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Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@danzig.org]

Briefmarken-Rundschau vom 27. Januar 1921
Beilage der Danziger Zeitung Nr. 4 (Zweiter Jahrgang)

Danziger Briefmarken-Auktion

Bereits in Ausgabe 7 vom 29.Juli d. J. haben wir mitteilen können, daß in Danzig seitens einer
hiesigen Firma der Plan erwogen wurde, in Danzig eigene Briefmarken-Versteigerungen zu
veranstalten. Die betreffende Firma ist später infolge der damals herrschenden Geschäftsüberlastung
von ihrer Absicht zurückgetreten. Jetzt aber nimmt die Briefmarken-Abteilung eines
hiesigen bekannten Handels- und Bankhauses … das Projekt nach gründlicher Vorbereitung
wieder auf und wird in Danzig demnächst vorläufig am 15. jeden Monats fortlaufend Briefmarken-
Auktionen größeren Umfanges durchführen.
Bei dieser Gelegenheit dürfte ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der öffentlichen
Versteigerungen von Postwertzeichen allgemein interessieren.
Die erste öffentliche Auktion von Briefmarken in London – und wahrscheinlich überhaupt in der
Welt – fand im März 1872 in dem Geschäftslokal Wellington Street 13 … statt. Sie umfasste die
schönsten Stücke der Firma I. W Scott and Co. und erzielte ein Gesamtergebnis von 258 Pfund
Sterling. Der damals erzielte Höchstpreis für eine einzige Marke, die 20 C. von Saint Louis, eine
Marke die heute 25.000 Franken wert ist, betrug 8 Pfund Sterling und 12 Schillinge! Aber erst
1888 organisierte Walter Bull von der englischen Firma Wentow, Bull and Cooper die ersten
regelmäßigen Briefmarken-Auktionen. Es folgten bald darauf 1899 größere Versteigerungen
durch den Engländer Charles Philips, der dann an der Spitze eines Konsortiums von Philatelisten
1900 zum Preise von 25.000 Pfund Sterling die wichtigste Briefmarkenfirma in London, das
bekannte Haus Stanley Gibbons… gründete, deren Chef Philips seither ist.
Diesen beiden Vorläufern folgten in England bald zahlreiche andere Auktionatoren der Firmen
Plumrigde and Co., Puttrick and Simpson Glenbening, H.R. Harmer, A.H. Thomson und als
Spezialist für philatelistische Literatur Hugh Vallencey. Auf einer derartigen öffentlichen
Auktion im Jahre 1910 erwarb König Georg von England, damals Prinz von Wales, … ein
Exemplar der „Two Pence Post Office“ von Mauritius für den damaligen englischen Rekordpreis
von 1.500 Pfund Sterling. Wenn London trotzdem, was Rekordpreise für Briefmarken auf
Auktionen anbetrifft, hinter Berlin und Paris zurückstand, so liegt dies wohl daran, dass die
großen englischen Sammler ihre Erwerbungen meist aus Privathänden machen, wie z.B. Herr
Tapling im Jahre 1880, der die englische Kolonialsammlung Image für 3.000 Pfund Sterling und
bald darauf die Europasammlung Westoby Isasis, E.B. Evens Mauritiussammlung, die
Generalsammlung v. P. Castle sowie 1887 die Pariser Sammlung Caille-Botte für 125.000
Franken kaufte.
In Frankreich waren die ersten Pioniere der öffentlichen Briefmarken-Auktionen die Herren
Gelli, Tani und Poncelet, die vom 6. bis 8. Dezember 1916 im großen Saale des Pariser Hotels
Cosmopolite ihre Briefmarken-Versteigerungen abhielten und bei dieser Gelegenheit prachtvolle
illustrierte Kataloge herausgaben. Seit 1917 ist es besonders Herr Gillard von der Firma Gillard
et Heller, der am Place Royale viel beachtete Briefmarken-Auktionen abhielt.
Auch in Belgien und in Holland haben die Briefmarken-Auktionen großen Anklang gefunden,
und Berlin hat sie bekanntlich nach dem Kriege mit großer Energie wieder aufgenommen. In der
Reichshauptstadt sind es besonders die Firmen Marken- und Ganzsachenhaus Köhler und Stock,
die diesen philatelistischen Geschäftszweig pflegen… Wir werden in Danzig … nun auch
Gelegenheit haben, den großen in seiner weit reichenden Wirkung heute noch gar nicht
abzuschätzenden Nutzen von Briefmarken-Auktionen für Sammler- und Händler kennen zu
lernen und wünschen dem Unternehmen, über das noch mehrfach zu sprechen sein wird, gleich
bei der ersten Veranstaltung einen vollen und durchschlagenden Erfolg.


Arge Danzig, Rundschreiben 262, 1. Quartal 2019, Seite 3297.

 


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Added: 03/01/2019
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