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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 213 - 4. Quartal 2006 » Gruß aus Danzig - Reiseeindrucke 1891 bis 1906

>> Gruß aus Danzig – Reiseeindrücke 1891 bis 1906

südwestlich der Danziger Bucht. Von der Gesamtfläche (ca. 29 qkm) waren ca. 4 qkm mit Häusern bebaut, ca. 6 qkm waren Wege, Straßen und Eisenbahnen, ca. 7 qkm landwirtschaftlich genutzt und 1 qkm Wasserfläche. Im Jahre 1900 betrug die ortsansässige Bevölkerung 147.000 Einwohner, darunter 95.940 Evangelische, 47.005 Katholiken und 2.562 Israeliten.

Die Mottlau, ein kleiner Fluß mit ca. 5 m Tiefe, durchströmt die Stadt in zwei Armen und trennt die älteren Stadtteile am linken Ufer (Altstadt, Rechtstadt und Vorstadt) von den am rechten gelegenen neueren (Niederstadt und Langgarten). In der Mitte liegt die Speicherinsel mit den großen Getreideniederlagen, die bis zu 100.000 t bergen können. Die Radaune trennt die Alt- von der Rechtstadt. Außerdem durchziehen mehrere Kanäle die Stadt. Von den etwa 50 Brücken sind die größten die Kuhbrücke, die Grüne Brücke, die Mattbuden- und die Milchkannenbrücke.

Danzig gehörte wegen seiner Bauwerke und der landschaftlichen Schönheit seiner Umge-bung zu den interessantesten deutschen Städten. Der Mittelpunkt der Stadt war die Rechtstadt. Ihr Glanzpunkt, die Langgasse und der Lange Markt, ist ein breiter, die Stadt von West nach Ost durchschneidender Straßenzug, den eine Reihe stattlicher Giebelhäuser einfassen, meist Prachtbauten aus dem 16. bis 18. Jhd. Den oft engen Straßen des Stadtkerns kehren die schmalen und tiefen Häuser ihre hohen, durch kunstvolle Steinarbeit oft reich verzierten Giebel zu.

Danzig hatte damals 26 Gotteshäuser (15 evang., 7 kathol. Kirchen, 2 Synagogen). Hervorzuheben ist die Oberpfarrkirche zu St. Marien, eines der hervorragendsten Baudenk-mäler in den baltischen Gegenden, gegründet 1343 und später bis 1502 bedeutend vergrößert. Sie überragt wie eine Festung (105 m lang, 66 m breit) mit ihrem gewaltigen Westturm (76 m) und den 10 Giebeltürmchen die Stadt.

Unter den Toren der Stadt sind besonders zu nennen das Hohe Tor, ein mächtiges, 1558 im Renaissance-Stil erbautes Festungstor, das Langgasser Tor, erbaut 1612 in italienischer Renaissance, gegenüber der Stockturm von 1346 und dann noch das Grüne Tor, erbaut 1568.

Unbedingt erwähnt werden muß das Rathaus aus dem 14. Jhd. am Langen Markt mit seinem schlanken Turm (45 m) und der zierlichen, mit einem Glockenspiel versehenen Spitze. Berühmt ist der Artus- oder Junkerhof am Langen Markt, vormals Versammlungshaus der reichen Danziger „Stadtjunker“, seit dem 18. Jhd. Börse. Davor befindet sich der stattliche Neptunbrunnen, der 1633 in Holland gegossen wurde.

Der Hafen der Stadt in Neufahrwasser ist durch eine 850 m lange Granitmole vor Stürmen und Versandung geschützt. Auf der Spitze der Mole steht ein eiserner Leuchtturm, ein neuer wurde auf dem Land neben der Lotsenstation errichtet. Ihre große Bedeutung als Seehafen verdankt Danzig seiner Lage an der Mündung der Weichsel. Ihr geräumiges und tiefes Bett und die bis zu 5 m ausgebaggerte Mottlau gestatten auch größeren See-schiffen, ins Innere der Stadt zu gelangen. Haupt-Handelsartikel sind Getreide (vor allem Weizen ), Holz und Zucker. Die Lange Brücke, ein sich vom Grünen Tor bis zum Fischmarkt hinziehender mit Läden besetzter Kai, ist der Sammelplatz der Schiffer. Das be-rühmte Krantor ist ein Teil dessen.

Danzig hatte 1900 ein Postamt erster Klasse mit 4 Zweigstellen, ein Telegaphenamt erster Klasse sowie 3 Postämter und eine Postagentur in den Vorstädten sowie 129 Briefkästen. Die Anzahl der eingegangenen Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben betrug 11.915.930, der Pakete 831.817 und der Post-Nachnahmesendungen und Aufträge 85.512. Auf Postanweisungen wurden 35.796.511 M ausgezahlt und 30.038.701 M einge-zahlt. Der Telegrammverkehr umfaßte 201.077 aufgegebene, 226.889 eingegangene und 726.340 Stück im Durchgang. Die Fernsprecheinrichtung (seit 1882) zählte 864 Sprech-stellen.

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Rundschreiben 213, Literaturbeilage 695A, 20. September 2006, Seite 2.


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Added: 25/05/2008
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