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>> Die Sammlet Lüpe.
[vorgelegt von Martin Jenrich, Tel. 030-9914166, E-Mail: martin.jenrich@web.de]

Danzig unterhielt bis Mitte 1923 einen Sammlerschalter, durch den ein großer Teil der Marken auf den Markt gelangten. Nur so ist es heute verständlich, daß Marken, welche damals nur in geringen Mengen am Schalter zu bekommen waren, heute recht billig zu erwerben sind.

So kam es, daß die Danziger Markenproduktion in späteren Monaten, und hauptsächlich während der Inflation, nicht mehr der Nachfrage gerecht wurde, und alle Überdrucke in überstürztem Tempo verausgabt wurden. Heute findet man bei ihnen, genau wie bei allen überstürzten Ausgaben (Westdeutschland: Bauten), unzählige Abarten und Druckzufälligkeiten. Neben Doppeldrucken, kopfstehenden Aufdrucken etc. sieht man gebrochene Balken (wie bei Saargebiet), verstümmelte Wertziffern usw.
Neben allen diesen Ausgaben erscheint nun eine besondere; der Danziger Innendienst.
Wie der Name schon sagt, wurden diese Marken nur im Innendienst verwendet, da sie, wie die Auflagenhöhen beweisen, nur in geringem Maße vorhanden waren und deshalb eine Ausgabe an das Publikum als nicht lohnend erschien.
Der Druck dieser Marken erfolgte im Buch- und Kupferdruck in der Deutschen Reichsdruckerei zu Berlin. Den Aufdruck nahm die Danziger Druckerei Julius Sauer vor, welche mit ihren Maschinen und ihrem Personal von der Postverwaltung eigens zu diesem Zweck gemietet wurde. Selbstverständlich wurden die Arbeiten unter amtlicher Aufsicht ausgeführt. Die 60-Pf-Marke, welche die größte Auflagehöhe aufweist, ist die gesuchteste , denn sie wurde als Portomarke verwendet und ist demnach bedeutend mehr vernichtet worden als alle anderen. Trotzdem ist die Möglichkeit gegeben, daß sie auch heute noch auftauchen kann, wenn sie irgend jemand beim Durchsuchen alter Korrespondenz findet.
Manchen Postbeamten erschien es, nachdem sie gemerkt hatten, wie es um diese Ausgabe stand, lohnenswert, sich lieber diese Marken mit nach Hause zu nehmen, als sie weiterhin auf Briefe und dergleichen zu kleben. (Wie könnten diese Marken sonst postfrisch vorkommen?).
So kommt es, daß heute diese Marken nicht mehr von Sammlern und dergleichen angeboten werden, weil sie vom Schalter direkt in den Handel gelangten, zumindest aber in Sammlungen verschwanden. Wenn einmal eine Sammlung aufgelöst wird, so ist dies nur ein Tropfen auf einen heißen Stein oder, um es besser zu sagen; Ein Tropfen auf einen innendiensthungrigen Markt.
Von dieser Ausgabe wurde allein an die Mitglieder des Magistrats der Stadt Danzig, an die Entente-Kommission und die verfassungsgebende Versammlung sowie einige Postbeamte 500 Sätze verteilt. Einen Bogen von sämtlichen drei Werten erhielten das Reichspostmuseum und die Danziger Stadtbibliothek. Außerdem soll ein Bogen nach Bern, zum Sitz des Weltpostvereins, versandt worden sein. Echt gelaufene Stücke, die wirklicher Bedarf waren, kommen von diesen Marken nur sehr wenige vor; darum ist es ratsam, Sätze, die man zum Erwerb angeboten bekommt, erst auf Echtheit prüfen zu lassen.
Wie bereits erwähnt, ist auch diese Ausgabe etwas übereilt verausgabt worden und man findet dementsprechend manchen Plattenfehler oder zumindest manche Druckunregelmäßigkeit. Marken mit fehlenden Buchstaben, wie anzig, Da zig, nzig, D nzig, Danz g, Dan g, dan ig usw. werden zu „Liebhaberpreisen“ ab und zu einmal auf einer Auktion angeboten. Sie entstanden meist durch umgeschlagene Ecken und andere nicht vorgesehene Zufälligkeiten ... Durch diese umgeschlagenen Ecken kann nun der Druck auf der Rückseite der Marke erscheinen, er kann aber auch als Ab-klatsch auf der nächstfolgenden Marke, welche durch die Druckerpresse ging, erscheinen ... Doppelaufdrucke, die gegen Ende des Jahre 1922 auftauchten, waren z. T. von der Oberpostdirektion. Auch kommen Fälschungen, die den Aufdruck in roter statt in blauer Farbe tragen, vor. Kopfstehende Aufdrucke sollen Fälschungen sein.
Als echte Plattenfehler dürfte noch das Mitdrucken der Nägel, mit denen die Klischees festgemacht waren, angesehen werden. Dies ist genau wie bei den ersten deutschen Ausgaben der Adlerzeichnung geschehen, bei denen ja auch verschiedentlich die Nägel sich lockerten, von der Farbwalze mitgeschwärzt wurden und sich somit auf der Marke abdruckten.
Als sehr gesucht dürften noch die Marken vom Deutschen Reich sein, die anfangs in Danzig ohne Aufdruck Verwendung fanden. Dies sind die sogenannten Vorläufer.

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Arge Danzig, Rundschreiben 220, Seite 1806.


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Added: 06/08/2008
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