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Noch`n Gedicht


Selbst wenn die Gedichte dem einen oder anderen schon zuviel sind, eines muss hier noch abgedruckt werden. Es ist rein philatelistisch und könnte vielen von uns aus dem Herzen sprechen. Herr Metz fand es in der Beilage „Briefmarken-Rundschau" der „Danziger Zeitung" vom 28. Oktober 1920. Es lautet:

Des Danziger Sammlers Traum

Sonntag nacht! Die Postwertzeichen,
Ausgestellt in der Radaune,
Hätten fast den Schlaf geraubt mir
Und die gute Sommerlaune.

Schließlich war ich eingedämmert,
Tief vergraben in die Pfähle,
Aber auch im Traume sah ich
Marken an der ,roßen Mühlen.

Alle kann ich nicht besitzen,
Die ich glasbedeckt da schaute,
Selbst wenn Michel, Senf und Borek
Plötzlich mit dem Preis abbaute.

Doch nach einem von den Sätzen
(Lila, rot und blau sie prangen),
Steht mein Philatelos-Sehnen,
Meine Hoffnung, mein Verlangen

Ha! Ein Auto dort vor Freymann,
Auf nach Pieckel oder Tiege.
Kost was 's kose, wenn ich dort nur
Die gesuchten Marken kriege.

Einsam ist die Post in Tiege.
Nur ein braver Postverwalter
Nickt vor seiner Markenmappe
Schläfrig an dem einigen Schalter.

Denn die ewig gleichgestellte
Uhr des Dienstes tickt da innen,
Und was soll man auch im Werder
Sonst im innendienst" beginnen.

Telegramme kommen selten,
Marken kauft man, ungelogen,
Lieber bei dem Posthilfsboten,
Der im Krieg war eingezogen.

(Nur nach Käse oder Butter
Kommt man häufiger gelaufen,
Höchstens möcht die Schwiegermutter
Mal 'ne Ansichtskarte kaufen.)

Baß erstaunt schenkt mir der Brave
Gnädig einen seiner Blicke,
Als ich plötzlich vor ihm stehe
Und das Portofeuille zücke.

Und aus seinen Lederfalten,
Friedensware (nicht aus Danzig!),
7411e ich ihm auf bedächtig
In Papiermark hundertzwanzig.

Von dem Wunsche meines Blickes
Wie hypnotisch angetrieben,
Will der Mann drei Markenbogen
Blau - rot lila zu mir schieben.

Da ein Krach, der auf mich fahren
Laßt - ich werd' ihn nie vergessen
Meine ,,Innendienst n, die raren
Hab' ich nur im Traum besessen!

GoK.

Wer „GoK" war, weiß ich nicht, vielleicht ein späteres Arge-Mitglied ?
Aber Scherz beiseite! So etwas kann nur ein Sammler schreiben, der tief innen die Ohnmacht fühlt, nicht alles haben zu können, was man gern besitzen möchte. Geht es uns nicht heute genau so ?

 

Arge Danzig, Rundschreiben 199, 2. Quartal 2003, Seite 1305.


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Added: 21/07/2007
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