Archiv der Kategorie: Briefmarken Rundschau 1920

Danzig Nachlese 14. Oktober 1920

Über die Entstehung der fehlerhaften Flagge bei 5 Mark, von der wir bereits berichteten, können wir an der Hand von zwei weiteren Exemplaren Näheres mitteilen. Bei dem einen Stück läuft die Flagge in einem dicken, roten Farbflecken aus, der nur noch lose mit der Flagge zusammenhängt, bei dem anderen ist die ganze Spitze spurlos verschwunden. Das Klischee hatte also von Anfang an eine fehlerhafte Spitze (Druckfehler). Diese ist dann im Laufe des Druckes nach und nach ganz abgebrochen (Plattenfehler). Auf einem Exemplar von 5 Mark befindet sich im Raume zwischen den beiden Flaggenspitzen ein roter Punkt wohl vom Klischeenagel herrührend. Herr von Neumann hatte die Liebenswürdigkeit und eine ganze Anzahl interessanter Abarten der neuesten Danziger Provisorien vorzulegen. Besonders bemerkenswert ist ein, augenscheinlich zweite Auflage die 1 Mark auf 30 Pfennig, bei der der Unterdruck vollständig fehlt. Für Spezial-sammler durchaus bemerkenswert ist ferner ein Fünferblock der 5-Pfennig-Marke, bei dem durch Zufall ein Teil der Farbe des Markenbildes und der darunter befindlichen Papierschicht wohl durch Zusammenkleben mit einem anderen Bogen „makuliert“,d.h. losgelöst ist. Trotzdem befindet sich der blaue Überdruck „Danzig“ auf sämtlichen voll ausgedruckt, auch auf der weiß gebliebenen Fläche.
Die 10-Pfennig-Marke wurde mit verschnörkeltem „a“ in Danzig (Schleife im Oval) angetroffen. Es handelt sich um einen offenbaren Klischeefehler, da derselbe Fehler auch bei der entsprechenden Marke im Bogen des 10 auf 7 ½ Danzig Provisorium angetroffen wurde.
Es legte Herr v. N. uns ferner noch zwei 5-Pfennig-Provisorien vor, auf denen der Blockierungs-strich ganz auf die untere Zähnung gerutscht ist und nicht mehr im Markenbilde steht. Bei dem einen Exemplar befindet sich nur noch eine ganz kleine Andeutung der Blockierungslinie, so dass das Wort „Danzig“ allein auf der Marke zu stehen schein, und darunter die Inschrift „Deutsches Reich“ wieder voll sichtbar ist.
Ein Stück des 40-Pfennig-Provisorium (zweifarbig) weist den Fehler auf, dass die Buchstaben „z“ und „i“ im Wort „Danzig“ völlig fehlen.
Ein getrennter Balken wurde ferner beobachtet bei dem 5-Pfennig-Provisorium, wie auch bei dem 2-Pfennig-Werte, den uns Herr Röder vorlegte.
Die neue 30-Pfennig Postkarte weist eine ganze Anzahl von Verschiebungen des Überdruckes auf, die wir hier nicht alle im einzelnen katalogisieren können. So reicht uns Herr Littwin eine Karte ein, bei der das Netzmuster des Blockierungsbalkens so hoch gerutscht erscheint, dass die Wort „Deutsches Reich“ unbedeckt blieben. Die Ziffer 30 sind ferner über dem Markenrand heraus auf das gelbliche Kartenpapier verschoben und bei den einzelnen, die uns vorlagen, geht auch der halbkreisförmige Überdruck „Danzig“ rechts über das Markenbild hinaus.
Herrn Littwin verdanken wir ferner die Vorlage eines Exemplars der Flugpostmarke zu 60 Pfennig, bei dem links unten ein Teil des Klischees des Flugzeuges der vorherigen Marke (der Schwanz des Flugzeuges) mit überdruckt wurde.
Herr Abraham hatte die Güte, uns ebenfalls eine ganze Anzahl von Abarten vorzulegen. Die 15-Pfennig-Marke braun der ersten Ausgabe zeigt danach den Überdruck Danzig über den Worten Deutsches Reich stehend diese freilassend.
Bei verschiedenen Flugpostmarken zu 40 und 60 Pfennig ist infolge unscharfen Druckes ein sogenannter Lafettenschwanz“ zu beobachten.
Das Provisorium 10 Pfennig auf 20 Pfennig zeigt unter der Ziffer und an anderen Stellen vielfach Andeutungen eines bordeauxroten Striches, wohl vom Klischeerand herrührend.
Bei dem 25-Pfennig-Provisorium finden wir den linken oberen Stern auf einer Marke aus dem Markenbilde auf dem Zähnungsrand nach links gerückt und neben der 25 verschiedentlich mehr oder minder große Punkte und Striche. Letzteres sind wohl auf die anscheinend ölhaltige, leicht klecksende grüne Farbe, die aus den Sternen auch öfter durch Verwischungen ganz unförmige Gebilde schafft, zurückzuführen.

Ein- und Ausfuhr von Briefmarken in Deutschland

Mit Verfügung des Herrn Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung vom 27. November Nr. A.I. 18103 ist Herrn Dr. Dietze, dem Leiter der Außenhandelsnebenstelle für das Buchgewerbe, Berlin W 66, Wilhelmstraße 45, die Bearbeitung der Anträge auf Ein- und Ausfuhr von entwerteten Briefmarken übertragen worden. Aus diesbezüglichen Anfragen und Anträge sind an diese Stelle zu richten. Die Außenhandelsstelle für das Buchgewerbe, Zweigstelle Berlin W 66, Wilhelmstraße 45, teilt uns weiter dazu mit, dass ihr die Bearbeitung der Anträge auf Einfuhr von entwerteten Brief-marken (Statistisches Warenverzeichnis Nr. 673 b und für nicht entwertete Briefmarken (Statistisches Warenverzeichnis Nr. 658) vom Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung übertragen worden ist. Zur Deckung der durch die Bearbeitung entstandenen Kosten wird mit Einverständnis des Herren Reichskommissars eine Gebühr von 7 Promille vom Einfuhrwert erhoben. Durch Verfügung des Herrn Reichskommissars VI 45553 vom 13. November d. J. ist ferner auf die Kautionshinterlegung seitens der Briefmarkenhändler verzichtet, dafür aber bestimmt worden, dass von der durch Handelskammerbescheinigung nachgewiesenen Ausfuhr künftighin nur 75 % als Kontingent zur Einfuhr zugelassen werden.

J. Hollander, Emden, Die Danziger Marken-Provisorien 2 Pfennig bis 80 Pfennig mit Abstempelung 17.12.20 sind als durchaus sammelberechtigt zu betrachten, da sie bisher nicht außer Kurs gesetzt wurden und weiter verwendet werden können. Allerdings handelt es sich bei den gesuchten Werten dieser Ausgabe meist um Gefälligkeitsabstempelungen, da sich jeder hüten wird, die gesuchten Marken dem heutigen Risiko der Postbeförderung auszusetzen.

Jahreswende

Es ist im Journalismus sonst nicht gerade Brauch, von der eigenen Arbeit viel Aufhebens zu machen. Bei der einzigartigen Stellung, die der Briefmarken-Rundschau zuteil ward, in ihrer Eigenschaft als Beilage einer großen Tageszeitung, aber auch in ihrer ausgesprochenen Haltung als Fachblatt, möchten wir heute, am vorletzten Tages des Kalenderjahres, das zugleich den Schluss des ersten Jahrganges unserer Zeitschrift bilden soll, aber doch einmal aus dem altgewöhnten Gleis abweichen und vor Einstellung des Hebels auf „Volldampf voraus“ einwenig auf dieser kleinen Zwischenstation verweilen.
Uns leitet bei diesem Rückblick vor allem die Tatsache, dass sie in der philatelistischen Fachpresse mehr als in jeder anderen gewohnheitsgemäß ein vertrauteres Verhältnis zwischen Redaktion und Leserkreis im Laufe der Zeit herauszubilden pflegt. Auch unsere philatelistische Sonderbeilage macht von dieser Erfahrung, wie wir mit Freude und Genugtuung aus zahlreichen Briefen und persönlichen Äußerungen unserer Leser feststellen können, keine Ausnahme. Besonderes die zuerst von uns eingerichtete philatelistische Sprechstunde beweist uns immer wieder, dass die „Briefmarken-Rundschau“ sich bei den Sammlern eines Vertrauens erfreut, für das wir dankbar sind, und das wir zu Schätzen wissen.
„Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“ – Es wäre töricht, nicht zugeben zu wollen, dass auch gewisse Meinungsverschiedenheiten des Leserkreises über Form und Inhalt der Rundschau auftauchen. Von gewisser, stark interessierter Seite ist der „Briefmarken-Rundschau“ z.B. anfänglich der Vorwurf gemacht worden, sie grabe durch die veröffentlichten auswärtigen, teilweise sehr preiswerten Briefmarkenangebote hiesigen Händlern das Feld ab. Demgegenüber wäre darauf hinzuweisen, dass keine unabhängige Briefmarkenzeitung sich allein auf einen genau begrenzten engeren Interessenkreis stützen kann, sondern beiden Parteien, Sammlern wie Händlern, gerecht werden muss, wenn sie ihre eigentliche Aufgabe erfüllen will. Es gibt ja auch kein einziges Briefmarkenblatt, das nur lokale Anzeigen bringt, und gerade Danzig ist heute schon, zukünftig, so hoffen wir, noch weit mehr, ein dankbarer Boden für den über die engere Landesgrenze hinaus-gehenden Tausch- und Kaufverkehr und die internationale Vermittlung im Sammelwesen. Jeder Einsichtige, und nicht in allen Vorurteilen Befangene weiß heute überdies den großen, auch geschäftlichen Nutzen eines regen Wettbewerbes auch im Briefmarkenwesen zu schützen, und es verlohnt sich wirklich kaum der Mühe, unbelehrbare engherzige Auffassungen einzelner „Außen-seiter“ widerlegen zu wollen.
Abgesehen von dieser geschäftlichen Rückständigkeit sind der Redaktion seit dem ersten Erscheinen der „Briefmarken-Rundschau“ am 16.Juni d. J. eigentlich nur zwei besondere Einwen-dungen oder besser gesagt Vorschläge, Wünsche bekannt geworden, die auch in Zuschriften an uns immer wiederkehren. Diese Vorschläge hier kurz zu streifen und zu erörtern, dafür bietet der heutige Jahresabschluss geeignete Gelegenheit.
Auf den ersten Wunsch eingehend, möchten wir hier eine Zuschrift vom 7. Dezember wiedergeben, die am besten zeigt, was man bei unserer „Briefmarken-Rundschau“ noch für reformbedürftig hält. Ein geschätzter Korrespondent schreibt uns nämlich: „Wenn man, wie ich, eine ziemlich Anzahl von philatelistischen Zeitungen liest und aufheben will, so kommt man schnell zu Vergleichen, und das erste, was da bei Ihrer „Briefmarken-Rundschau“ auffällt, ist das für die philatelistische Literatur ganz abnorme Format. Vielleicht ließe sich diesem Nachteil abschaffen, wenn die „Brief-marken-Rundschau“ in einem Format erschiene, das nur ein Viertel der Satzspiegels darstellte. Dann wäre es zu erreichen, dass de Abonnement- und Literatursammler die Nummer so faltet, dass sie auf das Maß einer Viertelseite der „Danziger Zeitung“ zusammenschrumpft und damit würde sie ganz gut in eine philatelistische Bibliothek passen.“
Diesem das drucktechnische Gebiet streifenden Einwand ist zu entgegnen, dass die Herausgeber der „Briefmarken-Rundschau“ von Anfang an alle Vor- und Nachteile des ungewöhnlichen Formates wohl überlegt und durchdacht haben. Man ist dabei zu dem Ergebnisse gekommen (und fernerstehende Kreise haben die Richtigkeit nach Erläuterung bestätigen müssen), dass die Vorteile des großen Formates die Nachteile weit überwiegen. Vor allem ist es die Übersichtlichkeit des Text- und Inseratenteiles die bei dem Tageszeitungsformat gegenüber vielen kleinformatigen Fachblättern sehr gewinnt. Wer sich de Mähe unterziehen will, einmal behufs Auffindung gewisser interessieren-der Notizen oder Inserate die „Rundschau“ zu durchblättern, wird finden, dass eine unverhältnis-mäßig kürzere Zeit dazu gehört, zum Ziel zu kommen, als wenn er den kleinformatigen Band beispielsweise eines österreichischen Fach- und Anzeigenblattes durchforscht. Die „Briefmarken-Rundschau“ ist aber andererseits ein inniger Bestandteil der “Danziger Zeitung“, der ersten Tages-zeitung überhaupt, die diese Neuerung einer besonderen philatelistischen wöchentlichen Beilage ins Leben rief. Die „Danziger Zeitung“ ist bemüht, und wird in Zukunft noch mehr bemüht sein, auch in ihrem Feuilletonteil durch Veröffentlichung interessanter, auch für das große Publikum geeigneter philatelistischer Mitteilungen das Briefmarkensammeln den bisher ferner stehenden Kreisen populär und den eigenartigen Reiz dieses Sammelwesens nach Kräften anschaulich zu machen und zu fördern. Gerade im Lande des modernen Zeitungsfortschrittes, in Amerika, das nun auch früher nie geahnte Beziehungen in Danzig mehr und mehr aufnimmt, der das große Format durchaus sympathisch berührt, was sich aus den uns gewordenen zahlreichen Anerkennungs-schreiben leicht nachweisen lässt. Ein Binden des vollständigen Jahrganges der „Briefmarken-Rundschau“ ist auch keineswegs so schwierig, riskant oder kostspielig, wie ein Korrespondent meint. Eine starke, in der Mitte gefaltete Pappe im Format der „Briefmarken-Rundschau“, die auf der Innenseite des Rückens die erforderliche Anzahl also 52, am besten gummierte Fälze enthält und die jeder Buchbinder für geringes Geld herstellt, ist alles was zur Aufbewahrung erforderlich ist. So sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass der Verlag der „Rundschau“ gern bereit ist, diesbezüglichen etwaigen Wünschen aus dem Leserkreis entgegenzukommen und bei genügender Nachfrage eine Sammelmappe und zugleich einen dauernden Einband in erwähnter Form geschmackvoll und zweckentsprechend anfertigen zu lassen, der für einen mäßigen Preis dann von allen Liebhabern bezogen werden kann.
Der zweite Einwand, den man – diesem gegen die Redaktion – dann und wann erhoben hat, ist der, dass wir die Danziger Abarten ein wenig zu ausführlich berücksichtigt hätten. Wir geben ohne weiteres zu, dass dieses geschieht. Die wahrhaftig nicht kleine philatelistische „Liebesarbeit“ bei Abfassung und Redigierung der entsprechenden Notizen war aber gerade im Falle Danzig, eines Gebietes, dessen Postwertzeichenausgaben sich einer so weitgehenden Beliebtheit und Beachtung erfreuen, schon vom archivalischen, aber auch vom Sammlerstandpunkt durchaus notwendig. Wir brachten lange nicht alle uns bekannt gewordenen geringfügigen Abarten. Was wir aber brachten, sollte dazu dienen, das Interesse gerade unerfahrener Sammler zu wecken und bei ihnen den Sinn für „philatelistischer „Kleinforschung“ hervorzurufen, die als Studien- und Lehrgang für jeden ernsten Philatelisten sich früher oder später erforderlich erweist. Viele der gemeldeten Abarten haben für Sondersammler auch einen bedeutend höheren. In hohen Ziffern auszudrückenden Wert, der den glücklichen Besitzern, namentlich auch im Tauschwege, später sehr zugute kommen kann.
Das wäre ungefähr alles, was wir im Rückblick auf die vergangenen Monate an dieser Stelle unseren bisherigen treuen Lesern zu sagen haben. Wir sehen davon ab, die bei gewissen Fachorganen so üblichen großen Versprechungen für die Zukunft zu machen. Wir hoffen nur, auch weiter auf die bisherige Unterstützung unserer Freunde, Abonnenten und Inserenten rechnen zu können, die unsere „Briefmarken-Rundschau“ erst zu einem Organ gemacht hat. Das im philatelistischen Blätterwald eine geachtete Stellung einnimmt.
Unseren alten und neuen philatelistischen Freunden aber glauben wir an dieser Zeitenwende neben einem frohen Neuen Jahr nichts Besseres wünschen zu können, als drei für den Sammler wichtige Dinge: Einen guten neuen deutschen Katalog, sympathische Tauschfreunde und kaltes Blut angesichts der nun glücklicherweise stark abebbenden Neuheitenflut, die eine Zeitlang unsere Sammelliebhaberei zu ersticken drohte. Und nun viribus unitis – mit Volldampf voraus!
GoK.

Briefmarkenfreunde Freitaat Danzig

Laut Beschluss der Versammlung findet die letzte Sitzung in diesem Jahre in Form einer Weihnachts-Sitzung am 23. Dezember 7 ½ Uhr abends, im Restaurant „Hohenzollern“ statt. Es wird eine Verlosung veranstaltet und jeder Teilnehmer erhält den auf seine Losnummer fallenden Gewinn. Vollzähliges und pünktliches Erscheinen ist erwünscht, da sämtliche nicht abgeholten Lose zugunsten des Vereins versteigert werden.

Danzig Nachlese 23. Dezember 1920

Wir können heute, ohne die ziemlich zahlreich gerade in jüngster zeit auftauchenden mangelhaften Drucke sämtlich registrieren zu wollen, einen besonders bemerkenswerten Makulaturdruck melden, der wohl die Bezeichnung eines Fehldrucks verdiente. Herr H. Schmidt, Danzig-Langfuhr, legte uns nämlich das 5-Mark-Provisorium letzter Ausgabe (violetter Unterdruck) vor, und zwar die letzte Marke des Bogens rechts unten, die infolge einer Faltung des Papiers beim Druck (Eselsohr) auf der vorderen Seite nur den roten Überdruck Danz’ trägt, so dass die Landesbezeichnung nun als interessante Fassung Danz’ Reich erscheint.
Die Firma Richard Borek, Braunschweig, übersendet uns einen ganzen Bogen (H 4673.15) der Danziger 5-Mark-Provisoriums mit Flagge letzter Ausgabe mit b violettem Netz-Unterdruck, der einen doppelten Rasterunterdruck aufweist. Es handelt sich dabei um ein drucktechnisches Versehen (zweifaches Durchpassieren des Bogens durch die Rasterdurckmaschine), doch sind auf Art unzweifelhaft 100 Marken des entsprechenden Wertes geschaffen worden, von denen jede einzelne im ungetrennten Zustande als Fehldruck zu bezeichnen wäre. Die Firma B. bemerkt, dass dieser Bogen unter vielen anderen der einzige war, der ihr mit Doppelunterdruck vorlag, und dass davon kaum noch ein zweiter Bogen existieren dürfte. – Auch uns hat leider noch keine derartige 5-Mark-Abart vorgelegen, vielleicht kann uns aber jemand aus dem Leserkreise der „B.R.“ mitteilen, ob der Fall vereinzeln steht oder nicht.
Weiter schreibt uns Herr A. Ebel – Rössel (Ostpr.): Die 10 Pfennig – Danzig I erwähnt indem Artikel von Herrn L.D. Langfuhr in Ausgabe 21 der „B.R.“ ist in der gleichen Weise wie die Allen-steiner 15 Pfennig – Gedenkmarke („die berühmte Rotviolette“ vergl. „B.R.“ 19) hergestellt, nämlich im NR. Was aber die Marke seltsam ansehen macht, ist das Fehlen des oberen und unteren Randes! Diese sind vermutlich beim Überdrucken (Aufdruck „Danzig“) abgetrennt worden! Die an der linken Seite des Bogens befindlichen Ziffern 10, 8, 7, usw. sind Kontrollzahlen der Reichs-druckerei über den Papierverbrauch! und kommen ebenfalls bei 20, 30, 40, 75 Pfennig; also bei allen im NR. gedruckten Marken vor.
Bei den zweifarbigen Werten (30, 40, 75 Pfennig) kommen natürlich die Papierkontrollzahlen zweimal (je in beiden Farben!!) vor. Die eigentlichen Kontrollzahlen gehen nur bis zehn, aber durch den Zweifarbendruck erscheinen sie oft weit höher, obwohl ja meistens eine farbige Zahlenreihe etwas höher steht als die andersfarbige. Diese Erscheinung können sie oft beachten! Sie kommt stets am linken (vom Beschauer aus !) Markenrand vor und ist etwa unter je 30 Bogen einmal! Früher druckte die Reichsdruckerei anstatt der Ziffern (z.B. bei den Adler-Marken) die blauen Randdrucke in Zentimeterfolgen oder Buchstaben „Reichsdruckerei“ . (Näheres hierüber in P.Ohrts „Neudrucke und ihre Kennzeichen“ Band III !)

Danzig

Am 21. Dezember sind die von der Berliner Reichsdruckerei jetzt endlich nachträglich gelieferten, bereits im Frühjahr des Jahres von der Danziger Postverwaltung bestellten 4-Mark-Marken, deren demnächstiges Erscheinen wir in der letzten Ausgabe der „B.R.“ ankündigten, an den Postschaltern zur Ausgabe gelangt. Typ der kleinformatigen kursierenden Germaniamarken, jedoch zweifarbig, oben im Markenbilde zu beiden Seiten auf weißem Felde die Wertbezeichnung in rot 4 Mark. Wir melden also: „4 M. rot und schwarz. Überdruck „Danzig“ in gerader Zeile schwarz halb gotisch.
Die neue Verfassungsausgabe dürfte, wie wir hören, infolge Arbeitsüberlastung der Druckerei, kaum vor dem 10. Januar, dann aber gleichzeitig in allen 10 Werten an den Postschaltern erscheinen.

Kurbrandenburgische Post in Danzig. 2. Teil

von
Fritz Grube, cand. Junr., Danzig

Im Juni 1654 wurde das erste kurbrandenburgische Postamt in Danzig errichtet. Ein lang ersehnter Wunsch des Großen Kurfürsten war damit in Erfüllung gegangen. Hetzt konnte er daran gehen, seine großzügigen Pläne, die die Schaffung eines umfassenden Netzes regelmäßiger und leistungs-fähiger Postkurse vorsahen, auch im Osten zu verwirklichen und die während des dreißigjährigen Krieges fast durchweg vernichteten Postverbindungen, wo solche vorher überhaupt schon vorhanden waren, in neuer und verbesserter Form wieder erstehen zu lassen.
Wie Matthias in seiner Darstellung des Postwesens berichtet, wurde ein gewisser Johann Stöckel zum ersten kurbrandenburgischen Postmeister in Danzig bestellt, der alsbald ein kleines Häuschen im Junkerhofe als Postexpedition einrichtete und bereits im Laufes des Juni desselben Jahres seine Tätigkeit aufnahm. Die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der kurbrandenburgischen Post wurde bald allgemein gelob, so dass die finanziellen Ergebnisse hinter den gehegten Erwartungen nicht zurückblieben. Schon in den ersten Monaten des Betriebes wurde ein Reingewinn von durch-schnittlich 500 Talern erzielt. Wie vorauszusehen war, bildete das nebeneinander bestehen der brandenburgischen und der unter polnischem Einfluss stehenden Danziger Post sehr bald den Anlass zu Misshelligkeiten, die erstmals zu offenem Ausbruch kamen, als der übereifrige Stöckel seine Befugnisse überschritt und dem Inhalte der Abmachungen zuwider eine eigene Briefbestellung in der Stadt einzurichten begann, während bei der Zulassung der brandenburgischen Post ausdrück-lich ausgemacht worden war, dass die Bestellung der eingegangenen Postsachen den bisherigen Stadtpostmeistern verbleiben sollte. Die letzten, Salzsieder und Hornemann, sahen ihre hohen Einnahmen gefährdet und wandten sich Beschwerde führend an den Polenkönig in Warschau mit der Bitte, den brandenburgischen Postmeister in seine Schranken zurück zuweisen. Der Erfolg ihrer Vorstellungen war freilich ein anderer als der erbetene. Polen, das schon lange danach gestrebt hatte, das Danziger Stadtpostwesen unter seinen alleinigen Einfluss zu bringen, benutzte diesen Anlass als willkommene Gelegenheit, die Unfähigkeit der Danziger Postverwaltung darzutun und deren Leitung selbst in die Hand zu nehmen. Es sandte den Postmeister Franz de Gratta nach Danzig, der an die Spitze des Stadtpostamtes trat, während der Magistrat allmählich jeden Einfluss auf die Regelung der städtischen Postangelegenheiten verlor.
De Gratta setzte sich sogleich zum Ziele, das kurfürstliche Postamt aus Danzig zu vertreiben, ein Streben, das freilich erst seinen Nachfolgern restlos gelingen sollte. Der Große Kurfürst hatte inzwischen im Jahre 1655 eine zweite Postkonvention mit Danzig abgeschlossen, durch die der Bestand seines Postamtes garantiert und ihm weitere Vorteile eingeräumt wurden. Das Jahr 1657 brachte im Vertrag von Wehlau die Anerkennung des Kurfürsten als souveränen Herrschers des Herzogtums Preußen und damit – ein interessanter Vergleich mit dem heutigen Auslande – die Notwendigkeit einer sicheren Postverbindung Brandenburgs mit Preußens, die von jetzt ab nicht nur allein über Danzig, sondern auch durch den polnischen Korridor geleitet wurde, was Polen im Wehlauer Vertrage ausdrücklich zugestanden hatte.
Schon im Laufe der nächsten Jahre traten jedoch Umstände ein, die den Plänen des polnischen Post-meisters de Gratta nach Verdrängung des Danziger kurfürstlichen Postamtes günstig waren. Bald nach Abschluss des Friedens von Oliva (1660) trat der Große Kurfürst mit König Kasimir in Unterhandlungen wegen Abtretung der Stadt Elbing an Preußen ein. Vernehmlich auf den Einfluss ränkevollen polnischen Königin Louise Maria ist es zurück zuführen, dass König Kasimir die Abtretung Elbing von der Bedingung abhängig machte, dass sämtliche brandenburg-preußischen Posten in Danzig und auf polnischen Gebiet unverzüglich aufgehoben würden. Das nicht näher aufgeklärten Gründen unterwarf sich die Berliner Regierung dieser Bedingung noch vor Abschluss der Verhandlungen und ließ den Betrieb des Danziger Postamtes einstellen. Der Verkehr geriet alsbald ins Stocken und die Verbindung mit Preußen war auf die wenigen unvollkommenen polnischen Postkurse angewiesen. Das Ränkespiel de Grattas und der Königin war gelungen; unmittelbar darauf brach Polen die weiteren Verhandlungen wegen Überlassung Elbings ab, indem es seine Vertreter unverrichteter Dinge abberief.
Der Große Kurfürst, der sich doppelt hintergangen sah, schritt sogleich zu Repressalien und ordnete die Verhaftung aller polnischen Postillione, die auf preußischem Gebiete tätig waren, an. Auf Grund dieses Befehles wurde u.a. am 27.November 1660 eine fahrende, nach Stettin bestimmte Post bei Tempelburg abgefangen und die Postillione gefangen gesetzt. Allein vermochte dieses Vorgehen bei den Polen keinen Eindruck zu erwecken, so dass die Verhaftungen schließlich freigelassen werden mussten. Der Kurfürst war jedoch durchaus nicht willens, seinen Standpunkt aufzugeben und die Verbindung mit Danzig und Preußen in fremden Händen zu belassen. Er ernannte vielmehr noch im Jahre 1661 erneut den Postmeister Johann Stöckel zum brandenburgischen Residenten in Danzig und versuchte die abgebrochenen Verbindungen von neuem anzuknüpfen, was indessen infolge des Gegenspieles des allmächtigen de Gratta nur unvollkommen gelang. Erst als dieser auf wiederholte dringende Vorstellungen des brandenburgischen Gesandten von Hoverbeck in Warschau von der polnischen Regierung abgesetzt und zur Verantwortung gezogen wurde, gelang es, vorübergehend das brandenburgische Postwesen in Danzig wieder aufzurichten, wenn auch nicht mehr in der ursprünglichen Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit.
Das Verhältnis Brandenburg-Preußen zu Polen wurde gegen Ende des Jahrhunderts als erfreulicheres, als König August den Thron bestieg und in Brandenburg Friedrich III. der später König Friedrich I zur Regierung gelangte. Beide Herrscher kamen dahin überein, in Danzig einen gemeinschaftlichen brandenburgisch-polnischen Postmeister einzusetzen, als welcher, wie Matthias berichtet, ein gewisser Christian Hetscher im Jahre 1698 erwählt wurde, der aber bald gleichfalls mit Schwierigkeiten, die seine doppelseitige Verpflichtung mit sich brachte, zu kämpfen hatte. Neue polnische Intrigen, sowie die allzu herrische Auftreten Hetschers, die schließlich nur noch die brandenburgischen Interessen vertrat, beeinflussten das gegenseitige Verhältnis von neuem sehr ungünstige, was schließlich zur Amtsenthebung Hetschers von polnischer Seite führte. König Friedrich Wilhelm I., der für die Entwicklung des Postwesens nicht das gleiche Interesse wie seine Vorgänger aufwies, glaubte jetzt – der ständigen Reibereihen und Streitigkeiten müde – das die Aufrechterhaltung der preußischen Post in Danzig in keinem Verhältnis mehr zu den Schwierigkeiten stünde, die die Fortsetzung der Bemühungen mit sich bringen würde, und löste das Postamt im Mai 1716 endgültig auf. Hetscher wurde auch von preußischer Seite abberufen und das Postamt für 10 000 Gulden verkauft.
Damit hatte die erste Periode des brandenburg-preußische Postwesen in Danzig ihr Ende erreicht. In erster Linie auf die Initiative des Großen Kurfürsten zurückzuführen, haben die kurbrandenbur-gischen Posteinrichtungen wesentlich dazu beigetragen, dass die Stadt Danzig in verhältnismäßig früher Zeit über einen regelmäßigen und zuverlässigen Postverkehr im modernen Sinne verfügen konnte. Fast achtzig Jahre lang war nunmehr den preußischen Postillionen der Eintritt in die Stadt verwehrt. Erst im Jahre 1793 konnte wieder ein preußisches Postamt in Danzig seine Tore öffnen.

Neues zu den Kontrollnummern der Danziger

Herr Ernst Barendt, Danzig, hatte die Liebenswürdigkeit, uns in Ergänzung des Beitrages in Ausgabe 18 der „B.R.“ folgende weitere Kontrollnummern mitzuteilen:
Danzig I Mark 2 – H 3374.20.1.3.
Neue Auflage. Danzig II: 10/20 Pfennig. Alte Aufklage H 5712.19; Neue Auflage H 2975.19,
H 3369.20. Danzig III a 3 Pfennig 2343.18 (f), 7 ½ Pfennig H 2475.19, H 3348.19, 15 Pfennig
H 2674.19, 20 Pfennig H 5041.19, Danzig III b: 2.00/35 Pfennig H 2502.19, 1 1/4/3 Pfennig
H 2699.17 (!) 23?9/19; 5 – 12 Pfennig H 4673.15 (!)

Der Kampf gegen die Postzensur in der Philatelie

Veranlasst durch die in den letzten Wochen in großer Zahl zugegangenen Klagen der Sammler über die Handhabung der Verordnung, die Ein- und Ausfuhr von Briefmarken betreffend, hat die „Sammler-Woche“, München, nun erfreulicherweise als erste philatelistische Fachschrift in Deutschland eine Eingabe an den Reichstag gerichtet, die wir ihrer Wichtigkeit wegen hier unver-kürzt zum Abdruck bringen möchten. Sie lautet;

München, den 23. November 1920.

An den Reichstag, Berlin
Betreff;
Vollzug der Verordnung über Ein- und Ausfuhr von Briefmarken der Sammler im Tauschverkehr.

Die bereits gültigen Bestimmungen der Verordnungen vom 16. Januar 1917 und 20. März 1920 betr. die Ein- und Ausfuhr von Briefmarken, bedeutet nicht nur eine schwere Schädigung der deutschen Philatelie, ihre rigorose Handhabung durch die zuständigen Überwachungsstellen des Reiches ist auch in hervorragender Weise geeignet, jede sich anbahnende Verständigung mit dem Ausland auf das empfindlichste zu stören.
Nach § 2 der diesbezüglichen Verordnung ist die Einfuhr von Briefmarken privater Sammler im Tauschverkehr mit dem Auslande gestattet, wenn der Nachweis des Tausches durch Vorlage der Korrespondenz des Posteinschreibezettels und der Empfangsbescheinigung des ausländischen Empfängers für vorausgegangene Tauschsendung erbracht ist. Dass bei solchen Voraussetzungen den Sammlern von hüben und drüben ein auch nur einigermaßen funktionierender Tauschverkehr praktisch unmöglich gemacht ist, dürfte nicht nur dem mit der Materie Vertrauten ersichtlich sein. Ist nun schon bei ordnungsgemäßem Vorgehen der Überwachungsstellen, deren schwerbeweglicher Gang die Zweckmäßigkeit von vornherein in Frage stellt, damit zu rechnen, dass auch die wenigen noch vorhandenen Tauschgelegenheiten mit dem Ausland alsbald unterbunden sein werden, so bedeutet das rücksichtslose und rigorose Verhalten der beteiligten Stellen in Fällen, in denen die Einfuhrerlaubnis nicht oder nicht restlos erbracht ist, eine gewaltsame Erdrosselung der deutschen Philatelie.
Die Philatelie ist auf internationalen Verkehr angewiesen. Er ist das A und O eines Sammelzweiges, der zu allen Staaten der Erde logischerweise in Beziehung stehen muss. Tatsächlich nimmt heute auch nur noch Deutschland in der Behandlung der Frage bei Ein- und Ausfuhr von Briefmarken zum Zwecke des Tausches unter Sammlern eine bedauerliche Ausnahmestellung ein. Wo wirklich in anderen Staaten wie beispielsweise in Frankreich und Ungarn, noch eine der unseren ähnliche Verordnung die Ein- und Ausfuhr von Briefmarken im Tauschverkehr gesetzlich handhabt, so beweist dort wenigstens der Vollzug dieser Verordnungen, dass die betrauten Stellen den praktischen Lebensnotwendigkeiten des Tauschverkehres verständnisvoll Rechnung tragen.
In einem Zeitpunkt nun, in dem das deutsche Volk von einer in die Millionen von Mark gestiegenen Kapitalabwanderung erfährt, die trotz des bestehenden Kapitalfluchtgesetzes stattfinden konnte, erscheint es doppelt als ein Hohn auf den Geist dieses und verwandter Gesetze – zu denen auch die Verordnung über Ein- und Ausfuhr von Briefmarken zählt -, wenn ein im Vergleich zu obigen Summen geradezu lächerlicher Austausch von philatelistischen Werken mit pedantischer Willkür unterbunden oder doch bis in Unerträgliche verschleppt, und beim Fehlen einer Einfuhrbewilligung zum Schaden des deutschen Sammlers mit Konfiskation und außerdem noch mit ungerechtfertigten Strafen geahndet wird.
Es dürfte daher angezeigt sein, die Verordnung über Ein- und Ausfuhr von Briefmarken, soweit sie dem Tauschverkehr von Sammler zu Sammler dient, einer den praktischen Notwendigkeiten gerechter werdenden Revision dahin zielend zu unterziehen, dass Tauschsendungen wenigstens in allen Fällen, in denen unzweifelhaft die Absichten des Gesetzes nicht gestört werden oder nicht gestört werden wollen, künftig von den mit dem Vollzuge der Verordnung betrauten Stellen mit mehr Verständnis für den Geist, denn für den Buchstaben des Gesetzes behandelt werden. Da die Angelegenheit infolge der sich täglich mehrenden Unzuträglichkeiten vordringlich erachtet werden muss, erheischt es das Ansehen der deutschen Philatelie, dass die Petition ehestens dem Hohen Hause zur geschäftsmäßigen Behandlung vorliege.

„Sammler-Woche“
Deutsche Briefmarken-Zeitung.
München.

Die Danziger Verfassungs-Ausgabe

Eine Gabe für den Weihnachtstisch

Verschiedene Umstände haben die geplante Ausgabe der Danziger Konstitutionsmarken vorläufig noch verzögert, und in Danzig selbst wusste bisher noch niemand positiv, wann die mit Spannung erwarteten Neuheiten nun erscheinen würden. Außerhalb unserer Freien Stadt ist man nun angeblich aber wieder philatelistisch besser unterrichtet über Dinge, die bis vor kurzem noch gar nicht einmal spruchreif waren. Ein interessantes Beispiel dieses Besserwissens finden wir z.B. in der letzten Nummer eines Briefmarken-Offertenblattes, in dem die Firma Paul Strauß, München-Rosenthal folgende Anzeige bringt:

Neu!                                                    Sonderangebot!                                                            Neu!

Danziger Erinnerungsausgabe

.                                                                                    1           5          10        25
1.    5 – 80 Pfennig                            Mark    3,75     3,50     3,–       2,75
                   Pfennig ff. Briefst.      Mark    4,–       3,75     3,30     3,–
2.    5          Pfennig – 10 Mark      Mark  38,–    35,–     32,–     30,–
.                                       ff.Briefst.      Mark  40,–    38,–     35,00   33,–

Die Münchener Firma, die noch gar nicht erschienene Marken schon en gros anbietet, hört das Gras wachsen, obgleich es Winter ist, aber in Danzig sind wir noch nicht ganz so weit.
Nach unseren guten Informationen ist zwar zu erwarten, dass ein Teil der Marken der Verfassungs-ausgabe noch kurz vor Weihnachten erscheinen, der vollständige Satz aber erst etwas später an den Schaltern zur Ausgabe gelangen wird,
Der ganze Satz soll etwa 10 Werte – darunter einige höheren – umfassen. Die Marken in ihrer Zeichnung mehr ansprechend, werden in zwei Farbei gedruckt und zeigen rechts im Medaillon das Bild einer alten Danziger „Kogge“, links davon einen entsprechenden Hinweis auf den historischen Tag (15 November 1920), an dem die Verfassung der Freien Stadt Danzig in Kraft trat.
Die höheren Werte erscheinen übrigens nach dem auch in anderen Ländern üblichen Gebrauch in größerem als dem Normalformat.
Danziger Philatelisten gedulden sich, wie wir der Münchener Firma verraten können, gern noch einige Tage mit dem Ankauf einzelner dieser Werte bis kurz vor dem Fest. Sie werden dann aber gewiss eine um so größere sammlerische Freude genießen, wenn man ihnen Neu-Danzigs Erinnerungsgabe in technisch guter und künstlerisch schöner Ausführung auf den Weihnachtstisch legen kann.
Die größte Überraschung aber bereitet die Reichsdruckerei den Danzigern, indem sie jetzt noch kurz vor Jahresende eine Lieferung ausführt, die schon im Frühjahr dieses Jahres von der hiesigen Post-verwaltung in Berlin bestellt worden war. Es handelt sich hierbei um den neuen deutschen4-Mark wert, überdruckt mit Danzig der ersten Ausgabe. Die Bestellung konnte seinerzeit von Berlin nicht ausgeführt werden. Gestern, am 15. Dezember, aber kamen nun die Postavise an, wonach das Eintreffen dieser 4-Mark-Marke in Danzig unmittelbar bevorsteht. Die Danziger Postbehörde, die gar nicht mehr mit dem Erscheinen dieses Zwischenwertes gerechnet hatte, ist selbst durch die Sendung höchlichst überrascht worden. Sie wird dadurch in die Zwangslage versetzt, den neuen eigentlich zu I gehörigen Wert noch als letzten Nachzügler des Jahres an den Schaltern in den nächsten Tagen zum Verkauf zu bringen. Angesichts des sich immer mehr bemerkbar machenden Mangels an kleinen Werten (z.B. der 5 Pfennig) hätte die Danziger Post aus Berlin lieber eine „Weihnachtsüberraschung“ von besser im Verkehr zu verwendeten Marken gehabt als gerade den
4-Mark-Wert

Erinnerungsmarken aus Anlass der Inkrafttretung der Danziger Verfassung folgende Werte zur Ausgabe;
5, 10, 25, 40, 40 Pfennig, 1,-, 2,-, 3,-, 5,- und 10,- Mark.

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Danzig

Herr Hohmann, Danzig legte uns jetzt zwei Stücke des 3-Mark-Wertes I. Ausgabe vor, bei denen der schwarze halbgotische Aufdruck Danzig nur 14 ½ statt 15 Millimeter in de Länge misst. Bekanntlich soll nach „Ill.Br.I.“ auch die 5 Mark I mit einem derart abweichenden Aufdruck existieren.

Uranfange des Danziger Postwesens

von
Cand.jur. Fritz Grube, Danzig

In der neueren Spezialliteratur der Verkehrswissenschaften finden sich nur sehr spärliche Bemerkungen über die äußerst interessante und vielseitige Geschichte der ersten Anfänge von Post-einrichtungen an der an der ehemaligen freien Hansestadt Danzig. Abgesehen von dem vortreff-lichen Werke Heinrich von Stephans, „Geschichte der preußischen Post“ betitelt das sehr wertvolle Aufschlüsse über das Danziger und polnische Postwesen enthält, gibt nur das im Anfang des vorigen Jahrhunderts erschienene Buch „Darstellung des Postwesens in den Königlich Preußischen Staaten“ des damaligen Archivars beim Generalpostamt in Berlin, Wilhelm Heinrich Matthies, eine genauere Schilderung der Entwicklung der Danziger postalischen Einrichtungen in vorpreußischer Zeit. Auf den Angaben dieses Werkes beruhen im wesentlichen die in der folgenden Ausführungen vorkommenden Namen und Daten.
In Danzig hat ein geregeltes Postwesen im heutigen Sinne früher Eingang gefunden als in den meisten übrigen Städten, besonders denen des Binnenlandes. Dies war auf verschiedenartige Ursachen zurück zuführen. Einmal hatte man ein nahe liegendes Vorbild an dem mustergültigen Botenwesen des Deutschen Ritterordens, der freilich nach dem Unglücksjahre von Tannenberg wieder vom Erdboden verschwunden war, und zweitens war es die Stellung Danzigs als Metropole des zivilisierten Ostens, die Notwendigkeit einer geregelten Verbindung mit den noch weiter östlich gelegenen Plätzen der Hanse, insbesondere Riga und Nowgorod, die den Bestrebungen nach einem zuverlässigen Postverkehr schon früh zum Siege verhalfen. Freilich musste man sich zunächst mit sehr primitiven Einrichtungen begnügen. Seit etwa der Mitte des 16.Jahrhunderts ließ die Danziger Kaufmannschaft ihren für den Westen bestimmten Schriftwechsel durch Botenwagen nach Hamburg befördern, die die Hamburger Kaufleute ihrerseits mit der östlichen Post zurücksandten. Die Kosten scheinen unter den beteiligten Kaufherren beider Städte verteilt gewesen zu sein; jedenfalls aber handelte es sich noch um eine lediglich private Einrichtung, die recht wenig leistungsfähig war, da die Fuhren für die Reise nach Hamburg durchschnittlich drei Wochen Zeit brauchten, was sich daraus erklärte, dass sie auch dringende Frachtsendungen zu befördern hatten, also wahrscheinlich sehr schwerfällig waren.
Schon wenige Jahrzehnte später genügte diese einzige Verbindung nicht mehr. Die stete Zunahme des Danziger Handels in Verbindung mit den durch die zahlreichen Entdeckungen ständig erweiterten Geschäftsbeziehungen bewirkten ein solches Anwachsen der kaufmännischen Korrespondenz, dass man sich genötigt sah, zuverlässigere und vor allem schnellere Postverbindun-gen zu schaffen. Im Jahre 1629 beschloss man daher, neben der fahrenden Hamburger Post, die von nun an in erster Linie den Frachtverkehr besorgen sollte, die Briefpost mit reitenden Boten befördern zu lassen. Hier haben wir es erstmals mit einer behördlichen Maßregel zu tun, so dass das Jahr 1629 demnach als das Geburtsjahr der amtlichen Danziger Post zu betrachten ist. Noch im gleichen Jahr ging der Rat der Stadt an die Errichtung der ersten Postanstalt, deren Leitung auf anraten der Kaufmannschaft ein Ratsherr übernahm. Ferner wurden aus den Kreisen der Kaufleute vier Postaufseher ernannt und schließlich ein Botenmeister angestellt, der für die Einsammlung und Verteilung der Briefe zu sorgen hatte. Dieses letztere Amt erfreute sich übrigens sehr bald großer Beliebtheit, da es dem Inhaber reiche Einnahmen eintrug, denn für jeden von ihm ausgetragenen Brief erhielt der Botenmeister eine nicht unbeträchtliche Gebühr, nämlich anfangs acht preußische Groschen. So berichtet Matthies in seiner Postgeschichte, dass der erste Botenmeister, der ein verarmter Bürger auf diesen Posten berufen, als er im Jahre 1640 starb, ein bares Vermögen von 90 000 Gulden hinterließ. Später wurden infolge des zunehmenden Verkehrs mehrere Botenmeister mit dem nunmehrigen Titel Stadtpostmeister angestellt, die jedoch jetzt das vielbegehrte Amt durch Zahlung einer Geldsumme erkaufen mussten. Zu den ersten dieser Postmeister gehörte ein gewisser Johann Körner während die Namen der übrigen zumeist nicht überliefert worden sind.
Entsprechend dieser Vermehrung des Personals wurden nun auch die Postkurse weiter ausgebaut. Insbesondere wurde die Verbindung mit Königsberg, die bis dahin nur durch preußische Boten, die übrigens die Reise zu Fuß zurücklegten, versehen war, durch Einrichtung einer reitenden Post wesentlich verbessert. Der Verkehr auf diesem Kurse wurde seitdem teils von preußischen, teils von Danziger Postillionen bewerkstelligt. Diese Teilung des Betriebes bewährte sich jedoch nicht, sondern rief zahlreiche Misshelligkeiten und Beschwerden hervor. Besonders glaubte die Danziger Bürgerschaft, dass es mit ihrem Ansehen nicht vereinbar wäre, dass die kurfürstliche Post sich in der Stadt einnistete und mit der Danziger Postanstalt konkurrierte. Auf das Drängen der Einwohner-schaft beschloss daher der Rat, die Verbindung mit Königsberg allein in die Hand zu nehmen, und verbot den kurfürstlichen Beamten den ferneren Eintritt in die Stadt. Um dieselbe Zeit wurde infolge des wachsenden Briefverkehrs auch eine Verbesserung des alten Hamburger Postkurses not-wendig, auf welchem vom Jahre 1649 ab wöchentlich zweimal reitende Posten verkehrten.
Inzwischen war in Brandenburg-Preußen der große Kurfürst zur Regierung gelangt, der für die Ausgestaltung des Postwesens ein ganz besonderes Interesse an den Tag legte. Er richtete in der ganzen Monarchie zahlreiche neue Posten ein und beschloss, vornehmlich im fiskalischem Interesse, auch die Verbindung mit Danzig wenigstens teilweise unter seine Herrschaft zu bringen. Er beantragte daher am 28. Mai 1649 durch seinen Gesandten v.Hoverbeck beim König Johann Casimir von Polen als dem Schutzherrn der freien Hansestadt, die Genehmigung zur Errichtung eines kurfürstlichen Posthauses in der Danziger Vorstadt Schottland. Der Polenkönig lehnte jedoch das Ersuchen ab und gestattete nur, dass den kurbrandenburgischen Postillionen wieder der Einlass in die Stadt gewährt wurde. Erst als der Kurfürst die ihm durch den Westfälischen Frieden zugesprochene Provinz Hinterpommern in Besitz genommen hatte, gelang es ihm, seine Pläne durchzusetzen. Er schnitt der Danziger Post den Durchritt nach Stettin ab und unterband auf diese Weise die einzige damals in Betracht kommende Verbindung Danzigs mit dem Westen. Infolgedessen sah sich der Rat der Stadt, freilich erst nach heftigem Widerstreben, genötigt, dem Verlangen nach Errichtung eines Kurfürstlichen Posthauses in Danzig stattzugeben, zumal König Casimir inzwischen gleichfalls seine Einwilligung erteilt hatte. Das neue Postamt wurde sogleich in Betrieb genommen, und die brandenburgischen Postmeister verstanden es bald die Haupteinnahmen der Danziger Post an sich zu ziehen. Das weitere Werden und Vergehen der kurfürstlichen Post in Danzig ist jedoch einer späteren Abhandlung vorbehalten.
Herr Ski….ski, Danzig. Die beschriebene 2 der Ziffern bei ihrer Danziger Marke zu 25 Pfennig II. Ausgabe ist durch eine „ausgesprungenes“, d.h. lädiertes Klischee entstanden. Uns lagen schon mehrere derartiger Stücke vor.

Gestempelt oder postfrisch

von
E.
Breil, Frauenburg i. Ostpr.

(Wir gewähren dem nachstehenden Beitrag um so lieber Raum, als er sich in allen Punkten mit der Ansicht der Redaktion der „B.R.“ deckt und dies zeitgemäße Thema einmal erörtert werden muss. d. Red.)
Wenn man die Offertenblätter nach verkäuflichen Marken durchsucht, fällt dem Leser besonders bei Neuheiten auf, dass fast alle Marken angeboten werden a) postfrisch, b) gestempelt.
Das Wörtchen „gebraucht“ ist meist wohlweislich vermieden. Dass es sich bei diesem „gestempelten“ nur um Gefälligkeitsstempelungen handelt, ist jedem sofort klar, der den Preisunter-schied betrachtet. Meistens beträgt der Mehrpreis bei gestempelten bei ganzen Sätzen nur einige Mark, bei einzelnen Stücken oft nur Pfennige. Bei manchen Offerten liest man „für ff. gestempelte Stücke 10 Prozent bei ff. weißen Briefstücken 15 Prozent Aufschlag.“ Wie soll sich nun der Sammler zu diesen ff. gestempelten Marken stellen? Dazu muss man sich nun erst die Frage stellen: „Was soll ich sammeln, gestempelt oder postfrisch, gebraucht oder ungebraucht?“
Jeder Sammler strebt nach Vollständigkeit in seiner Sammlung, soweit es sein Geldbeutel zulässt. Sich nun auf eine bestimmte Art der allen Marken festlegen zu wollen, diese bei den heutigen Preisen sich zu große finanzielle Opfer auferlegen. Um nur gerade ein Beispiel herauszugreifen: Belgien I auf Deutsches Reich 75 Cts./60 Pfennig violett ist ungebraucht noch für 10 Mark zu haben, während dieselbe Marke gestempelt aber 75 Mark kostet. Hier Fanatiker der „nur gestempelten“ Marken zu sein, kann sich nur jemand leisten, der über ungezählte Mengen Papier-geld verfügt. Dazu bleibt dann noch die große Frage offen, ob diese Marke wirklich „gebraucht“ oder nur „gestempelt“ ist. Soll man da nun bloß für die frühere gelegentliche Gefälligkeits-abstempelung gleich 65 Mark mehr bezahlen? Dafür bekommt man doch auch heute noch so manches schönen Satz der in der Sammlung vielleicht ganz fehlt oder nur unvollständig ist.
Was ist überhaupt Gefälligkeitsabstempelung?
Man kauft sich bei einer Postanstalt eines neu herausgekommenen Satz, meistens bekommt man ihn ja nicht (siehe Danzig oder Memel), und bittet dann einen Postbeamten, dies Sachen aus „Gefällig-keit“ hübsch sauber und sorgfältig abzustempeln, damit nur ja nicht zuviel von der häßlichen, schwarzen Stempelfarbe auf das Markenbild kommt. Hervorgerufen sind diese Gefälligkeits-abstempelungen durch die Sucht so vieler Sammler, unbedingt alles gebraucht haben zu wollen. Mit welcher Unkenntnis dieses Abstempeln jedoch ab und zu geschieht, konnte man so recht an der Ausgabe Danzig I beobachten, die von Markenvertriebsstelle des Magistrats Danzig verkauft wurde. Allerdings geschah hier die Stempelung wohl nicht durch Postbeamte. Die hohen Markwerte haben nämlich nur je einen Stempel obwohl doch bis vor kurzem bei den deutschen Postanstalten und auch jetzt wohl noch bei den Danzigern für den abstempelnden Beamten die Pflicht bestand, die Markwerte zweimal zu stempeln, um eine Wiederverwendung von vornherein unmöglich zu machen.
In einer Sammlung sah ich nun ein Stück zu 5 Mark, bei dem der Stempel ganz weit nach rechts gerückt war, so dass vom Wort Danzig nur zwei Buchstaben und vom Datum nur der Tag sichtbar war, alles andere trug das ff. weiße Briefstück. Die Marke hatte nun durch diese Abstempelung nicht gewonnen, im Gegenteil störte dieser schwarz Viertelstempel das Markenbild ganz empfindlich. Und man soll doch nicht bloß Marke auf Marke anhäufen, um sie dann gelegentlich mit möglichst großem Gewinst zu verkaufen, vielmehr soll doch auch durch eine Sammlung das authentische Gefühl gepflegt, bei der Jugend besonders erst anerzogen bzw. weiter fortgeführt werden. Gewiss ruft ein stark verstempeltes Stück nicht das Gefühl hervor, das man beim Anblick eines Kunstwerkes empfindet. Aber ein ff. weißes Briefstück ist doch gewiss schön, wird jemand erwidern wollen. Ich wage jedoch das Gegenteil zu behaupten. Erstens handelt es sich gar nicht um „Briefstücke“. Die Marken werden auf einen weißen Bogen Papier geklebt und nun so vorsichtig abgestempelt, dass mindestens die Hälfte des Stempels auf dem Papier herüber greift. Nun wird die Schere zur Hand genommen, und siehe da, das „Briefstück“ mit recht breitem, weißen Rand ist fertig. Einen wirklichen haben diese Marken auf Briefstück niemals gesehen, dafür bezahlt man aber den Schnipsel Papier mit, hat dann aber noch obendrein den Ärger, dass diese sogenannten Briefstücke kaum jemals in die vorgedruckten Felder der Alben passen. Man muss dann schon zu vordrucklosen Alben greifen oder leere Blätter einheften, was wiederum mit Schwierigkeiten und großen Kosten verknüpft ist, kostet doch für ein Permanent-Album schon jedes leere Blatt mindestens 50 Pfennig.
Durch die Regelmäßigkeit der Anordnung des Stempels, der bei jeder Marke des ganzen Satzes genau auf derselben Stelle sitzt, ergibt die Reihe ein gleichförmig erscheinendes Bild, das nicht förderlich auf das Schönheitsgefühl einwirkt. Ich sah in einer Sammlung einen vollständigen Satz der Jubiläumsdienstmarken von Württemberg vom Jahre 1916. Diese Marken wirken schon an und für sich durch ihre meist blassen Farben, und dadurch, dass für Bezirksbehörden und Staatsbehörden nur je ein Markenbilde verwandt wurde, sehr eintönig und wenig wohltuend. Dieselben Marken aber alle mit demselben klaren gleichförmigen Gefälligkeitsstempel versehen, der, nebenbei bemerkt, für einen Aufschlag von nur 10 Pfennig vom Schalter aus mitgeliefert wurde, erschienen direkt abstoßend. Schon seit 1912 hat Senf in seinem Postwertzeichenkatalogen eine besondere Rubrik für diese Gefälligkeitsabstempelungen eingeführt und in seinem demnächst erscheinenden Katalog 1921 werden alle Preise von Kriegs- und Umsturzmarken mit dem Kennwort Kn versehen, so dass sie ohne weiteres schon dadurch äußerlich als besondere Preise zu erkennen sind, weil es sich in 99 von 100 Fällen doch nur um Gefälligkeitsabstempelungen handelt. Auch Kohl in seinem Briefmarken-Handbuch und großem Katalog von 1915 als vorzügliches Nachschlagewerk, das voraussichtlich leider nicht mehr erscheint, weist in allen in Betracht kommenden Fällen auf Gefälligkeitsabstempelungen hin und setzt die Preise dafür gleich den für ungebraucht, manchmal sogar noch niedriger an. Ein Verfahren, das ich für durchaus berechtigt und angebracht halte; denn die Marke wird durch den Stempel allein nicht wertvoller als die ungebrauchte bzw. postfrische. Nur durch den wirklichen Gebrauch wird eine an und für sich hochwertige Marke veredelt, besonders dann, wenn der Stempel sie nicht verschmiert hat. Das beweisen alle gebrauchten Marken von Altdeutschland und alle anderen alten Ausgaben.
Von der Gefälligkeitsabstempelung bis zum Falschstempel ist nur ein Schritt. Man würde aber den Stempelfälschern recht bald das Handwerk legen, wenn nicht die Sammler darauf erpicht wären, unbedingt gestempelte Stücke in ihrer Sammlung zu haben. Man sammelt doch nicht die Marke des Stempels wegen, abgesehen von einigen „Abstempelungs-Spezialsammlern“, sondern der Marke selbst wegen. Man soll deshalb die jeweils billigste Sorte sammeln, und die ist bei den sich heute überstürzenden Neuheiten jedes Mal die ungebrauchte oder postfrische Marke, da doch der abstempelnde Beamte und der Händler bei ff. weißen Briefstücken für ihre Müheleistung auch bezahlt werden wollen.
Erhält man neben dem ungebrauchten Stück nun noch ein wirklich gebrauchtes, dann wird sich auch hierfür noch ein Plätzchen finden.
Das Modesammeln ist zwar bequem, aber durchaus nicht anzuraten. Mode wird immer über den Wert bezahlt und hängt zum größten Teil von interessierter Stimmungsmache ab. Spekulations-marken der neueren Zeit werden auf die Dauer sich nie durchsetzen können und nie den Sammlerwert erreichen, wie 1.B. die heute leider noch viel vernachlässigten alten Überseemarken. In Deutschland sammelt heute alles Europa und bezahlt dafür zum Teil übertriebene Preise, während Übersee zum Teil noch verhältnismäßig billig zu haben, aber augenblicklich noch nicht in der Mode ist. Das wird sich aber vermutlich nach Erscheinen der neuen Kataloge sehr rasch ändern. Erfahrene Philatelisten tun überhaupt stets sehr gut daran, gerade die Länder zu bevorzugen, die andere vernachlässigen, weil diese Länder gerade nicht „Mode“ sind.

Danzig Nachlese 2. Dezember 1920

Einen ganz außerordentlich interessanten Fehldruck legte uns Herr Barendt, Danzig, vor. Es handelt sich um die 2-Mark-Marke 1. Ausgabe, in einem ganzen Bogen H 3374.20 ohne jedes Wasserzeichen. Es ist u.W. bisher noch nicht bekannt geworden, dass dieser Kupferdruckwert in Deutschland ohne Wasserzeichen vorkommt. Man kann nur annehmen, dass es sich hier um einen ursprünglichen Makulaturbogen handelt auf minderwertigem Papier, der versehendlich in der Berliner Reichsdruckerei mit „Danzig“ überdruckt wurde. Die Marke ist nicht nur für Spezial-sammler beachtenswert und verdient wohl eine eigene Katalogisierung unter Nr. 11 der von uns veröffentlichten Katalogisierung Danziger Postwertzeichen.
Ein zweiter Fehldruck, von dem nämlichen Herrn vorgelegt, ist das 5-Mark-Provisorium (Fahne) ohne Rastenunterdruck. Auf dem uns gezeigten Exemplar findet sich auch nicht die geringste Spur des Unterdrucks und man wird diesen Wert nach Nr. 36 gesondert im Katalog zu verzeichnen haben.
Eine weitere interessante und bisher ungeklärte Abart ist ein Bogen der 25- auf 30-Pfennig-Provisoriums, gleichfalls im Besitz des Herrn B. Auf einzelnen Marken der unteren Reihen links ist hier die grüne 25 in ganz abweichender, viel dünneren Type gedruckt worden, was bei einem Vergleich mit den oberen Reihen schon auf dem ersten Blick ins Auge fällt. Namentlich der Fuß der 2 gibt typographisch ein ganz anderes Bild. Vielleicht kann uns einer unserer Leser über das Entstehen dieser Abart etwas Näheres mitteilen, wovon es abhängen wird, ob die Marken eine besondere Katalogisierung verdienen.
Ein reiner Druckzufall ist ein Fehler bei dem nämlichen Provisorium (25 Pfennig), das uns Herr Neumann, Danzig einrichte. Bei diesem Stück steht hinter der 2 infolge Verstümmelung der grünen 5 ein deutliches ! (Ausrufezeichen)
Bei der letzten 5-Pfennig-Provisorium sind Verschiebungen der blauschwarzen Aufdruckes häufiger zu beobachten. Es entsteht dadurch Typen einzelner Marken, die nur einen Stern aufweisen oder bei denen die große 5 das Wort Danzig teilweise so verdreht, dass man nun „5 zig“ liest.

Danzig

Neu erschienen sind hier in sehr kleiner Auflage zwei Ganzsachen, hergestellt in der Buchdruckerei Julius Sauer, Danzig durch Überdrucken vorhandener alter Restbestände der 7 ½ Pfennig-Karten und Doppelkarten. Der Überdruck ist bordeauxrot, die früheren Wertziffern 7 ½ sind mit je einer 30 überdruckt, in der Mitte des Markenbildes steht viertelkreisförmig gedruckt das Wort „Danzig“ und unten befindet sich die bekannte schraffierte Blockierungslinie. Die Karten sind auf den Postämtern – das Hauptpostamt erhielt nur einige hundert Stück – bereits vergriffen. Wir melden also:
Postkarte            30 (Pfennig) rot auf 7 ½ (Pfennig) orange
Doppelkarte     30 + 30 (Pfennig) rot auf 7 ½ (Pfennig) orange.

Der Furor der deutschen Postuberwachungsstellen

Wir erhalten aus Stettin nachfolgendes Schreiben, das wir unter Weglassung unwesentlicher Stellen veröffentlichen und das keines weiteren Kommentars bedarf. Unter Korrespondent schreibt:
„Ich habe dort einen Sohn, der auf der Danziger Werft als Betriebsingenieur tätig ist. Dieser hat mir nun von dort Marken schicken wollen, dieselben aber stets von der Zensurstelle zurück erhalten. Nun habe ich mir einige – ich bin Seemaschinist – durch einen Kollegen nur zu Tauschzwecken mitbringen lassen. Unser gegenseitiger Briefwechsel ist – man höre – nun von der Zensurstelle mit der Maschine abgeschrieben, abgeklatscht (ich hatte darin um Übersendung von Marken gebeten und den Schiffsnamen und des Kollegen Namen genannt) und der hiesigen Zollbehörde übersandt worden! Diese hat den Brief bei ihren Beamten im hiesigen Freihafen zirkulieren lassen, um, damit die eventuelle Einfuhr der Marken zu verfolgen. Ein Beamter hat es nun nicht unterlassen können, den betreffenden Kollegen so in Angst zu setzen, dass dieser auf mein Bitten mir rundweg abschlug, ferner Marken mitzubringen. Wie der Beamte ihm gesagt habe, würde er mit Gefängnis bestraft, und von ab auch seine Post heimlich von der Zensurstelle geöffnet werden. Ich war bisher der Meinung, dass solche Sachen geheim gehalten werden von der Behörde und den Beamten – aber weit gefehlt.
Ich hatte nun an den Herrn Reichskommissar geschrieben und angefragt, ob ich die Erlaubnis bekäme, mir von meinem Sohne von dort Marken nur zu Tauschzwecken schicken zu lassen. Als Antwort erhielt ich den verklausulierten Bescheid mit den ganz unhaltbaren Bestimmungen.
Was ist Ihre Meinung? Ärmer wird Deutschland gewiss nicht durch diese paar Marken zu Tausch-zwecken, noch dazu aus einer Stadt, die so lange deutsch war und wo wir alle Deutsche sind.“ A.L. Stettin.

Ein sehr interessanter Danziger Fehldruck

Wie wir hören, ist in diesen Tagen ein hochinteressanter Fehldruck entdeckt worden, der als ganz besondere Seltenheit bezeichnet werden kann. Ein Postbeamter bei einem Danziger Amt bemerkte durch Zufall unter mehreren Stücken der Danziger 30-Pfennig-Postkarte auf 10 Pfennig rot zwei Karten, die nicht eine eingedruckte, sondern eine aufgeklebte 10-Pfennig-Marke Deutsches Reich trugen. Diese Karten waren durch ein Versehen ebenfalls mit dem neuen Wert 10, dem Worte Danzig und dem Blockierungsstrich, wie die gewöhnlichen Postkarten, überdruckt worden. Es handelt sich vermutlich um vom Publikum zurück gelieferte Karten, die irrtümlich unter die Karten mit eingedruckter Marke gekommen waren. Durch das Übersehen des Druckers ist nun also ein neues Markenprovisorium entstanden: 30 (Pfennig) bordeauxrot auf 10 (Pfennig).
Es sind bisher nur zwei Exemplare dieser Seltenheit bekannt, die auf ganzer Karte haften und unbedingt sammelberechtigt sind und eine besondere Katalogisierung als Fehldruck verdienen.

Danziger Provisorien im Urteil des Auslandes

Die letzte Ausgabe der „Sammler-Woche“ bringt eine interessante Betrachtung von Dr. E.D. Schwager, Wien, der bekanntlich auch unser Mitarbeiter ist, über die Danzig-Provisorien.
Wenngleich wir dem Verfasser darin beipflichten, dass man die bisher vorliegenden Provisorien mit kleinen Ausnahmen als sehr solide und keineswegs spekulative Ausgaben ansprechen kann, verdient der Beitrag doch einzelne Korrekturen. Dr. S. berichtet nämlich die 3-, 7 ½- und 10-Pfennig-Werte als Essays (d.h. als Probedrucke!), die einfach nicht zu sammeln wären. Wenn auch für ihre Schaffung kein zwingender Grund bestand, mit Ausnahme vielleicht der Papierersparung, so ist doch diese Ansicht nicht haltbar, da es sich um postamtlich durch Rundschreiben der zuständigen Behörden und durch das „Postwertzeichenblatt“ bekannt gegeben offizielle Ausgaben handelt.
Ein Irrtum liegt ferner vor, wenn Dr. S. ganz besonders auf das Fehlen jeglicher Druckfehler aufmerksam macht. Es gibt eine ganze Menge typischer Plattenfehler (wohlverstanden keine Druck-zufälligkeiten!), die in der „B.R.“, soweit sie unbedingt wichtig sind, auch katalogisiert wurden und worüber man Näheres nachlesen möge.
Es ist nach unserer guten Kenntnis ferner ausgeschlossen, dass weitere Danziger Werte in den neuen deutschen Reichsfarben erscheinen dürften, wie der Herr Verfasser andeutet. Im allgemeinen darf man dem letzteren aber für die gute Meinung über unsere Danziger Marken dankbar sein und auch seine Worte unterstreichen wenn er sagt, „die Sammler sollten nicht zögern, sich bald mit den Danziger Marken zu versorgen, die trotz der Postüberwachungssperre, wenn auch 75 bis 100 Prozent über dem Nennwert zu haben seien, denn es würden wohl bald neue Provisorien erscheinen und die Preise dann anziehen.“
Allerdings trifft man hin und wieder auf Urteile über die Danzier Marken, die nicht so günstig lauten, wie die Meinung Dr. Schwagers. Um unparteilich zu sein, möchten wir auch eine solche Zuschrift hier einmal wieder geben, um so mehr, da ein gewisser Humor in ihr zum Ausdruck kommt, und Humor in diesen Tagen kann man ja immer brauchen. Die Firma Karl Riedel, Danzig-Langfuhr übermittelte uns freundlichst die nachfolgende Zuschrift eines ihrer Kunden im Reich, in der es heißt:
„Ich mache den Danzig-Schwindel nicht mehr mit. Anscheinend will der neue Freistaat sein Budget á la Montenegro, San Salvador und Nikaragua durch Briefmarken ernähren. Jeden Tag ein neues Provisorium losgelassen, dann, eine „Aufnverbraucherausgabe“, (so im Original) dann eine innere Ausgabe, dann alle möglichen Abarten nach oben, nach unten, vorn und hinten, das ist zu viel! Warum noch keine Eilbriefmarke, keine Schwimmpost, eigentlich müsste noch eine Reit- und eine „Spielpost“ rankommen. Für diese Mache habe ich und meine Freunde kein Geld mehr…“
Nun, Nun, ganz so schlimm ist es in Wirklichkeit nicht und die meisten der Druckabarten kommen ja auch nur auf ganz besonders haarspalterisch veranlagte Spezialsammler in Betracht, die Muße und Geld genug haben, gegen den Strom zu schwimmen und ihr eigens aufgezäumte „Reitpost“-Steckenpferd zu tummeln.
K.

Danzig und der international Postwertzeichen-Markt

Die Entwicklungsschritte, die Danzig seit dem ersten Erscheinen eigener Briefmarken im Juni d. J. auf dem dankbaren Felde der Philatelie, vor allem als Umschlagplatz für den internationalen und als Zentrum für den östlichen Briefmarkenhandel gemacht hat, sind ganz überraschend groß. Jetzt, nach vollzogener Konstituierung des Freistaates, die endlich eine ersehnte freie Fahrtrichtung nach langer, eisvergletscherter Übergangsperiode für den Weltverkehr geöffnet hat, zu Beginn der Wintersaison und angesichts des bevorstehenden Weihnachtsfestes mehren sich die Anzeichen dafür, dass Danzig schon in naher Zukunft noch eine weit größere Rolle im Briefmarkenhandel spielen wird, als man im Juni ahnte.
In letzter Zeit sind, wie wir erfahren, einige sehr bedeutende auswärtige Briefmarkenfirmen dem Gedanken näher getreten, hier, im „Venedig des Nordens“ eigene Niederlassungen zu begründen, und wir freuen uns, bereits heute mitteilen zu können, dass gerade eines der angesehensten und kapitalkräftigsten Spezialgeschäfte des Ostens, die Firma Julius Stoehr, Königsberg/Ostpr. den Reigen eröffnet.
Auf Wunsch ihrer auswärtigen Kunden hat sie unter Leitung eines erprobten Fachmannes vorerst am hiesigen Platz eine Versandabteilung zur Erledigung schriftlicher Aufträge eröffnet. Es ist ein altbewährtes im Geschäftsleben, dass eine gesunde Konkurrenz für jeden Handelszweig neue Anregungen und Ausdehnungsmöglichkeiten schafft, die nicht nur dem Publikum, sondern auch der Geschäftswelt selbst im Laufe der Zeit zu größten Vorteile gereichen. Wir zählen heute am Orte, neben den drei ältesten Firmen der Branche, Karl Riedel, Jagels & Co., Reiß & Co. und dem Warenhaus Freymann, das auch auf philatelistischen Gebiete dem Grundsatze modernen Fortschrittes huldigt, schon eine ganze Reihe solcher Handlungen, in denen der Sammler, aber auch der Laie, der nur zu Geschenkzwecken einkauft, bestens bedient werden. Um nur einige zu erwähnen: Die Firma Emil Olschewski (Vorstädt. Graben 33), das Handels- und Bankhaus I. Semiaticki, Heilige-Geist-Gasse, mit eigener Briefmarkenabteilung für An- und Verkauf, das Engros-Haus A. Ehmer und die jüngst begründete Handlung Feller & v. Neumann Pfefferstadt, die sogar in Zoppot und Neufahrwasser Filialen unterhält und jetzt als Neuerung auch ganz kleine Sammlungen zu Weihnachtsgeschenken sehr geeignet, als Album-Grundstock für Anfänger auf den Markt bringt.
Es weht also ein recht frischer Wind in Danzig am Baltischen Meer, der ganz dazu angetan scheint, auch noch andere Schiffe „Philatelias“ aus Deutschland und – hoffen wir – auch aus Übersee in unseren Port zu treiben, um hier dauernd vor Anker zu gehen.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig.

Donnerstag, 4n 25. d. M. abends 7 ½ Uhr findet im „Hohenzollern“ die zweite Monats-versammlung, zu der recht zahlreiches Erscheinen der Mitglieder erwünscht ist.

Danzig

Am 20. d. M. sind, diesmal nicht vom Hauptpostamt das die Marken erst am 22. zur Ausgabe erhielt, sondern vom Postamt V ausgegeben, die neuen, von uns bereits avisierten Provisorien erschienen. Die Werte sind geschlossen durch Überdrucken der 30-Pfennig-Marke I. Ausgabe Danzig mit Sternen und braunroten und blauschwarzen Ziffern. Die großen Ziffern 60 mit merkwürdig verschnörkelter 0 und 80 befinden sich auf dem Germaniabild. Die beiden Sterne bedecken die frühere Wertangabe 30. Wir melden:
60 Pfennig braunrot auf 30 Pfennig orange und schwarz
80 Pfennig blauschwarz auf 30 Pfennig orange und schwarz.

Danzig Nachlese 25. November 1920

Nach einer Mitteilung der holländischen Firma R. Yaar & Co.Watergraafsmeer im „Phil. Maandblatt“ soll der Danziger Wert zu 1 ¼ Mark auf 30 Pfennig auch in der Type 3 ohne jeden Rasterunterdruck vorkommen. Das nämliche wird uns übrigens aus Hersford von einem Korrespon-denten für das zweite Provisorium gemeldet. Wir bezweifeln vorläufig die Richtigkeit dieser Meldungen, da uns bisher noch keinerlei derartige Stücke vorlagen. Ist unseren Lesern vielleicht darüber etwas bekannt?
Das 10-Pfennig-Provisorium Sternausgabe, legte uns Herr Neuman, Danzig in zwei oben zusammenhängenden Stücken vor, bei denen die rund und klexig ausgefallene Sterne der unteren Marke auf die obere hinaufgerutscht sind. Die untere Mare zeigt also überhaupt keine Sterne , die obere gleich vier rote Kleckse an Stelle der Sterne oben und unten.

Ganzsachen

Die letzten Ganzsachen des Deutschen Reiches mit schwarzem Überdruck des Wortes „Danzig“ auf Deutsches Reich

A. Berliner (Reichsdruckerei-) Ausgabe;

Postkarten:       1. 10 Pfennig rot, auf sämisch
.                                2. 15 Pfennig hellbraun auf sämisch
.                                3. 15 + 15 Pfennig (Doppelkarte)
Kartenbrief:          1. 20 Pfennig blau auf hellblau
Postanweisung: 2. 20 Pfennig blau auf rosa.

B. Danziger Ausgabe;

Postkarte          4. 15 Pfennig hellbraun, Aufdruck schwarzblau
.                              5.  30 Pfennig auf 10 Pfennig rosa Aufdruck kirschrot
.                              6. 30 + 30 Pfennig auf 30 Pfennig rosa, Aufdruck kirschrot (Doppelkarte mit Rück-antwort).

N.B. Bei dieser Ausgabe sind Verschiebungen des Aufdrucks über den Rand des Markenbildes sehr häufig.

Nachtrag der Farbenabarten;
1920, 1. „Berliner Ausgabe“
4a        20 Pfennig lilablau
1920, III. „Provisorische Ausgabe“
20a      5 Pfennig hellgrün, Aufdruck dunkelblau
20b      5 Pfennig russischgrün, Aufdruck dunkelblau
21a      15 Pfennig grauviolett, Aufdruck dunkelblau
.             IV.„Aufbrauchausgabe“
38a      7 ½ Pfennig hellorange, Aufdruck blau

Nachtrag von Fehldrucken;
Sternausgabe
10       Pfennig bordeauxrot auf blau ohne Sterne.

Katalogisierung der Danziger Postwertzeichen III

Wir bringen heut den Schluss der Katalogisierung der bisher erschienenen Danziger Postwert-zeichen und als Nachtrag dazu einige bisher noch nicht aufgeführte Farbenabart und ergänzende Angaben über bemerkenswerte Fehldrucke.
Die beiden neuen Sternprovisorien ordnen wir in Serie ein, zu der sie im Album unbedingt gehören müssen. Es verschiebt sich dadurch allerdings die bisherige Nummerierung um zwei Ziffern nach oben ab Nr. 17 durch Einfügung neuer Nummern 18 und 19.

Danzig;
1920,   II. „Sternausgabe“ (Nachtrag)
18        60 Pfennig auf 30 (Nr. 5) braunrot (verausgabt 20. November)
19        80 Pfennig auf 30 (Nr. 5) Aufdruck schwarzblau (verausgabt 20. November)
1920    V. „Innendienst-Ausgabe“ (Ausgabedatum 5.9.)

Marken des Deutschen Reiches mit verschieden gestellten Überdruck (Sauer, Danzig). In Danzig außer Kurs gesetzte eingezogene deutsche Marken, Werte 60 Pfennig, 1 Mark Kupferdruck, 2 Mark, Kupferdruck und auf der Post vorhandene Restbestände. Die Marken wurden nur für den „Inneren Postverkehr“ (hauptsächlich für Pakete)bestimmt und wurden an das Publikum nicht verausgabt. Nur einige der Postämter im Freistaat erhielten ganz wenige Sätze dieser Ausgabe, von denen wohl nur ein verschwindend geringer Teil wirklich postalisch verwendet wurde. Etwa 500 Satz wurden an Mitglieder des Magistrats, der Verfassungsgebende Versammlung und an Offiziere der in Danzig stationierten alliierten Kommission einzeln zur Verteilung gebracht. Weitere etwa 500 Satz befinden sich noch in Händen der obersten Postbehörde zwecks späterer Verfügung darüber. Es sind mithin nur etwa 1000 vollständige Sätze durch die Post selbst in Verkehr gebracht worden. Die Worte „Deutsches Reich“ ausblockiert.
44        60 Pfennig violett schräger Aufdruck blau Danzig, Auflage etwa 2250.
45        1 Mark rot, schräger Aufdruck, kirschrot: Danzig, Auflage etwa 3300.
46        2 Mark blau, ovaler Aufdruck, seitlich Danzig, Auflage etwa 2150.
1920 VI. Flugpostausgabe (Ausgabedatum 29.9.)
Marke Nr. 6. 40 Pfennig rosa mit blauem oder kirschrotem Aufdruck eines Flugzeuges; bei dem 1. –Mark-Wert mit Aufdruck eines blauen geflügelten Posthorns. Die ursprünglichen Wertangaben überdruckt mit den neuen Werten.
47        40 auf 40 Pfennig Aufdruck blau, Flugzeug nach rechts
48        60 auf 50 Pfennig Aufdruck kirschrot, Flugzeug nach links
49        1 Mark auf 40 Pfennig, Aufdruck blau, geflügeltes Posthorn.
Diese Ausgabe war bestimmt zur Frankierung von Flugpostsendungen über Deutschland nach Schweden, Holland und England; doch wurden die Briefe erst auf dem Bahnweg nach Berlin geleitet.
Der Flugpostverkehr wurde nach etwa zwei Wochen jedoch vorläufig wieder eingestellt und die Marken bald darauf vom Schalterverkauf zurückgezogen.
An Fehldrucken sind bekannt geworden 40 auf 40 Pfennig mit Doppelaufdruck, 60 auf 40 Pfennig Flugzeug mit zerbrochenem Flügel und der 60- auf 40-Pfennig-Wert, bei dem die Ziffern des Aufdrucks 60 derart verschoben sind, das die 4 der darunter stehenden 40 unbedeckt blieb und nun die Zahl 460 lautet.

Philatelie gut Staatswissenschaften mangelhaft!

Max Ton schreibt in der neuesten Nummer der Rundschau für Briefmarken-Sammler und „Händler“ in Kölleda:
….“Namentlich der Abstimmungsmarkenrummel in Danzig nimmt Dimensionen an, die mit der Zeit bedenklich werden. In bunten Bildern wenig Klarheit, liegt mir da eine Germania-Serie, überdruckt mit Balken, Ziffern und Inschriften vor, dass es einen bald gruselt, sie hier zu beschreiben. Doch das Interesse an diesen Marken lässt uns nicht darum komme…..“
Der angeschlagene Ton, Herr Ton, findet in Danzig keine harmonische Resonanz. Wir haben hier in D. über unsere zukünftige staatsrechtliche Stellung nicht abgestimmt und werden dies wohl auch fürderhin nicht dürfen. Einen „Abstimmungsrummel“ hat es demnach in D. nie gegeben. Die verausgabten Danziger Marken sind auf Veranlassung der freistaatlichen obersten Postbehörde gedruckt und amtlich in Verkehr gebracht worden. Der Danziger „Markenrummel“, wenn man von einem solchen überhaupt sprechen darf, hat im Saargebiet und auch im nicht besetzen Deutschland (der 2,50-Mark-Rummel) in Berlin usw.) weit weniger bekrittelte Vorbilder gehabt.

Neue Danziger Provisorien in Sicht!

Mit Ende der Woche sollen wieder, wie wir erfahren, zwei neue Danziger Provisorien das Licht der Welt erblicken und an den Postschaltern zur Ausgabe gelangen. Es handelt sich um zwei Werte zu 60 und 80 Pfennig, deren Fehlen sich im Postverkehr unangenehm bemerkbar machte und die nun durch Überdrucken von immer noch vorhandenen starken Vorräten der 30-Pfennig-Marke Danzig geschaffen werden sollen.
Der neue Aufdruck ist in blauer und roter Farbe in von der „Sternausgabe“ ein wenig abweichender Anordnung hergestellt.
Beide Provisorien dürften nun wohl endlich den Reigen der provisorischen Aufdruckausgaben bis zum Erscheinen der endgültigen Freistaat-Serie schließen.
Allerdings ist noch vor Ausgabe der letzteren, die sich noch ziemlich geraume Zeit hinziehen dürfte, in frühestens 14 Tagen die drei Wochen eine kleine, aus wenig Werten bestehend „Konstitutionsausgabe“ nach Inkrafttreten der Verfassung der neuen Freien Stadt zu erwartenden, über deren Gestaltung wir seinerzeit berichten werden.

Danzig Nachlese 18. November 1920

Herr F. Lilienthal, Langfuhr, legte uns den Wert 15 Pfennig braun-violett Danzig I ungebraucht auf merkwürdig gelblichem Papier vor. Verglichen mit dem sonst weißen Papier ist der Unterschied sehr ins Auge fallend. Wir möchten aber vorläufig davon absehen, diese Marke gleich als besondere Abart zu bezeichnen, da es sich möglicherweise nur um eine durch die Sonne oder chemische Einflüsse bewirkte Veränderung der Papierfarbe handelt. Wir bitten hierzu um Mitteilung aus unserem Leserkreise. Hat vielleicht jemand einen ganzen Bogen mit diesem gelblichen Papier in Händen gehabt?
Derselbe Herr legte uns ein Stück der 2-Mark-Marke Ausgabe III b vor, bei dem die waagerechten unteren Farbstriche der beiden Wertzahlen 2 ganz erheblich dünner sind. Dafür laufen von dem Querbalken nach unten je 2 blauschwarze Tropfen aus, die den sogenannten Tropfen an den Triglyphen des griechisch-ionischen Tempelfrieses gleichen.
Herr v. Neumann, Danzig, legte uns vor drei verschiedene Abarten des letzten Danziger 20-Pfennig-Provisoriums. Auf dem einen Stück befindet sich im unteren Querbalken, etwa in der Mitte, ein großer weißer Punkt. Eine zweite Marke in derselben violettblauen Farbe zeigt den „i“-Buchstaben getrennt vom „z“ wie „D“ geformt, mit einem Punkt darüber. Die dritte schwarzviolette Marke hat ein ganz sonderbar verklextes „a“ in Danzig, in dem das „n“ fast wie ein „a“ erscheint.
Bei Durchsicht des 10-Pfennig-Bogens 555 Rollendruck für Freimarkenautomaten fand sich, wie uns Herr Hohmann mitteilt, oberhalb des „D“ in Danzig ein kleines Dachchen z.B. auf der 6., 7., 8. 9. Marke, 1. Reihe, 5. Reihe, 6 6. Marke, 6. Reihe 9. und 10. Marke, 8 Reihe, 9. und 10. Marke. 10. Reihe, 6. und 10. Reihe.
Die 7 1/2-Pfennig-Marke zeigte uns Herr Fentroß mit dem Blockierungsstriche nach unten gerutscht, die Worte Deutsches Reich freilassend.
Das 1 ¼-Provisorium wurde uns von dem nämlichen Herrn in einem Stück vorgelegt, bei dem ein Teil des Aufdruckes der nebenstehenden linke Marke auf die Bildfläche der zweiten Marke hinüberragt.
Mit durchgeschlagenem Druck auf der Rückseite, legte uns Herr Eugen Matz das 5-Pfennig-Provisorium grün vor.
Das 1-Mark-Provisorium mit graugrünem Unterdruck fand sich die Zähnung durch die oberen Sterne gehend und unten stark lädierten Balken vor.
Bei de Flugpostmarke 60 Pfennig konnte in einem uns vorgelegten Stück gleichfalls durchschlagen-der Druck festgestellt werden.
Auf der 3-Mark-Provisorium Danzig (graugrüner Unterdruck) fanden wir das „D“ oben merkwürdig abgeplattet ohne Kopfstück; der untere Ausläufer der 3 weist statt des sonst üblichen Punktes einen groben Klecks mit nach außen hin durchlaufenden Strich auf.
Bei gewissen Bögen der 5- und 15-Pfennig-Provisiorien III, und zwar stets bei der zweiten Marke der dritten Reihe von oben, ist nach Vorlage des Herrn Hohmann das „i“ stets derart zum Abdruck gekommen, dass der obere und untere Teil (die Schleife) unterbrochen und durch einen Zwischen-raum getrennt sind.
Einen sehr interessanten Fehldruck legte uns Herr Fischer, Langfuhr vor: das 10-Mark-Provisorium (auf 7 ½ Pfennig orange) letzter Ausgabe mit violettrosa Rasterunterdruck, bei dem die Vorderseite der Marke von den Wellenlinien ganz frei geblieben ist. Der Rasterunterdruck findet sich dagegen auf der gummierten Rückseite der Marke, ein für Spezialsammler sehr bemerkenswertes Stück.
Das 10-Pfennig-Provisorium auf 20 Pfennig blau legte uns der Schüler Kastner mit den beiden Sternen auf dem weißen Zähnungsrande verschoben vor. Herr von Neumann war so freundlich, uns einen geschlossenen kleinen Satz der Danziger Provisorien zu 3, 5, 7 ½, 10, 15, 20 vorzulegen, bei dem alle Stücke das verschlungen-a in Danzig zeigen.

Noch einiges zu den Kontrollnummern

von
J.
Hohmann, Danzig

Meine Ausführungen in Ausgabe 19 der „Briefmarken-Rundschau“ haben Herrn L.D. Langfuhr veranlasst, dazu Stellung zu nehmen. Kritik ist begrüßenswert, da sie, wie selten ein anderes Mittel, geeignet ist, eine Sache zu fördern.
Die größte Anzahl der Sammler interessiert sich nur für die Marken, nicht aber für die Randzeichen der Markenbogen. Um nun diesen Sammlern die Kontrollzahlen zu erklären, teilte ich die Kontroll-zahlen in „farbige Plattenauflagennummern und schwarze Aufdruckauflagennummern ein. Herr L.D. wies mir nach, dass die Plattenauflagennummern bei der 50-Pfennig-Marke Danzig I schwarz seien. Da die 50-Pfennig-Marke Danzig I in zwei Farben, schwarz und violett gedruckt ist, mithin schwarz zur Markenfarbe schwarz gehört, ist meine Bezeichnung „farbig“ nicht ganz von der Hand zu weisen. Anders jedoch verhält es mit dem Vorhandensein der Aufdruckauflagenummer neben der Plattenauflagennummer auf dem seitlichem Bogenrande auf einer geringen Anzahl Bogen der 50-Pfennig-Wertes Danzig I. Das ist bis jetzt der einzig bekannte Fall, der aber noch näherer Auf-klärung bedarf. Um nun in dieser und in einigen anderen Fragen eine genaue amtliche Auskunft zu erhalten, wandte ich mich in einem Schreiben an die Direktion der Berliner Reichsdruckerei und erhielt von ihr u.a. nachfolgende Antwort:
„Ihre Fragen betreffen innere Angelegenheiten der Reichsdruckerei; ihre öffentliche Behandlung ist aus dienstlichen Gründen nicht erwünscht.“ Es wäre begrüßenswert, wenn sich einige Philatelisten zu diesem Thema äußern würden.
Die Druckart der fraglichen 10 Pfennig Danzig I, die weder A.R. noch N.R. ist, wurde inzwischen von Herrn L.D. in Ausgabe 21der B.R. unter „Danziger Nachlese“ als Markenbogen, der für Automaten bestimmt war, definiert. Ich schließe mich dieser Annahme an und möchte diese Druck-art „Rollendruck“ für Freimarkenautomaten“ nennen. Da Bogen in diese Druckart, von dieser mir Herr L.D. in liebenswürdiger Weise einen (556) zur Verfügung gestellt hat, weder oberen noch unteren Bogenrand tragen, müsste auch die Audruckauflagenummer notgedrungen auf dem seit-lichen Bogenrand untergebracht werden.
Da nun in der letzten Zeit der Drang nach Sparsamkeit bei der deutschen Regierung wieder merklich Boden gewinnt, wie dieses ja auch aus dem der Ausgabe 21 der „B.R.“ veröffentlichen Erlasse des preußischen Ministers A. Hagemann über „die preußischen Dienstmarken deutlich ersichtlich ist, so nahm ich zuerst an, dass diese Druckart aus Sparsamkeitsrücksichten entstanden ist. Gewöhnlich ergibt der obere und der untere Bogenrand zusammen eine Markenhöhe, durch das Fortfallen des oberen und unteren Bogenrandes erspart demnach bei 10 Bogen einen Bogen von 100 Marken! Dass meine Annahme sich als irrig erwies, ersah ist an einem Bogen der neuen deutschen 10-Pfennig-Marken, der in N.R. hergestellt ist. Wenn die deutsche Regierung wirklich von jenem Sparsamkeitsdrange beseelt gewesen wäre, der ich ihr in diesem Falle durchaus zuschreiben wollte, so hätte sie ja auch sicher die neuen Marken ohne oberen und unteren Bogenrand drucken lassen. Aus diesem Grunde schloss ich mich, wie oben erwähnt, der Auffassung des Herrn L.D. an, denn „es irrt der Mensch, so lang’ er strebt!“
Die Redaktion der „B.R.“ hat inzwischen einige durch ein drucktechnisches Versehen entstandene Fehler berichtigt. Die Plattenauflagennummer H 3409.20 ist ebenfalls durch ein Versehen fälsch-licherweise noch einmal als „Aufdruckauflagenummer“ aufgeführt worden.
An Kontrollnummern sind noch nachzutragen:
Danzig III 3 Pfennig Plattenauflagenummer H 2346.19, dieselbe Kontrollnummer wie bei der 1 ¼ Mark Danzig III.

Aus Handlerkreisen

Wer die letzte Postwertzeichen-Ausstellung des Vereins „Briefmarkenfreunde“ durchwanderte, wird angesichts der reichen ausgestellten Schätze aus jugendlichem Sammlermunde gewiss manchen Seufzer der Begehrlichkeit, um nicht zu sagen des Neides, gehört haben. Aber heute sind Brief-marken, wie leider alles, oft so unerschwinglich teures, dass ein kleiner Anfänger beim Erwerb sein Portemonnaie immer wieder sehr ernstlich zu Rate ziehen muss, ob es ihm abermals eine größere Ausgabe gestattet. Billig und gut kauft der kleine Sammler bei soliden Händlern, und da sind es vor allem die Pakete aus verschiedenen Marken, die einen guten Grundstock für eine Sammlung abgeben. Leider sind gerade diese besseren Paketmischungen seit dem äußerst rar geworden und heute fast nirgends mehr zu angemessenen Preisen erhältlich. Da ist es nun zu begrüßen, dass die Firma Feller & v. Neumann Pfefferstadt 52 besonderes Gewicht auf den Vertrieb von Marken für Anfänger- und mittlere Sammlungen aller Länder legt. Sie ist neuerdings auch in der Lage, gute, sehr preiswerte Paketzusammenstellungen namentlich für Schüler, berechnet, abzugeben und erfreut sich infolge entgegenkommender reeller Bedienung und ihrer großen Auswahl auch in den jetzt wieder sehr beliebt werdenden Überseeländer eines ständig wachsenden Kundenkreises. Herr v. Neumann besonders ist Fachmann auf dem Gebiete der Philatelie und weiß stets, wo der Schuh drückt und was der jungen Sammlers Herz begehrt. Im Hauptgeschäft Pfefferstadt und in den Niederlagen Portechaisengasse (Feller), Gr. Gerbergasse (Voß) Elisabethkirchengasse 8 und Schmiedegasse hat die Firma gute Auswahlen Europa- und Überseepackungen für ihre Kunden ausliegen und kauft im Hauptgeschäft stets auch Sammlungen aller Art, die ihr zur Ansicht vorge-legt werden.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig.
Heute, am 11. d. M. abends 7 ½ Uhr, Hauptversammlung im Hohenzollern.

Falschungen von Danziger Provisorien

In der neuesten Nummer eines Briefmarken Offertenblattes finden wir eine Anzeige, die viel Aufhebens von massenhaften Fälschungen der Danziger Provisorien (50 Pfennig schräger Aufdruck) und 1 Mark (Innendienst) macht. Diese Fälschungen sind in Danziger Sammlerkreisen (z.B. Briefmarkenfreunde“) festgenagelt worden und waren auch der Redaktion von „B.R.“ bekannt. Sie sind aber plump (Steindruck statt Buchdruck) ausgeführt und können nur unerfahrene täuschen. Die beiden vermutlich Schuldigen sitzen durch rechtzeitiges Eingreifen der Postbehörde bereits hinter Schloss und Riegel, und ein Teil der Fälschungen die übrigens nicht allzu zahlreich sein dürften, wurden beschlagnahmt. –
Die 15 Pfennig braun Danzig mit schrägem Aufdruck ist gleichfalls, wie wir schon bei der ersten Meldung andeuteten gefälschtes Machwerk.
Vor allen gefährlichen, etwa neu auftauchenden Fälschungen wird die „B.R.“ rechtzeitig waren.

Danzig

„1920“ III. “Provisorische Ausgabe A und B Ausgabedatum 20 – 29 20. August, Nummer 30 – 39
1. November. Letzte Marken des Deutschen Reiches, Restbestände der Postanstalten des Freistaates und vom Publikum abgelieferte Marken, provisorisch überdruckt von Julius Sauer, Danzig. Die Inschrift „Deutsches Reich“ ist durch einen aus eng gekreuzten Linien bestehenden Balken ausblockiert. Aufdruck Danzig schräg von links unten nach rechts oben in lateinischer Schreibschrift in verschiedenen Farben. Nummer 20 bis 24.) Die Markwerte sämtlich durch verschienartigen und –farbigen Wertaufdruck oben (1 ¼ M. 1 ¼; 2 Mark 2; Mark 3 Mark; M. 5 M; 10 Mark 10) auf Marken der letzten Ausgabe. Deutsches Reich „umgewertet“ (5 Mark noch mit Aufdruck der Danziger Flagge (Nummer 20 bis 24 und 29), Deutsches Reich ausgeblockt durch Balken (Nummer 25 bis 27), durch Überdruck Danzig in gotischer Zierschrift oder antiqua Kapitälchen (Nr. 28).
Rasterunterdruck: Netzartige Wellenlinien (graugrün bei A violettrosa bei B).

Pfennigwerte.
20        5 Pfennig grün, Aufdruck dunkelblau.
21        15 Pfennig, violett Aufdruck dunkelblau.
22        20 Pfennig, violettblau, Aufdruck dunkelblau.
23        25 Pfennig, orange/schwarz auf gelb, Aufdruck kirschrot
24        75 Pfennig, blaugrün/schwarz, Aufdruck kirschrot

Markwerte A (Rasterunterdruck grüngrau).
25        1 ¼ Mark auf 3 Pfennig, Aufdruck kirschrot.
26        2 Mark auf 35 Pfennig, Aufdruck kirschrot.
27        3 Mark auf 7 ½ Pfennig, Aufdruck grün
28        5 Mark auf 2 Pfennig, Aufdruck rot (Flagge)
29        10 Mark auf 7 ½ Pfennig, Aufdruck schwarz.

Markwerte B (Rasterunterdruck violettrosa).
30        1 ¼ Mark auf 3 Pfennig, Aufdruck kirschrot.
31        2 Mark auf 35 Pfennig, Aufdruck kirschrot.
32        3 Mark auf 7 ½ Pfennig, Aufdruck grün.
33        5 Mark auf 2 Pfennig, Aufdruck rot (Flagge)
34        10 Mark auf 7 ½ Pfennig, Aufdruck schwarz.

Von bemerkenswerten Abarten sind zu verzeichnen: Das g im Worte Danzig weist zwei Typen auf; g mit geradem und geschweiftem Grundstrich. Der Überdruck steht höher oder tiefer auf der Marke, oft das Wort Deutsches Reich freilassend (besonders häufig bi Nr.20). Nr. 20 wurde auch mit mehrfachem Überdruck einzelner Buchstaben von Danzig auf einer Marke angetroffen. – Auch mangelhaft ausgedruckte oder durch Zwischenraum unterbrochene Blockierungsbalken kommen vor. Die Flagge der 5-Mark-Marke erscheint mitunter quadratisch durch Fortfall des unteren spitzen Flaggenzipfels (Plattenfehler infolge zerbrochenen Klischee). Nr. 20 (5 Pfennig und 25 ( 1 ¼ Mark) wurden mit schwach metallisch glänzendem Aufdruck beobachtet, Nr. 29 (10 Mark) mit sehr schwachem, kaum durch die Lupe erkennbaren Rasterunterdruck. Auch der Punktabdruck des Klischeenagels findet sich vielfach auf einzelnen Werten. – Der Netzwellenlinien-Rasterunterdruck ist blassgrau oder grünlichgrau. Er kommt bei Ausgabe A (graugrün) in zwei Arten vor: „Spitzen des Netzgrundes nach unten“ gerichtet. – Die Nummern 25 bis 28 von denen deutsche Originalmarken aus Berlin neu eintrafen, wurden etwas später in beschränkter Anzahl noch einmal amtlich überdruckt und verausgabt.
1920. IV. „Aufbrauchausgabe“ (Ausgabedatum 30.8.) Marken des Deutschen Reiches mit schrägem Überdruck (Sauer-Danzig) in lateinischer Schreibschrift Danzig. Die Worte “Deutsches Reich“ ausblockiert) durch Balken. Außer Kurs gesetzte deutsche Marken (2, 2 ½, 3, 7 ½ Pfennig und Restbestände, die in Danzig lagerten. Auflage sehr klein. Ein Nachdruck ist amtlich nicht erfolgt.

Auflage etwa;
35        2 Pfennig hellgrau, Aufdruck blau                                                                                   13 000
36        2 ½ Pfennig dunkelgrau, Aufdruck blau                                                 8 500
37        3 Pfennig braun, Aufdruck blau                                                                45 000
.            37a hellbraun N.R.
.            37b dunkelbraun A.R.                                                                                      30 000
38        7 ½ Pfennig, rotorange, Aufdruck blau                                                 25 000
39        10 Pfennig, rot, Aufdruck blau                                                                    90 000
40        30 Pfennig, rotorange/schwarz, Aufdruck kirschrot                                              15 000
41        40 Pfennig, karmin/schwarz, Aufdruck kirschrot                                                  185 000
42        50 Pfennig, violett/schwarz auf sämisch, Aufdruck kirschrot     8 000
43        80 Pfennig, karmin/schwarz auf rosa, Aufdruck kirschrot                              120 000
Diese Ausgabe war am ersten Tage trotz beschränkter Abgabe an das Publikum in wenigen Stunden ausverkauft. Von Abarten sind bisher bekannt: Nr. 37, 38 und 39 mit Schleife im a des Wortes Danzig, Nr. 35 nur mit dem Buchstaben D von Danzig durchbrochene Balken bei Nummer 14 bis 43
GoK.

Spezialsammeln; Ein Rat und eine Warnung

Zum Spezialsammeln gehört Sammeln in ganzen Bogen. Da das aber nur die wenigsten Sterblichen sich leisten können, genügt auch ein Bogen mit den Randmarken allein, oder wenn man es noch billiger haben will, nimmt man alle Marken bis auf eine aus der Bogenumrandung heraus. Das wird sich vor allem bei den Markwerten empfehlen. Ist das Spezialsammeln nun wirklich zu empfehlen? Für den fortgeschrittenen Sammler kann diese Frage wohl mit Ja beantwortet werden, nicht aber für den Anfänger. Ich möchte allen jungen Freunden dringend raten, die Hand davon zu lassen. Wenn ihnen das Schicksal oder der Schalterbeamte hold ist und ihnen einen Fehldruck oder Plattenfehler reicht, so mögen sie sich darüber freuen und ihn in ihr Album kleben, meinetwegen auch dem einen oder anderen Freunde zeigen und sich von ihm beneiden lassen, aber nur nicht so viel Aufhebens machen und nun meinen, wunder und noch für eine Seltenheit zu besitzen. Heute ist es keine Kunst mehr, Fehldrucke zu erhalten. Wie verschiedene Prozesse in den letzten Jahren zeigen, werden Fehldrucke häufig absichtlich hergestellt. Da sollte man doch meinen, dass die Sammler endlich klug werden und ihre Taschen zu halten. Das neueste Manöver ist nun die Ausgabe von Druckaus-schuss. Was man früher in den Ofen steckte, wird heute als Rarität auf den Markt geworfen und hunderte von Mark werden dafür verlangt und bezahlt. Wenn das so weiter geht, muss jeder, der Briefmarken sammelt, zur lächerlichen Figur werden. Mit der Ausgabe des Druckausschusses ist auch für den Spezialisten ein Komplettwerden – der stille Traum aller Sammler – vollständig ausge-schlossen. Wer aufmerksam die letzte Briefmarkenausstellung durchwandert hat, wird einsehen, dass einer, de an Stelle der ganzen Welt oder aber von Europa, in der Hauptsache nur Danzig sammelt für einen Makrokosmos eines Mikrokosmos eingetauscht hat. Vollständig wird er ebenso-wenig werden, wie wenn er die Marken der ganzen Welt sammelt. Er hat nur für eine bilder- und farbenreiche Galerie, ein langweiliges , eintöniges Bild eingetauscht, wird es bald über und zum alten Eisen werfen.
L.D.

 

G. Große Allee 22. Betr. 1.- Mark-Provisorium ohne Unterdruck, wurde, wie Sie beim Durchblättern finden werden, bereits in Rundschau Nr. 18 gemeldet. Wir danken nochmals für ihr Interesse und sind stets für weitere Vorlagen dankbar.

Aus Handlerkreisen

Danzig entwickelt sich immer mehr zu einem Mittelpunkt des internationalen Briefmarkenhandels. Wie wir hören, hat seit dem 3. November das bekannte Handels- und Bankhaus I. Semiatycki, Heilige Geistgasse, eine besondere Abteilung für den Briefmarken-Ein- und Verkauf errichtet, deren Leitung ein Danziger, auf philatelistischem Gebiet erfahrener Fachmann, Herr Paul Hornuß über-nommen hat. Die neue kapitalkräftige Firma wird besonderen Wert auf prompte und durchaus solide Bedienung ihres Kundenkreises legen und sich vorläufig in erster Linie mit dem Vertriebe Danziger Briefmarken beschäftigen. Sie steht bereits in Verbindung mit großen Handelshäusern des Auslandes und ist in der Lage, sich auch in großem Maßstabe dem Expertengeschäft in Briefmarken widmen zu können. Daneben ist eine besondere Ladenabteilung für die Bedienung ihrer Danziger Geschäftsfreunde und des Danzigs besuchenden Internationalen Publikum eingerichtet worden.

Weiteres zu den Kontrollnummern der Danziger

von
K.D. Langfuhr

Aus der letzten Ausgabe de „B.R.“ kann ich zu den zu meiner Freude entnehmen, dass mein Artikel über die Kontrollnummern der „Danziger“ auf fruchtbare Erde gefallen ist. Verschiedene Herren haben gemeldet. Herr H. hat seiner Meldung noch weitere Ausführungen hinzugefügt, die aber wohl nicht alle ganz stichhaltig sein dürften.
Herr H. unterscheidet farbige und schwarze Kontrollnummern und versteht unter den ersteren die Nummern der Markenplatte, unter den letzten die Nummer des Aufdruckes. Gegen diese Einteilung spricht der Umstand, dass die Kontrollnummern sowohl für Platte, wie für den Aufdruck der 50 Pfennig schwarz sind. Immerhin mag aber dieses Hinweis für den Neuling von Wert sein.
Sodann sagte Herr H., die schwarze Aufdruckauflagenummer befinde sich immer auf dem unteren Rande. Das stimmt ebenfalls nicht. Ich habe linke Randstreifen des 50-Pfennig-Marke, auf denen sich unter oder vielmehr nebeneinander der Kontrollnummer der Platte und des Aufdruckes befinden.

Endlich bezweifelt Herr H. meine Angabe, dass 10 Pfennig Danzig I in N.R. vorhanden sei. Herr Kleeberg in seinem letzten Artikel über Allensteiner Neudrucke dem Neurollendruck folgendermaßen: „Er hat neben den Wertzahlen am Kopf noch eine Schraffierung um diese Zahlen, die sich in genau korrespondierender We3ise auch auf der Fußumrandung findet. Beide, die Kopfzeile und der Streifen am Fuß des Bogens ergeben zusammen eine Markenhöhe. Die Seiten-ränder dieser Art Bogen sind völlig frei von Druck. „N.R.“ hat am linken Rande eine mehr oder minder gesperrt gedruckte vierstellige Zahl, die, wenn man ein Bogenpaket in die Hand bekommt, eine fortlaufende Reihe bildet. Diese Erklärung vorausgeschickt, will ich den Bogen, der hier vor mir liegt, beschreiben. Der Redaktion der „B.-R.“ hatte dieser Bogen schon einem vorgelegen, damals allerdings in erster Linie wegen der Färbung der Marken. Der Bogen stammte vom Magistrat. Oberer und ein unterer Rand ist nicht vorhanden. weiße Papierrand links und rechts ist nur 9 Millimeter breit. An der linken Seite befinden sich von oben bis unten verteilt rote Zahlen (1, 10, 9, 8). Weiter befinden sich links und rechts in der Höhe der untersten Markenreihe kopf-stehend die Zahl 326. Andere gleiche Bogen trugen die Zahlen 322, 323, 325, 556. Am rechten Rande steht die Kontrollnummer des Aufdruckes H 3367.20, ein weiteres Bespiel gegen obige Aufstellung des Herrn H., dass die Kontrollnummer des Aufdruckes immer am Fuße stehe. Wie ist das nun? Ein A.R. sicher nicht. Ein N.R. 7 oder was sonst?
Mit der Aufstellung der Plattennummern kann ich mich leider auch nicht ganz einverstanden erklären. Da wird unterschieden zwischen Plattenauflagennummer und Aufdruckauflagennummer. Unter der ersten Bezeichnung wird z.B. 2, 3, 5 Mark Kupferdruck aufgeführt. Nun haben aber die Kupferdruckmarken überhaupt keine Kontrollnummer. Die Nummern gelten für den Aufdruck. Die Richtigkeit der Nummer der 5 Mark vorausgesetzt – sie ist dieselbe wie für die 3-Mark-Marke – bilden wir den Beweis, dass von 5 Mark eine neue Auflage erschien. Daraus würde sich dann auch erklären, dass die 5 Mark ihren Rand als seltenste Marke von Danzig I schon lange an die 3 Mark abgetreten hat.
Weiter wird für 1 Mark Danzig I die Nummer H 3409.20 erst als Plattenauflagennummer, dann vier Zeilen weiter unten als Aufdrucksauflagennummer aufgeführt. Was gilt nun? Meiner Ansicht nach wohl das erstere. Ich möchte alle Herren, vor allen die Herren von der Post bitten, möglichst viele Angaben zu machen, aber genau zu unterscheiden. Bei Danzig III kommt in glücklicherweise nur eine Nummer in Frage.

Dem Beitrag in Ausgabe Nr. 19 der „B.R.“ müssen wir heute eine kleine Berichtigung folgen lassen:
Im Absatz unter „Plattenauflagennummern“ sind durch ein drucktechnisches Versehen folgende Zahlen falsch aufgeführt:
2 Mark H. 4136.20 (ohne Nummern u. 2, 3, 4,5);
5 Mark H 4136. 20 1 und 6. Diese Kontrollzahlen müssten unter „Aufdruckauflagenzahlen“ aufgeführt werden, da auf den Kupferdruckmarken ja gar keine Plattenauflagennummern vorhanden sind.
Ferner müssen fortfallen die Zahlen 19 bei Danzig II N.R 2557 (19). Danzig III 30 Pfennig N.R. 1029 (19) 1030 (19), 75 Pfennig N.R. 7265 (19). Alle Ergänzungen zu der Kontrollzahlen-Aufstellung ist noch nachzutragen 20 Pfennig III H. 5371.19´.

Danzig Nachlese 4. November 1920

Herr L.D., Danzig-Langfuhr. schreibt uns: Ich glaube die Druckart von 10 Pfennig Danzig I jetzt bestimmt definieren zu können. Ich sagte bereits, dass die Bogen unten je links und rechts kopf-stehende Nummern haben. Ich legte nun die Nummern 325 und 326 aneinander, und siehe da, die Umrissenen Ränder passen genau zueinander. Die roten Zahlen am Rande bilden eine fortlaufende reihe. Diese Boten stammen zweifellos von Rollen, die für die Automaten gedruckt waren. Da man nun mit einer 10-Pfennig-Marke zur Frankatur eines Briefes nicht ausreicht, hat man die Automaten verschwinden lassen und die noch vorhandenen Markenrollen in Bogen zu 10 Stück aufgeteilt. Einige dieser Boten haben nun auch den Aufdruck „Danzig“ erhalten und dürfen für den Spezialsammler wohl zu einem der gesuchtesten Boten Danziger Marken werden.
Herr R. Ottwin übersandte uns freundlichst eine Flugpostmarke zu 1 Mark Danzig, bei der der linke Flügel an de Spitze deutlich durchgebrochen ist, so dass die letzten Federn getrennt von der Schwinge stehen.
Von der 30-Pfennig-Postkarte legte uns Herr Kohn ein Exemplar vor, bei dem unter der rechten 30 des Überdruckes ein kleiner viereckiger bordeauxroter Block, der vom Klischeenagel herrühren dürfte, zu bemerken ist.
Ein weiteres Exemplar der bereits in der „B.R.“ gemeldeten hochinteressanten Abart des 25-Pfennig-Provisoriums (Stern) ohne das Wort „Danzig“ legte uns Herr Z. vor. Bei diesem Stücke fehlt jede auch nur schwach angedeutete Spur der Buchstaben des Überdruckes und diese „Danzig-Deutschland-Provisorium“ ist in der Tat ein origineller Druckzufall und ein für Spezialsammler sehr beachtenswerter Fehldruck

Die Preisbewertung der Danziger Marken. Es ist interessant, festzustellen, dass die bekannte Firma Gebr. Senf Leipzig in ihrer letzten Ausgabe des Ill.Ills.D.“ die jüngsten Danziger Provisorien sehr hoch berechnet. Für die Aushilfsmarken 10 auf 20 und 25 auf 30 Pfennig (Sternausgabe) werden gebraucht 1,90 Mark verlangt. Die dritte Ausgabe, und zwar nur die weniger seltenen Werte 5, 15, 20 und 25 Pfennig werden zusammen 3,15 postalisch entwertet angeboten.

Neuheiten-Rundschau

Danzig;
Wir haben zu verzeichnen die am 1. November erfolgt, bereits von uns in Nr. 20 der „B.R.“ angekündigte Ausgabe Neuer Provisorien, und zwar 5 (Pfennig), blauschwarz große Zahl auf Danzig I 30 Pfennig 1 Mark der letzten Ausgabe)
1 ¼ Mark der letzten Ausgabe)                         mit Rasterunterdruck (Wellenlinien) in neuer
2 Mark der letzten Ausgabe)                                        Farbe, violettrosa statt graugrün.
3 Mark der letzten Ausgabe)
5 Mark (Flagge) der letzten Ausgabe)
10 Mark der letzten Ausgabe)
Wir möchten bei dieser Gelegenheit besondern darauf hinweisen, dass das in Ausgabe 18 unter Nachlese gemeldete 1-Mark-Provisorium ohne jeden Unterdruck nicht amtlich bestellt wurde aber postalisch an allen Schaltern zur Ausgabe gelangte. Dieser Wert ist auch für Nichtspezialsammler beachtenswert und verdient eine besondere Katalogisierung.

Danzig.

„1920“ I. „Berliner Ausgabe“; Verausgabt 14. Juni 1920 (bis auf Nr. 6, 10, 12). Letzte Marken des Deutschen Reiches mit Wz. Rauten, gezähnt 14. 14 1/4. Markwerte 14 : 14 ½. Mit geradezeiligem schwarzem Aufdruck in gotischer Zierschrift über dem Worte „Deutsches Reich“, hergestellt in der Berliner Reichsdruckerei. Vom 20. Juli ab (bis dahin konnten noch deutsche Reichsmarken aufge-braucht werden) wurden nur Danziger Marken postamtlich zur Frankieren zugelassen.

Pfennigwerte.

1      5 Pfennig, grün,
.      1a F A grasgrün,
.      1b F A dunkelrussischgrün,
2     10 Pfennig rosarot
.       2a F A hellrosa
.       2b F A dunkelrosa
3     15 Pfennig braunviolett
.       3a F A matthellbraun
.       3b F A sattdimleöbraimviolett
4                    20 Pfennig ultramarin
.                     30 Pfennig orange/schwarz a.            sämisch P.
.       5a F A do a. lachsfarben P
6                   40 Pfennig rosa (neue Weltpost B.-Farbe), verausgabt 13 September.
7                   50 Pfennig violett/schwarz                  a. sämisch P
.       7a F A do.                                                                     a lachsfarbeen P.

Markwerte

8                  1 Mark rot
.         8a F A blassrot,
.         8b F A tiefrot,
9                  1,25 Mark grün,
10      1,50 Mark hellbraun) (verausgabt 20. Juli)
11      2,00 Mark dunkelblau,
.          11a F A tiefblau,
.          11b A F mittelblau,
12      2,50 Mark rotlila,
.          12a dunkelpurpurlila,
.          12b blassrosalila,
13      3,00 Mark violettschwarz (verausgabt 20. Juli
14      5,00 Mark schwarz/rot.

Es gibt bei dieser Ausgabe, abgesehen von der Stellung des Aufdruckes Danzig, der mitunter die Worte „Deutsches Reich“ nicht blockiert, sondern freilässt, eine Anzahl von Abarten, herrührend von fehlerhaften Drucktypen. Danzio statt Danzig wurde z.b. beobachtet bei der 5-Pfenning, Danzia bei der ersten Marke links oben der M-Mark-Bogen 3376.20. 2 (und 3). Letztere Marken sind sehr gesuchte Plattenfehldrucke. Auch Plattenbrüche des Überdruckes (z.b. bei der 50-Pfennig klaffender Riss durch das Wort “Danzig“) kommen vor. und verstümmeltes Danzig z.b. nur „nzig“. Ferner auf der Rückseite durchgeschlagene Drucke. Zehn links stehende Marken des Bogens „H 2374.20. 2“ zeigen ferner einen Doppeldruck des Wortes „Danzig“, ein Blockstück-Unikum, das sich im Besitz eines Danziger Herren befindet. – Bei einem Wert zu 2,50 Mark hellrotlila findet sich der Rahmen links unten unterbrochen durch einen weiß gebliebenen rechten Winkel. Weitere „Makulaturdrucke“ finden sich häufiger bei der zweiten Lieferung der aus Berlin im Juli nachbezogene 5-Mark-Werte.
„1920“ II „Sternausgabe“. Der erste Wert (25 Pfennig) erschien am 10. August. Danziger Marken vorhergehender Ausgabe. Die ursprüngliche Wertausgabe ausblockiert durch einen sechsstrahligen Stern, das Markenbild überdruckt mit neuer, verschieden großer Wertziffer, beidem 1-Mark-Wert mit kleinem Aufdruck Mark 1 Mark oben. Der Worte „Deutsches Reich“ überdruckt mit Danzig in gotischen Lettern der Reichsdruckerei. De neue Aufdruck hergestellt bei Julius Sauer, Danzig.

Pfennigwerte
15        5 Pfennig auf 30 Pfennig (Nr. 5) Aufdruck blauschwarz. (Verausgabt 1.November)
16        10 Pfennig auf 20 Pfennig (Nr. 4) Aufdruck bordeauxrot. (Verausgabt 17. August)
17        25 Pfennig auf 30 Pfennig Nr. 5). Aufdruck dunkelgrün. (Verausgabt 10. August)

Markwerte
18        1 Mark auf 30 Pfennig (Nr. 5). Aufdruck schwarz. Mit graugrünem Rasteraufdruck (Wellen-linien).(Verausgabt 20. August)
18A     1 Mark auf 30 Pfennig (Nr. 6) Ohne jeden Unterdruck, nichtamtlich aber postalisch zuge-lassen. Verausgabe erstmalig Anfang Oktober)
19        1 Mark auf 30 Pfennig (Nr. 5) Mit violettrosa Unterdruck. (Verausgabt 1 November)
Die Abarten dieser Stern-Provisorien sind überaus mannigfach und häufig. Es gibt halbierte und rund oder klexig ausgedruckte Sterne. Der Klischeenagel tritt häufig farbig auf dem Markenbilde hervor.
Als ausgesprochen hochinteressanter Fehldruck zu bezeichnen ist ein vorhandenes Stück des 25-Pfennig-Provisoriums, bei dem das Wort Danzig ganz fehlt. Bei einem zweiten geprüften Exemplar sind nur schwache Spuren der ersten beiden Buchstaben erkennbar.
GoK.

Katalogisierung der Danziger Postwertzeichen I

Ein kleines Vorwort ist vonnöten;

Wir beginnen heute mit der Katalogisierung de bisher erschienenen Postwertzeichen der Freien Stadt Danzig. Die Schwierigkeiten, die sich aus der ungeregelten Erscheinungsweise der einzelnen Provisorien ergeben, sind nicht zu unterschätzen. Wir hoffen jedoch, gestützt auf die amtlichen Angaben einerseits, nach unserer eigenen Kenntnis und nach eingehender Korrespondenz und Besprechung mit philatelistischen Autoritäten andererseits in nachfolgenden Zeilen eine möglichst übersichtliche und genaue Aufstellung für den Katalog und das Album bringen zu können. Wir berücksichtigen aus wohlüberlegten Gründen bei der Katalogisierung nicht die Reihenfolge des erscheinens der Marken, was ein heilloses Durcheinander zur Folge gehabt hätte (vergl. dazu die sich ständig widersprechenden Angaben bezüglich Ausgabe I, II und III in den Offertenblättern), sondern ordneten die Provisorien nach ihrer typischen Druckausführung. Hierbei kann es allerdings passieren, dass bei etwa noch erfolgenden Ausgaben neuer Stern usw. Provisorien die Haupt-nummerierung verändert werden muss; allein dies ist leichter zu bewirken nur noch Verbesserung der Nummern und erfordert später kein großen Kopfzerbrechen mehr.
Wir wählten also für die einzelnen der technischen Ausführung nach zusammengehörenden Marken einer Reihenfolge bestimmter Serienbezeichnungen (in Klammmern ergänzt durch römische Ziffern) wie z.B. „Berliner Ausgabe“ für die ausschließlich in Berlin gedruckten Wertzeichen, „Sternausgabe“ für die entsprechenden Provisorien usw.
Besondern Wert legten wird au Aufzählung aller erwähnenswerten stark voreinander abweichenden Farbtönungen (soweit bisher bekannt) nach dem Vorbilde der maßgebenden englischen und amerikanischen Kataloge und erbitten namentlich auf diesem Gebiete weitere freundliche Mitarbeit aus dem großen Leserkreis der „B.R.“, Druckzufälligkeiten, sonstige Abarten und Fehldrucke, die nur für Spezialsammler Interesse haben, verweisen wir in die Anmerkungen die ein gutes Handbuch nicht entbehren kann.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig

Am heutigen Donnerstag 7 abends findet im „Hohenzollern“ eine außerordentliche Sitzung und ein Tauschabend des Vereins statt, zu der besondere die Einladungen der Kürze der Zeit leider nicht mehr ergehen konnten. Ferner ist für den Sonnabend abends 8 Uhr im gleichen Lokale ein gemütlicher Bierabend anlässlich der erfolgreichen Durchführung der Ausstellung in Aussicht genommen.

 

F.G. Halbe Allee. Die Provisorien III. Ausgabe, 2 – 80 Pfennig werden, wie wir bestimmt hören, nicht mehr zur Ausgabe gelangen. – Die mitgeteilten Abarten der 75-Pfennig-Marke, ebenso der Postkarten sind bereits bekannt und vom uns gemeldet worden. Für Spezialsammler von Danzig besitzen sie natürlich einen höheren Liebhaberwert.
Arth.B…r. Danzig. Die 60-Pfennig-Dienstmarke allein ist schwer zu bewerten, da meist im ganzen Satz gehandelt. Wir möchten ihnen jedoch nicht anraten, diese gegen 2 ½ und 50 Pfennig einzu-tauschen, da letzte Marken (Wert 100 Mark zur Zeit) in bedeutend größerer Auflage als die Dienst-marke verausgabt worden ist.
F.L. Kunstmaler, Langfuhr. Der beschriebene Randstreifen der 40-Pfennig-Marke mit einem Gewirr schlecht ausgedruckter Ziffern dürfte einem von der Reichsdruckerei gegen frühere Gewohnheit seit dem Kriege häufiger verausgabt „makulierten“ Markenbogen angehören, bei dem die Randziffern versehentlich mehrfach gedruckt wurden. – 15-Pfennig und 30-Pfennig Postkarten Danzig II mit Balken über „Deutsches Reich“ wurden von uns bereits gemeldet. Druckzufälligkeiten wie diese und ähnliche sind bei den letzten Danziger Karten sehr häufige. – 3-Pfennig-Marke „mit dunklem Fleck“ müssten sie uns zur Beurteilung schon einmal freundlichst vorlegen.
Heinz B., Oliva. Die Abartendes 10-Pfennig Provisorium mit mangelhaft ausgedruckten Sternen sind in unserer „Nachlese“ bereits gemeldet worden. Sie sind keine Fehldrucke im philatelistischem Sinne, sondern Druckmängel.
A.R. Berlin u.a. Wir bitten wiederholt allen Anfragen genügend Rückporto beifügen zu wollen, da sonst eine Beantwortung uns nicht zugemutet werden darf.

Danzig Nachlese 28. Oktober 1920

Bei einer großen Anzahl von Bogen der 1 1/4- Mark-Provisoriums neuer Auflage (oder allen?) kommt es, wie Herr Zill unter Vorlage freundlichst mitteilt, vor, dass die fünfte Marke auf dem Halse der Germania einen roten Punkt, die sechste Marke aber ein zerbrochenes „g“ in Danzig aufweisen. Bei den 1 ¼-Mark-Provisorium trifft man auf Stücke, bei denen der Überdruck sehr im Druck „gequetscht“ ist und die einzelnen Charaktere verschiedene Höhenmaße zeigen.
Ein weiterer Druckmangel ist bei der 75-Pfennig grünschwarz mit bordeauxrotem Schrägaufdruck „Danzig“ zu melden. Im „ig“ des Aufdruckes befindet sich oben eine quer stehende Lücke von etwa ½ Millimeter. Unter dem i-Punkt folgt ferner erst ein dünner wagerechter Strich darauf die Lücke und sodann die untere Hälfte des „i“; im g ist der mittlere Anteil des oberen Kreises wie ausradiert.

Danzig

Es ist für den Danzig-Spezialsammler durchaus beachtenswert, dass ein Teil der jetzt am Postschalter verausgabten Werte der Provisorien zu 1 ¼, 3, 5 und 10 Marken graugrünen Unter-druck nach links ausgebuchtet zeigen, statt wie bisher nach rechts. Herr C.D. Langfuhr machte uns hierauf freundlichst aufmerksam Die Danziger 5-Mark-Marke zweite Auflage soll einen um ½ Millimeter längeren Aufdruck (15 ½ statt 15) haben wie das „Ill.Br.-I“ wissen will. Wir kannten trotz Messung diesen Unterschied leider noch nicht feststellen und sind der Meinung, dass es sich nur um eine Druckzufälligkeit handeln kann.

Die erste Postwertzeichen-Ausstellung im Freistaat Danzig

Es sei gleich zum Eingang bemerkt: Die am Sonntag. Dem 24. Oktober, 10 Uhr früh im großen Saale des Guttemplerhause eröffnete Postwertzeichen-Ausstellung hat eine für den jungen , aber an Mitgliedernzahl schon sehr starken Verein „Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig“ einen durch-schlagenden Erfolg gehabt, wie man ihn sich nicht schöner hätte wünschen können.
Eine überaus zahlreiche Besucherzahl aus allen Kreisen flutete den ganzen Tag bis zum späten Abend durch den geschmackvoll mit Flaggen dekorierten für Ausstellungszwecke sehr günstigen Raum. Unten den bereits früh am Vormittag Erscheinenden bemerkten wir neben Vertretern de Behörden des Parlaments der Stadtverordnetenversammlung und der Presse, auch eine Anzahl bekannter Danziger Pädagogen, die, wie man munkelt, bisher dem Briefmarkensammeln nicht gerade sehr freundlich gegenüberstanden, angesichts des an Ort und Stelle Gebotenen aber offen zugaben, dass sie künftig die bisher gehegten Ansichten einer gründlichen Revision unterziehen würden. Es gereichte dem Vorsitzenden des Vereins zu ganz besonderer Freude, unter seinen Gästen den obersten Leiter des freistaatlichen Postwesens, Herrn Postrat Zander begrüßen zu können, der auf seinem Rundgang die ausgestellten Objekte einer sehr eingehenden Musterung unterzog. Viel bemerkt wurde es übrigens, dass der Prozentsatz von Besuchern in reiferen Jahren weit die Zahl der Jugendlichen und Schüler überragte, die gekommen waren, um sich in der Ausstellung Anregung und Belehrung zu holen.

Wir lassen nun unserem besonderen Berichterstatter das Wort. Er schreibt:
Lange vor Eröffnung der Ausstellung sammelte sich das Publikum vor dem Ausstellungsgebäude. Pünktlich um 10 Uhr wurde die Ausstellung durch den Vorsitzenden des veranstaltenden Vereins, Th. Reimann eröffnet. In einer kurzen Ansprache begrüßte der den Leiter des Danziger Postwesens, Herrn Postrat Zander, sowie das zahlreich erschienene Publikum. Er erwähnte, dass das Interesse für den Sammelsport, das seit dem Erscheinen der Danziger Marken in erhöhtem Maße besteht, der Anfang zu der Ausstellung gewesen sei, und dass am versucht hätte zu leisten, was zu leisten nur möglich war. Er hat ferner, bei Beurteilung der Ausstellung die Schwierigkeiten zu berücksichtigen, mit denen der Veranstalter zu kämpfen hatten und gab der Hoffnung Ausdruck, dass auch die Feinde des Sammelsports die Ausstellung mit anderen Gedanken verlassen würden, als sie gekommen waren.
Anschließend übernahm Herr Ingenieur Jantzen die Führung durch die Ausstellung. Diese war in fünf Abteilungen gegliedert und so übersichtlich gestaltet, dass auch der Laie sich leicht orientieren konnte. In der 1.Abteilung: Deutsche Staaten und Deutsche Kolonien waren die wertvollsten Aus-stellungen die der Gebr. Jensen – Kiel und Jantzen – Danzig. Eine sehr interessante Familien-sammlung hatte Herr Theuring – Danzig ausgestellt. Mit Prachtexemplaren von Preußen und Sachsen war Herr Collin – Langfuhr vertreten. Auch die Ausstellungsstücke der Herren Dubbe, Hohmann, Zill. Olschewski und Rywoll waren anerkennenswert.
Die 2.Abteilung: Mitteleuropa und nordische Staaten, brachte als besonders sehenswerte Stücke ein Mulredy-Kuvert aus dem Jahre 1840. Aussteller Herr Giesbrecht – Danzig und Alt-Italien, Aussteller Herr Jantzen – Danzig. In dieser Abteilung waren fast sämtliche Staaten Mittel- und Nordeuropas vertreten, auf die einzeln eingegangen zu weit führen würde. Den Ausstellern dieser Abteilung kann man für ihre sauber eingerichteten Sammlungen nur vollste Anerkennung aussprechen.
Die 3.Abteilung: Osteuropäische Staaten und östliche Randgebiete brachte zum größten Teile die Marken derjenigen Staaten, die durch den Umsturz im Osten sowohl wie im Süden entstanden sind. Besonders erwähnungswert waren die Ausstellungen der Herren Kölber (Tschechoslowakei) und Neubrand (Bosnien).
In der 4.Abteilung: Südeuropäische Staaten waren Gebr. Jensen – Kiel mit wertvollen Sammlungen von Bulgarien, Rumänien und Griechenland vertreten. Die Ausstellungen von der Türkei dürften Spezialsammlern viel des Interessanten geboten haben, zumal die neuesten Serien (Waffenstill-stand Thronabsteigung) darunter vertreten waren.
Dieser Abteilung war auch eine Schülersammlung des Oberprimaners Paul Heinz Gordan ange-gliedert, der Kriegsmarken der Mittelmächte, Abstimmungsmarken und Danziger Marken ausge-stellt hatte.

Die letzte Abteilung umfasste Raritäten der Herren v. L.-Wien, Drouot – Paris und Jantzen – Danzig. Besonders erwähnenswert hierunter war die Sammlung des Herrn v. L.-Wien von Erst-druckes österreichischen Staatsdruckerei. – Bei der Fülle und Besonderheiten der einzelnen Stücke hatte die Prämiierungskommission eine schwere Aufgabe. Als Ergebnis der Kommission wurden am Nachmittag folgende Sammlungen als die besten prämiert:
1. Gebr. Jensen-Kiel (Europa), 2. Herr Jantzen – Danzig (Europa), 3. Herr Theuring (Alt-Deutschland), 4. Herr v. L.-Wien, 5. Drouot-Paris, 6. Herr Kölber – Langfuhr (Türkei), 7 Herr Giesbrecht – Danzig (Mulredy), 8. Herr v. Sieck – Kopenhagen (Entente-Kriegsmarken), 9. Herr Dubba – Danzig(österr. Feldpost), 10 Herr Zill – Danzig (Abstimmungsgebiete). 11. Herr Neubrand – Langfuhr (Bosnien), 12. Herr Rywoll (Polen), 13 Schüler Paul Heinz Gordan. Die Prämien und Diplome wurden am Sonnabend abends 8 Uhr bei einem Kommers, den der Verein im „Hohenzollern“ anlässlich der Ausstellung veranstaltet, ausgehändigt worden.
Auch der materielle Erfolg der Ausstellung war zufrieden stellend. Eine besondere Anerkennung gebührt der Glashandlung Zamory, die die Glasarbeiten der Ausstellung übernommen hatte.
Obgleich die Ausstellung durchaus nicht als eine internationale geplant war, machte sich der inter-nationale Einschlag im Verkehrsleben des heutigen Danzig doch stark bemerkbar. Unter den Aus-stellern war u.a. auch ein auf der Durchreise nach Straßburg i.E. in Danzig weilendes Mitglied und Offizier der französischen Handelsmission in Polen mit äußerst interessanten Marken Alt-Frankreichs, der Kolonien und Portugals vertreten, die allgemeine Anerkennung fanden. Ferner hatte Herr v. L.-Wien sehr interessanten Erstdrucke der Wiener Reichsdruckerei noch im letzten Augenblick der Ausstellungsleitung eingereicht, die leider nicht mehr ganz berücksichtigt werden konnten und von denen nur ein Teil zur Ansicht ausgelegt war. Amerikaner, Engländer, Polen, Franzosen, Russen und Angehörige noch anderer Nationen zeigten durch ihren Besuch, dass die Ausstellung auch ihrerseits dazu beitragen durfte, eine Steine mehr zum Chausseebau der inter-nationalen kulturellen Annäherung zu liefern.

Neue Danziger Provisorien!

In den nächsten Tagen kommen, wie wir hören, in Danzig neue provisorische Postwertzeichen des Wertes 5 Pfennig zur Ausgabe, die durch Überdrucken der 30-Pfennig-Marken (Ausgabe der Reichsdruckerei, mit geraden Aufdruck „Danzig“ mit einer großen blauen 5 hergestellt sind. Die bisherige Wertangabe ist durch einen sechseckigen blauen Stern ausblockiert worden.
Von den Postwertzeichen zu 1, 1 ¼, 2, 3, 5 und 10 Mark der zweiten Ausgabe ist eine Neuauflage hergestellt worden. Der schraffierte Untergrund hat an Stelle des graugrünen jetzt einen violetten Farbenton erhalten. Diese amtlich als Neuauflage bezeichnete Ausgabe ist vom philatelistischen Standpunkt aus natürlich als eine völlig neue Ausgabe zu bewerten und muss als solche katalogi-siert werden. Wenngleich wie anerkennen, dass der zur Neige gehende 5-Pfennig-Wert einen Ersatz erforderlich machte, hätten wir es doch lieber gesehen, wenn die Neuauflage de Werte von 1 bis 10 Mark, den alten Untergrund beibehalten hätte und nicht eine ganz neue Serie das Licht der Welt erblickt hätte.

F.B d, Langfuhr

Die deutsche Postüberwachungsstellen haben angedroht, .. „bestimmten Umständen Briefmarkensendungen beschlagnahmen zu wollen. Verpflichtungen erkennen diese bürokratischen Stellen nicht an. Angeblich ja nun eine Milderung (nur Wertbriefe sollen noch der Prüfung unterliegen!) eingetreten sein Beschweren sie sich bei der betreffenden Überwachungsstelle (Lauenburg?) Ob es aber was helfen wird, ist fraglich.

Die erste Postwertzeichenausstellung im Freistaat Danzig

Am 24.Oktober, vormittags 10 Uhr, wird im Saale des Guttempler-Logenhauses die erste Postwert-zeichen-Ausstellung im Freistaate Danzig eröffnet werden. Mit die Veranstaltung tritt der Verein Briefmarkenfreund Freistaat Danzig erstmalig an die Öffentlichkeit. Der Verein hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens (ein halbes Jahr) so hochgearbeitet, dass er zur Zeit über annähernd 100 eingetragenen Mitglieder verfügt. Diese Zahl gibt Zeugnis dafür, dass in Danzig das Interesse für die Briefmarkenkunde größer ist, als man bisher annahm. –
Der rührige Vorstand des Vereins ging mit einem Eifer an diese Ausstellung heran, der das Beste für ein gutes Gelingen erhoffen ließ. Keine Arbeit ist gescheut worden, um die Ausstellung so interessant als nur möglich zu machen. Nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten stellten sich der Ausstellungsleitung in den Weg, und sie erforderten viel Arbeit, ehe sie bewältigt werden konnten. Ganz besonders schwierig gestaltete die die Beschaffung von Ausstellungsobjekten aus dem Reiche, die durch die bestehenden Vorschriften über Ein- und Ausfuhr hervorgerufen wurden. Aber es ist gelungen, auch diese Schwierigkeiten zu überwinden, so dass die Ausstellungsleitung glaubt, soweit es die zur Verfügung stehenden Räume gestatten, alles getan zu haben, um die Ausstellung mit Ehren durchzuführen. Eine Ausstellung in der jetzigen Zeit des Umsturzes, der viele neue Staaten erstehen ließ, die auch heute noch immer neue Marken ausgeben, bringt naturgemäß auch eine besonderes großes Interesse mit sich. Nicht zuletzt sind es die Danziger Marken, die bei Leuten ein Interesse erwecken, die sich bisher nie sonderlich für das Briefmarkensammeln interessierten. Dieses Interesse macht sich in der Nachfrage nach Eintrittskarten bemerkbar, die die Ausstellungs-leitung veranlasste, einen Vorverkauf im Warenhaus Gebr. Freiymann, Danzig einzurichten. Um aber eine Überfüllung des Ausstellungsraumes zu vermeiden, gibt die Leitung nur eine bestimmte Anzahl von Karten aus. Am Ausstellungstage werden an der Kasse nur dann Karten abgegeben, wenn die derzeitigen Besucherzahl dieses zulässt. Die Auslage der Objekte ist so übersichtlich gestaltet, dass jeder Besucher sich leicht wird orientieren können. Um aber auch dem Laien Erläuterungen zu geben, hat die Leitung ein Programm herausgegeben, das außer den Ausstellungs-objekten eine vollständige Mitgliederliste enthält, was auswärtige Sammler ganz begrüßen werden. Dieses Programm wird in so großer Anzahl hergestellt, dass es an sämtliche Sammlervereine des Deutschen Reiches und des Auslandes versandt werden wird.
Die zur Ausstellung gelangenden Objekte einzeln hier anzugeben, würde zu weit führen. Es sind älteste Sachen gemeldet, wie auch die Neuerscheinungen, Raritäten usw. Ganz besonderes Sehens-wert dürften die Entende-Kriegsmarken-Sammler, sowie das Mulredy-Kuvert sein. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass die Ausstellung ein voller Erfolg beschienen sein wird.

Danzig Nachlese 14. Oktober 1920

Die 15 Pfennig der letzten Ausgabe Schrägaufdruck fanden wir mit deutlich durchbrochenem „D“ in der Mitte des Halbbogens dieses Buchstabens.
Der netzartige Unterdruck bei den neu aufgelegten Provisorien 1 1/3, 3 und 10 Mark ist stärker und grüngrau (gegen früher blassgrau).
Hewrr R. Braun Danzig legte uns vor das Provisorium 10 Mark auf 20 Pfennig mit einem bordeaux-roten Stern links oben, dem in der Mitte die Farbei fehlt, so dass der weiße Unterdruck hindurch schimmert und der Stern nun transparent erscheint.
Durch Herrn Littwin, Danzig, erhielten wir eine 15-Pfennig-Marke der neuesten Ausgabe, auf der der blaue Aufdruck „Danzig“ so hoch steht, dass die Worte „Deutsches Reich“ ganz frei bleiben.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig

Die anlässlich der bevorstehende Postwertzeichenaus-stellung ausnahmsweise auf den 19.Oktober einberufene Hauptversammlung schlug hinsichtlich der großen Besucherzahl, die den oberen Saal des „Hohenzollern“ vollauf füllte, jeden bisherigen Rekord. Auch zahlreiche Anmeldung neuer Mitglieder, die zum Teil bereits als Gäste anwesend waren, bezeugten die ständig wachsende Beliebtheit das erst im ersten Lebensjahr stehenden rührigen Vereins. Nach einer ausführlichen Darlegung des bisher für die Ausstellung am kommenden Sonntag geleisteten Riesenarbeit, die zum großen Teil auf den Schultern des Vorsitzen-den, Th. Reimann, geruht hat, wurde bekannt gegeben, das die Einsendungen der Aussteller einen derartigen Umfang erreicht hätten, dass die Prüfungskommission sich trotz der zur Verfügung stehenden zahlreichen Platzraumes wahrscheinlich in die Lage versetzt sehen wird, die riesige Auswahl der eingelieferten Objekte vorzunehmen und nur das wirklich Wertvolle darunter zu berücksichtigen. Das Behörden und der Presse werden Einladungen zu der kommenden Sonntag um 10 Uhr vormittags im Hause der Guttemplerloge erfolgenden Eröffnung zugehen. – Nach Erledigung verschiedener interner Vereinsangelegenheiten teilte der Vorsitzende unter lebhaften Beifallsbezeugungen der Anwesenden mit, dass der oberste Leiter des Postwesens des Freistaates, Herr Postrat Zender, sich auf eine Eingabe hin in dankenswerter Weise dazu bereit gefunden habe, 80 Sätze des gesuchten letzten Danziger Provisorien, 5 Pfennig bis 80 Pfennig komplett zum Nominalwert für die bis 1.Oktober d. J. eingetragenen Mitglieder des Vereins zur Verfügung zu stellen. Es wurde einstimmig die Absendung eines Dankschreibens an die Oberste Postbehörde beschlossen, worauf die Verteilung der Sätze an die anwesenden Mitglieder erfolgte. Auswärtige Mitglieder erhalten den auf sie entfallenden Satz durch die Post zugestellt. – Infolge von Lokal-schwierigkeiten sollen die Hauptversammlungen zukünftig am zweiten und vierten Donnerstag jeden Monats abends 7 Uhr im oberen Saale des „Hohenzollern“ stattfinden. Daneben gelangte aber einstimmig ein Antrag zur Annahme, wonach, beginnend mit der auf die Ausstellung folgenden Woche zukünftig jeden Sonntag, vormittags von 10 bis 1 Uhr, im „Hohenzollern“ eine zwanglose Zusammenkunft der Mitglieder zu Zwecken des Tauschverkehrs beabsichtigt ist.

Weitere Kontrollnummern der Danziger

von
I.
Homann, Danzig

Zu dem philatelistisch äußerst wertvolle Artikel des L.D. Danzig-Langfuhr, in der „B.R.“ Nr. 18 möchte ich noch einige Ergänzungen machen, und es sollte mich sehr freuen, wenn auch noch andere Philatelisten bisher unbekannte Kontrollzahlen bekannt geben würden. Vielleicht gibt es gelegentlich auch die Danziger Oberpostdirektion einmal an Hand ihres großen Materials Einzel-heiten über bisher unbekannt gebliebene Kontrollzahlen, wofür ihr die Sammelwelt Dank wissen würde.
Durch die vielen Kriegs-, Friedens- und Revolutionsausgaben, die es mehr oder weniger auf die Taschen der Sammlerwelt abgesehen haben, wird manchem Sammler das Generalsammeln verleidet. Er sieht ein, dass das Generalsammeln seine Kräfte übersteigt, ihn nicht mehr voll und ganz befriedigt, und in dieser Erkenntnis will er sich nun einer Spezialsammelgebiet zuwenden. Die Kardinalfrage lautet nun: Welches Land, welches Gebiet will ich mir nun aussuchen? Mancher hat einen guten Bekannten oder Verwandten jenseits des großen Teiches“. Etwa in Chile oder Peru, ein anderer hat wiederum Beziehungen zu irgendeinem anderen Lande, sei es Beziehungen geschäft-licher oder privater Natur, durch die er mit Postwertzeichen des betreffenden Landes in großer Zahl versorgt wird, und er sagt sich deshalb eine Spezialsammlung dieses Landes an. Aber „warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah!“ Ich möchte jedem Danziger Sammler nur empfehlen, sich eine Spezialsammlung von Danzig anzulegen, denn die Danziger Marken bieten genug des Interessanten. Die Anlage einer solchen Spezialsammlung ist für uns Danziger doch das naheliegendste, billigste, die Materialbeschaffung eine verhältnismäßig leichte- Wenn man die „Briefmarken – Rundschau“ durchblättert, wird man unter dem Kennwort „Danzig Nachlese“ eine Fülle von Abarten unserer beliebten Danziger Marken veröffentlicht finden. Doch wer sich nach einiger Übung einen Scharfblick angeeignet hat und selbst versucht, Abarten auf unseren Danziger Marken aufzuspüren, wird bald bemerken, dass noch eine große Anzahl von Abarten der Ent-deckung harren. Um nun aber die Spezialsammlung auf wissenschaftlicher Grundlage aufhalten zu können, ist es auch erforderlich, dass man neben Marken auch Bogenrändern mit den Kontroll-zahlen und Literatur über Danziger Marken sammeln.

Doch nun zurück zu den Kontrollnummern, zu dem eigentlichen Zwecke meiner Ausführungen. Man unterscheidet zwei Abarten von Kontrollzahlen, nämlich:
1. Die farbige Plattenauflagennummer (farbig beim Altrollendruck, Kennzeichen des Neurollen-druckes siehe „B.R.“ Nur 18), die sich auf dem linken oder rechten Bogenrand und auch neuerdings, wie bei der 40 Pfennig und den Offset-Marken der Berliner Reichsdruckerei, auf dem unteren Bogenrand befindet.
2. Die (schwarze Aufdruckauflagennummer, die sich immer auf dem unteren Bogenrand befindet.
Während beim Altrollendruck mehrere tausend Bogen (die genauen Angaben werde ich in einem späteren Artikel machen) dieselbe Plattennummer tragen, findet am die Bogen in Neurollendruck stets fortlaufend nummeriert, also auf jedem Bogen eine andere Kontrollnummer. Jeder Wert der Berliner Ausgabe Danzig I hat eine Aufdruckauflagennummer, die auf jedem Bogen desselben Wertes wiederkehrt, eine Ausnahme bildet die 2-Mark-Marke Kupferdruck, die zwei Aufdruck-auflagennummern hat (siehe „B.R.“ Nr. 18)
Her L.D. führ in seiner Tabelle auch die10 Pfennig in Neurollendruck auf, die meines Wissens nur in Altrollendruck erschienen ist. Falls Sammler hierin genaue Angaben zu machen in der Lage, bitte ich einen Bogen mit Randzeichen der Redaktion der „B.R.“ vorzulegen.
Zu verzeichnnen sich außer den in Nr. 18 der B.R. veröffentlichen Kontrollnummern vorläufig noch folgende:

 

Berliner Ausgabe;
Plattenauflagennummer,
1 Mark Offset H 3909.20; H 2395.20
2 Mark Kupferdruck H 3374.20 1
3 Mark Kupferdruck H 4136.20 (ohne Nummer u 2. 3, 4. 5);
5 Mark Kupferdruck H 4138.20. 1 und 6
Aufdrucksnummern
1 Mark H 4136.20; H 3409.20
Von Danzig II wurden festgestellt:
10,20 Pfennig H 5712.19 1
und 25,30 N.R. 2557.19
Danzig III Danziger Aufdruck
2 ½ Pfennig H 2577.19
3 Pfennig A.R. H 2343.18
5 Pfennig H 3512.19
10 Pfennig H 5589.19
15 Pfennig links 2674.10
25 Pfennig N.R. H 1029.19 1030.19
75 Pfennig N.R.7265.19
1 ¼ Mark H 2346.19; H5214.18; H 2346.19 (A R)
2 Mark H 3597. 18; H 2502. 19;
3 Mark H 33 8.19
5 Mark H 4673.15; 4673. 15 (A.R.)
10 Mark H 2475.19
Wir fügten der besseren Übersicht wegen der Aufstellung des Herrn H. nachträglich freundlichst eingesandte ergänzende Angaben der Herren P.Kliewer und E Liepmann Marburg und Fr. Krause Berlin hinzu.

Postuberwachungsstellen und Flugpost

Einen neuen Abderitenstreich, der alle bisherigen übertrumpft, teilten sich jetzt die deutschen Post-überwachungsstellen. Die neu eingerichteten Flugpostverbindungen allgemein freudig begrüßt vom Publikum, sollten ja wohl dem brieflichen Eilverkehr dienen. Wie es damit aber in Wirklichkeit steht, lehrt eine Zuschrift eines Berliner Regierungsrates an den „B.R.“, in der er heißt:
„Sicher haben viele die Flugpostverbindung nach den nordischen Ländern mit Freuden begrüßt. Sollte ihre Einrichtung doch dazu dienen, die Verbindung mit 12 bis 24 Stunden zu verkürzen. Normalerweise sollte ein Brief, der beispielsweise „Montag morgen geschrieben und bis 12 Uhr zur Post gegeben wird, die um 1 Uhr abgehende Flugpost noch erreichen und dann genau 24 Stunden später in Stockholm zur Ausgabe gelangen. Dafür muss ja von de Luftpost auch eine besondere Zuschlaggebühr erhoben. Aber weit gefehlt. Ich benutze der Flugpost etwa vier Wochen lang ziemlich regelmäßig für reine Familienbriefe, aber in dieser ganzen Zeit haben nur zwei meiner Briefe berechnungsmäßig Stockholm binnen 24 Stunden erreicht. Alle anderen brauchten zwei, drei, so bis vier Tage und fasst alle längere Zeit, als die mit der gewöhnlichen Post befördert. War man etwa so gutgläubig und schickte für teureres Geld einen Brief als Expressbrief zur sofortigen Bestellung in Stockholm, so war man erst recht hereingefallen. Der Expressbrief braucht nämlich 5 Tage. Die Luftpost als solche trägt hier wohl weniger die Schuld, wie der immer noch grassierende Bürokratismus in Post- und Zensurbetrieb. Die maßgeblichen Behörden sind anscheinend der Ansicht, dass die Luftpost eigens dazu eingerichtet ist, der Kapitalverschiebung ins Ausland zu dienen. Die mit der Luftpost aufgegebenen Briefe erfreuen sich deshalb der besonderen Aufmerk-samkeit der Zensur. Ein jeder Brief, den ich mit der Luftpost mir hier und meiner Frau in Schweden brachte, brachte, war von der Zensur geöffnet und dann oft in einer Weise zusammengeklebt, dass der Briefbogen kaum vom Umschlag zu lösen war, während die Briefe der normalen Zugpost von der Zensur nur äußerst selten durch Verzögerung bestraft wurden.“ Die bittere Klage sollte der Post zu denken geben. Entweder dient die Flugpost der Beschleunigten Verbindung, und dann hat sich die amtliche Zensur gefälligst diesem Zweck anzupassen und nicht wie Verkehrshindernisse zu wirken, oder aber die Flugpost bequemt sich dazu, für ihre Post nicht höhere Gebühren zu verlangen, als für die normale Briefpost zu zahlen ist.
Es wäre erwünscht, wenn sich auch die Danziger Postbehörde zu dieser unglaublichen Schnecken-Flugpostaffäre einmal Äußern würde, da die Flugpostmarken mit Zuschlagswert ja nicht nur für Sammler bestimmt sind.
G.S., Elbing Schiffsholm. Die beschriebene Danzig erste Ausgabe 50 Pfennig mit abweichendem „z“ ist vermutlich nur auf Plattenabnutzung zurückzuführen. Derartige Fehler wurden namentlich bei der 5-Pfennig-Mark beobachtet. Um ein genaueres Urteil zu ermöglichen, müssten Sie uns Ihr Exemplar schon zur Prüfung einsenden. Die Postüberprüfungsstelle dürfte derartige Prüfungs-sendungen keine Beanstandungen entgegen setzen, Wenn Sie im Brief an unsere Redaktion den Zweck der Sendung angeben. Wir glauben aber nach der Beschreibung zu urteilen, dass es sich um eine wenig erhebliche Abart handelt.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig

Nächste Hauptversammlung am Montag, den 18.Oktober 1920 abends 7 ½ Uhr im Restaurant Hohenzollern“ Langer Markt. Tagesordnung:
1. Geschäftliches
2. Aufnahme neuer Mitglieder
3. Erledigung von Ausstellungsangelegenheiten
4. Verschiedenes
Alle die 1. Oktober eingetragenen Mitglieder wollen in ihrem eigenen Interesse zu dieser wichtigen Sitzung erscheinen.

Wann erschien die erste Danziger Marke

Im voraus bemerkt, es handelt sich um eine kleine Scherzfrage.
Mancher Leser, der mit dem Werdegang der Danziger Privatpost „Hansa“ bekannt ist, wird nicht zögern, die vermeintlich richtige Antwort zu geben. Aber weit gefehlt. Nicht die „Hansa“ ist gemeint, sondern die erste offizielle Ausgabe der Danziger Marken mit wagerechtem Aufdruck „Danzig“ auf Germaniatype. Auch darauf werden die meisten die meisten geben wollen: „Am 14.6.20 am Tage des Zusammentritts der Verfassungsgebenden Versammlung.“ Aber auch diesmal ist die Antwort falsch. Die richtige Antwort gibt uns die Post selbst auf einer echt gelaufenen 15-Pfennig-Markeauf das richtige Porto ergänzt, die klar und deutlich die Abstempelung trägt: 17.8.39 Danzig 1 Dieses niedliche Abstempelungskuriosum wird auch ein bescheidenes Plätzchen auf der kommenden Ausstellung des Vereins für Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig erhalten und sicher-lich bei Abstempelungssammlern Beifall finden. Breil, Frauenburg i.Ostpreussen.

Kontrollnummern der Danziger

von
L.D. Danzig-Langfuhr

Viele Sammler legen großen Wert darauf, Marken mit Bogennummern zu erhalten. Manchmal kann nun das Vorhandensein von Wert sein, besonders wenn auf ihm sich die Auflagenummer des Bogens befindet, denn für die wissenschaftliche Erforschung einer Markenausgabe sind diese Auf-lagenummer von Wichtigkeit.
Auflagenummer, Kontrollziffern! Was ist denn nun? Wo stehen die denn? Nehmen wir mal einen Bogen der 5-Pfennigmarken von Danzig I. so finden wir am der linken Seite von oben bis unten verteilt z.B. die Zahlen 4, 3, 2, 1, 10 und zwischen zwei solcher Zahlen eine höhere, etwa 2100. Bei dieser Anordnung der Zahlen sprechen wir von Neurollendruck (N.R.) Nehmen wir aber einen Bogen von 15, 20 oder 40, so finden wir links oder rechts oben oder unten etwa die Zahl H. 6880.19 oder H 2051.20. Diese Drucke nennen wir Altrollendruck (A.R.). Die Zahl hinter dem Punkt gibt das Jahr an, in dem der Bogen gedruckt wurde, in unserem Falle also 1919 bzw. 1920. Je höher die vorangehende Jahr ist, desto später im Jahre wurde der Bogen gedruckt. Bevor nun die Danziger Marken in alle Winde zerstreut sind, soll im folgenden der Versuch gemacht werden, die Auflage-nummern, soweit sie dem Schreiber bekannt geworden sind, aufzuzeichnen.
Was die Einteilung der Marken anbelangt, sei noch vorausgeschickt, dass der Aufdruck der Druck auf eine Marke ist, der den Namen oder die Eigenschaft, aber nicht den Wert ändert. Der Überdruck zeigt an, dass eine Marke durch Überdrucken einen höheren oder niederen Wertangabe ihren Wert verändert hat.

So teile ich ein:
1. Danzig I Berliner Ausgabe (Reichsmarken in Berlin mit Aufdruck versehen).
2. Danzig II Berlin – Danziger Ausgabe (Berlinger Aufdruckausgabe, in Danzig mit Überdruck versehen).
3. Danzig III Danziger Ausgabe (Reichspostmarken, die
a) in Danzig mit Aufdruck versehen wurden,
b) in Danzig mit Aufdruck und Überdruck versehen wurden;

Berliner Ausgabe;

Alte Auflage neue Auflage
5 N R H 3366.20
10 N R H 3367.20
A R H 2383.20
15 A R H 2851.20 H 3368.20
20 H 5712.19
A R H 2029.20 H 3369.20
H 2977.20
30 N R H 3370.20
50 A R H 6880.19 H 3371.20
A R H 2382.20
1,00 Offset H 2395.20 H 3372.20
1,25 Offset H 2024.20 H 3373.20
2,00 Kupferdruck H 3374.20 4 5 6
H 3376.20 2 3
2,50 Offset H 2025.20 H 3375.20 2
H 3375 2 1
5,00 Kupferdruck H 3376.20
40 A R H 3339.20 H 3722.20
1,50 Offset H 3408.20 H 4136.20
3,00 Kupferdruck H 4136.20

Aus dieser Aufstellung geht hervor, dass die 40 Pfennig schon vor 1,50 und 3 Mark gedruckt war, obwohl sie hier in Danzig zuletzt erschien. Damit finden wir auch das Gerücht bestätigt, das wissen wollte, dass die 40-Pfennig-Marke schon lange fertig in Berlin liege, dass sie aber nicht eher ausge-liefert werden solle, als bis die deutschen Postanstalten ebenfalls mit der 40 rot beliefert werden könne. Sodann finden wir, dass bei dem Teile der 2,50-Mark-Bogen, der außer der Kontrollzahl noch eine 1 trägt, die 0 der 20 fehlt. Weitersehen wir, dass ein Teil der 2-Mark-Bogen die Kontroll-nummer der 5-Mark-Bogen trägt. Einer dieser Bogen H 3376.20 2 trägt auch den einzigen Platten-fehler, der für die Allgemeinheit von Wert ist, nämlich Danzia. Der Plattenfehler entsteht bekannt-lich dadurch, dass die Platte fehlerhaft wird und die Marke nun hauptsächlich in den Inschriften, wo er sich am meisten zeigt. Fehler aufzeigt. Diese sind der Ursache der Entstehung entsprechend meist gering und umfassen gewöhnlich nur Schrammen, Kratzer, farbige oder farblose Stellen, je nach der Vervielfältigungsart der betroffenen Marken, verstümmelte Buchstaben, ineinander verlaufende oder abgebrochene Verzierungen und dergleichen mehr.
Im allgemeinen sind diese Plattenfehler nicht ins Gewicht fallend, nur da, wo sie sich neckischer weise die Buchstaben ausgesucht haben, kommt es zu philatelistisch größere Bedeutung so z.B. für Deutsches Reich – Dfutsches Reich oder Eraniscus bei Österreich 1908 35 Heller.
Bei Danzig II und vor allem Danzig III sind die nur sehr schwer zu ermitteln, denn verschiedene Werte sind überhaupt nicht zu bekommen. Einige Werte sind nur stückweise am Schalter abgegeben, und bei den Marken die bogenweise am Schalter zu haben sind, ist der untere und rechte Markenrand abgerissen, wohl um ein richtiges Einlegen in den Druckstock zu ermöglichen. Die folgende Aufstellung ist aber noch sehr lückenhaft. Es werden aber alle, die über größeres Material verfügen, im Interesse der Sache freundlichst gebeten, die Liste nach Möglichkeit durch freundliche Mitteilungen an die Redaktion der „B.R.“ zu ergänzen.

II. Serie Berliner-Danziger 20 A R H 4663.19 H 5371.19
Ausgabe 25 N R
10/20 A R 2029.20 30
25/30 N R 4 N R
2,00/30 N R 50
60
III Danziger Ausgabe 75 N R
80 N R
III a. Danziger Aufdruck 1,00 Kupferdruck
2 Pfennig 2,00 Kupferdruck
2 ½ III b. Aufdruck und Überdruck
3 1.25/3
5 H 4395.19 2.00/35
7 ½ 3.00/7 ½ H 3348.19
10 5.00/2
15 A R 10/7 ½

Das preubische Oberpostamt Stolzenberg bei Danzig

von
Fritz Grube, cand. Jur. Danzig

Die kleine, heute vergessene Ortschaft Stolzenberg, auf einer Anhöhe südwestlich der Stadt gelegen, spielt in der Geschichte der preußischen eine besonders des Danziger Postwesens eine überaus interessante und bemerkenswerte Rolle, die mannigfache Vergleiche mit der heutigen Lage Danzigs zulässt und daher im folgenden kurz geschildert werden soll.
Im Jahre 1772 hatte die erste polnische Teilung Westpreußen unter preußische Herrschaft gebracht. zu Friedrich dem Großen größtem Kummeraber Danzig – neben Thorn – noch unter polnischer Oberhoheit belassen. Es war fortan eine der Hauptaufgaben der Berliner Regierung, die Einverlei-bung Danzigs in den preußische Staat mit allen Mitteln vorzubereiten, zu denen neben der Errich-tung zahlloser Zollschranken in unmittelbarer Nähe der Stadt auch die Isolierung des in Danzig befindlichen polnischen Generalpostamtes gehörte. Bei der Einrichtung der Posten in den neu erworbenen Gebieten arbeitete die preußische Regierung mit bewundernswerter Energie und Schnelligkeit. Am 27. September 1772 fand die Huldigung der Stände im Ordensschlosse zu Marienburg statt und schon am 1.Oktober desselben Jahres begann der Verkehr auf den neu geschaffenen preußischen „Postkurse“. Zum ersten Mal erfreute sie Westpreußen einer geregelten Postverbindung mit dem Westen, deren unschätzbarer Nutzen bald allgemein anerkannt wurde, und die vor allem die Durchführung de neuen preußischen Behördenorganisation wesentlich erleichterte. Die wichtigsten Kurse nahmen ihren Ausgangspunkt in Stolzenburg vor den Toren der alten Hanse-stadt, ja besonder der sogenannte“ Pommersche Postkurs“, der anfangs von Stolp über die Höhen von Wutzkow entlang geleitet, noch zu Lebzeiten Friedrich des Großen auf ganz geeigneten Gelände nach Norden verlegt wurde, wo er nunmehr bis Orte Lauenburg, Neustadt und Katz berührte, also bereits der Weg der heutigen Eisenbahnlinie benutzte.
Stolzenberg wurde der Sitz des Oberpostamtes für ganz Westpreußen, deren es nunmehr vier in der Monarchie gab. Zum Organisator des Postwesens in den neu erworbenen Gebieten wurde der bereits in Brandenburg mit Erfolg tätig gewesene und bewährte Oberpostmeister Uhl berufen wurde, der gleichzeitig Oberpostdirektor von Stolzenburg wurde. Sämtliche westpreußische Postanstalten und Agenturen unterstanden demselben und hatten ihm regelmäßig Bereichte einzureichen, sowie Rechnung zu legen, während nur das Oberpostamt mit den Berliner Zentralbehörden in direkte Verbindung trat. Die noch erhaltene, vom 19.September 1772 basierte Dienstanweisung, die sich mit der Gründung des Oberpostamtes befasst, bestimmt u.a., „dass der besagte Oberpostdirektor Uhl dem polnischen Generalpostamt wie auch dem Magistrat daselbst schriftlich und bescheidentlich zu insinieren habe: dass des Königs Majestät nunmehro dero bisherigen Hauptpostkurs von und nach Preußen nicht weiter durch die Stadt Danzig gehen, sondern über Stolzenberg dirigieren, auch zu dem Ende in der Vorstadt Stolzenberg des allerfordersemsten ein Königlich Preußisches Oberpost-amt etablieren zu lassen, allergnädigst resolviret bitten“
Das Personal des Oberpostamtes bestand in der ersten Zeit nach seiner Gründung außer dem Ober-postdirektor aus vier Sekretären und sechs Briefträgern; das Gehalt des Direktors belief sich auf 2400 Thalers. Eine ausführliche Zusammenstellung der Abfahrzeiten und Portosätze, die – wie damals allgemein – nach der jeweiligen Entfernung berechnet, enthielten die „Königliche Preußische im Preußischen reduzierte Posttaxe zu Stolzenberg nebst dem Bericht, wo die Posten ankommen und abgegeben, unter Approbation Eines Königlichen Preußischen Hohen General-Post-amts zu Berlin“, die im Jahre 1773 erschien und in der Hofdruckerei von Johann Jacob Kanter in Marienwerder gedruckt wurde.
Der Verkehr auf den vielfach erst provisorisch hergerichteten Postkursen wickelte sich trotz der teilweise noch sehr schlechten Wegeverhältnissen über Erwarten glatt und pünktlich ab, so dass der König auf einem Stolzenberger Bericht Uhls eigenhändig die Worte „Sehr gut“ setzte und den tüchtigsten Beamten (was nur äußerst selten bei ihm vorkam!) besondere Geldbelohnung zukommen ließ. Der Hauptgrund das Stolzenberger Postamtes, die Isolierung und Ausschaltung der polnischen Post in Danzig, war binnen kurzer Zeit erreicht. Die vorbildliche Pünktlichkeit des Verkehrs und die Zuvorkommenheit der Bedienung bewirkten es, dass die Danziger schnell die hohe Leistungsfähigkeit der preußischen Post erkannten, und besonders die Kaufleute waren es, die bald durch eigene Boten ihre Post von Stolzenberg abholten bzw. dorthin bringen ließen. Erstens, die die wenig zuverlässige polnische Beförderung zu umgehen und zweitens, um die dadurch ent-standene hohe Sondergebühr, den sogenannten Aufgabegroschen zu ersparen. So konnte schon nach wenigen Jahren der Generalpostmeister, Staatsminister v. Derschen dem König berichten: „Eure Majestät sind also jetzt im Besitz der Danziger Postrevenüen und es bleibt jenem (nämlich Polen) nur noch ein Ritt auf seinem Territorio über die Nehrung bis Polsk übrig, welcher jetzt ganz unbeträchtlich geworden ist und, sobald es Eure Majestät besetzten, bei Pillau kupiert werden kann.“
Noch vergingen zwei volle Jahrzehnte, die endlich im Jahre 1793 der Widerstand Danzigs gebrochen war und die alte Kaufmannsstadt deren Charakter trotz der dreieinhalb Jahrhunderte polnischer Oberhoheit immer deutsch geblieben war, sich der preußischen Herrschaft unterwarf. Am 2.April 1793 erließen Bürger und Rat der Stadt eine Proklamation, in der die Übergabe an Preußen als der einzige Ausweg bezeichnet wurde, um der gesunkenen Wohlstand der Stadt wieder zu heben. Kurz darauf erfolgte der Einzug der preußischen Truppen unter Generalleutnant von Renner, der die Festungswerke besetzen ließ. Am 9.April 1793 wurde das Oberpostamt zu Stolzenberg aufgelöst und nach Danzig in die Räume des ehemaligen polnischen Postamtes verlegt.
Eine neue Blütezeit unserer Stadt begann. Hundertfünfundzwanzig Jahre preußischer Herrschaft, die nur einmal im Anfange des vorigen Jahrhunderts eine Unterbrechung erfuhr, haben Danzigs Post-wesen im Verbande der preußischen und späteren Reichspostverwaltung auf eine Höhe gebracht, die zu erhalten eine der wichtigsten Aufgaben des jungen Freistaates sein wird.
Eugen S. Danzig-Langfuhr. Den uns freundlichst eingesandten Fehldruck 5 Pfennig „Danzig I“ mit verschobenen Überdruck haben wir bereits in einer unserer früheren Nummern gemeldet. Wir bitten um gelegentliche gefl. Abholung der Marke.

Danziger Nachlese 7. Oktober 1920

Eine ganze Reihe mangelhafter Überdrucke der Flugpostmarken wurde uns seit letzter Ausgabe wieder vorgelegt. Bei zwei Bogen des 60-Pfennig-Marken, die Herr Kastner uns zeigte, weist jedes mal die dritte Marke der letzten Reiche eine zerbrochenen Flügel des Aeroplans auf. Die eine Trag-fläche erscheint oben durchbrochen, und es handelt sich hier zweifellos um ein fehlerhaftes Klischee, d. h. um keine Zufälligkeit beim Druck, sondern um einen Fehldruck.
Gleichfalls bei der 60 Pfennig beobachteten wir nach Vorlage des Herrn Paschke als Verschiebung der Ziffern 60 derart, dass die 4 der darunter stehenden 40 unbedeckt blieb und nun die Zahl 460 lautet.
Herr J. Hausmann legte uns ferner den 60-Pfennig-Wert vor, bei dem die obere Hälfte der Zahlen 6 und 0 abgeplattet und undeutlich gedruckt das Bild einer 50 ergibt.
Eine sehr interessanten Makulaturdruck der 5 Pfennig erster Ausgab zeigte uns Herr Cohn. Durch zweimaliges Überdrucken des Bogens mit dem Wort „Danzig“ und dem Blockierungsstrich entstand ein direktes Konglomerat von Strichen und Buchstaben auf einzelnen Marken. Der erste senkrechte Zehnerstreifen des Bogens beispielsweise, der uns vorlag, enthält auf einzelnen Marken das Wort „Danzig“ doppelt in verschiedenen Stellungen. Auf anderen Marken erscheinen Block-ierungsstriche kreuz und quer über die Marken gedruckt und einzelne Buchstaben des Wortes „Danzig“ neben dem vollständigen Wortaufdruck. Gleichzeitig ist zu vermelden, dass bei den ein-gereichten Zehnerstreifen der blaue Überdruck bei den unteren neun Marken stark auf der Rückseite durchschlägt. Alles in allem sind die Marken, obgleich zweifellos Makulatur, für Spezialsammler sehr beachtenswert, um so mehr, als bei der ersten Ausgabe derartig ausgesprochene Druckfehler verhältnismäßig selten beobachtet wurden.

Danzig

Am 1.Oktober erschienen hier zwei neue Ganzsachen: Eine Postkarte zu 30 Pfennig und eine Doppelkarte 30 + 30 als Provisorium. Die Karten sind hergestellt durch Überdruck der alten 10-Pfennig-Karten mit rot eingedruckter Germania-Marke Deutsches Reich. Die Wertbezeichnun-gen oben zu beiden sind mit je einer bordeauxroten 30 überdruckt. Unten ist die Inschrift Deutsches Reich durch ein Netzmuster ausblockiert, und über die Mitte der Marke zieht sich ein Halbkreis-förmiger Aufdruck „Danzig““, alles in bordeauxroter Farbe.

Die geheimnisvolle 15 Pfennig-Danzig

In den letzten Tagen ist in Danziger Sammlerkreisen viel von einem dieser bekannten Danziger- Provisorium Germaniatype 15 Pfennig dunkelviolett, die Rede gewesen, das mit dem letzten schrägen blauen Aufdruck Danzig in Schreibschrift versehen, in beschränkter Anzahl zur Ausgabe gelangt sein soll. Es ist der Redaktion leider noch nicht möglich gewesen, ein Exemplar diese „raren Vogels“ zu Gesicht zu bekommen, doch versichert uns ein zuverlässiger Gewährsmann, dass er selbst eine der Marken in Händen gehabt habe und der Aufdruck mit dem Originalklischee durchaus identisch gewesen ist. Angeblich sollen an einem Nachmittag der letzten Woche einzelne Exem-plare dieses neuen Provisoriums an einem Postschalter des Hauptpostamtes ganz kurze Zeit verkauft worden sein. – Die Redaktion ist in letzter Stunde vor Ausgabe der der „B.R.“ nicht mehr in der Lage, bei den betreffenden Herren, der die Marken haben will, persönlich genaue Auskunft einzu-holen. Erkundigungen an zuständigster Stelle lassen es jedoch als sehr wahrscheinlich erscheinen, dass es sich um eine Mystifikation, d.h. um ein Fälschungsprodukt handelt. Es wird uns bestätigt, dass Bögen der 15 Pfennig dunkelbraun im Auftrage der Post mit dem letzten Schrägaufdruck „Danzig“ von der Druckerei nicht geliefert worden sind, da unten den zuletzt eingezogenen Danziger Restbestände des Germaniatype sich gar keine 15-Pfenning-Marken (violettbraun) mehr befanden. – Wir hoffen, in nächster Nummer berichten zu können, welche wirkliche Bewandnis es mit diesem geheimnisvollen Provisorium hat.

Die Preise fur die Danziger Provisorien

von
Th. Reimann, Danzig

Wenn man früher auf dem Danziger Langen Markt, in der Nähe der Bankhäuser Menschenansamm-lungen sah, die für den Passantenverkehr ein Hindernis waren, dann wusste man, dass dort fast regelmäßig zweifelhafte Geldgeschäfte abgeschlossen wurden. Die Polizei hat es vermocht, diesen Elementen zum größten Teil ihr „Hand“werk zu legen. Waren es damals die polnischen Noten, mit denen man auf der Straße spekulierte, so sind es heute die Danziger Provisorien, die man „schiebt“, wenn auch nicht ganz in demselben Maße. Dieses Spekulantentum hat es fertig gebracht, dass die Danziger Marken in Danzig zum Teil rarer sind als in unserem alten Vaterlande.
Geht man heute ahnungslos durch die Danziger Straßen vielleicht auch in einem Postamt, um sich ein Paar Marken zu „erstehen“, so wird man oft das Glück – oder auch das Unglück – haben, den geheimnisvoll gesagten Worten angesprochen zu werden: „Wollen Sie Danziger Marken kaufen?“ – Natürlich will man das, und die prompte Gegenfrage lautet: „Was kosten sie?“ Die Antworten auf diese Frage könnten schwache Naturen zu einer Ohnmacht verhelfen, stärkere werden eine Fast in der Tasche machen und ihres Weges gehen. Und das ist recht so.
Die so sehr gesuchten Danziger Marken mit schrägem Aufdruck haben nach ihrer kleinen Auflage haben nach ihrer kleinen Auflage zu urteilen, wohl der Berechtigung auf Liebhaberpreise. Jeder Sammler wird dem Rechnung tragen und für den Erwerb dieser Marken einen Betrag anwenden, der dem Sammlerwert entspricht. Diese Zeiten sollten den Sammlern eine natürliche und ungefähre Richtschnur zur Bewertung der Mareken geben und richten gleichzeitig an die Sammler die Bitte, beim Kauf dieser Marken einen reellen Händler oder Tauschfreund zu bevorzugen und nicht die sich auf den Straßen und Postämtern breitmachenden „Schieber“ zu unterstützen. Die Preise, die bisher für die letzten Provisorien (2 bis 80 Pfennig) verlang wurden, schwanken zwischen 150 bis 300 Mark und darüber. Dieser weite Spielraum sollte zu bedenken Anlass geben. Der Preis von 300 Mark und höher ist wohl zum größten Teile durch Kettenbildung entstanden. Als solider Sammler und nach Rücksprache mit Sammelfreunden will ich über die Preise angeben, die zur Zeit der Seltenheit der Marken etwa entsprechend sein dürften;
2 Pfennig 15,00 Mark
2 ½ Pfennig 25,00 Mark
3 Pfennig 3,00 Mark
7 ½ Pfennig 10,00 Mark
10 Pfennig 2,00 Mark
20 Pfennig 45,00 Mark
40 Pfennig 0,80 Mark
50 Pfennig 75,00 Mark
80 Pfennig 1,50 Mark
Summe 177,30 Mark
Bei der Bewertung dieser Marken habe ich mich von der Ansicht leiten lassen, dass diese Preise einigermaßen angemessen sind, bin aber andererseits überzeugt davon, dass sich noch größere Verschiebungen in der Preislange ergeben dürften, ehe der solide Katalogpreis einigermaßen feststeht.
Die sogenannten Marken des „inneren Dienstes“ (60 Pfennig, 1 Mark und 2 Mark) sind, da sie überhaupt nicht an das Publikum abgegeben werden jetzt unmöglich zutreffend abzuschätzen. Ich bin mir bewusst, mir durch diese freie Aussprache unter Umständen starke Gegner zuzuziehen. Mich leitet jedoch der Wunsch Freunde des Sammelsportes vor Übervorteilung zu Schützen, weshalb ich auch auf persönliche Angelegenheiten hierbei keine Rücksicht nahmen darf. Ich würde mich aber freuen, wenn auch andere Sammler und Händler sich zu diesem zeitgemäßen Thema, das weit über die Grenzen Danzigs hinausgreift und im Interesse des philatelistischen Rufes des Frei-staates einmal besprochen werden musste, äußern würden.

Danziger Nachlese 30. September 1920

Einen sehr interessanten Fehler können wir in der 5-Mark-Marke mit Flagge verzeichnen. Bei einem uns von Herrn Goldhaber vorgelegten Stück fehlt die unten spitz auslaufende Ecke der flatternde Fahne, so dass die Flagge mehr quadratisch erscheint. Nur ein kleiner roter Punkt recht von dem Zipfel ist noch erkenntlich. Es scheint sich um ein gebrochenes Klischee zu handeln. Überaus merkwürdig und als Rarität anzusprechen ist ein uns von Herrn Theuring gezeigtes Provisorium 25 Pfennig auf 30 Pfennig (Stern-Ausgabe), bei dem das Wort „Danzig unten fehlt. Nur eine kleine schwarze Spur der Buchstaben „D“ und „a“ ist noch bemerkbar. Die dergestalt geschaffene deutsche Marke 30-Pfennig-Marke mit grünem Stern und grünen Aufdruck 25 Pfennig bildet daher eine Kuriosität für sich. Soll man sie unter Deutschland oder Danzig katalogisieren? Vielleicht wird sie unter dem Namen „Danzig-Deutschland-Provisorium“ bekannt, und berühmt, das wir im Interesse ihres glücklichen Eigentümers melden wollen.
Im Anschluss an frühere Meldung ist ferner nachzutragen, dass auch bei der neuesten 15 und 20-Pfennig Provisorium das „g“ ohne auslaufenden Endstrich und mit einem an dem oberen Oval nach unten gebogen Häkchen angetroffen wurde.
Ferner lagen uns ähnlich der 5-Pfennig-Marke einige Marken zu 1 ¼ Mark auf 3 Pfennig braun mit metallisch glänzendem Aufdruck vor.
Die Danziger Postkarte 15 Pfennig braun zeigt übrigens auch eine bemerkenswerte Abweichung im Aufdruck. Das Wort „Danzig“ ist unten schräg gestellt und in den drei letzten Buchstaben „zig“ über den Rand der Marke nach unten auf das sämische Kartonpapier herausgerutscht.

Danziger Flugpost

Die von uns bereits angekündigten Flugpostmarken sind nun am 29. d. M. in zwei Werten an den Postschaltern zur Ausgabe gelangt. Sie wurden hergestellt durch Überdruck der neuen 40-Pfennig-Marke karmin und bestehen aus den Werten zu 40, 40 Pfennig und 1 Mark. Der 40-Pfennig-Wert zeigt einen blauen Aeroplan in Strichzeichnung nach rechts; die ursprünglichen Ziffern sind zu beiden Seiten oben noch einmal durch eine blaue 40 überdruckt. Bei der 60 Pfennig fliegt der Aeroplan nach links, oben befinden sich die Ziffern 60 zu beiden Seiten auf den alten Wertbezeichnungen 40. Der Überdruck ist hier grauschwarz und sehr undeutlich, fast wie ein Stempel anmutend. Die neuen Ziffern 60 sind überaus blass gedruckt, so dass darunter die Ziffer 40 noch zum Vorschein kommt. Die 1-Mark-Marke zeigt in blauem Überdruck die Wertbezeichnung Mark 1 Mark oben, darunter ein geflügeltes Posthorn mit der Schallöffnung nach rechts.
Bei einem Bogen des 40-Pfennig-Werten wurde bereits ein ganz interessanter Fehldruck festgestellt, indem die Ziffer und der Aeroplan doppelt zum Abdruck kamen, so dass das Bild des ganzen Aufdruckes voller und mehr schraffiert erscheint. Im ganzen wirken die Marken wenig schön, und besonders der Aeroplan erweckt den Eindruck, als ob auf der 40-Pfennig-Marke eine wenig geübte Hand mit blauer Tinte eine flüchtig gekritzelte Zeichnung angebracht habe.

Die Preisbewertung der Danziger Briefmarken

Wenn man die auswärtigen philatelistischen Inseratsblätter durchsieht, trifft man auf die verschiedenartiksten Preisbewertungen unserer sich in der internationalen Sammlerwelt unbestritten größeren Beliebtheit erfreuenden Danziger Marken. Wir treffen da auf meist anonyme und darum zweifelhafte Angebote, die alle Werte manchmal zum Teil noch gar nicht erschienen) zu unerhört billigen Preisen anbieten, und andererseits gibt es Inserate, die Einzelmarken aber auch vollständige Sätze enorm hoch bewerten. Von den neueren Katalogen berücksichtigen bereits Borek, in Braunschweig und Michel die Danziger Marken teilweise. Richard Borek Briefmarken-Preisliste C 9 gibt folgende Preise für Danzig 1 an, nebst die erste Reihe für ungebraucht, die zweite Zeile für postfrisch entwertete Marken in Betracht kommt:
5 Pfennig (0,15/0,20), 10 Pfennig (0,25/0,30) 15 Pfennig (0,40/0,50), 20 Pfennig (0,50/0,60)
30 Pfennig (1,00/1,25), 1 Mark (2,25/2,50), 1,25 Mark (2,50/2,75), 2 Mark (4,00/4,50)
2,50 Mark (5,00/5,50), 5 Mark (12,50/14,00). Die 3 Mark ist noch unbewertet, die 1,50 kostet 2,75 ungebraucht, 3 Mark gebraucht. Die Provisorien 10 auf 20 Pfennig werden mit 0,30 und 0,40 angesetzt, 25 auf 30 Pfennig mit 0,50 und 0,60, 1 Mark auf 30 Pfennig mit 2,00 und 2,50 Mark. Die letzten Provisorien kosten nach Borek: 5 Pfennig (0,20/0,25), 15 Pfennig (0,30/0,40), 20 Pfennig (0,40/0,50), 25 Pfennig (0,50/0,60) 75 Pfennig (1,50/1,75)
Der neue Michel-Katalog bewertet die erste Ausgabe der Danziger Marken im allgemeinen zutreffender als Borek. Besonders anerkennenswert ist es hier, dass die Bewertung für ungebraucht und gebraucht mit Ausnahme der 2 Mark-Marke (die ungebraucht mit 7 Mark gebraucht 8 Mark (Druckfehler?) angesetzt ist) durchweg die nämlichen Preise aufweist, was bei den heute so häufigen Gefälligkeitsabstempelungen auch durchaus der Richtigkeit entspricht. Die Preise für die erste Ausgabe Danzig sind jetzt allerdings schon (besonders für die Werte 1,00, 1,50, 200, 3,00 und 5,00 Mark) stark im Steigen begriffen. Michel preist die Marken gebraucht oder ungebraucht wie folgt:
5 Pfennig (0,30), 10 Pfennig (0,40), 15 Pfennig (0,50), 20 Pfennig (0,75), 30 Pfennig und 40 Pfennig (je 1 Mark), 50 Pfennig (1,25 Mark), 1 Mark (2,00), 1,50 (4,00), 2,00 (7 und 8 Mark) 2,50 (5,00), 3 Mark (15,00), 5 Mark (25 Mark).
Die Preise der letzten beiden Marken sind unseres Erachtens im Augenblick nicht ganz zutreffend, da von der 5 Mark bekanntlich noch eine Nachlieferung herausgekommen ist. Die 3 Mark wäre heute höher zu bewerten als die 5 Mark und dürfte bald einen Preis von 30 Mark erklommen haben, während die 5 Mark sich wohl noch eine Zeitlang auf einen Durchschnittspreis von etwa 20 Mark je Stück halten wird.
Gegenüber diesen im Durchschnitt normalen Preisen wird ein uns durch Zufall auf den Schreibtisch flatterndes Angebot eines Herrn K.L. Danzig, Thornscher Weg 10a, für manchen Danziger Philatelisten eine ungemischte Heiterkeit erweckende Überraschung bieten. In dem hektographischen Rundschreiben heißt es u.a. „naiv“ und wörtlich: 1.Ausgabe: Nur zwei Monate in Verkehr gewesen! Kompl. Satz von 13 Werten nur 1000Mark – 2.Ausgabe: 10 Pfennig auf 20 Pfennig, 1 Mark auf 30 Pfennig Kompl. Satz von 3 Werten nur 250 Mark, 3. Ausgabe: 5, 15, 20, 25, 75 Pfennig, 1 ¼, 2, 3, 5, 10 Mark. Kompl. Satz von 10 Werten nur 750 Mark. Ergänzungswerte zur 3.Ausgabe: 2, 2 ½, 3, 10, 30, 40, 50, 80 Pfennig. Kompl. Satz von neun Werten nur 1500 Mark.
Alle vier Sätze auf einmal bezogen bietet der edle Menschenfreund zusammen mit nur 3000 Mark natürlich nun gegen Voreinsendung des Betrages an. Man weiß wahrhaftig nicht, ob man lachen oder weinen soll, wenn man dieses Angebot, das auf große Täuschung ausländischer Sammler zugeschnitten ist, liest.
Es ist natürlich außerordentlich schwierig, gegenwärtig einen ganz korrekten Markpreis für die letzten Provisorien bestimmen zu wollen, da man nicht, ob die höheren Werte ab 1,25 nicht noch in kleineren Anzahl nachgedruckt werden dürfen. Wenn mir jedoch die derzeitigen in Danzig herrschenden Händlerpreise zusammen mit den in den letzten philatelistischen Offertenblättern solides Angeboten einer ungefähren Schätzung zugrunde legen, so kommen wir auf das Ergebnis, dass der letzte Satz von neuen Provisorien sich ungefähr in der Preislage von 270 bis 325 Mark bewegt, wobei der letztere Preis auch schon übertrieben erscheint.
Wir haben, mit unseren heutigen Überblick über die derzeitige Marktlage Auswärtigen nur einen ungefähren Anhalt über den Sammlerwert der Danziger Marken geben wollen, ohne uns natürlich mit diesen Durchschnittsbedingungen irgendwie festzulegen. Im übrigen verweisen wir in dieser Verbindung auch auf den heutigen Artikel des Vorsitzenden des „Vereins Briefmarkenfreunde Danzig“ und haben die Ansicht, von Zeit zu Zeit erforderliche Nachträge, Verbesserungen oder Ergänzungen unserer heutigen Ausführungen zu bringen, zu denen wir uns unserem Leserkreise im Interesse des soliden Sammelns die Übermittlung von geeigneten Unterlagenmaterial begrüßen werden.

Danziger Nachlese 23. September 1920

Ein sehr interessantes Stück des letzten 5-Pfennig-Provisoriums legte und Herr Stiehlau, Danzig, vor. Bei diesem Exemplar ist der untere Blockierungsstrich auf die weiße Zähnung gerutscht und linkt such einen weißen Zwischenraum unterbrochen. Genau korrespondierend hiermit befindet sich auf dem oberen Zähnungsrand eine schmale, ebenfalls durchbrochene Blockierungslinie. Lins auf dem weißen Führungsrand teilweise noch in das Markenbild hineinragend, steht das blaue „g“ des Schreibschrift-Schrägdruckes „Danzig“, während das Markenbild etwas nach rechts unten gerutscht, die „Danzi“ zeigt, bei denen das „i“ schon auf die weiße Zähnung zu stehen kommt. – Das 25-Pfennig-Provisorium letzte Ausgabe legte uns Herr Abraham mit mangelhafter unterer Blockier-ungslinie vor, die in einem Quadrat den Buchstaben „s“ des Wortes „Deutsches“ frei lässt. – Auf dem 10-Pfennig-Provisorium, bordeauxrot auf 20 Pfennig blau, fanden wir das „z“ des Wortes „Danzig“ in der unteren Zeile stark durchbrochen. Das ganze „z“ macht einen merkwürdigen verkrüppelten Eindruck.

Die deutschen Postuberwachungsstellen als Feinde der Philatelie

von
Th. Reimann.
Vorsitzender des Vereins „Briefmarkenfreunde“ in Danzig.

Das Urteil der Briefmarkensammler über dieses Zensursystems lautet etwa wie folgt: „Es ist eine der Einrichtungen der deutschen Regierung, die schon zum Tode verurteilt war, als sie geboren wurde. Eine Einrichtung, die auch nicht annähernd den Zweck erreicht, den sie erreichen soll, die Wucher, Schleichhandel und Schieberwesen fördert und nur den bedauernswerten Sammler schädigt, der ehrlich genug ist, seine Sendungen auf geraden Wege dem Adressaten zu überweisen.
Abgesehen von dem Extravaganzen (man kann sie auch Schikanen nennen), die sich einige Stellen leisten, um möglichst „noch dem Buchstaben“ zu operieren, ist diese Einrichtung geradezu ein Feind der Briefmarkensammelns; und ganz besonders trifft diese Vorordnung die Danziger Brief-markensammler.
Danzig wird durch die Schwierigkeiten, die diese Postüberwachungsstelle den Briefmarkenhändlern sowie Sammlern bereiten, möglichst gemieden. Wir Danziger sind durch diese Verordnung von unserem Vaterlande total abgeschnitten und nur auf die Danziger Händler angewiesen, denen es trotz aller Mühe nicht immer möglich ist, die Wünsche der Sammler zu befriedigen.
Wenn aber die oberste Postbehörde glaubt, dass nach Deutschland wirklich keine Marken eingeführt werden, dann befindet sie sich ganz gewaltig auf dem Holzwege. Ich würde den Leitern der Post-überwachungsstellen empfehlen, das Nachschnüffeln der Postsendungen zu unterlassen und sich mehr für dem Schmuggel zu interessieren, sie würden dann geeignetere Objekte findenk, als in den Sendungen, die zum größten Teil nur minimale Tauschobjekte enthalten. Betrachtet man die gewaltige Arbeit einer solchen Stelle näher, dann kommt zu dem Ergebnis, dass sie vergeblich Arbeit tut, die noch sehr kostspielig ist. Wie viel tausend Sendungen werden wohl geöffnet, in denen Marken nicht enthalten sind. Für alle muss Klebstoff und Siegellack beschafft werden. Wird dann wirklich eine Sendung mit Inhalt 2,50 Mark Briefmarken gefunden, dann ist die Arbeit und das Material, das verbraucht wird, teuerer als der Wert der ganzen Sendung. Bei den Riesendefiziten der deutschen Postbehörden wird diese Ausgabe für Arbeit und Material wohl eine große Rollen spielen, und es wäre eine Sparsamkeit auf diesem Gebiete wohl angebracht. Außerdem wird die Post durch die Rücksendung dieser Briefe ganz unnötig belastet.
Die Bestimmung, auf Grund derer Postwertzeichen nach Deutschland eingeführt werden können, erscheinen so häufig ebenso oft abgeändert, dass kein Mensch sie verstehen kann. In den letzten Bestimmungen, die erlassen wurden, ist sogar angedeutet, dass in Zukunft Briefmarken, die in Sendungen enthalten sind, beschlagnahmt werden sollen. Auch dieser neue Ukas wurde nicht das erreichen, was er erreichen soll, er wurde noch mehr als bisher dazu beitragen, dem Schmuggel Tür und Tor zu öffnen, denn es gibt viele Wege, die nach Rom führen –
Man betont so oft in Deutschland, dass Danzig zum alten Vaterlande gehört und nie vergessen werden wird; man redet so viel vom „Treue um Treue“, aber man macht den Danzigern gerade deutscherseits so viel Schwierigkeiten, dass wenigstens wir Philatelisten kaum an all das Gerede glauben können. Was von Danzig nach Deutschland an Marken eingeführt werden könnte, sind doch zum größten Teile nur deutsche Marken mit dem deutschen Aufdruck „Danzig“. Vielleicht noch die Sendungen einzelner Tauschfreunde, die das alte Verland sich nicht bankrott machen werden. Es wäre also wohl an der Zeit, diese unnütze Einrichtung abzuschaffen. Sie kann nur dazu beitragen, den deutschen Briefmarken-Sammelsport zugrunde zu richten. Dadurch wurden auch dem Deutschen Reich einige Millionen an Steuern verloren gehen, die das Deutsche Reich doch wirklich bitter nötig hat.
Für uns Danziger Sammler aber gilt es gemeinsam bei der obersten Postbehörde dahin vorstellig zu werden, wenigstens für den Freistaat Danzig eine Ausnahmebestimmung zu erreichen.

Danzig

Am 13. d. M. gelangte an den Postschaltern ein neuer 40 Pfennig-Wert zur Ausgabe. Wider Erwarten hat die Reichsdruckerei in Berlin diesen nicht in derselben Farben (zweifarbiger Druck!) geliefert, sondern schon den der neuen roten Farbe der deutschen Reichspostmarken. Der Überdruck „Danzig“ wie der der ersten Danziger Ausgabe, wieder schwarz und in den alten schönen gotischen Lettern gehalten. Die Klassifizierung dieser Marke für den Katalog ist sehr schwierig. Es bildet den obwaltenden Umständen nach vorläufig eine besondere Klasse für sich und wird wahrscheinlich auch vereinzelt bleiben, wenn die neuen endgültigen Freistaatmarken nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Danzig Nachlese 16. September 1920

Auf einem uns vorgelegten Bogen der ersten Ausgabe 15 Pfennig violettbraun war bei fünften Marke der letzten Reihe von oben der Fehler „Danzia“ festzustellen, allerdings nicht so klar, wie der von uns schon gemeldeten Fehldruck auf der 2-Mark-Marke, denn die untere Schleife des „g“ ist noch schwach angedeutet.
Auf der neuen 10-Pfennig-Provisorium mit blauem Schrägaufdruck Danzig, auf 10 Pfennig rot, fanden wir das „g“ bei zwei Marken eines Bogens ohne den auslaufenden Endstrich der Schleife, was vermutlich nicht auf einen Druckzufall, sondern auf einen fehlerhaftes Klischee zurückzuführen sein dürfte. Andererseits weist bei einzelnen Bogen der letzten 5-, 15-, 20-, 25- und 75-Pfennig-Provisorien das „g“ des Wortes „Danzig“ einen stark verbogenen Haken nach rechts heraus auf.
Die 2-, 3- und 10-Pfennig-Provisorien sind unten mit gespaltenen Balken (ähnlich der Sarre-Marken) zu verzeichnen.
Auch auf einem Bogen der 20 Pfennig, blau erste Ausgabe (Bogennummer 3589. 20), wurden vier Marken mit durchschlagendem Druck des Wortes „Danzig“ beobachtet.
Das Sternprovisorium 25 Pfennig auf 1 Mark lag uns jetzt ebenfalls mit einen großen grünen Punkt (Abdruck des Klischeenagels) auf dem Brustpanzer der Germania vor.
Sehr interessant sind einige uns vorliegende neue 5-Pfennig-Provisorium, bei denen der blauschwarze Aufdruck „Danzig“ und der Ausblockierungsstrich unten in metallisch glänzende Farbe gedruckt zum Vorschein kommt. Es bleibt abzuwarten, ob ganze Bogen der überdruckt wurden oder ob es sich nur um einen Zufall bei einzelnen Stücken in der Farbmischung handelt. Im ersten Fall würde die Marke eine besondere Erwähnung im Katalog verdienen.
Vorlage der meisten obigen Stücke verdanken wir den Herren Adolf, Hohmann, Hornus und Draskowski

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig

In der am Montag den 13. d. M. 7 Uhr, im „Hohenzollern“ abgehaltenen „Hauptversammlung“ erstattete der Vorsitzende noch Aufnahme von acht neuen Mitgliedern und einigen geschäftlichen Mitteilungen Bericht über die bisher geleistete Vorarbeit zur Ausstellung vom 24.Oktober d. J. Er schilderte in kurzen Worten die Schwierigkeiten mit denen der Verein zu kämpfen hatte. Seine Ausführungen wurden beifällig aufgenommen und weitere Vorschläge für die Ausgestaltung der Ausstellung gemacht. U.a. wird ein Programm herausgegeben werden, das an sämtliche Briefmarken-Vereine, wie auch an die größten Briefmarkenfirmen Deutschlands versandt werden wird. Da dieses Programm also eine weitgehende Verbreitung finden wird, ist die Aufgabe Tausch- bzw. Kaufinseraten, sowie Angebote der Mitglieder zu empfehlen. Im Anschluss an die Berichterstattung wurde für die Ausstellungsobjekte eine Prüfungskommission, bestehend aus den Herren Bordukat, Jantzen, Kämmerer gewählt. Die Wahl für die Prämierungs-kommission fiel auf Bordukat, Steinhoff, Neubrandt zu denen als Unparteiischer Herr Nowak tritt. Die bisher bekannt gegebenen Termine für Anmeldung (30.September) und Ablieferung (8.Oktober) bleiben bestehen. Doch noch zu erledigenden Arbeiten werden weitere Versammlungen notwendig machen; die nächste Versammlung ist daher für den 4.Oktober geplant, wenn nicht besondere Umstände eintreten, die einen früheren Termin notwendig machen.

Stempelwunsche

In Deutschland ist vor kurzem seitens der obersten Postbehörde die Anordnung getroffen worden, dass zwecks Zeitersparnis die für Wertbrieffrankaturen hauptsächlich in Betracht kommen großen Markwerte nicht, wie bisher, doppelt, sondern nur einfach abgestempelt werden sollen. Wie wäre es, wenn die zuständige Danziger Behörde auch für unseren Freistaat eine derartige, besondere von den Briefmarkensammlern sicherlich mit Dank begrüßte Anordnung träfe? Doppelte Stempelung verschmiert nur unnötigerweise das Markenbild und macht die Marke weniger beliebt.
Bei dieser Gelegenheit darf man wohl auch die Anregung unterbreiten, es möge Vorsorge dafür getroffen werden, dass die postalischen Stempel ab und an in gewissen Zeiträumen einer leicht zu bewerkstelligenden Reinigung unterzogen werden möchten. Wer Gelegenheit hatte, einmal einen der gebräuchlichem Stahlstempel nach häufigem Gebrauch, anzusehen, wundert sich nicht mehr über die hässliche und verschmierte Abstempelung vieler Danziger Marken auf den Briefsachen, da die einzelnen Buchstaben und Linien des Stempels, durch Filzreste und andere Bestandteile häufig total verstopft sind; eine Reinigung mit Leichtigkeit mit Hilfe einer Nadel und eines Stückchen Zeitungspapier im Handumdrehen zu bewerkstelligen.
Ferner möchte man der Postbehörde den dringenden Wunsch unterbreiten, wenigstens den uns in Danzig das Abdrücken der Ankunftsstempel auf Briefen wieder obligatorisch zu machen. Der dadurch verursachte Zeitverlust steht in keinem Verhältnis zu der Wichtigkeit dieses Beweisstückes für die Geschäftswelt und das Publikum und beide werden es der maßgebenden Stelle gewiss allge-mein zu danken wissen, wenn sich ein Weg zeigt, diese „Alte Neuerung“, um die man Deutschland früher im Ausland vielfach und mit Recht beneidete, wieder einzuführen.
A.E.D.

Ein Berliner Urteil uber die Danzig Provisorien

Einen längeren Artikel „Briefmarken-Kunde“ der „Berliner Börsen-Zeitung“ vom 12.September entnehmen wir folgenden Ausführungen, die in Danziger philatelistischen Kreisen von besonderen Interesse sein dürften:
….. Die jüngsten Überraschungen bereitete uns Danzig mit einem ganzen Füllhorn neuer „Provisorien“, mit Wertaufdrucken in verschiedenen Formen und Farben auf unseren Germania-marken, selbst eine Flagge ist vertreten. „Nur“ zwanzig Abarten umfasst diese eine Serie, die von 2 Pfennig bis 10 Mark reicht. Und nun wiederholt sich hier das alte Spiel wie bei den ersten Sarre-Marken: einzelne Werte, so jene zu 2, 2 ½, 30, 50, 60 Pfennig und 1 bis 2 Mark, sind schon nicht mehr auf geradem Wege zu erreichen, sondern nur mit hohen Aufgeld; sie „sollen“ bloß zwei Tage am Schalter zu haben gewesen, sie „sollen“ nur wenige Bogen gedruckt worden sein! Gemach! Wahrscheinlich wird’s auch hier wie bei den erwähnten Sarre ergehen; erst ein ungeheures Hinauf-schraubens der Preise, ein Geschrei, diese und jene der Marken gehören zu den größten Seltenheiten, und nach wenigen Monaten vielleicht schon Wochen ein zahlreiches Angebot zu bescheidenen Preisen. Nun hat der Danziger Magistrat eine Markenvertriebsstelle eingerichtet, die an private Sammler Serien abgibt mit 15 Prozent Aufschlag für Abstempelung, Verpackung, Büro usw. Sehr warm zu begrüßen, aber wir „hier draußen“ haben nicht den geringsten Vorteil davon, denn unser liebes gutes, urdeutsches Danzig gehört ja zum „Ausland“, und aus letzteren dürfen keine Briefmarken eingeführt werden, darüber wacht eine hohe Zensurbehörde, die alle einge-schriebenen Briefe öffnet und sie, wenn sie Marken enthalten, zurückgehen lässt. Wer hat den Schaden? Die zahllosen privaten Sammler, denen es nicht gestattet ist, ihre Sammlungen für verhältnismäßig billiges Geld zu vervollständigen. Wer lacht sich ins Fäustchen? Die Händler, die natürlich Mitte und Wege finden, sich in großen Mengen die betreffenden Marken zu verschaffen und sie wieder zu verkaufen. Es wäre dringend zu wünschen, dass unsere Reichsbehörde ein Einsehen hat und in bestimmten Beträgen die Einfuhren von Marken gestattet, ohne dass erst umständliche Anträge usw. gestellt werden brauchen.“
Wir schließen uns dem in den letzten Zeilen ausgesprochenen Wunsch in vollem Umfang an. Andererseits möchten wir aber doch bemerken, dass der Vergleich der Danziger Provisorien mit den ersten Sarre-Marken stark hinkt. Wir können dem Verfasser aus bester eigener Kenntnis versichern, dass von der „Aufbrauchserie“ tatsächlich nur die bei den Danziger Postanstalten noch vorrätigen außer Kurs gesetzten deutschen Marken, – d. h.verhältnismäßig wenige Bogen, überdruckt worden sind. Die genauen Auflageziffern der einzelnen Werte hoffen wir später veröffentlichen zu können.

Die letzte Ausgabe der Danziger Marken

von
Th. Reimann

Seit Ausgabe von Danziger Marken überhaupt war das Danziger Publikum vor der Ausgabe neuer Marken, durch die Presse über den Tag der Ausgabe benachrichtigt. Die letzte Ausgabe der Marken erschien ohne genauere Ankündigung des Ausgabedatums, war aber trotzdem in wenigen Stundenausverkauft. Es traten daher an den Postämtern ganz eigenartige Erscheinungen zutage, die ich hier einmal näher beschreiben möchte.
Welche Gründe die Postverwaltung dazu bestimmten 2, 2 ½, 3 und 7 ½ Pfennig-Marken in den Verkehr zu bringen, in einer Zeit, in der diese Marken einzeln gar keinen Frankaturwert besitzen, mag dahin gestellt bleiben. Brachte man sie aber in den Verkehr, dann mussten mindestens so viele Marken vorhanden sein, dass jeder Käufer derselben so viel erhielt, dass er damit auch einen Brief frankieren konnte. Das war jedoch nicht der Fall.
Die Beliebtheit, der sich die Danziger Marken in Sammlerkreisen erfreuen, brachte es mit sich, dass diese gebrauchten Werte ganz besonders gesucht wurden. Endlose Polonaisen an den Schaltern geben davon Zeugnis. Wie herbe war die Enttäuschung, als jeder Käufer nur eine Marke (der kleinsten Werte) erhielt; eine geradezu gereizte Stimmung des Publikums machte sich bemerkbar, als nach etwa 2 Stunden an den Schaltern ein Aushang erschien, der bekannt machte, dass 2, 2 ½, 30 und 50 Pfennigmarken ausverkauft seien, obwohl diese Werte nur in einem Stück jeder Sorte abgegeben wurden. Im günstigsten Falle konnte man nun nach stundenlangen Anreihen eine Marke zu 3, eine zu 7 ½ und beliebige Mengen zu 40 und 80 Pfennig erhalten.
Ob es seitens der Post berechtigt ist, für eine 7 ½-Pfennig-Marke 8 Pfennig zu nehmen, soll hier nicht untersucht werden; es muss jedenfalls aber richtiger gewesen, den Verkauf der 7 ½-Pfennig-Marke einzustellen, sobald die 2 ½-Pfennig-Marke ausverkauft war, oder man hätte nunmehr 2 Stück zu 7 ½ Pfennig abgeben müssen. An einem Postamt erhielt man sogar die kleinen Werte über-haupt nicht, wenn man nicht auch die noch vorhandenen höheren Werte kaufte. Auch dieses trug viel dazu bei das Publikum zu reizen, und der Unmut mach sich in Ausdrücken bemerkbar, von denen ich hoffe, dass keiner der Herren der Stadtverwaltung sie gehört hat. Soviel von meinen Betrachtungen, die das Publikum betreffen. – Stellten sich bei der Ausgabe der ersten Danziger Marken unliebsame Zustände ein, so konnte man das darauf zurückführen, dass die Danziger Post-verwaltung von der Reichsdruckerei in Berlin abhängig war. Die Herstellung der letzten Ausgabe vollzog sich aber in Danzig und man hatte dadurch die Möglichkeit, die sich bei ersten Ausgabe zeigenden Übelstände dagegen zu vermeiden. Das Gegenteil davon trat ein. Laut Bekanntmachung im „Postnachrichtenblatt“ wurden ferner die Werte 60 Pfennig, 1 Mark und 2 Mark (mit einem zum Teil anderen Aufdruck versehen) verausgabt. Am selben Tage, als die letzte Ausgabe in den Verkehr gelangte, prangte in den Schaufenstern eines Zigarrengeschäftes in der Töpfergasse ein ungebrauchter Satz Danziger Briefmarken mit den Werten von 2 Pfennig bis 10 Mark und – man lese und staune – auch mit den Werten 60 Pfennig, 1 Mark und 2 Mark (ungebracht), die nur im inneren Postverkehr verwendet werden sollten. Dieser Satz kostete am Montag 300, am Dienstag 400 Mark und wird heute mit 730 Mark und mehr darüber angeboten.
Es musste ein großer Glücksvogel sein, der solch eine Marke in dienstlicher Angelegenheit erhält, und dann muss sich schon gebraucht sein. Sieht man als Sammler so ein Stück ungebraucht, dann hat die Empfindung, dass es mit dem „inneren Verkehr“ nicht weit her ist und dass man, wenn man Geld hat, auch diese „inneren“ Marken wird bekommen können. Bei all diesen Umständen wird der Sammler den Gedanken nicht los, dass hier auf die Taschen der Sammler spekuliert worden ist. Gegen eine solche Spekulation sind die Sammler aber leider machtlos, weil sie die Marken haben müssen, um die Sammlung vollkommen zu gestalten.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich die weit verbreitete Ansicht entgegen treten, dass die jetzigen unmöglichen Zustände nur auf Sammelwut zurückzuführen sind. Wer sich die Mühe macht und auf den Postämtern den Betrieb an den Schaltern beobachtet, der wird finden, dass Leute dort Marken kaufen, die vom Markensammeln gar keine Ahnung haben. Diese Leute, zumeist Ausländer, verpflichten sich gegen Bezahlung Kinder, die sie von der Straße holen, damit sie möglichst viel Marken aufkaufen, um sie im Auslande mit Wucherpreisen weiter zu verkaufen. Diesen Spekulanten müsste in erster Linie das Handwerk gelegt werden. Es wird dies auf Schwierigkeiten stoßen, aber mindestens wird man es durchsetzen können, dass man an Kinder nicht mehr Marken abgibt, als sie für ihren Bedarf gebrauchen. Zehn Sätze werden das sicher nicht sein.
Um aber auch die Sammler von der Post zu entfernen, wäre es leicht durchführbar, der am Orte befindlichen Sammlervereine so viel Sätze zur Verfügung zu stellen, die sie anmelden, es würde damit der Post und auch den Sammlern geholfen. Es würde damit auch der Schleichhandel gesteuert, denn man kann gerade die Werte, die heute an den Schaltern nicht mehr zu haben sind, zeitgemäß „hintenherum“ bogenweise für den zehnfachen Betrag und mehr erstehen. – Man wird mir entgegnen, dass dann auch die Spekulanten den Vereinen beitreten würden. Um dem vorzu-beugen, möchte ich bemerken, dass in den Vereinen nur Leute aufgenommen werden, die als Markensammler bekannt sind und über die ausreichende Erkundigungen eingezogen werden, ehe sie Mitglied werden.
Diese Zeilen entstanden nicht, um an der Postverwaltung unfruchtbare Kritik zu üben, sondern sie wollen bemüht sein, die Behörde darauf aufmerksam zu machen, wie so manches bei Ausgabe neuer Marken besser zu gestalten ist.

Erste Postwertzeichen Ausstellung im Freistaat Danzig

Grundlegende Beschlüsse für die Ausstellung wurden in einer am Montag, den 6. d. M. abgehaltenen Vorstandssitzung des Vereins „Briefmarkenfreunde“ gefasst. Danach ist der Tag für die Ausstellung auf Sonntag, den 24.Oktober festgelegt. Mit der Ausstellung sind verbinden
1. eine Ausstellung philatelistischer Literatur,
2. Sammlerbedarfsartikel
Ferner sollen auch, vielen Wünschen entsprechend, Schülersammlungen ausgestellt werden. Hierzu können allerdings Meldungen nur in beschränkten Umfang angenommen werden. Der Meldeschluss für sämtliche Anmeldungen ist den 30.September festgesetzt. Die zur Ausstellung angemeldeten Sammlungen müssen, mit Verzeichnis versehen, bis zum 8.Oktober bei dem Vereinsvorsitzenden (Th. Reimann, Langgarten 100, II) abgegeben sein. Aufbewahrung und sichere Rückleitung wird den Ausstellern mit allen Garantien geboten.
Eine ganz besondere sehenswerte Sammlung wurde der Ausstellungsleitung bereits vor einigen Tagen zur Ausstellung übergeben. Es ist dies eine Sammlung von Postwertzeichen, die die Entente während des Krieges herausgegeben hat. Dieses Objekt, das ein Kopenhagener Herr der Ausstellungsleitung in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellte, wird wohl zu den schönsten der Ausstellung gehören. Die Leitung ist auch weiterhin bemüht, größere Raritäten für die Aus-stellung zu gewinnen, doch schweben darüber noch Verhandlungen, deren Ergebnisse später mitgeteilt werden wird.
Die nächste Hauptversammlung des Vereins „Briefmarkenfreunde“ ist auf Montag, den 13. September festgesetzt, der der eingehender Bericht über die bisher geleistete Arbeit für die Aus-stellung erstattet, ferner ein Prüfungsausschuss und ein Preisgericht gewählt werden sollen.

Danzig Nachlese 9. September 1920

Von der ersten Ausgabe ist nach Vorlage des Herrn Albert Wolf als Abart noch nachzutragen der Wert zu 15 Pfennig violettbraun. Bei dem uns vorgelegten sechserblock ist die Zähnung start verschoben und geht oben bei jeder einzelnen Marke durch das Markenbild selbst, keinen weißen Rand mehr freilassend..
Von Abarten der neuen Provisorien sind neu zu Melden. Der 1-Mark- und 2-Mark-Wert wurden mit ganz schwachen fast farblosen Unterdruck an wenigen Stellen der Marke beobachtet, während sonst der Untergrund ganz weiß blieb. Bei der 25-Pfennig-Marke der dritten Ausgabe ist der Schreibschrift-Überdruck und der Strich unten als ganz verschoben auftretend feststellbar. Ferner lag uns ein Exemplar dieser Marke vor, bei dem die letzten beiden Buchstaben des Wortes „Danzig“ fehlen. Von dem 2-Pfennig-Wert wurde sogar eine Marke entdeckt, die nur noch den Buchstaben „D“ von Danzig aufweist.
Hochinteressant sind einige zusammenhängende Provisorien 10 auf 20 Pfennig blau auf denen der Aufdruck total schief steht. Auf einem dieser beiden Stücke ist neben der 10 noch deutlich eine zweite 0 zum Abdruck gelangt. – Der 10-Mark-Wert weißt in einigen Stücken infolge Faltung des Papiers eine ganz sonderbare Faltung des unteren Blockierungsstriches auf. Es befinden sich auf de Marke, durch Zwischenraum von einander getrennt, zwei kleinere schwarze dicke Blockstriche, von denen der eine links beträchtlich höher als der andere steht. Verschobene Blockstriche, die das Wort „Deutsches Reich“ freilassen, wurden ferner häufiger bei der 80-Pfennig- und der 5-Pfennig-Marke beobachtet. Bei letzterer ist mitunter die Blockierungslinie auf die untere Zähnung gerutscht, diese schwarz färbend. Die Herren Draskowski, Becker, Hohmann, Eichholz und Zill hatten die Liebens-würdigkeit, uns einige der oben erwähnten Stücke vorzulegen.
Das 3-Pfennig-Provisorium existiert im Neu- und Altrollendruck in verschiedener Grundfärbung hellbraun und dunkelbraun. – Durchschlagender Druck des Wortes „Danzig“, sowie des Balkens war ferner noch bei der 7 ½ Pfennig-Marke zu beobachten. Sehr bemerkenswert ist ferner ein Fehl-druck des 3-Mark Provisoriums bei dem die Kurve der 3 unten eine bizarre Verschnörkelung eine Art „Ausbuchtung“ nach unten zeigt. – Die 40-Pfennig-Marke ist zum Teil mit mattfarbigem roten Aufdruck, der durch Abnutzung des Klischees sehr breit ausgedruckt erscheint, verausgabt worden.

Danziger Flugpost

Neue Überraschung auf dem Gebiete der Danziger Provisorien sind, wie versichert werden darf, vor Erscheinen der endgültigen Ausgaben nach Konstituierung des Freistaates, dessen Zeitpunkt natür-lich noch im ungewissen liegt, nicht zu erwarten. Es bestand zwar ursprünglich die Absicht, auch die noch in Danzig vorhandenen großen Restbestände der deutschen Nationalmarken (etwa 7 ½ Millionen Stück) durch Überdruck noch zu verwerten, falls die vorhandenen Markenbestände sich der Erschöpfung zuneigen sollten. Doch man diesen Plan maßgebenden Ortes wieder fallen lassen, wohl auch um in der Sammlerwelt keine Beunruhigung hervorzurufen.
Andererseits können wir aber in Danzig nach guter Information in absehbarer Zeit wahrscheinlich noch mit Verausgabung einer „soliden“ Marken-Neuausgabe rechnen. In Verbindung mit dem geplanten Flugpostdienst Berlin – Kopenhagen – England, an dem auch Danzig Anschluss haben wird, sollen hier besondere Flugpostmarken geschaffen und verausgabt werden. Die deutsche Post-behörde will bei einer Beteiligung Danzigs an dem Flugpostdienst für die Beförderung der Danziger Postbeutel eine ziemlich hohe Abgabe erheben, und ein Teil der hierdurch entstehenden besonderen Unkosten soll eben, wie beabsichtigt wird, durch Schaffung eigener Flugpostmarken für Danzig gedeckt werden.

Inzwischen ist der schon längst bestellte und erwartete noch an der ersten Ausgabe fehlenden 40-Pfennig-Wert in (zweifarbiger) Ausführung überdruckt mit dem Worte Danzig aus der Reichs-druckerei in Berlin eingetroffen. Die 40-Pfennig-Marke dürfte bei Erscheinen dieser Zeilen im Druck bereits zur Ausgabe gelangt sein. Die Auflage dieses Wertes ist sehr groß, so dass die unentwegten Hamsterer bei ihm nicht auf ihre Rechnung kommen werden.

Danziger Nachlese 2. September 1920

Neu festgestellt von Abarten der neuesten Danziger Provisorien und wieder verschiedene Stücke. So lagen uns Bögen der 5-Pfennig- und der 10 Mark-Marke vor, bei denen der Blockierungsstrich höher steht als gewöhnlich und die Worte „Deutsches Reich“ unten frei lässt. Ferner zeigt ein großer Teil der Provisorien auf dem Brustschild der Germania – aber auch an Stellen des Marken-bildes – einen schwarzen Punkt, der von dem Nagel, der das Klischee hält, herrühren dürfte. Der hervortretende Klischeenagel nahm bei Überdrucken neben dem Letternsatz die Farbe an und brachte sie auf dem Markenbilde in Form eines Punktes zum Abdruck. –
Die Herren Hohmann und Zill hatten die Freundlichkeit. Uns die besprochenen Belegstücke vorzu-legen. Bei der 3-Pfennig wird häufig bei der Ausblockierung der unteren Inschrift ein in der Mitte oder Seitwärts durchbrochenen Querbalken beobachtet, auch zeigen einige der 3-Pfennig-Marken einen schwach glänzenden Aufdruck Danzig in Schreibschrift. Herr Draskowski, Danzig hatte die Liebenswürdigkeit, uns hierauf aufmerksam zu machen.

Danzig

Am 30.August sind an den Schaltern nun erstmals verausgabt worden die bereits in der „B.R.“ angekündigten Ergänzungswerte der Aufbrauchsausgabe zu 2, 2 ½, 3, 7 ½, 10, 30, 50 und 80 Pfennig, schräger Überdruck Danzig in Schreibschrift. Die Marken, die nur in sehr beschränkter Anzahl an die Käufer abgegeben werden, waren zum größten Teil binnen weniger Stunden an den Schaltern vergriffen, obgleich jeder Käufer von einzelnen Werten nur je ein Stück erhielten. – Es fehlen nun noch von den bereits avisierten Neuheiten die noch nicht in den Verkehr gelangten Innendienstmarken zu 60 Pfennig, 1 und 2 Mark.

Unnotiges Anstehen nach Marken

Man schreibt der „B.R.“ aus dem Leserkreis: Wer beobachtet hat, wie in den letzten Tagen die neu erschienenen Danziger Briefmarken innerhalb von Stunden in den meisten Fällen an den Schaltern ausverkauft waren, wird sich wohl schon wiederholt gefragt haben, ob es der maßgebenden amtlichen Stelle nicht möglich ist, von Zeit zu Zeit in der Presse ent-sprechende Hinweise darauf zu bringen, dass dieser oder jener Wert nicht mehr an den Schaltern verkauft werden kann, infolge Erschöpfung der Auflage, oder aus anderen Gründen. Bekanntlich sind auch von den ersten Ausgaben schon verschiedenen Werte, wie z.B. die 3 Mark, völlig vergriffen, was aber das große Publikum nicht wissen kann.

Die Schalterbeamten werden andauernd mit Anfragen dieserhalb belästigt, was zu vermeiden ist, wenn man genau erfahren könnte, dass dieser oder jener Wert überhaupt nicht mehr erscheint. Natürlich ist zuzugeben, dass besonderes der Sammler ein großes Interesse daran hat, zu wissen, ob diese Marke nicht mehr zu haben ist, ehe er sich in langer Polonaise vor dem Schalter aufstellt zum Schaden seiner Zeit und seiner Gesundheit. Die Postbehörde mag recht haben, wenn sie, um ihrerseits die Spekulation etwas einzuschränken, die Auflagenziffern der bisher erschienenen Marken nicht veröffentlichen will. Doch gibt es sicherlich zu keinen Bedenken Anlass, vorkommenden falls im Bedarfsfalle öffentlich zu erklären, dass der Vorrat erschöpft ist. Die Behörde hat auch dem Publikum gegenüber, dessen Gelder sie nimmt, gewisse Pflichten zu erfüllen und ich hoffe, dass meine heutigen Zeilen dazu beitragen werden, diese Frage am „Grünen Tisch“ einmal etwas näher zu ventilieren und meine Anregung in wohlwollende Erwägung zu ziehen.

Erste Postwertzeichen-Ausstellung im Freistaat Danzig

Das steigende Interesse an der geplanten Briefmarkenausstellung ergibt sich aus der zahlreichen Zuschriften und Anmeldungen, die an die Leitung gelangen. Ganz besonders erfreulich ist es, dass nicht nur Mitglieder des Vereins „Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig“, sondern eine Anzahl außerhalb des Vereins stehender Philatelisten ihre Sammlungen zur Ausstellung angemeldet haben. Die Leitung sieht sich jedoch veranlasst, dass ganze Alben wegen der großen Schwierigkeiten, auch um Beschädigung zu vermeiden, nicht ausgestellt werden können. Es werden nur auf einzelne Blätter befestigte Marken angenommen, die bequem unter Glas zu legen sind. Zur Aufklärung sei ferner gesagt, dass es nicht unbedingt notwendig ist, ein Gebiet vollständig auszustellen. So wünschenswert dies ist, soll andererseits auch den Sammlern Rechnung getragen werden, die ihr Sondergebiet gern ausgestellt gesehen hätten und sich nur darum nicht anmelden, weil ihnen vielleicht zwei oder drei Marken fehlen. – Um zu vermeiden, dass einzelne Länder doppelt eingestellt werden, sind nachstehend aufgeführt, zu denen Anmeldungen nicht mehr angenommen werden können: Türkei, Estland, Kriegsmarken der Mittelstaaten, Tschechoslowakei, Österreich-Ungarn (Neuheiten), Vereinigte Staaten, Altösterreich, Argentinien, Österreichische Feldpost, Liechtenstein, Litauen, Japan, Abstimmungsgebiete, Polen (Krakau). Desgleichen können von Ganzsachen und ganz besonders wertvolle Einzelstücke angenommen werden.

Alle anderen Gebiete werden noch bis zu 20.September berücksichtigt. Die Leitung wird dann den Tag der Einlieferung bekannt geben, die zu welchen die angemeldeten Sachen übergeben sein müssen.

Es steht zu hoffen, dass nach den bis jetzt angemeldeten Sachen, die Ausstellung eine sehr gute zu werden verspricht und dass sie dazu beitragen wird, dem Sammelsport weitere Freunde zuzuführen. Am Ausstellungstag ist nach beendeter Ausstellung eine gesellige Zusammenkunft geplant, die Aussteller und Vereinsmitglieder zu einem gemütlichen Abend vereinigen wird.

Danzig 26. August 1920

Zu Katalogisierungszwecken geben wir hier noch einmal eine genaue Aufstellung der am 20 d. M. an den Danziger Postschalter zum ersten mal verausgabten neuen Danziger Briefmarken, die wir als dritte Ausgabe bezeichnen wollen. Der gleichzeitig erschienene 1-Mark-Wert mit Stern schwarz auf 3 Pfennig wäre philatelistisch gesehen der zweiten (Stern-) Ausgabe hinzuzurechnen. Es erschienen danach:
I. Aushilfsausgabe mit Stern auf Danziger Provisorien I: 10 Pfennig bordeauxrot auf 20 Pfennig blau, 25 Pfennig auf 30 Pfennig orangerot und gelb, 1 Mark (schwarz) auf 30 Pfennig desgleichen.
II. Aushilfsausgabe auf deutschen Germaniamarken: 5 Pfennig grün, 15 Pfennig violett 20 Pfennig blau, alle Aufdruck Danzig in blau, 25 Pfennig rotorange und gelb, 75 Pfennig grün und schwarz (beide Aufdruck Danzig in bordeauxrot)
III. Umgewertete deutsche Germaniamarken: 1 ¼ Mark auf 3 Pfennig braun, 2 Mark auf 35 Pfennig braun, 3 Mark grün auf 7 ½ Pfennig orange, 5 Mark rot (Flagge) auf 2 Pfennig grau, 10 Mark schwarz auf 2 ½ Pfennig orange.

 

Die neue (dritte) Ausgabe der Danziger Provisorien ist, wie dies zu erwarten war, sehr reich an Druckzufälligkeiten und Abarten, die aber wohl nur zum kleineren Teil auf ausgesprochene Platten-fehler, als vielmehr auf die Eile des Druckes und nicht immer ganz einwandfreie Materialien zurückzuführen sein dürften. So soll es u.a. wie uns mitgeteilt wird, einen Bogen der 10-Mark-Marken auf 7 ½ Pfennig orange geben, bei dem zwei Marken in der Mitte den hellgrünen wellen-förmigen Aufdruck nicht aufweisen. Wie konnten die Marken leider selbst noch nicht zu Gesicht bekommen, doch handelt es sich möglicherweise um eine in der Mitte verbogenen Zinkplatte, die beim Drucken nicht gut auflag.

 

Herr Hoffmann, Danzig, hatte ferner die Liebenswürdigkeit, uns den 75-Pfennig-Wert mit bordeauxrotem Überdruck Danzig vorzulegen, bei dem letzerer im Worte „Danzig“ zum Teil sehr mangelhafte Buchstaben aufweist. So ist z.b. unter dem Punkte des „i“ noch ein kleinerer roter Punkt wahrnehmbarer und das Schluss „g“ ist in der Mitte des oberen Teiles der Schleife beider-seits ziemlich scharf in der Farbe unterbrochen. Letzteres ist anscheinend durch eine Verletzung des Klischees entstanden und demgemäß als Plattenfehler anzusprechen.

Erste Postwertzeichen-Ausstellung der Freistaat Danzig

Aus Kreisen des Ausstellungs-Komitees schreibt man der „Briefmarken-Rundschau“:

„Die für Ende Oktober geplante Ausstellung des Vereins der Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig“ schreitet in ihren Vorarbeiten rüstig fort. Man ist sich unter den sachverständigen Herren des Ausschusses darüber schlüssig geworden, dass die Ausstellung im Gegensatz zu den meisten bisherigen deutschen Ausstellungen von einer besonderen Prämierung durch Diplome absehen wird. Es sollen für die mit den ersten Preisen gekrönten Aussteller dafür nur Anerkennungsschreiben zuerkannt werden, die den Wert der besonderen ausgezeichneten Ausstellungsobjekte in kurzen Worten zum Ausdruck bringen werden. An Stelle der im Grunde zum Teil langweiligen bunten Diplome, die wenig realen Wert besitzen, wird dem Aussteller mehr mit einer sein Sammlerherz erfreuenden besonders guten Briefmarkenspende gedient sein, die auch zur Bereicherung seiner Sammlung beitragen soll. In diesem Zwecke werden vom Vereins wegen eine Anzahl wirklich wertvollet Briefmarken unter Vermeidung der Spekulationsausgaben!) als Prämie angekauft werden, und als 1., 2., 3. usw. Preise an die Aussteller der hervorragendsten Sammlungen oder Einzelmarken zur Verteilung kommen.

Außer den bereits gemeldeten Objekten, ist dem Komitee u.a. von einem hiesigen Sammler eines der interessanten Gebiete, und zwar Finnland, als Spezialsammlung zur Ausstellung neu angemeldet worden. Auch außerhalb der Grenze Danzigs macht sich schon ein größeres Interesse für die Veran-staltung bemerkbar, was aus verschiedenen Anfragen größerer Firmen und privaten Personen hervorgeht. Es ist beabsichtigt, mit der Ausstellung auch eine Übersicht über die für den Sammler in Frage kommenden Bedarfsartikel, wie Albumblätter, Sammelbuchhefter, Pinzetten, Klebefälze, Fließpapier, Lupen, Wachspapier usw. zu bringen und man rechnet in dieser Hinsicht auch besonders auf die Beteiligung hiesiger größeren Firmen des Papierfaches und anderer für den Philatelisten in Betracht kommenden Gewerbe. Über den Ort und genauen Zeitpunkt der Ausstellung hofft das Komitee in Nächster Nummer der „Briefmarken-Rundschau“ genaue Einzel-heiten bringen zu können.

Die Danziger Aufbrauchs-Ausgabe

An den Schaltern dingt sich seit dem 20. d. M. dem ersten Ausgabetag der dritten Danziger Brief-markenreihe, das Publikum den ganzen Tag über in langer Polonaise, um die neuen Marken noch möglichst rechtzeitig zu hamstern. Schon bald waren einzelne Werte ausverkauft und viele der hohen Werte über 1 Mark sind heute noch ganz vereinzelt an den Schaltern, wenn es das Glück so will, zu haben.

Über drei Viertel der verkauften Marken werden so durch die Sammler und Spekulanten dem Post-verkehr entzogen und kaum ein Viertel bleibt zu wirklichen Frankierungszwecken übrig, obgleich daneben noch einzelne Werte der ersten Ausgabe käuflich zu haben sind. Die oberste Postbehörde hat sich, wie wir bereits früher hervorgehoben, veranlasst gesehen, alle irgendwie erreichbarem Bestände der deutschen Germaniamarken zu lassen, um nicht plötzlich der fatalen Lage gegenüber-zustehen, das Wort „ausverkauft!“ über die Schalter der Postanstalten setzen zu lassen.

Eine gewisse Streckung und Verteilung der ganzen wird sicherlich die getroffenen Anordnungen erreicht werden, so dass der sonst zu befürchtete schnelle Ausverkauf der gebräuchlichsten Werte zum Erscheinen endgültiger Freimarken etwas hinaus gezögert werden kann. Der vorrätige Brief-markenbestand wird aber auch noch dadurch „gestreckt“, dass, wie wir mitteilen, in nächster Woche noch einige weitere Werte zur Ausgabe kommen sollen. Es handelt sich dabei um die folgenden Marken mit schrägem Aufdruck „Danzig“ in Schreibschrift:

2 Pf. (hellgrau), 2 ½ Pf. (dunkelgrau), 3 Pf. (braun). 7 ½ Pf. (orange), 10 Pf. (rot (sämtlich Aufdruck blau), 30 Pf.(rotorange) auf sämisch), 40 Pf (dunkelrot und schwarz) 50 Pf. (lilaschwarz), 80 Pf. (rot und schwarz) letztere sämisch mit bordeauxrotem Aufdruck.

Ferner werden erscheinen für den inneren Dienstverkehr die Werte zu 60 Pf. (Aufdruck blau), 1 Mark (Kupferdruck) und 2 Mark (dunkelblau) letzte beiden Werte in bordeauxrotem Aufdruck.

Es wird Außenstehenden nicht recht verständlich sein, warum gerade die 2- und 7 ½-Pf.-Werte, die demnächst erscheinen sollen, nicht gleichfalls in 5-, 3- oder 10 Mark-Marken, d.h. in die so rasch ausverkauften höheren Werte umgewandelt wurden, 1-, 2-, 2 ½- und 7 ½-Pf. Werte werden in Deutschland mit dem 31.August überhaupt für Frankaturzwecke nicht mehr zugelassen und nach diesem Datum auch nicht mehr umgetauscht. Warum alle diese Werte abermals und ohne jede Wertänderung in Danzig erscheinen mussten, ist nicht ohne weiteres erklärlich, da sie nur in größerer Zusammenstellung für Freimachungszwecke praktisch zu verwenden sind.

Wir hätten es vom philatelistischen Standpunkt aus lieber gesehen, wenn – um auch jeden leisen Anschein der Spekulation auszuschalten – diese Marken nicht im alten Werte zur Ausgabe gelangen würden, doch müssen sich auch die Sammler mit den gegebenen Tatsachen, die aus Sparsamkeits-gründen ausschlaggebend waren, abfinden. Man darf auf das Echo gespannt sein, das die neue Ausgabe in Deutschland und im Auslande finden wird. Wir teilen aber nicht die vereinzelt geäußerten Befürchtungen, dass die Danziger Marken deswegen weniger gern gekauft werden sollen. In Danzig ist, wie die Anschauung lehrt, gerade das Gegenteil der Fall, und der befolgte „Streckungsprozess“ wird, wie verlautet, hoffentlich das Gute haben, das wir die zum Erscheinen der endgültigen Freistaatmarken vor weiteren Provisorien verschont bleiben können.

F.B d, Langfuhr

Die Ausfuhr von Briefmarken ist nicht ausdrücklich verboten, die Einfuhr nach Deutschland von Briefmarken aus dem Ausland, wozu auch Danzig gehört, erfordert eine besondere Bewilligung des Reichskommissars für die Einfuhr Berlin W 30, Potsdamer Straße. Lassen Sie sich von ihrem deutschen Besteller ein ausgefülltes grünes Formular „Statistik des Warenverkehrs“ senden, dass auf den größeren Postanstalten und Steuerämtern erhältlich ist. Dieses Formular legen sie dann ihrem Markenbriefe bei, worauf die Zensurstelle auch Einschreibsendungen und Nachnahmen passieren lässt. Im übrigen verweisen wir sie auf die Notiz in unserer Sammlerecke in Nr. 2, „B.B.“ unter Ed.R. Cassel.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig

Am Montag abend, dem 16. d. M., hielt der Verein seine Hauptversammlung im „Hohenzollern“ ab. die sehr ungemein besucht war. Der Vorsitzende begrüßte die Anwesenden, darunter einige Damen und machte anschließend eine Reihe geschäft-licher Mitteilungen. Aus ihnen ist besonders hervorzuheben, dass der Verein gegen auswärtige unrelle Tausch-Sammler energisch vorgehen und nötigenfalls in den Briefmarken-Zeitungen öffentlich vor diesen Elementen warnen wird. Zur Aufnahme waren dem Verein acht neue Mitglieder vorgeschlagen; ein Beweis dafür, dass der Verein sich wachsender Beliebtheit erfreut und eine immer größer werdende Anzahl von Sammlern in sich vereinigt. Die Tauschobmann-Frage, deren Lösung bisher mit vielen Schwierigkeiten verknüpft war, wurde durch die einstimmige Wahl des Herrn Reher erledigt. Der Verein steht mit mehreren auswärtigen Vereinen zwecks Über-sendnung von Tauschsendungen in Verhandlung. Sobald diese eintreffen, werden die Mitglieder regelmäßig mit Auswahlsendungen beliefert werden. Zur Verlosung, die in jeder Hauptversammlung stattfindet, waren 30 Gewinne eingegangen, von denen allein 30 Stück der Briefmarkenhandelung A. Ehmer gespendet wurden. Den opferwilligen Gebern sich auch an dieser Stelle bestens gedankt. – Eine recht rege Debatte entspann sich über die vom Verein geplante Aus-stellung von Postwertzeichen im Oktober 1920. Von mehreren Rednern wurde auf die Schwierigkeit hingewiesen, die ein solches Unternehmen mit sich bringt; vor allem sei die größte Sorge, ein geeignetes Lokal zu finden. Der Vorsitzende gab darauf eine längere Erklärung über die Entstehung des Projektes. Auch er hält die Lokalfrage für schwierig, hofft aber auf ein verständnis-volles Entgegenkommen der Behörden. Die Peinkammer erscheint nach fachmännischem Urteile für diesen Zweck wenig geeignet, weil es dort an Tischen, vor allem aber an Licht mangelt. Jedenfalls darf gesagt werden, dass die Vorarbeiten zu dieser Ausstellung rüstig weiter schreiten und sich bereits heute ein viel versprechender kleiner Überblick über die zugesagten Ausstellungs-objekte darbietet. – Für die nächste Versammlung ist ein Vortrag eines unserer bedeutensten hiesiger Sammler in Aussicht gestellt. – Anfragen und Auskunft erteilt bereitwillig der Vorsitzende Th. Reimann, Danzig, Langgarten 100, doch wird gebeten, Rückporto beizulegen.

Danzig Nachlese 19. August 1920

Unserem bisher gepflegten Grundsatz gemäß, alle bekannt gewordenen Abarten de Danziger Marken vollständig zu registrieren, verzeichnen wird, dass das letzte 25-Pfennig-Provisorium auf bestimmten Bögen auch mit halben grünen Stern oben vorkommt. Es handelt sich jedes mal um die letzte Marke der rechten Reihe von oben im Bogen. Den Fehldruck hatte Herr Emil Olschewski, Danzig, die Liebenswürdigkeit, uns einzusenden.
Derselbe Herr legte uns gleichfalls zur Ansicht vor ein unteres Blockstück der 50-Pfennig-Marke. Auf einer Mark sind die ersten beiden Buchstaben des Wortes „Danzig“ durch Umlegung des Papierstreifens auf der Rückseite des gummierten Bogens geraten, so dass die Eckmarke, nur noch die Buchstaben „nzig“ trägt. Es handelt sich also auch hier mit einen allerdings sehr interessanten „Makulaturdruck“
Der 15-Pfennig-Wert ist, wie sich nachträglich herausstellt, auch in einer ganz blassen hellbraun-violetten Tönung zur Ausgabe gelangt, so dass man bei dieser Marke alle drei bestimmt ausgesprochene Farbabarten zu unterscheiden hat.
Von dem interessanten Fehldruck „Danzia“ auf 2 Mark (Kupferdruck blau) legte uns Herr Hohmann, Danzig auch einen ganzen Bogen mit Plattennummer H 2376. 20/3 vor, bei der die erste Marke der letzten Reihe dergestalt gekennzeichnet ist.
Von derselben Seit wurde uns gezeigt ein Bogen des 15-Pfennig-Wertes, bei dem die letzte Marke in der siebenten Reihe als fehlerhaftes „D“ aufweist, das wie ein deutliches „T“ anmutet.

Erste Postwertzeichen-Ausstellung im Freistaat Danzig

Die für den Oktober geplante Ausstellung des Vereins Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig erscheint, wie erfreulicherweise mitgeteilt werden kann, bereits heute als gesichert. Als Ausstellungsgegenstände sind bisher von Vereinsmitgliedern gemeldet worden:

Altdeutschland, Kriegsmarken der Mittelstaaten, Bayern, Liechtenstein, Alt-Frankreich, Estland, Tschechoslowakei, Deutschösterreich, Ungarn-Neuheiten, Argentinien Vereinigte Staaten, eine Spezialsammlung der Türkei, Zeitschriften und Buchliteratur usw. usw.

Als Meldeschluss für die Ausstellung ist vorläufig der 20.September vorgesehen worden. Auswärtige Interessenten werden gebeten, sich möglichst bald zur Einholung weiterer Auskünfte mit dem Vorsitzenden des Vereins Briefmarkenfreunde, Herrn Th. Reimann, Danzig, Langgarten 100 in Verbindung setzen zu wollen. Für die besten und wertvollsten Ausstellungsobjekte steht eine Anzahl von Ehrendiplomen in Aussicht. Weitere zweckentsprechende Mitteilungen werden an dieser Stelle allwöchentlich veröffentlicht werden.

Die Danziger Neuheiten

Neue Provisorien, die man wohl am besten als dritte oder „Aufbrauchausgabe bezeichnen kann, werden entsprechend der Vermeldung in der „Danziger Zeitung vom 15.August um 20. d. M. an den Postschaltern des Freistaates zur Ausgabe kommen. Es handelt sich sämtlich um deutsche Germania- Marken, mit verschiedenartig gestellten und verschiedenfarbigen Aufdrucken. Für einem Teil der Marken sind ältere Restbestände der deutschen 2, 2 ½, 7 ½, 3, 5, 10, 15, 20 25, 30, 40 50, 60, 75 Pfennig, 1 und 2 Mark-Werte (letzte beiden Kupferdruck-Ausgabe!) verwendet worden.

Erschienen ist bekanntlich schon Am 17. d. M. als Vorläufer (der philatelistisch aber zur zweiten Ausgabe gehört) ein Provisorium: 10 auf 20 Pfennig. Dieses ist geschaffen worden durch Bordeaux-roten Aufdruck einer großen 10, Ausblockierung des Wortes „Deutsches Reich“ und der Ziffer 20 rechts und links oben durch einen sechsstrahligen bordeauxroten Stern auf der Danziger Marke zu 20 Pfennig blau.

Der Aufdruck auf den Wertzeichen zu 2, 2 ½, 7 ½, 3,5, 10, 15, 20, 35 und 60 Pfennig ist blauschwarz; bordeauxroten Aufdruck in Druckschrift haben die Marken zu 25, 30,40, 50 75 Pfennig, 1 und 2 Mark. Die früheren deutschen Werte tragen den Aufdruck Danzig in schräger großer Schreibschrift unter gleichzeitiger Ausblockierung des Worte „Deutsches Reich“. Die durch Aufdruck umgewerteten Marken erhielten überdies zur Sicherung gegen Fälschungen einen feinen Wellenlinien bestehenden Tonunterdruck in graugrüner Farbe, eine philatelistische Neuerung, die besonders hervorgehoben werden muss. Die neuen Werte zu 60 Pfennig und 2 Mark sind nur für den inneren Postverkehr bestimmt und werden an das Publikum an den Schaltern nicht abgegeben. Der ganze Satz hat einen Nominalwert von 26,55 Mark.

  1. 30-Pfennig-Marken in 1-Mark-Marken. Beschreibung: Die bisherige Wertangabe ist durch einen sechseckigem Stern ausblockiert.. Die Wertangabe 1 steht am oberen Rande in der Mitte der Marke, rechts und links davon steht das Wort Mark in Druckbuchstaben. Zur Umwertung sind die von der Reichsdruckerei gelieferten 30-Pfenning-Marken mit dem Aufdruck „Danzig“ Aufdruck schwarz.
  1. 2-Pfennig-Marken in 1 ¼-Mark-Marken. Die bisherige Wertangabe ist durch die Ziffer 1 ¼ überdruckt. Zwischen beiden Zahlen befindet sich das Zeichen „M“. Die Inschrift Deutsches Reich ist durch „Danzig“ in Druckschrift verdeckt. Farbe des Aufdruckes: rotbraun.
  1. 35-Pfennig-Marken in 2-Mark-Marken. Die Wertangabe 35 ist durch die Ziffer 2 überdruckt. Zwischen beiden Teilen befindet sich das Wort Mark. Die Inschrift „Deutsches Reich“ ist durch „Danzig“ in Druckschrift bedeckt. Farbe des Aufdruckes: blau.
  1. 7 ½-Pfennig-Marken in 3-Mark-Marken. Bisherige Wertangabe ist durch Mark überdruckt, dazwischen die Ziffer 3. Inschrift „Deutsches Reich“ ist durch „Danzig“ in Druckschrift verdeckt.
  1. 2-Pfennig-Marke in 5-Mark-Marke. Bisherige Wertangabe durch Mk. überdruckt.. Dazwischen befindet sich eine große Zahl 5. Das Germaniabild ist durch eine rote querstehende flatternde Danziger Wappenflagge bedeckt. Die Inschrift „Deutsches Reich“ ist durch „Danzig in Druck-Schrift überdeckt. Farbe des Überdruckes: hellrot.
  1. 7 ½ -Pfennig-Marken in 10-Mark-Marken. Die bisherige Wertangabe ist durch die Zahl 10 überdruckt. Dazwischen das Wort „Mark“ in Schreibschrift. Die Marke enthält einen schrägen Aufdruck „Danzig“ in Schreibschrift. Die Inschrift „Deutsches Reich“ ist durch schraffierte gekreuzte Linien ausblockiert.. Farbe des Überdruckes: schwarz.

Wie wir in letzter Stunde hören, werden am Freitag nur die Markwerte geschlossen an den Post-schaltern (mit Ausnahme der 2 Mark !) an das Publikum abgegeben werden, sowie einzelne kleinen Werte. Die übrigen kleinen Werte sollen erst nach und nach in den Verkehr kommen.

Die philatelistischen Uberrauschung

Aus dem Tohuwabohu der unzähligen Nachkriegsmarken klingt jetzt immer vernehmbarer an das Ohr des ersten Sammlers eine Stimme, die da ruft: „War diese Ausgabe wirklich notwendig?“

Wir werden überschwemmt mit Marken, Marken, Marken aller möglichen Gebiete, deren Grenzen zum teil staatsrechtlich nicht einmal festgelegt sind, und für deren Ausgabe im Grunde niemand so recht die Verantwortung tragen kann.

Auch in unserem Freistaat v stehen wir wieder wie die „Danziger Zeitung“ vom letzten Sonntag bereits ankündigen konnte, vor der Ausgabe neuer Briefmarken deren Notwendigkeit von den Nichteingeweihten draußen im Reich und im philatelistischen Ausland den ersten Blick kaum sofort verstanden werden wird. Dennoch war es für Danzig wie wir bereits in Nr. 6 der „B.R.“ vom 20.Juli bemerkten, durchaus erforderlich beizeiten für Ersatz der zu Ende gehenden bisherigen Briefmarkenbestände zu sorgen. Die Reichsdruckerei in Berlin, mit Arbeitern überhäuft, kann nicht mehr so viel und so rasch liefern. Wie Danzigs Oberste Postbehörde es wünschen musste und andererseits war auch die äußerste Sparsamkeit der Schaffung neuer Postwertzeichen geboten. Der oberste Leiter unseres Postwesens, Postrat Zander, der nun aber auch dem Grundsatz: „Erst wägen, dann wagen“ alle an dieser Stelle anfangs gestreiften Einwendungen wohl überlegt, ehe er einer hiesigen angesehenen Buchdruckerei den Druckauftrag erteilt.

In Danzig erzählt sich die Schuljugend, dass der britische Oberkommissar Sir Reginald Tower, in seinen wenigen Mußestunden selbst dem Briefmarkensport huldige. Wir wollen und können dieses Gerücht nicht kontrollieren, wohl aber wissen wir, das Sir Reginald sich persönlich viel mit der Ausgabe neuer Danziger Marken beschäftigt und verschiedentlich darüber mit dem Leiter unseres Postwesens verhandelt hat. Postrat Zander ist es allerdings in erster Linie, der die schwierigsten Vorarbeiten und die in jeder Weise korrekt bewirklte Ausfüh des Auftrages verantwortlich zu überwachen hatte. Ich soll an dieser Stelle auch der Bank aller Danziger Philatelisten für die nun glücklich zu Ende geführte vorzügliche Leistung ausgesprochen werden.

Bei der Betrachtung und Prüfung der ganzen Reihenfolge wird man allerdings nicht allen neu geschaffenen Marken in Bausch und Bogen vom praktischen, ästhetischen und philatelistischen Standpunkt aus das nämliche Lob zuerkennen dürfen. Schon der öliggrüne Überdruck der 25 und der Sterne auf dem Danziger 30-Pfennig-Wert dürfte, wie bereits in der erstem Besprechung hervorgehoben in täglichen Verkehr besonders bei minderwerter Beleuchtung zu Verwechselungen mit der 30-Pfennig-Marke Veranlassung geben. Das Grün verschwimmt und hebt sich schlecht von dem dunklen zweifarbigen Untergrund ab. Etwas zweckentsprechender und praktischer wirkt schon die schwarze sternförmige Ausblockierung der beiden Wertziffern und die am oberen Rande in der Mitte stehende schwarze Wertziffer 1neben dem Worte Mark. Auf der neu überdruckten 30 Pfennig, da die Hervorhebung des neuen Wertes hier deutlicher hervortritt. Doch ist der Gesamteindruck auch hier unschön. Dieser Missstand ließ sich aber beim besten Willen mit den gegebenen Mitteln nicht vermeiden

Für den neuen Wert zu 1,25 kam nur die 3 Pfennig-Marke in Betracht. Die rotbraune Farbe des Wortes Danzig in Druckschrift das die Inschrift Deutsches Reich verdeckt, wirkt hier diskret und die das M flankierenden Ziffern 1 ¼ heben sich trotz der grundfarbenähnliche Nuance genügend ab. Die durch blauen Überdruck erfolgte Umwandelung der kastanienbraunen 35 Pfennig in 2 Mark ist vornehm und zart gehalten. Einen überaus geschmackvollen und ansprechenden Eindruck macht auch der bordeauxroten Schreibschrift-Aufdruck Danzig quer über die dunkelrote 1-Mark-Kupfer-druck-Marke. Bei ihr besteht die gleichfalls bordeauxrote Kupferdruck der Marke Deutsches Reich aus einem die untere Leiste nicht ganz ausfüllenden und nicht bis zu den Rändern des Markenbildes gehenden Strich.

Der neue 3-Mar-Wert grün auf 7 ½ Pfennig orange darf als glücklose Farbenzusammenstellung bezeichnet werden; dagegen wirkt der schwarze Überdruck auf 7 ½ Pfennig, die Zahl 10, das Wort Mark und der schräge Danzig in Schreibschrift mit der durch schraffierte gekreuzte Linien aus blockierten Inschrift „Deutsches Reich“ etwas zu gehäuft und massig.

Am originellsten und für den Sammler interessanten, ist aber der neu 5-Mark-Wert, bei dessen Überdruck vielleicht eine in der „Danziger Zeitung“ schon im Februar d. J. gegebene Anregung befolgt wurde. Hier zeigt die alte eingezogene grau 2-Pfennig-Marke zum ersten Mal in der Philatelie das Danziger Banner. An einem von rechts unten nach links oben quer über das Germaniabild gestellten Flaggenstock flattert die alte rote Hanseatenflagge mit den beiden deutlich sichtbaren weißen Kreuzen: „Nec temere – nec timide!“

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig

Der Verein hält am kommenden Montag, abends 7 ½ Uhr, im „Hohenzollern“ (Langer Markt) seine monatliche Hauptversammlung ab, zu der das Erscheinen aller Mitglieder erwünscht ist. Der Vorstand wird Bericht erstatten über die Neuregelung des Tauschverkehres und die Neuheiten-Besorgung. Ferner wird Näheres über die geplante Veranstaltung der ersten Briefmarken-Ausstellung im Freistaat mitgeteilt und eine rege Beteiligung sämtlicher Mitglieder empfohlen werden. Eine Verlosung ist abermals vorgesehen, besondere Einladungen zur Versammlung erfolgen diesmal nicht. Anmeldungen von Gästen nimmt noch entgegen der Vorstande, Herr Th. Reimann, Langgarten Nr. 100.

Die Postwertzeichen-Ausstellung in Danzig

Aus Kreisen des Ausstellungs-Kommitees zur Vorbereitung der ersten Postwertzeichen-Ausstellung im Freistaat Danzig schreibt man der „Briefmarken-Rundschau“: es macht sich, wie aus vielen Zuschriften, auch von außerhalb, hervorgeht, bereits ein lebhaftes Interesse für die im Oktober in Danzig geplante philatelistische Ausstellung bemerkbar. U.a. liegen schon Anfragen großer Sammler vor, die gern bereit sind, Teile ihrer Sammlungen, Spezialgebiete, wie deutsche Kolonien, Finnland, Türkei usw. auszustellen. Auch die Frage der Einlieferung von Glasplatten zum Schutze der auszustellenden Gegenstände bietet keine Schwierigkeiten mehr, da eine hiesige Firma sich in entgegenkommender Weise dazu bereit erklärt hat. Bis zur demnächtigsten Veröffentlichung des genauen Programms werden Firmen und Privatpersonen in Deutschland und im Auslande, die eine Beteiligung in Erwägung ziehen, sind an dem Vorsitzenden des Vereins „Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig“ Herrn Th. Reimann, Danzig Langgarten 100 zu wenden, der zu jeder gewünschten Auskunft gern bereit ist.

Danzig. Am 10.d.M. ist das erste amtliche Danziger Provisorium, das infolge der auf 25 Prozent ermäßigten Briefportotaxe innerhalb des Freistaatgebietes erforderliche wurde, an dem Postschaltern zur Ausgabe gelangt. Überdruckt wurde die Danziger 30-Pfennig-Marke mit einer großen dunkelgrünen 25 über die Mitte des Germaniakopfes und oben mit zwei grünen sechs-strahligen Sternen, die beiden früheren Ziffern 30 bedecken. Das Grün zeigt von links betrachtet, einen metallischen Glanz, kommt auf der Marke aber nicht sehr scharf zu Ausdruck, so dass im Postverkehr das Publikum Verwechselungen mit der ursprünglichen 25-Pfennig-Marke mitunter nicht ausgeschlossen sein werden.

Die ersten Danziger Provisorien.

In den nächsten Tagen werden nun, wie wir erfahren, die ersten amtlichen Danziger Provisorien, die zum Teil zum Ersatz der sich der erschöpfenden Bestände gewisser meistgebrauchter Werte dienen, verausgabt werden. Es sind die vom Publikum und von den Postanstalten des Freistaates eingezogenen deutschen 30 und 20 Pfennig-Germania-Marken mit einer neuen Wertangabe ganz über den Markenbild überdruckt werden. Die 30-Pfennig-Marken erhielten im Überdruck die Angabe, dass sie jetzt 25 Pfennig gelten die 20-Pfennig-Marken, dass sich jetzt einen Frankaturwert von 10 Pfennig besitzen.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig. Der Vorstand des Vereins, vereinte sich am Montag nach der Tauschzusammenkunft im „Hohenzollern“ zu einer Besprechung übe die Wahl eines Tauschob-mannes, über die Tauschbestimmungen und andere Fragen. Es wurde beschlossen der nächsten Hauptversammlung Herrn Reher als Tauschobmann vorzuschlagen. Ferner wurden „Richtlinien“ über die Aufnahme neuer Mitglieder aufgestellt, die der nächsten Versammlung zur Genehmigung vorgelegt werden sollen. Grundsätzlich kam man überein, dass nur Gäste bei den Versammlungen anwesende Herren, Privatsammler wie Händler, bei etwaigen Versteigerungen von Briefmarken einen bestimmten Prozent über den vom Verein festzusetzenden Höchstpreis an die Vereinskasse abzuführen hätten. Bei der nächsten Versammlung wird eine große Anzahl deutscher und fremdsprachiger philatelistischer Zeitschriften zur Ansicht ausliegen.

Verein für Briefmarkenkunde E.V. Danzig. Der Verein hielt am Montag, den 2.August, seine zahlreich besuchte Monatsversammlung im Vereinslokal „Hohenzollern“, Langer Markt, ab. Außer der Erledigung einiger interner Fragen wurde die Aufnahme eines neuen Mitgliedes vorgenommen und verschiedene philatelistischer Neuheiten verteilt, wie z.B. Bayern Bilderserie mit Aufdruck „Deutsches Reich“, der nun erschienenen Werte zu 80 Pfennig, zu 2 und 4 Mark, ferner die neuen deutschen Provisorien zu 1,25, 150 und 2,50 Mark, von denen der letzte Wert (Kupferdruck) nur in kleiner Auflage schienen ist. – Der Tauschverkehr und Auswahlsendungen haben in letzter Zeit wieder zugenommen, so dass alle Teilnehmer an den Tauschsendungen wohn genügend Tausch-material entnehmen konnten.

Regelmäßige Zusammenkünfte der Mitglieder finden an jedem Montag, abends von 7 – 10 Uhr, im Vereinlokal „Hohenzollern“, Langer Markt statt. Am ersten Montag im Monat tags stets die ordentliche Monatsversammlung an derselben Stelle.

Aufnahme neuer Mitglieder, Gäste und Freunde der Philatelie nach vorheriger schriftlicher oder mündlicher beim Ingenieur Minnich, Schuitensteg 5.

Danzig Nachlese 9. August 1920

Auch der 50-Pfenning-Wert weist zwei stark voneinander abweichenden Tönungen des Papiers auf, ähnlich wie die 30-Pfenning. Es gibt 50-Pfennig-Marken auf sämischen und auf lachsfarbigen Papier, von denen die ersteren weit seltener sind.

Stark durchschlagender Druck auf der Rückseite wurde bei den 15-Pfennig und 1-Mark-Werten beobachtet. Alle diese Abarten hatte Herr Neubrand, Langfuhr, die Liebenswürdigkeit und vorzu-legen.

Eine weitere namentlich für „Blocksammler“ zu beobachtende Abart gab uns Herr Ing. F. Minnich bekannt. Auf einem von ihr gekauften Bogenteil der 1,50-Marke ist die untere linke Eckmarke ohne den schwarzen Aufdruck „Danzig“ geblieben während dieser Aufdruck auf de gummierten Rückseite des perforierten Papierrand erscheint. Wie ein leichter, durch den unteren Papierrand gehender Bruch und die durchgeschlagene farblose Prägung des Wortes „Danzig“ auf der Rückseite der vorderseitig unbedruckt gebliebenen Marke beweist, handelt es sich hierbei um eine umgeschla-gene Papierecke, also wiederum um einen ausgesprochenen Makulaturbogen.

Briefmarken-Ausstellung in Danzig. Oktober 1920

Im Reiche hat man schon früher vom Danziger behauptet, er sei etwas langsam und allzu bedächtig in seinen Entschlüssen. Er überlegte erst lange und hätte dann meist zu spät zur Ausführung einer wirklichen Tat, einer Leistung oder auch einer guten Geschäftsidee, das andere ich, mittlerweile vor der Nase weggeschnappt hätten.

Auf die „Philatelie“, das Briefmarkensammelwesen übertragen. Schien es zu Anfang dieses Jahres fast, als sollten die Ereignisse oder vielmehr Nichtereignise den deutschen Nachbarn jenseits der Grenzen dem Freistaate recht geben. Die eigenen schon seit Herbst 1919 angekündigten Danziger-Marken ließen lang und immer länger auf sich warten. Der Wonnemonat ging vorüber, ohne der gespannt alle Vorzeichen beobachtenden internationalen Sammlergemeinde die erhofften Blüten am emporschießenden jungen Danziger Reis der Philatelie zu bescheren. Erst am 14.Juni brachte uns zugleich mit dem Eröffnungstage der Verfassungsgebende Versammlung eine in ihren Wertstufen noch nicht einmal vollständige Reihe von elf unausgereiften Briefmarken, Überdruckprovisorien mit dem von sechs schwarzen Lettern ausblockierten Deutsches Reich.

Aber es war, was an dieser Stelle hervorgehoben sein muss, nicht die philatelistische Gemeinde Danzigs, die Schuld an der Verzögerung trug; sonder das zur Bureaukratentum namentlich auch außerhalb der Freistaatgrenzen, erwies sich als Vater dieser wie so vieler anderer Hindernisse. Die Danziger Briefmarkenkundigen haben schon in früheren Jahren gezeigt, welch gesunder Kern ihren Bestrebungen zugrunde lag, und sie ließen sich auch von niemand die Butter vom Brote wegnehmen. Beweis dessen war vor allem zu damaliger, uns heute so fern liegender Zeit, da Krieg und Kriegsgeschrei noch nicht die ganze Welt verbitterten, jene ausgezeichnet organisierte und mit glänzendem Erfolge durchgeführte erste große Briefmarkenausstellung in der Peinkammer“, zu deren Gelingen, die hiesige älteste Sammlerorganisation, der „Verein für Briefmarkenkunde“, mit ihrem tüchtigem Vorsitzenden an der Spitze die reichsten Talente innerhalb ihrer Mitgliederschar aufgeboten hatte. Die packenden Plakate am Stockturm vor dem Langgasser Tor, entworfen von einem noch heute auf anderem Gebieten sehr tätigen Danziger Künstler, erschlossen damals, bildlich gesprochen auch so manchem Laien die bisher vernagelte Tür zur Peinkammer. Sie wiesen den Weg zur stillen Sammlerklause, des Philatelisten, der bei Betrachtung seiner Lieblinge, himmel-hoch jauchzen, aber auch in schwebender Pein langen und bangen kann ob seiner Schätze, die „Motten und Rost fressen“ . Das Ergebnis dieser ersten öffentlichen Briefmarkenausstellung übertraf nicht nur die materieller, sondern auch in ideeller Beziehung alle Erwartungen. Unter den annähernd tausend Besuchern zählte man eine große Menge philatelistisch wissbegierige Neulinge und Schüler, die seither meist der Sache treu geblieben sind. Zwar hat „Mors Imperator“ leider auch ihre Reihen während des grausamen Weltkriegs etwas gelichtet, aber ein Teil der damaligen jungen Sammlergarde ist inzwischen zu ersterer Beschäftigung mit der Philatelie herangewachsen, deren Reize sich mittlerweile ihnen voll entschleiert haben.

Im wunderschönen Monat Mai dieses Jahres entwickelte sich auf dem vorhandenen älteren Kultur-boden ein Spross nach dem anderen gemeinschaftlich zu einer vielzweigigen Baumkrone, in deren Schatten nun im Hochsommer ein Plan der Verwirklichung entgegen reift, für den der junge Verband Briefmarkenfreunde, Freie Stadt Danzig verantwortlich zeichnen soll.

Es handelt sich, wie die „Briefmarken-Rundschau“, der Chronistenpflicht genügend, mit Freude melden kann, um die bereite ziemlich weit gediehenen Schritte zur Veranstaltung einer zweiten, der großen Öffentlichkeit zugänglichen Danziger Briefmarken – Ausstellung. Sie ist für den Monat Oktober beabsichtigt und darf schon heute auf die tatkräftige Unterstützung hiesiger wie auch auswärtiger bedeutender Sammler und erprobter Philatelisten rechnen. Ob die Peinkammer, wie die „Briefmarkenfreunde stark hoffen, seitens der dafür maßgebenden Instanzen wieder für den belehrenden, in gutem Sinne unterhaltenden und kulturellen Zweck zur Verfügung gestellt werden kann, bleibt abzuwarten. Jedenfalls aber wird die an einem Sonntage zu eröffnende Veranstaltung weder am Lokalmangel noch – wie in Kassel – an fehlenden Glasplatten zum Schutze der Ausstel-lungsobjekt scheitern, da alle diese Nebenumstände bereits reiflich durchdacht worden sein.

In erster Linie wird, wie es sich für Danzig, als dem zukünftigen internationalen Umschlagplatz und Zentralort einer bedeutenden Postwertzeichen-Sammlergemeinde des philatelistischen Verkehrs und des Handels zwischen dem Osten, dem Reich und dem Ausland geziemt, es darauf ankommen, das eigene Danziger Sammelgebiet in allen Verzweigungen zur Anschauung zu bringen. Daneben aber sollen die „östlichen Markenländer, Spezialsammlungen von Deutschland und dem ehemaligen Kolonien große Briefmarkenraritäten der ganzen Welt, sowie eine außerordentlich vielseitige Kollektion neuer deutscher und fremdsprachiger Fachzeitschriften und Buchliteratur ausgestellt werden. Über alle weiteren Einzelheiten den Schluss des Anmeldetermins für Ausstellungsgegen-stände usw. wird in den nächsten Wochen an dieser Stelle noch ausführlicher zu sprechen sein.

Die Hauptsache ist, dass der junge aktive Verein mit dem Grundsatz an die Arbeit geht, „frisch gewagt, ist halb gewonnen“. Wir wünschen ihm im Interesse de Philatelie und auch Danzigs einen vollen, schönen Erfolg.

G.O.K.

Philatelistische Streifzuge durch Danzig

Zu Ben Akibas Zeiten gab’s noch keine Briefmarken, was ja allerdings nicht ausschließt, dass der tief schürfende Forschergeist eines Tages eine der Postwertzeichen ähnliche unalt-arabische Institution „auszubaldowern“ vermag. Aber dennoch kann der vielzitierte alwissende Rabbi aus dem Morgenlande mit seinem berühmten Wort „alles schon da gewesen“ auch vom philatelistischen Standpunkt aus nicht ohne weiteres Lügen gestraft werden. Ist doch namentlich auch in Danzig das Interesse eines größeren Publikums es allen, was irgend nach einer Briefmarke aussieht, nach Ausgabe unserer eigenen Postwertzeichen nun wieder in ähnlicher Weise geweckt und lebendig geworden, wie schon vor 34 Jahren. Damals brachte und der 19.September 1886 in der „Hansa I“ eine Danziger Privat-Stadtpost und damit gleichzeitig postamtlich allerdings nicht anerkannte Danziger Briefmarken und Ganzsachen.

Aus der entschwundenen Jugendzeit, da man begeistert nur Göttin, „Philatelia“ schwur, werden heute alle Erinnerungen an jede Tage wieder lebendig, als man erstes Zschiesche & Köder-Verdruckalbum, eines starken braunen Leinwandband mit Gold- und Schwarzdruck Deckel-pressung, andächtig auf der Veranda in der Zoppoter Wilhelmstraße mit allerlei Briefmarken-Raritäten füllte. Man hatte sie, trotzdem die Lehrer damals sämtlich gegen das Briefmarkensammeln eiferten, in den Klassenzimmern der Obertertia, wenn’s der Schulhof war in St. Johann war, einge-tauscht oder auf dem Heimweg in der Ketterhagergasse in der damaligen Papierhandlung von Schwermer (neben dem Hause der „Danziger Zeitung“!) erworben, die in Danzig Mitte der 80er Jahre im begründeten Rufe stand, die besten und preiswertesten Briefmarken zu führen. Es befanden sich darunter so manche „Kapdreiecke“, Kirchenstaatoriginale. „Thurn und Taxis-Ziffern“, Sardinien und alte Schweizer Kantonalmarken neben zeitgemäßen, eben erst erschienenen Neuheiten, wie den ersten schönen Marken des Fürstentums Monako mit dem Medaillonbildes des Fürsten Karl im Lockenhaar und martialistischem „Henry Quatre.“

Aber erst die neuen, damals überall in Deutschland von Privatpostwertzeichen Sammlern viel begehrten Danziger Briefmarken. Der von M. Pannemann und H. Regier gegründeten Hansa I Privatpost schufen, eine willkommene Gelegenheit, auf vorteilhafte Weise im Tauschverkehr mit Städten wie Stettin, Wien und – eine wie noch deutsch in Erinnerung steht – besonders mit einem braven Tauschfreund in Mährisch-Ostrau bessere Staatspostmarken für die eigene Sammlung zu erwerben. Saß man doch in Danzig ähnlich wie heute da die neuen Freistaatmarken außerhalb in überaus in der Tauschverkehr-Schätzung stehen, an einer nicht so leicht versiegenden Quelle. Für ein paar Pfennig vermachte man die interessantesten Fehldrucke „Hans“ statt „Hansa“ zu ergattern. 1890 gab es bei der „Hansa II“ dann die interessanten, zwar nicht offiziellen, aber doch zugelassenen Halbierungen der Merkurstaat-Marken 1 Pfennig grau-schwarz und 2 Pfennig rot-orange; ferner spielerische, aber gern eingetauschte Phantasie-Zusammenstellungen von Frankaturen, in deren Sammlerfreund B., der in diesem Frühjahr in einem Dörfchen des Freistaat-gebietes wie man las. 25-jähriges Seelsorger-Jubiläum feiern konnte, unermüdlich war. Ob der Herr Pfarrer, der während des Krieges trotz der Postsperre unermüdlich für die geistige Nahrung der armen deutschen Kriegsgefangenen auf Korsika zu sorgen verstand, wohl jener Zeiten und des Schreibers dieser Zeiten erinnerte?

Im alten Danziger Verein für Briefmarkenkunde, dessen Vorsitzender der als unfehlbarer Marken-prüfer sehr geschätzte damalige technische Leiter der Pumpstation H. war und der im Winter im gemütlichen Hinterzimmer eines Restaurants der Heiligen Geistgasse am Tor nächtigte, herrschte damals ein reges philatelistisches Leben und ein vortreffliches gegenseitiges Verhältnis, zwischen den Mitgliedern und Tauschfreunden. Besonders beliebt war das alljährlich mit einem Ball verbundene Stiftungsfest im Gesellschaftshaus, wo bei reich besetzter Abendtafel manch humor-voller philatelistischer Toast – auch in Versen – stieg und wo der Kotillon Herren und Damen so manche schöne Briefmarke, angekauft aus den reichen Mitteln des Vereins, als Geschenk brachte. Dem Danziger Verein gehörten damals übrigens auch mehrere Mitglieder des Berliner Sammler-bundes „Globus“ an, der Anfangs der 90er Jahre eine eigene Umfangreiche Monatszeitschrift, namentlich für jüngere Briefmarkensammler bestimmt, herausgab, bei deren Redaktion sich der Schreiber dieser Zeilen seine ersten Journalistischen Sporen verdiente.

Tempipassanti! Wer sich aus jenen verflossenen Zeiten noch das alte Sammlerherz und offene Augen für das philatelistische Leben unserer Hansestadt bewahrt hat, kann wohl auch heute noch allerlei berichten, was den Danziger Briefmarkenfreund ein wenig zu unterhalten vermag und auch den auswärtigen Philatelisten interessiert.

In Streifzüge durch das philatelistische Danzig, wenn auch nicht in der Verkleidung Harun al Raschids, wollen wir heute starten und in der Folge dann in der „Briefmarken-Rundschau“, soweit es Zeit und Gelegenheit verstatten, das Wissenswerteste zu skizzieren versuchen.

Am Brunshöfer Weg 45a, in Danzigs gründurchwirkter westlicher Villenvorstadt, erhebt sich, anstoßend an einen parkartig ausgestatteten Gartenhof, der große moderne Gebäudekomplex in dem das erste Spezialpostwertzeichengeschäft des Freistaates, die vor einem Jahre begründete und handelsgerichtlich eingetragene Firma Karl Riedel, ihr Heim aufgeschlagen hat. Die Giebelseite krönt ein Adler aus Stein, zwar nicht der alte Preußenaar, sondern ein flügelschlagender Vogel in seiner Silhouette am meisten an den trotzigen Adler im mexikanischen Staatswappen gemahnend, der ja auch auf den Briefmarken der Republik im Bilde festgehalten wird. Es mag dem Inhaber der Firma täglich ins Gedächtnis zurückrufen, dass Mexiko das erste überseeische Land war, mit dem er im Frühjahr geschäftliche Verbindung, einen Markenaustausch- und Kaufverkehr zwischen Danzig und Ciudad Mexiko anzuknüpfen vermochte, das sich mittlerweile in den Riedelschen Auswahl-heften zur Freude aller Auslandssammler in Form mexikanischer Kriegsmarken aller Art kristalli-sieren konnte. Wenngleich die Firma als Lieferant nicht nur von Sammlern, sondern auch seiner großen Händlerschaft in erster Li nie bisher die Marken der Ostgebiete gepflegt hat und weiter pflegen wird, besitzt sie doch bereits ein Korrespondentennetz in fast allen Ländern. Sie ist ständig bemüht, neue Verbindungen auch in Übersee anzubahnen. Einkaufsmöglichkeiten vorzugsweise aus erster Hand ausfindig zu machen und Ware in größeren Posten zu beziehen, um jeder Konkurrenz die Spitze bieten zu können. Gerade das Auslandsammeln dürfte nach Erscheinen der bereits angekündigten neuen Münchener und Leipziger Generalkataloge nach der „großen Mode“ der Kriegs-, Revolutions- und Abstimmungsmarken sehr wahrscheinlich wieder mehr in Aufnahme kommen und die Firma Riedel mit beizeiten für die zu erwartende große Nachfrage in jeder Beziehung gut gerüstet dastehen. Allerdings hat Herr Riedel, was ja keinem großen Briefmarken-händler auf die Dauer erspart bleibt, letzthin mit einer viel interessierenden Londoner Briefmarken-firma, deren Inhaber dem Namen nach Franzose ist, im Engrostauschverkehr schlechte Erfahrungen machen müssen. Der Mann lässt neuerdings überhaupt nichts mehr von hören, so dass gemeinschaftlich mit geschädigten Berliner Händlern und durch Vermittlung einer beim Internationalen Postwertzeichenhändlerverein angeschlossenen Londoner Markenfirma weitere Schritte gegen den unreellen Kunden eingeleitet werden mussten.

In Danzier Schülerkreisen gehen allerlei Mären über die Art und Weise, wie Herr Karl Riedel, der übrigens den Krieg im Osten mitgemacht hat und neun Monate in russischer Gefangenschaft war, ehe er über Schweden ausgeliefert wurde, dazu gelangte, Briefmarkenhändler zu werden. So wie die geschäftige Fama wissen, Herr Riedel habe an einer durch Zufall billig erworbene Marke – häufig wird in dieser Verbindung von Laien dann gleich, um alles zu übertrumpfen, die berühmte blaue Mauritius genannt – ein Vermögen verdient und sei so „auf den Geschmack gekommen“, sich beruflich ganz den Briefmarken zu widmen. Alles das sind unbegründete Phantasien, Herr Riedel ist vielmehr seit seinen Jugendjahren eifriger und kenntnisreicher Sammler, den die Liebe zur Philatelie nach Friedensschluss dazu trieb, sich auf diesem zeitgemäßen Gebiet eine eigene Existenz zu schaffen.

Die Firma, die seit einigen Monaten auch in Danzigs verkehrsreichster Gegend, am Kohlenmarkt 8, eine eigene Verkaufsstelle unterhält, beschäftigt neben dem Alleininhaber Karl Riedel und seinem Prokuristen, Herrn Joachim Giebeler, aus Danzig, bereits ein größeres Personal und ein weiterer Ausbau der Handlung – man spricht von einer neuen Geschäftsstelle auch an einem Hauptorte Deutschlands – ist geplant. In diesen Tagen beabsichtigt übrigens Herr Giebeler eine Einkaufs-Rundreise durch Deutschland anzutreten, um der Firma angebotene größere alte Sammlungen und Dublettenläger zu besichtigen und zu erwerben, was dem Danziger Kundenkreise der Firma in erster Linie zugute kommen wird. Die Firma wird im Herbst dann auch noch mehr als bisher in der Lage sein, ältere gesuchte Europa- und klassische Marken Deutschlands den vielen Liebhabern dafür anzubieten.

Zur Zeit erfreut sich das von der Firma neu zusammengestellte Spezialpaket „Danzig I“, das 76 verschiedene Marken dabei eine Reihe kompletter Sätze in guter Erhaltung enthält, als sehr preiswert besonderer Beliebtheit. Demnächst sollen zur Ergänzung weitere Paketzusammen-stellungen mit vollständig anderen Marken folgen, wie uns die Firma mitteilt, so dass mit der Zeit auf diesem Wege eine kleine interessante Sammlung für sich aufgebaut werden kann. (Viator).

Vorlaufer der Danziger Marken

Die am 31.Dezember1887 noch einjähriger Tätigkeit wieder eingegangene „Danziger Privat-Stadtpost und Verkehrs-Anstalt- Hansa I“, die zum ersten mal für Danzig eigene, wenn auch private Postwertzeichen schuf, verausgabte – als eine Art „Vorläufer“ unserer jetzigen Freistaatmarken – acht verschiedene Briefmarken in den Werten zu 2, 2 ½, 5 und 10 Pfennig, 34 Franko-Briefumschläge, fünf Kartenbriefe und 15 Postkarten und zwei Streifbänder.

Danziger Nachlese 29. Juli 1920

Den von uns bereits gemeldeten Plattenfehler „Danzia“ auf der 2-Mark-Marke konnten wir auch auf einem Bogen mit der Nummer G. 3374.20 feststellen. Allerdings ist hier das „a“ nicht so deutlich und zeigt unten noch Spuren des abgebrochenen „g“. Herr Blum, Danzig legte uns vor den Wert zu 2,50 hellrosalila, bei dem der Rahmen unten links in Form eines rechten Winkels unterbrochen ist, und zwar infolge eines versehendlich über die Platte geratenen Papierstreifens (Eselsohr),der die Farbe auffing, wodurch der weiße Winkel entstand.

Noch interessanter, als die beiden obigen Fehler, ist ein Makulaturdruck der 5-Mark-Marke Danzig: bei dem die Buchstaben „Deu“, „He“ von “Deutsches Reich“ nebst dem doppellinigen Rahmen nach oben verschoben sind. Die Marke erweckt bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein, also ob sich eine Farbschicht oben von der Marke (ähnlich einem Abziehbild) gelöst hätte, und verschoben abgezogen worden wäre. In Wirklichkeit ist aber keine Verletzung des Papiers (dünne Stelle!) vorhanden. Der Fehler ist drucktechnisch vielmehr zweifellos darauf zurückzuführen, dass ein harter Gegenstand die Papierfaser beim Druck zusammengezogen (zerknüllt) hat, wobei auch der Abdruck der Farbe eine Verletzung erlitt. Bei der nämlichen Marke ist aber der rote Adlerhelm des Kaisers von einem grauschwarzen. Typenbestandteil teilweise verdeckt eine Merkwürdigkeit. die einem Trauerflor ähnlich scheint. Dieser vermutlich abgebrochene Typensplitter weist, wie aus-drücklich hervorgehoben sein mag, nicht die schwarze Farbe des darunter stehenden Wortes „Danzig“ auf, sondern die schwarzgraue Tönung des Markenrahmens. Im übrigen hat das zerknitterte, später wieder glatt gepresste Papier bei dieser Marke links vom Bilde in der Mitte des Rahmens auch eine Verwischung der roten Farbe bewirkt, die Teil über den schwarzgrauen Rahmen hinüberfasst. – Auch Marke scheint wieder zu beweisen, dass es sich um alte Makulaturbögen des neuerdings nicht mehr gedruckten 5-Mark-Wertes handelt, die für Danzig gerade noch gut genug waren.

Briefmarken-Auktionen fur Danzig

Die großen Sommerferien nähern sich ihrem Ende, wenngleich die bisher so idealen Sommertage dieses Jahres hoffentlich noch längere Zeit andauern und der müden Großstadtbevölkerung die so notwendige Erquickung weiter spenden werden. Auch in der Philatelie herrschte Sommerliche Ruhe und die sonst in Berlin fast jeden Monat erfolgenden großen Briefmarken-Auktionen sind vorläufig bis zu einer kühleren Jahreszeit vertagt worden. Dennoch machen sich bereits jetzt manche Anzeichen bemerkbar, dass wir zum Frühherbst und zum Winter eine „Briefmarken-Saison“ erwarten dürfen, wie sie in solcher Lebhaftigkeit soll Beendigung des Krieges noch nicht da war. Namentlich auch in Danzig, wo das Neuerscheinen der so lang verzögerten eigenen Postwertzeichen dazu beigetragen hat, das Interesse an der Briefmarkenkunde in ungewohntem Maße zu beleben bereiten sich, wie wir hören allerlei interessante Dinge vor, die das Herz des Briefmarkensammlers höher schlagen lassen werden.

So sollen bereits im September in unserer Freien und Hansestadt wie in den großen Metropolen des Verkehrs fortlaufend Briefmarken-Auktionen veranstaltet werden, deren Vorbereitung sich die hiesige Firma A. Ehmer angelegen sein lässt. Auf diesen sachverständig geleiteten Auktionen werden in erster Linie ältere Bestände eigener Sammlungen und interessante Neuerwerbungen zur Versteigerung kommen, und zwar sowohl Länderweise, als auch in besonders zusammengestellten „Lots“. Daneben dürfen auch Privatsammler bei den Auktionen Gelegenheit finden, aufzulösenden Sammlungen oder Dublettenbestände günstig zu verwerten. Eine Auktion ist erfahrungsgemäß der beste Weg, angemessene gute Preise für Sammelobjekte, wie Briefmarken zu erzielen und bietet andererseits Erwerbern günstige Gelegenheit, ihre Sammlungen ganz nach Wunsch zu vervoll-ständigen. Der Verlauf dieser ständigen Herbst- und Winterauktionen ist etwa so gedacht, dass anfangs europäische Länder, beginnend mit Baden, Bayern usw. zum Angebot kommen sollen. Man sieht schon heute in Philatelistenkreisen mit großen Interesse dieser für Danzig geplanten neuen Einrichtung entgegen, die ihrerseits dazu beitragen wird, unseren für Weltverkehr so günstig gelegenen östlichen Handelsplatz auch philatelistisch anzuregen, zu fördern und weithin über Land und Meer bekanntzumachen.

Danzig – 22 Juli 1920

Am Nachmittag den 20.Juli gelangten erstmals am hiesigen Hauptpostschalter die deutschen Werte zu 1,50 braun und 3 Mark lilagrau mit Überdruck Danzig zur Ausgabe. – der bisher fehlende 40-Pf.-Wert soll erst etwas später an das Publikum abgegeben werden.

 

K.H. Danzig. Ihre eingereichte Danzig 5 Mark mit blassrotem Mittelstück und verwischten Konturen des Bildes ist auf eine Plattenabnutzung zurückzuführen. Vermutlichstammen die zuletzt von der Berliner Reichsdruckerei nach Danzig gelieferten 5-Mark-Boten aus alten als Makulatur abgelegten Markenbestände der Reichsdruckerei, die nun, weil jetzt im kostspieligen Kupferdruck-verfahren nicht mehr gedruckt wird, bei der großen Nachfrage mit verwendet werden sollen.

 

Über die beabsichtigte Portoermäßigung im inneren postalischen Verkehr des Freistaates hat, wie wir hören, der Staatsrat noch keinen endgültigen Beschluss gefasst, doch ist immerhin zu erwarten, dass es der dafür zuständigen und bemühten Behörde gelingen wird, dem Danziger Publikum diese kleine, aber sicherlich hochwillkommene Vergünstigung zu verschaffen.

Briefmarkenfreunde Freistaat Danzig

Der Verein hielt am Monat, den 19.d.M., abends um 7 ½ ihr, im Vereinslokal Hohenzollern, seine Hauptversammlung ab, die sehr zahlreich, auch von einigen Damen und auswärtigen Gästen besucht war. Nach Erledigung geschäftlicher Mitteilungen erstattete Herr Reimann Bericht über die von der Kommission ausgearbeiteten Satzungen. Da sich nach dieser eine Neuwahl des Vorstandes erforderlich machte, hatte der bisherige Vorstand sein Amt niedergelegt. Bei der folgenden Neuwahl wurden Herr Reimann als Vorsitzender, Herr Theuring als Schriftführer gewählt, während die übrigen Vorstandsmitglieder durch zuruft einstimmig wieder gewählt wurden. Nach Erledigung der Wahl fand sodann ein Verlosung statt, zu der 22, zum Teil wertvolle Gewinne gestiftet waren. U.a. hatten für diese Veranstaltung die Brief-markenfirmen Riedel, Ehmer und Jagels schöne, wertvolle Spenden beigetragen. Anschließend gelangten einige Sätze Briefmarken zur Versteigerung bei der oft recht ansehnliche Beträge erreicht wurden. Nach10 Uhr Schluss des offiziellen Teils der Veranstaltung. – Auch für die nächste Sitzung ist eine Verlosung geplant, gleichzeitig sollen auch Auswahlhefte zur Versendung kommen. Die neue Vereinsadresse lautet von jetzt ab: Th. Reimann, Danzig Langgarten 100, II an die Sendungen und Anfragen zu richten sind, jedoch wollen Nichtmitglieder Rückporto beilegen.

Der gute Ruf der Danziger

Die Spekulation, das Schiebertum hat im Osten in Allenstein und Marienwerder, ebenso wie im Westen, in Saarbrücken und an anderen Orten des Saargebietes, in den letzten Wochen auf phila-telistischem Gebiete wüste Orgien gefeiert.

Das Wort „philatelistisch“, für das uns Briefmarkenfreunde bisher trotz aller Bemühungen noch keine treffendere deutsche Bezeichnung finden konnten, ist eigentlich zu schade, um in dieser Verbindung mit wilden Händlern und Leuten, die sich vorher nie mit Briefmarken befasst haben, zusammengekuppelt zu werden. Gefördert wurden allerdings diese privaten „Geschäftemacher“ durch die zum Teil sehr bedenkliche Art und Weise, wie die Ausgabe der Besetzungs- und Ab-stimmungs-Marken von seiten der Entende ins Werk gesetzt wurde. Bekannt sind namentlich die wenig schönen französischen Maßnahmen in der Saargegend, wo drei verschiedene Druckereien die Ausführung des Überdruckes der Germania-Marken übertragen und diese dann ohne strenge Kontrolle durchgeführt wurde. Auch in Marienwerden, hat sich bei den ersten Provisorien bedauer-licherweise ähnliches abgespielt, so dass ein vom Spekulantentum angesteckter Setzer kürzlich einen Nachdruck mit den identischen Typen veranstalten konnte, in der allerdings missglückten Absicht, ihn später in Sammler und Händlerkreisen mit großem Gewinn abzusetzen.

In unserem alten Danzig sind wir bisher von derartigen schlimmsten Auswüchsen bewahrt geblieben. Zwar tauchten anfangs (noch vor Erscheinen der Danziger Provisorien) in Stettin, Berlin und anderswo Germaniamarken mit dem Aufdruck „Freistaat Danzig“ auf; allein dieser Schwindel schien doch zu durchsichtig, um lange vorzuhalten, und die Fälscher, denen man bald auf die Spur war, dürften wenig Freude an ihrem Trick erlebt und dann die Kosten für die Druckerrechnung aufgebracht haben. In Danzig handelte es von Anbeginn ja auch nicht um Maßnahmen ausländi-scher, nicht bodenständiger Elemente bei der neuen Briefmarkenausgabe, sondern man hatte es mit staatsrechtlichen Erwägungen zu tun. Bei denen von vornherein Sammlerinteressen ausgeschlossen waren. Man ersah schon aus der wenig geschickten Inszenierung der Danziger neuen Ausgabe, die weder mit einer neuen Zeichnung, neuen Farben noch irgendwie originellen Aufdrucken, in der Art der „Commission Interalliie“ operierte, sondern die simple gradzeilige Linie Danzig wählte, dass man von seiten der zuständigen Kreise nicht auf die Börsen der Sammler spekuliert. „Von führenden Gesellen und gewissen ausländischen Briefmarkenhändlern ist allerdings in Danzig auch hier und versucht worden, im Trüben zu fischen, doch konnte man dieser Zunft bald das Handwerk legen, und eigentlich Fälschungen der Danziger Provisorien, auch der gesuchteren Werte sind bisher nicht bekannt geworden.

Wir stehen heute in Danzig in der Philatelie wie auf so manchen anderen Gebiet in diesen vom Wettergott so ausnahmsweise begünstigen Ferienmonat in einer Übergangsperiode in einer qualvollen Zwischenspiel des Abwartens der Dinge, die da kommen sollen. Was aber im besonderen unsere Danziger Postwertzeichen anbetrifft, so lässt sich doch in diesen Tagen schon annähernd in großen Umrissen voraussagen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Als gegebene Tatsache haben die Philatelisten vorläufig mit der erfolgten Ausgabe der Werte zu 5, 10, 15, 20, 30, 50 Pf., 1,00, ,25, 1,50 2,00, 2,50, 3,00 und 5,00 Mark abgesehen von den Ganzsachen zu rechnen. Der als Hauptfrankatur so dringen benötigte 40-Pf.-Wert ist zwar längst in Berlin bei der Reichs-druckerei bestellt, aber immer noch nicht eingetroffen; er dürfe vielleicht, wenn er in der nächsten Zeit den Eisenbahntransport durch den polnischen Korridor heil und unversehrt überwinden kann, schon in der neuen Farbei des Weltpost-Vereins auf der Bildfläche erscheinen. Inzwischen ist die Nachfrage an den Postschaltern den Freistadt-Gebieten nach allen, besonders aber den Markwerten, seitens der Sammler andauernd eine so gewaltige, dass die Vorräte an verschiedenen Werten bereits bedenklich auf die Reise gingen und beispielsweise die 5-Mark-Werte überhaupt nirgends mehr zu haben ist. So musste beizeiten vorgesorgt werden, dass die Danziger Privat- und Geschäftswelt nicht eines Tages „vis á vis du rien“ stand, und die in jeder Beziehung äußerst sachlich, sparsam und nach den besten Tradition eines tüchtigen Beamtentums geleistete Oberste Postbehörde bei, wie wir hören, jede Vorsorge getroffen, um das schwierige Problem zu überwinden, denn unser leider noch immer nicht endgültig bestätigter junger Freistaat sieht sich einer Fülle von Aufgaben gegenüber, zu deren Ausführung Geld, Geld und nochmals Geld gehört. Die Steuern sind bekannt-lich in Danzig, Gott sei’s beklagt, leider schon ganz ungeheuerlich hoch, und allergrößte Sparsam-keit auf jedem Gebiete der Freistaat Verwaltung ist das dringendste Erfordernis, wenn wir, nicht von vornherein am Start zu einem neuen Aufschwunge gelähmt, zusammen brechen wollen.

Diese kleine, an dieser Stelle, aber nicht zu umgehende wirtschaftliche Abschweifung, mach genügen, um hervorzuheben, dass es sich auch in unserem Postwesen für die Zukunft um die äußerste Einschränkung handelt. Neue Briefmarken sind, wenn sie in Berlin oder anderswo bestellt werden müssen, entscheidend teuer, und werden immer teurer. Nach der zum Teil schon bewirkten Abrechnung und Verrechnung mit der deutschen Postbehörde verbleibt unserer Postverwaltung noch ein beträchtlicher Rest von allen deutschen Postwertzeichen der Germaniatype, die bekannt-lich, die bekanntlich seit dem 20.d.M. bei uns keine Postgültigkeit mehr haben. Die Bestände an einzelnen Marken, die vom Publikum bis auf weiteres noch gegen Danziger Marken umgetauscht werden müssen, eignen sich nicht zum Überdruck, falls es sich um zurück gelieferte ganze Bogen handelt. Dagegen sind im Besitze der Post immerhin noch größere Bestände an gewissen weniger verbrauchten deutschen Briefmarken und Ganzsachen vorhanden, die nun auf Veranlassung der zuständigen Stelle gesammelt und auch auf den kleinen Landpostanstalten, den Briefträgern usw. eingezogen werden. Alle diese Werte worunter sich namentlich auch die schon längere Zeit außer Kurs gesetzten Marken zu 2, 2 ½, 3 und 7 ½ Pf. befinden, werden nun zur Zeit in einer altangesehenen Danziger Privatdruckerei für postalische Frankaturzwecke den Freistaat neu „zugerichtet“, einzelne der Marken, wie z.B. die 20, 30, 50, Pf. usw., erhalten, wie wir bereits heute feststellen können, einen neuen schrägen Aufdruck von links unten nach rechts oben „Danzig“ unter Ausblockierung der Worte Deutsches Reich. Sobald es sich noch voraus zuschauender baldiger Erschöpfung einzelner, meist begehrter Markwerte als erforderlich herausstellt, werten gewisse Germania- auch mit einer neuen Wertbezeichnung überdruckt werden müssen. Bis zur Ausgabe dieser neuen zweiten Danziger Serie können aber immerhin noch drei bis vier Wochen in Land gehen, um so mehr als ein möglichst gleichseitiges Erscheinen der Provisorien geplant ist.

Wir können versichern, dass zuständigen Ortes alles getan werden wird, um die Herstellung des Überdruckes auf den Marken bei der in Frage kommenden Danziger Druckerei aufs schärfste zu überwachen…. Ein besonderer zuverlässiger Beamter wird während des Druckes ständig in den Druckereiräumen sein, die einzelnen Markenbogen sollen der Druckerei genau zugezählt werden, und es sind alles menschenmöglichen Vorsichtmaßregeln getroffen, um solche unliebsamen Missstände, wie sie z.B. in Marienwerden eintraten, zu verhindern.

Die Danziger Marken, die als Erstausgabe eines an und für sich staatsrechtlich eine ganz eigenartige Stellung einnehmenden Gemeinwesens eine ganz besondere Neuerung darstellen, dagegen über in der Welt dem größten Interesse, nicht nur in Sammelkreisen, wovon die zahllosen, Danzig über-schwemmenden Anfragen Zeuge sind. Unseren Zweistaatenmarken auch den beabsichtigten neuen, durch die Notwendigkeit gebotenen Provisorien haften keinerlei Spekulationscharakter an, und man wird an den im Betracht kommenden Danziger Stellen nicht nur bei der Behörde, sondern auch innerhalb der beiden Danziger Philatelistenvereine argwöhnisch darüber wachen und sorgen, dass bisherige „gute Ruf“ unserer interessanten hanseatischen „Verkehrsboten“ in keiner Weise geschädigt werden darf. G.O.K.

Ein neuer Fehldruck de 2 Mark Danzig

Einen ganz außerordentlich interessanten Fehldruck auf dem an und für sich schon viel besprochenen Danziger 2-Mark-Wert legt uns soeben Herr Blum, Danzig, Jopengasse, vor, der selbst nicht Sammler ist, durch Zufall aber zehn zusammenhängende Exemplare dieser Marke am zweiten Tage der Ausgabe am Postschalter und erst später philatelistische Postbeamte auf den Sammlerwert dieser Stücke aufmerksam gemacht wurde. Es handelt sich um einen Doppelbruch des Wortes „Danzig“, wobei letzteres nur in schwacher Farbe erschien und dann in kräftigem schwarzen Typen noch einmal darüber zu stehen kam. Der Bogen trägt die Plattennummer „H 3378.20 2“, die

natürlich gleichfalls auf dem unteren weißen Rande doppelt (blass und tiefschwarz) erscheint. Eigenartig ist, dass, wie Herr Blum bemerkt, nicht der ganze Bogen, sondern nur die links stehenden zehn Marken den fehlerhaften Aufdruck zeigen. Es handelt sich also bei der neuen Entdeckung um einen sogenannten Makulaturdruck, der in früheren Zeiten sicherlich nicht der strengen Kontrolle der Berliner Reichsdruckerei entschlüpft worden wäre.

Briefmarkenfreunde-Freistaat Danzig

Die vierteljährliche Hauptversammlung findet am 19.d.M. abends 7 Uhr, im „Hohenzollern“ (Langer Markt) statt. Tagesordnung: Endgültige Beschlussfassung über die vom ausgearbeiteten Satzungen und Vorstandswahlen. Bericht über die Neuheiten-Besorgungsstelle und den Tauschverkehr. Danach Gratisverlosung und amerikanische Auktion. – Die Mitglieder werden gebeten, in Anbetracht der Wichtigkeit dieser Hauptversammlung recht frühzeitig zu erscheinen und möglichst zahlreich entbehrliche Doubletten für die Verlosung zu stiften. Alle Stiftungen dafür sowie Neuanmeldungen nimmt bis auf weiteres Herr K. Ehmer (Langer Markt 5) entgegen. Gäste, auch Damen, gern gesehen

Plattenbruch der Danziger 50 Pfennig

von
B. Vogeler, Danzig-Langfuhr

In der Markenvertriebsstelle des Magistrats befindet sich ein interessanter Bogen der 50-Pfennig-Marke, der ganz augenscheinlich fast völlige Zerstörung einer Überdruckplatte hinweist und eben-falls für die jetzige Überlassung der Berliner Reichsdruckerei Bände spricht.

Von eben, fast in der Mitte beginnend, zieht sich ein klaffender Riss zum Teil mitten durch die Buchstaben des Wortes Danzig hindurch etwas nach rechts zum unteren Rande der augenscheinlich stereotyp gesetzten Platte. Auf der rechten Hälfte des Bogens ist der Ausbruch vollständig noch mal geblieben, während er links von der Mitte aus sich nach oben sich verjüngenden Zwischenraum lassend, stark gekippt erscheint. Im linken, unteren Viertel erscheint das Wort felderweis schräg nach unten geneigt, so dass die Platte wahrscheinlich dort in den Gußfugen gesprungen ist.

Es befindet sich ferner noch ein andere Makulaturbruch der 50-Pf.-Marke bei Magistrat, der dadurch entstanden ist, dass sich infolge Unachtsamkeit des Druckers eine Ecke beim Drucken umgelegt hat, wobei das Wort Danzig zum Teil auf die Rückseite gedruckt worden ist. Solche Aufdrucke finden sich natürlich weit häufiger, noch bei den Erzeugnissen der Privatdruckereien. Beispielsweise ist in meinem Besitz ein halber Bogen des 20-Pf.-Provisoriums Marienwerden, bei dem die Marke unten links vom Druck völlig verschont geblieben ist und die anderen nur einen Teil des Aufdruckes aufweisen, während die oben unbedruckte Marke rückseitig bedruckt worden ist.

Auch bei regulären Marken findet man Ähnliches. So wurde mir ein Teil eines Bogens der ersten Marienwerder Sargausgabe (20 Pf.)gezeigt. In diesem hat sich beim Drucken eine große Papierfalte befunden, über die die Markenbilder hinweggedruckt wurden. Zieht man die Marken auseinander, so erscheint zwischen den abgebrochen Markenbildern ein unbedruckt gebliebener Zwischenraum.

Was ist eine Briefmarke

Die folgende niedliche Plaudere von Paul Thielemann, die in knappen Sentenzen auch dem Nicht-philatelisten ein treffendes Charakterbild unserer heutigen Postmarken entwirft, finden sich im Jahrgang 1910 der „D.B.Z.“.

Im Alltagsleben ist die Briefmarke:

  1. ein bedrucktes Stück Papier,
  2. eine Quittung über bezahlte Postgebühr,
  3. eine Anweisung auf freie Briefbeförderung
  4. ein Wertpapier „al pari“,
  5. zuweilen eine Auslage für eine Retourkutsche,
  6. ein Erzeugnis der Presse, dessen Nachdruck verboten ist,
  7. ein Kurier, der auf Gummi durch die Welt reist,
  8. eine Einnahmequelle des Staates,
  9. ein Mitwisser manchen Geheimnisses,
  10. eine Illustration zu dem Sprichwort: „Aus den Augen in den Mund“,
  11. oftmals ein festsitzender „Eckensteher“,
  12. meine eine Speichelleckerin,
  13. eine Illustration zu „Über Land und Meer“,
  14. das einzige Bild, das wir von manchen Fürsten besitzen,
  15. ein Zugvogel,
  16. ein Passagier, der sehr billig reist,
  17. ein Schuldschein des Staates,
  18. ein Zahlungsmittel für kleinere Schulden,
  19. eine Leckerei,
  20. ein Zeichen fortgeschrittener Kultur,
  21. in vielen Fällen ein kleines Kunstwerk,

Vom Standpunkt des Sammlers betrachtet, gibt es jedoch noch eine Anzahl weiterer Erklärungen. So ist die Briefmarke aus:

  1. ein viel begehrter Artikel,
  2. ein Gegenstand, der groß und klein, „im großen und kleinen, v o n „Großen und Kleinen“ gesammelt wird,
  3. häufig ein Vogel, dessen Echtheit man nicht an den Federn, sondern an den Zähnen erkennt,
  4. ein entwertetes Wertobjekt,
  5. ein Liebling, der oft an den Zähnen leidet,
  6. zuweilen die Falschheit in Wort und Bild,
  7. ein Handelswert – Objekt, das weit verbreitet ist,
  8. eine Beute mancher Jagd,
  9. eine Schönheit, die im höchsten Alter die meisten Liebhaber findet,
  10. eine Einnahme des Staates, die in verschiedenen Ausgaben besteht,
  11. ein Mittel zur Bereicherung des geographischen Wissens,
  12. eine Perle, von den wünscht, dass sie immer echt sein möge,
  13. ein Lagermittel, der mit den Jahren an Wert gewinnt,
  14. ein Wertpapier, das entwertet doch noch Wert hat, manchmal (sogar einen höheren als vor der Entwertung,
  15. eine Schönheit, der es nicht an Liebhabern fehlt,
  16. ein Ding, das, wie das Chamäleon, oft seine Farbe wechselt,
  17. ein Erzeugnis, das in immer neuen Arten erscheint,
  18. ein Gegenstand, dem sich viele Schriftsteller und Zeitschriften ausschließlich widmen,
  19. für viele Menschen eine Liebhaberei zu Erholung,
  20. ein Gegenstand, der fortwährend aufs peinlichste untersucht wird,
  21. ein Ausstellungsstück,
  22. jemand, der durch Fehler, in unserer Wertschützung steigt.

Die Danziger Briefmarken-Literatur-Versteigerung

Die nicht nur in Danzig mit Spannung erwartete Versteigerung philat. Literatur fand am Nachmittag des 6. Juli in der Brucksteinschen Buchhandlung statt und sah einen zahlreichen Bieterkreis. So war gleich hervorgehoben werden, dass erfreulicherweise die Mehrzahl der interessanten Bibliotheksstücke in Danzig selbst Abnehmer fand. Die aus Deutschland eingegangenen Höchst-gebote wurde zum Teil um ein Mehrfaches von einem der bekanntesten Danziger Philatelisten über-boten, der aber dennoch sich verschiedene zu einem sehr annehmbaren Preise sichern konnte. Das interessante Werk der Bibliothek Mirabaud – A. de Renterskiölds „Die schweizerischen Postmarken 1843 – 1862“ (Paris 1899, roter Halbmaroquinband) erzielte in einem nummerierten Exemplar 170 Mark. Sveriges Franko-Teklin 1855 – 1905“, Stockholm 1905, brachte nur 41 Mark, Moens „Helgoland“ et ses timbres“, Brüssel 1897 wurde von dem anwesenden bekannten Briefmarken-händler Wortmann, jun. für 34 Mark erworben. Der Deutsche Postalmanach für das Jahr 1852 ging für nur 12 Mark nach München. Die „Deutsche Briefmarkenzeitung“ von Brendicke & Krötzsch Jahrgang 2 – 29. kam auf 59 Mark. Die „Illustrierte Briefmarken-Zeitung“ ,Leipzig 7 Bände 1891 – 1897, 61 Mark, Lindenberg „Die Briefumschläge der deutschen Staaten“, Berlin 1892 – 1895, brachte es nur auf 19 Mark, blieb aber ebenfalls in Danzig. Die Glasewaldsche Mitteldeutsche Philatelistische Zeitung“, 1 – 23, erwarb ein Danziger Herr für 150 Mark, das vertrauliche Korrespondenzblatt philatelistischer Vereine 12 Bände 1895 – 1914 erzielte 65 Märk. Smith „How to Collect postage stamps“ (London 1907) wurde mit 36 Mark versteigert, womit die interessanteste Auktion zum Abschluss kam.

Vom 20 Juli ab nur Danzig-Marken

Von amtlicher Seite schreibt man un;

Zur Sicherstellung der Portoeinnahmen im Gebiet der künftigen Freien Stadt Danzig macht er erfor-derlich, dass bis zur Einführung besonderer freistaatlicher Postwertzeichen zum Frankieren von Postsendungen nur Postwertzeichen mit dem amtlichen Aufdruck „Danzig“ verwendet werden. Nach einer Bekanntmachung bei den Postanstalten dürfen vom 20.Juli 1920 ab im Freistadtsgebiet nur Briefmarken mit dem Aufdruck „Danzig“ verwendet werden. Erst nach diesem Zeitpunkte sollen die dann noch in den Händen des Publikums befindlichen bisherigen Wertzeichen während eines kurzen Zeitraumes gegen gültige Postwertzeichen an den Schalterstellen der Postanstalten umgetauscht werden. Es liegt daher im Interesse des Publikums, bis zum 20.Juli die noch in seinen Händen befindlichen bisherigen Wertzeichen zum Frankieren zu benutzen.

Marken in Offset-Der neue Gummidruck

Beim sogenannten „Offsetdruck“, der u.a. auch bei den deutschen Markenwerten (auch der 1 Mk. und 1,25 M. der „Danziger“) zur Anwendung kommt, handelt es sich um ein im Prinzip lithogra-phisches Verfahren, das zwar dem Buchdruck bezüglich der Druckschärfe nachsteht, aber den Vorzug größerer Schnelligkeit besitzt. Nachdem von dem Markenbild auf photographischem Wege in Lithographie, Autotypie oder Strichätzung eine Druckplatte hergerichtet worden ist, wird davon ein Umdruck auf eine dünne Zinkplatte gemacht. Diese letzte Platte wird dann wie ein lithographi-scher Stein behandelt, d.h. nicht hochgeätzt, sonder fettannehmend und fettabstoßend vorgerichtet, und in diesem Zustand auf einen Zylinder der Offsetmaschine eingespannt. Der zweite Zylinder ist mit einem Gummituch überzogen. Beim Druckvorgang wird die Zylinderplatte mit einem Gummituch überzogen. Die eingewalzte Zinkplattenzeichnung vervielfältigt sich auf dem Gummi-tuch und von dieser erfolgt dann der Abzug auf das Druckpapier.

Interessante Danziger

Die Erstausgabe der Danziger Marken wird vom philatelistischen Standpunkt aus immer interessanter. Von verschiedenen Seiten gehen uns dankenswerte Mitteilungen über „entdeckte“ Fehldrucke und Plattenfehler zu, deren lückenlose und zusammenfassende Beschreibung erst eine Beschreibung späterer Tage sein kann, die aber bereits heute in ihren hauptsächlichsten Abweichungen im Interesse mancher Berichterstattung kurz erwähnt werden müssen.

Es ist zu Zeiten der Deutschen Besetzung Belgiens, Ostrußlands und Rumäniens kaum vorgekommen, dass die Berliner Reichsdruckerei derartige Fehler und Druckmängel von „Germania-Provisorien“ in die Welt hätten herausflattern lassen, wie sie uns jetzt bei den Danziger Marken häufiger begegnen.

Vor allem sind, abgesehen von der Stellung des Aufdruckes selbst, der die Worte Deutsches Reich eigentlich verdecken sollte, aber nicht immer verdeckt, die Typen im Überdruck besonders bei den Pfennigwerten oftmals stark verstümmelt. So macht uns Herr Kunstmaler Badt, Zoppot, auf einen Bogen der 5-Pfennig-Marke aufmerksam, auf dem die letzten 3 Marken blasseren Druck den Auf-druck „Danzio“ statt „Danzig“ tragen. Das „g“ erscheint dabei im unteren Teil nicht voll ausge-druckt zu sein, ein Faktor, der sonst beim Rotationsdruck selten vorkommen.

Besonders interessant aber ist ein augenscheinlicher Plattenfehler im Wort Danzig bei dem schönen Kupferdruck 2-Mark-Wert. Die Briefmarkenfirma H. Jagels Danzig hatte die Aufmerksamkeit, uns einen ganzen Bogen dieser Marke, Herstellungsplatte 3376 20 2, vorzulegen, dessen erste Marke oben links in der ersten Reihe den Aufdruck „Danzia“ aufweist. Nach genauer Prüfung handelt es sich nicht um einen verschwommenen und schlechten Druck, sondern um einen Typenfehler. Die untere Schlinge des „g“ ist anscheinend an dem Buchstaben abgebrochen und so auf dem Marken-bild gekommen, ein Fehler, der nur auf der ersten Marke dieser einen Platte vorkommt und das betreffende Stück zu einer gesuchten Rarität für Spezialsammler stempelt.. G.O.K.

Hauptversammlung der Danziger Briefmarkenfreunde

Der Verein „Briefmarkenfreunde“ Freistaat Danzig“ hielt erste Hauptversammlung am Montag, den 20. d. M abends im „Hohenzollern“ bei sommerlicher Gluten bei sehr großer Beteiligung ab.

Die Aufnahme neuer Mitglieder und Vorlegung eines Satzungsentwurfes durch das Vorstands-mitglied Ingenieur E.B. Jantzen wurde beschlossen, die Satzungen noch einmal in einer durch Zuwahl ergänzten zehngliedrigen Kommission des Vorstandes durch zuberaten und der nächsten ordentlichen Versammlung zur endgültigen Annahme vorzulegen. Herrn A. Ehmer der wegen geschäftlicher Überbürdung sein Amt als provisorischer erster Vorsitzender in die Hände der Versammlung zurücklegte und von einer Wiederwahl abzusehen bat, wurde namens des Vereins von Herrn Jantzen der uneingeschränkte Dank des Vereins für selbstlosen und mühevollen Vorarbeiten ausgesprochen.

Bekanntgegeben wurde ferner u.a. dass der Briefmarken-Tauschverkehr durch individuelle Auswahlsendungen an die Mitglieder nun aufgenommen und eine Neuheitenbesorgungsstelle ins Leben treten wird, zu der weitere Mitgliedermeldungen erbeten sind. Ferner ist gute Aussicht vorhanden, dass die Mitglieder, die sich zu diesem Tausch in eine ausgelegte Liste eintrugen, seitens des städtischen Markenamtes mit einigen vollständigen Sätzen der neuen Freistaatmarken

zu nominal und geringem Aufschlags voll beliefert werden können.

Der Kassenwart beantragte, in Zukunft die Sitzungsprotokolle in der neuen Wochenbeilage der „Danziger Zeitung“: „Briefmarken-Rundschau“ von Vereinswegen zu veröffentlichen, welcher Beschluß zur Annahme gelangte. Nach Erledigung des offiziellen Teiles entwickelte sich noch ein reger Tauschverkehr unter den Mitgliedern, den auch fernerhin abwechselnd jeder zweite Vereins-abend (der nächste fällt auf den Montag des Monats) gewidmet sein soll. Zur nächsten Versammlung ist ferner eine neue Verlosung und eine amerikanische Auktion zum Besten der Finanzen des Vereins geplant, zu der bereits jetzt freundwillige Gaben seitens der Mitglieder durch Herrn A. Ehmer (Langer Markt 5) angenommen werden.

 

Verein für Briefmarkenkunde, E.B. Danzig (Vors. F. Minnich Ingenieur, Danzig, Schuitensteg 5). Die nächste Sitzung findet am 5. Juli abends im Restaurant „Hohenzollern“, Langer Markt, statt.

Farbenabarten der Danziger

von
Ingenieur Eugen B. Jantzen, Danzig

Viele unserer lieben Mitbürger jagen jetzt noch fast täglich den neuen Freistaatmarken nach oder haben stundenlang die endlosen „Standpolonäsen“ an hiesigen oder Vorortschaltern unbeschadet ihrer Gesundheit glücklich überstanden; jedoch wohl eher bisher ihre kostbaren Erwerbungen jedoch auf Fehldrucke, Druckabweichungen oder sonstige von „oben“ ungewollte Verschiedenheiten durchforscht zu haben!

An erster Stelle, die selbst bei oberflächlicher Beobachtung in die Augen springen müsste, wäre eine Abweichung einzelner Werte in der Farbe zu nennen. Abgesehen von der Farbe der 10 und 5- Pfennig Marken, die mehr oder weniger hell und dunkel erscheint (durch stärkeres Auftragen der Farbstoffe auf die Rotationsdruckwalze) bietet die 15-Pfenning-Marke in der rotvioletten Farbe größeres Interesse dadurch, dass ihre Farbabweichungen weniger auf stärkere und schwächere Farb-auftragungen zurückzuführen sind, als durch die chemische Zusammensetzung grade dieser rot-violetten Farbe. Ein Abspaltungsprodukt (derivat) des wenig schön riechenden und aussehenden Steinkohlenteers ist bekanntlich die ultraviolette Anilinfarbe Mauvein (Malvenlila) bezeichnet wird. Dieser Stoff ist sehr farbempfindlich. Schon wenige Lichtquellen, direktes Sonnenlicht können die Farbe völlig „ausbleichen“ – auch Feuchtigkeit, Salz- und Säuregehalt bewirken Farben-veränderungen. So dass die von einzelnen Personen beobachteten Farbenabweichungen wohl nur darauf zurückzuführen sind. Die von einer Seite gemeldete 20-Pf.-Marke ist hellblauer aber auch violettblauer Farbe scheint ein Irrtum zu sein, denn trotz Durchsicht vieler 20-Pf.-Marken-Bögen sind mir nie nennenswerte Farbabweichungen zu Gesicht gekommen.

Eine recht auffällige Farbabweichung besteht nur bei zwei, das ist die 30-Pf.- und die 2-Mk.-Marke.

Die 30-Pf.Marke erwarb ich an Schaltern verschiedener Postämter der ersten 2 Ausgabetage und konnte dabei eine ausgesprochene Farbenart des „Gelbrot“ feststellen. Meine ersten Erwerbungen tragen einen ausgesprochenen leber- oder rohlebergelben Charakter, während alle anderen Stücke die bekannte normale orange Farbe tragen. Frappant ist auch die wirklich abweichende Farbe der schönen in Kupferstichausführung gehaltenen blauen 2-Mk.-Marke. Man trifft außer den meist dunkelblauen Stücken vereinzelt auf sehr hellblaue, zarte Stücke, die sicher einigen Seltenheitsgrad beanspruchen dürfen. Bemerken möchte ich, dass die mir von verschiedener Seite vorgelegte 2 Mk.-Marke mit dem sogenannten Dachziegel oben am Aufdruck des„D“ diesmal (glücklicherweise) tausende werte Abart darstellte, sondern nur eine kleine Täuschung insofern ist, sondern nur eine kleine Täuschung insofern ist, als der Zwickel (spitzwinklige) zum Schatten in der Rückgewandung des einen germanischen Helden „Bismarck“ in der Reichsfahne gehört. Dieser Dachziegel im „D“ findet sich auch nur dann zufallsweise, wenn der Aufdruck des „D“ den Anfang für das nach links aufstehenden Teil des Zwickels bildet.

Im übrigen ist zu berichten, dass der Aufdruck Danzig wenn er klar und sauber, oft glänzend tiefschwarz, aber auch ebenso oft schwach und etwas „abgedrückt“ grau erscheint, was auf die starke Beanspruchung der Berliner Reichsdruckerei mit Auflagen der vielerlei bestellten Aufdruck- marken der von der interalliierten Kommission verwalteten und befohlenen Abstimmungsgebiete schließen lässt.

Aufmerksamen Markenfreunden wird kaum entgangen sein, dass auf den meisten Markenbogen, wie sie von der Reichsregierung geliefert werden, an verschiedenen Stellen auf den weißen Außen-rändern, die rings um die äußeren Markenrändern laufen, Zahlen befinden, deren Sinn vielen rätselhaft erscheint. Ich bemerke dazu, dass die obere waagerechte Reihe, die Angabe z.B. bei der

5-Pf.Marke die 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70 usw. enthält, die 30-Pf.-Marke z.B. 3,00, 6,00, 9,00, 12,00 usw. die 80-Pf.-Marke 8,00, 16,00, 24,00, 32,00 Mark. Diese Zahlen bedeuten die Additionzahlen je einer senkrechten Kolonnen Marken in der betreffenden Reihe; sie dienen zur schnelleren Ab. resp. Aufrechnungen bei „angebrochenen“ Bogen. Diese Abrechnungen erfolgen mindestens täglich mittags und abends beim Dienstwechsel der Schalterbeamten oder bei plötzlichen Revisionen der Postkassen. Die unteren waagerechten Ziffern 1, 2, 3, 4, 5, – 10 in der Farbe der betreffenden Marke im Bogen sich befindet; die Nummernbezeichnung dient ebenfalls zur Kontrolle bei schneller Aufrechnung von noch verbleibenden Mengen eines angebrochenen Bogens, dann aber auch für die Beamten der Druckerei selbst, um von dritter Seite gemeldete Druckmängel (sog. Fehldrucke oder sonstige technische Abweichungen) auf ihr Vorhandensein nachprüfen und eventuell abstellen zu können. Also zum Beispiel, wenn ein der 20-Pf.-Marke in der 6. waagerechten 5. senkrechten Stelle ein Stück enthielte, dessen Überdruck statt Danzig zu heißen, nur verstümmelt anzig oder Da zig hieße, würde dies natürlich viel leichter von dem Metteur herausgefunden und dann schnell im Satz ordnungsmäßig repariert werden können. Aber oft ist das „Unglück“ längst geschehen, die Bogen am Schalter zur Ausgabe gelangt, – und dann heißt die Parole: nun schnell zum Postamt X um möglichst „anzustehen“; vielleicht beschert dir der liebe Postbeamte am Schalter auf dein inständiges Bitten auch eine solche Markenrarität, und dir winken dann ungezählte „Tausende“ beim Weiterverkauf an solche Leute die „nie alle werden“ resp. nicht wissen, wo sie sonst ihr Geld lassen sollten.

Die geheimnisvollen kleinen Zahlen z.B. H 3372, 20 am unteren waagerechten oder senkrechten linken Rande (daher die vom Spezialsammler gesuchten „wertvollen“ Randstücke!) bedeuten Herstellungsplatte Nr. 3372 aus dem Jahre 1920. Die einfarbigen Werte haben die senkrechten Seitenränder oft von kurzen, dicht nebeneinander gesetzten Strichelchen bestehende Leiste, parallel zur äußersten Perforationsreihe laufend. Die oberen und unteren Randreihen mit den Wertzahlen haben dagegen 18 Millimeter lange, zirka 1 Millimeter dicke im Abstand von 1 Millimeter stehende Farbstreifen, die jedoch wiederum im Bereich der jedesmaligen Wertzahl ein etwa 9 Millimeter im Quadrat messendes Feld freilassen. Bei den zweifarbigen Pfennigwerten, also 25, 30, 40, 50, 75, bis 80 Pf. (nicht aber bei der zweifarbigen 5-Mark-Marke, die bekanntlich keine farbigen Randpapierstreifen oder Aufrechnungszahlen besitzt), ist diese Randstreifung zweifarbig. Nun findet man auch hier wieder bei unseren verausgabten Danziger Marken zwei Abweichungen, von den Normalmarken. Der 50-Pfenningwert enthält am linken Rande die Bezeichnung H 3362 19 – 20 (sonst nur eine Jahreszahl), und auf der rotvioletten 2,50-Marken steht auf unteren Randleiste neben der Reihenzahl 3 auf einigen Originalbögen in schwarz die Plattennummer H 3375, 2 und noch eine sehr große einzelne 1, auf anderen wieder H 3375, 20 und eine einzelne 2.

Danzig oder Freistaat

Wir erhalten die folgende Zuschrift vom einem hiesigen bekannten Graphiker und Kunstmaler:

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Wer in der Briefmarkenkunde ein wenig bewandert ist – und das sind heute unendlich viele, die Freude an so weit verbreiteten Sammelsport haben – der sich beim Anblick der neuen Freistaat-marken eine Enttäuschung erlitten. Zieht man doch unwillkürlich einen Vergleich zwischen den so wunderbar schönen Marken der Wiener Reichsdruckerei – künstlerische Erzeugnisse sind das sowohl in Zeichnung wie in Farbgebung – und unseren Freistaatmarken, die allerdings als einzige Entschuldigung für sich die Tatsache in Anspruch nehmen dürfen, dass sie nur „provisorisch“ gelten sollen. War es aber dennoch nicht möglich, als Aufdruck wenigstens „Freistaat Danzig“ zu wählen? Ähnlich wie der Aufdruck auf Bayern schönen Marken lautet nämlich „Freistaat Bayern!“ Unsere Marken haben aber nicht nur in Danzig allein Geltung, sondern sie sind für den gesamten „Freistaat Danzig“ bestimmt, und daher ist die einzige richtige Bezeichnung „Freistaat Danzig“ Aber auch sonst hat die Reichsdruckerei ruhig ein wenig mehr anstrengen dürfen. Das Wort Danzig steht z.Zt. nicht gut im Raum, ein Schönheitsfehler: der bei einigem Nachdenken hätte vermieden werden können.

 

Der Inhalt dieser Zuschrift ist zwar durch unseren neulichen Leitartikel teilweise überholt. Dennoch haben wir ihr an dieser Stelle Raum gegeben, nach dem Grundsache: „Steter Tropfen höhlt den Sein.“. Allerdings wäre dabei zu bemerken, dass das Weglassen des Wortes „Freistaat“ im Überdruck der Marken wohl ausschließlich aus Gründen politischer Korrektheit erfolgte, da der Freistaat leider erst nach endgültiger Bestätigung der Verfassung durch die Pariser Konferenz nach außen hin praktisch in Leben tritt.

Ein Danziger Postmuseum

Eine Anregung, die der Beobachtung der maßgebenden Stellern empfohlen sein soll, geht uns aus unserem Leserkreis zu. Es gibt dem, wie uns scheint, glücklichen Gedanken Ausdruck, bei der

Stadtbibliothek (oder auch durch Übertragung dieser Aufgaben an ein bestimmtes Dezernat) ein dem Publikum zugängliches Archiv zu schaffen, das die neuen Postwert-zeichen des Freistaates ebenso wie die noch später erscheinenden Ausgaben und vor allem die Vorläufer, d.h. die bereits zum Teil bereits probeweise von einer hiesigen Firma hergestellten „Essays“ zu der endgültigen Briefmarkenserie sammelt und unter Glas und Rahmen zur Ausstellung bringt. Daneben alle auf die Geschichte der Freistaatpost ihre Neuorganisierung, ihre Auslands-beziehungen usw. bezüglich Dokumente und Einrichtungen

Etwa nach dem Vorbilde des Reichspostmuseums in Berlin könnte man sie richten, dessen wunder-volle Briefmarkensammlung insbesondere das Entzücken aller Kenner bildet. Wenn auch in kleinerem Maßstabe, ließe sich wohl für Danzig, wenn man rechtzeitig damit beginnt, wohl etwas –Derartiges ohne beträchtliche Kosten schaffen, natürlich unter fachmännischer (philatelistischer) Beratung.

Wir stellen die Spalten unser „Briefmarken-Schau gerne zur Erörterung des zeitgemäßen Themas zur Verfügung.

 

Briefmarkenfreunde, Freistaat Danzig. Nächste Hauptversammlung 21. Juni, abends 7 Uhr (Hohenzollern Langenmarkt) Vorstandswahlen. Mitteilungen über Tauschverkehr und Neuheiten-besorgungsstelle. Gäste willkommen nach vorheriger Anmeldung bei Herrn A. Ehmers, Danzig Langenmarkt 5.

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Verein für Briefmarkenkunde in Danzig E.B Vereinssitzung jeden ersten des Monats abends 7 ½ hr Konditorei Winter, Langebrücke.

Junger Danziger Sammler

Die einseitig gummierten Klebefalze habe sich auch allgemeiner und auch nach unserer Erfahrung mehr bewährt, als die „doppelseitigen“. Sie schonen die Marke besser, wenn sie auch etwas mehr im Album auftragen. Leider haben viele der Kriegsersatz-Klebefalze säurehaltige, den Marken schädliche Gummierung. Gerade bei den Klebefalzen zahle man daher lieber einen etwas höheren Preis für gute, von soliden Firmen angebotene Ware.

Fred. R. Breitgasse. Welches – allgemein gesprochen – die beliebtesten und welches die umbelieb-testen neuen Markenausgaben sind? – Die Beantwortung der letzten Frage dürfte lauten: Die Spekulationsausgaben Ungarns „Baranya“ „Banat Baczra“, rumänische Okkupation usw. – Sehr beliebte Marken sind Freistaat Bayern auf Germania, Bayern „Patrona Bavariae“ und – wovon sie sich wohl inzwischen selbst überzeugt haben – die Erstausgabe des Freistaates Danzig.

K.E. Langer Markt. Man will, wie sie uns mitteilen, bei dem neuen 2-Mk.-Wert dunkelblau, eine neue Type des Aufdrucks „Danzig“ in fetteren Lettern festgestellt haben, bei der namentlich der obere Teil des „D“ eine dachziegelartige Ausbuchtung zeigt. Uns selbst lag noch kein derartiges Stück vor und halten wir die Sache bis auf weiteres noch nicht für spruchreif, um eine Entscheidung fällen zu können. Jedenfalls wäre es interessant, wenn uns aus unserem Lesekreise derartige Stücke einmal zur Prüfung eingesandt werden können.

Abarten der Freistaatmarken

Der 2-Markwert ist in einer dunklen (Stahlblau) und in einer bedeutend helleren, milchblauen Farbentönung erschienen, worauf Sammler aufmerksam gemacht seien.

Aus sonst guter Quelle geht uns die im Augenblick nicht näher kontrollierbare Nachricht zu, dass mit dem Neuerscheinen verschiedener Werte der Danziger Marken auf von der ersten Auflagen verschiedenem Papier mit dem Wasserzeichen „Danzig“ in etwa 14 Tagen zu rechnen ist:

Wie die erste Freistaatmarke entstand

Die neuen Danziger Überdruckmarken, die bis zum Erscheinen einer endgültigen Freistaats-Postwertzeichenreihe nun aushilfsweise – hoffentlich nicht allzu lange – Dienst tun müssen, sind bekanntlich in der Berliner Reichsdruckerei hergestellt worden. Man hatte anfänglich die Absicht, das Überdrucken von Germaniamarken mit dem Worte „Danzig“ einer hiesigen Firma zu übergeben, ist dann aber nach näheren Erwägungen davon abgekommen, da in einer Privatdruckerei (wie es das Beispiel der  nachgedruckten Saare-Marken beweist) die notwendige scharfe Kontrolle der Höhe  der  bestellten  Auflage  doch mit großen Schwierigkeiten verbunden  gewesen wäre. Die Reichsdruckerei hat andererseits die Garantie, dass sie bei den belgischen, rumänischen usw. „Kriegsprovisorien“ für den Aufdrucksatz eigenege fertigte Druck-typenverwendete, deren genaue Nachahmung etwaigen Fälschern doch schwieriger fallen dürfte, als es bei oberflächlicher Betrachtung des Wortes „Danzig“ den Anschein hat.

Fälschungen werden leider, wie in der Saargegend und im Westpreußischen Abstimmungsgebiet, auch bei dem Danziger Provisorium leider kaum ausbleiben, so bald der Sammlermarktpreis der einzelnen Werte erst feststeht und sich der Vertrieb der Fälschungen als lohnend für die Verfertiger erweist. Einen großen Reinfall hat allerdings eine Fälscherbande erlitten, die günstige Konjunktur witterte, und schon vor Wochen vor der amtlich erfolgte Danziger Marken durch Überdrucken deutscher Postwertzeichen fabrizierte und, wie verlautet, über Stettin in Berlin und anderswo als Original zu vertreiben versuchte. Nur passierte ihr dabei das kleine Missgeschick, dass sie als Aufdruck „Freistaat Danzig“ (statt nur Danzig) setzen ließ, so dass der plumpe Betrug nun leicht dem leichtgläubigen deutschen Sammler offenbar wird.

Die Reichsdruckerei, gegenwärtig mit dem Druck der neuen deutschen Reichsmarken die im Juli erscheinen sollen, ungemein in Anspruch genommen, hat  noch nicht alle bestellten Marken nach Danzig liefern können, was u.a. auch darauf zurückzuführen ist, dass für dort beabsichtigten

neuen Danziger Wert zu 4 Mk., der in Deutschland bisher überhaupt nicht bestand, eine technisch abweichende Ausführung in Frage kommt. Die bisher bestellten und größtenteils (bis auf die 40 Pf.. 1,50, 3 und 4 Mk.) bereits zur Ablieferung gekommenen Werte sollen,  wie man uns mittelt, folgende Auflagenhöhe haben: 5 Pf (2 Mill.); 10 und 15 Pf. (10 Mill.); 40 Pf. (12 Mill.?); 50 Pf. (1 Mill.); 1, 1,25, 2 Mk. je 300 000 und 2,50, 3, 4 und 5 Mk je 200 000 Stück. Das schließt natürlich nachträgliche Bestellungen nicht aus, da der Bedarf allein für Sammlerwünsche ein ganz gewaltiger ist. Einzelne Werte dürften aber vielleicht bei Neulieferungen dann schon in neuen Grundtönen aus Berlin kommen, da beispielsweise die deutschen Marken zu 10, 20 und 40 Pf. den Berliner Vereinbarungen zu folge ihre Farbei in grün, rot und blau verändern müssen.

Die Danziger Marke

Keine Übertreibung: Seit Monaten hat die Sammlerwelt mit fieberhafter Spannung der immer wieder verzögerten Ausgabe eigener Danziger Freistaatmarken entgegengesehen. Nun, da mit für ihr Erscheinen den 14 Juni als Eröffnungstag der Verfassungsgebender Versammlung gewählt hat kommt dieser Erstausgabe neben philatelistischen auch eine gesteigerter historischen Bedeutung z.

Es fällt schwer, die nötige Begeisterung für einen „Geburtstagsartikel“ aufzubringen, wenn man im Antlitz eines Spätgeborenen nur die grämlichen Züge betagter Eltern wieder zuerkennen vermeint.  Die gepanzerte und gekrönte Matrone „Germania“. Die wahrscheinlich ohne Krieg und Revolution in fünf Jahren im Deutschen Reich ihre Silberhochzeit hätte feiern können, gewann nicht gerade an  abgeklärter Altersschönheit, da man sie jetzt kurz nach ihrem Scheidungsprozeß vom 10.Januar noch einmal mit Danzig zum Traualter führte.

Die bedruckte Germania in Brüssel und Bukarest war eine ebenso unsympatische Errungenschaft der Kriegszeit wie die bedrückte Germania in Allenstein und Saarbrücken, und nun auch im alten Danzig. Wenn eine neue Gedania-Briefmarke jetzt schon zur Welt kommen musste, hätten wir ihr eine Gewandung von ausgeprägter lokaler Färbung gewünscht und nicht die stereotype Mode Berliner Reichsdruckerei. Die Kreuze, die Danzig seit alters her im Wappen trug, das Kreuz des Leidens, dünkt mich, aber auch das Glaubenskreuz der Hoffnung, mit der goldenen Krone des Lebens darüber, hätten besser in die Zeit gepasst. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, wenn erst die Pariser Ärzte die Konstitution des Säuglings für genug gefestigt erklärt haben., um ganz auf eigenen Füßen stehen zu können. Erprobte Künstler habe schon das Habit für die neue, endgültige Freistaatmarke in Auftrag und in Arbeit: Wappenmuster für die niedrigen Werte, Bildermarken für die Markwerte.

Inzwischen wird unser Danziger Geburtstagskind vielleicht noch einmal die Farbe wechseln müssen, nicht aus Verlegenheit über seine Frühgeburt, sondern weil es der Berliner Weltpostverein (besteht er wirklich noch) so will. Denn auch die deutschen Werte zu 10, 30 und 40 Pfennig, die Danzig noch vorläufig benützt, werden sich über die Germania nicht noch einmal grün, rot und blau ärgern müssen, ehe die steigende Valuta ihnen Anschaffung einer neuen eleganteren Gesellschaft-toilette ermöglicht.

Im Scherz bemerkte gestern jemand, Danzigs Einwohnerzahl wäre endlich seit dem 14. Juni in zwei großen, gleich starken Parteien organisiert; nämlich in Briefmarkensammler und „Nichtsammler“.

50 Prozent Briefmarkensammler mag es am ersten Sitzungstage der Verfassungsgebenden  Versammlung vielleicht gegeben haben, wenn man nur nach den Kommentaren urteilen wollte, die so auf den hiesigen Postämtern zu hören waren. Diese Zahl wird natürlich wieder etwas zusammen-schmelzen in den kommenden Tagen, da Wald und See mehr locken, als das Briefmarkenalbum. Aber das rege Interesse an der Philatelie hat sich in Danzig doch schon ganz aus sich allein heraus ein viel zu solide Grundlage geschaffen, auf der weiter gebaut werden kann, bis eine große interna-tionale Zentralstelle errichtet ist, zu der auch die „Danziger Zeitung“ in ihrer neuen Beilage Bausteine beitragen will.

Die wahre Danziger Briefmarke haben wir noch nicht, aber auch darauf werden wir wohl bis zum Herbst warten müssen, wie auch für manches andere. Aber Freunde hat selbst unser primitives Danziger „Provisorium“ schon in der ganzen Welt gefunden, was die hiesigen Telegrafenämter bezeugen können. Und wenn die endgültige echte Freistaatmarke im Herbst vielleicht erscheint, hoffen wir von ihr mit größerer Berechtigung behaupten zu können, was einst der Robinson Verfasser Defoe vom Engländer sagte:

„A true-born Englishman’s contradiction

A metaphor, intended to express

A man akin to all she universe“

d.h. auf unsere Danziger Briefmarke zugeschnitten:

Die erste Danzig-Marke ist ein Widerspruch.

Ein Metaphor. Das mir bezeichnen will.

Die „Marke“, die beliebt im ganzen Weltall ist! G.O.K.

Danzig