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>> Der Kampf um die Freiheit:

ordnungsmäßige Vertreter befürchtet hatten. Denn auch vor dem Abschluß der Verhandlungen hatten sie in einer geheimen Denkschrift die Erklärung abgegeben, daß Danzig an den Staat sich anlehnen müßte, der den meisten Vorteil für sich selbst bei der Erhaltung seines Schützlings sehen würde. Dieser Staat konnte nur Preußen sein. So stimmten Danzigs Bürger der Rückkehr unter die preußische Herrschaft in der Erwartung zu, daß der aufstrebende Großstaat sich ihrer Förderung nach besten Kräften annehmen würde.

Die preußische Herrschaft:

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hatte Danzig an dem Aufbau seiner zerstörten Wohnstätten, der Wiederanknüpfung seiner zerrissenen Handelsbeziehung und an der Tilgung seiner Schulden aus der Zeit des Freistaates mühsam zu arbeiten. Dazu kam, daß sein Handel zunächst einen empfindlichen Niedergang erfuhr. Dieser ist nicht auf seine Eingliederung in
den preußischen Staat zurückzuführen, sondern auf die russische Politik, die, nachdem sie Polen der Herrschaft des Zaren unterworfen hatte, bemüht war das polnische Weichselland von seinem natürlichen Zugange zur Ostsee abzuschließen, um seinen Handel nach den baltischen und südrussischen Häfen abzulenken. In der gleichen Richtung wirkte auf Danzigs Handel ungünstig
ein, daß die westeuropäischen Länder begonnen hatten, in steigendem Maße ihren Bedarf an Getreide und Holz aus Südrußland sowie aus ihren überseeischen Kolonien zu decken. Die ursprüngliche Mittlerrolle des Danziger Handels zwischen dem Wirtschaftsleben des Ostens und Westens war beseitigt worden.

Solange die Absperrung von dem polnischen Hinterlande nur auf politischen Absichten beruhte, konnte die Hoffnung gehegt werden, durch Zollabkommen und Wirtschaftsverträge zwischen Preußen und Ruland diesem Übelstande zu steuern. Mehrfach gelang es auch, dem Danziger Handel wieder eine größere Ausdehnung zu schaffen. Trotzdem verbot gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Anwachsen der polnischen Bevölkerung in Rußland die weitere Ausfuhr von Nahrungsmitteln in größerem Umfange und machte ihre Einfuhr aus den umliegenden Gebieten notwendig. Während in den Jahren 1853 - 1864 noch 50 - 75 % des über Danzig ausgeführten Getreides aus Polen und Rußland stammte, nahm dessen Anteil in den folgenden Jahrzehnten ständig ab und sank von 40 % in den Jahren 1899 - 1903 auf 24 % in den Jahren 1909 - 1913.
Wenn Danzig in dem letzten halben Jahrhundert vor dem1. Weltkrieg einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung nahm, so war diese Entwicklung nur der immer enger werdenden Verbindung mit dem gesamtdeutschen Wirtschaftsleben zuzuschreiben. Die Eisenbahnverbindung nach Bromberg wurde 1852, nach Stettin 1870, nach Schneidemühl 1873, über Marienburg nach Marienwerder, Graudenz und Thorn hergestellt. Der Freihafen wurde 1879 - 1899 ausgebaut und 1903 der "Kaiserhafen" am Unterlauf der Weichsel angelegt. Die Werften von Klawitter (1827 - 1930), von Schichau 1891 und die Königlich-Preußische, später Kaiserliche Marinewerft (1850 - 1919) haben neben mehreren kleineren Unternehmungen den >>

Geschichte der Freie Stadt Danzig, Erich Keyzer, Seite 27.


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Added: 12/11/2010
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