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Gallery » Rundschreiben 238 - 1. Quartal 2013 » Die Preize für die Danziger Provisorien

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[Vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, Tel. 00323-2251616, ronny @ danzig.org
Briefmarken-Rundschau
Beilage Nr. 16 der "Danziger Zeitung" vom 30. September 1920.

Die Preise für die Danziger Provisorien.
Von Th. Reimann, Danzig

Wenn man früher auf dem Danziger Langen Markt in der Nähe der Bankhäuser Menschenansammlungen sah, die für den Passantenverkehr ein Hindernis waren, dann wußte man, daß dort fast regelmäßig zweifelhafte Geldgeschäfte abgeschlossen wurden. Die Polizei hat es vermocht, diesen Elementen zum größten Teil ihr "Hand"werk zu legen. Waren es damals die polnischen Noten, mit denen man auf der Straße spekulierte, so sind es heute die Danziger Provisorien, die man "schiebt", wenn auch nicht ganz in demselben Maße. Dieses Spekulantentum hat es fertig gebracht, daß die Danziger Marken in Danzig zum Teil rarer sind als in unserem alten Vaterlande.

Geht man heute ahnungslos durch die Danziger Straßen ... zu einem Postamt, um sich ein Paar Marken zu "erstehen", so wird man oft das Glück – oder auch das Unglück – haben, mit den geheimnisvoll gesagten Worten angesprochen zu werden: "Wollen Sie Danziger Marken kaufen?" Natürlich will man das, und die prompte Gegenfrage lautet: "Was kosten sie?" Die Antworten auf diese Frage könnten schwache Naturen zu einer Ohnmacht verhelfen, stärkere werden eine Faust in der Tasche machen und ihres Weges gehen. Und das ist recht so.

Die so sehr gesuchten Danziger Marken mit schrägem Aufdruck haben, nach ihrer kleinen Auflage zu urteilen, wohl die Berechtigung auf Liebhaberpreise. Jeder Sammler wird dem Rechnung tragen und für den Erwerb dieser Marken einen Betrag anwenden, der dem Sammlerwert entspricht. Diese Zeiten sollten den Sammlern eine natürliche und ungefähre Richtschnur zur Bewertung der Marken geben und richten gleichzeitig an die Sammler die Bitte, beim Kauf dieser Marken einen reellen Händler oder Tauschfreund zu bevorzugen und nicht die sich auf den Straßen und Postämtern breitmachenden "Schieber" zu unterstützen. Die Preise, die bisher für die letzten Provisorien von 2 bis 80 Pfennig (MiNr. 32-40 "kleiner Innendienst") verlangt wurden, schwanken zwischen 150 und 300 Mark und darüber. Dieser weite Spielraum sollte zu Bedenken Anlaß geben...

Als solider Sammler und nach Rücksprache mit Sammelfreunden will ich die Preise angeben,
die zur Zeit, der Seltenheit der Marken etwa entsprechend, sein dürften:

2       Pfennig   15,00 Mark
2 1/2 Pfennig  25,00 Mark
3       Pfennig      3,00 Mark
7 1/2 Pfennig  10,00 Mark
10     Pfennig     2,00 Mark
30     Pfennig   45,00 Mark
40     Pfennig     0,80 Mark
50     Pfennig   75,00 Mark
80     Pfennig     1,50 Mark
Summe          177,30 Mark

Bei der Bewertung dieser Marken habe ich mich von der Ansicht leiten lassen, daß diese Preise einigermaßen angemessen sind, bin aber andererseits überzeugt davon, daß sich noch größere Verschiebungen in der Preislange ergeben dürften, ehe der solide katalogpreis einigermaßen feststeht.

Die sogenannten Marken des "inneren Dienstes" zu 60 Pfennig, 1 Mark und 2 Mark (MiNr. 47-49 "großer Innendienst") sind, da sie überhaupt nicht an das Publikum abgegeben werden, jetzt unmöglich zutreffend abzuschätzen. Ich bin mir bewußt, mir durch diese freie Aussprache unter Umständen starke Gegner zuzuziehen. Mich leitet jedoch der Wunsch, Freunde des Sammelsportes vor Übervorteilung zu schützen, weshalb ich auch auf persönliche Angelegenheiten hierbei keine Rücksicht nahmen darf. Ich würde mich aber freuen, wenn auch andere Sammler und Händler sich zu diesem zeitgemäßen Thema, das weit über die Grenzen Danzigs hinausgreift und im Interesse des philatelistischen Rufes des Freistaates einmal besprochen werden müßte, äußern würden.
(Die MiNr. wurden vom Redakteur eingefügt.)

Arge Danzig, Rundschreiben 238, Seite 2398.


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Added: 27/12/2012
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