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Aus alten Unterlagen
Martin Jenrich, Tel. 030-9914166, martin.jenrich@web.de
Sammler-Woche Nr. 20 vom 15.Okt.1921
Deutsche Briefmarken-Zeitschrift
Zur Geschichte der Danziger Flugpost
Von Paul Neubrand
Im Jahre 1920 bestand für ein paar Monate eine Flugpostverbindung von Berlin nach
Dänemark– Schweden einerseits, Holland-England andererseits. Danzig suchte Anschluß an
diesen Flugverkehr, der ihm ab 1. Oktober 1920 gestattet wurde. Die Briefe wurden mit dem DZuge nach Berlin befördert und gingen von da ab mit der Luftpost weiter. Zugelassen waren
gewöhnliche und eingeschriebene Briefe, Postkarten und Drucksachen; auch Eilbestellung war
zulässig. Nicht oder unvollständig freigemachte Postsachen wurden nicht befördert.
Eine Benutzung der in Deutschland bestehenden Flugpostverbindungen zur Beförderung von
nach Deutschland selbst gerichteten Sendungen fand nicht statt.
Die Briefe mußten die Bezeichnung „Durch Flugpost“ tragen und sollten möglichst auch mit
Flugmarken freigemacht werden.
Solche Marken wurden durch Überdruck aus der eben erst aus Berlin eingetroffenen 40
Pfennig-Marke geschaffen. Es erschienen am 29. September 40, 60 Pfennig und 1,- Mark.
Es seien hier die Abarten dieser Marken, soweit sie mir zu Gesicht kamen, verzeichnet.
40 P f e n n i g (MiNr. 50 – Red.)
Bei der 17. Marke ist die rechte Ecke des Oberdecks oben abgeplattet. Bei der 33. Marke ist die
rechte Null stark nach innen eingebuchtet. Bei der 81. Marke haben wir dieselbe Erscheinung wie
bei der 17. Marke, nur ist hier die linke Ecke unten abgeplattet. Es sieht fast so aus, als ob das
Oberdeck aus einem Doppeldeck bestehe. Weiter kommt bei 40 Pfennig Durchschlag des Flugaufdrucks vor. Durch Verschiebung des Aufdrucks nach links blieb die Null der ursprünglichen
Wertbezeichnung ungedeckt, so daß als Wertbezeichnung nunmehr 400 zu lesen ist.
60 P f e n n i g (MiNr. 51 – Red.)
Bei den ersten Abzügen war bei der 23. Marke ein Querbruch zwischen Unter- und Oberdeck,
bei der 83. Marke war die linke Seite ausgebrochen. Bei späteren Bogen war die 23. Marke links
ausgebrochen, die 32. und 34. zeigte rechts Bruch, die 43. Marke Querdurchbruch, bei der 61.
Marke fehlten die Verbindungsstangen zwischen Ober- und Unterdeck. Bei dem Oberdeck der
72. Marke ist rechts die äußerste Verbindungsspeiche eingedrückt, so daß die hintere Querstange nach rechts vorspringt.
Außerdem ist doppelter Aufdruck bekannt geworden. Durch Verschiebung des Aufdrucks nach
links und nach rechts entstanden Wertbezeichnungen von 600 und 460. Null und 6 sind oben des
öfteren stark abgeplattet.
1 M a r k (MiNr. 52 – Red.)
Bei der 12. und 52. Marke sind durch Bruch das A in Mark in zwei Teile zerrissen und gleichzeitig
die linke Flügelspitze darunter vom Flügel losgetrennt. Die beiden Fehler befinden sich aber auf
verschiedenen Bogen. Bei der 71. Marke ist der Schlußbalken von K bei Mark rechts
abgebrochen.
Außerdem ist Durchschlag von „Danzig“ festgestellt. er Aufdruck ist manchmal ganz nach oben
verschoben über die ursprüngliche Wertbezeichnung, manchmal auch tief nach unten. Ich habe
einen Sechserblock, bei dem die Troddel des Posthorns so neckisch über dem n von Danzig sitzt,
daß ganz deutlich Daüzig, Dattzig, Daffzig zu lesen ist.
Lange hat diese Flugverbindung nicht bestanden. Der Verkehr nach Stockholm soll schon am
15. Oktober 1920 eingestellt worden sein. Die anderen Linien dürften wohl auch nicht viel länger
in Betrieb gewesen sein. Vielleicht kann ein Leser genauere Daten angeben.
So viel ist jedenfalls sicher, daß wirkliche Flugbriefe aus dem Jahre 1920 große
Seltenheiten sind.

Rundschreiben 274, Seite 3777


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Added: 13/08/2023
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