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>> Irrtümer auf Briefmarken

andere zeichnerische Merkwürdigkeit auf dem deutschen 20-Mark-Wert von 1921, wo sich offensichtlich der Pflüger vor lauter Arbeitswut die Füsse abgeschnitten hatte. Als förmliches Naturwunder wirkt der doppelschwänzige böhmische Löwe auf der Ausgabe 1919 der Tschechoslowakei, zumal er noch dazu Schleifen im Schwanz trägt, ähnlich wie früher junge Mädchen im langen Haar.

Eine wahre Komödie der Irrungen wurde im Jahre 1927 von der Postverwaltung Griechenlands aufgeführt und hatte bei den Markensammlern einen durchschlagenden Heiterkeitserfolg. Zunächst ein paar Worte Weltgeschichte: Am 20. Oktober 1827 wurde in der Seeschlacht von Navarino, dem heutigen -griechischen Pylos, die ägyptischtürkische Flotte durch die vereinigten englischfranzösischrussischen Schiffe unter dem Befehl der Admiräle Codrington, de Rigny und von der Heyden geschlagen. Zur 100-Jahr-Feier dieses Sieges gab die griechische Post fünf Gedenkmarken heraus, darunter solche mit den Bildnissen der drei verbündeten Seehelden. Als die neuen Marken von der Druckerei geliefert wurden, bemerkte man mit Entsetzen, dass man die Namen der Admiräle de Rigny und von Heyden verwechselt, also den Franzosen zum Russen gestempelt und den Russen französiert hatte! An den postamtlichen Verkauf mit diesen vertauschten Rollen war natürlich nicht mehr zu denken, und die Fehldrucke wurden der Druckerei zurückgegeben. Aber auch auf der dritten Marke mit dem Engländer wurde ein tückischer Fehler entdeckt, als sie kaum zum Verkauf gelangt war. Die Kennzeichnung des englischen Admirals auf der Marke lautete nämlich „Sir Codrington", was ein schweres Verbrechen gegen den englischen Sprachgebrauch bedeutet, da der Titel „Sir" stets mit dem Vornamen verbunden werden muss. Vielleicht befürchtete man politische Verwicklungen mit dem mächtigen England — jedenfalls wurde auch diese Unglücksmarke, als die griechischen Behörden von dem bösen Schnitzer erfuhren, schleunigst wieder aus dem Verkehr gezogen, um einer neuen, verbesserten Auflage mit der richtigen Unterschrift „Sir Edward Codrington" Platz zu machen. Später wurden übrigens beide Ausgaben doch wieder in Verkehr gebracht, als die Postverwaltung dahinter gekommen war, dass die Spekulation sich der wenigen verkauften Stücke der fehlerhaften Sorte bemächtigt hatte. Aber die philatelistische Pechsträhne war damit noch immer nicht zu Ende. Als man die zuerst erwähnten Marken einer genaueren Prüfung unterzog, fand man schliesslich auch noch, dass der Admiral de Rigny auf seinem Markenporträt ganz schlichte — Zivilkleidung trug. Ein französischer Marineoffizier und nicht in Uniform — das war natürlich unmöglich! Mithin war dieses Postwertzeichen sogar von doppeltem Pech verfolgt: ein Militär in Zivil und dazu mit falschem Namen. Zwecks Umkleidung musste also auch dieser Held auf der Marke den Rückzug antreten, was er bei Lebzeiten vor Nävarino nicht nötig gehabt hatte! „Irrungen, Wirrungen" — könnte man hier mit dem Dichter Fontane sagen.

Sogar ein doppelter historischer Irrtum ist dem Künstler unterlaufen, der im vergangenen Jahr die Marke zur Erinnerung an den ersten christlichen König von Ungarn, den heiligen Stephan, zeichnete. Auf dieser Marke trägt der König die alte Stephanskrone in der Form, wie sie seit 1526 im ungarischen Wappen dargestellt wird. Zu Stephans Zeiten sah die Krone aber noch wesentlich anders aus. Als Belohnung für die Einführung des Christentums schenkte ihm der damalige Papst Sylvester II.

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Internationale Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 42.


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Added: 18/02/2016
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