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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 160 - Juli, August, Sept. 1993 » Der Kampf um die Selbständigkeit des Danziger Postamtes

>> Das Post- und Botenwesen in Danzig

Richtung betrug für einen normalen Brief 3 Groschen, für einen schweren Brief 6 Groschen. Das Briefpaket wurde nach der Größe bewertet. Weiterhin hatte der Botenmeister festzustellen, inwieweit Briefe verloren gegangen oder unterschlagen worden waren. Ferner mußte dieser darauf achten, daß die nun vorgeschriebenen Zeiten für die Bewältigung der Strecke Danzig - Breslau von den Boten nicht überschritten wurden. Im Sommer ( vom 1 April bis 31. Oktober ) durfte die Reisedauer der Boten 9 Tage maximal. im Winter maximal 11 Tage dauern. Außerdem mußten die Boten den Botenmeister informieren, wie weit sie am Abceigstag reisen und wo sie übernachten wollten, um eventuell verspätet eingelieferte Post noch nachsenden zu können. Neben den regulären Boten beschäftigte die Stadt Danzig noch vier Hilfsboten, die u.a. eilige Sendungen zustellten.

Im Jahre 1622 erließ der Stadtrat von Danzig eine zweite Botenordnung, die im wesentlichen mit der aus dem Jahre 1604 übereinstimmte. Lediglich folgende Punkte waren geändert worden: alle Sendungen des Stadtrates und der jeweiligen Angehörigen waren portofrei zu bestellen: als einfacher Brief ( 3 Groschen Porto ) galt ein halber Bogen, ein ganzer Bogen entsprach einem schweren Brief ( 6 Groschen Porto ), für Briefpakete mußten 5 Groschen pro Loth entrichtet werden. Weiterhin wurde die erlaubte Reisedauer um einen Tag gekürzt. Fremde Personen mußten eine besondere Vergütung bezahlen und der Ausschluß der Juden von der Posteinlieferung wurde aufgehoben.

Ähnlich wurde mit den anderen Postkursen verfahren. die von Danzig aus den Anschluß nach Hamburg, Königsberg oder Riga bildeten.

Der Kampf um die Selbständigkeit des Danziger Postamtes

Mit dem Regierungsantritt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Jahre 1640 begann die schwere Zeit der Danziger Botenanstalt. Die Hanse war bereits 1630 in Lübeck aufgelöst worden. Mit dem Niedergang des polnischen Staates begann auch der Machtverlust der Stadt Danzig. Schon bald nach der Thronbesteigung merkte der Kurfürst, daß eine gut funktionierende Post seinen politischen und finanziellen Zielen sehr hilfreich sein würde. Deshalb richtete er sein Augenmerk auf die Anlage großer Postkurse. Durch geschicktes Taktieren und dem ständigen Wechsel der Bündnispartner war es ihm gelungen, daß Lehensgebiet Preußen der polnischen Krone zu entreißen. 1653 konnte der Kurfürst auch das von den Schweden geräumte Hinterpommern in Besitz nehmen. Das Gebiet der Stadt Danzig unterbrach den territorialen Zusammenhang der kurbrandenburgisch-preußischen Staaten. Es war für den Kurfürsten daher um so wichtiger, ein brandenburgisches Postamt in Danzig zu unterhalten und die Abhängigkeit von dem Danziger Stadtpostmeister abzustreifen.

Der Kammer-Registrator Michael Matthias erhielt 1650 den Auftrag, sich nach Danzig zu begeben und folgende Punkte zu verhandeln:
1) eine zweimal wöchentlich abgehende Post zwischen Königsberg und Danzig mit einer Wechselstelle am Pillauischen Tief
2) Verlegung des Postkurses von Berlin nach Königsberg, welcher über Marienwerder verlief, nach Danzig, wobei der Danziger Stadtpostmeister auch auf den Kurfürsten vereidigt werden sollte

Die Bedingungen des Stadtrates, daß die von Danzig betriebene Botenpost über Stolp und Stettin nach Hamburg nicht durch brandenburgische Interessen beeinträchtigt werden dürfte, wurden nicht akzeptiert, da diese den Plänen des Kurfürsten entgegen gestanden hätten. So erreichte Matthias lediglich die Inbetriebnahme der zweimal abgehenden Reitpost nach Königsberg mit Anschluß über Memel nach Riga. Der Postaustausch fand in Narmel statt Das Porto wurde zwischen dem Stadtpostmeister und dem 1646 zum kurfürstlichen Postmeister in Königsberg ernannten Martin Neumann zu gleichen Anteilen geteilt.

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Rundschreiben 160, Literaturbeilage 949, Seite 3.


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Added: 01/10/2015
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