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Gallery » Rundschreiben 126 - 2. Quartal, 1985 » Was ist eine Kleinst-Auktion?

ARGE DANZIG
Arbeitsgemeinschaft im Bund Deutscher Philatelisten e. V.
Karl Kniep                Goerdelerstraße 15                D 6200 Wiesbaden                        24. März 1985

Was ist eine Kleinst-Auktion? (Besucherbericht einer solähen)

Wenn auf einer einzigen Briefmarkenauktion über 10.000 Lose angeboten werden und die Auktion 3 1/2 Tage dauert, so müssen pro Halbtag a 3 Stunden 1.500 Lose durchgepeitscht werden - das bedeutet etwa: Alle 8 Sekunden ein Los.

So stelle ich mir eine Größt-Auktion vor.

Man sollte meinen, für einen Auktionator sei es zu aufwendig, mit weniger als 1.000 Losen eine Auktion zu veranstalten, für die 3.000 oder 5.000 Kataloge gedruckt werden müßten.

Herr Volker Parthen, Inhaber des ältesten deutschen Auktionshauses Köhler, Wiesbaden, mir seit vielen Jahren bekannt, hat vor 8 Tagen eine wahrhafte Kleinst-Auktion veranstaltet - mit 272 Losen.

Bei 10 Sekunden pro Los hätte die Auktion nur 45 Minuten gedauert, und der bedeutendste Gast wäre dann vermutlich der Stellvertreter des 3. Vorsitzenden des örtlichen Sammlervereins gewesen.

Tatsächlich war es jedoch ganz anders.

Mister John R. Boker jr., 72jähriger Multimillionär aus den Vereinigten Staaten - sein Vater stammt aus Solingen - gibt seine Sammlung altdeutscher Staaten auf; nur Hannover und Preußen behält er noch. Mr. Boker hat das Auktionshaus Köhler mit dem Verkauf beauftragt, weil er wünscht, daß das iaterial in Deutschland angeboten werden soll.

Hierzu muß man wissen, daß die Boker-Altdeutschlandsammlung auf einen Wert von ca. 50 Mio. DM geschätzt wird. Mr. Boker hat, bevor er das Material zusammentrug, jahrelang die Auktionskataloge studiert und sich vom Feinsten das Beste ausgesucht. Das bedeutet beispielsweise bei den ungezähnten alten Marken: Eine Marke aus Bogenmitte, die als "liberrandig" zu bezeichnen ist, hat alle sie vorher umgebenden Marken angeschnitten und damit unterdurchschnittlich gemacht. Mr. Boker hatte aber fast nur solche Superlative in seiner Sammlung. Dazu noch überwiegend auf Briefen, die in ihrer Schönheit Unikate darstellen.

Für den Verkauf dieses erlesenen Materials durch das Auktionshaus Köhler gab es zunächst einen Vorkatalog mit dem Hinweis, daß die Boker-Altdeutschlandsammlung in 8 Spezialauktionen innerhalb von 4 Jahren angeboten wird.

Als ich dann den Katalog zur 1. Spezialauktion erhalten und angesehen hatte, gab es für mich nur noch einen Gedanken Dabei sein!

Denn: in diesem ersten Angebot am 16. März 1985 war auch der Baden-Fehldruck Michel-Nr. 4F auf Brief angeboten, Ausruf für dieses Stück: 1.500.000 DM. Das war nun eine Weltsensation - und damit eine magnetische Anziehungskraft für alles, was in der Philatelie Rang und Namen hat.

Die Spezialauktion war angekündigt im "Nassauer Hof", Wiesbaden, mit dem weltberühmten Gourmet-Restaurant "Ente vom Lehel". - Auf meine schüchterne Anfrage hin reservierte mir das Auktionshaus Köhler einen Platz - und das war gut so, denn von den ca. 200 Gästen mußte etwa ein Viertel stehen. Und das 4 Stunden lang.

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Arge Danzig, Rundschreiben 126, Seite 1.


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Added: 27/10/2015
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