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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 226 - 1. Quartal 2010 » Napoleon, No. 12 Grande Armée

>> Die Freie Stadt Danzig von Napoleons Gnaden

FP-Brief vom 18. August 1812 in das Departement des Vosges.
mit schwarzem Zeilenstempel No. 12 Grande Armée.

Mein lieber Vater und meine liebe Mutter,
ich schreibe Euch ein paar Zeilen um mich über Euren Gesundheitszustand und über den meiner Brüder und Schwestern zu erkundigen. Mein lieber Vater, ich weiß nicht, ob der Brief, den ich Euch geschrieben habe, Freude bereitet hat, weil Ihr mir nicht geantwortet habt. Wenn ich wüsste, dass es Euch nicht gefreut hat, schreibe ich nicht mehr, da das Papier sehr teuer ist….
Ansonsten gibt es nicht viel Neues und ich umarme Euch von ganzem Herzen und Ihr fehlt mir alle ein wenig.
Meine Adresse ist Nicolas Brave, soldat auf 37° Reg. de ligne 4° companie 5 batallion faisant partie de la 3° brigade 1 division de l’armée de Reserve à Danzig commandé par le général La Grange a la Grande Armée.

Französische Briefüberwachung.

Nach G. Schüler wurde unter französischer Besetzung eine Briefüberwachung durch eine Kommission französischer Beamten eingeführt, die ‚Briefspioniersystem’ genannt wurde. Die Briefe wurden heimlich von Spezialisten geöffnet und, – sogar unter Anbringung neuer Siegel – nach dem Lesen wieder verschlossen, was meist unerkannt blieb. Um das heimliche Brieföffnen zu erschweren, durchstachen manche Schreiber ihre Briefe nach dem Versiegeln mit einer feinen Nadel. Wurden die Briefe nun geöffnet und wieder verschlossen, war es sehr schwer, die Papierlagen wieder so genau übereinander zu bringen, dass die Löcher exakt übereinander lagen. Die Manipulation wurde so zumindest offenkundig. Einen Hinweis auf dieses Vorgehen findet sich in dem Brieftext eines nach Paris gerichteten Feldpostbriefes vom 1. Juni 1807;
J’ai reçu avant-hier ta lettre du 3 Mai. Je piquerai dorénavant les miennes puisque cela est bon à quelque chose...
„Ich habe vorgestern Deinen Brief vom 3. Mai erhalten. Ich werde zukünftig die Meinen durchstechen, das wird schon für etwas gut sein…“

Schauen Sie doch mal nach Nadelstichen in Ihren Belegen, vielleicht ist es ja gar kein Schönheitsfehler, sondern bewusst durchgeführt!

Arge Danzig, Literaturbeitrag 661, 2010, Seite 7.


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Added: 29/12/2009
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