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Aufdruk- und Stempelfragen:

Gedanken zu "Der interessante Beleg" des RS 233.
[Hans Vogels, E-Mail: hvogels@poczta.fm]

Ich habe mich sehr gefreut, dass zu diesem Thema Belege abgebildet wurden, möchte aber einige Ergänzungen anbringen.

Vorderseite:
Der Absender:
Jan St. Sawicki war ein Mitarbeiter der MORTRANS - ein Meeres-Transportunternehmen - mit Sitz in der ul. Swietojanska 18 in Gdynia. MORTRANS war auch der Vertreter der Französischen Versicherung, Spedition und Zollagentur Mory & Cie, die ein Büro in Danzig, Langer Markt 17, hatte. Sawicki war aber auch ein aktiver Briefmarkensammler und Aussteller, speziell der Polnischen Post in Danzig. Für diese Sammlung hat er eine Menge von Belegen "produziert", die als Absender das MORTRANS-Unternehmen haben, und für die er oft Firmenumschläge oder Postkarten mit eingedruckter Firmenadresse verwendete. Ein Teil der Belege wurde entweder an ORTRANS oder Mory & Cie geschickt, ein anderer Teil auch an seine private Adresse, Bema 4 in Gdynia.

Ebenso gingen Belege an andere Adressen, die zum Teil gefälscht scheinen. Weitere Untersuchungen sind noch notwendig.

Wahrscheinlich hatte Sawicki einige gute Beziehungen zum PA Gdynia 1. Dieses Postamt verwendete er, um richtig frankierte, aber auch unterfrankierte Belege an die Polnische Post in Danzig zu schicken. Ebenso scheinen gute Beziehungen zu den polnischen PA Gdansk 1 (Heveliusplatz) und Gdansk 2 (Bahnhof) bestanden zu haben. Das führte zu allerlei seltsamen Manipulationen, wie Belege mit dem Tagesstempel vom PA Gdansk 1 und ein Einschreibenstempel vom PA Gdansk 2 oder umgekehrt.

Prof. Dr. Udo Klein hat in seinem Aufsatz "Kuriositäten der polnischen Hafenpost in Danzig" (ARGE Danzig Literatur-Nr. 991, 1999) mehrere Sawicki-Belege, auch mit Nachporto, dargestellt.

Die Portostufe:
Eine "Dreistadt", wie im Text angegeben, hat es damals nicht gegeben. Wie konnte das auch sein: Danzig und Zoppot in der Freien Stadt und Gdynia in Polen? Deswegen war auch ein Ortstarif nicht möglich. Ein Fernbrief kostete damals 25 Groszy. Dieser Brief ist also um 10 Groszy unterfrankiert. Nachporto sollte das Zweifache der fehlenden Gebühr betragen (2 x 10 Groszy = 20 Groszy). Hier sind aber 25 Groszy, also 5 Groszy zu viel, erhoben worden. Es gibt mehrere Nachportobelege von Sawicki, bei denen das Nachporto falsch berechnet worden ist.

Die Stempel:
Der Stempel oben rechts auf der Briefmarke deutet auf das PA Gdynia 1 hin, zu dem Sawicki wahrscheinlich gute Beziehungen hatte. Der T-Stempel ist auf dem PA Gdansk 2 verwendet worden und auf mehreren Sawicki-Nachportobelegen zu sehen. Ich kenne diesen T-Stempel aber nur von Sawicki-Belegen und nicht von anderen. Ebenfalls den Gdansk 2-Stempel auf Nachportomarken findet man - mit einigen Ausnahmen - nur auf Sawicki-Belegen. Normalerweise wurden Nachportobriefe immer zum Hauptpostamt Gdansk 1 geleitet. Wahrscheinlich hatte Sawicki auch gute Beziehungen zum PA Gdansk 2; deswegen sind die Briefe oft dort abgestempelt worden.

Die Nachportomarken:
Wahrscheinlich hatte Sawicki Einfluss auf die Marken, die verwendet wurden, denn er war ja Briefmarkensammler. Man soll dabei nicht vergessen, dass das PA Gdansk 2 nicht für das Publikum geöffnet war und deswegen überhaupt keine Briefmarken benötigte. Vielleicht hat Sawicki die Nachportomarken mitgebracht, weil er sie gestempelt für seine Sammlung brauchte. Seine Nachportobelege zeigen immer verschiedene Nachportomarken. Die 10-Groszy-Nachportomarke mit Port Gdansk-Stempel war mir allerdings noch nicht bekannt.
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Arge Danzig, Rundschreiben 234, Seite 2269.


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Added: 26/01/2012
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