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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 160 - Juli, August, Sept. 1993 » Der Kampf um die Selbständigkeit des Danziger Postamtes

>> Der Kampf um die Selbständigkeit des Danziger Postamtes

Nach der Inbesitznahme Hinterpommerns wurde Joachim Graff zum kurfürstlichen Postmeister in Stargard ernannt. Er bekam den Auftrag, eine brandenburgische Post in Hinterpommern einzurichten und den Stadtrat in Danzig aufzufordern, ihren Postdienst in Pommern aufzugeben Trotz heftiger Proteste seitens des Danziger Stadtrates erwarb die brandenburgische Post einen Geleitbrief des polnischen Königs, der dem Kurfürsten das Druckmittel in die Hand gab, einen Postkurs von Memel über Königsberg, Elbing und Marienburg durch Hinterpommem nach Stettin einrichten zu lassen, ohne jedoch die Stadt Danzig mit einzubeziehen. 1654 erhielt Michael Matthias den Auftrag. diesen Kurs einzurichten. Die Postbeförderung sollte auf diesem Kurs mit einer Schnelligkeit und Ordnung zweimal wöchentlich durchgeführt werden, so daß sie allen anderen Posten den Rang ablaufen sollte. Innerhalb kürzester Zeit hatte Matthias in Hinterpommern die notwendigen Stationen eingenchtet und mit dem schwedischen Präsidenten Lilienström und mit dem Stettiner Postmeister Jens Olsan eine Vereinbarung getroffen. die den Anschluß in Stettin nach Stargard regelte Nun drohte Danzig, auch jeglichen Anteil am Kurs Stettin - Danzig - Königsberg zu verlieren und völlig isoliert zu werden. So kam darin im Juni 1654 ein Vertrag zu stande, der dem Kurfürsten erlaubte, endlich sein angestrebtes brandenburgisches Postamt in Danzig einzurichten. Die Danziger Stadtpostmeister hatten lediglich die Annahme und Verteilung der Lokalbriefe ( d.h. Briefe von und nach Danzig ) zu organisieren. Für jeden Lokalbrief wurden 6 Groschen erhoben, 5 Groschen flossen in die brandenburgische Staatskasse, 1 Groschen erhielt der Stadtpostmeister. Ausgeschlossen davon waren die Transitbriefe, deren Gebühren flossen in die brandenburgische Kasse. Das Verhalten des kurfürstlichen Postmeisters wurde wie bei seinem Danziger Kollegen von den Danziger Ratsmitgliedern überwacht.
Die Danziger Stadtpostmeister Beneke und Saltzsieder ( seit 1640 wurde die Postmeisterposition doppelt besetzt ) begannen jedoch bald, nicht korrekt abzurechnen und bei den städtischen Behörden in Hamburg, Stettin, Riga und Amsterdam, sowie am polnischen Hofe gegen die brandenburgische Post zu intrigieren. Auch der polnische König Johann Casimir wußte um den finanziellen Gewinn des Danziger Stadtpostamtes und nutzte nun die Gelegenheit, sich das Postamt selbst anzueignen. Er berief noch im Herbst 1654 den Italiener Franz von Gratta als königlich polnischen Postmeister in Danzig. Damit war das städtische Postamt gleichzeitig aufgehoben worden und der Stadtrat erhielt für den Verlust des Postregals keine Entschädigung.

Dennoch ließen die Querelen nicht nach. Nach dem brandenburgischen Sieg in der Schlacht von Warschau ( 1657 ) konnte sich das brandenburgische Postamt jedoch einige Jahre frei entfalten. Im Frieden von Oliva ( 1660 ) erhielt der Kurfürst Elbing zugesprochen. Franz von Gratta erkannte die Gefahr einer neuen Isolation Danzigs und versuchte bei den Friedensverhandlungen Beschlüsse durchzusetzen, um das brandenburgische Postamt aus Danzig zu verdrängen. Die Übernahme der Stadt Elbing wurde daher mit der Schließung des Postamtes gekoppelt. Nach einigem Widerstand gab der Kurfürst nach. Allerdings konnte er Elbing dennoch aus politischen Gründen nicht in Besitz nehmen.

Durch diesen Erfolg übermütig geworden, oppunierte Franz von Gratta offen gegen den Kurfürsten und richtete gegen alle brandenburgischen Warnungen einen Postkurs zwischen Danzig und Stettin ein, der mitten durch das brandenburgische Staatsgebiet verlief. Die Streitigkeiten eskalierten und man stand mehrmals am Rande einer bewaffneten Auseinandersetzung. Gegenseitig wurden Postbeamte und Postillione verhaftet. Der Geheimsekretär Friedrich Matthias wurde zu Verhandlungen nach Warschau gesandt. Letztendlich einigten sich die Parteien zumal die Danziger Kaufleute dem brandenburgischen Kurfürsten den Rucken stärkten, indem sie die Zuverlässigkeit der brandenburgischen Post über alle Maßen lobten. Franz von Gratta wurde seines Amtes enthoben und auch des Landes verwiesen. Nachfolger als polnischer Postmeister in Danzig wurde sein Bruder Paul von Grafta. Die Kontrolle des Postmeisters übernahm eine Kommission aus vier brandenburgischen und vier polnischen Personen.

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Rundschreiben 160, Literaturbeilage 949,  Seite 4.


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Added: 01/10/2015
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