Die preußische Herrschaft:
>> Die Freie Stadt:
die zeitweilige Unterbindung der Schiffahrt, der Eintritt aller wehrfähigen Bürger in den Heeresdienst und die Störungen, die der Aufmarsch der Truppen im Bahnverkehr mit sich brachte, wirkten auch auf Danzigs Handel und Gewerbe ungünstig ein. Die Auswirkungen der Kriegswirtschaft, die Beschlagnahme der Rohstoffe und die Zwangsbewirtschaftung der Lebensmittel, welche die Abschnürung Deutschlands vom Weltverkehr hervorgerufen hatte, machten sich im wirtschaften Leben jedes einzelnen Haushalts bemerkbar.
Härter und schwerer als viele andere Gebiete des Reiches wurde Danzig durch den unglücklichen Ausgang des Krieges betroffen. Wie schon so oft im Laufe seiner Geschichte machte sich auch jetzt wieder die Tatsache geltend, daß die Stadt an einem der wichtigsten und umstrittensten Punkte der Ostmark gelegen war und auf ihren Gefilden die mannigfachsten Bestrebungen aufeinanderprallten. Nachdem die russische Gefahr, die am Anfang des Krieges ihr Haupt drohend erhoben hatte, durch den Zusammenbruch des russischen Reiches glücklich beseitigt war, trat jetzt wieder das polnische Volk mit maßlosen Ansprüchen auf den Besitz Danzigs hervor. In aller Welt verbreiteten seine Vertreter unbekümmert um die geschichtliche Wahrheit, die Behauptung, daß Danzig seit Urbeginn eine polnische Stadt gewesen sei und niemals ein größeres Verlangen besessen habe, als mit dem polnischen Staate vereinigt zu werden. Sie verschwiegen die Kämpfe, die Danzigs Bürgerschaft um die Bewahrung ihrer Freiheit und die Erhaltung ihrer deutschen Art lange Jahrhunderte hindurch gerade mit Polen hatten ausfechten müssen. Auch suchten sie das gegenwärtige Deutschtum seiner Bevölkerung anzuzweifeln und nur als das Ergebnis der jüngsten Entwicklung hinzustellen.
Die maßgebenden Vertreter der Bürgerschaft haben diese irrigen Behauptungen sogleich richtig gestellt. Auch hat die Bevölkerung in zwei gewaltigen Kundgebungen, die am 23. März und am 25. April 1919 auf dem Heumarkt stattfanden, gegen die Abtrennung vom Deutschen Reich und die Zuweisung an die neue Republik Polen lebhaft Einspruch erhoben. Ihre Stimme wurde nicht gehört, vielmehr wurde Danzig eine völkerrecht wirksame Abstimmung versagt.
Der Vertrag von Versailles vom 29. Juni 1919 trennte Danzig vom Deutschen Reich ab und sah vor, daß die Stadt mit ihrer näheren Umgebung (1893 qkm) zu einem Freistaat erklärt wurde. Er wurde dem Schutze des Völkerbundes unterstellt. Das Deutschtum seiner Bürger wurde zwar anerkannt und die Stadt deshalb dem polnischen Staat nicht einverleibt. Doch wurden Polen so umfangreiche politische und wirtschaftliche Rechte eingeräumt, daß die freie Entwicklung der Stadt auf den Bahnen, die sie bisher verfolgt hatte, sehr erschwert wurde.
Mit dem Inkrafttreten des Vertrages von Versailles schied Danzig am 10. Januar 1920 aus dem Deutschen Reich aus. Die letzten deutschen Truppen verließen am 19. Februar ihren Standort. Die Verfassung, welche die Verfassungsgebende Versammlung im Sommer 1920 entwart, wurde vom Völkerbund anerkannt. Der Pariser Vertrag vom 9. November 1920 und das Warschauer Abkommen vom 24. Oktober 1921 regelten die Rechte Polens in Danzig. Der damalige Stellvertreter des Hohen Kommissars des Völkerbundes der engliche Oberst Strutt, erklärte am 15. November 1920 "die Stadt Danzig und das sie umgebende Gebiet mit dem heutigen Tage zur Freien Stadt."
Geschichte der Freie Stadt Danzig, Erich Keyzer, Seite 29.
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Added: 12/11/2010
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