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Historisches, Sachbeiträge und Berichte

Punktverrechnungskarte aus Danzig
[Dr. Bernd Marczinke, Bernd.marczinke@t-online.de]

Bereits kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, am 28. August 1939, wurden im Deutschen Reich Lebensmittelmarken und Bezugsscheine für Benzin ausgegeben. Wenig später folgte die Reichskleiderkarte für den Einkauf von Textilien, die jährlich neu und für unterschiedliche Verbrauchergruppen, herausgegeben wurde. Fortan musste beim Kauf von Kleidung eine gewisse Anzahl an Punkten abgetreten werden. Die Gesamtanzahl der Punkte auf der Karte variierte nach Geschlecht und Lebensalter, die Zahl der beim Kauf abzugebenden Punkte je nach Kleidungsstück und Stoffqualität.
Juden waren vom Bezug ab dem 6. Februar 1940 ausgeschlossen, „Fremdvölkische“ wie Polen bekamen eine eigene Kleiderkarte, und einige Volksgruppen erhielten Reichskleiderkarten mit stark reduzierter Punktzahl.

Dritte Reichskleiderkarte,
abgestempelt am 5. Februar 1943 vom Amt für Wirtschaft und Statistik in Danzig

Mit der Einführung von Kleiderkarten rechneten Punktverrechnungsstellen den Handel mit rationierten Spinnstoffen mittels Punktekonten ab. Wenn eine Verkaufsstelle Abschnitte der Kleiderkarte gegen Lieferung von bezugsbeschränkten Waren angenommen hatte, musste sie die Abschnitte bei der Punktverrechnungsstelle abliefern. Die Punktverrechnungsstellen hatten die Aufgabe, für die Geschäftsbetriebe sog. Punktguthaben zu führen, über die der Konteninhaber zur Beschaffung von Waren in der Weise verfügen konnte, dass er bezugsbeschränkte Spinnstoffe mittels hierzu ausgestellter Schecks einkaufte. Nicht der einzelne Verbraucher mit seiner Reichskleiderkarte oder seiner Bezugsberechtigung waren dadurch betroffen, sondern ausschließlich Unternehmen, und diese auch nur dann, wenn ihr Umsatz an Spinnstoffen mehr als 30.000 RM betrug.

Für den Schriftverkehr zwischen den Textilgeschäften und den Punktverrechnungsstellen wurden verschiedene Punktverrechnungskarten verwendet. Karten mit dem Eindruck Drucksache tragen den Vermerk Scheck-Nr. Sie dienten der Auftragsbestätigung.

Derartige Karten sind nicht häufig zu finden, für Danzig ist mir nur diese eine Karte – auf der nächsten Seite abgedruckt – bekannt.

Eine vertiefende Darstellung zu Punktverrechungskarten befindet sich im Infla-Bericht 231 vom September 2008 unter www.infla-berlin.de/17_Daten/Berichte/A4/231/Punkte.pdf.

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Arge Danzig, Rundschreiben 258, 1. Quartal 2018, Seite 3127.


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Added: 30/12/2017
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