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Einlage an der Weichsel - wo liegt das?
[Martin Jenrich, Tel. 030-99 141 66, E-Mail; martin.jenrich@web.de]

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Ein Herr Pahl aus der Danziger Mausegasse schreibt am 30. IX. 39 an seinen Sohn Alfred, den Landjahr-Jungen, der im Gasthaus Foth in Einlage a. d. W. wohnt;
„Lieber Alfred!
Ich schreibe Dir noch schnell und teile mit, dass ich Marken schicke, es gibt Montag neue – unsere verlieren ab Morgen ihren Werth. Herr Knoblauch ist tot. Die Kinder werden Sonntag eingesegnet. Ein Jammer nicht wahr? --- Gruß Papa“
Kopfstehend; „Die Marke mit zurücksenden. Wenn Du noch Karten u. Marken hast, behalte sie.“

Diese Postkarte brachte mich ins Grübeln. Bisher kannte ich nur „Einlage an der Nogat“, aber nicht „Einlage an der Weichsel“. Als ich Ende Mai/Anfang Juni 2009 mit Dieter Bronisch wieder einmal im ehemaligen Freistaatgebiet unterwegs war, nahmen wir uns vor, sowohl den Ort als auch die Adresse zu ermitteln.

Den Ort zu finden, war nicht schwer. Er ist in einer Landkarte der Freien Stadt Danzig verzeichnet und liegt an der Schleuse, die die alte Weichsel – die nach Danzig fließt - vom Weichseldurchstich – der in die Danziger Bucht fließt – trennt und hatte zur Zeit des Kleinbahnbetriebs auch einen Haltepunkt.

Als erstes fragten wir eine ältere Frau, die mit einem Fahrrad unterwegs war, ob sie etwas deutsch spräche. Das war nicht der Fall. Sie wusste aber, dass ganz in der Nähe eine deutsch Sprechende wohne und führte uns dorthin. Diese Elisabeth Paminska wurde von uns befragt, wo sich denn das ehemalige Gasthaus Foth befunden hätte. Da sie erst 1947 geboren wurde, wusste sie darüber nichts, meinte aber, dass wir einen Deutschstämmigen aufsuchen sollten, der ganz in der Nähe an der Weichsel wohne.

Wir klingelten an diesem Haus und hatten Erfolg. Ein Mann kam an den Gartenzaun und ließ uns ein. Er stellte sich als Engelbert Wolski vor, der 1935 geboren sei und schon immer in diesem Hause lebe. Seine Frau sei vor einigen Jahren gestorben, und er wohne nun allein in diesem Holzhaus direkt an der alten Weichsel (mit Bootssteg). Wir erklärten, dass wir uns sehr für die Postgeschichte der Freien Stadt Danzig interessieren und nun schon im fünften Jahr über die Dörfer ziehen, um herauszubekommen, wo sich die ehemaligen Postämter befanden und wer noch deutsch spreche. Mit Herrn Wolski unterhielten wir uns über Vieles, erfuhren, dass dieses Einlage postalisch zu Schiewenhorst gehörte und fragten letztendlich, ob er wisse, wo sich denn das Gasthaus Foth befunden habe. Er wusste es, führte uns hinaus und zeigte auf ein nicht weit entferntes weißes Haus. Zum Abschied ließen wir natürlich ein kleines Gastgeschenk zurück und begaben uns zu dem gezeigten Haus. Eine junge Frau, die dort wohnt, bestätigte uns dann, dass dies das ehemalige Gasthaus Foth sei. – Wir hatten die uns selbst gestellte Aufgabe erfüllt!

Diese Reisen in das ehemalige Freistaatgebiet machen uns großen Spaß. Wir vertiefen unsere Kenntnisse über dieses nun schon 70 Jahre nicht mehr existierende kleine Staatsgebilde, lernen Menschen kennen und haben dann zu Hause beim Betrachten der Stempel kleiner Danziger Orte den sogenannten AHA-Effekt, weil wir ja schon dort waren und uns an interessante Erlebnisse erinnern können.

'Aus dem Inhalt der Postkarte ergibt sich eine Erkenntnis';
Der 30. September 1939 war ein Sonnabend. Ab Sonntag, dem 1. Oktober 1939, verloren die bisher gültigen Freimarken ihre Gültigkeit, und ab dem darauf folgenden Montag, also dem 2. Oktober 1939, sollte es in Danzig neue Marken geben. Es handelt sich um die sogen. „Abschiedsausgabe“ (DR Mi.-Nr. 716-729), die lt. MICHEL Deutschland-Katalog aber schon am 28. September 1939 verausgabt wurde.
Wie erklärt sich diese Differenz?

Arge Danzig, Rundschreiben 226, Seite 2003.


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Added: 29/12/2009
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