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Gallery » Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929 » Abschnitt „Kurszeiten und Bedarfsbriefe"

>> Beiträge zur „Memel"-Philatelie

>> III. Abschnitt „Kurszeiten und Bedarfsbriefe"

Werte in alter Markwährung nach Umrechnung zum Tageskurs in Litas-Währung verbraucht werden durften. Es ergibt sich also folgendes Bild:

Die litauische Verwaltung gab mit dem 26. 1. 23 ihre erste Ausgabe — provisorisch überdruckte vorgefundene französische Bestände — an die Schalter. Am 5. 3. 23 erscheint die erste eigene „Sichel" -Ausgabe (Steindruck aus Kowno), am 7. 2. 23 wird die Memeler Strichserie (Buchdruck und Stereotypie) und etwa 15. 2. 23 nachträglich die „Stern" -Ausgabe im Kownoer Buchdruck herausgebracht. Bedarfsbriefe und -Postkarten sind von letzter Serie unbekannt, von Werten der Strichserie ist überwiegend die 50 Mark rot anzutreffen und von der Sichelausgabe die 10 und 25 M auf blauer Urmarke. — Daneben durften nun die französischen Werte aufgebraucht werden. Eine einwandfreie Bedarfspostkarte an die Tilsiter Allgemeine Zeitung, freigemacht mit 10 x 30 = 300 Mark (Michel Nr. 115) — im Umrechnungskurs den 10 Centu-Satz entsprechend — trägt den Stempel „Klaipéda a" vom 26. 4. 23. (Man vergleiche auch Bemerkungen in Sammlerwoche 1926 Seite 521). Am 16. 4. 23 führte die Verwaltung der Litauer die neue Litaswährung ein und verausgabte Aufdruckprovisorien (auf Michelwerten 143, 147, 149) im Werte von 2-50 Centu (Michel Nr. 167-173).

Was wiederum hier zu beachten ist, ist die nun beginnende Auswechselung der Memelstempel deutscher Herkunft durch die neuen litauischen Formen; weit allen andern voraus erscheint der „Klaipéda a"-Stempel; am spätesten bleibt auf Cent- und Litaswerten als deutsche Stempelform „Pogegen" (Nr.) dem Schalterdienst erhalten.

Der Eisenbahnverkehr mit deutschem Betrieb wurde bis 15. VIII. 23 „für Rechnung des Memelgebiets" weitergeführt; als dann die Litauer sich der Bahnen bemächtigten, stellten die Deutschen den Verkehr bis 5. 2. 24 ein. Daher sind nur bis Mitte August 1923 deutsche Bahnpoststempel im Gebrauch, zu dieser Zeit werden litauische Wertzeichen ins Memelgebiet an die Schalter gebracht und dort auch zur Freimachung abgegeben! daher trifft man auch deutsche Memelstempel auf litauischen Centwerten vom Jahre 1923.

Die speziell für das Memelgebiet verausgabten Werte wurden noch bis zum 1. 6. 1925 am Schalter verkauft und waren noch bis zum 1. 9. 25 kursfähig. — Bedarfsbriefe und Postkarten mit Bahnpoststempeln zählen zu den beliebtesten Memel-Ganzsachen, weil sie selten sind. Man unterscheidet die „ovalen" deutschen und die kreisrunden litauischen Formen, letztere sind allgemein wenig bekannt und auch recht schwer erhältlich. —Und nun, lieber Leser, noch etwas zum Aufhorchen. Als das Memelgebiet an die alliierten Mächte abgetreten werden sollte, war mit der Abwicklung der Geschäfte von seiten Deutschlands ein „Reichskommissar für das Memelgebiet" betraut. Dieser hatte die stillschweigende Genehmigung, seine „Reichsdienstsachen" statt mit Memelmarken, mit deutschen (Ziffern-) Dienstmarken freizumachen! Als Anschriften dieser Briefe sind bisher bekannt:

1. Kommissar des Reichsfinanzministeriums für Rechtsangelegenheiten aus dem Kriege, Berlin (W. 66, Wilhelmstrasse 82 (85).
2. Wehrkreiskommando I. 1. Division, Königsberg Pr.
3. Preuss. Staatsregierung zu Königsberg Pr.
4. Diplomatischer Vertreter des Deutschen Reiches für Litauen in Kowno (Kaunas).

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Internationale Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 53.


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Added: 19/02/2016
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