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Gallery » Arge Danzig Rundschreiben Nr. 267 » Ferientage an der Weichsel in Einlage

„Unser Danzig“ 1958, Nr.14

Ferientage an der Weichsel in Einlage
Von Bruno Wilm

Schon als kleines Kind (ich bin 1881 geboren) und später, als immer mehr heranwachsender Schüler, war ich in jedem Jahr, mindestens in den Sommerferien, mitunter auch im Herbst, bei den Großeltern in Einlage (an der toten Weichsel, wie sie später genannt wurde – Red.), später auch mit meinen beiden jüngeren Brüdern. Es gab überhaupt nichts Schöneres im ganzen Jahr als diese Reise, und meine Eltern machten es auch immer möglich, dass ich nach Einlage fuhr. Das war nicht ganz einfach. Mein Vater war damals Lehrer in Preußisch Stargard, nachdem er vorher in Krakau gewirkt hatte. So war zuerst die Fahrt nach Danzig mit Umsteigen in Dirschau zurückzulegen. Von Danzig aus mußte man damals, um nach Einlage zu kommen, mit dem Dampfer fahren. Da gab es nun bald zwei Möglichkeiten: „Habermanns“ grüne Dampfer (diese Reederei war zunächst Alleinherrscher) und die Schiffe der „Weichsel A.G.\". Lange Zeit tobte ein schwerer Konkurrenzkampf, der für die Reisenden recht vorteilhaft war.
Denn das eine Unternehmen versuchte dem anderen das Wasser abzugraben, indem es die Fahrscheine billiger abgab und noch allerlei Rabatte bewilligte. Habermann erwies sich allmählich als der Schwächere, und die kapitalkräftigere „Weichsel A.G.“ gewann das Rennen.
Schon die Fahrt von Danzig nach Einlage war einzigartig schön und interessant. Die vielen Haltestellen unterwegs brachten immer neue Abwechslung. Besonders der Weichseldurchbruch bei Neufähr wurde mit Spannung erwartet, da man in der Ferne die Ostsee sah und ihre Wirkung bei günstigem Wind - und das war sehr erwünscht - auch zu spüren bekam, indem der Dampfer eine Zeitlang, sie erschien mir immer als viel zu kurz, mehr oder weniger schaukelte. Unterwegs traf man zahllose Schiffe aller Art und vor allem auch die Traften (Flöße) der „Flissaken\", die große Holzmengen auf diesem Wege aus Polen nach Danzig brachten und auf diesen Flößen wohnten. So romantisch, wie das aussah und auch mehrfach geschildert worden ist, war das allerdings nicht.

Für den preußischen Teil der Weichsel tat damals der Staat sehr viel, aber das war auch nötig wegen der fast in jedem Jahr eintretenden Hochwassergefahr, die durch die Eisstauungen im Frühjahr veranlaßt wurde und nicht selten zu Dammbrüchen und großen Überschwemmungen führte. Das gewaltigste Ereignis war der Durchbruch der Weichsel bei Neufähr 1840.

Arge Danzig, Rundschreiben 267, 2. Quartal 2020, Seite 3511.


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Added: 05/09/2020
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