Danziger Provisorien im Urteil des Auslandes

Die letzte Ausgabe der „Sammler-Woche“ bringt eine interessante Betrachtung von Dr. E.D. Schwager, Wien, der bekanntlich auch unser Mitarbeiter ist, über die Danzig-Provisorien.
Wenngleich wir dem Verfasser darin beipflichten, dass man die bisher vorliegenden Provisorien mit kleinen Ausnahmen als sehr solide und keineswegs spekulative Ausgaben ansprechen kann, verdient der Beitrag doch einzelne Korrekturen. Dr. S. berichtet nämlich die 3-, 7 ½- und 10-Pfennig-Werte als Essays (d.h. als Probedrucke!), die einfach nicht zu sammeln wären. Wenn auch für ihre Schaffung kein zwingender Grund bestand, mit Ausnahme vielleicht der Papierersparung, so ist doch diese Ansicht nicht haltbar, da es sich um postamtlich durch Rundschreiben der zuständigen Behörden und durch das „Postwertzeichenblatt“ bekannt gegeben offizielle Ausgaben handelt.
Ein Irrtum liegt ferner vor, wenn Dr. S. ganz besonders auf das Fehlen jeglicher Druckfehler aufmerksam macht. Es gibt eine ganze Menge typischer Plattenfehler (wohlverstanden keine Druck-zufälligkeiten!), die in der „B.R.“, soweit sie unbedingt wichtig sind, auch katalogisiert wurden und worüber man Näheres nachlesen möge.
Es ist nach unserer guten Kenntnis ferner ausgeschlossen, dass weitere Danziger Werte in den neuen deutschen Reichsfarben erscheinen dürften, wie der Herr Verfasser andeutet. Im allgemeinen darf man dem letzteren aber für die gute Meinung über unsere Danziger Marken dankbar sein und auch seine Worte unterstreichen wenn er sagt, „die Sammler sollten nicht zögern, sich bald mit den Danziger Marken zu versorgen, die trotz der Postüberwachungssperre, wenn auch 75 bis 100 Prozent über dem Nennwert zu haben seien, denn es würden wohl bald neue Provisorien erscheinen und die Preise dann anziehen.“
Allerdings trifft man hin und wieder auf Urteile über die Danzier Marken, die nicht so günstig lauten, wie die Meinung Dr. Schwagers. Um unparteilich zu sein, möchten wir auch eine solche Zuschrift hier einmal wieder geben, um so mehr, da ein gewisser Humor in ihr zum Ausdruck kommt, und Humor in diesen Tagen kann man ja immer brauchen. Die Firma Karl Riedel, Danzig-Langfuhr übermittelte uns freundlichst die nachfolgende Zuschrift eines ihrer Kunden im Reich, in der es heißt:
„Ich mache den Danzig-Schwindel nicht mehr mit. Anscheinend will der neue Freistaat sein Budget á la Montenegro, San Salvador und Nikaragua durch Briefmarken ernähren. Jeden Tag ein neues Provisorium losgelassen, dann, eine „Aufnverbraucherausgabe“, (so im Original) dann eine innere Ausgabe, dann alle möglichen Abarten nach oben, nach unten, vorn und hinten, das ist zu viel! Warum noch keine Eilbriefmarke, keine Schwimmpost, eigentlich müsste noch eine Reit- und eine „Spielpost“ rankommen. Für diese Mache habe ich und meine Freunde kein Geld mehr…“
Nun, Nun, ganz so schlimm ist es in Wirklichkeit nicht und die meisten der Druckabarten kommen ja auch nur auf ganz besonders haarspalterisch veranlagte Spezialsammler in Betracht, die Muße und Geld genug haben, gegen den Strom zu schwimmen und ihr eigens aufgezäumte „Reitpost“-Steckenpferd zu tummeln.
K.

Danzig