Farbenprobleme und ihre Lösungsversuche

von
stud. phil Ernst Marré jr. Leipzig

Gerade in der allerjüngsten Zeit ist überall viel über Farben geschrieben worden, heute aber hat nicht mehr der Maler und Künstler allein das Wort, sondern auch der Physiker und selbst der Mathematiker wollen gehört werden. Daraus schon ergeben sich ohne weiteres ganz andere Forschungsresultate als man bisher in Betracht zog. Wohl kein Gebiet der philatelistischen Hand-werkzeuge ist in jüngster Zeit so in den Vordergrund getreten als die Durchführung der Farbbe-zeichnungen im Album und Katalog resp. überhaupt die bloße Bestimmung der Farben für den Sammler und Händler. Seit die Redaktion der Schwaneberger Alben und der Michel-Katalog sich mit diesem gewissermaßen dem „Problem der Probleme“ der Markenkunde zu befassen begann, ist aber ein Jahr verstrichen. Und doch erst in neuer und neuester Zeit sickert allmählich durch, dass auch andere Seiten sich hiermit beschäftigt haben. So berichtet in seinem „Echo de la Timbrelogie“ vom 1. April unter der Rubrik „Bibliographie“ von einer von Stanlay herausgegebenen Farbtafel, die den Namen „Stanlay Gibbons Couleur guide for Steam Collectors“ trägt. Es handelt sich in diesem Falle um eine Farbtafel, die nur die Grundfarben angibt; sie ist zusammengestellt aus billigem Marken auf Karton geklebt, und würde somit nur in Frage kommen, um dem Sammler Aufklärung zu geben über die verschiedenen Farbtöne, da sie auch in kleinen Umfange erscheint (45 verschiedene Farben in Marken).
Es wäre entschieden interessant, an Hand dieser englischen Farbenskala einmal näher zu untersuchen, inwieweit nun die einzelnen Kataloge in ihren Bezeichnungen voneinander abweichen. Würde man vielleicht so die Übersetzung der einzelnen Farben in die verschiedenen Sprachen bekommen? Wie viel spricht bei der Namensgebung erstens der Charakter des einzelnen Individuums mit, und dann weiter der der einzelnen Nationen. Jedoch das wollen wir dem Sammler selber überlassen. Das Gebiet ist zu interessant, um ihm seine eigenen Forschungesresultate hier auszuplaudern. Jedoch will ich, ehe wir diesen Punkt verlassen, noch einige Bemerkungen daran knüpfen. Sie betreffen die schon eingangs erwähnte Farbtafel der Redaktion der Michelkataloge. Diese wird zuerst in zwei, vielleicht auch in drei Sprachen erscheinen, in Deutsch und Französisch (Englisch). Als ein Manuskriptabzug derselben nach Frankreich geschickt wurde, stellte sich heraus, dass es fast unmöglich war, eine Übertragung der deutschen Bezeichnung ins Französische zu finden. Diese machte sich besonders geltend bei zusammengesetzten Farben. Erst den eingehenden Bemühungen des Kunstmalers Montadier, des Zeichners der Saargebiet-Landschafts-Serie, gelang es, passende französische Benennungen zu finden. Wir sehen also an diesem Bespiel wie schwierig es ist selbst für Fachleute, genaue Übersetzungen zu finden. So weicht also jeder Katalog in diesem Punkte von dem anderen ab. Vielleicht liegt die Möglichkeit einer einheitlichen Farbenbezeichnung nicht allzu fern. Die beste Möglichkeiten würde wohl die wissenschaftliche Bezeichnung der Farben sein. Diese wurde auch bereits von verschiedenen Seiten vorgeschlagen. Hier hätten wir in der Tat ein Hilfsmittel gefunden, das der Internationalität dient, – man bedenke z.B., dass bei einem Katalog somit das Ideal auch was die Farbenfrage anbetrifft verwirklicht wäre: einheitliche Preise, einheit-liche Numerierung, einheitliche Farben; also in der Tat wäre hier ein Standartwerk geschaffen. Hier fällt jedoch noch etwas andere in die Wagschale, und – leider gerade nicht zum besten! –
Der Sammler will Klarheit, Einfachheit. Was fängt er mit einer Bezeichnung an, die aus einer Zahl und zwei Buchstaben besteht. Also muss wohl leider dieser Gedanke für einen Katalog sollen gelassen werden; für ein Handbuch jedoch, wo es vor allem auf die Genauigkeit der Bezeichnung ankommt, da ist wohl dieses System vorteilhaft für die einzelnen Abarten, bedarf aber erst einer eingehenden Prüfung.
Auf die oben erwähnte Bemerkung in Champions „L’Echo d. i.T.“ erhielt dieses Haus von dem bekannten Spezialisten für griechische Marken, dem Herrn Georges Brunel, eine Zuschrift, die sich auf die Bestimmung de Farben der griechischen Marken bezieht (veröffentlich im „Echo“). Auch dieser Herr begrüßte mit großen Freuden das Erscheinen von der Stanlay Gibbonschen Farbtafel und wies darauf hin, dass in seinen Werken: „Histoire des timbree poste grecs“ sich eine Farbenbezeich-nung mit den für dieselben gültigen Farben gewöhnlicher Marken befinden soll, die für die griechischen Postmarken in seinem Handbuch Verwendung finden wird. Wir wollen dem Leser diese interessante Ausführung nicht vorenthalten, da sie auch im „Echo de la T.“ vom 15 April 1921 unter der Rubrik „le Question des Couleurs enthalten usw. Zugleich sehen wir daran, welches Interesse sowohl das In-, wie auch des Ausland an diesen Fragen nimmt. Die Frage nach der Bestimmung der Farben der Marken ist also ebenso aktuell wie international.
Wir bringen die französischen Farbenbezeichnungen, um auch den subjektiv französischen Bezeich-nungen Rechnung zu tragen.
1. braun (braun orange) 25 braun Spanien 1878.
2. brun (brun de Mars) I Mill., 1888
3. brun jaune sepia (colorée) 3 Pfennig Deutschland 1889
4. chocolat (sepia)colorée 80 C. Frankreich 1889,
5. brun rouge (Terre d’Italie brülée 5 Cent U.S.A. 1884
6. brun rouge léger(br. Rouge) 1 Lept. Nachpo. Griechenland 1902
7. bistre (ocre jaune) 10 C. Frankreich 1849 (1853).
8. bostre jaune (ocre jaune) 10 C. Frankreich 1863
9. bistre fcé (terre d’ombre naturelle 10 C. Frankreich 1853 (bistre f ?cé
10. vert fcé (vert de prusse 6 Pf. Bayern 1888
11. vert. tendre (vert. végétal) 2 Atts. Siam 1900
12. vert. vif. vert. végétal 5 C. Frankreich 1862
13. vert. émeraude (v. de sheele 5 C. Frankreich 1871
14. jaune d’or (ocre jaune) 10 C. Italien 1868
15. orange (rouge de naturnes) 40 C. Frankreich 1871
16. orange vis (grenadine) 5 Lept. Griechenland 1901
17. saumon (laque capucine) 15 C. Frankreich 1900
18. vermillon 9 Cent U.S.A. 1875
19. blau vis (bleu de prussé 20 C. Frankreich 1863
20. bleu tendre de prussé) 20 C Frankreich 1868
21. bleu marine 5 Cent, Chile 1901
22. indigo 25 Cent Schweiz1905 fcé
23. outremer léger (bleu intense) 25 C. Frankreich 1877,
24. lilas (viol de mars) 5 Lept. Griechenland 1896
25. viol clair (viol léger) 1 Penny R.S.Wales 1888
26. lilas brun (viol de cobalt) 1 Anna Brit. Indien 1872
27. lilas rose (geranium pále) 2 ½ Pence Großbritanien 1872
28. brun viol. (laque carminée 3 Sen Japan 1889
29. gris vert (gris condre) 5 Cent Italien 1868
30. rose carminé (laque garance). 80 C. Frankreich 1862
31. carmin vir (laque de végétal pàle) 10 Pa. Türkei 1901.
In der nächsten Ausgabe des « Echo » (Nr. 608 steht eine veröffentlichte Antwort, in der darauf hingewiesen wird, dass de Gedanke schon Arthur Mauryin – Nr. 199 des „Collecdioneur de Timbre“ – Poste vom Mai 1897 – erwähnt worden ist. Es handelt sich in diesem Artikel um eine genaue Bestimmung der Farbennuarcen, wie sie auch schon in den verschiedenen Gewerben üblich waren.
Herr Briefmarkenhändler Jagels i. Fa. Jagels & Co. Hundegasse 5 legt Wert auf die Feststellung, dass er zwar Mitglied der Fachkommission für Briefmarkenhandel bei der Fachkommission für Briefmarkenhandel ist, dem Ring der Postwertzeichenhändler Danzig jedoch nicht angehört.

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