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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 191 - 2. Quartal 2001 » Neues über die ,,Abschiedsausgabe"

>> Neues über die ,,Abschiedsausgabe"
.                     [Anton Auffenberg]

Die Landespostdirektion hat noch am 23. Oktober 1939 ihr Amtsblatt Nr. 25 unter dieser Firmenbezeichnung herausgegeben, erst das folgende Amtsblatt Nr. 26 vom 30. Oktober 1939 firmiert unter „ehemalige Landespostdirektion" und im Kurztext noch unter „LPD", erst das nächste Amtsblatt Nr. 27 vom 13. November 1939 unter der Kurzbezeichnung „RPD". Alle vorgenannten Fakten bestätigen, dass es eine Danziger Ausgabe war. Sie ist im Michel-Katalog daher falsch eingeordnet. Die Tatsache, dass diese Marken später im Deutschen Reich allgemein gültig waren, ändert hieran nichts.

Denn nach der tatsächlich in allen Belangen vollzogenen Eingliederung in das Deutsche Reich konnte man schon aus praktischen Gründen nicht in einem Teil des Reiches besondere Marken zur Frankierung zulassen; das hätte das Publikum nicht verstanden. Auch der Verkauf dieser Marken in der Versandstelle in Berlin rechtfertigt die Einstufung dieser Serie unter Deutsches Reich nicht; an den reichsdeutschen Postschaltern außerhalb Danzigs waren diese Marken (bis auf die Versandstelle für Sammlermarken in Berlin) nicht erhältlich. Hierzu heißt es im Anschluss an eine Verfügung der Reichspost vom 20.10.1939:

,,Die von der früheren Landespostdirektion Danzig aus Anlaß der Eingliederung am 28. September 1939 herausgegebenen Danziger Postwertzeichen mit Überdruck in Reichsmark und Reichspfennig können fortan auch zum Freimachen der im übrigen Reichsgebiet eingelieferten Postsendungen verwendet werden. Die Marken werden nicht an den Postschaltern abgegeben, sondern sind nur bei der Versandstelle für Sammlermarken in Berlin W 30 unter den üblichen Bedingungen erhältlich Bestellungen können bereits jetzt an die Versandstelle gerichtet werden; die Aaslieferung wird eifrigen, sobald die Marken bereitgestellt sind" Der letzte Halbsatz kann doch nur so gedeutet werden, dass die Marken erst von Danzig herangeschafft werden mussten.

In diesem Punkt ist der Michel auch widersprüchlich gegenüber ähnlichen Fällen. Beispiel: Die 1 Pfg.- und 3 Pfg.-Marken der Landespostdirektion Berlin wurden sogar an den Postschaltern der Bundesrepublik Deutschland verkauft. Sind sie dadurch zu bundesrepublikanischen Marken geworden ? Keineswegs ! Sie blieben weiter „Berliner" Marken im Katalog. Warum nicht auch „unsere" Abschiedsserie ? Schon diese Bezeichnung ist für eine Danziger Ausgabe typisch. Sonst hätte sie ja „Willkommensausgabe" heißen müssen.

Im übrigen sind weitere Angaben im Michel-Katalog mißverständlich oder falsch:

1. In der Überschrift zur Katalogisierung heißt es, dass es zwei Auflagen gegeben habe. Schon 1987 hat unser Arge-Mitglied Prof. Dr. U.E. Klein in seinem Literaturbericht Nr. 905 überzeugend dargestellt, dass es nur eine Auflage gegeben hat. Es fehlt der Hinweis, dass einige Werte dieser Serie in der Postdruckerei Danzig überdruckt wurden.

2. Im Nachspann steht „... obwohl sie erst ab 28. Sept. 1939 gültig waren." Auch das ist falsch, wie die oben zitierte Amtsblatt-Verfügung aus-weist. Denn sie waren erst ab 1.10.1939 gültig.

3. Auch der Satz „... konnten ab 21.10.1939 auch im gesamten Gebiet der Deutschen Reichspost verwendet werden" ist verwirrend. Wo denn noch ? Die ursprüngliche Verwendung nur in Danzig wird nicht erwähnt.

Das Thema „Abschiedsausgabe" ist mir im Rahmen meiner Recherchen über die angeblichen „HAN" aufgefallen. Im oben zitierten Literaturbericht Nr. 905 erwähnt Herr Prof. Klein die abweichenden Farben der Urmarken des Aufdrucksatzes gegenüber den ohne Aufdruck verwendeten Marken. Er leitet daraus die Vermutung ab, dass (wegen der Eile) die Urmarken nachgedruckt wurden, allerdings ohne Änderung der „HAN".

Hierüber bin ich gestolpert Bei der Mi.-Nr. 720 gibt es das Druckdatum 1039. Dieses liegt nun außerhalb der Verwendungsmöglichkeit als Marke ohne Aufdruck, die ja schon mit Ablauf des 30.9. endete. Also kann es sich nur um eine Nachauflage für den Überdruck gehandelt haben. Weshalb aber sollte dann bei diesem Wert die „HAN" geändert worden sein und bei anderen nicht?

Auch die Druckdaten 939 und teils sogar 839 kommen bei den unüberdrucicten Marken nicht vor. Ich denke, dass es sich bei den Farbabweichungen um Auflagen handelt, die ohne überdruck nicht mehr oder nur in winzigen Mengen verausgabt wurden, so dass sie bei den nicht überdruckten Marken in der veränderten Farbvariante nicht zu finden sind (was auch noch bewiesen werden müsste). Bei den Ausgaben 939 dürfte es sich auch schon um Nachauflagen für die Überdruckserie handeln.

Die Frage, ob einige Marken (Nr. DR 717, 720, 723 und Teile der 729) in Danzig, der Rest in Berlin überdruckt wurden, wird ohne entsprechende Aktenunterlagen wohl nie zweifelsfrei festzustellen sein. Man kann doch davon ausgehen, dass die bis Ende August 1939 gedruckten Marken, egal ob in Danzig oder in Berlin, bei der Post in Danzig lagerten. Es ist kaum vorstellbar, dass die Berliner Reichsdruckerei einen Teil des Auftrags in Berlin zurückbehielt.

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Arge Danzig, Rundschreiben 191, 15.3.2001, Seite 1192.


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Added: 24/11/2015
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