Historisches, Sachbeiträge und Berichte
Post aus einem Schweizer Internierungslager nach Gotenhafen
Dr. Bernd Marczinke, Tel. 01607729778, Bernd.marczinke@t-online.de
Nach der Flucht der polnischen Regierung vor der Wehrmacht im September 1939 formte
sich die international anerkannte polnische Exilregierung zunächst in Paris, später in
London. Sie begann sogleich mit der Bildung einer polnischen Armee in Frankreich aus
Teilen geflohener polnischer Soldaten und Auslandspolen. Es gelang dabei, über 40.000
Mann aus Polen über Rumänien zu evakuieren; gleichzeitig meldeten sich viele polnische
Emigranten in Frankreich freiwillig zum Dienst an der Waffe.
Nach dem Fall von Paris drängten deutsche Panzerverbände das 45. französische
Armeekorps, das unter dem Befehl von General Marius Daille (1878-1978) stand, in den
Jura ab. Daille ersuchte, um deutscher Kriegsgefangenschaft zu entgehen, den
schweizerischen Bundesrat um Asyl, das dieser am 20. Juni 1940 gewährte. In der Nacht
vom 19. auf den 20. Juni erfolgte der Übertritt von 12.000 Franzosen und 16.000 Polen
(darunter 12.500 Polen der 2. Schützendivision), 7800 Pferden und 1600
Motorfahrzeugen samt Material und Munition über den Doubs [sprich du] im Nordwesten
der Schweiz bei den Grenzübergängen in der Nähe von Goumois.
Insgesamt nahm die Schweiz ab Juni 1940 rund 104.000 Militärangehörige aller
Kriegsparteien als Internierte auf und brachte sie in rund 600 Lagern in verschiedenen
Landesteilen unter. Dabei wurden auch Kriegsdienstverweigerer, Deserteure und
geflohene Kriegsgefangene als Internierte aufgenommen. Einzig Angehörige der SS und
einiger anderer deutscher Militärverbände wurden abgewiesen.
Eines der Internierungslager war der kleine Ort Elgg im Kanton Zürich. Dieser nahm
zwischen 1940 bis 1945 eine größere Zahl internierter ausländische Soldaten auf, u. a.
216 französische Offiziere und Soldaten, einen polnischen General mit 30 Offizieren und
15 Unteroffizieren. Ab 1943 kamen 252 Engländer, Australier, Neuseeländer und
Südafrikaner dazu. Von Januar bis August 1945 wurden rund 200 italienische Flüchtlinge
in Elgg untergebracht.
Rundschreiben 279, Seite 3966
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Added: 18/05/2024
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