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In memoriam Harald Sommer
[Martin Jenrich, Tel. 030-9914166, martin.jenrich@web.de]

Zu treuen Händen - Die Reedereifamilie Sommer gibt ihre Unternehmenserinnerungen ins Archiv.

„König der Ostsee“ – unter diesem Namen war der Reeder Arthur Sommer lange Zeit bekannt. Nach einem erfüllten Berufsleben verstarb er am 4. August 1947. Er war der Gründer eines verzweigten Familienunternehmens, das sich über mehrere Generationen den Schiffen und dem Transportgeschäft im Nord- und Ostseeraum widmete. „Da sich das Leben der Familie Sommer fast nur dem Erhalt und Gedeihen der Firmen widmete, sind wir natürlich alle total damit verwurzelt“, sagt Harald Sommer,  Arthur Sommers Enkel und letzter Inhaber der familieneigenen Reedereien und Schifffahrtsbeteiligungen Johannes Ick, Mathies-Reederei KG und Arthur Sommer.

Hatte Arthur Sommer seine Tätigkeit 1891 noch als Angestellter der Danziger Firma Johannes Ick begonnen, so verlagerte sich sein beruflicher Schwerpunkt im Lauf der Zeit immer stärker nach Hamburg. 1903 wurde er mit dem Aufbau einer Zweigstelle von Johannes Ick in Hamburg beauftragt. Nach der Fertigstellung des Sloman-Hauses am Baumwall im Jahre 1910 war Johannes Ick als erster Mieter neben dem Hauseigentümer Rob. M. Sloman jr. dort eingezogen. Bis ins Jahr 2008 lenkten in diesem Haus Arthur Sommer - später seine Söhne und Enkel - die Geschicke der Firmen Johannes Ick, Arthur Sommer und Mathies-Reederei KG sowie weiterer Beteiligungsreedereien.

In der Nachkriegszeit stellte sich heraus, wie wichtig die Beteiligung der Firma Arthur Sommer an der Mathies-Reederei KG war, die sie seit 1934 zusammen mit Rob. M. Sloman und Sartori & Berger innehatte. Denn mit dieser Firma vollzog die Familie den „tiefgreifenden Strukturwandel der Stückgutfracht hin zum Container“, wie der Geschäftsführer Harald Sommer anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Mathies Reederei Schwedendienst GmbH festhielt. Die Schwedenfahrt der seit 1849 unter verschiedenen Namen bestehenden MathiesReederei KG war 1960 in dieses neu gegründete Unternehmen überführt worden. 1991 wurden unter dem Namen TEAM LINES GmbH & Co. KG die Liniendienste der Firmen Johannes Ick, Mathies-Reederei KG, H. M. Gehrkens und Ernst Russ zusammengefasst, die sich schließlich im Container-Zubringerdienst einen guten Namen schufen.

Nach dem Verkauf der TEAM LINES führte Harald Sommer bis Anfang 2008 seine Unternehmen weiter, die in Hamburg den Kern der Reedereiunternehmungen der Familie gebildet hatten: Johannes Ick, Mathies-Reederei KG (zuletzt unter dem Namen Mathies Schiffahrts KG) und Arthur Sommer. Wie sein Großvater und Vater auch hatte er das Schifffahrtswesen von Grund auf erlernt. Erst dann übernahm er die leitende Funktion im Familienunternehmen, dem er sein weiteres Berufsleben widmete.

Als historisch interessierte Persönlichkeit stand er am Ende seiner Laufbahn vor der Frage, wie sich die Erinnerung an das unternehmerische Lebenswerk mehrerer Generationen seiner Familie für die Zukunft sichern und aufbewahren ließe. Zahlreiche schriftliche Unterlagen, aber auch Bilder und Gegenstände, die die Entwicklung der Reedereien dokumentierten, lagerten in den Büros am Baumwall, die geräumt werden sollten. „Es ist schon schwer genug, eine Firma zu schließen. Die Akten aber in den Reißwolf zu stecken, ist für mich unvorstellbar, wenn es sich um historische Belege handelt, die zwei Kriege überstanden haben“, so Harald Sommer.

Ein Tipp des Staatsarchivs Hamburg brachte ihn schließlich zur Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv. Die Familie Sommer übergab dem Archiv ihre Firmenunterlagen als Schenkung. Nach Abschluss der archivgerechten Aufarbeitung stehen sie für die Auswertung der Firmengeschichte zur Verfügung. So ist dafür gesorgt, dass die Erinnerung an den „König der Ostsee“, an seine Familie und deren Unternehmen nicht im Ozean des Vergessens untergeht.

erstmalig abgedruckt in der „Hamburger Wirtschaft“, Ausgabe Juli 2008


Arge Danzig, Rundschreiben 261, 4. Quartal 2018, Seite 3270.


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Added: 27/11/2018
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