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Gallery » Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929 » Danzig Philatelie und Wissen

>> Philatelie und Wissen

einer wissenschaftlich angeordneten und aufgebauten Sammlung selbst billiger Marken, vor einer teuren, einfach zusammengetragener Sammlung, den Vorzug, geben. Zu einem solchen Urteil führt folgende Ueberlegung: Ein Ausstellungsobjekt ist höher einzuschätzen, wenn daraus hervorgeht, dass der Besitzer nicht nur Postwertzeichen zur Schau bringt, sondern auch eine gewisse Leistung auf philatelistischem Gebiete aufweist. Diese Leistung kann darin bestehen, dass der Sammler an Hand seiner Marken versucht, ein Stück Postgeschichte zu beleuchten, vielleicht zur Erklärung von Abstempelungen (Kolonien) geographische Karten beifügt, oder mit Tabellen, Posttarifen und Belegstücken das ausgestellte Objekt erläutert. Die Leistungsart ist natürlich immer individuell, ebenso wie eine solche zum Ausdruck gebracht wird. Sicher ist doch z. B. eine schön aufgebaute Sammlung deutscher Inflationsmarken mit Kurstabellen des Dollarstandes (vielleicht mit Kurven), Posttarifen und echt gelaufenen Briefen interessanter als ein Blatt mit reihenweise eingeklebten Marken. Was gab es da für Frankaturmöglichkeiten, wie wechselte zu der Zeit das Bild.

Ein Philatelist wird immer Mittel und Wege finden, seine Sammlung interessant zu gestalten, sie zu spezialisieren, seinem eigenen Ich Ausdruck zu geben; oder sich als Forscher auf einem Gebiete zu betätigen, wenn, er . . . . über ein gewisses Wissen verfügt.

Sich ein Wissen aneignen kann man aber nur durch Arbeitsleistung, man muss auch etwas lesen. Die philatelistische Literatur wird als Stiefkind behandelt. Wie wenige haben im Jahre 5 Mark für eine Fachzeitschrift oder für ein Buch übrig! Es ist ein offenes Geheimnis, dass unsere Grossen alle über ein enormes Wissen verfügen. Diese Männer sind nur dadurch bedeutend geworden und zu ihrem Rufe gelangt, dass sie eben eine philatelistische Bildung hatten, die über dem Durchschnitt war. Wie oft kann man aus Auswahlen für wenig Geld gute Marken haben, wenn man über ein Wissen verfügt, das dem Einlieferer eben fehlte, denn sonst hätte er zweifellos für dieses oder jenes Stück, für eine Abstempelung usw. einen weit höheren Preis angesetzt. Hier hilft nun die grosse Börse auch nichts mehr, da kann nur das eigene Wissen helfen. Wenn mir schöne und interessante Sammlungen gezeigt wurden, suchte ich in Erfahrung zu bringen, ob der Besitzer einer solchen auch Literaturkenntnisse hat und in allen Fällen, ohne Ausnahme traf dies auch zu. Gewiss, es musste schon so sein, denn wäre er nicht belesen gewesen, hätte er nie eine solche Sammlung zusammengebracht. Ein Numismatiker ohne Geschichtskenntnisse ist ebenso wie ein Physiker ohne Mathematik undenkbar!

Und wie ist es denn mit dem Gros der Sammler? Findet man da vielleicht geographische oder historische Kenntnisse? Oder sind sie mit der Postgeschichte eines Landes vertraut? Vielleicht mit der Währung? Wie viele Alt-Deutschlandsammler gibt es, die kaum eine Ahnung davon haben, wann und warum die Posten von Baden, Bayern, Braunschweig, Hannover usw. eingegangen sind!! Ja, sogar die Namen der grössten Forscher auf ihrem Spezialgebiete sind ihnen unbekannt. Ich traf Besitzer ganz guter Sammlungen von Alt-Deutschland, die nie etwas von Glasewald, Krötzsch oder Lindenberg gehört haben! Wahrlich, auf diese Sammlerspezies passt der  Name „Ramscher, Kleber oder Schwachverständige"  . . . . . . .  . . .

Kaum ein Sammlungsgebiet weist so viele Nichtwisser auf, wie die Philatelie. Nirgends wird aber auch die herrschende Unwissenheit durch

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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 32.


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Added: 17/02/2016
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