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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 100 - Februar, 1979 » Aus der Arbeit des Senats der Freien Stadt Danzig von 1920 bis 1930

>> Aus der Arbeit des Senats der Freien Stadt Danzig von 1920 bis 1930

25jährigen Bestehen der Danziger Technischen Hochschule im Sommer 1929 die Würde eines Ehrenbürgers dieser Alma Mater verliehen, nachdem erbereits Ende 1928 mit einer Reihe anderer Senatoren 'der ersten Stunde' im Anschluß an die veränderten Mehrheitsverhältnisse im Volkstag aus dem Dienst geschieden war. Allzu lange sollte er sich der Ehrungen allerdings nicht erfreuen dürfen, denn bereits kurz nach Übernahme der Regierungsgewalt durch die Nazis im Sommer 1933 wurde meinem Vater als engagiertem Gegner dieses Regimes nicht nur die Ehrenbürgerwürde der TH wieder entzogen, es wurde ihm auch durch eine schriftliche Mitteilung des neuen Senats untersagt, den Titel eines Senators a.D. zu führen! Diese 'Strafmaßnahme' erfolgte Hand in Hand mit der Einsetzung einer Untersuchungskommission, die prüfen sollte, in welcher Höhe sich mein Vater bei seinen Großbauten durch Unterschlagungen unrechtmäßig bereichert hatte! Dadurch sollte die These von der sen 'korrupten Systemzeit' untermauert werden. Selbstverständlich kam bei der ganzen, groß aufgezogenen Sache nichts heraus!

In diesem Zusammenhang entbehrt es nicht einer gewissen Tragikomik, daß diese Maßnahmen von Leuten ergriffen worden waren, die es selbst nicht fertiggebracht hatten, ihren Großprojekten, sei es nun der Bau eines Hallenbades oder Opernhauses, sei es die weitere Nutzung der Wasserkraft der Radaune durch Errichtung einer Staustufe bei Gischkau, die Tat folgen zulassen, Zu der Hallen-bad-Affäre schreibt der bekannte Danziger Politiker Rudolf GAMS in seinem Buch "Hakenkreuz über Danzig":

Alle ehemaligen Danziger werden Aich der Grundsteinlegung zu diesem Bad noch gut erinnern. Diese für den Chronisten erwäh-nenswerte Tatsache fand im Jahre 1933 auf dem Hansaplatz statt. Die gesamte Partei- und Regierungsspitze war anwesend. In er-hebenden Ansprachen wurde die Wohltätigkeit der NS-Regierung. gerühmt, und es wurde betont, daß erst seit der Regierungs-übernahme durch die NSDAP der Ausbau der Stadt schwungvoll vorangekommen sei und daß diese Aktivitäten in krassem Gegensatz zu der liederlichen Wirtschaft des vorherigen Senats stehet Zum Schluß der Feier wurde die Urkunde eingemauert und der Grundstein gelegt, der späteren Geschlechtern von den national-sozialistischen Großtaten in der Preien Stadt künden sollte. Damit war aber der tatsächliche Bau dieses Objekts bereits beendet. Grundstein und Urkunde wurden in aller Stille wieder entfernt.

Diese Dinge spielten sich aber bereits im zweiten Jahrzehnt Danziger Freistaatgeschichte ab. Sie sind es gewiß wert, einer besonderen Betrachtung unterzogen zu werden.

 

Arge Danzig, Rundschreiben 100, Sonderbeitrag Nr. 4, Dezember 1978, Seite 4.


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Added: 16/12/2015
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