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Gallery » Rundschreiben 242 - 1. Quartal 2014 » Die irische Brigade im Kriegsgefangenenlager Danzig-Troyl

Literaturbeilage 188

Bernd Marczinke, Tel. 06232-26204
15. November 2013

Die irische Brigade im Kriegsgefangenenlager Danzig-Troyl

Sir Roger David Casement wurde am 1. September 1864 in Sandycove bei Dublin geboren. Er war ein britischer Diplomat, der  sich später als irischer Nationalist für die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien einsetzte. Während des Ersten Welt­krieges verhandelte er mit der deutschen Regierung über eine Unterstützung des irischen Widerstands. Die Mitglieder der von ihm in deutschen Kriegsgefangenenlagern aufgestellten Irischen Brigade wurden von den Deutschen Behörden in das Kriegsgefangenenlager Danzig-Troyl gebracht. Nach dem Scheitern des Osteraufstandes von Dublin im April 1916 von den Briten als Verräter und von den Iren als Nationalheld angesehen, wurde er des Hochverrats an­ geklagt und am 3. August 1916 in London gehenkt.

1912 zog sich Sir Roger Casement von seiner Tätigkeit als Diplomat zurück und trat ein Jahr später den paramilitärischen Irish Volunteers bei, welche die irische Unabhängigkeit forderten. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges reiste er über die USA nach Deutschland, um Waffen und finanzielle Unterstützung für die Bewegung zu organisieren. In Deutschland angekommen, versuchte Casement zunächst eine Freiwilligenbrigade aus
irischen Kriegsgefangenen im Lager Limburg zu rekrutieren. Von den etwa 2.200 Inhaftierten Iren konnte er aber für seine Ideen nur 56 Männer gewinnen, die zunächst zur Ausbildung nach Zossen, später nach Danzig-Troyl, verlegt wurden.

Da somit sein Plan einer schlagkräftigen Freiwilligenbrigade gescheitert war, überzeugte Casement das deutsche Militär, 20.000 Gewehre, zehn Maschinengewehre und Munition an die Irish Volunteers zu liefern. Die von Deutschland versprochene Waffenlieferung erreichte ihr Ziel jedoch nie. Das Transportschiff, die „Aud“, hatte Lübeck am 9. April 1916 verlassen. Die Briten hatten zwischenzeitlich deutsche Funksprüche aufgefangen und stellten die „Aud“ am Morgen des 21. April. Sie wurde nach Queenstown eskortiert, wo der Kapitän das Schiff an der Hafeneinfahrt mitsamt der Ladung in die Luft sprengte.

Casement hatte Deutschland kurz nach der „Aud“ an Bord des deutschen U-Bootes U 19 verlassen. Am 21. April 1916 erreichte das Boot die Südwestküste Irlands. In einem Schlauchboot landeten Casement und seine Begleiter. Ihre Ankunft blieb jedoch nicht unbemerkt, und so wurde Casement kurz darauf verhaftet. Der Osteraufstand begann trotz der Nachricht von Casements Verhaftung am Ostermontag, dem 24. April 1916. Die schlechte Vorbereitung des Aufstandes führte jedoch dazu, dass dieser nach nur vier Tagen von den Briten blutig niedergeschlagen wurde.

Sir Roger Casement wurde wegen Hochverrats, der Sabotage und Spionage gegen die Krone angeklagt, seine Aktivitäten in Deutschland als Beweise seiner Schuld herangezogen. Er wurde im Alter von 51 Jahren am 3. August 1916 im Pentonville-Gefängnis in London durch Erhängen hingerichtet. Was wurde jedoch aus der Irischen Brigade?

Literaturbeilage 188, Bernd Marczinke, 15. November 2013, Seite 1.


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Added: 03/06/2014
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