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Gallery » Arge Danzig Rundschreiben 270 » Arge Danzig, Rundschreiben 270, Seite 3616

Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@danzig.org]

Briefmarken-Rundschau vom 10. Februar 1921 Beilage der Danziger Zeitung Nr. 6 (Zweiter Jahrgang)


Briefmarken-Auktionen und Briefmarken-Börsen.

Über das Wesen dieser beiden Einrichtungen herrschen in Danzig, wie wir verschiedenen Äußerungen entnehmen, namentlich in jüngeren philatelistischen Kreisen noch vielfach irrige Vorstellungen. Die Auktionen haben keineswegs die Aufgabe, sonst weniger wertbares oder unbeliebtes Postwertzeichen-Material „unter die Leute“ zu bringen und abzusetzen, sondern sie sollen, wenn sie nach modernen Grundsetzen, wie es selbstverständlich ist, geführt werden, gerade der Erwerbung auch gesuchter, wertvoller und auf anderen Wegen somit schwer zu erhaltener Marken dienen.

Es ist im allgemeinen keineswegs der Fall, daß Briefmarken-Auktionen die Preise der Marken verteuern. Es kommt vielmehr erfahrungsgemäß häufig vor, daß bei Auflösung namentlich größerer Sammlungen einzelne Stücke daraus von dem Verkäufer in seiner Schätzungsbemerkung verhältnismäßig so niedrig angesetzt werden, daß sie noch unter einer sachgemäßen Taxe bleiben. Für philatelistisch weniger Erfahrene springt bei Ablieferung ihres Auktionsmaterials natürlich bei allen gut geleiteten Auktionen ein unparteilicher Taxator ein, der die Bewertung nach bestem Wissen und Gewissen festsetzt. Die veranstaltende Auktionsfirma hat selbst ein großes Interesse daran, daß die von ihr zum Verkauf gestellten Marken nicht zu teuer sind, und wird in vielen Fällen übertriebene
Preisforderungen gleich bei der Einlieferung zurückweisen. Von den abgesetzten Marken erhebt die Maklerfirma nur einen kleinen Provisionssatz für ihre Bemühungen und Kosten in einer Höhe, wie sie sich bisher durch Erfahrung in Berlin, Paris, London usw. als zureichend erwiesen hat.

Es steht zu hoffen, daß die auch vorläufig noch fern stehenden Danziger Händler dem Vorgehen der Firma, die nun zuerst in Danzig das „Eis alter Vorurteile“ durchbrechen will, bald anschließen werden. Seitens auswärtiger Firmen war, wie wir wissen, bereits für den kommenden Monat die Einrichtung eigener Briefmarken-Auktionen in Danzig geplant, und es galt, den Fremden schon im Interesse der Internationalen wie lokalen philatelistischen Bedeutung Danzigs unbedingt zuvorzukommen. Die veranstaltende Firma hat gesunde finanzielle Grundlagen, und es sind ihr, wie wir hören, u. a. die heute bereits für über eine Viertel Million Mark erstklassiger, altdeutscher Raritäten zur Versteigerung anvertraut worden. Daß die ganze Organisation völlig unparteiisch – unter Umständen unter Hinzuziehung eines vereidigten Auktionators – geleitet werden muß. ist natürlich selbstverständlich.

Auch schon für Zwecke der Steuerbehörde ist es erforderlich, daß eine Aufstellung der zu versteigernden Sachen bei der Behörde eingereicht wird. Die Teilnehmer an den Börsen und Auktionsabenden werden ja Gelegenheit haben, sich aus dem Verlaufe der ersten Veranstaltung überzeugen zu können, daß eine derartige Einrichtung für Danzig eine unabweisbare Notwendigkeit war. Wie wir hören, bringen auch offizielle Kreise dem Unternehmen Sympathie entgegen, und man wird in dieser Hinsicht wohl noch mit allerlei Überraschungen rechnen dürfen.

Wir hoffen daher, dass sich die neue Einrichtung zu einer allen Kreisen, Sammlern wie Händlern, nutzbringenden gestalten und sie unsere Erwartungen voll rechtfertigen wird.


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Added: 18/05/2021
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