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Gallery » Rundschreiben 139 - 3. Quartal, 1988 » Aus dem Leben eines Danziger Briefträgers (1907-1920)

ARGE DANZIG
Arbeitsgemeinschaft im Bund Deutscher Philatelisten e. V.
Horst Apitz      Arndtstr. 29    D 4970 Bad Oeynhausen      März 1988

Aus dem Leben eines Danziger Briefträgers (1907-1920) 

Literaturbeilage 913

Der älteste von elf Originalbelegen datiert von 1907. Damals war der Landbriefträger Schlack in Stuhm tätig. Ein Schreiben der Kaiserlichen Ober-Postdirektion an seine Vorgesetzten hat folgenden Wortlaut:

Der Kostenbetrag - 54 M - für die dem Landbriefträger Schlack außergewöhnlich gelieferten Kleidungsstücke ist von dem Genannten einzuziehen und mit Postanweisung an den Lieferer, Kaufmann Eduard Laiske - hier, abzuführen. Der Posteinlieferungsschein ist hier beizufügen.

Bereits zwei Tage später sandte das Postamt II Stuhm den Posteinlieferungsschein!

Im Jahre 1913 war Schlack nach Zoppot versetzt und als Briefträger tätig. Er war verheiratet, hatte fünf Kinder und ein Jahresgehalt von 1.370 M plus 290 M Wohngeldzuschuß. Das sechste Kind wurde am 23. März 1913 geboren, es starb bereits am 26. August 1913. Am 12. September 1913 stellte Schlack einen Unterstützungsantrag für Ausgaben, die er mit 91,90 M belegte, u.a. zwei Beträge für den Arzt mit 5,50 M und 3,00 M, zwei Apothekenrechnungen mit 1,5 M und 0,45 M. - Schon am 20. September wurden ihm 40 M bewilligt.

Aus einem Unterstützungsantrag vom 2. Februar 1916 geht hervor, daß Schlack im Jahre 1915 noch einmal 30 M Untersützung erhalten hatte. Er war seit Kriegsbeginn als Landsturmmann im Felde, seine Frau konnte mit dem zur Verfügung stehenden Einkommen nicht auskommen, hatte ab und zu kleinere Beträge leihen müssen und konnte diese nicht zurückzahlen. Das Gehalt - jährlich 1.560 M plus 290 M Wohngeld - war also monatlich 154.16 M, davon wurden als "Sonderausgaben" belegt

Miete   .......................................... 25 M  -   Pf.
Schulgeld (1x Mittelschule)  ......... 4 M  -   Pf.
Lebensversicherung   ................... 1 M 17 Pf.
Krankenkasse   .............................. 1 M 45 Pf.
Kleiderkasse   ................................ 1 M 15 Pf.
Beiträge zum Sparverein  ............. 5 M   -   Pf.
Steuern  ........................................  -  M 32  Pf.
Vereinsbeiträge  ............................ 1 M 10  Pf.      
.                                                                   39 M 19  Pf.

Hiernach "verblieben dem Unterbeamten zur Bestreitung der Kosten für die sonstigen Lebensbedürfnisse 114 M 97 Pf. monatlich".

Obwohl nur 20 M Unterstützung (seitens eines Vorgesetzten) beantragt wurden, bewilligte die K.O.P.D. bereits drei Tage später 50 M.

Noch im Jahre 1917 wurde Schlack - immer noch "im Felde" - das gleiche Gehalt gezahlt wie 1916. Ein neuer Unterstützungsantrag nennt als außergewöhnliche Ausgaben Saatkartoffeln, Holz, Schulbücher. Von den fünf Kindern Klara (14), Emma (13), Max (9), Otto (7) und Bruno (5) besuchte Klara die Mittelschule, die übrigen Kinder die städt. Gemeindeschule. - Es wurden "40 M aus Tit. 38 b bewilligt".

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Literaturbeilage 913, Horst Apitz, März 1988, Seite 1.


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Added: 06/03/2016
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