>> Die Festung Weichselmünde im Deutsch-Französischen Krieg
Ein weiterer Brief dieses Gefangenen wurde nur eine Woche später, nämlich am 31. Januar 1871, abgesendet. Er trägt keinen P.P. Stempel und wurde über Großbritannien geleitet.
Abb. 7
Kriegsgefangenenbrief vom 31. Januar 1871 mit Stempel NEUFAHRWASSER über England nach Frankreich geleitet (rückseitig Stempel LONDON FE 3.71 und Ankunftsstempel ROMO-RANTIN vom Februar 1871). Der Brief trägt vorder- und rückseitig den Stempel KÖN. PR. COMMANDANTUR ZU WEICHSELMÜNDE sowie den britisch-französischen Postvertragsstempel GB 1 F. 60 C, dazu den Bahnpoststempel ANGL. AMB. CALAIS vom 5. Februar. Frankreich taxierte den Brief mit 10 Centimes.
Interessanterweise nimmt dieser Brief auch Bezug auf den inhaftierten Staatsanwalt Francois Voisin:
„...Man kann die Festung Weichselmünde mit einem Aquarium vergleichen, in dem man mehrere merkwürdige Tiere versammelt hat .... einen Staatsanwalt aus Melun, einen Unterpräfekten aus Gien und schließlich einen jungen Leutnant von den Jägern..."
Anatole Despond, Unterpräfekt von Gien, wurde im Dezember 1870 von preußischen Truppen wegen Widerstandes gegen die Besatzungsmacht verhaftet und ebenfalls nach Weichselmünde gebracht.
Auch in späteren Jahren beherbergte die Festung Weichselmünde noch prominente Gefangene, so den im Jahre 1837 in Danzig geborenen Johannes Trojan. Der Chefredakteur des politisch-satirischen Wochenblattes Kladderadatsch musste dort im Jahre 1898 wegen Majestäts-beleidigung eine zweimonatige Haft verbüßen. Er berichtete darüber in satirischer Form in seinem Buch „Zwei Monat Festung".
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde in der Festung ein Segelklub eingerichtet.
Heutzutage befindet sich in der Festung Weichselmünde eine Abteilung des Historischen Museums der inzwischen polnischen Stadt Gdansk.
Rundschreiben 257, Literaturbeilage 665, Dr. Bernd Marczinke, 1. August 2017, Seite 4.
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Added: 15/11/2017
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