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Aus alten Zeitungen und Zeitschriften ...

diesmal aus der „Briefmarken-Rundschau“, 4. Jahrgang Nr. 35 vom 10. Oktober 1923 Einzelpreis 0,25 Goldmark
[Vorgelegt von Martin Jenrich]

Danzig-Umschau !
Die letzte Neuheitenmeldung vor der vorübergehenden Einstellung der B.-R. erfolgte in Nr. 32/33. Seitdem sank die Reichsmark immer tiefer, der Posttarif stieg in immer höhere Regionen, ist mit seinen heutigen Sätzen dem russischen sehr nahe gekommen und wird vielleicht schon in wenigen Tagen, genau wie die deutsche Mark, mit dem Rubel auf einer Stufe stehen, denn bei einem Dollarstand von 390 Millionen stehen beide Zahlungsmittel „pari“. (Ist inzwischen schon zur Tatsache geworden.)

Dass die Druckereien einem so eiligen Marksturz durch Herausgabe entsprechender Briefmarken kaum folgen können, ist verständlich. Man musste, um überhaupt Herr der Lage zu sein, die Herstellung endgültiger Marken völlig fallen lassen und sich vollständig auf die viel geschmähte „Provisorienwirtschaft“ umstellen. Danzig hat trotz der sonst häufigen Ueberproduktion diesmal die Situation nicht allzu sehr ausgeschlachtet, wenn man von einigen „Eintagsfliegen“ absieht, die dann im anderen Muster oder Farbe herauskamen. Aber Deutschland tut ja dasselbe und gibt zur Entschuldigung bekannt, dass die vielen Druckereien in Berlin kaum in der Lage seien, den Markenbedarf zu decken. Auch seien nicht genügend Platten eines Musters vorhanden, um z. B. die 75-Tausendmark-Marke nur auf den 1000-Mark-Wert zu drucken, weshalb drei verschiedene Urplatten genommen werden mussten. Was nun Deutschland recht ist, kann Danzig billig sein, und so produzieren beide Staaten um die Wette, nur mit dem kleinen aber teuren Unterschied, dass Danzigs Wertstufen um verschiedene Millionen voraus sind, was aber an der ungleichen Höhe beider Tarife liegt, kostete doch z. B. am 30.9. ein Brief n a c h Berlin 2 Millionen, v o n Berlin nach hier aber nur 250 Tausend. Bei uns waren daher die höheren Werte viel eher nötig wie im alten Vaterlande, nur hätten sie länger reichen dürfen, damit ein jeder Sammler seinen Bedarf, der bei grossem Tauschverkehr bestimmt grösser wie 10 Stück ist, hätte decken können. Hoffentlich macht die O.P.D. diesem Übelstand bald ein Ende und gibt so grosse Auflagen heraus, dass ein Rationieren der Marken nicht mehr nötig ist.

Mit dem System der Grossformat- und Zweifarbenmarken scheint man nun endlich für die Dauer der Markenmisere gebrochen zu haben, die Neuheiten der letzten Wochen lassen jedenfalls so etwas vermuten.

Der letzten Neuheitenmeldung sind noch einige Grossformatmarken anzufügen, und zwar 20 000 M. und 50 000 M., erstere mit liegendem, letztere mit stehendem Wz. und grauem Rosettenunterdruck. Sodann erschien als erstes Provisorium die 100 000 M. auf oben genannte 20 000 M., Aufdruck rot durchs Wappenschild gehend, alte Wertbezeichnung durch Zierstücke ausgelöscht. Dann musste die im Juli verausgabte 200 M. orange herhalten, auf welcher man 3 Provisorien (Der Danziger sagt: „Die gelbe Gefahr“.) schuf, und zwar 40 Tausend, 100 Tausend und 250 Tausend. Alte Wertziffer durch zwei Linien verdeckt, darunter die Zahl 40 resp. 100 u. 250, und dann das Wort „Tausend“. Einige Stürme der Eingeweihten auf die Schalter genügten, um der „Gelben Gefahr“ den Garaus zu machen. 24 Stunden später sah man wohl noch eine endlos lange „Schlange“, die anderweitige Angstkäufe tätigte, die Provisorienquelle war aber bereits versiegt!

Inzwischen waren auch einige endgültige Marken fertig geworden, die willig vom kaufwütigen Publikum aufgenommen wurden, wenn auch die Auflage etwas länger standhielt.

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Arge Danzig, Rundschreiben 215, Seite 1632.


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Added: 14/03/2008
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