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Gallery » Arge Danzig Rundschreiben Nr. 259 » Jahrtausendfeier der Rheinlande in Danzig 1925 : Der Rheinland-Rummel

>> Jahrtausendfeier der Rheinlande in Danzig 1925

In Danzig wurde dazu zwischen dem 31. August und dem 5. September 1925 von deutschnationalen Kreisen eine Rheinische Woche ausgerichtet. Dazu wurde eine patriotische Sonderkarte mit dem Text Gedenke, daß Du ein Deutscher bist! Jahrtausendfeier der Rheinlande in Danzig 1925 herausgegeben.

Sonderkarte zur Jahrtausendfeier der Rheinlande in Danzig vom 1. September 1925 aus Zoppot nach Dresden befördert.

„…Von der erhebenden Feier, die ein begeisterndes Bekenntnis zum Deutschtum darstellt, die in dem hiesigen abgetrennten Gebiete besonders feierlich anmutet, senden herzlichste Grüße…“

Das Ereignis in Danzig fand nicht überall Zustimmung, so schrieb die Danziger Volksstimme, das Organ der werktätigen Bevölkerung in Danzig, in ihrer Ausgabe vom 1. September 1925:

Der Rheinland-Rummel

Bestimmte Kreise Danzigs machen jetzt in Rheinlandfeiern. Wie auf den deutschen Tagen, den Tannenbergfeiern und ähnlichen Gelegenheiten soll hier „deutscheste Art“ sich zeigen. Es werden Platzkonzerte, Gedenkfeiern, Weiheabend veranstaltet, eine ganze Woche lang. Alles läuft mit grünweißen Rosetten herum und klatscht, wenn die Musik ein patriotisches Stück gespielt hat. Das ist das Gewand der sieben Tage. Was sollen uns nun diese Rheinlandfeiern? Dienen sie wirklich der Verehrung des alten deutschen Stromes und des Landes, das in diesem Jahre ein Jahrtausend zum deutschen Mutterland gehören soll? Ist nicht alles nur sehr unwesentlich und ein willkommener Anlaß für nationalistische Propagandazwecke? Wenn man den gestrigen Abend in Danzig gesehen hat, ist der Verdacht sogar bestätigt worden. Und wenn man weiß, wer die Leitung der Feiern hatte, was für Elemente sich bei allen ähnlichen Gelegenheiten in die Ausschüsse und Vorstände schleichen und diese Feiern für ihre Propaganda ausbeuten, dann hat man kaum einen Zweifel mehr über das wahre Gesicht der rheinischen Woche. Es gibt kaum einen günstigeren Boden für nationalistische Umtriebe als Danzig.
Nirgends ist es so billig, von der Erhaltung seiner nationalen Art zu sprechen. Wir leben ja hier auf einer deutschen Insel umgeben von polnischem Gebiet. Wie leicht läßt sich da eine Verbindung herstellen mit dem Schicksal des Rheinlandes, das Jahre unter fremder Besatzung gestanden und seit Jahrhunderten der Zankapfel des deutschen und französischen Volkes gewesen ist. Wie aber das Rheinland die Zukunft hat, zwei großen Kulturvölkern als Bindeglied zu dienen, so wichtig ist es, in Danzig eine Plattform zu schaffen für die Verständigung und für das friedliche Zusammenleben der deutschen und polnischen Nation. Hier aber versucht man, das Gegenteil zu erreichen, möglichst alle Brücken der Verständigung niederzureißen. Und zu diesem Zwecke veranstaltet man Rheinlandfeiern. Ist es ein Zufall, daß die Gedenkfeier im Friedrich-Wilhelm-Schützenhause mit dem Jahrestag der Schlacht von Sedan zusammenfällt? Wir vermuten stark, daß eine solche Verbindung beabsichtigt war. Und ist es weiter ein Zufall, daß am Sonntag vor der Rheinlandwoche der Parteitag der deutschnationalen Volkspartei stattfand, auf dem Reden gegen den neuen Senat gehalten wurden, der von den Polen gewählt worden sei. Es trifft alles so gut zusammen, um für die politische Agitation verwertet zu werden. Und das wird in reichlichem Maße getan. Wer kann auf die Mentalität des Danziger Spießbürgers sicherer wirken als die Verbindung Polen und Franzosen? Die Danziger Arbeiterschaft hat im Voraus den Zweck der Rheinlandfeier erkannt und sich nicht vor den Parteikarren der Deutsch-nationalen vorspannen lassen…“


Arge Danzig, Rundschreiben 259, 2. Quartal 2018, Seite 3167.


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Added: 02/04/2018
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