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Gallery » Rundschreiben 238 - 1. Quartal 2013 » Haben die in den Handel gelangten "Danzig Abarten" Sammelberechtigung ?

Aus alten Unterlagen

Haben die in den Handel gelangten "Danzig-Abarten" Sammelberechtigung?

Vortrag von Kurt Grönke, gehalten am 16. März 1933 im Verein "Briefmarkenfreunde Danzig"

Schon sehr viel ist über die Danziger Abarten geschrieben und gesprochen worden. Ich erinnere an die zahlreichen Artikel des früheren Vorsitzenden des Vereins "Briefmarkenfreunde Danzig", Herrn Th. Reimann, in der Zeitschrift "Danziger Briefmarken-Rundschau" und seine Vorträge über Abarten in den Sitzungen des Vereins. Seinerzeit wurde immer wieder zur Fehde gegen die Abarten aufgerufen, doch konnte leider der Kampfgeist einiger Weniger nicht den Egoismus in vielen anderen Danzigspezialisten auslöschen, um sie zur Mitarbeit zu bewegen. Jeder Sammler, der im Besitz von Danzig-Abarten war, zitterte bei dem Gedanken, daß ein Kampf gegen die Abarten seine Schätze illusorisch machen könnte. Langsam gewöhnte man sich an die Existenz der Abarten, und die vielen Artikel gegen diese Erzeugnisse wurden, nachdem es interessierte Kreise geschickt verstanden hatten, Aufnahme einiger Abarten in die Kataloge zu erlangen – ad acta gelegt.

Das Dulden dieser Abarten hat gewissen Kreisen Mut gegeben und augenblicklich gerade werden sie in den Mittelpunkt der philatelistischen Interessen gestellt. Nun kann ich ja, soweit ich orientiert bin, sagen, daß die Sympathie für derartige Machinationen bedenklich erkaltet ist. Jeder Sammler, der früher noch Zeter und Mordio schrie, wenn ich seine Abarten kritisch beurteilte, hat heute schon zum größten Teil erkannt, daß er Utopist war.

Wo soll es hinführen, wenn jährlich 10 bis 30 Marken, die die Bezeichnungen "Novum" und "RRR" tragen und von deren Existenz man zehn Jahre lang nichts wußte, von gewisser Seite auf den Markt geworfen werden? Dieses z. Z. überhand nehmende Auftauchen neuer Abarten muß als ein Krebsschaden der gesamten Philatelie bezeichnet werden. Wo kommen die "Raritäten" nun her? In dem Katalog der "Internationalen Briefmarkenausstellung" in Danzig 1929, Seite 66, werden sie als Katalogmarken bezeichnet, die aus unterirdischen Kanälen an das Tageslicht kommen. Kann man diese Kanäle nicht verschütten? Erstaunlich ist die Taktik der Erzeuger. Als man vor Jahren Front gegen die Abarten machte, wurde die große Raritätenkiste zugenagelt und nur hin und wiedererfuhren Danzig-Spezialsammler die Geburt einer neuen Abart. Es wurde nicht viel Aufhebens gemacht, und man fand sich gezwungenermaßen mit dem Dasein dieser "RRR" ab. Als nun Gras über die Geschichte gewachsen war, kehrte der Mut zurück. Die ominöse Kiste wurde ans Tageslicht befördert, und nun kamen nie geahnte Schätze zum Vorschein. Es ist bedauernswert, daß man den Namen des Erzeugers dieser "Abarten" nicht erfahren kann; er hat bestimmt verdient, in den Annalen der Philatelie ein Ehrenblatt zu erhalten. Leider hat dieser "Jemand" keinen Einfluß auf die Herausgabe von neuen Marken bei der Danziger O.P.D. gehabt, denn dieser genial veranlagte "Philatelist" hätte uns sicher Prachtausgaben beschert, daß wir vor lauter Staunen das Sammeln selbst vergessen hätten.

Gewiß kann man diesen sogenannten Abarten eine Sammelberechtigung nicht absprechen, es werden ja die merkwürdigsten Gegenstände ... gesammelt. Also ist immer das persönliche Interesse des Einzelnen ausschlaggebend. Aber dieser wird bei den Danziger Abarten maßlos mißbraucht. Wer garantiert die Auflagenhöhe dieser neuen "Abarten"? Wer kann mir das Gegenteil beweisen, wenn ich behaupte, die Auflagehöhe einer solchen Abart ist größer als die einer regulären Marke? Wie ist die Preisgestaltung erfolgt? Die Taxpreise sind doch mit Recht als phantastisch zu bezeichnen. Es hat beinahe den Anschein, als ob der Druck dieser Ausgaben noch gar nicht aufgehört habe. Durch derartige Manipulationen kommen besonders unsere Danzig-Marken bei der ganzen Sammlergemeinde in Mißkredit, und es ist heute schon recht schwer, einen Tauschpartner für Danzig-Marken zu finden.

...Die Briefmarke ist die Visitenkarte ihres Landes, und bis auf einzelne Ausgaben sind die Danzig-Marken alle im Staate selbst hergestellt worden. Wenn nun ein ausländischer Sammler eine solche Danzig-Abart betrachtet, muß er doch zwangsläufig von einem Tiefstand der Danziger Druckindustrie und Technik überzeugt sein. Die Industrie wird den Vorwurf ablehnen, daß Makulatur-Druckausschuß bei jedem neuen Auftrag unvermeidlich ist.
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Arge Danzig, Rundschreiben 238, Seite 2405.


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Added: 27/12/2012
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