E. Königl. höchstverordneten Regierung á Marienwerder.“ Einige Briefe tragen den Vermerk „Per Schnellpost“ oder cito, ciitssime, citissine si place etc. und links unten: Hierbei ein Paquet worin 2 orig. Oblig. über 14 900 Mark und 10 000 Mark. Darunter wieder der Betrag des Portos, häufig in roter Tinte: „franco 18“ (Silbergroschen). Später (1810 wird die Aufschrift „An Roi“ ersetzt durch „An des Königs Majestät“ und die Frankatur heißt: „frey 9“ (Silbergroschen). Auch Postvorschuss wird genommen. Oder das Schreiben begleitet eine Geld-sendung: Hierbey 2 Fässer mit R8: 2000: und ein Beutel mit R8: 184: signiert B.C. (1790)“. Die Fässer wiegen „10 Pfund 17!“ (Loth). Auf der Rückseite begegnet mir schönen Siegeln. Alle polnischen Aufschriften kann ich leider nicht entziffern.
Vom Jahre 1813 ab (nach Friedrich Wilhelm Thalmann – Potsdam) begegnen wir den ersten Vorläufer unserer Briefmarkenstempel, dem einzeiligen Langstempel. Dieser Stempel bezeichnet nur den Abgangsort, und zwar in lauter großen lateinischen Buchstaben. Mir liegen vor: Dirschau, Mewe, Neuteich. Vom Jahre 1817 ab ist der Langstempel zweizeilig, oben steht der Abgangsort, darunter das Datum (ohne Jahreszahl, die aus dem Schreiben festzustellen ist), z.B.

(hier folgt die Abbildung eines zweizeiliger Stempels von Elbing 26. MART.
(Mart. = Martis, März.) Die Residenz in Berlin zeigt einzelne Briefe mit einem in Kursivschrift gehaltenen Stempel „Nach Abgang der Post“, während die Provinzstädte z.B. Dt.Crone, dies „nach Abgang der Post“ nur handschriftlich vermerken. An 40 verschiedene Orte des Ostens zeigen sämtlich diesen zweizeiligen Langstempel, der aber, wie alle diese Vorläufer-Stempel bis zum Jahre 1850, dem Einführungsjahre der Briefmarken in Preußen, nie die Jahreszahl trägt. Die Briefe wurden durch Briefträger ausgetragen, wie aus folgender Aufschrift hervorgeht: „Empfänger nicht zu Hause. Abromowski (Briefträger).“ Manche Briefe sind mit zahlreichen Löchern in regelmäßigen Abständen versehen, sie sind desinfiziert, kamen aus verseuchten Orten und tragen verschiedene Arten von „Sanitätsstempeln“. Sehr interessant ist ein roter, zweizeiliger Langstempel Plock auf der Rückseite mit dem Stempel Thorn als Durchgangsstempel und einer mit zwei Stempeln: Lyck und Leyny.
(Hier folgte die Abbildung eines Zweikreisstempels von Marienwerder vom 3.4.)
Im Jahre 1820 hat Marienwerder einen sehr großen Doppelkreisstempel herausgebracht, der neben anderen etwas 8 Jahre herläuft. Zwischen den beiden Kreisen steht in sehr großen Buchstaben den Ort; von dem inneren Kreise ist ein Stück herausgebrochen, um Platz zu schaffen für die mächtigen Zahlen des Datums.
Diese Stempel sind recht selten. Es folgen dann von 1825 wieder zweizeilige Langstempel, aber mit dem Datum nur in Zahlen. Auch diese liegen mir von vielen Orten des Ostens vor, z.B. Chodziesen 10.4.36), dem deutschen Kolmar in Polen. Kowalewo (Schmiedenau in Posen), Stuhm 1830), Zoppot (1838) usw.
Neben diesen Formen taucht im Jahre 1624 ein höchst merkwürdiger Stempel auf, der nach seiner eigentümlichen Form Nierenstempel genannt wird. Er stammt aus Braunsberg, Bromberg, Danzig, Königsberg, Konitz, Marienwerder (zwei Formen) usw.
Hier folgt die Abbildung eines Nierenstempels von Danzig
Seit Anfang der 30er Jahre tragen die Briefe, die Pakete begleiten, außer dem Ortsstempel noch den großen schwarzen, später roten Doppelkreisstempel mit der Umschrift H.P.K. Packkammer-Exped. Gleichzeitig zeitig auf der Rückseite des Briefes ein kleiner Ausgabestempel
Hier folgt die Abbildung einer dieser möglichen Stempel)
zu erscheinen, der Schlüsse zulässt über die Zeitdauer der Reise des Briefes. Seit 1827 beginnt dann der kleine Einringstempel alle übrigen zu verdrängen, der auch nur neben dem Ortsnamen das Datum in Zahlen untereinander trägt.
Hier werden drei Einkreisstempel von Danzig und zwei verschiedene von Marienwerder)
Er ist sehr klein und gefällig. Übrigens haben wir heute noch nicht das hohe Porto der damaligen Zeit erreicht. Ein Brief von Kulm nach Königsberg kostete 12 ½ Silbergroschen, von Karthaus nach Königsberg 8 von Lyck nach Königsberg 7 Silbergroschen. Die desinfizierten Briefe sich nicht mehr durchlocht; sie tragen einen Kastenstempel mit der Inschrift: „desinfiziert Kgl.Pr. Regierung zu Marienwerden“. Marienwerden zeichnet sich durch einen unten abgeschnittenen Einringstempel aus (siehe oben).
Seit 1829 trägt dieser kleine Einringstempel unmittelbar hinter dem Ort auch noch die Tageszeit,
(Hier folgt die Abbildung eines entsprechenden Stempel aus Danzig)
seit 1836 etwa die Stempel nicht hinter dem Ort, sondern unter dem Datum.
Gleichzeitig werden die Rundstempel immer größer erscheinen in verschiedenen Buchstabentypen und werden abgelöst von Doppelringstempeln.,
(Hier folgt die Abbildung eines Zweikreisstempels von Marienburg)
die nun wieder alle Stufen durchlaufen: ohne und mit Tagesstunde und Tageszeit. Auch hier hat Marienwerder wieder die größten Dimensionen. Sie leiten hinüber zu den Ringstempeln auf Brief-marken, wie wir sie heute sehen, und laufen neben den vielen Abarten von Kastenstempeln her, die 2. auch 3zeilig noch bis heute in Gebrauch sind.
Alle diese vorphilatelistischen Abstempelungen bilden nebst der Frankatur die Vorläufer unserer Briefmarken; sie vervollständigen eine Briefmarkensammlung auf das glücklichste, und ohne sie wäre eine Spezialsammlung Danzig z.B. nicht vollständig zu nennen
Einer unserer Zoppoter Abonnenten übermittelt uns die nachfolgenden beiden Anfragen, die mir hierdurch im allgemeinen öffentlichen Interesse der zuständigen Behörde zur Berücksichtigung unterbreiten. Er schreibt:
1. Wen gehören die zur Frankierung benutzten Marken, dem Absender, Empfänger, oder der Post? In den beiden ersteren Fällen müsste es doch entweder dem Absender oder dem Empfänger erlaubt sein, die Marken von den Postanweisungen, Postpaketadressen usw. nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, abzulösen. Dies ist jedoch nicht statthaft. Was macht aber die oft mit diesen Marken?
2. Ferner erbitte ich Bescheid, ob und seit wann bei der Post eine Verfügung besteht, nach der Überfrankierte Briefe von der Abnahme auszuschließen sind? Ich hatte einen Brief nach Lugano, dessen Frankatur (eingeschrieben durch Eilboten) 4,60 Mark betrug, am 21. April bei dem Postamte neben dem Hauptbahnhofe, frankiert mit einer 5-Mark-Marke aufgegeben. Die Annahme wurde jedoch wegen Überfrankatur verweigert.

Etwas uber Farbenbezeichnung in der Philatelie

Bekanntlich gibt es Menschen, die Farbenblind sind. Die Farbenblindheit kann nun vollständig sein, wobei alles grau erscheint, aber partiell nur für gewisse Farben blau-gelb, rot-grün. Aber auch bei anderen, die von Natur nicht so stiefmütterlich bedacht worden sind, stößt die richtige Bezeichnung einer Farbe manchmal auf recht erhebliche Widerstände. Die Farbenchemie in der bekanntlich Deutschland eine monopolartige Stellung inne hat, hat für die Farben wissenschaftliche chemische Namen; der Maler, der die Farben bearbeitet, benutzt meistens ebenfalls die chemischen Namen. Würde man den Briefmarkensammlern einen Katalog mit solchen Farbenbezeichnungen vorsetzen, so würden wohl die wenigsten etwas damit anzufangen wissen.
Für die Briefmarken benutz man daher viel einfachere Bezeichnungen, aber auch bei dieser Verwendung gibt es noch Verwirrung genug. Vor einigen Tagen erstand ich mir den Danziger Briefmarken-Katalog. Ich möchte nur einige Farbenbezeichnungen daraus herausgreifen. So soll Danzig I 20 Pfennig lilablau, 2,50 Mark purpurlilarot, die Umrandung der Kogge 5 Mark tiefschwarz, die Mitte von 10 Mark olivschwarz, der Raster bei Danzig III soll violettblau (in Anzeigen liest man manchmal auch violettrosa) sein. Herr Ebel in Rössel hat über die sog. Gedenk- und Siegesmark von Allenstein einen Artikel veröffentlicht unter den Titel „Die berühmte Rotviolette“. Damit sind wir auch schon bei der Farbe angelangt, gegen deren Namen am meisten gesündigt wird: violett-purpurlila.
Was ist Purpur? Eine Farbe, die schon im grauen Altertum bekannt war und damals aus den Absonderungsprodukten der Purpurschnecken (murex) gewonnen wurde, heute durch Mischung gleicher Teile blau und rot zu gewinnen ist. Machen wir nette Mischungen, nehmen aber stufenweise immer weniger rot, so erhalten wir die Farben: purpurviolett – violett – blauviolett – violettblau und schließlich das reine Blau. Verringern wir nach und nach die die beigefügte Menge von Blau, so sich die Farben purpurlila – lila – rotlila – lilarot und endlich die reine Rot. Ein Lilablau, Violettrosa und rotviolett treffen wir in unsere Skala nicht an.
Die Bezeichnungen sind unlogisch. Die oben erwähnte 20 Pfennig ist also violettblau oder blauviolett (beide Schattierungen kommen vor), die 2,50 Mark ist rotlila in zwei Helligkeitsgraden (diese Farbe ist m.W. nur in der ersten Zeit am Schalter verkauft worden und ist, wie beim Saargebiet, die weit seltenere), und lilarot wieder in zwei Helligkeitsgraden, von denen vielleicht der dunklere purpurlila genannt werden kann. Purpur ist also eine Mischfarbe rot-blau; überwiegt blau, so nennt man sie violett (veilchenfarbig), überwiegt rot, dann lila (fliederfarben). Das lateinische Wort viola heißt das Veilchen und das französische le lilas der Flieder. Wer sich diese beiden Begriffe einprägt, kann die Farben nicht mehr verwechseln.
Nun, wie ist es mit den anderen Farben? Es gibt drei Grundfarben: blau – gelb – rot. Die anderen Farben können wir durch Mischung erhalten. Mischt man blau – gelb, so erhält man grün. Ja nachdem man mehr oder weniger blau oder aber gelb zugibt, erhält man folgende Stufenreihe: blau – grünblau – blaugrün – grün – gelbgrün – grüngelb – gelb. Aus einer Mischung rot – gelb ergib sich die Farbenskala rot – orangerot – rotorange – orange – gelborange – orangegelb – gelb.
Nun fehlt noch weiß und sein Gegenteil Schwarz. Physikalisch nennen wir den Körper weiß, der alle farbigen Bestandteile des Sonnenlichtes in gleichem Verhältnis unregelmäßig zurückwirft. Schwarz, wenn gar keine Strahlen zurückgeworfen werden, grau, wenn der Körper von allen Strahlen des Sonnenlichtes in dem selben Verhältnis eine größere Menge absorbiert, farbig, wenn nur gewisse Strahlengattungen zurückgeworfen werden.
Weiter gibt es noch sog. unreine Farben, wie braun, oliv, schiefer.
Mit diesen Farben kann vielleicht der Allgemeinsammler auskommen, nicht aber der Spezialist. Krieg und Umsturz hat uns aber eine solche Unmasse neuer Marken gebracht, dass die meisten Sammler, wenn sie irgend etwas Vollständiges zusammenbringen wollen, sich spezialisieren müssen. Nun hat der Krieg nicht nur in den Ententestaaten, sondern auch in Deutschland selbst oft Knappheit an bestimmten Farben entstehen lassen. Während die Germaniamarken 18 Jahre lang ohne nennenswerte Unterschiede immer im gleichen Farbenton erschienen sind, war es während des Krieges oft unmöglich, die benötigten Farben in der gleichen Güte und in der gleichen Zusammen-setzung zu liefern. Die Folge dessen waren alle möglichen Farbtöne, die der Spezialist alle zusammenzubringen sucht.
Um aus auch für alle diese Töne Bezeichnungen zu haben, benutzt man „hell, blass, matt, fahl, trüb, schmutzig,“ oder etwa „lebhaft, tief, satt“.
Außer diesen Bezeichnungen haben sich nach eine Reihe anderer, in den Briefmarkenkatalogen eingebürgert, die zum Teil eine den drei Reichen der Natur entlehnt sind, wie: lachsfarben, rehbraun, kirschrot, grasgrün, moosgrün, maigrün, kastanienbraun, ziegelrot, kupferrot, smaragdgrün, Stahlblau, schieferfarben, oder vom Küchenzettel, wie: milchblau, rahmfarben, fleischfarben, blutrot, weinrot, kaffeebraun, schokoladenbraun; auch Feuer, Wasser, Luft und Erde müssen mit ihren vorherrschenden Farben herhalten, wie feuerrot, wasserblau, himmelblau, erdfarben.
Einige Farben haben die Philatelisten auch von den Chemikern entlehnt, wie z.B. ultramarin, preußischblau, indigo und zinnober.
Außer den angeführten Farben gibt es in den Katalogen noch eine große Menge, doch genug damit. Die allzukleinen Unterschiede, die man heute manchmal herausfinden will, stand ja auch meist nur an großen Blockstücken oder ganzen Bogen festzustellen. Trennt man die einzelnen Marken los, so verschwinden diese zarten Unterschiede fast ganz. Trägt die Marke noch einen starken Stempel und hat ein paar Mal ein Wasserbad mitgemacht oder in der Sonne gelegen, so sind überhaupt keine Unterschiede mehr festzustellen. L.D.

Danzig

Wie von uns bereits angekündigten und in Ausgabe 17 abgebildeten Danziger Flugpost- Marken sind nun am Dienstag, den 3. Mai erstmalig an den Postschaltern zur Ausgabe gelangt. Zähnung 14. Werte bis 2 Mark in Reichsformat. Wir verzeichnen also der noch nicht gemeldeten Farben halber:
Flugpostmarken:
40 (Pfennig) blaugrün;
60 (Pfennig) lila;
1 Mark karmin;
2 Mark hellbraun;
5 Mark (großes Format 33 zu 23 Millimeter) blauviolett
Der Druck der 2-Mark-Werte,die in der gewählten braunen Farbe überhaupt unschön wirken, ist auf vielen Bögen stark verkleckst und mitunter in den Inschriften „Flugpost“, Freie Stadt und der Wert-bezeichnung direkt unleserlich ausgefallen.

Das letzte Danziger Provisorium

Die Ausgab eines wegen der erhöhten Briefportosätze und mangels genügender entsprechender Werte notwendig gewordenen neuen Provisoriums, einer Freimarke zu 60 Pfennig steht, wie wir erfahren, unmittelbar bevor. Dieses Provisorium wird nun bestimmt die letzte Überdruckmarke sein, die man hier vor Erscheinen der neuen endgültigen Danziger Marken herausbringt. Die nun viel zur Frankierung gebrauchte 60-Pfennig-Marke ist geschaffen durch Umwertung der deutschen Germania-Marke zu 75 Pfennig mit dem bordeauxroten Aufdruck Danzig eines jetzt weniger benötigten Wertes, von dem noch größere Vorräte vorhanden waren. Der Überdruck der neuen Wertziffer 60 steht oben in der Mitte der Marke im blauschwarzer Farbe. Die ursprüngliche Wert-ziffern sind durch je drei Striche ebenfalls in blauschwarzer Farbe ausblockiert.

Grundzuge des Poststrafrechts

von
Fritz Grube, cand. Jur., Danzig
Die Markendelikte

Unter Poststrafrecht versteht man den Inbegriff der Vorschriften, die dem Staate die Befugnis verleihen, Vergehen und Übertretungen, die auf dem Gebiete der Postverkehres begangen werden, zu verfolgen und durch Strafen zu vergelten. Der ganze Komplex postalischer Delikte zerfällt in drei Gattungen, und zwar in die sogenannte Markendelikte, die Postkonventrationen und die Postdafrautationen, die getrennt zu behandelt sind. Als Markendelikte betrachtet man den Kreis der strafbaren Handlungen,die im Bereich des Postwertzeichenverkehres vorkommen können. Auch Stempelmarken und Stempelabdrücke fallen unter den Sammelbegriff der Marken, müssen hier jedoch außer Betracht bleiben.
Kaum hatte im Laufe der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die erste Emission von Postwert-zeichen in den deutschen Staaten stattgefunden, als auch bereits nach kurzer Zeit die ersten Fälschungen auftauchten. Diese wurden zunächst lediglich zum Schaden der Postbehörden ausge-führt und zu Posthinterziehungen benutzt. Besondere Strafandrohungen für diese Fälle waren in den älteren Gesetzen naturgemäß nicht vorhanden. Da zudem die Zahl der Fälschungen eine ständig zunehmende Tendenz zeigte, sah man sich im Jahre 1851 bei der damaligen Redaktion des damaligen neuen preußischen Strafgesetzbuches veranlasst, eine spezielle Strafbestimmung einzu-führen, wonach die Anfertigung von unechten oder die Verfälschung von echten Postfreimarken oder gestempelten Briefkuverts mit Gefängnis nicht unter 3 Monaten, sowie – was besonders hervorgehoben zu werden verdient – mit zeitiger Untersagung der Ausübung der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft wurde. Die gleiche Strafe hatte derjenige verwirkt, der wissentlich von falschen oder verfälschten Postfreimarken Gebrauch machte.
Die immer wichtigere Rolle, die das Postwertzeichen im Zeitalter des Verkehres zu spielen begann, erheischte bald eine neue, erweiterte und spezielle Regelung der ganzen Materie, da die wenigen generellen Bestimmungen den komplizierten Verhältnissen des modernen Verkehres nicht zu genügen vermochten. Bei der Abfassung des geltenden Reichsstrafgesetzbuches vom 15. Mai 1871 wurde daher ein ausgedehnter krimineller Schutz der Postwertzeichen aufgenommen, wie er im folgenden näher beschrieben ist.
Bei der Regelung der strafrechtlichen Behandlung der Briefmarke kamen zwei Interessentengruppen in Frage, die Postbehörde einerseits und die Philatelisten und Briefmarkenhändler andererseits. Trotzdem die Gruppe der letzteren schon seit den sechziger Jahren erhebliche Ausdehnung gewonnen hatte, sah man keine Veranlassung, den durch die einschlägigen Bestimmungen normierten Briefmarkenschutz auch auf sie auszudehnen. Die in Betracht kommenden Paragraphen 275, 276 und 384 StGB sind vielmehr lediglich im fiskalischen Interesse gegeben, d.h. sie schützen allein die Postbehörde, nicht auch die Sammler und Händler. Diese sind auf einem anderen, nicht minder tauglichen Weg angewiesen, der am Schluss dargelegt dargelegt werden wird.
Die Fälle des Markenschutzes im staatlichen Interesse für den die Wertzeichen nur insoweit in Frage kommen, als sie Quittungen über die Entrichtung der betreffenden Gebühren bzw. Beweis-zeichen für eine geschehene Leistung darstellen sind folgende:
1. Das wissentlich Gebrauchmachen von falschen oder gefälschten Postfreimarken § 275 Ziffer 1. Dabei sind unter falschen Marken solche zu verstehen, die nicht von der Postbehörde herrühren, sondern von einem unberechtigten Dritten hergestellt worden sind, unter verfälschten dagegen an sich echte Marken an denen wider den Willen der Emissionsbehörde wesentliche Veränderungen, vor allem der Wertangabe, vorgenommen sind. Indessen herrscht, da das Gebiet wissenschaftlich noch äußerst wenig erforscht ist, in Theorie und Praxis häufig Streit über den Begriff der falschen Marke. Bemerkenswert und von allgemeinen Interesse ist besonders ein vor mehreren Jahren gefälltes Urteil, wonach jemand, der zwei Bruchstücke von echten Zehnpfennigmarken auf einen Briefe zu einer Marke zusammengeklebt hatte, wegen Anfertigung falscher Postmarken bestraft worden ist. Die Bruchstücke stammten von ungebrauchten Marken. Diese dem gesunden Rechtsgefühle widersprechende Entscheidung ist indessen von Reichsgericht aufgehoben worden;
2. die Anfertigung unechter Postfreimarken in der Absicht, sie als echt zu verwenden § 275 Ziffer 2
3. die Verfälschung echter Postfreimarken in der Absicht, sie zu einem höheren Werte zu verwenden, § 275 Ziffer 3. In den beiden letzteren Fällen ist im Gegensatz zum ersten der Täter zugleich der Fälscher; beide Male haben sie die Absicht, die Falsifikate als echt zu verwenden. In beiden Fällen sind auch bereits durch die bloße Anfertigung die Voraussetzungen der Strafbarkeit erfüllt; er ist nicht notwendig, dass der Täter von den Fälschungen auch wirklich Gebrauch gemacht hat.
Die Strafe ist in allen drei Fällen Gefängnis von drei Monaten bis zu fünf Jahren, woneben auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann.
Weiter ist der Fall der sog. Nachverwendung zu erwähnen, d.h. die wissentliche Benutzung eines schon einmal verwendeten Postwertzeichen nach gänzlicher oder teilweiser Entfernung des Entwertungszeichens zu Frankierungszwecken, wobei es keinen Unterschied macht, ob der Täter selbst oder ein Dritter das Entwertungszeichen entfernt hat; § 276. Das Vergehen wird mit Geld-strafe bis zu 600 Mark; daneben ist jedoch auch die wegen Entziehung der Portogebühren begründete Strafe verwirkt. Als letzter Fall ist das Übertreten des § 364 hervorzuheben wonach der-jenige, der wissentlich schon einmal verwendete Postwertzeichen noch gänzlicher oder teilweiser Entfernung des Entwertungszeichen veräußert oder feilhält, mit Geldstrafe bis zu 150 Mark bestraft wird.
Die sämtliche erwähnten Strafbestimmungen finden entsprechender Anwendung auf Streifbänder, Postanweisungen, Postkarten, Telegrafenfreimarken und gestempelte Briefkuverts; die letzteren beiden Arten werden indessen im Bereich der Reichspostverwaltung nicht mehr hergestellt. Die sämtlichen Vergehen sind nur strafbar, wenn sie vollendet sind; ihr Versuch ist gemäß 43 StGB straflos. Bestritten ist die Frage, ob die genannten Strafvorschriften nur für inländische oder auch für ausländische Marken gelten; nach herrschender Meinung ist der erstere zu bejahen, denn während das StGB in ähnlichen Fällen, z.B. bei der Münzfälschung ausdrücklich auch die ausländische Währung erwähnt, ist beim Schweigen desselben im Falle der Postwertzeichenfälschung das Gegenteil anzunehmen, was auch durchaus der Tendenz der ganzen Vorschriften, die den Schutz der inländischen Postbehörde im fiskalischen Interesse bezwecken, entspricht.
Schon aus diesem Grunde wäre dieser Schuh für die Briefmarkensammler und –händler wertlos, da diese in erste Linie vor ausländischen Fälschungen geschützt werden müssen. Ihnen steht daher ein anderer Weg offen. Der Sammler, dem eine falsche Briefmarke als echt verkauft bzw. beim Tausch als Gegenleistung gegeben ist, ist betrogen. Er geniest daher den wirksamen Schutz der Vorschriften über den Betrug (§ 263) wenn in ihm durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen ein Irrtum erregt oder unterhalten worden ist, vermöge dessen er zu einer ihm nachteiligen Vermögensdisposition bewogen ist. Voraussetzung ist nur, dass der Täter um die Absicht willen handelte, sich oder einen Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen. Diese Absicht der rechtswidrigen Bereicherung wird regelmäßig vorliegen. Der Betrüger wird mit Gefängnis von einem Tage bis zu fünf Jahren bestraft, neben dem auf Geldstrafe bis zu 3000 Mark sowie auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann. Außerdem ist hier im Gegensatz in den im fiskalischen Interesse bestehenden Spezialbestimmungen auch der bloße Versuch strafbar, was für den wirksamen Schutz der Philatelisten vor Fälschungen von besonderer Bedeutung ist.
Zu erwähnen ist schließlich, dass der zivilrechtlichen Ansprüche auf Schadenersatz wegen unerlaubter Handlung auf Grund deren der übervorteilte Sammler oder Händler im Vermögensfall des Betrügers sich schadlos halten kann, durch die erwähnten Bestimmungen des StGB nicht berührt werden.

Flugpoststempel fur Danzig

Unter Bezugnahme auf die in der „Briefmarken-Rundschau“ Ausgabe 16 enthalten Veröffentlichung aus Hannover teilt uns die Oberpostdirektion Danzig in dankenswerte Weise mit, dass zum Abstempeln der Luftpostsendungen ein besonderer Stempel in Auftrag gegeben ist und voraussichtlich in nächster Zeit in Benutzung genommen werden kann. Mit diesem Stempel werden die (durch den beim Postamt 5 aufgestellten, nur für Luftsendungen bestimmten besonderen Brief-kasten eingelieferten) Flugpostsendungen gestempelt werden.
Der ewige St. Bürokratius. Eine angesehene Firma in Dt.Eylau schreibt uns:
Letztens passierte mir in Sachen „Postzensur“ ein origineller Fall. Ich weiß nicht, ob man ihn als „übergroßer Diensteifer“ oder mit „Gehässigkeit der Postüberwachungsstellen bezeichnen soll. Von meiner Berliner Geschäftsreise zurückgekehrt, erfuhr ich von meinem Personal, dass ich während meiner Abwesenheit auf das Zollamt gerufen worden sei. Ich ging unverzüglich dorthin und hörte, dass eine Auslandssendung eingeschrieben, für mich dort lagere. Ich wurde gefragt, ob ich eine Einfuhrerlaubnis da hätte. Da ich doch nun nicht einmal wusste, um was es sich handelte, sagte ich, dass ich erst die Einfuhrbewilligung beschaffen müsste. Darauf wollte Sankt Bürokratius in Gestalt des Steuerbeamten die Sendung sofort für dem Reiche als verfallen erklären lassen. Hiergegen protestierte ich energisch und wies darauf hin, dass z.B. die Postüberwachungsstelle Dresden mir zwecks Einholung der Einfuhrbewilligung 14 Tage Frist gewährt habe.
Hierauf war der pflichtgetreue Beamte jedoch nicht einverstanden. Er meinte, dass er sich an sein Gesetz halte, wonach im Falle, dass keine Einfuhrbewilligung vorliege, die Sendung sofort dem Staate für verfallen zu erklären wäre. Hierauf erwiderte ich, dass mir unter Umständen ein großer Schaden entstehen könnte, ich würde aber statt der üblichen vierzehntägige Frist nur acht Tage zur Beschaffung der Einfuhrbewilligung gebrauchen. Der Beamte erfüllte nun meinen Wunsch und zeigte mir die Sendung. Diese war von einem Bulgaren, mit dem ich im Tauschverkehr stehe und von dem ich eine Gegensendung in Höhe von 300 Mark erwartete. Der Brief war von der Postüber-wachungsstelle Frankfurt a.M. ungeöffnet und ohne Angabe des Wertinhaltes an das Zollamt Dt.Eylau weitergeleitet worden. Als ich nach sechs Tagen auf Grund der Einfuhrbewilligung den Brief ausgehändigt erhielt, entsprach in dem Wunsche des Beamten und öffnete vor dessen Augen den mit drei bulgarischen Etiketten verklebten Brief. Aber siehe – zu beiderseitig nicht geringem Staunen enthielt der Brief gar keine Briefmarken, sondern nur eine für mich äußerst wichtige Mitteilung. Also hatte es sich die Postüberwachungsstelle Frankfurt a.M. angemaßt, einen vollkommen harmlosen Einschreibbrief ohne Marken zu beschlagnahmen. – Vielleicht stehe ich auch schon auf der „schwarzen Liste“ der Postüberwachungsstelle ? unglaublich, aber wahr.

Die neuen Danziger Flugpostmarken

Wir bringen beifolgend die Abbildungen der neuen, in der Buch- und Steindruckerei von Julius Sauer in Danzig hergestellten Flugpostmarken in ihren verschiedenen Typen nach uns freundlichst zur Verfügung gestellten Probedrucke.
(hier folgen Abbildungen der Mi.Nr. 66, 68 und 70)
Es ist dazu zu bemerken, dass bei der endgültigen Ausführungen der Marken, die in fünf Werten kommenden Montag erscheinen werden, das Flugzeug auf der 5-Mark-Marke noch etwas mehr stilisiert worden ist. So ist unter anderem der Propeller feiner, der Rumpf gedrungener ausgeführt, die Tragflächen ohne Muster.
Die Farben sind nun endgültig wie folgt bestimmt worden:
40 Pfennig dunkelrot,
60 Pfennig violett-rötlich,
1 Mark rosa,
2 Mark braun
5 Mark blau.

Wie und weshalb sammele ich Briefmarken

Preisausschreiben der Firma Holtz & Giebeler
für die Danziger Sammlerjugend
(nur für Sammler im alter bis zu 16 Jahren)

Ja, liebe Freunde, wie und weshalb sammelt Ihr wohl Marken? Hab Ihr Euch diese Frage schon einmal selbst vorgelegt? Wohl kaum! Nun, wir tun’s heute und bitten Euch, Eure Ansicht darüber in Form eines kleinen Aufsatzes nieder zulegen. Für die Zensur kommt er nicht in Betracht, also keine Bange! Für die drei besten Aufsätze haben wir wertvolle Marken als Preise ausgesetzt, und zwar für den
1. Preis Sizilien Nr. 2 1 Grano olivgr. Kat.Preis 540 Mark
2. Preis Preußen Nr. 1 4 Pfennig, grün Kat.Preis 225 Mark
3. Preis Schleswig-Holstein Nr. 20 1 ¼ Schilling lila Kat.Preis 105 Mark
Die Preise sind bei der Firma Holtz & Giebeler Hundegasse 79 I ausgestellt und während der Geschäftszeit zu besichtigen.
Außerdem verteilen wir noch als Trostpreise 10 Marken von denen jede einen Katalogwert von minstestens 10 Mark hat. Eine Veröffentlichung de besten Abhandlungen behalten wir uns vor. Die Aufsätze müssen bis spätestens 7. Mai unter genauer Angabe des Alters und de Adresse bei der Firma Holtz & Giebeler Hundegasse 79 I eingereicht sein.
Preisrichter: Herr Redakteur G.D. Kämmerer,Herr Kurt Holtz Herrn Joachim Giebeler
Die Namen der Preisträger werden am 12. Mai in der Briefmarken-Rundschau veröffentlicht.
Nur frisch zu! Wer wagt, gewinnt.

Danzig in der Spezialsammlung

Jeder vorgeschrittene deutsche Briefmarkensammler kennt den von Georg Bütow, Berlin, heraus-gegebenen „Deutschen Kriegsmarken-Spezialkatalog“ oder hat wenigstens von ihm gehört. Da finden nur für die einzelnen Marken alle möglichen Farbenwerte verzeichnet. Für den Aufdruck treffen wir auf Bezeichnungen wie: hochglänzend, glänzend, schwach glänzend, matt russig. Diese Spezialisierung ist auch in die großen Kataloge übergegangen. Nun veröffentlicht Herr Willy Strache in der „Sammler-Woche“ Nr. 3 und 5 einen Artikel „Die Farben der deutschen Aufdrucke“ und schreibt: „Die Bedeutung de Aufdruckfarben der deutschen Besetzungsmarken nach Firnis-graden hat nicht den Wert und die Bedeutung, die man gemeinhin dieser Sache beimisst. Ab Mitte 1916 sind die Marken auf Löschpapier gedruckt und der Löschgrund saugte den Farbenfirnis, und ließ die Trockensubstand obenauf liegen. Nun findet man aber auch bei Marken der Löschpapierzeit glänzenden und matten Aufdruck. Strache sucht das auf verschiedene Weise zu erklären. Ob und wie weit seine Ausführungen richtig sind, soll hier nicht untersucht werden. Ich möchte die Danziger Spezialsammler nur darauf aufmerksam machen, dass bei Danzig I der Aufdruck meist schwach glänzend ist, dass es aber auch vollständig matte Aufdrucke gibt. Ich habe Exemplare, von 5, 15, 20, 30 Pfennig. Vielleicht findet der eine oder andere Sammler bei Durchsicht seiner Bestände auch noch andere Werte und teilt das der „Rundschau“ mit.

In Ausgabe 9 der „Rundschau“ habe ich berichtet, dass von 25/30 eine zweite, größere Type vorhanden ist. Heute kann ich melden, dass es von 10/20 ebenfalls eine fettere Type gibt. Bei den ersten Drucken war die Breite dieser Ziffern 9,5 Millimeter, bei den letzten 10 Millimeter, die Breite de 1 erst 1,6 Millimeter, später 2 Millimeter Höhe der Ziffern erst 8,2 Millimeter, später 8,5 Millimeter, Breite der Nullwand erst 1,8 Millimeter, später 2,2 Millimeter- Entfernung der 1 von der 0 erst 1,3 Millimeter, später 1,0 Millimeter.
Also ebenfalls eine fettere Type. In Ausgabe 4 habe ich ferner gesagt, dass die Platte 25/30 neu gestochen sein müsse. Nun wird mir aber von befreundeter Seite mitgeteilt, dass das nicht der Fall zu sein brauche, dass vielmehr höchstwahrscheinlich die Verbreiterung im Laufe der Zeit entstanden sei. Die weichen Drucktypen seien durch langen Gebrauch allmählich breiter geworden. Diese Ansicht hat zweifellos etwas für sich. Wenn man die oben angeführten Zahlen sich genauer ansieht, so findet man, dass der Aufdruck sich nach allen Seiten verbreitert hat. Vielleicht ist die Postverwaltung bereit, eine Erklärung dahin abzugeben, dass es sich hier bei den fetten Typen um eine Neuauflage handelt oder dass sie nur durch Abnützung der Platten entstanden sind. Bei 25/30 bleibt der Farbenunterschied jedenfalls bestehen.
L.D.

Flugpoststempel fur Danzig

Man schreibt uns von geschätzter Seite aus Hannover: Auf eine entsprechende Verfügung des Reichspostministeriums hin, in der die Eröffnung der Flugpostlinie Königsberg – Danzig – Berlin aufgeteilt wurde. Bestellte ich die „Danziger-Zeitung“ täglich unter Flugpost und Eilboten.
Ich erhalte nun auch regelmäßig die Zeitung, aber den Streifband lässt außer der privaten Bezeichnung „Flugpost“ die Sendungen „amtlich“ als solche nicht erkennen. Es ist dies unbedingt ein Fehler seitens der Postverwaltung, denn letztere muss doch eigentlich durch einen auffallenden Stempel Flugpostsendungen als solche kennzeichnen. Wie außerordentlich nahe liegt es, dass solche Sendungen irrtümlich mit der Bahn befördert werden! (Sie werden es zum Teil in der Tat! d. Red.
Ich habe eine große Flugpostsammlung, aus der zu ersehen ist, dass alle Stationen, die einer Flugpostverbindung angeschlossen sind, ihren eigenen Stempel haben.
Warum werden nun in der auf dem postalischen Gebiete so rührigen Stadt Danzig die Flugpost-sachen derart, ich möchte sagen, unvollständig abgefertigt? Flugpostmarken sind schon am 29. September 1920 herausgegeben worden; man rechnete damals fest mit der Flugpostverbindung nach Deutschland, hat man denn seinerzeit nicht gleich einen Stempel mit angefertigt? Wenn nicht, so kann man mit wenig Kosten wohl einen, und sei es vorderhand nur provisorischen Gummistempel umgehend anfertigen und später einen Stahlstempel machen lassen.
Geschehen muss hier unbedingt etwas, und ich halte die „Danziger Zeitung“, als führendes Blatt des Ostens, wohl für am berufensten hier schnellstens Wandel zu schaffen.
Ich lege ferner das heute erhaltene Streifband an, um Ihnen einmal ein Beispiel vor Augen zu führen, in welcher Weise die dortige Post die Briefmarken abstempelt! Die Marken sind hier im wahrsten Sinne des Wortes „entwertet“, d.h. nicht nur für die Post, sondern auch für den Sammler! Für das Abstempeln ist wohl ein Aushilfsbeamter verwandt worden? Denn einem wirklichen Post-beamten traue ich eine derartige Kleckserei nicht zu. Außerdem wäre es unbedingt erforderlich, dass de Stempel einmal einer tüchtigen Reinigung unterzogen würde (was n.h. bereits früher in der „Briefm.-Rundschau“ angeregt wurde. d. Red.).
Ich glaube, dass es nicht unbescheiden ist, wenn man an die Post bei dem hohen Porto das Verlangen stellt, dass die Briefschaften anständig abgestempelt werden. Da man das Datum so gar nicht lesen kann, ist eine Kontrolle auch unmöglich!
Mein Hannoveraner Briefmarkenklub hatte sich im vorigen Jahre an die Oberpostdirektion mit sehr gutem Erfolge gewandt, ich bitte Sie , dass auch Sie Ihren Einfluss dahin geltend machen, dass die Briefmarken richtig behandelt werden.

Die neuen Danziger Flugpostmarken

Die neuen, von der „Briefm.-Rundschau“ bereits angekündigten Flugpostmarken dürfen frühestens ende nächster Woche erscheinen, nachdem die Platten jetzt nach fertig gestellt worden sind. Es handelt sich um fünf Werte, da infolge der erhöhten Gebühren noch ein Zusatzwert zu 5 Mark in größerem Format notwendig wurde. Die übrigen Marken zu 40, 60 Pfennig, 1 und 2 Mark haben das bisherige Format der kleinen Reichspostmarken. Sie zeigen in Konturen ein Teilbild der Stadt Danzig mit der Marienkirche, darüber ein schwebendes Flugzeug. Oben steht „Flugpost“, unten „Freie Stadt Danzig“, die Zeichnung des 5-Mark-Wertes ist ähnlich, nur ist das Stadtbild etwas mehr ausgeführt. Über die Farbenwahl ist noch kein endgültiger Bescheid getroffen, wir werden darüber in nächster Ausgabe berichten.
Die endgültigen Freistadt-Marken-Ausgabe dürfte etwas spät im Mai zu erwarten sein, da sie in allen Werten gleichzeitig herausgegeben werden soll. Sie wird infolge der wahrscheinlich zum 1.Mai (analog Deutschland) eintreffenden Erhöhung der Postgebühren einige bisher in Danzig nicht vertretene Werte, so z.B. eine 60-Pfennig-Marke umfassen.

Danzig

In etwa 14 Tagen werden, wieder „Briefmarken-Rundschau“ erfährt, einige neue Flugpost-marken herauskommen, die infolge des wieder aufgenommene Flugpostverkehres mit Deutschland usw. nötig werden. Da die Vorräte an den bisherigen der Danziger Flugpostmarken inzwischen auf den Postämtern längst erschöpft ist ein völliger Neudruck von Flugpostmarken erforderlich geworden. Es handelt sich um vier Marken in völlig neuer Zeichnung, die in diesen Tagen in Druck gegeben werden und über die wir in nächster Ausgabe Näheres berichten werden.

Ein Danziger Polenblatt uber das Briefmarkensammeln

Die Briefmarken-Rundschau der Danziger Zeitung begrüßt es mit ganz besonderer Freude, dass jetzt auch die polnische Tagespresse mehr und mehr Gelegenheit nimmt, sich mit der Briefmarken-kunde zu beschäftigen. So finden wir in einer der letzten Ausgaben des „Dziennik Gdansk“ unter dem Titel „Einige Worte über die Philatelie“ einen kleinen Beitrag, der auch auf Interesse bei unseren Lesern rechnen darf. Es heißt darin:
„Es ist verwunderlich, dass man mit philatelistischen Angelegenheiten in Polen wenig bekannt ist, und sogar Leute, die sich zu den Gebildeten rechnen, das Wort „Philatelie“ nicht kennen. Tatsächlich ist die Briefmarkenkunde es wert, dass man sich ihrer annimmt, denn sie hat manche gute Seite. Danzig hat zur Zeit den großen Wert der kleinen Marken erkannt; und in regsamen Stadt bemüht sich nun klein und groß um die Komplettierung seiner oder fremder Sätze.
Worin beruht eigentlich, der Gewinn und welcher Ruhm entsteht aus solch einer Briefmarkensamm-lung? Vor allen dingen hat sie großen materiellen Nutzen und erleichtert die Unterbringung kleiner Ersparnisse in Wertvollen sehr wenig umfangreichen und leicht übertragbaren „Valuten“ oder Papieren. Außerdem fördert die Philatelie namentlich bei den Jüngeren das Gefühl ästhetischer Auffassung, ferner aber auch die Sparsamkeit und sie entwickelt auch bei den Kindern kaufmännische Fähigkeiten. Schließlich verbreitet sie geographisches Wissen und Kenntnis der Geschichte, da die Mehrzahl der meisten Briefmarken aus irgendeinem wichtigen politischen Anlass herausgegeben werden, um auf solche Art die Erinnerung wach zuhalten. Die Schäden der Philatelie sind demgegenüber recht klein. Es mag vorkommen, dass jemand sich übereifrig dem Briefmarkensammeln widmet, dies kann jedoch nur anormalen Leuten passieren. Sammlern, die auch ohne Kenntnisse der Philatelie auf andere Art krankhaft ihre Neigungen zu befriedigen pflegen, und sogar dann braucht man im Sammeln nicht durchaus etwas krankhaftes zu sehen, da es nicht zur Verschwendung treibt, sondern die Sparsamkeit fördert. Viele Bemerkungen betreffen nur den persönlichen Nutzen einer Briefmarkensammlung. Die Philatelie hat jedoch auch eine weitere Bedeutung. Sie trägt vor allen Dingen zur Hebung der Postorganisation bei, kontrolliert und reinigt die Post von verschiedenen schlechten Eigentümlichkeiten, ist ein eigenes Exportobjekt bis zu der Stufe, das verschiedene kleinere Staaten sich durch die Philatelie direkt erhalten. Ebenso spielt die Philatelie in der Anknüpfung von Verbindungen zwischen den einzelnen Staaten eine sehr wichtige Rolle. Hiermit sind die Vorzüge der Philatelie nicht erschöpft, aber diese Bemerkungen mögen vorerst genügen, bevor der „Dz. Gdansk!“ dazu übergeht, eine besondere philatelistische Spalte zu schaffen.“

Eine Fachkommission fur den Briefmarkenhandel bei

Wenn die verschiedenen Zweige des Danziger Handels bei der Danziger Handelskammer schon lange, viele manche Jahrzehnte, ihre öffentlich angestellten und vereidigten Sachverständige bzw. ihre besonderen Fachkommissionen haben, so fehlte dem Danziger Briefmarkengewerbe, das durch eine große Anzahl gewerblich eingetragener Briefmarkenhändler darunter handelsgerichtlich einge-tragener Firmen, in hiesiger Stadt vertreten ist, bisher jeglicher Zusammenhang mit dem großen Verbande der Danziger Kaufmannschaft und dadurch die notwendige Vertretung nach außen hin. In der 36. Vollsitzung der Handelskammer wurde nunmehr der Einrichtung einer Fachkommission für den Briefmarkenhandel zugestimmt. Dem Herrn Kurt Siebenfreund, Danzig, wurde der Vorsitz in dieser Kommission übertragen. Im übrigen setzt sich die Kommission au den vier handelsgericht-lich eingetragenen Firmen der Briefmarkenbranche Karl Riedel & Gamper, Reiß & Co., Jagels & Co., Feller & v. Neumann zusammen, deren jede zu der jeweiligen angesetzten Sitzung einen Vertreter entsenden. Dieser Fachkommission ist der „Händlerring der Danziger Briefmarkenhändler“, eine zwanglose Vereinigung angeschlossen, so dass die Briefmarkenhändler nun auch hier in Danzig besser denn je für den ehrlichen Handel eintreten und gemeinsam mit den Behörden gegen den unlauteren Wettbewerb den Kampf aufnehmen können.
Im besonderen wird die Fachkommission das Fälschungswesen sei es zum Schaden der Postbehörde oder des Briefmarkensammelwesens, überwachen und bittet zweifelhafte Postwertzeichen, besonders die Danziger Werte, der Kommission zur Begutachtung vorlegen zu wollen.
In der Zeit des Bestehens eigener Postwertzeichen für die Freie Stadt Danzig wurden eine Reihe falscher Danziger Marken sowohl am Orte als auch vorzugsweise im Deutschen Reich in den Handel gebracht. Durch Ankauf von teilweise ganz raffinierten Fälschungen ist manch ehrenwerte Person geschädigt worden. Aus diesem Grunde rufe ich dem Sammler zu: „Kaufe nur beim Händler, dessen Firme die Gewähr für solide Bedienung bietet.“
Im übrigen werden die in Danzig gewerblich eingetragenen Briefmarkenhändler rücksichtslos gegen jede Person vorgehen, die falsche Briefmarken an den Mann zu bringen sucht, und nehmen als sicher an, dass sie bei den Behörden rege Unterstützung finden werden.
In nächster Zeit wird eine Sitzung der Fachkommission stattfinden, Anträge zur Förderung des Briefmarkenhandels und zur Pflege der Briefmarkenkunde sind an eine der Firmen, die in der Fachkommission sind, zu richten.
K. Riedel
Wir geben den obigen Ausführung gern Raum, vermissen aber unter den erwähnten handelsgericht-lich Firmen u.a. das Handels- und Bankenhaus I. Semiatycki (Briefmarken-Abteilung), was zweifel-los auf einen Irrtum zurückzuführen ist. Im Interesse der Sache müssten alle Danziger Briefmarken-Handelsfirmen zur Kommission hinzugezogen werden. d. Red.

Die Preisfrage im Katalog

Wir sind in der Lage, nachfolgenden interessanten Beitrag aus der Feder des technischen Leiters des Michel-Kataloges, der für den Mai-Nachtrag bestimmt ist, schon heute unseren Lesern zu vermitteln. d. Rad.
Über die vielseitigen Arbeiten, die ein Katalog bedingt, wollen wir heute nicht sprechen, sondern uns nur das Kapitel aussuchen, das dem Katalogarbeiter zufällt, ansehen, um gleichzeitig dem kleinen Sammler zu zeigen, dass ein Katalogpreis nie Evangelium sein kann, selbst wenn er es sein möchte. Der Durchschnittssammler vergisst beim Auszeichnen seiner Doppelstücke meist die große Hauptsache, das zwischen Marken und gut erhaltenen Marken ein ganz gewaltiger Unterschied ist – von dem sich der „Horatio-Philatelist“ nur träumen lassen will, wenn er kauft, nicht aber, wenn er seine Dubletten an den Mann zu bringen beabsichtigt.
Nirgendwo gehen die Ansichten der Sammler so auseinander, als wenn es sich um Preise handelt. Aber auch die Ratschläge ständiger, besser Mitarbeiter bringen oft unglaubliche Preisnotierungen heraus, die ein Katalogredakteur, der doch als Notwendigste die Gesamtpreislage berücksichtigen muss, nicht einfach ohne genaueste Nachprüfung hinnehmen darf. Die Hauptsache des Kataloges bleiben eben die möglichst genauen Preisorientierungen – ohne jedwede Interessenpolitik. Der Sammler weiß sich auf seinen Katalog als besten. Schnellsten Führer und Berater verlassen können – und darauf hat er auch ein Recht. Nähme man für alle Sachen beispielsweise nur die Auktions-ergebnisse, so würde man auch einer ständigen Preisherumnotierung nicht hinauskommen, weil selbst der durchschnittliche Sonderpreis oft sehr überboten wird, je möchten sich – die zahlungs-fähigen Käufer einstellen.
Ein noch drastischeres Beispiel aber hat uns die letzte Leipziger Engrosmesse. Mit wenigen Ausnahmen war das diesjährige Geschäft ganz flau und wirkliche wertvolle Marken waren nur zu geringen Preise verlangt; das Ausland versagte vollständig – warum soll man der Wahrheit nicht die Ehre geben? – Auch in den neuesten Marken stellt sich ein verteufeltes Schwanken ein: Wir wollen nur einmal bei den Hochwassermarken-Österreichs bleiben – Verfasser dieses erwarb zur Katalog-notierungen den ersten Satz noch ehe die Marken herauskamen, für einen Engrospreis von über 60 Mark, obwohl ich die Bestimmung der österreichischen Regierung kannte, dass die Marken nur für 180 Kronen abgegeben werden durften – „ bei Strafe“ und wie derartige Scherze noch lauten. – Jetzt haben wir einen Einkäufer dort, von dem die Post selbst schon 250 Kronen verlangt. Also im ureigensten Lage die – wohl absichtliche – Verwirrung um in Warenhauspolitik erst die Käufer anzulocken. Wie verhält sich nun der Katalog – und wie, wenn plötzlich nach zweien gleichartigen Beispielen wieder neue Auflagen gedruckt werden; wenn die Post z.B. nach dem Vorbilde Bayerns selbst dafür sorgt, dass ihre Ausgaben nur noch als Makulatur gewertet werden? Es sprechen beim Sammler auch Valutaschwankungen mit, ich möchte den Sammler und Händler sehen, der nicht mit – Ungarn in die Tinte gerutscht ist.
Über die Kauflust von Marken handelt beim Sammler dann ein anderes Kapitel. Werden sie von dem Ausgabepostamte mit geschickter amerikanischer „Trommelreklame“ angeboten, dann fällt sicher auch ein harmloser Sammler darauf rein, während er andererseits bei einem Allgemeininteresse an einem Ausgabe „millieu“ von selbst kauft. Hier kommt sodann ein weiterer Faktor hinzu, woran die Allgemeinheit meist nicht denkt, die Frage: Steht die Ausgabe im Album? Man kann sich nicht denken, was oft „Sammler“ alles im Album aufgenommen haben wollen; ich nehme hier wieder: Bayern heraus mit seinen ungeschnittenen Sätzen und zitiere hier die Bemerkung eines bedeutenden Leipziger Pädagogen, Studienrats Prof. Lange, der es für eine Sünde hält, dass sich die Sammler mit solchen Zeug einwickeln ließen. Er hat leider nur zu recht. Wenn ein Sammler eine Schwindelausgabe nicht in seinem Sammelbuche findet, taugt das Album nichts, dass er es aber ist, der dadurch die Postausgabestellen anreizt, neue Fabrikate auszuklügeln gedenkt, er nicht. Einzig und allein tragen die Sammler die Schuld, dass sich von den Postausgabestellen ausplündern lassen. Ganz erbost schreibt der eine, der Katalog sei unvollständig, weil die „polnische Königsserie“ darin fehle – um ihn der Übervorteilungen zu schützen, müssten die Katalogheraus-geber nun auch eine solche Reihe mit Handelspreisen anführen, sie im Katalog wenigstens erwähnen – nur zum Schutze des Sammlers! Aber über Ausgaben, die nicht in das Album gehören, überlasse man den Fachredakteuren das Urteil im Interesse der ganzen Sammlerwelt, für die Redak-tionen der hauptsächlichst in Frage kommenden Alben sind kaum geeignetere Personen zu finden.
Doch zurück zu unserem Thema. Bei allen Marken, um die es sich in der Hauptsache handeln wird, kann nur einheitlicher Grundpreis eingestellt werden, das ist der Katalogpreis für Stücke, die die Zensur 1 verdienen. Für Liebhaberstücke, auf denen man etwa mit einem Automobil auf dem Rande herumfahren kann, für Stücke auf Brief müssen naturgemäß höhere Preise gezahlt werden. Aber ebenso müssen Marken niedriger angeboten werden, die diese Zensur nicht verdienen – und das sind leider die meisten, denn Glanzstücke pflegt man nur noch selten zu verkaufen, nachdem der edle Stand derer von Hamsterer auch in der Philatelie recht feste Wurzeln gefasst hat. Die Entwertung muss prozentual erfolgen, je nachdem die Stücke ein modernes Schönheitspflegeinstitut durchliefen, oder gar einige Wochen in einem Portemonaie herumgetragen wurden. Die Entwertung wird durch die verschiedenste Ursache herbeigeführt: Druck – dünne Stellen – Flecken – Risse – Flickereien – Zahnlücken – Verschneiden – Verbleiben – Verstempelungen – Tintenentwertung – Farbstiftstriche – Verstempelungen – Rasuren und anderen Schönheitstäuschungen, die die Marken entwerten bis zur Zensur 5. Dann kommt bei angebrauchten noch die leidige Gummierung hinzu. Die Parole, nur ungummierte Stücke zu sammeln, ist freilich zu beachten, oder es bleibt doch nun einmal selbstverständlich, dass eine Marke im Original mehr wertet, als wenn man sie einem Eingriff unterwirft, der nicht zu ihrer Natur gehört. Mit allen solchen Vorkommnissen hat ein Katalogherausgeber beim Festsetzen der Preise zu rechnen. Natürlich ließe sich die Blütenlese noch um ein bedeutendes vermehren, aber die wenigen heute angeführten Bespiele erhellen zur Genüge, dass er sich zunächst erst vielseitig informieren muss und sich dann auf Grund eigener langjähriger Erfahrungen als abgeschlossenes Urteil erlauben darf. Daher ist es im Interesse der Allgemeinheit nur zu begrüßen, dass es noch selbstlose Sammler in großer Zahl gibt, die an einem Katalog wie es der Michel nun einmal ist, mitarbeiten, wissen sie doch, dass die anderen Länder dann eine gleiche Sorgfalt in der Bearbeitung erfahren.
Nun noch eine letzte Mitteilung über die Preise im Katalog, die erste Reihe gilt Selbstverständlich in jedem Katalog für ungebrauchte Marken, die man sonst mit * bezeichnet, während die zweite Reihe die Preise für gestempelt bzw. gebrauchte Marken gibt. Ist bei Ausgaben mit kleineren Unterschieden – meist als A und B bezeichnet – nur eine Preisreihe zu finden, so ergibt sich bei nur einer Preisbezeichnung, dass die Preise für ungebraucht und gebraucht dieselben sind, denn es handelt sich in solchen Fällen meist um Marken, die gebraucht nur selten, nicht selten, sondern zumeist sogar nur mit Gefälligkeitsstempel im Handel vorkommen. Viele Sammler werden einwenden, dass diese Bemerkung nicht nötig wäre. Demgegenüber möchten wir vorhalten, dass uns viele Anfragen solcher Art zugehen, dass man oft sogar gut täte, statt Briefmarken-Katalog zu schreiben noch hinzuzusetzen, wie das im Mittelalter so Mode war: „Dies ist ein Buch für diejenigen, so Briefmarken sammeln, worinnen alle Marken zu finden sind, wer aber Manufaktur-waren sucht, möchte einen anderen Wegweiser sich suchen!“

Danzig Nachlese

Der letzterschienene gezähnte 80 Pfennig-Wert der Verfassungsausgabe satt-ultramarin wird auch mit jetzt deutlich durchschlagenem Druck auf der gummierten Rückseite angetroffen.
Im Besitz der Danziger Firma Riedel & Gamper befindet sich ein ganzer Bogen und ein 20er Streifen von zwei bisher unbekannten Abarten. Es handelt sich um den Wert Danzig I 30 Pfennig, mit violetten Netzuntergrund, von dem nur zwei Stück in einem ganzen Bogen vorhanden sind (96. und 97. Marke) und um einen Doppeldruck des Wertes Mark 1 Mark auf 30 Pfennig der Sternausgabe 1 Mark/30 mit rotvioletten Netzuntergrund (die 86. und 87. Marke). Diese beiden Fehldrucke sind zusammenhängend in den unteren zwei Bogenstreifen der überdruckten 30 Pfennig Danzig I vorhanden und entstanden durch Bruch der untersten Klischeereihe am Bogen der 1 Mark 30 Pfennig mit rotvioletten Untergrund.
In der jüngsten Ausgabe der Münchener „Sammlerwoche“ liest man betreffend der Danziger Erinnerungsserie „Während bei den Pfennigwerten die Wimpel mit dem Winde wehen (Spitzen zeigen nach links wie die aufgeblähten Segel), bemerkt man bei den Markwerten grade das Gegen-teil (nach links aufgeblähte Segel und nach rechts wehende Wimpel. Ohne Lupe bemerkt man auch, dass das rechts stehende „Mark“ bedeutend länger und größer ausgefallen ist, als das links stehende. Da man die graphische „Ungenauigkeit“ inzwischen amtlicherseits wahrgenommen hat, sollen die Platten demnächst umgraviert werden. Bei der immerhin begrenzten Auflage, werden diese Mark-werte ganz nette Preise erzielen.
Wie die „Briefmarken-Rundschau“ der „Danziger Zeitung“ dazu erfährt, beruhen die Angaben über eine „Umgravierung“ auf bloßer Kombination und sind völlig unzutreffend.

Verein für Briefmarkenkunde E.B. Danzig

Am Montag, den 16.März hielt der Verein für Brief-markenkunde E.B. Danzig seine diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung ab. Um 8 ¼ Uhr eröffnete der Vorsitzende Ingenieur Winnch, die Versammlung, zu der außer dem gesamten Vorstande 22 Mitglieder erschienen waren. Der Verein hatte am 31. Dezember 1920 einen Bestand von 37 Mitgliedern, der Kassenbestand betrug 778,38 Mark. Aus 120 Einlaufsendungen, die dem Verein von 202 Einlieferern eingesandt wurden, sind insgesamt für 24 288,58 Mark Marken entnommen worden, wodurch dem Verein eine Einnahme von 874,61 Marke verblieb.
Die Kassenbücher wurden von den zwei gewählten Kassenprüfern geprüft und für richtig befunden; daraufhin dem Vorstande Entlastung für das Jahr 1920 erteilt.
Als Stellvertreter für den Schriftführer wird Herr Ing. Tenzer und für den Tauschobmann Herr Bankbeamter Wischnewski gewählt.
Die Vereinsabende sind fernerhin an jedem zweiten und vierten Montag im Monat im Vereinslokal „Hohenzollern“, Langer Markt, abends 8 Uhr. Gäste sind an den Vereinsabenden nach Anmeldung bei dem Vorsitzenden willkommen

Unter Kriegsrecht geoffnet

Die Überüberwachungsstellen sind keine Kriegsgesellschaften. Sie haben nur das zähe Leben mit ihnen gemein, Reichsnotopfer, Steuerveranlagung und ein halbes Dutzend neuer Steuern sind bereits durchgeführt, aber die Postüberwachungsstellen, deren Begräbnis wohl schon ein Dutzend Mal „für den nächsten Monat“ angekündigt wurde, leben immer noch, und die Auslandsbriefe werden immer noch mit dem Papiersiegel beklebt „Unter Kriegsrecht geöffnet!“
Die Postverwaltung, der diese Postüberwachungsstellen eine Riesenarbeit bereiten, da alle Sendungen dreifach sortiert und übernommen werden müssen, die Handelskammern und Industrie-verbände haben sich immer wieder gegen diese „Einrichtung des Finanzministeriums“ gewandt, aber kürzlich erst hat man – drei neue Überwachungsstellen eröffnet. Welche Gefahren diese „Überwachung“ neben der Verzögerung aller Sendungen mit sich bringt, zeigt jetzt wieder der Fall des Herrn „Oberstleutnants v. Krausewitz“, der in Ahlbeck durch sehr lustige Gesellschaft auffiel, 19 Jahre ist, Krause heißt und in einer Postüberwachungsstelle tätig, als ein Angestellter des Finanz-ministeriums war. Er sah den Zweck dieser famosen Einrichtung darin, Auslandsbriefe zu „überwachen“, d.h. Schecks aus eingeschriebenen Briefen zu entnehmen, sich bei seinen Freunden im Bezirksverband Blankopässe zu verschaffen und mit den „überwachten“ Schecks und den erschwindelten Pässen ausgerüstet, bei Berliner Banken große Beträge abzuheben.

Die erste Danziger Briefmarken-Auktion

Das Eis der Vorurteile ist just zu einer Jahreszeit, da die Ströme sich vom Eise befreien, auch in der Danziger Philateliewert gebrochen worden, und die erste öffentliche Versteigerung von Briefmarken gehört zur Zeit, da diese Zeilen im Druck erscheinen, bereits der Vergangenheit an.
Bei der geschäftlichen Flaute, die in diesen politisch so bewegten Stunden auf allen Gebieten herrscht, war es gewiss ein Wagnis, eine derartige Auktion in einer Stadt wie Danzig zu veranstalten, in der sich zwar das philatelistische Leben in der Sammlerwelt seit einem Jahr mit mächtigen Schwingen regt, die jedoch infolge der bürokratisch gehandhabten deutschen Ein- Auf-fuhrbestimmungen bisher – hoffentlich nicht mehr lange- namentlich für unternehmende und Weiterdenkende Händlerkreise immerhin noch schwieriger Boden blieb.
Es ist auch zu verstehen, dass die Versteigerung, die von den beiden Tagen schon in den frühen Vormittagsstunden begann, nur ein Teil ernster Danziger Interessenten versammeln konnte. Für weitere Kreise, die tagsüber geschäftlich behindert sind, wären die Abendstunden zum Unterschied von einer Großstadt wie Berlin wohl weit günstiger gewesen. Schriftlich lagen nun außerhalb zwar eine größere Anzahl von Geboten vor, doch ließ der Besuch auswärtiger Interessenten in dieser stillen Zeit, wie vorauszusehen war, zu wünschen übrig. Unter den Besuchern befangen sich dagegen verschiedene größere lokal Sammler, die ohne spekulative Nebenabsichten wünschens-werte Stücke nur zur Ergänzung der eigenen Sammlung erwarben und zum Teil auch nur wenig über den Ausrufpreisen erstehen konnte. So kaufte ein Danziger Sammler, Herr B. die mit 6000 Mark angesetzte Rarität Sachsen Nr. 1 3 Pfennig rot zu dem billigen Preise von 7600 Mark. Es handelte sich dabei um ein gutes Durchschnittsexemplar mit oben am Rande (aber nicht im Bilde) allerdings leicht durchsichtige Stelle. Einen verhältnismäßig sehr hohen Preis erzielten bemerkens-werterweise verschiedene kleine und komplette Sätze der besetzten Gebiete im Westen, Eupen-.Malmedy usw. Für Bremen gab sich wenig Interesse kund, da verschiedene der angebotenen Marken kleine Fehler aufwiesen. Deutsche Kolonien wurden zum Teil nach Berlin verkauft, viele Stücke der Prachtsammlung Mexiko, ebenso Türkei Nr. 23a, 3 und 4 wurden vom Verkauf dagegen zurückgezogen, vermutlich weil bei ihrer Katalogisierung einige kleine Fehler vorgekommen waren.
Es wäre vielleicht für die veranstaltende Firma ratsamer gewesen, den Katalog der Auktion, der erst in den letzten Tagen fertig wurde, mit einem größeren Spielraum an Zeit zur Versendung zu bringen, da er unter den obwaltenden Verhältnissen sicherlich nicht alle auswärtigen Interessenten erreicht haben dürfte. Wir kommen auf die Ergebnisse der Auktion, was Preise usw. im einzelnen anbetrifft, noch zurück, da die Versteigerung erst kurz vor der Drucklegung der „Briefmarken-Rundschau“ beendet wurde.
So viel lässt sich aber bereits heute sagen, der Anfang dieses für Danzig völlig neuen Unternehmens gibt zu der Hoffnung Veranlassung, dass eine zweite Versteigerung technisch und finanziell erheblich günstiger abschneiden wird als dieser erste, in jeder sonstigen Beziehung durchaus anzu-erkennende Versuch hier in der alten Hansestadt einen eigenen, weitesten Öffentlichkeit dienenden Markt für Postwertzeichen zu schaffen.

Die Danziger Briefmarken-Auktion

Die Vorbesichtigung zu der ersten großen Danziger Versteigerung von Postwertzeichen ist nun auf Sonntag, den 13. d. M., vormittags, und auf Montag, den 14 während des ganzen Tages bis abends 6 Uhr anberaumt werden, und zwar in dem Geschäfts-lokale Heiligegeistgasse 5. Die Danziger Sammler und die auswärtigen Interessenten werden also Gelegenheit haben, in Muße die zahlreichen Einlieferungen teilweise wahrer Prachtstücke von Seltenheiten zu betrachten und zu prüfen. Die Danziger fachmännische Leitung der Auktion, noch ergänzt durch einen sehr bekannten Sachverständigen aus Berlin, Herrn von Mack, hat die größten Vorsichtsmaßnahmen getroffen und genaueste Prüfungen aller eingelieferten Objekte vorgenommen, um den Käufern vollste Gewähr für die unbedingte Echtheit der Stücke zu bieten. Wie notwendig diese Maßnahmen waren, erhellt u.a. daraus, dass der Auktionsleitung vor einiger Zeit eine sehr wertvolle Thurn- und Taxis-Sammlung zum Verkauf eingereicht wurde, deren Abstempelungen sich zum größten Teil nach Prüfung unter Heranziehung eines der erfahrenen Danziger Kenners als falsch erwiesen. Diese Sammlung wurde auf Antrag von der Kriminalpolizei beschlagnahmt.
Sehr reichlich wird die Versteigerung übrigens auch mit größeren Posten gesuchter Danziger Marken beschickt sein, und ferner kommen zwei außerordentlich umfangreiche Generalsammlungen zu einem verhältnismäßig niedrigen Ausrufpreise zur Auktion. Der Vormittag des eigentlichen Versteigerungstages, Dienstag, den 15 März, dürfte in den Räumen des bekannten Restaurants „Gilka“ am Glockentor“ eine zahlreiche Philatelistengemeinde versammelt sehen, die mit größter Spannung den Endergebnissen diese für Danzig neuen begrüßungswerten Unternehmens entgegensieht.
Französische Katalog-Bewertungen der Danziger Verfassungsmarken. In der neuesten Ausgabe des von der Pariser Theodore Champion (Mitherausgeber des Yvert-Tellier Champion-Kataloges) herausgegebenes „Bulletin Mensuel“ vom 25. Februar ist die Danziger Verfassungsausgabe in französischer Währung bewertet wie folgt: 5 Pfennig (0,05); 10 Pfennig (0,10); 25 Pfennig (0,15); 40 Pfennig (0,25); 80 Pfennig (0,45); 1 Mark (0,50); 2 Mark (1,-); 3 Mark (1,50); 5 Mark (2,50); 10 Mark (9,-). – Es sind also, wie man sieht, ganz passable Preise, die französische Sammler für Danziger Marken anlegen müssen, wenn sie ihren Bedarf bei der bekanntesten Pariser Briefmarken-firma decken wollen, für die 10-Mark-Marke z.B. wird danach in Paris nach dem heutigen Frankkurse etwa der vierfache Nominalpreis gefordert.

Danzig

Die kursierenden Erinnerungsmarken an das Inkrafttreten der Danziger Verfassung zu 25, 40 und 80 Pfennnig, von denen namentlich die beiden letzteren Werte in der Perforierung viel zu wünschen übrig ließen, so dass sie beim Abtrennen fast stets verletzt wurden, werden wie wir hören, an stelle des sägezähnartigen Durchstichs des Markenrandes zur besserem Trennung der Marken vom Bogen eine Zähnung (Perforierung) nach dem Muster der deutschen Postwertzeichen erhalten.

Eine treffende Abfuhr

Die Oberste Postbehörde in Danzig sendet den Leipziger „Germania-Berichten“ folgende Erklärung, die wir im Interesse der Sache und Danzigs auch an dieser Stelle zwecks weiterer Verbreitung veröffentlichen möchten:
In Nr. 11/12 1920 der Germania-Berichte bringen Sie unter „Vermischtes“ Ausführungen übe die Danziger Postverwaltung und ihre Beamten, die weit über das Maß einer zuverlässigen Kritik hinaus gehen. Sachlich erwidert wir folgendes: Die Danziger Postverwaltung ist Anfang Juni 1920 als selbständiges Danziger Staatsinstitut eingerichtet worden. Vor diesem Zeitpunkt hatte die deutsche Postverwaltung des abgetretenen Freistaatsgebietes auf Wunsch maßgebender Danziger Kreise die im Frühjahr 1920 bei der Reichsdruckerei bestellten Postwertzeichen durch die Druckerei mit einem geraden Aufdruck „Danzig“ versehen lassen.
Mit dem Übergange der Postverwaltung auf den Danziger Staat ergab sich, um die Portoeinnahmen für diesen sicherzustellen, die Notwendigkeit sämtliche noch im Freistaat vorhandenen Postwert-zeichen ohne Aufdruck mit dem Überdruck „Danzig“ zu versehen, und zwar sämtliche Sorten von kursfähigen Marken, um diese zu verwerten. Zu dem Zwecke wurden auch die noch in den Händen des Publikums befindlichen Postwertzeichen eingezogen. Die Auflagehöhe der einzelnen Marken-sorten war selbstverständlich eine verschiedene. Da es sich herausstellte, dass einzelne Marken-sorten nur in geringer Zahl vorhanden waren, wie die Marken zu 60 Pfennig, 1 und 2 Mark wurde angeordnet, dass diese nicht an das Publikum verkauft, sondern zum Frankieren unfrankiert eingelieferter Sendungen von den Beamten verwendet werden sollten. Wenn sie gleichfalls unge-stempelt in die Hände des Publikums gelangt sind, so geschah das gegen die Absicht der Postver-waltung.
Die Notwendigkeit, statt des graugrünen einen violetten Unterdruck bei den Marken mit höheren Werten anzuwenden, ergab sich aus technischen Gründen, weil der graugrüne Unterdruck u.a. bei den in 1 Mark-Marken umgewerteten 30-Pfennig-Marken nicht genügend zur Geltung kam.
Für das Überdrucken der Marken waren somit dienstliche Interessen maßgebend. Von den Druck-zufälligkeiten, die erfahrungsgemäß bei der Massenherstellung von Drucksachen leicht auftreten (z.B. fehlender Unterdruck, Wellenbogen nach oben statt nach unten usw.) hat die Postverwaltung erst durch Mitteilungen aus Sammlerkreisen Kenntnis erhalten. Der Vorwurf der Ausbeutelei des Publikums durch die Postverwaltung ist hiernach durchaus ungerechtfertigt. Hierzu hätten der Verwaltung ganz andere Mittel und Wege zur Verfügung gestanden.
Wir würden trotz der ungerechtfertigten Angriffe zu dem Artikel keine Stellung genommen haben, wenn die Schlussausführungen nicht die Danziger Beamtenschaft geradezu des Markendiebstahls bezichtigen. Diese Beschuldigungen entbehren jeder Begründung. Wer nur einigermaßen mit postalischen Betriebsverhältnisse vertraut ist, weiß, dass die vorgeschriebene Bescheinigung des Fehlens einer Marke auf einem Brief keinen Schluss auf den Täter und den Ort der Entwertung zulässt. Auch lässt das Fehlen einer Marke nicht immer auf deren Entwendung schließen. Wie die amtliche Verfolgung zahlreicher Einzelfälle ergeben hat, sprechen alle Umstände dafür, dass Markenverluste im Bereich der Danziger Postverwaltung kaum vorgekommen sind. Die Danziger Postbeamten haben jederzeit Gelegenheit, auf ordnungsmäßiger Weise sich die Marken zu kaufen. Die Tatsache, dass Marken entwendet werden, soll weder beschönigt, noch bestritten werden. Es verrät aber einen großen Mangel an Sachlichkeit, Einzelfälle zu verallgemeinern und in Zusammen-hang damit leichtfertige Beschuldigungen gegen einen ganzen Stand ehrenhafter Beamte zu richten.
gez. Zander

Danzig

Von heute, 3. d. M. ab gelangt an den Postschaltern des Freistaates, wie wir erfahren, der bereits von uns früher angekündigte neue Postkartenwert im bisherigen Wappenmuster, bestimmt für den Weltpostverkehr zur Ausgabe. Der gewählte Farbenton, karminrot ist recht ansprechend und lasst das Markenbild gut hervortreten.
Postkarte 40 Pfennig karmin auf sämisch.

Die Danziger Briefmarken-Auktion

ist, wie uns die Geschäftsleitung mitteilt, mit zur Versteigerung eingereichten Material so überaus zahlreich beschickt worden, dass sich eine Verlegung des Auktionstermins notwendig machte, da die umfangreiche Katalogisierung beim besten Willen nicht rechtzeitig bewältigt werden konnte. Wir hatten bereits Gelegenheit, einen Teil der angebotenen Marken zu besichtigen, wobei uns besonders die erstklassige Qualität vieler sehr gesuchten Raritäten auffiel. Wir sahen unter anderen Sachsen 3 Pfenng rot, für welche Marke übrigens ein gar nicht sehr hoher Ausrufpreis festgelegt ist (7500 Mark), Elsaß 4a mit Netzwerk nach unten in einem Prachtstück, Preußen, Hannover, Baden Mecklenburg, außerordentlich gut und reich vertreten, Braunschweig Nr. 1, 16 u.a. Bremen, Württemberg Nr. 20 in einem Prachtstück und anderes gutes Altdeutsches Material. Aber auch viele andere europäische Länder sind vorzüglich vertreten, z.B. Frankreich, Griechenland, Schweden. Von Übersee liegt eine vorzügliche spezialisierte Auswahl von Mexiko vor. Um einen allzu großen Andrang am Tage der ersten Auktion zu vermeiden, ist es wünschenswert, wenn sich Besucher aus dem Freistaate Danzig rechtzeitig bei der Geschäftsleitung melden, damit ihnen besondere Einlass-karten zugeteilt werden können. Auswärtige Interessenten, die nicht nach Danzig kommen können, weist das Handels- und Bankhaus I. Semiaticky gern zuverlässige Vertreter bei der Auktion nach.

Die neuen Kataloge III

„Gebr. Senfs Illustr. Postwertzeichen-Katalog 1921“ (25. Jahrg.)

(Ich habe aus dem umfangreichen Artikel nur den Teil, der Danzig behandelt, abgeschrieben)
Was die Bearbeitung der einzelnen Länder im allgemeinen anbetrifft, so müssen wir uns eine Besprechung dieser für etwas später, nach genauer Durcharbeitung vorbehalten. Ein kurzes Wort nur noch zu der Bearbeitung von Danzig, welches Gebiet richt und logischerweise als neuer Freistaat für sich allein aufgeführt wurde. Die Katalogisierung der Danziger Marken umfasst natur-gemäß noch nicht die Neuen Verfassungsmarken, ist aber sonst ziemlich fehlerfrei. Nur dass die beiden Dienstmarken zu 60 Pfennig und 1 Mark der Schrägdruckausgabe und der 2 Mark-Wert für sich besonders eingereiht sind, will uns nicht recht gefallen. Die Übersichtlichkeit leidet darunter etwas und diese sogenannte Innendienstmarken nehmen auch postalisch, wie bereits aus den amtlichen, von uns gebrachten Ankündigungen hervorging, eine eigenartige Sonderstellung ein. Die Preisbewertung der Danziger Marken macht sich Senf sehr leicht, indem er bei allen gesuchteren Stücken überhaupt nur Striche anstatt der Preisnotierungen bringt. Da die Wertbemessung der Marken auch heute noch nicht endgültig feststeht, ist diese Politik auch nicht die richtigste, wenn-gleich sie im Tauschverkehr nicht sehr gelegen kommt. Die übrigen angeführten Preise entsprechen im allgemeinen den wirklichen Marktverhältnissen bis auf Nr. 13 und 14 (3 und 5 Mark) 1.Augabe), bei welchen Nummern die Preise richtiger umgekehrt als Senf sie verzeichnet anzusehen sind. D.h. für die 3 Mark mit 15 bzw 20, für die 5 Mark mit 8 bzw. 9 Mark. Der 3-Mark-Wert ist schon der Auflage nach die bei weitem seltenere Marke.

Danzig

Entgegen umlaufenden Gerüchten können wir bestimmt mitteilen, dass Ergänzungsmarken (eine zu 15 oder 30 Pfennig) der Verfassungsausgabe nicht mehr vor der endgültigen Freistadt-Ausgabe, die für den April beabsichtigt ist erscheinen werden.

Hanseaten-Kogge im Feuer

Ein sehr interessanter Danziger Plattenfehler

Von wirklichen Platten-, oder besser gesagt Zeichnungsfehler sind bei den Danziger Marken bisher noch gar keine oder doch nur solche bekannt geworden, die einen technischen Versehen oder bloßen Zufälligkeiten beim Druck ihr Entstehen verdanken.
Etwas ganz anderes ist es mit einem Fehldruck, den wir heute melden können und der bei dem 1-Mark-Wert (karmin und schwarz) der Danziger Verfassungsausgabe festgestellt wurde. Es handelt sich hier um einen höchst bemerkenswerten Fehler in der Zeichnung und demzufolge in dem Klischee der rechten Eckmark der ersten Reihe jeden Bogens, der zweifellos eine besondere Katalo-gisierung erforderlich machen wird. In dem schwarzen Schiffsmedaillon kann man nämlich deutlich schon mit bloßen Auge aus den Wellen mittschiffs vor der Hanseaten-Kogge eine bis zur halben Mittelmasthöhe aufsteigende Wasserfontäne beobachten, die in weißen Strahlen sich bis zu dem Mittelsegel des Hauptmasten erhebt. Das Ganze macht den Eindruck, als ob das alte Hanseaten-Kriegsschiff „im Feuer läge“ und von feindlicher Seite beschossen würde. Die ins Wasser einschla-gende Kugel oder Bombe könnte man auch dem Bilde nach als eine explodierende Mine bezeichnen, wenn es zu damaliger Zeit schon Minen gegeben hätte.
Der Fehldruck kommt immer nur bei der rechten Eckmarke jeden Bogens vor, jedoch nicht bei allen Bogen. Es wird erst noch festzustellen sein, ob nur die erstgedruckten Bogen oder aber ein etwas späterer Druckabschlag den hochinteressanten Plattenfehler aufweisen. Unseres Erachtens dürfte vermutlich das letzte der Fall sein, was aber nicht ausschließt, dass der Fehler inzwischen bereits durch Einsetzen einen neuen Einzelklischees in die ganze Platte korrigiert wurde. Hierüber hoffen wir bald Näheres berichten zu können.
Die bemerkenswerte Veränderung, die das Schiffs-Medaillonbild erfahren hat, ist vermutlich damit zu erklären, dass ein technischer Angestellter der Druckerei in dem Klischee in der Mitte des Schiffsrumpfes oder aber in der Wellen-Zeichnung eine Farbenverschmierung beseitigen wollte. Dabei rutschte ihm der Stift aus nach oben und es entstand eine Schramme. Um diese möglichst zu verdecken und zu retouchieren, machte der betreffende Beamte die Wasserfontäne vielleicht unbewusst noch etwas schärfer und deutlicher. Auf manchen Marken wirkt sie wie ein emporschießender Doppelstrahl, auf anderen ist sie etwas weniger deutlich.
Da unter 50 Marken des Bogens nur eine Marke diesen ausgesprochenen Plattenfehler hat, wird die Marke an und für sich selten werden, und dies um so mehr, wenn der allerdings sonst durchaus nicht im Bilde störende Zeichenfehler inzwischen beseitigt wurde. Jedenfalls seien alle Sammler Danziger Marken auf diese hochinteressanten Stücke hiermit besonders aufmerksam gemacht

Danzig

achzutragen ist hier im gemeldeten Muster noch die am 4. Februar erfolgte Ausgabe einer Doppelkarte 30 + 30 Pfennig hellblau. – Die an den Schaltern verausgabten Postkarten waren übrigens infolge geringer erster Auflage fast sofort vergriffen, doch ist eine zweite unveränderte Druckauflage in Vorbereitung. – Postkarten für den eigentlichen Auslandsverkehr sollen erst später zur Ausgabe kommen. Die letzten Karten dienen nur dem Verkehr im Freistaat, mit Deutschland und mit Polen

Briefmarken-Auktionen und Briefmarken-Borsen

Über das Wesen dieser beiden Einrichtungen herrschen in Danzig, wie wir verschiedenen Äußerungen entnehmen, namentlich in jüngeren Philatelistischenkreisen noch vielfach irrige Vor-stellungen. Die Auktionen haben keineswegs die Aufgabe, sonst weniger wertbares oder unbeliebtes Postwertzeichen-Material „unter die Leute“ zu bringen und abzusetzen, sondern sie sollen, wenn sie nach modernen Grundsetzen, wie es selbstverständlich ist, geführt werden, gerade der Erwerbung auch gesuchter, wertvoller und auf anderem Wegen somit schwer zu erhaltener Marken dienen.
Es ist im allgemeinen keineswegs der Fall, dass Briefmarken-Auktionen die Preise der Marken verteuern. Es kommt vielmehr erfahrungsgemäß häufig vor, dass bei Auflösung namentlich größerer Sammlungen, einzelne Stücke daraus von dem Verkäufer in seiner Schätzungsbemerkung verhält-nismäßig so niedrig angesetzt werden, dass sie noch unter einer sachgemäßen Taxe bleiben. Für philatelistisch weniger Erfahrenen spring bei Ablieferung ihrer Auktionsmaterials natürlich bei allen gutgeleiteten Auktionen ein unparteilicher Taxator ein, die die Bewertung nach bestem Wissen und Gewissen festsetzt. Die veranstaltende Auktionsfirma hat selbst ein großes Interesse daran, dass die von ihr zum Verkauf gestellten Marken nicht zu teuer sind, und wird in vielen Fällen übertriebene Preisforderungen gleich bei der Einlieferung zurückweisen. Von den abgesetzten Marken erhebt die Maklerfirma nur einen kleinen Provisionssatz für ihre Bemühungen und Kosten in einer Höhe, wie sie sich bisher durch Erfahrung in Berlin, Paris, London usw. als zureichend erwiesen hat.
Es steht zu hoffen, dass sie auch vorläufig noch fern stehenden Danziger Händler dem Vorgehen der Firma, die nun zuerst in Danzig das „Eis alter Vorurteile“ durchbrechen will, bald anschließen werden. Seitens auswärtiger Firmen war, wie wir wissen, bereits für den kommenden Monat die Einrichtung eigener Briefmarken-Auktionen in Danzig geplant, und es galt, den Fremden schon im Interesse der Internationalen wie lokalen philatelistischen Bedeutung Danzigs unbedingt zuuvor-zukommen. Die veranstaltende Firma hat gesunde finanzielle Grundlagen und es sind ihr, wie wir hören, u.a. die heute bereits für über eine Viertel Million Mark erstklassiger, altdeutscher Raritäten zur Versteigerung anvertraut worden. Dass die ganze Organisation völlig unparteiisch – unter Umständen unter Hinzuziehung eines vereidigten Auktionators – geleitet werden muss. ist natürlich selbstverständlich. Auch schon für Zwecke der Steuerbehörde ist es erforderlich, dass eine Auf-stellung der zu versteigernden Sachen bei der Behörde eingereicht wird. Die Teilnehmer an den Börsen und Auktionsabenden werden ja Gelegenheit haben, sich aus dem Verlaufe der ersten Veranstaltung überzeugen zu können, dass eine derartige Einrichtung für Danzig eine unabweis-bare Notwendigkeit war. Wie wir hören, dringen auch offizielle Kreise dem Unternehmen Symphatie entgegen und man wird in dieser Hinsicht wohl noch mit allerlei Überraschungen rechnen dürfen. Wir hoffen daher, dass sich die neue Einrichtung zu einer allen Kreisen, Sammlern wie Händlern, nutzbringenden gestalten und sie unsere Erwartungen voll rechtfertigen wird.

Die neuen Kataloge. Michel-Nachtrag und Ubersee

Eine Kritik eines Sammler-Handbuches und besonders eines Briefmarken-Kataloges, wie es auch „der neue Michel“ ist, dar um eine sachliche Bewertung zu bringen, nicht mit allgemeinen Phrasen operieren, die den Interessanten wenig nützen, sondern muss das Ergebnis längerer praktischer Durcharbeitung der einzelnen Länder an Hand einer guten Sammlung selbst sein.
Michel bereitet seinen Freunden, die den Katalog bereits im Herbst bestellten und inzwischen die erste Auflage des Europateiles erhalten haben, dadurch eine nicht gerade angenehme Überrauschung, dass in diesen Tagen eine neue und verbesserte Umarbeitung mit inzwischen erfolgten Ergänzungen erschien, deren Anschaffung um auf der Höhe zu sein, eigentlich für alle ernsten Sammler erforderlich ist. Uns selbst lag die zweite redigierte Auflage noch nicht vor, sondern nur der erste Nachtrag vom Januar d. J., der eine sehr fleißige Arbeit der Redaktion erkennen lässt. Dankenswert ist es auch vor allem, dass Michel seine Nachträge zu einem mäßigen Jahrespreise (9,20 Mark) einschließlich Porto) erscheinen lassen will, wodurch für eine rasche Berichtigung namentlich der Preisnotizen Gewähr geleistet wird. Allerdings sehen wir in den Preis-notizen die zu heutiger Zeit ja leider von Woche zu Woche infolge der beklagenswerten Valuta-verhältnissen großer Schwankungen ausgesetzt sind, nicht das Alpha und Omega für ein brauchbares Handbuch, wie es der Michel sein soll.
In dem vorliegenden Nachtrag interessieren und vor allem die von unserem geschätzten Mitarbeiter Ernst Marré, Leipzig, erwirkte Bearbeitung der Postwertzeichen des Freistaatgebietes. Wenngleich wir hier die sorgsame Katalogisierung, die auch vor Aufzählung de wichtigsten Typen nicht haltmacht, nicht verkennen, ist es doch unsere Pflicht, hervorzuheben, dass dem Mitarbeiter verschiedene Fehler unterlaufen sind. Wir halten es einmal für nicht richtig, dass er das 1-Mark-Sternprovisorium unter Nr. 34 mit den anderen Markwerten ohne Stern zusammen wirft, anstatt diesen Wert, den 10- und 25-Sternprovisorien (Nr. 15 und 16) anzureihen. Ferner glauben wir, dass es schon der allgemeinen Übersicht halber ratsamer gewesen wäre, die gesuchten 2-, 2 ½-, 3, 7 1/2-, 10-, 40- und 80-Pfennig-Werte, deren Ausgabe keinesfalls am 20. August, sondern erst einige Zeit später erfolgte, mit den übrigen Schrägdruckmarken zusammenwerfen. In unserer in der „Brief-marken-Rundschau“ veröffentlichten Katalogisierung waren die Ausgaben nach reiflicher Über-legung und unter Benutzung amtlicher Unterlagen getrennt voneinander gehalten, und wir setzen zu unserer Genugtuung, dass auch auswärtige Sachverständige Kreise in Holland, Frankreich und England diese übersichtliche Taktik befolgt haben. Den 3-Mark-Wert (Nr. 13, I.Ausgabe) bewertet Herr Marré richtiger, als es früher die erste Auflage des Michels tat, mit 30 Mark ungestempelt und 35 Mark postalisch gebraucht. d.h. mit Recht höher als die 5 Mark, deren Wert ziemlich zutreffend mit 20 Mark angesetzt ist. Nr. 23 (Schrägdruck 15Pfennig bezeichnet Herr Marré als braunlila. Die Farbe ist jedoch ausgesprochen dunkellila ohne einen braunen Ton. Die Preise für die Werte der SchrägdurckAusgabe sind im allgemeinen richtig nach dem Stand angegeben, wie er vor etwa sechs Wochen in Danzig Geltung hatte. Es sind heute bereits beträchtlich überholt. Namentlich sind auch die allerdings weniger seltenen Werte zu 5, 10, 15, 25 und 80 Pfennig zu niedrig angesetzt. 10 Pfennig rosa ist heute wohl kaum für 8 Mark selbst bei den billigsten Händlern zu haben, die 15 Pfennig angesetzt, mit 80 Pfennig ist andererseits seltener als die mit 1 Mark bewertete 20 Pfennig lilablau. Die 25 Pfennig orangegelb, die ziemlich gefällig wirkt und bei den Sammlern sehr beliebt ist, dürfte wohl bald den sechs- bis zehnfachen Nominalpreis im Einzelkauf erreichen. Es ist mit nur 90 Pfennig angesetzt, und ebenso wurde der 80-Pfennig-Wert mit 6 Mark ungestempelt wohl für heutige Verhältnisse, etwas zu niedrig bewertet.
Die 60 Pfennig lila (sogenannte Innendienstmarke) reiht der Verfasser fälschlich unter Nr. 29 mit den übrigen Schrägdruckmarken ein und bringt im Anschluss daran als Nr. 32 und 33 hinter Nr. 31 50 Pfennig) auch die beiden „seltenen Vögel“ 1 Mark karmin und 2 Mark stahlblau (Innendienst). Übrigens sind „viel vorzügliche Fälschungen“ der Marken zu 50, 60, 75, 80 Pfennig, 1 Mark und 2 Mark, die in Steindruck ausgeführt sein sollen, glücklicherweise nicht vorhanden. Also gefälscht in Steindruck und für jeden erfahrenem Sammler sehr leicht zu erkennen, sind nur bekannt die Werte zu 50, 60 Pfennig, 1 Mark und 2 Mark. Die 75- und 80-Pfennig-Marken, bei denen sich eine Fälschung auch kaum lohnen würde, sind unseres Wissens bisher noch nicht von der sauberen Zunft der Fälscher berücksichtigt worden. Was natürlich nicht ausschließt, dass letzte später einmal ihr Handwerk auch an den heute schon so hoch im Preise stehenden Innendienstraritäten noch einmal versuchen werden. Vorläufig sitzen die bekannten Fälscher aber hinter Schloss und Riegel.
Der Nachzüglerwert 4 Mark schwarz-karmin wäre anstatt zum Schluss unter Nr. 46, richtiger hinter Nr. 13 in Ausgabe I Danzig einzureihen gewesen. Dieser Wert, der heute noch auf den Postämtern in Danzig überall zu haben ist, ist mit 9 Mark bzw. 10 Mark gestempelt zu hoch im Preis angesetzt. Dasselbe gilt von den Aushilfsmarken Nr. 43 – 45 vom November 1920, die der Sternausgabe zuzurechnen sind, anstatt gesondert aufgeführt zu werden. Nr. 43 5 Pfennig violettblau auf 30 Pfennig orange-sämisch soll nach dem Michel-Nachtrag 50 Pfennig bzw. 60 Pfennig wert sein, während auch diese Marke noch bis vor kurzem überall an den Postschaltern für den Nominalpreis zu haben war. Es ist ferner falsch, wenn der Verfasser bemerkt, dass viele Stücke der Danziger Marken überhaupt nicht am Postschalter erhältlich waren. Nicht abgegeben an das Publikum wurden nur die drei Innendienstmarken, deren ganz kleine Auflage eine Abgabe am Schalter verhinderte.
Im übrigen müssen sich gewisse Sammler einige sehr beherzigenswerte Worte zu Herzen nehmen, die wir auf Seite 3 des Nachtrages finden. Es heißt da: „Ein großer Teil der Briefe und Postkarten ist mit Bleistift geschrieben, dabei möglichst eng gekritzelt, und verschmiert und daher unleserlich. – Diese Firmen- und Namenstempel sind verschmiert und daher unleserlich, (so im Original) weil die Stempelfarbe nichts taugt. – Viele Besteller lassen die Angabe ihrer Wohnung weg. – Man nehme mehr Rücksicht auf die kostbare Zeit des Kaufmanns. – Deutsche! Beginnt endlich wieder deutlich zu schreiben! In Eurer Schrift prägt sich das ganze Elend unserer Zeit aus. Nehmt Tinte, statt Blei. – Wir sind nicht mehr im Schützengraben!“
(Der Rest des Artikels hat keinen Bezug mehr zu Danzig und wurde deshalb nicht weiter abgeschrieben.)

Danzig

Die von uns bereits mehrfach, zuletzt in Ausgabe 3 angekündigte Reihenfolge der Erinnerungsmarken an die Danziger Verfassung sind am 31. Januar erstmalig an den Postschaltern zur Ausgabe gelangt. – Wir beschränken uns zwecks Registrierung des Datums der Ausgabe auf die Anführung dieser Tatsache, und sehen aus Raumrücksichten von einer Aufzählung der zehn einzel-nen Werte ab. Nachzutragen ist nur noch, dass die Zähnung, besser gesagt der Durchstich der Marken 13 ½ beträgt. Nur der 40 Pfennig-Wert karminrot macht hiervon insofern eine Ausnahme, als die seitliche Zähnung bzw. der Durchstich sehr schlecht herauskommt und die vom Bogen losgelöste Marke infolge mangelhaften Durchschlages der Perforiermaschine oft ein- oder zwei-seitig wie „gerissen“ erscheint.
Neu können wir bei dieser Gelegenheit melden, als voraussichtlich bereits heute am 3. d. M. zur Ausgabe gelangend, zwei neue Ganzsachen, die Postkarte 15 (Pfennig) dunkelbraun und 30 Pfennig dunkelblau, beide auf sämischem Kartonpapier in Größe der bisherigen Karten.
Die Zeichnung des Markenbildes weist in einem achteckigen, hoch stehenden, farbig gehaltenen Schilde das Danziger Wappen, die beiden Kreuze mit der Krone darüber (beide hier weiß gehalten) auf. In einem um diesen Schild ausgesparten weißen gleichfalls achteckigen Rahmen stet oben „Freie Stadt“, unten „Danzig“. In den vier Ecken des Markenbildes befinden sich in weißen Kreisen die farbigen Ziffern 15 und 30.

Danziger Briefmarken-Auktion

Bereits in Ausgabe 7 vom 29.Juli d. J. haben wir mitteilen können, dass in Danzig seitens einer hiesigen Firme der Plan erwogen wurde, in Danzig eigene Briefmarken-Versteigerungen zu veran-stalten. Die betreffende Firma ist später infolge der damals herrschenden Geschäftsüberlastung von ihrer Absicht zurückgekommen. Jetzt aber nimmt die Briefmarken-Abteilung eines hiesigen bekannten Handels- und Bankhauses wie unsere Leser bereits aus dem Anzeigenteils der „Briefmarken-Rundschau“ erfahren haben, das Projekt nach gründlicher Vorbereitung wieder auf und werden in Danzig demnächst vorläufig am 15. jeden Monats fortlaufend Briefmarken-Auktionen größeren Umfanges haben.
Bei dieser Gelegenheit dürfte ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der öffentlichen Versteigerungen von Postwertzeichen allgemeiner interessieren.
Die erste öffentliche Auktion von Briefmarken in London – und wahrscheinlich überhaupt in der Welt – fand im März 1872 in dem Geschäftslokal Wellington street 13 in der als Strand bekannten Stadtgegend der Metropole statt. Sie umfasste die schönsten Stücke der Firma I. W Scott and Co. und erzielte ein Gesamtergebnis von 258 Pfund Sterling. Der damals erzielte Höchstpreis für eine einzige Marke, die 20 C. von Saint Louis, eine Marke die heute 25 000 Franken wert ist, betrug 8 Pfund Sterling 12 Schilling! Aber erst 1888 organisierte Walter Bull von der englischen Firma Wentow, Bull and Cooper die ersten regelmäßigen Briefmarken-Auktionen. Es folgten bald darauf 1899 größere Versteigerungen durch den Engländer Charles Philips, der dann an der Spitze eines Consortiums von Philatelisten 190ß zum Preise von 25 000 Pfund Sterling die wichtigste Briefmarkenfirma in London, das bekannte Haus Stanley Gibbons, als Gesellschaft mit beschränkter Haftung gründete, deren Chef Philips seither ist.
Diesen beiden Vorläufern folgten in England bald zahlreiche andere Auktionatoren. Die Firma Plumrigde and Co., Puttrick and Simpson Glenbening (ein Kompagnon Stanley Gibbons), H.R. Harmer, A.H. Thomson und als Spezialist für philatelistische Literatur Hugh Vallencey.
Auf einer derartigen öffentlichen Auktion im Jahre 1910 erwarb König Georg von England  damals Prinz von Wales bekanntlich ein begeisterter Philatelist ein Exemplar der „Two Pence Post Office“ von Mauritius für den damaligen englischen Rekordpreis von 1500 Pfund Sterling. Wenn London trotzdem, was Rekordpreise für Briefmarken auf Auktionen anbetrifft, hinter Berlin und Paris zurücksteht, so liegt dies wohl daran, dass die großen englischen Sammler ihre Erwerbungen meist aus Privathänden machen, wie z.B. Herr Tapling im Jahre 1880, der die englische Kolonial-sammlung Image von 3000 Pfund Sterling und bald darauf die Europasammlung Westoby Isasis Spaniensammlung E.B. Evens Mauritiussammlung und endlich die Generalsammlung v. P. Castle, sowie 1887 die Pariser Sammlung Caille-Botte für 125 000 Franken kaufte.
In Frankreich waren die ersten Pioniere der öffentlichen Briefmarken-Auktionen die Herren Gelli, Tani und Poncelet, die seit dem 6., 7. und 8. Dezember 1916 im großen Saale des ersten Stockwerks im Pariser Hotel Cosmopolite ihre Briefmarken-Versteigerungen abhalten und bei dieser Gelegenheit prachtvolle illustrierte Kataloge herausgaben. Seit 1917 ist es besonders Herr Gillard von der Firma Gillard et Heller, der am Place Royale viel beachtete Briefmarken-Auktionen abhält.
Auch in Belgien und in Holland haben die Briefmarken-Auktionen großen Anklang gefunden, und Berlin hat sie bekanntlich nach dem Kriege mit großer Energie wieder aufgenommen. In der Reichs-hauptstadt sind es besonders die Firmen Marken und Ganzsachenhaus Köhler und Stock, die diesen philatelistischen Geschäftszweig pflegen. Aber auch in der der deutschen Provinz wie z.B. in Hannover, gedenkt man demnächst große Briefmarken-Versteigerungen zu veranstalten, ein Zeichen des ungemeinen Interesses, das man in Philateliekreisen dieser Einrichtung entgegen bringt.
Wir werden in Danzig damit des begrüßenswerten Unternehmungsgeistes einer hiesigen angesehenen jungen Firma nun auch Gelegenheit geben, den großen, in seiner weit reichenden Wirkung heute noch gar nicht abzuschätzenden Nutzen von Briefmarken-Auktionen für Sammler- und Händler kennen zu lernen und wünschen dem Unternehmen, über das noch mehrfach zu sprechen sein wird, gleich bei der ersten Veranstaltung einen vollen und durchschlagenden Erfolg.

Der volkswirtschaftliche Nutzen des Briefmarkenhandels

von
Freiherr v. Rheinbaben.

Nicht die ideellen Werte, die in der Pflege des Briefmarkensammelsports liegen, sollen hier in erster Linie hervorgehoben werden, sondern der Nutzen, den der Handel mit diesem Sammelartikel der allgemeinen Volkswirtschaft schafft. Wir legen dabei die wirtschaftliche recht verfahrenen Zustände in unserem Vaterlande zugrunde.
Wenn man bei einer Briefmarkenauktion, einer größeren Versammlung usw. die zahlreichen Charakterköpfe und kräftigen Männergestalten sieht, die alle unentwegt ihr Interesse den Feinheiten und Kleinheiten der Briefmarke zuwenden, so ist man leicht versucht, darüber nachzudenken, ob diese intelligenten, reich gestaltenden Arbeitskräfte dem Vaterlande nicht auf einem produktiveren Gebiete von größerem Nutzen sein könnten. Häufig wird diese Frage auch von Außenstehenden aufgeworfen, die sich ganz und gar nicht in die Gedankenwelt des Briefmarkenhandels hineindenken können. Nachstehend wollen wir einige der wichtigsten Gebiete hervorheben, die den volkswirtschaftlichen Nutzen des Briefmarkenhandels in ein besseres Licht rücken.
Der Handel versorgt den Sammler im Inlande mit allen Marken und Bedarfsartikel, für die die Sammlerwelt Interesse und Verwendung hat. Die Anlage von Sammlungen schafft große Werte, die internationale Geltung haben. Es ist gewissermaßen ein Sparfonds, den sich die Sammlerwelt anlegt, und der an seinem Teile zur Vermehrung des Volksvermögens beiträgt. Darüber hinaus-gehend, sind noch andere Vorteile des Briefmarkensammelns nicht zu unterschätzen. Schon die Jugend erweitert durch die Kenntnis der Marken aus aller Herren Ländern ihre Vorstellung von der Welt und den Vorgängen in ihr, und das reifere Alter findet noch anstrengender Tagesarbeit in der Beschäftigung mit den Briefmarken eine wohltuende und nützliche Nervenausspannung innerhalb des Familienkreises.
Der Briefmarkenhandel hat, solange man ihn verfolgen kann, noch immer seinen Mann redlich ernährt. Sofern der Inhaber seinem Geschäft fleißige Arbeit und eine ordentliche Grundauffassung kaufmännische entgegenbrachte. Für die Durchführung des Handels sind eine große Zahl von Hilfskräften erforderlich, und zwar werden häufig gerade einfachere und körperlich weniger kräftige Arbeitskräfte im Geschäft und in der Heimarbeit bei auskömmlichen Arbeitslöhnen benötigt. Viele Beamte und Angehörige anderer Berufszweige können sich durch Sammeln von an sich wertlosen Postwertzeichen aus dem Verkehr usw. und durch Wiederverkauf gelegentlich eingekaufter Marken einen guten, heute bitter notwendigen Nebenerwerb verschaffen, ohne ihre Hauptarbeit zu vernach-lässigen.
Die große Ausdehnung des Briefmarkenhandels wird gerade die Anhäufung der wohlhabenderen Volkskreise ermöglicht. Dadurch fließen namhafte Beträge aus stärkeren in schwächere Hände und wirken sozial ausgleichend. Besonders deutlich tritt dies bei den großen Summen in Einfuhrschika-nen derart drückend wären, dass wir dem steuer und insbesondere an Luxussteuer ständig an den Staat abführt.
Die umfangreiche Sammeltätigkeit erfordert natürlich sehr große Mengen von philatelistischen Bedarfsartikeln, wie z.B. Alben, Tauschhefte, Beutel, Lupen, Pinzetten u.a.m. Unsere Industrie war in diesen Artikeln stets besonders leistungsfähig und vorbildlich und exportierte auch jetzt wieder sehr viel davon ins Ausland. Dadurch erhält eine größere Anzahl von Arbeitskräften gleichmäßige und lohnende Beschäftigung.
Der Handel in Briefmarken ist durchaus International; in Zeiten einer schlechten deutschen Valuta, wie wir sie jetzt durchleben, gehen viele Millionenwerte durch Verkäufe und Briefmarkensammlun-gen ins Ausland und bringen dafür die dringend benötigten fremden Valuta herein. Es werden ferner weit größere Posten deutscher jetzt kursierender Postwertzeichen einschl. der Abstimmungsgebiete ins Ausland gesandt, als von dort ausländische Marken hereinkommen. Auch hier sehen wir alle wiederum den erwünschten deutschen Exportüberschuss.
Schließlich ist der deutsche Briefmarkenhandel das natürliche Bindeglied zwischen den östlichen Ländern und dem Westen. Deutschland wäre als nächster Nachbar der Ostländer zu erzielen, wenn nicht unsere die Erscheinung, die der Briefmarkenhandel an Umsatz frei und unbehelligt einkaufen-den Auslande gegenüber von vornherein wesentlich benachteiligt sind. Für Danzig allerdings liegt die Sache bedeutend günstiger.
Wer sich die Mühe macht, den hier angeregten Gedankengängen zu folgen, wird noch manches andere Nutzbringende finden und an seine Arbeit mit innerer Berechtigung und mit Genugtuung herangehen.

Danziger allerlei

Senf berichtete im Fernsprecher der Nr. 20 seines Ill.Br.I., dass bei 5,- Mark Danzig I der Aufdruck in zwei verschiedenen Größen hergestellt sei und zwar soll bei der ersten kleineren Auflage der Aufdruck 15 mm lang sein, bei der zweiten größeren 15,5 mm.
Ob es richtig ist, konnte ich bis jetzt noch nicht feststellen. Die „B.R.“ hat s.Z. diese Notiz aus dem Ill.Br.I. übernommen, hat dann in Ausgabe 26 das Vorhandensein eines Aufdrucks 14,5 mm bei 3,- Mark (nach Vorlage von Herrn H.) gemeldet. Ich habe nun verschiedene Exemplare gemessen und zwar von der am weitesten links gelegenen Stelle des D-Bogens waagerecht nach rechts he (d.h. herüber zum g (d.h. ohne die obere Ausbuchtung des g) und habe bei allen im Juni erschienenen Werten, ebenso bei 40 Pfennig und 1,50 Mark ebenso bei der neuen 4,- Mark dagegen eine Länge von 14,5 mm. Wie bei den Saargebietsmarken ist aber der Aufdruck zweifellos ein zweites Mal gesetzt worden. Bei der 3,- Mark habe ich nur 14,50 mm gefunden. Die von Herrn H. gemeldeten Marken bilden also die Regel und es wäre erst zu beweisen, ob es Exemplare mit einer Aufdruck-länge von 15 mm gibt. Da die 5,- Mark zweite Auflage dieselbe Kontrollnummer trägt wie 3,- Mark, so dürfte wohl auch der Aufdruck dieser zweiten Auflage ebenfalls 14,5 mm (nicht wie Senf meldet 15,5 mm) messen, da der Aufdruck der erstem Auflage eine Länge von 15 mm besitzt!
Oben habe ich Saargebiet erwähnt. Da möchte ich doch auf eine Bemerkung des Herrn Warré in seinem Artikel „Von Sinnsprüchen auf Briefmarken“ zurückkommen. Herr Waffé sagt nämlich: „Bei de 1. Ausgabe Saargebiet reichte das T und S in oder an die 2,50 Mark während bei späteren Drucken kaum Mark getroffen wird.“ Er bewertet I. Auflage mit 28,- Mark, die II. Auflage mit 10,- Mark. Diese Preise mögen wohl gelten, ob aber das angeführte Unterscheidungsmerkmal, ist eine andere Frage. Wie leicht der Aufdruck nach unten und oben verschoben wird, das sehen wir an unseren Danziger Marken und ich glaube kaum, dass für Saargebiet dieser tief stehende Druck ein wirkliches Kennzeichen für die II. Auflage ist. Dagegen haben wir ein untrügliches in der Farbe. Diese war bei der ersten Auflage (50 000 St.) rotlila, während sie jetzt lilarot ist. Diese rotlila Farbe gibt es auch bei Danzig I; auch hier ist sie viel seltener als die lilarote.
In einem Artikel über die Kontrollnummern der Danziger habe ich einen eigenartig aussehenden Bogen der 10-Pfennig-Marke erwähnt und gesagt, es sei wohl ein N.R.-Druck. In einer der nächsten Nummern habe ich ihn Automatenrollendruck besiniert. Nun erklärt ihn Herr A.Ebel, Rössel wieder als N.R.-Druck. Ich muss daher nochmals darauf zurück kommen. Bei Alleinstein haben wir die gleiche Erscheinung bei der 15 Pfennig sog. „Siegesmarke“. Ich hatte nun Gelegenheit, Herrn Krümmel persönlich zu sprechen. Dieser Herr hat in Berlin im Reichspostministerium persönlich Erkundungen eingezogen und es wurde ihm bestätigt, dass die Bogen von aufgeteilten Automaten-rollen herstammen (s. Artikel in Nr. 3 der Br.N.). Es bleibt also bei meiner Defination d.h. die Bogen sind je der 10. Teil eines Automatenrollendrucks.
Vor ein paar Tagen erhielt ich auf dem Postamt eine 25/30, die mir sofort durch ihr Aussehen auffiel. Bei näherer Untersuchung und beim Vergleich mit andern Marken stellten (ich erhebliche Verschiedenheiten heraus. War der bisherige Aufdruck der Marke schwach glänzend, so ist der jetzige vollständig matt. Bisher war die Farbe des Aufdrucks dunkelgelblichgrün, jetzt ist er tiefdunkelgrün. Als ich nun den Maßstab zur Hand nahm, ergaben sich weitere Verschiedenheiten. Die Höhe der 2 ist jetzt 95, mm, bisher 9,3 mm. Die Entfernung der 2 von dem senkrechten Strich der 5 war bisher 1,4 mm, jetzt 1 mm. Die Ziffern selbst sind viel stärker, so ist z.B. der Briete des unteren Balkens der 2 bisher 1,6 mm jetzt 1,95 mm. Aus all dem geht hervor, dass wir es hier mit einer ganz neuen Platte zu tun haben, von der wir eine neue Type der 25/30 erhalten.   L.D.

Auch der 10-Mark-Wert (Schrägdruck) der Ausgabe mit rotviolettem Untergrunde, wie uns Herr A.Ehmer-Danzig mitteilt, mit doppeltem Rasterunterdruck in wohl nur einem Bogen zur Ausgabe gelangt.

Die ersten Original-Marken der Freien Stadt

Es hat lange gewährt, bis die Freie Stadt Danzig endlich eigene Briefmarken erhielt, geplant ohne Ausschreibung einer öffentlichen Konkurrenz am vielverlästerten „grünen Tisch“, gewachsen und fertig gestellt auf eigenem Grund und Boden.
Bisher haben wir uns in Danzig nur mit mehr oder minder schönen Provisorien geschaffen durch Überdruck auf deutschen Germaniamarken, begnügen müssen, die uns der Postbedarf in großer Mannigfaltigkeit und in reichlicher, vielleicht etwas zu reichlicher Zahl, in vielen bunten Farben schillernd, bescherte. Seit Anfang 1920 schon war die Frage eigener Postwertzeichen für Danzig spruchreif. Im Mai desselben Jahres wurde sie brennend, aber erst am 16. Juni erschienen die ersten Überdruck-Provisorien vom 15. November 1920, dem Tage, da die Verfassung der Freien Stadt Danzig wirksam wurde. Bis heute sind wiederum über zwei Monate vergangen, da sich die Ausgabe der schon länger geplanten eigenen Postwertzeichen durch allerlei widrige Umstände, den Buch-druckerstreik usw., immer wieder verzögerte.
Nun stehen wir jedoch unmittelbar vor der Ausgabe der ersten „Original Danziger“ und ihnen sei heute ein Wort der Begrüßung gewidmet.
Wir haben bereits in Ausgabe 3 der „Briefmarken-Rundschau“ hervorgehoben, dass die künstlerische und drucktechnische Ausführung der neuen Marken, letztere besorgt von der Firma Julius Sauer, Danzig, wohl geeignet ist, auch verwöhnteren Ansprüchen zu genügen. Wenn die aus zehn Werten bestehende Reihe, die wir heute in ihren beiden Haupttypen in der Abbildung bringen können, nun an den Schaltern zur Ausgabe gelangen, werden uns auch Nichtphilatelisten, die unsere schönen Marken zum ersten mal zu Gesicht bekommen, darin recht geben, dass es sich endlich einmal um eine Briefmarken-Ausgabe handelt, mit der Danzig auch im Auslande Ehre einlegen kann und wird. Vielleicht sind die einfarbigen beiden Werte infolge der Farbengebung nicht ganz so gefällig wie die übrigen, aber auch sie unterscheiden sich vorteilhaft z.B. von den bisherigen so geschmacklosen Germaniamarken.
Bei der Gelegenheit möchten wir auch noch einige Worte zu den Ausführungen sagen, die von de „Danziger Zeitung“ in ihrer Ausgabe Nr. 22 vom 22. Januar als Zuschrift aus dem Leserkreise veröffentlich wurde- Wir stimmen selbstverständlich mit dem Verfasser darüber überein, dass Danzig jetzt zeigen sollte und musste, was es in künstlerischer Beziehung im Gegensatz zu vielen gleichgültigen oder gar hässlichen Briefmarken anderer Länder gerade der letzten Zeit leisten kann. Es ist aber dabei noch einmal hervorzuheben, dass die jetzigen Danziger Briefmarken-Serie noch nicht die endgültige Danziger Freistadt-Ausgabe darstellt, sondern in erster Linie nur der Erinnerung an das Inkrafttreten der eigenen Verfassung am 15. November 1920 dienen sollte. Für die späteren endgültigen Marken, deren Ausgabe sich wohl noch längere Zeit hinzögern wird, dürfte nach unserer Kenntnis sicherlich für den Entwurf der Zeichnung ein Symbol gewählt werden, das mit Danzig ganz eng verknüpft ist, und das wir mit niemand anders auf der Welt zu teilen brauchen. Bereits im Januar 1920 ist der „Danziger Zeitung“ vom Schreiber dieser Zeilen warm befürwortet worden, dass gerade solche Danziger Bauten wie der Rathausturm, das Krantor usw. in ihrer Darstellung auf Briefmarken geeignet wären, den Ruhm von Danzigs architektonischer Schönheit und aller Pracht in de Welt zu künden und Zeugnis abzulegen von dem Wesen des neuen Staates, der seinen alten Traditionen nachzuleben trachtet.
Die Danziger Kogge, die mit vielen Segeln fährt, ist bei den Vorläufern der endgültigen Ausgabe, der jetzigen Erinnerungs-Serie, aber gewiss ein gutes Symbol der Hoffnung auf glücklichere Tage. Neben diesem alten Schiffe zeigen die höheren neuen Danziger Werte übrigens auch in der Zeichnung nach das Danziger Wappen, was sie speziell als Danziger Freistaatmarken kennzeichnet. Ferner möchten wir dem philatelistisch wohl nicht ganz bewanderten Verfasser der erwähnten Zuschrift darin widersprechen, dass ein solcher Koggentyp gar nichts Neues für Briefmarken sei. Die von ihm Erwähnten Marken der früheren deutschen Kolonien zeigen nämlich keineswegs, wie angedeutet, im Bilde eine Kogge, sondern ein modernes deutsches Kriegsschiff. Auch das Ausland hat auf seinen Briefmarken kein derartiges Schiff als Sinnbild kühner Seefahrt aufzuweisen, es sei denn, dass man die Kolumbus Karavellen auf den bekannten Marken der Vereinigten Staaten oder das moderne Segelschiff auf den ersten Marken von Britisch Guinea, dieser Klasse zuzählen wollte, was aber nicht richtig wäre, da man unter „Kogge“ oder „Kocke“ eben nur die mit Geschützen bestückten Kriegsschiffe der Hansa verstand, die, wie der „Adler von Lübeck“, als Dreimaster getakelt waren und im Durchschnitt etwa 2000 Tonnen groß waren.
Die stolze hochbordige Kogge mit ihren turmartigen mehrstöckigen Aufbauten auf Bug und Heck, die mit geblähten Raa- und lateinischen Segeln die Wogen des baltischen Meeres durchfurcht, möge Bahnbrecher werden einer glücklichen und friedlichen Zukunft Danzigs. Möge sie auch nie in Verlegenheit kommen, von einer Windstille überrascht zu werden, um etwa gezwungen zu sein, sich dann langsam durch „Rudern“ fortzubewegen, sondern mit frischer Prise unter voller Ausnutzung ihrer Segelkraft den hohen Kulturzielen entgegensteuern, die Danzig, wie wir alle hoffen, in naher Zukunft auch für sich wird beanspruchen können.

Der Postzensur ins Stammbuch

Die Nr. 1 der philatelistisch von „Altmeister“ Louis Senf vorzüglich geleiteten „Post“ (Kehl a.Rh.) bringt folgendes Eingesandt von Rich. Römer, Halle, das weiteres wertvolles Material im Kampf gegen die Postüberwachungsstellen bietet und das wir schon aus diesem Grunde hier auszugsweise wiedergeben möchten. Herr R. schreibt:
Während meines Aufenthaltes in der ersten Hälfte vorigen Jahres in Polen habe ich Tauschver-bindungen angeknüpft und meist zuerst Auswahlsendungen in alle Länder gesandt. Ein Teil, haupt-sächlich der nach Deutschland gesandten, kam nicht an. Als ich im Juli wieder in meine Heimat zog forschte ich nach den eingeschriebenen Sendungen. Bei einer habe ich festgestellt, dass sie von der Postsensur dem Zollamt übergeben und diesem wegen unerlaubter Einfuhr beschlagnahmt und als verfallen erklärt wurde. Außerdem übergab das liebenswürdige Zollamt Breslau die Angelegenheit dem Staatsanwalt zur Strafverfolgung. Lieber Leser, weil ich mit einem anderen Mitmenschen für circa 100 Mark Katalogwert Marken tauschte! Der Staatsanwalt hat die Sache niedergeschlagen, wohl weil er mich in Polen wähnte. Als ich nun aber von Deutschland aus nach meinen Marken forschte und erwähnte Feststellungen machte, hockte der Staatsanwalt sofort dahinter und eröffnete das Verfahren, das noch schwebt. Ja, man weiß gar nicht, welcher Verbrecher man ist, wenn man im jetzt freien Deutschland Marken sammelt!
Jedenfalls hatte ich nun erfahren, dass Einfuhrbescheinigungen notwendig sind. Ich ließ mir vom Herrn Reichskommissar die Bestimmungen kommen, die das Datum vom 2. August 1920 tragen, also sehr viel später datiert sind, als meine verbotene Einfuhr stattfand, aber das ist wohl ein Irrtum des Personals. Danach ist min privaten Sammlern, die Einfuhr gestattet, wenn sie die Genehmigung erlangen. Ich beschaffte also von der Handelskammer die Formulare (nicht billig), schrieb zwei aus für jeden Fall und fügte die Korrespondenz, wie verlangt, als Unterlage bei. Nach einer Frist, die mindestens ebenso lang war wie im Vorkriegsdeutschland, erhielt ich Genehmigung, entdeckte aber, dass ein freundlicher Mensch mich das Abweichens der ausländischen Marken von dem Karton, die ich als Unterlage eingesandt, enthoben hatte. Leider hatte er vergessen, sie beizufügen. Ich schrieb diese Tatsache sehr höflich dem Herrn Reichskommissar, fügte die Kartons bei und auch einige neue Anträge. Die Karten bekam ich nach circa zwei Wochen zurück, mit einer „herrlichen“ Antwort, nämlich es hätte nicht festgestellt werden können, dass die Marken dort abhanden gekommen wären (das glaube ich). Punkt. Diese schöne Antwort erhielt ich nicht etwa franko, ach nein, ich musste dafür 50 Pfennig zahlen. Die der Beschwerde seinerzeit beigefügten Anträge erhielt ich mehrere Wochen später zurück – nicht genehmigt. Ich habe die Angelegenheit nun einem Rechtsanwalt übergeben.
Bei einzelnen Anträgen konnte ich als Unterlage nur die ausgeschnittene Annonce aus der „Post“ beifügen, wonach K.Y.Z. in, sagen wir, Dänemark Tausch sucht. Diese Anträge wurden abgelehnt, weil „der Nachweis des Tausches erst durch Vorlage der Korrespondenz. Posteinschreibzettel und Empfangsbestätigung des ausländischen Empfängers zu erbringen ist“ (Antwort des Herrn Reichs-kommissars vom 23. Septembers, R.K. VI 41 006). – Also, wie denkt sich das „Amt“ das nun eigentlich? Will ich ihm gerecht werden, dann muss ich an K.Y.Z. jetzt Marken senden, darf mir den Brief natürlich nicht praktischerweise in mein Postbuch quittieren lassen, sondern auf ein Zettelchen muss den Tauschfreund bitten, mir den Empfang zu bestätigen, dann bitte ich den Herrn Kommissar um seine Einfuhrgenehmigung, dann gebe ich wieder 2 Mark Porto aus und schicke dem Tauschfreund den Einfuhrschein. Sehr praktisch! Bekanntlich sind Tauschgeschäfte selten gleich glatt, also nun geht das ins Endlose so weiter. O heiliger Bürokratius!
Das schönste ist, dass Schiebungen hier auch absolut nicht aufgehalten werden, aber der „freie“ deutsche Bürger wird hübsch „gepisakt“! Und irgendeine Jungfrau hat an dem Amte Beschäftigung, jedenfalls mehrere. Bald hätte ich vergessen: Heute habe ich noch einen Brief vom Herrn Reichs-kommissar bekommen vom 10. September 1920 (an hier 26. September 1920), R. 16 086. Diesem sind sämtliche Duplikate der bisherigen Bewilligungen beigefügt. Darauf ist zwar verfügt: z.d.A., und damit ist ja wohl gemeint zu den Akten des Kommissars. Man schickt sie aber mir „zur gefl. weiteren Veranlassung.“ Nun, ich werde sie möglichst praktisch verwenden, das Papier hat ja mein Geld gekostet.
So, liebe Sammlerfreunde, wird unser Vergnügen am Sammeln genommen. Warum? Sollen wir in der Ruhezeit, die wir nun mit unserer Sammlung nicht ausfüllen, vielleicht zu den „Nackttänzern“ gehen?

Die neuen Danziger Verfassungsmarken

Die von der internationalen Briefmarken-Sammler, Gemeinde mit so großer Spannung erwartete Erinnerungsmarken an das Inkrafttreten der endgültigen Verfassung der Freien Stadt Danzig am 15. November 1920 werden nun – in ihrer Herstellung durch den Danziger Buchdruckerstreik noch im letzten Augenblicke stark verzögert – voraussichtlich gegen Ende der kommenden Woche zur Ausgabe gelangen. Die Reihenfolge der Konstitutionsmarken ist im Buchdruck überraschend gefällig in der Sauerschen Druckerei nach besonderen Zeichnungen hergestellt worden und macht einen künstlerisch wie ästhetisch außerordentlich schönen und befriedigenden Eindruck. Es werden, wie bereits gemeldet, zehn Werte zu 5, 10, 25, 40, 80 Pfennig, 1 Mark, 2 Mark, 3 Mark, 5 Mark und 10 Mark herauskommen. Die Marken sind, wie der philatelistische Fachausdruck lautet, „sägezahnartig durchstochen“.
Die Erinnerungsmarken der Werte von 5 Pfennig bis 80 Pfennig in einer Umrahmung der der Inschrift „Freie Stadt Danzig“ das Bild einer Danziger „Kogge“, die mit vollen Segeln fährt. In den oberen Ecken ist der Wertbetrag angegeben; am unteren Rande befindet sich das Datum der Errichtung der Freien Stadt Danzig: 15. XI. 1920. Diese Werte haben die allgemein übliche Größe (Format 28 zu 32 Millimeter).
Die höheren Werte von 1 Mark bis 10 Mark, die in größerem Format (35 zu 43 Millimeter) herge-stellt sind, erhalten in der unteren rechten Ecke das Datum 15.XI.1920 und in der unteren linken Ecke das Danziger Wappen.
Die Wertzeichen zu 40 Pfennig sind einfarbig dunkelrosa, die zu 80 Pfennig einfarbig ultramarin-blau. Die übrigen Werte sind zweifarbig hergestellt und zwar ist bei den Postwertzeichen zu:
5 Pfennig, die Umrahmung rotbraun und das Mittelfeld violett-rötlich,
10 Pfennig, die Umrahmung orangefarbig und das Mittelfeld violett-schwarzbläulich,
20 Pfennig, die Umrahmung dunkelgrün und das Mittelfeld dunkelrosa
1 Mark, die Umrahmung rosa und das Mittelfeld grau
2 Mark, die Umrahmung dunkelblau und das Mittelfeld olivgrün
3 Mark, die Umrahmung violettschwarz und das Mittelfeld grün
5 Mark, die Umrahmung blauschwarz und das Mittelfeld karminrot
10 Mark, die Umrahmung olivgrün und das Mittelfeld braun
Das Wasserzeichenpapier enthält ein Wabenmuster, sehr ähnlich dem der argentinischen Buchdruckmarken von 1912 – 14.

Zur Geschichte des Postregals.

von
Fritz Grube, cand. Jur., Danzig

Regalien sind ursprünglich Rechte des Königs, und zwar entweder solche, die zu den notwendigen Ausflüssen der Staatsgewalt gehören, gewöhnlich Hoheitsrechte genannt, oder sogenannte nutzbare Finanzrechte, die der König – in den späteren Stadien der Entwicklung der Staat – zwar nicht notwendigerweise ausüben muss, die aber infolge ihrer besonderen Beschaffenheit zur Übernahme durch private Unternehmer nicht geeignet sind. Zu der letzten gehört das Postregal, das heißt das Recht, Posten anzulegen und zu erhalten, genauer, die ausschließliche Befugnis der Staatsgewalt zur entgeltlichen Beförderung von Personen und Sachen in dem durch Gesetz und Gewohnheitsrecht bestimmten Umfange.
Die Anfänge des Postregals gehen bis ins 16. Jahrhunderts zurück. Erst um diese Zeit konnte über-haupt zum ersten mal von einem wirklich postmäßigen Betriebe gesprochen werden, denn ein solcher liegt nur dann vor, wenn, abgesehen von feststehenden Abgangs- und Ankunftszeiten, ein Wechsel der Transportmittel stattfindet, d.h. wenn der Brief nicht mehr von einem und demselben Boten vom Absender zum Empfänger befördert wird, sondern durch mehrere voneinander unabhängige Boten dem Empfänger zugestellt wird. Erst dann liegt eine wirkliche Post im technischen Sinne vor, also erst im 16. Jahrhundert nach de Errichtung von sog. Pferde- und Boten-relais, die einen Wechsel der Transportmittel bedingen. Alle früheren postalischen Einrichtungen vom römischen cursus publicus bis zu den Staatsbotenanstalten Ludwigs XI. von Frankreich sind keine Posten im eigentlichen Sinne, sondern lediglich dynastische Stafettenketten, die aus ausschließlich den Aufgaben der Staatsverwaltung zudienen bestimmt waren.
Im alten Deutschen Reich war Träger des Postregals der Kaiser und zwar kraft Gewohnheitsrechtes. Jedoch war die rechtliche Grundlage des kaiserlichen Reservatanspruches von vornherein zweifelhaft und vielen Anfeindungen ausgesetzt. Denn schon frühzeitig betrachteten die Reichsstände, vor allem die stärkeren Territorialgewalten, das Postregal als ein ihnen zukommendes Recht und erblickten in dem Reichspostregal des Kaisers einen Eingriff in ihre Einflusssphäre. Dieser Streit um das Postregal währte jahrhunderte lang und fand erst im 19. Jahrhundert seinen Abschluss. Anfangs konnte der Kaiser noch seinen Ansprüchen Geltung verschaffen, solange eine starke Zentralgewalt im Reich vorhanden war. Insbesondere blieb unter Karl V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging“, das kaiserliche Postregal unangetastet. Die Kaiser übten es bekanntlich nicht selbst aus, sondern gaben es dem Grafen von Thurn und Taxis, den späteren Generalerbpost-meistern des Deutschen Reiches, zu Lehen. Aber gerade dieser Umstand bewirkte infolge des rücksichtslosen und vielfach allein fiskalische Interessen verfolgenden Vorgehens der Taxis, dass alsbald eine starke ständische Reaktion gegen die kaiserl. Posten einsetzte, die dazu führte, dass Kaiser Leopold I in seiner Wahlkapitulation von 1657 ausdrücklich zugestehen musste, dass das Postregal kein ausschließlich kaiserliches Reservat sei, sondern ein landesfürstliches, und daher jedem Reichsfürsten in seinem Landes zustehe. Trotz dieser unzweifelhaften rechtlichen Anerkennung des Postregals der Territorialgewalten unternahmen es die späteren Kaiser wiederum, und zwar in erster Linie infolge des Drängens der Taxis die Landesposten zu unterdrücken und erneut auf das Postregal Ansprüche zu erheben. Die Taxis erfreuten sich auch weiterhin der unein-geschränkten kaiserlichen Gunst wurden 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben und erlebten im Jahre 1744 den Triumph, dass ihr Lehen zum Reichskronlehen erklärt wurde.
An der anderen Seite bestanden naturgemäß die Territorialstaaten, vor allem Preußen, Österreich, und Sachsen auf dem ihnen in der Leopoldinischen Wahlkapitulation verbrieften Recht, und wussten es auch durchzusetzen. Insbesondere gebührt dem Großen Kurfürsten das Verdienst, der ungerechtfertigten kaiserlichen Regalansprüche mit Energie und Erfolg entgegengetreten zu sein. Er war der langen theoretischen Streitigkeiten überdrüssig und verdrängte kurzerhand die kaiserlichen Taxisschen Posten aus Brandenburg während er gleichzeitig die mustergültige Organisation der brandenburgisch-preußischen Staatspostanstalten schuf. Als der Kaiser den Kur-fürsten im Jahre 1659 aufforderte, die Reichsposten ungehindert durch sein Gebiet passieren zu lassen, antwortete er in einer energisch abgefassten Note, dass er eine Staatsposten habe, und für alle Zeiten gegen die Taxisschen Posten Verwahrung einlege. In einem ähnlichen Vorgehen entschloss sich im Jahre 1681 auch Kursachsen mit dem Erfolge, dass beide Länder hinfort von den Taxisschen Reichsposten unbehelligt blieben, während die süddeutschen Staaten zum größten Teil das Reichsregal anerkennen mussten. Die Zeit der Napoleonischen Umwälzungen wurde auch für die Entwicklung und Gestaltung des Postregals von entscheidender Bedeutung. Nachdem zunächst durch den Frieden von Lunéville im Jahre 1801 die Taxisschen Posten vom linken Rheinufer verdrängt waren, wurden sie durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 reichlich entschä-digt, und in den rechtsrheinischen Gebieten, „sowie sie konstituiert sind, garantiert“. Wenige Monate später fiel indessen infolge de am 6. August 1806 nach der Gründung des Rheinbundes erfolgten Auflösung des alten Deutschen Reiches auch die Rechtsgrundlage des Reichspostregals und damit der Taxisschen Reichsposten als der Inhaber desselben endgültig zusammen. Die Folge davon war, dass sich zahlreiche Landesherren entschlossen, dem Beispiel Preußens und Sachsens zu folgen und eigene Landesposten anzulegen. Nur die kleineren Territorien zogen es zur Vermeidung weiterer Zersplitterung des Postwesens vor, dasselbe dem Hause Taxis gegen Zahlung eines lanons zu belassen, das jetzt aber nicht mehr als Träger des Reichspostregals, sondern lediglich als privates Unternehmen zu betrachten war.
Jedoch noch einmal kam es zu einer staatsrechtlich bedeutsamen Reaktivierung des Thurn-und-Taxisschen Postwesens. Als nachdem Sturze des Napoleonischen Kaisertumes auf dem Wieder Kongress die Rechtsverhältnisse der deutschen Staaten ihre Regelung fanden, sah man sich veran-laßt, schon vor dem Gedanken der Reaktion beherrscht, das fürstlich Thurn-und Taxische Haus in den Besitz und Genuss seiner Posten zu bestätigen, d.h. den Fortbestand derselben auf neuer Rechtsgrundlage zu garantieren, aber nur insoweit, als nicht anderweitige Abmachungen erfolgen würden. Auf diese Weise konnte sich das Taxissche Regal noch 50 Jahre lang halten, Trotzdem es seine Berechtigung längst verloren hatte. Erst 1867 fand diese letzte Periode seines Bestehens infolge der Übernahme seiner gesamten Gerechtsame durch die Krone Preußens ihr Ende.
Als noch den Erfolgen gegen Österreich 1866 der Norddeutsche Bund ins Lebens gerufen wurde, hielt man auch die Zeit für gekommen, der verhängnisvollen Zersplitterung des deutschen Post-wesens ein Ende zu bereiten. Man nahm demgemäß in die neue Bundesversammlung die Bestimmung auf, dass das Postwesen als einheitliche Staatsverkehrsanstalt zu verwalten sei, d.h., dass die Ausübung des Postregals allein dem Bunde unter Ausschluss der einzelnen Mitglieder desselben zustehe. Die Reichsverfassung von 1871 übernahm diese Bestimmung unverändert mit der einzigen Ausnahme, dass Bayern und Württemberg eigene Postverwaltungen behielten. In der Hauptsache war damit das deutsche Postwesen einheitlich gestaltet; die jahrhunderte lange Zer-splitterung war auch auf diesem Gebiete beseitigt.
Die völlige Vereinigung des gesamten deutschen Postwesens in der der Reichspostverwaltung brachte erst die neue Reichsverfassung vom 11. August 1919, die im Artikel 88 bestimmt, dass das Post- und Telegraphenwesen ausschließlich Sache des Reiches sei, und die den Übergang der Post-verwaltungen Bayerns und Württemberg auf das Reich vorschreibt, der bereits am 1. April 1920 erfolgt ist. Damit hat die Entwicklung ihr Ende erreicht. Das lange erstrebte Ziel, die alleinige Ausübung des Postregals durch die einheitlich organisierte Staatspostverwaltung ist nach schweren Kämpfen und Mühen restlos erreicht worden. Erst in ihrer heutigen Gestaltung ist die Reichspost-verwaltung imstande, den großen Kulturaufgaben, die ihr obliegen, in vollkommener Weise gerecht zu werden. Freilich wird sie dieses Ziel erst dann erreichen können, wenn das riesige Defizit, das die Postverwaltung im Haushaltsplan gegenwärtig aufweist, in absehbarer Zeit verschwindet oder wenigstens erheblich verringert wird. Die Postverwaltung hat mal von dem Vertrauen, das ihr bislang vom deutschen Publikum entgegengebracht wurde, eingebüßt. Nur die Wiedererlangung der absoluten Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit wird imstande sein, dem deutschen Postwesen den guten Ruf, den es einst im In- und Auslande genoss, von neuem zu verschaffen.

Fort mit der deutschen Postzensur

Die bekannte Groß-Firma Gebr. Senf, Leipzig veröffentlicht in Nr. 1 ihres „D.B.I.“ nachfolgendes Schreiben eines großen ausländischen Geschäftshauses, das einen weiteren Bezeichnenden Beitrag zu der unhaltbaren Anmaßung der deutschen Postüberwachungsstellen und dessen teilweise Wiedergabe wir uns angelegen sein lassen möchten. Die Firma schreibt:
„Zu unserem Bedauern erhalten wir jetzt Anfang November Einschreibebriefe von den deutschen Zensurstellen zurück, die wir Anfang Juli 1920 mit wenigen Briefmarken einigen deutschen Herren auf ihre Bitten gesandt haben. Dieser Retoursendung lag ein Zirkular bei, aus dem wir nach vielen Bemühen entnommen haben, dass die Einfuhr von Briefmarken nach Deutschland verboten ist. Wir erlauben uns nicht, dieses Verbot zu kritisieren, wir verstehen nur nicht, weshalb wir nicht an unsere Geschäftsfreunde kostenlos einige Briefmarken senden dürfen, wenn Reisende und Matrosen Brief-marken zu Zehntausenden nach Deutschland hineinschaffen, ohne dass sich eine Behörde darum kümmert. Auch dieses Verhalten kritisieren wir nicht mehr, wir kritisieren lediglich das Verhalten dieser Zensurstellen, die sich erdreisten, im Landes der höchsten Kultur harmlose Briefe monatelang festzuhalten.
Es verträgt sich nicht mit der Würde unserer Firma, dass unsere Briefe in dieser Weise behandelt werden. Wir bedauern deshalb aufrichtig, Ihren kleinen Wunsch nicht erfüllen zu können. Sobald die jeder Kultur spottende Zensur in Deutschland aufgehoben wird, sind wir gern bereit, unsere Freunde wieder mit Briefmarken zu versorgen.“
Die Redaktion des „D.B.I.“ bemerkt dazu mit Recht: Haben die die Überwachungsstellen gar kein Gefühl dafür, dass sie die moralische Verantwortung dafür tragen, wenn ein Geschäftsbrief in dieser langen Zeit gegenstandslos geworden ist, vielleicht zum größten Schaden des deutschen Handels! Und warum? Weil einige Briefmarken aus dem Ausland eingeführt werden sollen, deren Wert ein lächerlich geringer ist zu den Millionenschiebungen nach dem Auslande, von denen uns fast jeder Parlamentsbericht erzählt. Diese gleichgültige, schematische und kleinlich Behandlung der Auslandsbriefe durch die Überwachungsstellen wird unerträglich, weil nicht die Spur eines praktischen Geschäftsgeistes sich bemerkbar macht.
Ein hoher Zollbeamter sprach sich mir gegenüber vor kurzem sehr rühmend darüber aus, welche hohen Beträge der deutsche Briefmarkenhandel mit seinen Nebenzweigen aus dem Auslande hereinholt, wie er sein gut Teil beiträgt, Auslandsdivisen zu schaffen. Gut, dann soll man auch dem Briefmarkenhandel, den Tausch der Sammler einbegriffen, freie Hand lassen, um so mehr wird er imstande sein, an der Besserung unserer Valuta mitzuarbeiten.

Danzig-Nachlese 16. November 1921

Die Redaktion der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ kann heute eine ganze Anzahl interessanter Abarten und Fehldrucke von Danzig melden, die von Frau Diplomingenier Mia Keil, Danzig-Langfuhr freundlichst vorgelegt wurden. Wir sahen erstmals einen ganzen Bogen des 2-Mark-Wertes der letzten Wappenserie ohne jede Spur einer Perforierung. Der erwähnte Boten wurde neben normalen an einem Danziger Postschalter durch Zufall erworben und stellt zweifellos eine sehr interessante Rarität vor, dann es geht daraus hervor, dass ungezähnte Danziger 2-Mark-Marken, wenn auch nur durch einen Zufall, amtlich zur Ausgabe gelangten.
Wir kennen zwar schon verschiedentlich Danziger Wappenmarken, letzter Ausgabe mit schwach oder gar nicht sichtbaren Unterdruck, doch war von den D.M. überdruckten d.h. den Dienstmarken bisher noch nicht bekannt, dass auch solche infolge eines Übersehens in der Druckerei ohne Unter-grund erschienen und verausgabt sind. Heute legt uns nun bekannte Dame auch die Dienstmarken zu 1,20 Mark und 2 Mark in großen Einviertel-Bogenteilen ganz ohne Rosettenunterdruck vor Ferner verdanken wir Frau K. die Vorlage verschiedener Marken des Provisoriums 1 ¼ Mark auf 3 Pfennig braun mit doppelten violetten Rasterunterdruck. Es befanden sich darunter auch sehr originelle und für Abartensammler beachtenswerte Stücke bei denen wohl infolge eine verletzten Rasters einzelner Stellen im unteren Viertel der Marke ganz weiß geblieben waren. Dieselben Marken zeigten aber ferner in der Mitte einen einfachen violetten Rasterunterdruck und etwas höher nach oben gingen sie infolge abermaligen Durchlaufen durch die Maschine in einen sehr dichten Doppelrasterunterdruck über.
Bei dieser Gelegenheit machen wir auch noch einmal auf die vielen Farbenverschiedenheiten der letzten Danziger Wappenausgabe aufmerksam, die wir zum Teil bereits erwähnten und die für Spezialsammler von Danzig, wenn ihr entstehen häufig auch nur durch schwächere Farbenauftragung bewirkt sein dürfte, ein interessantes Gebiet bilden.

Erfahrene Spezialprüfer für Danzig: Ing. E.B. Jantzen, Danzig Paradiesgasse; Karl Riedel i. Fa. Riedel & Pamper, Danzig-Langfuhr.

Danzig-Nachlese 22. September 1921

Herr Redakteur Tatarin – Danzig legte uns zwei Exemplare der 60-Pfennig-Marke der neuesten Ausgabe mit sehr stark durchschlagendem druck vor, bei denen also die Rückseite den Anschein erweckt, in Spiegelschrift rot gedruckt worden zu sein.
Frau Dipl.Ing. Keil, Danzig legte uns einen interessanten Makulaturbogen des 10-Pfenning-Wertes letzter Wappen-Ausgabe vor. Bei dem Bedrucken eines Bogens hatte sich ein dünner Seidenpapier-papierstreifen über einen Teil des Bogens gelegt, der mit überdruckt wurde. Bei Trennung der einzelnen Marken löste sich dieser Seidenpapierstreifen ab und einzelne Marken erscheinen nun nur zu einem Teil in der braunen Originalfarbe überdruckt. So lag uns ein Exemplar vor, bei dem nur eine starke Hälfte bedruckt ist, während die linke Seite bis auf ein kleines Dreieck oben links völlig weiß blieb.
Ferner befinden sich im Besitze von Frau K. eine bisher nicht bekannt gewordene Abart der Dienst-marke zu 60 Pfennig. Bei dieser steht die Blockierungslinie weit höher als sonst und lässt die Inschrift „Deutsches Reich“ frei. Von derselben Seite vorgelegt wurde uns eine Dienstmarke zu 2 Mark in der bisher in dieser Ausgabe nicht bekanntes sattstahlblauen Färbung. Es dürfte sich bei dieser Dienstmarke wohl nur um einen einzelnen Bogen handeln, der so überdruckt wurde

Danziger-Nachlese 11. August 1921

Eine auffällige Abart des 15-Pfennig-Wertes grün der kursierenden Freistadtausgabe mit Wappen, legte uns Herr Generalvertreter H. Stephan, Danzig, vor. Infolge sehr stark verschmierten Druckes ist eine dem Buchstaben S in „Stadt“ ein großer grüner Farbenklecks entstanden. Unten ist das Wort Danzig vollständig verschmiert und es sind davon nur noch die Buchstaben „Da“ zu lesen. In den beiden Wertzifferkreisen unten sind ferner die Zahlen 15 derart grün verkleckst, dass vom rechten Kreis nur noch ein kleiner weißer Bogen sichtbar ist, der auf dem vollen grünen Untergrund steht! – Es ist bedauerlich, dass beidem Druck gerade der neuen Danziger Marken zum Teil (so wenig technische Sorgfalt beobachtet wurde und auch die Farbmischungen oft schlecht ausfallen. Man sollte die derart makulierten Markenbogen lieber erst gar nicht in den Verkehr bringen, sondern wie Druckausschuss vernichten. Ferner beklagt sich der entwerfende Künstler bei uns darüber sehr, dass beim Druck der neuen hochwertigen Marken leider wenig schöne Farben an Stelle der vorgeschla-genen hellroten und tiefgrünen Töne verwendet wurden.

Danzig-Nachlese 3. August 1921

Wir können nach freundlicher Vorlage des Herrn Kähler, Neufahrwasser, abermals einen sehr interessanten Fehldruck der letzten Danziger 60-Pfennig-Provisoriums melden. Bei einem uns gezeigten ganzen Bogen dieses Wertes sieht 60 doppelt gedruckt, und zwar einmal verkehrt. Zum Teil decken sich die Nullen fast vollständig, zum Teil sind aber beiderseits der Zahl je sechs Strich bemerkbar.
Bei einem anderen Bogen dieses 60-auf-75-Pfennig Provisoriums fehlt durch Verschiebung des Aufdruckes zum Teil unten der rote Blockierungsbalken der nun statt dessen oben steht, und bei einzelnen Marken sind nur einzelne Buchstaben des Wortes Danzig auf einer Marke zu beobachten.
Das 10-Mark auf 7 ½-Pfennig Provisorium, orange, sahen wir in einzelnen Stücken mit einem derart verschobenen Aufdruck der Wertbezeichnung, dass letztere nur lautet „0 Mark 10“

Danzig-Nachlese 7. Juli 1921

Ein uns vorliegende Abart des 25-Pfennig-Wertes der Koggenausgabe wird insofern einige Beachtung bei Spezialsammlern finden, als sie am weißen Bugsprit (sich scharf von dem roten Untergrunde abhebend) einen ziemlich großen grünen Halbkreis zeigt, der durch einen hervorstehenden Klischeenagel entstanden sein dürfte.
Von dem 80-Pfennig-Wert Kogge licht-ultramarinblau mit Durchstich sahen wir ein Stück, das scheinbar infolge einer Schramme auf der Platte am Heck des Schiffes eine weiß gebliebene Stelle aufweist, die bei Betrachtung mit bloßem Auge etwa so wirkt wie eine kleine Rauchwolke nach abgegebenem Schuss.

Die Firma Jagels & Co., Danzig, legte uns eine sehr interessante Abart der 10-Pfennig-Marke, dunkelbraun, letzter Wappenausgabe vor. Sie ist auf sehr fast kartonartigem, weißen Papier, das nur schwache Spuren des Wabenwasserzeichen aufweist, gedruckt. Der Unterschied in der Papierstärke, den wir uns bisher nicht recht erklären können, ist sehr auffallend, und es wäre Interessant zu erfahren, ob von diesen Marken mehr als der eine Bogen auftauchte, der zur Hälfte im Besitz der genannten Firma ist.
„Scotts M. Journal“ lässt sich berichten, von den Danziger Provisorien mit grau-grünem und violetten Untergrund wären zwar die letzten in Danzig, die ersteren aber in Berlin gedruckt worden. Wir müssen dazu noch einmal feststellen, dass bei Rasterunterdrucke aus der Sauerschen Druckerei hervorgegangen sind und die Berliner Reichsdruckerei mit dieser Ausgabe überhaupt nicht’s zu schaffen hatte.

Die Danziger Firma Holtz & Giebeler hat nun auch in Langfuhr Hauptstraße 41, gegenüber der Post, ein Ladengeschäft als Filiale eröffnet. Die Firma, die in erster Linie Vorkriegsmarken führt, bietet dort dem Sammler Gelegenheit, in Ruhe und Muße die ihm für sein Album wünschenswert erscheinenden Marken auszuwählen. Besonderer Wert wird auf die gute Erhaltung der Marken gelegt, und die Preise, an und für sich mäßig, sind danach entsprechend kalkuliert. In geschmack-voller Aufmachung und in reicher Auswahl sind die guten alten Marken auch in dem neuen Laden-geschäft vertreten. Neben dem vorgeschrittenen Sammler wird dort auch für Anfänger seine Desiberata in Alt-Europa, Alt-Deutschland und älteren Übersee ganz nach Wunsch ergänzen können.

Danziger Nachlese 30. Juni 1921

Von einem Danziger Freunde der „Briefmarken-Rundschau wurde uns ein halber Längsbogen des 2-Mark-Wertes der neuen Wappenausgabe vorgelegt, auf dem mehrere Marken ganz ohne Unter-druck blieben. Vermutlich ist das Klischee gewölbt gewesen, der der Bogenrand und die ersten zehn Marken auf der Hälfte der Marken noch den Unterdruck tragen, während die 2., 3., 4. und 5. Reihe völlig weiß blieben. Wahrscheinlich sind nur Marken der 2., 3., 4., 5., 6., 7. und höchstens 8. Reihe ohne Unterdruck gewesen, da bei Durchsicht des Bogens dieses Fehlen des Untergrundes sonst wohl aufgefallen wäre. Die richtig bedruckte 8., 9. und 10 Reihe sowie die erste Reihe dürfen wohl den Prüfer getäuscht haben, so dass er den Bogen durchgehen ließ.
Zu bemerken ist, dass leider der Druck bei vielen der Danziger Marken häufig wieder sehr verschmiert ausfällt, und auch die im Material schlechten Farben (vielleicht auch beeinflusst durch Papier verschiedener Qualität) öfters größere Abweichungen zeigen. So lag uns beispielsweise auch die 15-Pfennig-Marke in einem sehr hellen und einem dunkleren Grün vor.
Wir sahen vier Stücke der 80-Pfennigs-Marke „Kogge-Ausgabe“ gezähnt, bei denen Zahlen oben (80) normal sind, die rechten Ziffern eher eine deutliche 30 zeigen!
Bei der Wappenserie ist bei dem 3-Mark-Wert das Wasserzeichen liegend, bei allen anderen Werten ebenso bei „Kogge“ und letzten Flugpostmarken bisher nur stehend beobachtet worden. Es wäre von Interesse, zu erfahren, ob es vielleicht doch noch andere Werte mit liegendem Wasserzeichen gibt, die durch falsches Anlegen der Bogen (wie beim irregulären Rollenunterdruck!) entstanden sind.

Danzig Nachlese 9. Juni 1921

Unter den Werten der endgültigen Freistadt-Ausgabe ist bereits ein ausgesprochener Farbenfehl-druck zu bezeichnen. Die Marke 50 Pfennig Rahmen schwarzgrün, Wappen scharlachrot, wurde auf der Danziger Hauptpost in einem einzelnen losen Stück (mitten unter normalen Bogen liegend) gekauft, bei dem die Farbe des Rahmens durchaus abweichend hellgraugrün ist. Es wäre interessant, aus dem Leserkreise der „B.R. zu erfahren, ob noch mehr derartige Farbenabarten bei diesen und anderen Werten angetroffen wurden, oder ob es sich im vorliegenden Falle nur um einen einzelnen Bogen handelt. Trifft letzteres zu, so würde der Farbenfehldruck eine ausgesprochene Rarität darstellen.
Das neue 60-Pfennig-Provisorium liegt uns bereits in einer ganzen Anzahl von Abarten des Über-druckes vor, so mit derart schief gestellter – 60 – vor, dass die Striche rechts oder links fehlen oder auch nur rechts auf der Marke doppelt hintereinander gedruckt sind. Bei einem Exemplar ist der bordeauxroter Aufdruck Danzig durch die schwarze 60 ausblockiert und bei einem dritten, das uns ebenfalls Herr Wiechert – Oliva vorlegte, steht die 6 so nahe links am Rande, dass die Zähnung sie durchschneidet und daraus eine 5 gemacht hat., Der Aufdruck lautet in diesem Falle nun 50 – –

Danziger Nachlese 26. Mai 1921

Der 25 Pfennig-Wert der Verfassungsausgabe kam uns in einzelnen Stücken zu Gesicht, in denen das Schiffsbild im Medaillon beim Abdruck so entstellt wurde, (Abnutzung der Platte), dass der Anschein erweckt wird, als ob die „Kogge“ zerstört durch eine Explosion, in die Luft flöge; an Stelle des Schiffes ist scheinbar eine Rauchwolke getreten.
Einen außergewöhnlich interessanten Makulaturdruck des 1-Mark-Wertes (Verfassungsausgabe) legte uns Herr Hohmann, Danzig, vor. Bei dieser Marke sind die rechte größere und die linke kleinere Hälfte von zwei nebeneinander stehenden Marken dergestalt auf das gewöhnliche Format einer allseits richtig gezähnten Markenhälften gekommen, dass der Fehldruck tatsächlich zwei Markenhälften getrennt durch einen kleinen weißen Zwischenraum aufweist.
Das neue 60-Pfennig-Provisorium wurde uns auch mit auf der Rückseite stark durchgeschlagenen Druck der Wertziffer, die bei einigen Exemplaren sogar einen grünlich-grauen Schimmer hat, vorgelegt.
Das erste Danziger 60-Pfennig-Provisorium, Sternausgabe 60 bordeauxrot auf 30 Pfennig liegt neuerdings in einzelnen Bogen vor, bei denen die Tönung des Überdrucks (der Sterne und der großen Zahl „60“) sehr minderwertig eingefärbt zum Abdruck kam. Der Aufdruck ist bei diesen wenigen Stücken von einem matten blasslila, an Stelle der sonst ziemlich leuchtenden Farbe, die von der O.P.D. als bordeauxrot beschrieben wurde.
Es ist übrigens interessant, an einen uns von Herrn Otto Grambeck, Hannover, übersandten Exemplar des ersten 60-Pfennig-Provisioriums einen deutlichen Doppeldruck festzustellen. Vermut-lich sind einige der nur sehr schwach überdruckten 60-Pfennig-Marken in der Druckerei heraus-gesucht und noch einmal, wie Herr G. wohl richtig annimmt, „durch die Presse „gejagd“ worden.
Bei einem uns von demselben Herrn vorgelegten 80-Pfennig-Provisorium ist ein deutlicher Klischee-Bruch festzustellen, indem die unteren Hälften von 8 und 0 durch waagerechten, von der blauen Farbe nicht getroffenen, d.h. leer geblieben Bruchstreifen abgetrennt erscheinen.

Danziger Nachlese 28. April 1921

Die Oberpostdirektion Danzig schreibt uns zu dem Beitrag in Nr. 16 der „B.R.“ unseres L.-D. Mitarbeiters „Danzig in der Spezialsammlung“:
„Zum Umwerten der Briefmarken zu 20 Pfennig auf 10 Pfennig und zu 30 auf 25 Pfennig ist nur je eine Platte benutzt worden. Wenn auf einem Teile der Marken der Überdruck breiter ausgefallen ist, so hat dies allein indem weichen Material, aus dem die Überdruckplatten hergestellt sind, seine Ursache.
Mit dieser amtlichen Auskunft, für die alle Danziger Spezialsammler der Postbehörde dank wissen werden, sind die bisherigen Zweifel über die Bedruckung der beider Danziger Provisorien endgültig behoben.
G Herr Roman Littwin, Danzig, legte uns einen Zehnerblock 80-Pfennig-Marken letzter Ausgabe mit doppeltem Querdurchstich direkt untereinander vor.
Ferner ist bei einem Dreierstreifen des 10-Pfennig-Wertes der Durchstich so hoch gerutscht, dass das Datum der höher stehenden Marke nun zu der unteren Marke gehört. Es handelt sich in beiden Fällen um Makulaturdrucke ohne besonderen philatelistischen Wert.

Danziger Nachlese 14. April 1921

Herr H. Herold, Reichenbrand i.Sa. legt uns eine Abart des Stern-Provisoriums 10 auf 20 Pfennig Danzig vor, bei dem die erste 1 einen von der Regel stark abweichenden Fußstrich zeigt. Der letztere ist nicht gerade, sondern zeigt mit der Spitze nach unten, was anscheinend aus einem zerbrochenen Klischee zu erklären ist.
Der 2-Mark-Wert der Verfassungsausgabe hat neuerdings in der Färbung der Medaillons einen ausgesprochenen hellgrünen statt den ursprünglich graugrünen Ton.
Herr R. Littwin, Danzig verdanken wir die Vorlage eines 5-Pfennig-Wertes letzter Ausgabe, bei dem die olivbraune Färbung der Marke eine sehr stark abweichende Tönung – matthellbraun – zeigt. Es geht daraus wieder einmal hervor, dass die Verreibung und Auftragung der Farben, wie es bei einer Privatfirma bei den umfangreichen Lieferungen nicht anders zu erwarten ist, sehr ungleich-mäßig erfolgt. Zum Teil scheinen bei neuen Auflagen auch chemisch-technisch verschieden zusammengesetzte und in der Qualität verschiedenen Farben (Erdfarben?) verdruckt worden zu sein. Einzelne Farben, wie z.B. das Rot und Orange der deutschen Germaniamarken, kommen beim Druck fast nie gleichmäßig heraus. Zur Verurteilung der normalen Farbengebung bei frisch gedruckten Marken waren in der Reichsdruckerei vor dem Kriege besondere Beamte angestellt, die vor der endgültigen Drucklegung einer neuen Bogenauflage die Probeabzüge auf die gewollte Farbenmischung hin aufs peinlichste genau prüfen.

Danzig 17. Marz 1921

Die von uns bereits in Ausgabe 10 angekündigten drei Werte Verfassungs-Ausgabe in neuer Zeichnung sind am 11. d. M. erschienen. Die Marke zu 80 Pfennig in neuer stark abweichender Farbe ist jetzt ausgesprochen satt ultramarin. 25 Pfennig grün und rot, gez 13 ½ zu 14. 80 Pfennig ultramarin gez. 13 ½ zu 14.

Danzig Nachlese 10. Marz 1921

Der Bemerkenswerte Fehldruck „Kogge im Feuer“ ist jetzt, wie uns von verschiedenen Seiten bestätigt wird, aus den Markenbögen ausgeschaltet und die rechte obere Eckmarke des Bogens bei den neu gedruckten Auflage durch einen fehlerfreien Druck ersetzt worden. Die einschlagende Bombe wird sonach, da nicht allzu viel Stücke davon zur Ausgabe gelangten, ein sehr gesuchter Fehldruck werden. Sie ist auch bereits in den neuesten Händler-Katalogen hoch bewertet und dürfte nach erheblich im Sammlerpreise steigen.
An und für sich scheint der 1-Mark-Wert infolge verschiedener Varietäten eine eigenartige Stellung nur den übrigen Marken einzunehmen. Es ist ferner bei ihm bemerkenswert, dass das Oval der letzten Druckauflagen entgegen der ursprünglichen schwarzen Färbung einen ausgesprochenen grauschwarzen Ton besitzt. Herr von Neumann, Danzig, legte uns übrigens auch einen ganzen Bogen dieser Marke mit einer bemerkenswerten Teilzähnung vor. Die letztere geht bei den Marken auf der linken Hälfte des Bogens zum Teil in das Markenbild bis zu einem Viertel hinein. Natürlich sind derartige Marken, wenn man aus Sparsamkeit zufällig verausgabt, nicht viel mehr als Makulatur.
Zwei sehr originelle Abarten des 10-Pfennig-Wertes übermittelt uns Herr Konrad Braun, Danzig. Bei der einen scheint ein Klischeebruch des inneren Medaillon vorzuliegen, der der Schiffrumpf und ein Teil der unteren Masten in der Zeichnung gar nicht erscheinen. An Stelle dieser befindet sich eine an den Rändern zerrissene schwarze Kleckserei. – Nach origineller ist die zweite Abart, bei der das Schiff in seinem Bugteil in eine Rauchwolke gehüllt zu sein scheint, weil links in dem Oval eine Stelle weiß blieb und nicht ausgedruckt ist.
Herr Eggert, Danzig zeigte uns den 2-Mark-Wert der Verfassungsausgabe in einer sehr interessanten und scharf ausgeprägten Druckabart. Das innere Medaillon ist bei ihm derart nach links verschoben, dass rechts das weiße Papier in Form einer großen hellen Halbmondförmigen Sicher sichtbar wird. Die Vignette der Hanseatischen Kogge wird also auf der rechten Seite gleichsam von einem Halbmond in origineller Weise hervorgehoben und umrahmt.

Danzig Nachlese 17. Februar 1921

Der 10-Pfennig-Wert der letzten Verfassungs-Ausgabe kommt in zwei ausgesprochenen Farbabarten vor, einem leuchtenden Orange und in einer verblassten mehr bräunlichen Färbung. Außerdem lag uns ein ganzer Bogen vor, bei dem Medaillon in ausgesprochen hellvioletter Farbe gehalten ist.
Gleichzeitig macht uns Herr Thürk, Danzig, auf eine sehr interessante Abart dieses Wertes aufmerk-sam, die nur in wenigen Bogen existiert. Durch eine beträchtliche Verschiebung des Medaillons nach oben, wodurch unten ein breiter weißer Halbkreis entsteht hat die weiße Flagge des Großmastes die orange-rote Farbe des Untergrundes angenommen. Fast könnte man also behaupten, die Danziger Kogge segele unter roter Flagge, aber „ein politisch Lied ist bekanntlich ein garstig Lied“, das wir an dieser Stelle nicht anstimmen wollen.
Die 15-Pfennig-Postkarte violettbraun vorletzter Ausgabe, mit dem blauschwarzem Überdruck Danzig, lag uns in einigen Stücken vor, bei denen letzterer ganz seitlich außerhalb des Markenbildes auf den Karton verschoben erscheint. Bei anderen Karten ist das Wort Danzig überhaupt nicht mehr erkenntlich und an dessen Stelle eine dicke Strichblockierung geblieben.

Danzig Nachlese 3. Februar 1921

Es gibt zwei Farbschattierungen der 80 Pfennig ultramarin, heller verwischter und dunklerer klarer Druck. Von der ersteren Auflage sieht man Stücke, auf denen die Konturen der Kogge (namentlich am Heck) sehr verwischt und undeutlich sind, zum Teil auch die Rahen und Segel. Ein Platten-fehler liegt aber hierbei sicherlich nicht vor, sondern nur ein Verwischung des Druckes.
Die 50 Pfennig wurde uns auch in einigen Stücken mit einem doppelten Durchstich vorgelegt.
Bei der 10-Mark-Marke wurde ein Stück (Farbenverklexerung? Beobachtet, bei dem das Wort Danzig jetzt Da… ig lautet.
Von der 40 Pfennig legte und Herr Böttcher, Zoppot zwei ganze Bogen vor, die quer durch den Bogen gerissen sind und dann mit dünnem Transparentpapier, um zu zusammenzuhalten verklebt wurden. Darauf wurde dann (aus Sparsamkeitsrücksichten) jeder (weiße) Bogen mit dem Markenbild überdruckt. Einzelne Marken sind daher zu einem Teil auf doppeltem Papier gedruckt. Falls einer der Marken etwa mit Wasser in Berührung käme, würde daraus mithin ein originelles Zwischending von bald überdruckter, bald weiß gebliebener Marke entstehen, dem postfrisch gebraucht, ein Kuriositätswert nicht abzusprechen wäre. In Wirklichkeit gehören die Bogen natür-lich zur Makulatur, der man sie lieber hätte zuteilen sollen.
Ein kleiner Druckfehler in Ausgabe 5 ist zu verbessern. Es handelt sich bei dem farbigen Durch-stich um den 5-Pfennig sondern um den 5-Mark-Wert.
Kurz vor Drucklegung in Ausgabe 5 wurden uns übrigens auch noch einige andere lädierte Bogen der kleinen Danziger Werte (so die 5-Pfennig-Marken) vorgelegt, die vorderseitig mit Pergamin-streifen auf dem Riss verklebt sind. Wir haben bereits von letzteren Wert eine eigenartige Frankatur, eine genau diagonal halbierte 5-Pfennig Marke im Blockstück mit anderen postalisch entwertet. Es sind alle leider mehrere Makulaturbogen in den Verkehr gebracht.

Danzig Nachlese 3. Februar 1921

Von Herrn Ehmer wurde uns bereits eine Abart der neuen 10-Pfennig-Erinnerungs-Ausgaben vorge-legt. Sie zeigt auf der gummierten Rückseite den sehr klaren Durchschlag des Schiffs-Medaillons in schwarzer Farbe. Diese Varietät wurde unter 1000 Stück nur auf einem Bogen beobachtet, bei dem 15 Exemplare rechts unten diesen durchschlagenden Druck aufweisen.
Der nämliche 10-Pfennig-Wert kommt übrigens auch dreiseitig gezähnt vor. Der untere Rand der Marke blieb dabei infolge Aussetzung der Zähnungslinie auf ganz wenigen Bogen bei der zweiten Marke letzter Reihe geschnitten vor.
Ferner wird uns ein ganzer Bogen der 5-Pfennig-Wertes gemeldet, bei dem der Durchstich infolge einer bisher nicht geklärter Zufalles farbig (wie bei den Thurn und Taxis-Marken), und zwar in schwarzen Unrissen auf den ersten Blick erkennbar hervortritt.
Einen weiteren durchgeschlagenen Stück bei der Flugpostmarke zu 40 Pfennig legte uns Herr H. Boettcher, Zoppot, vor. Auf der Rückseite zeigte sich auf der gummierten Fläche scharf ausgeprägt und deutlich in blassblauer Spiegelschrift ein Abklatsch der Klischees der beiden Zahlen 40 und des Flugzeugs.
Zwei sehr plumpe Fälschungen oder vielmehr Fabrikationen zum Teil gar nicht erschienener Danziger Marken zeigte uns Herr W. Schrodt, Danzig. Die letzten deutschen Reichspostmarken zu 10 Pfennig (orange) und die früheren 20 Pfennig blau überdruckt mit einem sehr undeutlichen schrägen violetten Überdruck (scheinbar Gummistempel „Danzig“

Danzig 13. Januar 1921

Die Danziger Verfassungsausgabe, bestehend aus den von uns bereits angekündigten Werten zu 5, 10, 25, 40, 80 Pfennig, 1, 2, 3,5 und 10 Mark in neuer Zeichnung, zweifarbigem Druck mit Bild einer Altdanziger Kogge, wird, wie wir hören, durch den Streik im Buchgewerbe in der Herstellung gleichfalls etwas verzögert, nicht vor etwa 14 Tagen zur Ausgabe gelangen.

Der 2-Mark-Wert, blau, der ersten Ausgabe existiert in einem ganzen Bogen (Makulaturbogen der Reichsdruckerei), also in bisher 20 bekannt gewordenen Stücken, auch ohne Wasserzeichen.

Vorgelegt wurden uns zwei Postkarten der letzten Ausgabe mit bordeauxrotem bogenförmigen Überdruck Danzig auf 10 Pfennig rot Deutsches Reich und dem bordeauxrotem Blockierungsstrich unten. Über diesem Blockierungsstrich befindet sich aber merkwürdigerweise noch einmal in blauschwarzer Überdruck Danzig (Type der letzten 15 Pfennig Postkarte). Diese Karten, die bisher nur in drei Exemplaren bekannt sind, verdanken zwar einem Druckzufall ihr Entstehen, sind aber für Ganzsachen-Spezialsammler von hohem Interesse.

Eine hiesige angesehene Markenfirma schreibt uns:
Geehrte Redaktion! Ein Herr E v. B., Danzig-Heubude, veröffentlicht in der letzten Dezember-Nummer eines auswärtigen Offertenblattes eine Anzeige, in der es heißt:
Danzig-Bilderserie. Die sehnlichst erwartete Bilderserie ist als Konstitutionsausgabe mit dem Bilde einer Danziger Kogge zu Weihnachten erschienen und wird von mir, soweit erhältlich, freibleibend geliefert (folgen Preise).
Die Redaktion der „B.R.“ glossierte neulich mit Recht ein ähnliches unverantwortliches Gebaren eines Münchener Händlers. Was soll man aber dazu sagen, wenn ein Danziger Lieferant gegen besseres Wissen eine noch gar nicht erschienene Danziger Serie als erschienen anzeigt, und was sagt die Danziger Händlerschaft gegen eine solche unlautere Konkurrenz?
(gez.) A.E.

Danzig