Farbenprobleme und ihre Lösungsversuche III

von
stud.phil. Ernst Marré, Leipzig

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich Gelegenheit, mich in Berlin mit Spezialisten über das Farben-problem in der Philatelie unterhalten zu können. Es waren in erster Linie unser Freund Bungerz wie auch der bekannte Mitarbeiter und Herausgeber von Richters „Deutschland Kriegsmarken, Herr Bütow, der mir auch einige Korrekturbogen dieses Werkes die Farbe betreffend zum Durchlesen überließ. Er erzählte auch von der Herausgabe einer Farbtafel aus Originalmarken, ähnlich der neuen englischen, die gewissermaßen den Normalmesser für philatelistische Farbenbezeichnungen darstellt. Dieses Standardwerk würde in den Händen verschiedener größerer Vereine gelegt werden (in verschiedenen Exemplaren), und somit jedem Sammler zur Verfügung stehen. Es wäre also hiermit ein Werk im Gange, das die größte Beachtung von seiten der einzelnen Sammler verdient. Herr Bungerz wiederum betone im besonderen, dass die Farbenbezeichnung der Nuancen nur in Betracht komme für Abarten und im übrigen der Katalog die einfache Bezeichnung z.B. grün, blau, gelb, blaugrün usw. bei fortlaufenden Nummerierung durchzuführen hat. Eine andere genauere Bezeichnung sei für den Sammler verwirrend. Seine Ansicht stimmt mit jener der Redaktion der Michel-Kataloge überein. Es handelt sich somit für eine praktisch zu gebrauchende Farbtafel, ebenfalls nach der Ansicht des Herrn Bungerz, nur darum, die typischen Farbtönen zu bestimmen.
Um noch nochmals um das Richtersche Werk zurückzukommen, auch in diesem wird also eine Farbtabelle, ganz besonders der typischen Aufdruckfarben der deutschen Kriegsmarken zu finden sein, die den Unterschied glänzend, rußig, rötlich, schwarz und matt an Originalmarken zeigt, auch die ebenfalls die Unterschiede von den verschiedenen Blau der 20 Pfennig usw. wiedergibt.
Bei der zu schaffende Farbtafel müssen aber ganz besondere Gesichtspunkt hervorgehoben und betont werden. Im besonderen müssen drei Hauptpunkte feststehen, nach denen man das Aussehen der in der Philatelie vorkommenden Farben zu beurteilen hat: 1. Farbton, 2 Helligkeitsgrad, 3. Farb-wirkung. Zu Punkt 1 kommt in Betracht das Aussehen der Farbe rot, blau, grün usw. und der Misch-farben z.B. blaugrün.
Was die Helligkeit der einzelnen Farben anbelangt, so ist diese abhängig von dem Auftragen der Farbe auf die Druckwalze. Je dicker die Farbe aufgetragen, desto tiefer (nicht dunkler) erscheint sie, je schwächer desto heller. Wir sehen also hieraus, dass die Helligkeit einer Farbe nicht mit ihrem Ton nichts zu tun hat. Es kommt nur darauf an, dass dieser Helligkeitsgrad erstens eine Stufenleiter bekommt, nach der eine Festsetzung (Benennung der einzelnen Stufen) zu erfolgen hat. Diese muss der Farbtafel beigegeben werden. Die schon erwähnt, handelt es sich bei Helligkeitsgraden im Druck um den Farbenauftrag resp. um beabsichtigte Aufhellungen die gewissermaßen – besonders wenn es sich um Mischfarben handelt – als Schutz gegen Nachahmungen – von Seiten der Fälscher hergestellt sind. Das gilt vor allem in der Neuzeit, die doch nicht soviel Wert auf die Geheimzeichen des klassischen Zeitalters der Briefmarken z.B. Zähnungsarten, Papierstärken Zeichnungsabarten usw. legt. Jedenfalls das also ist klar, dass man gerade in der Philatelie eine genaue Bezeichnung der Aufhellungen braucht.
Wir hätten für eine allgemein gültige Helligkeitsskala mit folgende Feststellung zu treffen;
– – – – – – – – – weiß c,
weiß – – – – – – – – – – e,
matt – – – – – – – – – – g,
hell – – – – – – – – – – i,
mittel – – – – – – – – – l,
– – – – – – – – – – – – – – n,
tief – – – – – – – – – – – p.
in dieser Abstufung würden alle mit – – – – – ausgefüllten Stellen den betreffenden Farbton z.B. blau darstellen. Bedenken wir, dass der oberste Helligkeitsgrad Weiß ist, so hätten wir hier die acht Stufen der kleinen Ostwaldschen Farbkörper zu seinen Abstufungen: a, c, e, g, i, l, n, p.
Für die praktische Ausführung dieser Helligkeitsabstufungen würde wohl am besten die Reihe weiß – grau – schwarz, also die Mittelachse des Ostwaldschen Farbkörper in Betracht kommen. Sie würde wohl am besten den Weißgehalt wiedergeben, die Schwarz durch jeden anderen Farbton ersetzt werden kann.
Nun zu Punkt 3. Bei der Farbart wäre zweierlei zu bedenken: A. Die Druckart Kupfer, (Tief-), Buch- (hoch-), Stein- (Flach-) Druck. B. die Wirkung der Farbe auf den Hintergrund (Farbe und Art des Papiers; handelt es sich um Lasurfarben auch noch die Wirkung der anderen Farbe.
Und dann weiter die Wirkung des Gummis und der etwaigen Einfluss der Witterung.
Diese letzten zwei Punkte dürfen im allgemeinen leicht (besonders der erstere) zu unterscheiden sein. Mit dem Augenblick, wo man sich über dem in Frage kommenden Augenblick, wo man sich über diese in Frage kommenden Punkte im klaren ist dürfte der Gebrauch einer Farbtafel auch bei dem Durchschnittssammler auf keine Schwierigkeiten stoßen. Im weiteren würde der Umfang einer solchen Farbtafel ein kleiner sein, denn mit 120 bis 130 Farben würden ja die hauptsächlichsten in Frage kommenden Farbarten (da ein Katalog durchschnittlich nur 80 bis 90 Farben unterscheidet) festgelegt sein resp., durch Kombinationen derselben sich alles weitere ergeben. In der von der technischen Leistung der Michel-Kataloge herausgegebenen Farbtafel, die erst offiziell in diesem Herbst der Öffentlichkeit übergeben werden soll, werden alle diese Gesichtspunkte und obigen Erwägungen ganz besondere Berücksichtigung erfahren. Die Manuskriptausgaben, – erst zum Teil nach diesen Gesichtspunkten bearbeitet, in Wasserfarben koloriert – befinden sich schon teilweise in den Händen der verschiedenen Sammler und Händler.
Was aber die Herausgabe einer derartigen Farbtafel an und für sich anbelangt, so muss man sich vor allem darüber im klaren sein, dass ihr praktischerer Nutzen vornehmlich darin besteht, dass die in ihr angegebenen Farbenbezeichnungen erstens mit denen des Katalogs und dann im weiteren mit denen des Albums übereinstimmen; genau nach den oben aufgestellten Grundsätzen S.h. nur dann werden die einzelnen Nuancen bezeichnet werden, wenn es sich um Abarten handelt, da sonst, wie im Katalog eine derartige genaue Durchführung für den Sammler nur verwirrend, aber nicht klärend wirken würde. Aus dieser Erwähnung geht ohne weiteres hervor, dass eine Farbtafel im Format des Katalogs als Anhang zu diesem, und dann weiter einige Blätter mit genau demselben Inhalte für das Album als Beigabe geschaffen werden müssen. Es liegt auf der Hand, dass nur ein derartig durchgeführtes Farbenhandbuch sich auf die Dauer halten und durchsetzen kann. Die philatelistischen Farbenskala hat nur dann Nutzen, wenn sie gewissermaßen eine Ergänzung des Katalogs und Albums ist; aber nicht nur Ergänzung, sondern durch das Wörterbuch der Farben in ihrer Übertragung in das Wort. Es war also klar, dass ein derartig grundlegender Gedanke geschützt werden musste. Und so hat in der Tat der Verlag des Schwaneberger Briefmarkenalbums und der Michelkatalog auf diese neue Kombination von Katalog, Album und Farbtafel das deutsche Reichspatent erhalten.

Danzig