>> Die preußische Herrschaft:
alten Ruhm des Danziger Schiffsbau wiederhergestellt. Chemische Fabriken, Zuckerraffinerien, Brauereien, Ölmühlen, eine Waggonfabrik, auch die staatliche Gewehrfabrik und die Artilleriewerkstatt machten Danzig zu einer aufstrebenden Industriestadt.
Nicht minder bedeutsam war ihre Stellung als Hauptstadt der 1878 von neuem gebildeten Provinz Westpreußen. Zahlreiche Behörden schlugen in ihr ihren Sitz auf, so daß die rege Fürsorge, die der preußische Staat der Hebung der Landwirtschaft der Vermehrung der Industrie, dem Ausbau der Weichsel zur Großschiffahrtsstraße, der Förderung des Schulwesens in Stadt und Land widmete, gerade von Danzig aus ihren dankbar anerkannten Ausgang nahm. Die Danziger Presse - die liberale Danziger Zeitung seit 1858, die konservative Danziger Allgemeine Zeitung seit 1885, die katholische Landeszeitung seit 1842, die Danziger Neuesten Nachrichten seit 1894 und die sozialdemokratische Volksstimme seit 1904 - haben die politische Urteilsbildung in ganz Westpreußen erheblich beeinflußt. Starke geistige Kräfte gingen von der Technischen Hochschule aus, die 1904 begründet wurde, von den Provinzialmuseen und dem Staatsarchiv, dem Theater und den übrigen künstlerischen Veranstaltungen. Danzig war wie in alter Zeit wiederum der politische, wirtschaftliche und kulturelle Vorort des Weichsellandes geworden.
Zahlreiche alte Bauwerke wurden wegen Baufälligkeit oder mit Rücksicht auf den zunehmenden Verkehr abgebrochen: 1828 das Fischertor in der Melzergasse, 1836 das Ketterhagertor, 1839 - 1840 das Dominikanerkloster und 1849 - 1851 das Birgittenkloster. Das Hohe Tor wurde 1878 freigelegt. Die Gräben auf der Niederstadt wurden 1873 zugeschüttet, die Wälle um die Rechtstadt und die Altstadt 1895 - 1897 niedergelegt. Auf ihrem Gelände entstanden viele stattlich öffentliche Gebäude: der Hauptbahnhof 1900, das Generalkommando 1901, die Reichsbank 1905, das Polizeipräsidium 1905, die Landesversicherungsanstalt 1903 - 1905. Auch wurden zahlreiche Wohnhäuser um- oder neu gebaut. Die bürgerliche Siedlung griff auch auf die Vororte über. Sie wurden nach und nach eingemeindet: 1814 Langfuhr und Neufahrwasser, 1874 - 1877 Strohdeich, 1902 - 1907 Hochstrieß, Holm, Troyl, 1914 Brösen, Saspe, Weichselmünde,
Heubude, Westlich - Neufähr. Die Fläche des Stadtgebietes wurde dadurch von 389 auf 6428 ha vergrößert. Die Zahl der Einwohner erreichte 1840 57 933, 1871 88 975, 1880 108 511, 1900 139 530, 1910 170 968 und 1914 188 346. Danzig wurde somit in den 100 Friedensjahren der preußischen Herrschaft 1814 - 1914 zu einer modernen Großstadt.
Die Freie Stadt:
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges im August 1914 traf also in die glücklichste Entfaltung Danzigs. Zwar blieb die Stadt, für deren Verteidigung gegen etwaige feindliche Angriff sogleich umfangreiche Vorbereitete Vorbereitungen getroffen wurden, von den Kämpfen, die in den nächsten Jahren den Osten durchtobten, verschont. Durch die deutschen Siege bei Tannenberg und an den Masurischen Seen, bei denen sich die Danziger Regimenter besonders ausgezeichnet hatten, wurden die russischen Heere schon bald über die Grenze des Deutschen Reiches zurückgeworfen. Aber
Geschichte der Freie Stadt Danzig, Erich Keyzer, Seite 28.
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Added: 12/11/2010
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