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>> Danziger Maiumritt auf Briefmarken
Eine Erinnerung an die Artusbrüderschaften von Ernst Wilhelm

Alljährlich fand der monatelange harte Ausbildungsgang der Anwärter auf den Beruf des höheren Danziger Kriegsmannes seine Krönung in festlichen Kriegs-spielen und Aufzügen, die aber trotz allen Gepränges eines ernsten Hintergrundes ebenfalls nicht entbehrten.

Das eine der festlichen Kriegsspiele war das berühmte Turnier „Reiten nach der Tafelrunde“. Im Einzelkampf, Mann gegen Mann, so forderten es die Vorschriften dieses Turniers, mußten die Danziger Kriegsjunker mit Lanzen gegeneinander kämpfen. Es war eine harte Mutprobe. Wer aber diese Mutprobe bestand, dem eröffneten sich sehr ehrenvolle Aussichten.

Das zweite und das prächtigste Kriegsspiel war das Schießfest, das in jedem Jahr vor Pfingsten stattfand. Dieses Fest nun wurde eingeleitet durch den prunkvollen Maiumritt, dessen Schilderung noch heute viele Herzen höher schlagen läßt. Angeführt wurde dieser Maiumritt von dem im Vorjahre gekürten Maigrafen. Als Musikkapelle walteten ihres Amtes die städtischen Hofpfeifer, die nach den Berichten von Zeitgenossen „eine rauschende Musik aufführten“ und an diesem Tage ganz besonders festliche Uniformen trugen. Neue, mit herrlichen Stickereien geschmückte Fahnen wurden dem Zuge vorangetragen. Die dem Maigrafen folgenden Kriegsjunker waren ebenso wie er hoch zu Roß, und auf ihren prächtigen glänzenden Rüstungen zauberten die Strahlen der Maisonne farbenvollste Lichtspiele.

Nach dem Umzug durch die Stadt fand eine Musterung und eine Parade auf dem freien Platz vor dem Danziger Hangelsberg statt. Die Musterung war, selbst für heutige Begriffe, ungewöhnlich eingehend. Alles wurde nachgeprüft, alles ge-mustert: Waffen und Ausrüstung, Mann und Pferd. Denn der Eid, den jeder Kriegs-mann zu leisten hatte, verpflichtete ihn, jederzeit kriegsbereit zu sein. Nach der militärischen Musterung traten dann die Junker zugleich zur Wahl eines neuen Maigrafen zusammen. Stolz und voller Freude über diese hohe Ehrung nahm der gekürte Maigraf die Schmückung mit dem grünen Maikranz entgegen, setzte sich an die Spitze des sich wieder schnell formierenden prächtigen Zuges und ritt, geleitet von einem Bürgermeister und einem Ratsherrn, unter dem Jubel der har-renden Menge durch die Straßen Danzigs zum Artushof. Dort gab die Stadt zu seinen Ehren ein glanzvolles Bankett, an dem oftmals Könige und andere Fürsten teilnahmen.

Am Nachmittage fand dann im Schießgarten, als Abschluß der militärischen Übungen, ein Königsschießen statt. War der beste Schuß gefallen und der König mit seiner neuen Würde belehnt worden, dann bereitete sich alles für das große Abendfest im Artushof vor. An diesem Fest im Artushof nahmen auch die Frauen und Jungfrauen teil. Und zwar, wie berichtet wird, mit großer Freude. Eifrig wurde der „Trarat“, der Danziger „Hoftanz“ der damaligen Zeit, getanzt, bei dem es dann hoch her ging. Aber, – so berichten übereinstimmend die Chronisten – trotz aller Fröhlichkeit wurden Zucht und Sitte niemals verletzt.

Eines der stolzesten Feste Danzigs war dieser alljährlich stattfindende Maiumritt und gleichzeitig eine eindrucksvolle Demonstration der Wehrhaftigkeit Danzigs und der soldatischen Tugenden seiner Männer. Und deshalb schmückt auch ein Bild aus diesem Maiumritt die neue Danziger 5-Pfennig-Marke.

 

Arge Danzig, Rundschreiben 213, 2006, Seite 1557.


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Added: 08/02/2008
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