Aufdruck- und Stempelfragen
Stempelbetrachtungen mit kritischen Augen, Teil 7
[Willi Deininger, Tel. 06081/41359]
Die Erfordernis einer „zeitgerechten“ Entwertung ist jedem Sammler gestempelter Marken als Selbstverständlichkeit bewusst. Doch soll in diesem Beitrag anhand der „Tuberkulose-Ausgabe“ (Danzig Nr. 90-92) erwogen werden, ob nicht auch die Ausnahme von der Regel interessant und sammelwürdig ist.
In jedem Briefmarken-Katalog ist als Gültigkeitsdauer dieser Marken der Zeitraum vom 16. Oktober 1921 bis 30. November 1921 angegeben. Der Ausgabetag ist klar: Sonntag, der 16.10.1921. Auch der Ausgabegrund ist klar: Mit dem Zuschlag (100 % des Nennwerts) sollte die Lungenheilstätte in Jenkau finanziert und die reichsdeutsche Sammlerschar auf dem Umweg über Danziger Briefmarkenhändler und Tauschpartner entsprechend geschröpft werden. Der Letzttag, Mittwoch, den 30.11.1921, ist weit weniger klar und verständlich, erfolgte doch die nächste Portostufen-Anhebung erst einen Monat später!
Für diese willkürlich verkürzte Nutzungsdauer dieser Markenausgabe kann es nur zwei Erklärungen geben:
-Der Magistrat der Freien Stadt Danzig war mit den erzielten Zuschlagerlösen von 350.000 Mark zufrieden.
-Die Postverwaltung verkaufte zwar die Marken 14 Tage am Schalter, konnte aber schon 4 Wochen später die geschuldete Gegenleistung einer Briefbeförderung verweigern.
In der Praxis ist wohl der festgelegte Letzttag in unbekannter Dauer und Häufigkeit von Postkunden und Postbeamten ignoriert worden. Verlässliche Daten fehlen jedoch. Die Altprüfer Karl Kniep und Siegfried Stoye meinten einmal – nach einigem Zögern – gegen-über dem Verfasser, ca. 7 Tage als Übergangszeit für eine unbeanstandete Beförderung annehmen zu können.
Ich bespreche hier folgende „Ausreißer“:
Danzig Nr. 92
Stempelabschlag: DANZIG * 1 g (Wolff-Katalog Nr. 046.0, S. 2-17),Stempeldatum: 15.10.21 2-3 N (Sonnabend, also 1 Tag vor der Ausgabe)
Von großen Postämtern ist bekannt, daß bei hohem Post-aufkommen auch sonntags Dienst angeordnet war, zumal an einem Erstausgabetag ein Ansturm der Sammler und Händler zu erwarten war. Ferner kann man annehmen, daß Neuausgaben schon vor dem Wochenende von der LPD Danzig an die Post-ämter ausgeliefert wurden.
Ob nun ein Postbeamter schon am Sonnabend seine Post erledigte oder ein anderer vergaß, den Stempel einen Tag später umzustellen, ist reine Spekulation. Die Marke trägt keine Signatur.
Danzig Nr. 91
Stempelabschlag: ZOPPOT e FSD (Wolff-Katalog Nr. 24.0, S. 3-224), Stempeldatum: 19.12.21 10-11 V
Das Los stammt aus der 88. Auktion von Dr. R. Fischer, Bonn, vom 18.11.2006: „gepr. Infla Berlin sowie tiefst sign. Oechsner BPP, Mi 140“
AR: 80 €
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Arge Danzig, Rundschreiben 218, Seite 1745.
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Added: 27/04/2008
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