Danzig und der international Postwertzeichen-Markt

Die Entwicklungsschritte, die Danzig seit dem ersten Erscheinen eigener Briefmarken im Juni d. J. auf dem dankbaren Felde der Philatelie, vor allem als Umschlagplatz für den internationalen und als Zentrum für den östlichen Briefmarkenhandel gemacht hat, sind ganz überraschend groß. Jetzt, nach vollzogener Konstituierung des Freistaates, die endlich eine ersehnte freie Fahrtrichtung nach langer, eisvergletscherter Übergangsperiode für den Weltverkehr geöffnet hat, zu Beginn der Wintersaison und angesichts des bevorstehenden Weihnachtsfestes mehren sich die Anzeichen dafür, dass Danzig schon in naher Zukunft noch eine weit größere Rolle im Briefmarkenhandel spielen wird, als man im Juni ahnte.
In letzter Zeit sind, wie wir erfahren, einige sehr bedeutende auswärtige Briefmarkenfirmen dem Gedanken näher getreten, hier, im „Venedig des Nordens“ eigene Niederlassungen zu begründen, und wir freuen uns, bereits heute mitteilen zu können, dass gerade eines der angesehensten und kapitalkräftigsten Spezialgeschäfte des Ostens, die Firma Julius Stoehr, Königsberg/Ostpr. den Reigen eröffnet.
Auf Wunsch ihrer auswärtigen Kunden hat sie unter Leitung eines erprobten Fachmannes vorerst am hiesigen Platz eine Versandabteilung zur Erledigung schriftlicher Aufträge eröffnet. Es ist ein altbewährtes im Geschäftsleben, dass eine gesunde Konkurrenz für jeden Handelszweig neue Anregungen und Ausdehnungsmöglichkeiten schafft, die nicht nur dem Publikum, sondern auch der Geschäftswelt selbst im Laufe der Zeit zu größten Vorteile gereichen. Wir zählen heute am Orte, neben den drei ältesten Firmen der Branche, Karl Riedel, Jagels & Co., Reiß & Co. und dem Warenhaus Freymann, das auch auf philatelistischen Gebiete dem Grundsatze modernen Fortschrittes huldigt, schon eine ganze Reihe solcher Handlungen, in denen der Sammler, aber auch der Laie, der nur zu Geschenkzwecken einkauft, bestens bedient werden. Um nur einige zu erwähnen: Die Firma Emil Olschewski (Vorstädt. Graben 33), das Handels- und Bankhaus I. Semiaticki, Heilige-Geist-Gasse, mit eigener Briefmarkenabteilung für An- und Verkauf, das Engros-Haus A. Ehmer und die jüngst begründete Handlung Feller & v. Neumann Pfefferstadt, die sogar in Zoppot und Neufahrwasser Filialen unterhält und jetzt als Neuerung auch ganz kleine Sammlungen zu Weihnachtsgeschenken sehr geeignet, als Album-Grundstock für Anfänger auf den Markt bringt.
Es weht also ein recht frischer Wind in Danzig am Baltischen Meer, der ganz dazu angetan scheint, auch noch andere Schiffe „Philatelias“ aus Deutschland und – hoffen wir – auch aus Übersee in unseren Port zu treiben, um hier dauernd vor Anker zu gehen.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig.

Donnerstag, 4n 25. d. M. abends 7 ½ Uhr findet im „Hohenzollern“ die zweite Monats-versammlung, zu der recht zahlreiches Erscheinen der Mitglieder erwünscht ist.

Danzig