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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 205 - 4. Quartal 2004 » Meine zweite Reise nach Danzig

>> Meine zweite Reise nach Danzig
[Martin Jenrich]

Nächster Ort: Liessau. Hier steht eine Kirche von 1316 mit Holzturm. Auch Kunzendorf, das wir als nächstes aufsuchten, hat solch eine Kirche mit einem Holzturm. Dieses Dorf zieht sich lang hin. Hier ist man mitten auf dem Lande und Fährt nur über Landstraßen, doch sie sind befahrbar. Über Großmontau ging's nach Kleinmontau. Warum es kaum Stempel dieses Ortes gibt, wird einem gewiss, wenn man dieses „Nest' betrachtet. Aber: Wir fanden das alte Postgebäude !

Der rote Backsteinbau hat immer noch einen schönen gefliesten Eingang, der allerdings nicht mehr benutzt wird. Der Bau dient als Wohnhaus und man geht vom Hof hinein. — Und da wir uns nun schon weit im südlichen Teil des Großen Mariendorfer Werder befanden, wollten wir auch den südlichsten Postort Pieckel (im 3. Reich in Nogathaupt umbenannt) aufsuchen. Über einen schmalen Weg am Weichseldeich entlang bis zu einer befestigten Straße ging's in diesen kleinen Ort ohne einen Ortskern. Wir wurden an ein altes deutschstämmiges Ehepaar verwiesen, das neben einer Schule am Ende des Dorfes wohnte und uns auch erklärte, dass sich die Post früher in einem Gebäude am Ortseingang befand. Auf unsere Frage, warum sie nicht nach Deutschland ausgereist seien, wurde erwidert, dass die Ehefrau schon wollte, der Ehemann aber nicht. - Eigentlich hätten wir nun Wernersdorf aufsuchen müssen. Da das aber etwas abseits der Hauptstraße liegt, führte uns unser Weg nach Mielenz. Das sollte sich als Glück erweisen, da wir dort im Hof des Dorfladens eine deutschstämmige alte Dame kennen lernten, die uns auch ins Haus zu einer Tasse Kaffee einlud. Sie erzählte, dass sie Rh die deutsche Minderheit übersetzt, gerne Bücher von Konsalik liest und ihre deutsch sprechende Tochter (auch die Enkelin spricht deutsch) die örtliche Post leitet. Diese verdient ca. 1200 Zloty im Monat (Umrechnungskurs 1 : 4,30) und muss — da ohne Mann — auch die 17jährige Tochter versorgen. Obwohl die Öffnungszeit (i. allg. bis 16 Uhr) schon vorbei war, durften wir in das alte Postgebäude hinein und kauften Sondermarken. - Über das kleine Altmünsterberg fuhren wir dann nach Simonsdorf, das an der bedeutenden Bahnlinie Dirschau - Marienburg liegt. Die ehemalige Post befindet sich gegenüber dem Bahnhof, der teilweise, obwohl in Betrieb, bewohnt wird. —

Nächstes Ziel: Groß Lichtenau. Der Ort hat eine große Kirche von 1350 mit einem deutschem Pfarrergrab. - Durch das sich lang hinziehende Dorf Palschau führen wir dann nach Neukirch. Eine schöne Kirche mit zwei deutschen Pfarrergrabstätten gab's zu besichtigen. Die Kleinbahn fuhr früher auf der einen Seite der Straße durch den Ort. Die Schienen liegen noch. —

In Schoeneberg sahen wir uns sowohl eine intakte Kirche als auch eine Kirchenruine an, und über Neumünsterberg erreichten wir dann die von Marienburg kommende Fernstraße und fuhren nach Danzig zurück, das wir in der Abenddämmerung erreichten.

Abends beim Spazieren an der Mottlau kamen wir mit einem deutsch sprechenden Polen ins Ge-spräch. Er berichtete uns, dass er als Isolierer und Anstreicher auf einer Werft ganze 800 Zioty verdient und eine Familie mit zwei Kindern versorgen müsse. Ja, wir merkten es in vielen Gesprächen: Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich immer mehr in Polen.

Am 1.9.04 merkten wir schon früh in unserer Pension, da wir neben einer Schule wohnten, dass dieser Tag des Kriegsbeginns im Jahre 1939 feierlich begangen wird. Auch das Fernsehen war davon nicht ausgenommen. Ein Besuch der Westerplatte war nicht vorgesehen, da wir den westlichen Teil des ehemaligen Freistaatgebietes erkunden wollten.

Von Danzig kommend zweigten wir gleich hinter Ohra rechts ab und durchfuhren den Ort Straschin - Prangschin langsam. Das Postgebäude war unschwer zu erkennen. Weiter führte die Tour nach Bölkau. Dort lernten wir am ehemaligen Bahnhof in Klein Bölkau (die Strecke ist stillgelegt.) ein deutschstämmiges Ehepaar kennen, mit dem wir uns über vieles unterhielten und erfuhren dabei, dass die Post in einem nahen Wohnhaus im Keller untergebracht war. — Zurück zur Hauptstraße. Russoschin und Sucicschin (beide waren nur Poststellen) durchfuhren wir, um nach Kladau zu gelangen. Auch dort sprachen wir mit einer deutschstämmigen Frau, von der wir erfuhren, wo sich das alte Postgebäude befand. Im Gespräch wurden all die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen die Polen kämpfen müssen, wenn sie, wie die meisten, wenig Einkünfte haben. — Es folgte Sobbowitz, ein größerer Ort. Wir besichtigten die Kirche von 1880, entdeckten noch einige deutsche Grabsteine und kauften in der heute noch betriebenen Post Sondermarken. Über Golmkau (war nur Poststelle) ging es dann nach Lamenstein. Hier besichtigten wir das alte Postgebäude mit seinem Feldstein-Fundament und waren auch in der Post. Unser nächstes Ziel war Groß Trampken. Das Dorf besitzt eine Kirche aus dem Jahre 1628 mit Pfarrergrabstätte und eine alte Post, wie wir sie in Lamenstein sahen. Uns fiel ein, dass es nicht leicht ist, einen Stempel aus diesem Ort zu bekommen. — Nun führte unsere Fahrt durch Domachau (war nur Poststelle) nach Meisterswalde. Hier gab es zwei Kirchen zu sehen. Die eine der beiden konnte nur durch ein starkes Engagement eines ehemaligen Bürgers, der in dem westlichen Teil Deutschlands wohnte, in den jetzigen sehr schönen Zustand versetzt werden.

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Arge Danzig, Rundschreiben 205, Seite 1406.

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Added: 14/07/2007
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