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Danzig–Stempel 1920 bis 1923 - wohin geht ihr?
Prof. Dr. U. E. Klein

Die erste schriftliche Zusammenfassung über „echte“ Danzig-Stempel auf Danzig-Marken stammt von Gerhard Schüler aus dem Jahre 1957.

1.) Nach heutiger Auffassung sind die von ihm so bezeichneten rückdatierten (Gefälligkeits-) Stempel solche Abschläge, bei denen man auf Grund von zeitlich zuzuordnenden, durch die Benutzung entstandenen Beschädigungen, oder abweichenden Stempelfarben feststellen kann, daß sie grundsätzlich vorher zwar zeitrichtig bekannt waren, aber später nicht zeitrichtig, sondern rückdatiert, abgeschlagen wurden (Folge: Falschkennzeichnung).

2.) Gefälligkeitsstempel sind ebenfalls zwar zeitgerecht bekannte, jedoch in „Mißkredit“ geratene Stempel, weil sie zwar zeitgerecht, jedoch nicht nur als Gebrauchsstempel (Abgangs- und Ankunfts-Poststempel) benutzt wurden, sondern auch für Massenentwertungen von ganzen Bögen, überfrankierten Briefmassenauflieferungen und sonstigen Gefälligkeiten am Postschalter dienten.

Massenhaft zu Gefälligkeitsstempelungen benutzte Stempel sind übrigens nach Auffassung des Berliner Vereins der Deutschlandsammler e.V. (4) zeitgerecht entstanden und damit „echt“. Diese Auffassung widerspricht diametral der aller Danzigkenner wie besonders den noch zu nennenden verstorbenen Herren Schüler und Kniep.

Beliebt waren auch gefällige Stempelabschläge auf Marken mit Pfennig- oder niedrigen Marknominalen (besonders Porto- und Dienstmarken), die in der Spätinflation zwar frankaturgültig, aber nicht frankaturfähig waren, weil mehrere 100 bis 1000 Exemplare bereits für einen einfachen Ortsbrief nötig gewesen wären. Zu denken ist hier besonders an die niedrigwertigen DM-Aufdruckmarken nur für den Behördengebrauch, die gar nicht mehr eingekauft wurden. Die Schüler’schen Gefälligkeitsabstempelungen schließen auch immer wieder, wenn insgesamt auch mengenmäßig zu vernachlässigen, Rückdatierungen ein (=Fälschungen). (Folge für Gefälligkeitsstempel allgemein: Kennzeichnung durch einen schraffierten Kreis, was sie als „Sorte II“– Abstempelungen ausweisen soll.)

3.) Echte Stempel sind ganz überwiegend für Bedarfsversendungen eingesetzt worden (Folge: Besondere Kennzeichnung als „Sorte I“– Abstempelungen ).

4.) Falsche Stempel schließlich sind auch alle Abschläge, die während der Laufzeit einer betroffenen Marke in Ermangelung des Stempels bzw. des Stempelgerätes noch gar nicht möglich waren oder aber nackte Phantasie- bzw. Nachahmungsprodukte darstellen (Folge: Falschkennzeichnung).

Die zeitlich frühesten Stempelforscher in den 30er und 40er Jahren und später waren Mitglieder der Berliner Philatelistischen Vereinigung: „Verein der Deutschlandsammler e.V.“, der auchheute noch gebührenpflichtige Lizenzen für eine besondere Markenkennzeichnung an ent-sprechende Experten vergibt.

Probleme ergaben sich in den letzten Jahren jedoch durch die inflationistische Vielzahl von teil-weise stark divergierenden Ansichten zu individuellen Stempeleigenschaften. Grund ist die in den letzten 15 Jahren stark gestiegene Zahl von alten und neuen entsprechenden Lizenznehmern. Im Kontrast hierzu steht die geringe Anzahl von Publikationen, so daß der Nachwuchs nur unzurei-chend über Stempelfakten und Beurteilungsbeweggründe unterrichtet sein kann. Folge ist, daß bei jeder großen Auktion praktisch alle bekannten Danzigstempel, übrigens auch mit durchaus abwei-chenden Berliner Lizenz-Signaturen, vorkommen können. Vor solchen Ankäufen muß daher gewarnt werden, wenn nicht zusätzlich das Namenssignum eines bewährten, nicht unbedingt aktuell qualifizierten Experten, vorhanden ist.

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Arge Danzig, Rundschreiben 212, 2006, Seite 1541.


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Added: 08/02/2008
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