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>> Postort Pröbbernau / Verkehrseinrichtungen und Ortschaften auf der Frischen Nehrung

Von Stutthof führt der zum Theil sandige Fahrweg über Bodenwinkel, Vogelsang, Pröbbernau und Liep durch Kiefernwald, welcher sich nach Kahlberg hin mehr und mehr lichtet. Die Bewohner der drei erstgenannten Dörfer betreiben Ackerbau auf dem dem Haff abgewonnenen fruchtbaren Lande; ein anderer Theil der Bevölkerung nährt sich von dem Ertrage des Fischfanges. In Pröbbernau soll von einem noch näher zu bestimmenden Zeitpunkte ab eine Postagentur eingerichtet werden.

Kahlberg, ein Fischerdorf mit 125 Einwohnern, ist unter. Aufwendung bedeutender Kosten seitens einer Aktien-Gesellschaft zu Elbing mit reizenden Anlagen versehen worden. Hier schweift der Blick des Beschauers auf das durch Fahrzeuge belebte Haff und fernhin auf das hohe Land des gegenüber liegenden Ufers, welches mit seinen stattlichen Herrenhäusern, dunkelgrünen Waldmassen, Dörfern und Städten ein buntes Bild bietet. Auf der anderen Seite der Nehrung dehnt sich die Ostsee majestätisch aus. Das Seebad ist bei dem reinen, festen Meeresgrund und dem kräftigen Wellenschlag vorzüglich, weshalb die Zahl der Badegäste sich von Jahr zu Jahr steigert.

Von Kahlberg bis zur ostpreufsischen Grenze zeigt sich jetzt nur fliegender Sand. Noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts war dieser Theil der Nehrung reich bewaldet; seitdem sind die Bäume abgeschlagen, ohne dafs man an eine Aufforstung der ab-geholzten Flächen gedacht und sich die Nachtheile vergegenwärtigt hat, die dadurch späteren Geschlechtern zugefügt werden. Ein öffentlicher Weg ist auf dieser Strecke nicht mehr vor-handen. Erst in den letzten Jahrzehnten geht die nunmehr königliche Forstverwaltung mit allem Eifer daran, die Dünen zu beptlanzen, den Sand zu befestigen und dadurch der weiteren Versandung des Haffs vorzubeugen.

In Narmeln befindet sich eine Station zur Rettung Schiffbrüchiger.

Von der ostpreufsischen Grenze bis zum Pillauer Tief ist gut bestandener Wald mit ieichlichem Wild. Ein Fahrweg zieht sich theils durch den Wald, theils längs des Haffes hin, doch muß diesem ‘Vege oft eine andere Richtung gegeben werden, weil NVasser und Eis alljährlich das Ufer verändern. Die Königl Regierung zu Königsberg i. Pr. lafst zur Helebung des Verkehrs bei der Försterei Grofsbruch einen Hafen anlegen, den die zwischen Danzig bz. Elbing und Königsberg fahrenden Dampfschiffe anlaufen werden.

Samintliche Ortschaften liegen auf der dem Haff zugewandten Seite der Nehrung. Sie sind dadurch vor dem rauben Seewinde mehr geschützt. Der Fischfang bildet jenseits Kahlberg die Hauptbeschäftigting der Einwohner. Die Gesmimtzahl der letzteren von Vöglers ab bis zur Spitze der Nehrung bei Pillau beträgt 450. Die Fischer führen ein kümmerliches und gefahrvolles Dasein.

Bekanntlich wurden bis zur Fertigstellung der Kunststrafse zwischen Berlin und Königsberg Posten von Danzig aus über die Nehrung bis Pillau und weiter geführt. Zahlreiche Extraposten suchten diesen Weg auf. Damals befand sich in Kahlberg ein nicht unbedeutendes Postrelais. Mit dem Wegfall dieses Verkehrsweges vor mehr als so Jahren ist der Wohlstand der Bewohner immer mehr gesunken. Die Spuren der alten Poststrafse sind verweht. Mit Flechten und Moos bedeckte Meilenzeiger von Holz oder Stein, welche die kurische Nebrung noch aufweist, bieten sich auf der frischen Nehrung dem Blicke nicht mehr dar.

Daß bei der so geringen Einwohnerzahl und unter den geschilderten Bodenverhältnissen auf einen erheblichen Geschäftsumfang bei den neuen Verkehrsanstalten zunächst nicht ge-rechnet werden kann, liegt wohl nahe. Die Reichs- Postbehörde trägt aber durch die hergestellte Verbindung zur Erleichterung und Hebung des Verkehrs der auf der frischen Nehrung vereinsamt Wohnenden nicht unwesentlich bei und dient dadurch der Förderung der von den Staatsbehörden verfolgten Kulturzwecke. Segensreichere Früchte wird in dieser Hinsicht die Zukunft bringen.

Schon seit Langem trägt man sich mit dem Gedanken, behufs Abwendung der Gefahren durch Dammbruch etc. die Weichsel anderweit in die Ostsee münden zu lassen. Die Ansichten über das Wie: und Wo: gehen noch aus einander. Gleichzeitig hiermit ist in Anregung gekommen, das frische Haff trocken zu legen, zur Bewältigung der Wassermassen aber, welche im Wesentlichen der Pregel, die Passarge, der Elbingtlufs, die Nogat und die Elbinger Weichsel dem Haff zuführen, sowie zur Erhaltung der Verbindung mit der Ostsee schiffbare Kanäle herzustellen. Verwirklicht sich dieser grofsartige Gedanke, der nun schon seit mehr als 100 Jahren immer wieder auftaucht, dann wird auch die Nehrung aus ihrer Abgeschlossenheit heraustreten, der sandige Boden so weit als möglich zurückgedrängt werden und üppiges Feld da gedeihen, wo jetzt nur eine unfruchtbare Sandwüste vorhanden ist.

 

Rundschreiben 168, Literaturbeilage 969, Archiv für Post und Telegraphie, Seite 756.


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Added: 10/11/2015
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