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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 231 - 2. Quartal 2011 » Danziger Briefmarkenentwerfer

>> Historisches, Sachbeiträge und Berichte

Willy Lütcke und die anderen Danziger Briefmarkenentwerfer:
[Dieter W. Leitner, Landesvorsitzender Hessen im "Bund der Danziger e. V."]

>> Lütckes Marken können nicht mit den ebenfalls schönen Briefmarken der Guldenwerte von Professor Berthold Hellingrath aus dem Jahre 1924 konkurrieren. Der 28 Jahre ältere Hellingrath, somit einer anderen Generation angehörend, lieferte brillante - doch traditionelle - Federzeichnungen.

Lütcke hatte durch Rudolf Koch moderne Impulse erhalten, verfiel jedoch nicht in Epigonismus. Er hat sich mehrfach an Ausschreibungen zur Briefmarkengestaltung beworben, doch die beiden Blockausgaben waren der erste und einzige Entwurf, der von der Danziger Landespostdirektion angenommen wurde.

Nach den acht von Julius Sauer 1920 überdruckten Reichspostausgaben mit der Germania entwarf Max Buchholz für Sauer ein Jahr später den ersten regulären Danziger Briefmarkensatz im Stil der Zeit mit dem Bildnis einer Kogge, einem Kuriosum, auf dem sich die Segel nach vorn blähen, aber die Mastwimpel nach rückwärts wehen. Die Danziger spotteten: "Es weht oben ein anderer Wind als unten!" Dann begann mit den ersten Flugpostmarken die eigentliche Ära von Max Buchholz mit manieristischen und teils dilettantischen Entwürfen. Insgesamt 37 seiner Entwürfe wurden bis 1938 von der Postdirektion verausgabt.

Entweder hatte Buchholz einen "guten Draht" zu den Verantwortlichen oder sie hatten keinen Kunstverstand - sprich: keinen guten Geschmack. So verhielt es sich auch mit dem Danziger Senat und Magistrat, für die Buchholz ab 1923 geschmäcklerische Banknoten, Briefköpfe und das hässliche Siegel (s. nebenan) mit dem allen Gesetzen der Heraldik widersprechenden antiquierten Tartschen-Wappen und den verquasten Löwen entwarf. Ansprechend sind dagegen seine Freimarkenausgaben, die von 1924 bis 1938 erschienen sind.

Der Verfasser hat Kalligraphie und Typographie bei Prof. Herbert Post in Offenbach studiert, der auch ein ausgezeichneter Grafiker und Maler war. Die Betrachtung von Max Buchholz' Wirken beruht auch auf einem längeren Gespräch mit Karl Kniep, dem langjährigen Leiter der ARGE DANZIG und Danzig-Prüfer im BPP.

Der NS-Professor Petersen von der Technischen Hochschule konnte es mit der wenig ansprechenden Dauerserie des kleinen Staatswappens von 1921 auf acht Ausgaben bringen. Hellingrath schaffte es mit dem Hl. Georg von 1921 und den ausgezeichneten Guldenwerten auf vier Editionen, die deutsche Reichsdruckerei mit dem Neptunbrunnen und den Ausgaben von 1938/39 auf fünf.

Ein kleines Format wie die Briefmarke war zu keiner Zeit ein wirkliches Kriterium für die Qualität eines Kunstwerks. Was Lütcke oder Hellingrath mit Stift, Feder oder Pinsel dem Papier anvertrauten, ist nicht anders zu bewerten als dasjenige, was durch Gewohnheit oder Konvention den Namen "Bild" erhalten hat.

Willy Lütcke hat mit seiner Gestaltung der beiden Blockausgaben einen wesentlichen Beitrag zur Kunst, Ästhetik und Typographie des 20. Jahrhunderts geleistet - und auch Danzig in der Welt bekannt gemacht.

Hundertjährige wählte auf der "Preußen"
[Bernd Marczinke, Tel. 06232-26204]

Mitte der dreißiger Jahre wurde sowohl der politische - und damit propagandistische - als auch der finanzielle Einfluss des Deutschen Reiches auf den Freistaat immer stärker. Nach dem Einmarsch in Österreich am 13. März 1938 wurden zum 10. April Reichstagswahlen angesetzt und am selben Tag auch die Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich durchgeführt. Für diesen Tag wurde das Motorschiff "Preußen" des Seedienstes Ostpreußen nach Zoppot beordert, um auch den in Danzig und Polen lebenden Reichsdeutschen Gelegenheit zur Wahl zu geben und die Verbundenheit Danzigs mit dem Deutschen Reich zu unterstreichen.

Arge Danzig, Rundschreiben 231, Seite 2154.


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Added: 16/04/2011
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