>> Die Briefmarken Danzigs, ein Spiegel seiner Geschichte
O. Konschewsky, Bergfelde
Im Album folgt die erste eigene Freimarkenausgabe, bei welcher zu lesen ist: „31.1.1921, Erinnerungsmarken, Konstitutionsausg. (15.11.1920)“. Diese Reihe erschien also zum Gedenken an die Anerkennung der Verfassung der Freien Stadt und zeigt im Mitteloval das Bild der Danziger Kogge, eines bewaffneten Handelsschiffes. Große deutsche Vergangenheit der Stadt, in welcher sie Quartierort der Hansa war, wird in dankbarer Erinnerung mit der neuen Verfassung in Verbindung gebracht. Die mächtigen Segelschiffe ziehen wieder von Danzig aus in alle Welt, jetzt aber leider nur in Bildnissen auf den Briefmarken. Sie weisen auf die einstige Macht der alten Stadt hin. Vor der Entdeckung Amerikas war die Ostsee für den Handelsverkehr wichtiger als die Nordsee. Infolgedessen blühte Danzig frühzeitig auf. Seine Lage machte es nicht nur zur Vermittlerin des im Mittelalter wichtigen Handels zwischen Polen und Schweden, sondern überhaupt zum Mittelpunkt des europäischen Binnenhandels. Als wichtiges Glied der Hansa wetteiferte es mit Lübeck und Riga. Nach der Entdeckung Amerikas traten die Ostseehäfen allgemein gegen die Nordseehäfen zurück. Auch Danzig verlor damit viel von seiner Bedeutung als Handelsstadt. Hamburg und Bremen blühten auf.
Die folgenden Ausgaben der Postwertzeichen zeigen das Danziger Stadt- und Staatswappen, zwei Ordenskreuze von einer Krone überragt. Es erinnert an die Zeit des Deutschen Ordens. Von ihm wurde in mehr als 50 jährigen Kämpfen Preußen, also auch Danzig, dem Christentum gewonnen. Um 1380 stand der Orden unter seinem Hochmeister Winrich von Kniprode auf der Höhe seiner Macht. Er herrschte über das ganze Gebiet von der Oder bis zum Finnischen Meerbusen und machte es durch deutsche Kolonisation zu einem deutschen Kulturland.
Die nun weiter in starker Flut erschienenen Markenreihen spiegeln die unselige Zeit der Inflation wider, von der auch Danzig ergriffen wurde. Werte bis zu 500 Millionen sind erforderlich. Beim Erscheinen mancher Serien sind zumindest die unteren Werte infolge der Geldentwertung postalisch kaum mehr verwendbar. Am 1. Nov. 1923 konnte dem rasenden Währungsverfall Einhalt geboten werden. Es gelingt, die Währung umzugestalten und zu festigen. Die Gulden- und Pfennigwerte sind ein sichtbarer Ausdruck hierfür. Anfangs sind es noch Provisorien, überdruckte Markwerte. 1924 wird eine endgültige Markenreihe herausgebracht, zuerst im Januar die Pfennigwerte, im Herbst die Guldenwerte mit geschmackvollen Landschaftsbildern. Auf dem ersten Bild erblicken wir Schloß und Kloster Oliva. Es erinnert an den Mönch Christian, der hier um 1200 in dem noch heidnischen Preußen wirkte, vom Papst zum Bischof von Preußen ernannt wurde und den Deutschen Orden zu Hilfe rief, als die Preußen aus Furcht, von den bereits zum Christentum übergetretenen Polen abhängig zu werden, nach wie vor nichts von seiner neuen Lehre wissen wollten. Weiter sehen wir das Wahrzeichen Danzigs, das Krantor an der Langen Brücke, die über die Mottlau führt. Das nächste Bild zeigt uns das Seebad Zoppot mit seinem herrlichen Strand. Es folgt die Darstellung der Marienkirche. Der prächtige Backsteinbau deutscher Gotik mit dem stumpfen Glockenturm, von der Frauengasse aus gesehen, erscheint wie eine hohe Feste. Zuletzt fesselt uns der Langemarkt mit dem Rathaus, dessen nadelspitzer Turm fast bis in die Wolken emporragt. Auf den kleinen Gemälden stehen neben Tor, Kirche und Rathaus giebelreiche Bürgerhäuser mit altanartigen Vorbauten in feierlicher Ruhe und majestätischer Schönheit. Es sind wundervolle, unnachahmlich schöne Baudenkmäler mittelalterlichen Gepräges, wie man sie in dieser Reinheit nur noch in Nürnberg findet. Sie legen Zeugnis ab von der Glanzzeit der Stadt, der Zeit der Hansa.
Auch die Festausgabe zur Internationalen Briefmarken - Ausstellung im Juli 1929 will mit seiner Darstellung des Neptunbrunnens an diese ruhmreiche Zeit Danzigs erinnern.
Die bisherigen Briefmarken Danzigs werden abgeschlossen durch eine Gedenkausgabe aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der Freien Stadt, eine weitere zur Luftpostausstellung 1932 und die Wohltätigkeitsmarken zu Gunsten der Winterhilfe 1933. Hierbei sind kursierende Marken mit entsprechendem Aufdruck versehen worden.
Du deutscher Briefmarkensammler, der du zuerst die Marken deines Vaterlandes sammeln willst, reihe auch die Marken Danzigs in deine Sammlung ein. Sie verdienen allererste Beachtung, denn sie sind Zeugen und geschichtliche Dokumente einer großen, altehrwürdigen deutschen Vergangenheit...
Arge Danzig, Rundschreiben 210, Seite 1478.
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Added: 08/02/2008
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