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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 211 - 2. Quartal 2006 » Konzentrationslager Stuttfof

>> Stutthof, ein in Deutschland fast unbekanntesKonzentrationslager
von Brigitte Jäger-Dabek

Immer noch war eine große Zahl von Häftlingen im seit April 1945 von allen Landverbindungen abgeschnittenen Lager. Es können Tausende (vielleicht sogar 10.000) gewesen sein, hauptsächlich Jüdinnen. Ende April, am 25. oder 27.4.1945, begann unter ständigen sowjetischen Luftangriffen die Evakuierung über See (ca. 5.000)

in 5 kleinen Barkassen Richtung Schleswig-Holstein, nach Flensburg und größten-teils in die Neustädter Bucht. Viele Häftlinge, man nimmt an, noch einmal 3.000, starben auf diesem letzten Weg, ein Teil davon vor Kiel, als einen Tag vor Ankunft der Briten das Schiff sank, auf dem sie sich befanden. In der Neustädter Bucht spielte sich das letzte große Drama ab. Die Kapitäne der mit anderen KZ-Häftlingen schon restlos überfüllten, dort auf Reede ankernden, ständigen Luftangriffen ausgesetzten, Schiffe (darunter die „Cap Arkona“) weigerten sich, noch mehr Menschen an Bord zu nehmen. Viele der Verzweifelten gelangten mit letzter Kraft an den Strand, wo noch einmal 400 von der SS erschossen wurden.

Währenddessen ging das Leiden im Hauptlager Stutthof weiter. Bis zum bitteren Ende, bis zum letzten Tag dieser ‚tausend’ Jahre, blieb es in deutscher Hand. Früher hatte die wasserumschlossene Lage Fluchtversuche aussichtslos gemacht. Jetzt hinderte sie die Rote Armee: Im Norden die Ostsee, im Westen die Weichsel mit dem Weichseldelta, im Süden die Nogat, im Osten das Frische Haff.

Erst nach der Kapitulation - am 9.5.1945 um Mitternacht vom Kommandanten der 3. Wachkompanie, Paul Ehle, verkündet - marschierte eine Einheit der Roten Armee am 10.5.1945 ein und befreite die kleine Zahl der 120 überlebenden Häftlinge (mit Nebenlagern einige Hundert).

Der erste Kommandant, Hauptsturmführer Max Pauly, wurde 1946 in Hameln hingerichtet, nachdem er im Hamburger Curio-Haus-Prozeß vom 18.3. bis 5.5.1945 zum Tode verurteilt worden war. Der zweite Kommandant, Sturmbannführer Paul-Werner Hoppe, wurde 1957 in Bochum zu (nur!)neun Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord verurteilt.

Von den ca. 120.000 Häftlingen, die das Lager durchlaufen hatten, starben mindestens 65.000 , vielleicht sogar 80.000. Von den über 50.000 Juden, die nach Stutthof gebracht worden waren, starben fast alle.

Literatur
-  Benz, Wolfgang / Hermann Graml / Hermann Weiß:
Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997

-  Benz, Wigbert / Bernd Bredemeyer / Klaus Fieberg:
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg, Braunschweig 2004

-  Gutman, Israel / Eberhard Jäckel / Peter Longerich (Hrsg.):
Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, München 1998

-  Orth, Karin:
Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Hamburg 1999

-  Sofsky, Wolfgang:
Die Ordnung des Terrors - Das Konzentrationslager, Frankfurt/M. 1993

-  Die Krematoriumsöfen nach der Befreiung 1945,
Quelle: United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Muzeum Stutthof , Photograph #12199

 

Arge Danzig, Rundschreiben 211, Seite 1502.


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Added: 08/02/2008
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