>> Aus der Jugendzeit der Philatelie in Danzig
Benutzung der Marken bestand meistens nicht. Das alles hat sich erst in den späteren Jahrzehnten geändert, in denen immer wieder noch Marken der beiden ersten Jahrzehnte aufgefunden worden sind.
Nach diesen etwas abschweifenden Betrachtungen komme ich wieder auf Danzig zurück.
Ich kann mich nicht erinnern, in meinen Jugendjahren mit einem Sammler bekannt geworden zu sein. Das mag ein Zufall gewesen sein, denn ich muss annehmen, dass es auch in Danzig zu dieser Zeit schon eine grössere Zahl von Markensammlern gegeben hat. Eine Briefmarkenhandlung hat es aber damals in Danzig wohl nicht gegeben. Haas gibt in dem oben erwähnten Werke an, dass die ersten Briefmarkenhandlungen in Deutschland erst gegen Ende der siebziger Jahre entstanden seien. Diese Zeitangabe erscheint mir allerdings nicht zutreffend, denn m. W. ist z. B. die Briefmarkenhandlung von Senf in Leipzig schon früher eröffnet. In Danzig habe ich nur einmal gefunden, dass Briefmarken öffentlich zum Verkauf auslagen und zwar in der damaligen Musikalienhandlung von Eisenhauer in der Langgasse in einem grösseren Album. Diese Sammlung hat aber anscheinend (schon damals in den sechziger Jahren!) viele Fälschungen enthalten. Ich besitze noch einige der damals erworbenen Marken, die ich der Kuriosität wegen aufbewahrt habe und die dem Fälscher alle Ehre machen.
Der Krieg 1870/1871 und mehrere Jahre Abwesenheit von Danzig hatte meine Sammlertätigkeit unterbrochen, erst 1875 nahm ich sie wieder auf und begann selbst auch einen Briefmarkenhandel, der mich mit allen grösseren Händlern und einer sehr grossen Zahl von Sammlern des In- und Auslandes in Verbindung brachte. Dieser Zeit verdankte ich auch den weiteren Ausbau und die Vergrösserung meiner Sammlung.
Die eingehendere Beschäftigung mit ihr, aber auch der Briefmarkenhandel hatten natürlich auch mein Interesse für die philatelistische Literatur wachgerufen, denn ich musste über alles Neue auf dem 'Gebiete unterrichtet sein, anderseits aber lag der Wunsch vor, mir Bücher zu beschaffen, die mir ein gründlicheres Studium der Marken ermöglichten. Auf das 1874 von Richard Senf herausgegebene III. Briefmarken-Journal werde ich wohl bald nach seinem Erscheinen abonniert haben und habe auch mit dessen Redakteur Alfred Moschkau in Verbindung gestanden. Von grösstem Einfluss auf die spätere Umarbeitung meiner Sammlung waren aber der Katalog von Moens in Brüssel und The Stamp Collector's Handbook von Pemberton, beide 1874 erschienen. Eigentlich kamen also die entscheidenden Anregungen für mich vom Auslande bzw. auch von Deutschland, denn in Danzig bin ich nur mit einigen grösseren Sammlern in Berührung gekommen, von denen der frühere Schiffskapitän Wagner, der mir ein väterlicher Freund wurde, eine wertvolle Sammlung besass. . Auch mit dem Rittergutsbesitzer Treichel auf Hochpaleschken, dessen Name älteren Sammlern wohl noch bekannt sein dürfte, stand ich in regem Verkehr und wir haben manche Nacht unseren philatelistischen Unterhaltungen geopfert. Im übrigen aber habe ich von einem philatelisti-schen Leben hier recht wenig gespürt. Briefmarkensammler-Vereine gab es nicht und m. W. auch keine Handlungen ausser der meinigen, die ich aber nicht als eine „öffentliche" bezeichnen kann.
Unbefriedigt von den mir bisher bekannt gewordenen Albums reifte in mir der Plan, mir ein solches nach eigener Idee anzulegen und es so zu
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Internationale Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 62.
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Added: 20/02/2016
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